Tourentyp | |
Lat | |
Lon | |
Mitreisende | |
Land: Norwegen
Reisezeit: Zweite Augusthälfte 2011
Region/Kontinent: Skandinavien- Nordeuropa
Vom Glomfjord nach Lønsdal. (Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark)
Prolog
Die Pläne zu dieser Tour gehen ca. 1 ½ Jahre zurück. Seit ich die Reiseberichte von Ari und Mo667 gelesen hatte, war mir klar: Da muss ich hin und meine bessere Hälfte war schnell überzeugt. Ein in Deutschland eher unbekannter Nationalpark in Norwegen mit sehr abwechselungsreicher Landschaft, das klang verlockend. Das mit Otto Stover ein sehr hilfsbereiter Einheimischer im Forum präsent ist, erwies sich als zusätzliches Plus. Die Ergebnisse der Literatur-, Internet und Kartenrecherche fallen doch um einiges dünner aus, als bei Klassikern wie Rondane oder Hardangervidda. Wir hatten 10 Tage Zeit und Otto empfahl uns eine West-Ost-Querung von der Küste bis zur Bahnlinie Bodø-Trondheim, die wir schließlich auch realisierten.
Die Monate gingen ins Land, auf unserer Frühjahrstour in der Türkei konnte einiges an neuer Ausrüstung, unter anderem das neue Zelt, zur Zufriedenheit getestet werden und der Reisebericht von Barleybreeder fachte unsere Vorfreude genau zum richtigen Zeitpunkt erneut an. Die beim BOT in Bodø erhältliche, aus zwei Teilen bestehende, Karte im Maßstab 1:75000 wurde rasend schnell geliefert, die aus Kanada georderten Bugshirts trafen hingegen erst nach der Reise bei uns ein, müssen sich also erst bei der nächsten Tour bewähren. Glücklicherweise hatten wir wenig Probleme mit Mücken, wie auch überhaupt Glück mit dem Wetter und insgesamt eine traumhafte Tour. Müsste ich ein Wort wählen, um den Charakter zu beschreiben, wäre es „abwechslungsreich“. Das betrifft vor allem die Landschaft, tatsächlich führt einen die West-Ost-Achse jeden Tag durch eine andere Landschaft, teilweise wechselt das Terrain sogar mehrmals täglich. Der Preis dafür sind zahlreiche Höhenzüge, die man überqueren muss. Wirklich ein großartiges Erlebnis - auch wenn die Tour am Anfang auf der Kippe stand durch Probleme, die wir gar nicht auf der Rechnung hatten.
Wir hoffen, mit dem Reisebericht ein bisschen unsere Freude nachfühlbar zu machen und auch Danke zu sagen für die wiedermal vielen hilfreichen Tips aus dem Forum, insbesondere ein dickes Dankeschön an Otto.
Packtag
Das Packen war wie immer sehr anstrengend. Obwohl wie eigentlich dachten, gut in der Zeit zu sein, dauerte der Kleinkram wieder endlos. Aus Zeitgründen ließen wir das geplante Mittagessen weg und ich hatte abends heftige Durchfälle und Kreislaufprobleme, was wohl auch mit dem Kilo Pflaumen zusammen hängen könnte, das ich mir während des Packens reingepfiffen hatte.
Irgendwann sind wir dann aber doch im Bett, alles ist verstaut und doppelt und dreifach gecheckt. Mein Rucksack wiegt knapp 20 Kg, der meiner Frau 18 Kg, davon pro Person ca. 6 Kilo Essen und Brennstoff. Das ist nicht wirklich leicht, aber war jederzeit von uns gut zu tragen. Eine Tor-tur wurde aus der Tour nie, im Gegenteil. Und gegenüber der groben Planungspackliste vor einem Jahr hatten wir gut 3 Kilo eingespaart.
Sonntag, 14.08 Berlin – Oslo - Bodø
Morgens um fünf rappelte der Wecker, aber die Vorfreude katapultierte uns förmlich aus dem Bett. Als wir dann losstiefelten, gabs dennoch von meinen Hüftmuskeln die eine oder andere Bemerkung, ob ich denn völlig bescheuert sei (frei übersetzt!). Etwas Einlaufen mit dem Gewicht war dann doch notwendig. Nach problemlosem Einchecken in Berlin-Schönefeld brachte uns Norwegian ohne besonderes Vorkommnis nach Oslo. Berlin ließen wir zu diesem Zeitpunkt gerne hinter uns.

Es gab soviel Freundlichkeit des Personals, wie es Zeitungen, Trinken und Essen nicht gab. Zumindest nicht, ohne dafür zu bezahlen.
In Oslo war dann die Hölle los, Ferienende in Norwegen. Die eine Stunde Aufenthalt verbrachten wir am Check-In und später am Sperrgepäckschalter, weil wir das Gepäck dem Zoll vorführen mussten. Dennoch schien alles glatt zu gehen und die aktuelle Wetterlage in Bodø hob unsere Laune nochmal beträchtlich.

Weiterflug dann nach kurzer Startverzögerung problemlos. Bei traumhaften Sommerwetter landeten wir in Bodø. Wenn jetzt mein Rucksack noch da gewesen wäre, hätte es keinen Grund zur Klage gegeben. Aber alles Bangen half nichts, er war nicht da. (Meine Frau konnte mich knapp davon abhalten, über das Gepäckband durch die Luke zu krabbeln, um zu suchen...).
Ich muss ziemlich bedröppelt ausgesehen haben, als das Gepäckband anhielt und ich da so einsam rumstand. Am Serviceschalter wurde meine Vermisstmeldung sehr gelassen ( ich fands unmotiviert...) aufgenommen und versichert, binnen Stunden oder spätestens Morgen früh würde sich der Rucksack schon anfinden. Wer das schon einmal erlebt hat, kann wahrscheinlich nachempfinden, wie es uns ging. Abgesehen davon, dass meine Ausrüstung mittlerweile nahe an die 4000€ rankommt, übten wir uns im Durchspielen von Worst-Case-Szenarien, die meist den Abbruch des Urlaubes als Endpunkt hatten.
Aber da Zetern einen bekanntlich nicht weiter bringt, wollten wir erstmal schnellstens da weg und in unser Hostel, total genervt nahmen wir einfach das nächstbeste Taxi. Nicht die cleverste Entscheidung, vom Flughafen zum Hostel läuft man auch mit schwerem Gepäck nur knapp 20 Minuten.
Wir hatten für die erste und die letzte Nacht ein Zimmer im Bodø Vandrerhjem Hostel reserviert, das im Bahnhofsgebäude untergebracht ist.

Das ist praktisch, die Einrichtung der Zimmer ist es ebenfalls und erinnert nicht nur entfernt an eine Justizvollzugsanstalt, kostet trotzdem über 100€ - wir sind endlich in Norwegen angekommen.
Aber Komfort hatten wir auch nicht erwartet, und das Personal ist sehr nett und alles ist sauber. Wir beschließen, unser Gepäckproblem so gut es geht zu verdrängen und unseren Aufenthalt zu genießen und starten einen Erkundungsbummel durch Bodø. Es ist eine nette kleine Stadt, insgesamt nicht wirklich malerisch, aber mit netten Ecken. Highlight ist für uns die Meerseite und wir schlendern ausgiebig durch das Hafenareal.

Die Bucht ist von schönen Felsen umgeben, es riecht nach Meer und das Licht ist bereits am späten Nachmittag unglaublich warm.


Wir erkunden sodann die weitere Infrastruktur. Das Bodø gefühlt pro Einwohner einen Friseurladen hat, ist auffällig, interessiert uns aber weniger als die drei gut bestückten Outdoorläden, die sich innerhalb von nicht mal 200 Metern um das neue moderne Einkaufszentrum gruppieren. Wir stärken uns etwas bei Burger King und gewöhnen uns auch so langsam an die norwegischen Preise. Leider wird uns dabei wieder klar, wie beschränkt unsere Alternativen sind, sollte sich der Rucksack nicht wieder anfinden. Wie öfters an diesem Tag kommt wieder etwas Trübsal auf. Dem müssen wir begegnen und beschließen, noch einen Abendspaziergang zum Hafen zu machen.
Die Lichtstimmung muntert uns wieder auf und wir verbringen noch einen entspannten Abend am Peer sitzend.



Mit mittelmäßiger Stimmung ziehen wir uns in unsere Zelle zurück und schauen noch kurz, was das norwegische Fernsehen zu bieten hat. „Viking-Games“ (sowas wie „The Strongest Norwegians alive“) und norwegische Leichtathletikmeisterschaften. Irgendwann schlafen wir ein und die Hoffnung stirbt zuletzt.
Montag, 15.08 Bodø
Die Sonne grüßt uns grell an diesem Morgen durchs Fenster, es ist verdammt früh hell. Blick aufs Handy: Noch keine Nachricht, i hate mondays!
Ich bin eigentlich Berufspessimist, aber da Anke schon überlegt, wie man den Rückflug umbuchen kann, springe ich über meinen Schatten und verbreite Hoffnung und gute Laune. Zumindest ist das Frühstück im benachbarten Café wirklich gut, große Auswahl. Leider bringe ich keine größeren Mengen Fisch am Morgen runter und kann so nur einen der vielen angebotenen Fischsalate kosten, aber der war zumindest gut. Nur mit dem Karamelkäse werde ich nicht warm.
Da ich mich nicht auf Diskussionen am Telefon einlassen will, laufen wir zum Flughafen. Vorbei geht’s an einer moderneren Kirche und dann durch eine Gartensiedlung.

Sind ja nur 15 Minuten. Um es nicht unnötig in die Länge zu ziehen. Nein, Gepäck nicht da. Ah, gefunden in Oslo. Aber die grüne Sporttasche sei voll mit Fleisch. Ach, es sei ein grauer Rucksack ? Nun, um 11:00 komme die nächste Maschine aus Oslo, da sei es bestimmt drinnen. Nein, doch nicht. Hotline anrufen ? Hotline anrufen! Mitarbeiterin spricht für norwegische Verhältnisse erstaunlich schlecht englisch. Entschädigung minimal, Hotelübernachtung zusätzlich wird nicht übernommen ? Knapp 1300€ Gesamthaftung für das Gepäck, bei mir ist fast das Ddreifache an Wert drinnen. Nochmals genauer beschrieben, morgen sei es aber bestimmt da. Kopf → Tischkante. Stimmung Untergeschoß.
Im Hostel angekommen bewahrheitet sich zudem, dass die für heute ausgebucht sind, wir müssen also raus. Die Touristeninformation ist bemüht aber wenig hilfreich, wir suchen auf eigene Faust und erwählen Bodø - Hotel als neues Domizil. Eine gute Wahl, wie wir feststellen. Das Inventar des Hotels hat seine besten Zeiten hinter sich, aber es ist sauber und die Mitarbeiter extrem nett und hilfreich, bieten sogar an, morgen mal für uns zu telefonieren um von Muttersprachler zu Muttersprachler den Ernst der Lage zu erklären. Zudem ist das Zimmer mit 900 NOK fast ein Schnäppchen.
Was nun tun ? Wir treffen die gute Entscheidung für eine Bootstour, um sowas wie Urlaubsstimmung aufkommen zu lassen. Eine kurze Beratung in der Touristeninformation ergibt den Tipp für eine um 16:00 Uhr startende 2 ½ stündige Rundtour über die Inseln in der Umgebung..
Die Zeit überbrücken wir durch Klamottenkauf. Ich habe nur ein 200er Merinoshirt an, Kurzarm was schon gestern abends empfindlich kalt war, auf dem Schiff aber würde es richtig unangenehm werden. In einem der Läden erstehe ich eine neue Arc´teryx-Softshell, die ich ohnehin schon seit einigen Monaten im Blick hatte.
War halt eine echte Notsituation! 
Am Hafen dann nochmal kurz vor Tourstart seelischer Tiefgang: Wir schauen „unserem“ Expressboot hinterher, das uns heute eigentlich nach Øernes bringen sollte, um die Tour zu starten. Dann geht’s aber schon los und glücklicherweise blasen der Wind und die salzige Meeresluft die trübsalige Stimmung schnell davon.


Wir halten an vielen kleinen Inseln, Passagiere steigen aus und zu, Ladegut wird verschifft, die Boote werden vielseitig genutzt. Das Licht zaubert bizarre Stimmungen und versöhnt uns mit der Situation, endlich kommt wieder sowas wie Urlaubsstimmung auf.



Dann kehren wir nach Bodø zurück. Abends gibt’s noch Pizza und Regen, was mich optimistisch stimmt. So ist es meist bei unseren Tourstarts, vielleicht geht ja morgen was.
Dienstag, 16.08 Bodø – Fykanvatnet
Nachts hatte es viel geregnet. Ich werde mit gutem Gefühl wach und Bingo, die ersehnte sms ist da: „We have your Bag in Bodø, call for info“. 30 Minuten später hatte ich dann endlich den Rucksack wieder und einige Bange Minuten später stand fest: Alles vollständig, nix beschädigt. Man muß das erlebt haben, um nachvollziehen zu können, welchem Stimmungswechsel wir jetzt ausgesetzt waren.
Und wir genossen es. Vormittags kurze Einkaufstour (Gas, Feuerzeuge und die Bahntickets für die Rückreise aus Lønsdal am Tourende) und als Belohnung gönnten wir uns ein Essen im empfehlenswerten Restaurant Bjørk und genießen vorläufig letztmals wesentliche Errungenschaften der westlichen Kultur.


Dann geht’s los. Um von Bodø zum Glomfjord, genauer nach Fykan zu kommen, bestehen mindestens 3 Möglichkeiten. Zur Dämmerung kann man morgens mit dem Hurtigrouten-Dampfer losgondeln, am Morgen oder am frühen Nachmittag den Bus oder am späteren Nachmittag das Expressboot wählen.
Wir entschieden uns für die letzte Alternative.

Der Katamaran ist deutlich größer als gestern und bringt uns mit viel Power in ca. 1 ½ Stunden nach Øernes. Eine schöne Tour, angesichts des regnerischen Wetters bleiben wir aber lieber unter Deck. Leider sind wir so von Vorfreude erfüllt, dass wir versäumen, auf der Fähre bescheid zu geben, dass wir in Øernes eigentlich den Bus nach Fykan nehmen wollen. Man hätte dann wohl telefoniert und so hätten wir Ihn nicht um 4 Minuten verpasst.
So stehen wir kurz etwas ratlos zwischen den paar Häusern und finden dann ein Taxi, das uns nach Fykan bringt. Die Fahrerin stellt bei 400 NOK den Tachometer aus und gegen halb sieben stehen wir in Fykan, und feiern unseren Tourstart.

Das Wetter ist so schlecht wie unsere Stimmung gut ist, die kann jetzt erstmal nix erschüttern, schlechtes Wetter schon gar nicht. In leichtem Nieselregen laufen wir am Ufer des Fykanvatnet entlang und sehen schließlich erstmals die Stufen, die wir morgen hoch zum unteren Navarvatnet aufsteigen werden.
Daneben donnert ein Wasserfall ohrenbetäubend ins Tal.

Wir inspizieren noch schnell die offenbar intakte Seilbahn, es sind aber keine Abfahrzeiten auszumachen – und wir sind ja keine Cheater. Wir zelten schließlich wenig idyllisch am Rande eines (leeren) Parkplatzes, das gesamte übrige Areal ist wenig eben und stark mit Dickicht bewachsen. Nur Wasser gibt es, wie auf der gesamten Tour, im Überfluss. Wir futtern unser erstes Real Turmat und noch einen süßen Moment und verkriechen uns schließlich in den Schlafsack. Endlich die erste Nacht im Zelt, endlich Urlaub.
Mittwoch, 17.08 Fykanvatnet – Sandvatnet
Gegen 5:00 Uhr wache ich das erste mal auf. Zum monotonen Donnern des Wasserfalls trommelt zusätzlich Regen aufs Zelt. Die Geräusche fließenden Wassers werden uns die gesamte Tour in den Nächten Begleiten, mal leise plätschernd, mal laut rauschend. Anke schläft noch tief und fest und auch ich drehe mich nochmal um. Um 7:00 Uhr krieche ich dann aus dem Schlafsack, um Wasser zu lassen und danach gleich neues zu holen, die nächste Quelle ist doch etwas entfernt. Belohnt werde ich mit einem atemberaubenden Blick auf den sich langsam lichtenden Nebel über dem Fykanvatnet:

Wir frühstücken unser Müsli und wärmen und mit einem Tee, bis uns ein Regenschauer wieder ins Zelt treibt. Also beginnen wir schon mal, drinnen unsere Sachen zusammenzupacken. Wie immer dauert das alles am Beginn der Tour noch gefühlt viel zu lange. Dass wir erst um halb zwölf loskommen, ist aber dem Wetter geschuldet. Bald klart es auf und wir gehen die erste Herausforderung der Tour an, die bereits im Jahre 1915 gebaute Holztreppe, die hoch ins Gebirge zum unteren Navarvatnet führt. Zunächst nutzen wir die Hängebrücke über den ordentlich strömenden Fykanaga.

Dann führt ein teilweise schon ziemlich anspruchsvoller, weil noch sehr nass und glitschiger, Weg zu den Stufen. Er ist teilweise so steil, dass wir uns mit unserem schweren Gepäck gerne am vorhandenen Seil den Hang hochziehen müssen
( hier Perspektivisch wirklich unglaublich verzerrt das steilste Stück...)

Am Fuße der Stufen setze ich nochmal kurz meinen Rucksack ab, und stelle zu meinem Entsetzen fest, dass sich eine der Schrauben gelöst hat, die Hüftgurt und Tragegestell verbinden. Ich ziehe sie wieder fest und kontrolliere sie vorerst bei jeder Rast, muss mir das nochmal in Ruhe später anschauen. Dann gehen wir die Stufen an.


Teilweise ist es so steil, wie eine Leiter, aber immer gut gesichert und man schafft so 500Hm in weniger als einer halben Stunde und hat einen tollen Blick über das ganze Areal, inklusive unseres gestrigen Startpunktes und des Zelt(Park)platzes.

Meine Oberschenkel stimmen in den Jubel meines lymbischen Systems nur bedingt ein, aber es wird dann landschaftlich doch immer großartiger. Oben kommt die Sonne raus und die Landschaft empfängt uns mit einem bunten Farbpottpouri.


Wir beschließen Rast zu machen, was Gehirn und Oberschenkel sogleich versöhnt. Während wir genüsslich die Sonnebrillen rausholen und gutgelaunt unseren OatSnack mampfen, wird mir schlagartig klar, warum es so anstrengend war, den Rucksack die Stufen raufzutragen. Ein Blinder Passagier hatte sich unbemerkt eingeschlichen:

Zwischen ein paar privaten Hütten finden wir dann zunächst nicht den Anfang des Weges, dann aber irgendwie doch und wählen die direkt am Navarvatnet verlaufende Variante. Der schmale Pfad ist stellenweise ziemlich überwuchert und bringt auch einige Mini-Klettereinlagen. So ganz im Tritt sind wir noch nicht, aber es geht voran und allmählich schwinden die letzten Anzeichen von Zivilisation, Hochspannungsleitungen wie auch private Hütten.
Der Weg führt dann (wie fast immer) sehr gut markiert über platte Felsflächen.

Es weht hier ein sehr kräftiges Lüftchen
und wir müssen lachen, als wir uns genauer betrachten: alles glitzert, wir sind sozusagen ebenfalls gesandstrahlt mit feinem Quarztstaub.
Zwischen kleineren Seen und den zu erahnenden Ausläufern der gewaltigen Storglomvatnet laufen wir weiter und genießen angesichts der wunderbaren Landschaft den uns ins Gesicht beißenden Wind. In nicht wirklich zu fassender Zeit hat er vermutlich diese Felsen zu skurilen Formen abgeschliffen:

Der steigenden Begeisterung gesellt sich die Sorge nach einem vertretbaren Zeltplatz angesichts der Windverhältnisse hinzu. Wir beschließen, am östlichen Ende des Sandvatnet unser Glück zu versuchen und richtig: Hier finden wir eine nicht so windexponierte Senke, nicht weit ein Zufluss mit Frischwasser und mit einiger Mühe (Moos und viel Fels) sind sogar die Zeltheringe fest versenkt. Das nächste größere Schneefeld ist nicht mal 100 Meter entfernt. Ich gebe mir angesichts des Windes wirklich Mühe, das Zelt gut abzuspannen, dann ist Abendessen mit Seeblick angesagt und kurz danach Schlafen. Wir sind doch mächtig kaputt, aber boah eh, was für eine Landschaft, in der wir hier poofen!
Donnerstag, 18.08 Sandvatnet – Kvitsteindalsgammen – Glomdalen
Die ganze Nacht konkurierten Regen und Wind um das dominierende Geräusch am Zelt, letzterer war immerhin so heftig, dass wir trotz des Regens keinerlei Kondens hatten. Es ist zunächst diesig, dann kommt die Sonne raus und wir frühstücken mit Seeblick.

Endlich gelingt es mir auch, ein Foto von unserem Nachbarn zu machen:

So ein Hermelin (?) ist wirklich pfeilschnell. Der Platz hingegen ist so schön, das wir noch etwas trödeln. Anke wäscht sich trotz heftigem Wind tapfer die Haare, bevor wir aufbrechen. Überall blüht die Landschaft.


Ab jetzt geht es es praktisch immer hoch und runter, bis zum Ende der Tour wird sich das nicht ändern, die Höhenmeter sind auf diese Weise eigentlich kaum zu fassen, denn selbst wenn die Karte keine Höhenunterschiede ausmacht, ist man innerhalb der Äquidistanz immer wieder 10-20 Meter hoch und wieder runter gekrabbelt. Wird also nie langweilig und machte wirklich Spaß.
Hinter der ersten Hügelkette weitet sich dann die Landschaft nochmal deutlich

und gibt den Blick frei auf die dominierenden Elemente des heutigen Tages: Die Ausläufer des Storglomvatnet und den Svartisengletscher.


Wir sind nachhaltig beeindruckt von der Landschaft und dem Klima. Die Luft ist großartig, wir genießen (noch)
jede Windböhe, die uns ins Gesicht bläst. Es ist zwar etwas bedeckt, aber trocken. Ideales Wanderwetter. Kurze Zeit später erreichen wir die im weiten Tal liegende Kvisteindalsgammen.

Wir nutzen die kleine, aber voll ausgestattete, Schutzhütte nach samischer Bauart als Windschutz für eine Pause, idyllisch gelegen mit dem Panoramablick auf die Gletscherzungen, der uns schon den ganzen Tag begleitet. Wir wollen aber heute noch weiter und wählen aus den zwei Alternativen den südlicheren Weg, der flacher aber länger durchs Glomdalen führt. Otto hatte uns diesen auch wegen der bei gutem Wetter möglichen Sicht auf den Gletscher geraten und wir wurden auch nicht enttäuscht. Zunächst wird dann die Landschaft erstmal etwas wilder und schroffer.

Dann führt der Weg weiter am See entlang und in der Tat bekommen wir nochmal einen Hammerblick auf die Svartisenausläufer. Wir stehen mehrere Minuten ganz stumm und betrachten die kolossale Kulisse.

Der Anblick der riesigen Gletscherzungen, die jenseits unserer Zeitwahrnehmung in den Stoglomvatnet fließen, werde ich sicher nie vergessen.

Unser Weg führt dann ins Glomdalen, dessen dominierende Struktur der Fluss Glomåga ist und der mal kräftig dahinströmt wie auch sich derart weitet, dass ein sumpfiges Tal entsteht.


Uns jedenfalls wird er heute und morgen zum treuen Begleiter. Wir werden mal über, mal neben - und auch oft in ihm laufen.
Zunächst müssen wir aber, eher hoch im Tal, unzählige kleine Flussläufe queren, das Steingehüpfe geschieht noch nicht wirklich routiniert, wir werden aber bis zum Ende der Tour noch gewaltig Übung darin bekommen. Die feuchte Umgebung bringt auch einiges an Mücken mit sich, die wir aber mit ein paar Spritzern DEET auf Distanz halten können.
Dann beginnt es zu regnen, erst wenig, dann nachhaltiger. Wir machen Tempo und finden schließlich, leicht erhöht einen schönen Zeltplatz, viel Auswahl an erhöhten ebenen trockenen Flächen ist auch nicht. Aber wir haben schönen Überblick übers Tal und können noch einmal dem Gletscher winken.

Das Zelt wird erstmal nur provisiorisch aufgebaut und wir stärken uns mit Trekkingkeksen und Pemikan. Boah, ist das lecker, wenn man müde und kaputt und hungrig ist. Ich gehe dann tapfer nochmal raus und spanne das Zelt sturmfest ab, die Böhen die hier durchgehen, sind wieder nicht ohne. Anke macht es derweil innen gemütlich und irgendwann bin ich auch fertig und kann mich aus der Goretexmontour pellen. Ich schmeiße zum ersten Mal den Jetboil im Zelt an und wir lassen es uns richtig gutgehen. Den Tag beschließt unser 15 Jahre alter Malt, der uns endgültig in komatösen Schlaf schickt.
Freitag, 19.08 Glomdalen – Gråtådalstua – Glimmerfjellet
Das Geräusch von Regen begleitete uns die ganze Nacht. Es gibt ja fast nichts einladenderes, als aufs Zeltdach trommelnder Regen, um sich im Schlafsack nochmal umzudrehen – taten wir dann auch. Irgendwann forderten dann aber Nüsse und Real Turmat ihren Tribut
und ich mußte mal für die ganz großen Trekker.
Mittlerweile nieselte es nur noch, wie ich feststellte, aber der Himmel, gerade nach Osten hin war doch ziemlich duster.

Wir zogen es deshalb erneut vor, den Jetboil in der Apsis anzuwerfen und unser Teechen im Zelt bzw. im warmen Schlafsack zu genießen und eine weitere Regenhusche abzuwarten.
Der Laune tut das aber keinen Abbruch. Wir beschließen, Außen- und Innenzelt getrennt abzubauen und einfach mal bis zur Gråtådalstua zu wandern und notfalls die Hütte zu nutzen, sollte der Tag allzu nass werden. Durch das Aussitzen des Regens ist es mittlerweile fast Mittag, also machen wir Tempo und kommen auch zunächst gut voran, erreichen nach kurzer Zeit eine in der Karte eingezeichnete Furt.

Diese ist, wie alle anderen auf der Strecke (zumindest bei unserem Wasserstand) problemlos. Zu tief für die Stiefel, aber keine starke Strömung. Langsam klart sogar der Himmel auf und die Sonne kommt raus.

Der Blick nach vorne zeigt nun aber an, dass es nicht mehr so schnell voran gehen wird, uns erwartet sumpfiges Gelände.

Kleine Inseln mit trockenen Kanälen dazwischen zeigen an, dass wir eher eine trocknere Zeit erwischt zu haben scheinen, dennoch wird es ab sofort anstrengend und ziemlich langsam. Können wir zunächst noch von Grasinsel zu Grasinsel springen oder auch von Fels zu Fels, kommen doch immer wieder zu tiefe und zu breite Wasserkanäle und Sumpfflächen. Nach dem fünften mal Schuhe an und wieder ausziehen in 2 Stunden beschließen wir einfach, die Crocs anzulassen und watscheln ab sofort mit schmatzenden Geräuschen durch die Landschaft. Dabei bewährt sich, dass wir Neoprensocken mitgenommen haben.


Irgendwann haben wir dann die feuchtesten Abschnitte hinter uns gelassen und dabei ein ums andere mal über die großartige Landschaft gestaunt.

Es bleibt bedeckt, die Sonne scheint aber immer wieder durch, übers Wetter können wir uns nicht beklagen. Als Am Horizont erstmals die Gråtådalstua zu sehen ist, machen wir nochmal eine Rast und stärken uns für den Endspurt,


Es geht dann hoch am Hang weiter, teils recht steil aber immerhin ist es trocken. Bis wir die Hütten erreichen, dauert es noch länger als wir gedacht haben, an die Entfernungen und die ungewohnte Sichtweite müssen wir uns noch gewöhnen. Schließlich erreichen wir die idyllisch gelegene Gråtådalstua.

In der Hütte ist bereits ein Niederländisch-dänisches Pärchen abgestiegen (Es sollte das einzige Mal bleiben, dass wir an einer Hütte jemanden getroffen haben...). Er kommt uns bereits mit Angel bewaffnet entgegen und erkundigt sich nach den Flussverhältnissen, weil er noch was fürs Abendessen fangen möchte. Leider können wir nicht mit der Beschreibung von wirklich idealen Angelverhältnissen dienen, weil die Strömung eher stärker wird. In der Hütte treffen wir die Freundin des Anglers, die dort bei geschätzten 40 Grad Raumtemperatur sich und die Sachen der beiden trocknet
. Klar, die beiden hatten leider das miese Wetter voll erwischt, dass wir heute morgen in den Bergen gesehen hatten. Obwohl in der Hütte noch dicke Platz (mehrere Schlafräume) gewesen wäre (Die andere Hütte gehört dem Anglerverein, laut Karte verschlossen, laut Otto vermutlich doch meistens offen...), gehen wir lieber weiter. Die Hütte ist uns schlicht zu überheizt und wir sind ja auch nicht nass und denken, dass unser Zelt schnell im Wind trocknen wird.
Also wandern wir noch ca. eine Stunde weiter ins Glimmerfjellet. Einen Zeltplatz zu finden ist gar nicht so einfach. Wasser und grandiose Aussicht gibt es zu hauf, das Tal ist im Norden durch, hier wieder grün bewachsene, steile Felswände begrenzt, gekrönt von einem Gletscher, dem für uns ziemlich unaussprechlichen Simlebreen Váhčanjohjiehkki. Wir scheuchen auf dem Weg jetzt vermehrt Lemminge auf.

Die Zeit zur Zeltplatzsuche nutzen wir schließlich, um ordentlich Blaubeeren zu pflücken. Dabei lernen wir erstmals eine Spezies der Fjellvögel kennen, die wir ab sofort nur noch die „nervenden Tuter“ nennen. Kleine Vögel, die stundenlang neben einem her fliegen und im Musikunterricht nicht über die Prime hinausgekommen sind.
Schließlich finden wir eine zwar doch recht schräge, aber halbwegs ebene und windgeschützte Fläche für unser Zelt. Nachdem ich es sorgfältig abgespannt und einige Steine zusammengeschleppt habe, hört der Wind dann auch auf.
Wenn wir ganz vorne an den Hang treten, können wir sogar noch eine Ecke der entfernten Gråtådalstua sehen. Wir sind aber sehr zufrieden mit unserer Wahl hier, die Aussicht ist einfach zu schön. Bald zieht dann Nebel auf und wir verkriechen uns ins Zelt und in die warmen Schlafsäcke. Das Abendessen krönt Süßer Moment „Grießbrei“ mit selbstgepflückten Blaubeeren. Schmeckt einfach Bombe. Nachdem meine Frau dann die gute Idee hat, Klamotten als Rollbremse unter unsere doch recht schrägen Isomatten zu legen, können wir auch bequem einschlafen.
Unseren Weg, also die südliche längere Variante von Kvitsteindalsgammen zur Gråtådalstua kann man sicher auch an einem Tag gut schaffen, sollte aber früh losgehen, weil die sumpfigen Teile doch viel Zeit kosten können.
Wird fortgesetzt...
Reisezeit: Zweite Augusthälfte 2011
Region/Kontinent: Skandinavien- Nordeuropa
Vom Glomfjord nach Lønsdal. (Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark)
Prolog
Die Pläne zu dieser Tour gehen ca. 1 ½ Jahre zurück. Seit ich die Reiseberichte von Ari und Mo667 gelesen hatte, war mir klar: Da muss ich hin und meine bessere Hälfte war schnell überzeugt. Ein in Deutschland eher unbekannter Nationalpark in Norwegen mit sehr abwechselungsreicher Landschaft, das klang verlockend. Das mit Otto Stover ein sehr hilfsbereiter Einheimischer im Forum präsent ist, erwies sich als zusätzliches Plus. Die Ergebnisse der Literatur-, Internet und Kartenrecherche fallen doch um einiges dünner aus, als bei Klassikern wie Rondane oder Hardangervidda. Wir hatten 10 Tage Zeit und Otto empfahl uns eine West-Ost-Querung von der Küste bis zur Bahnlinie Bodø-Trondheim, die wir schließlich auch realisierten.
Die Monate gingen ins Land, auf unserer Frühjahrstour in der Türkei konnte einiges an neuer Ausrüstung, unter anderem das neue Zelt, zur Zufriedenheit getestet werden und der Reisebericht von Barleybreeder fachte unsere Vorfreude genau zum richtigen Zeitpunkt erneut an. Die beim BOT in Bodø erhältliche, aus zwei Teilen bestehende, Karte im Maßstab 1:75000 wurde rasend schnell geliefert, die aus Kanada georderten Bugshirts trafen hingegen erst nach der Reise bei uns ein, müssen sich also erst bei der nächsten Tour bewähren. Glücklicherweise hatten wir wenig Probleme mit Mücken, wie auch überhaupt Glück mit dem Wetter und insgesamt eine traumhafte Tour. Müsste ich ein Wort wählen, um den Charakter zu beschreiben, wäre es „abwechslungsreich“. Das betrifft vor allem die Landschaft, tatsächlich führt einen die West-Ost-Achse jeden Tag durch eine andere Landschaft, teilweise wechselt das Terrain sogar mehrmals täglich. Der Preis dafür sind zahlreiche Höhenzüge, die man überqueren muss. Wirklich ein großartiges Erlebnis - auch wenn die Tour am Anfang auf der Kippe stand durch Probleme, die wir gar nicht auf der Rechnung hatten.
Wir hoffen, mit dem Reisebericht ein bisschen unsere Freude nachfühlbar zu machen und auch Danke zu sagen für die wiedermal vielen hilfreichen Tips aus dem Forum, insbesondere ein dickes Dankeschön an Otto.

Packtag
Das Packen war wie immer sehr anstrengend. Obwohl wie eigentlich dachten, gut in der Zeit zu sein, dauerte der Kleinkram wieder endlos. Aus Zeitgründen ließen wir das geplante Mittagessen weg und ich hatte abends heftige Durchfälle und Kreislaufprobleme, was wohl auch mit dem Kilo Pflaumen zusammen hängen könnte, das ich mir während des Packens reingepfiffen hatte.

Sonntag, 14.08 Berlin – Oslo - Bodø
Morgens um fünf rappelte der Wecker, aber die Vorfreude katapultierte uns förmlich aus dem Bett. Als wir dann losstiefelten, gabs dennoch von meinen Hüftmuskeln die eine oder andere Bemerkung, ob ich denn völlig bescheuert sei (frei übersetzt!). Etwas Einlaufen mit dem Gewicht war dann doch notwendig. Nach problemlosem Einchecken in Berlin-Schönefeld brachte uns Norwegian ohne besonderes Vorkommnis nach Oslo. Berlin ließen wir zu diesem Zeitpunkt gerne hinter uns.

Es gab soviel Freundlichkeit des Personals, wie es Zeitungen, Trinken und Essen nicht gab. Zumindest nicht, ohne dafür zu bezahlen.
In Oslo war dann die Hölle los, Ferienende in Norwegen. Die eine Stunde Aufenthalt verbrachten wir am Check-In und später am Sperrgepäckschalter, weil wir das Gepäck dem Zoll vorführen mussten. Dennoch schien alles glatt zu gehen und die aktuelle Wetterlage in Bodø hob unsere Laune nochmal beträchtlich.

Weiterflug dann nach kurzer Startverzögerung problemlos. Bei traumhaften Sommerwetter landeten wir in Bodø. Wenn jetzt mein Rucksack noch da gewesen wäre, hätte es keinen Grund zur Klage gegeben. Aber alles Bangen half nichts, er war nicht da. (Meine Frau konnte mich knapp davon abhalten, über das Gepäckband durch die Luke zu krabbeln, um zu suchen...).

Aber da Zetern einen bekanntlich nicht weiter bringt, wollten wir erstmal schnellstens da weg und in unser Hostel, total genervt nahmen wir einfach das nächstbeste Taxi. Nicht die cleverste Entscheidung, vom Flughafen zum Hostel läuft man auch mit schwerem Gepäck nur knapp 20 Minuten.
Wir hatten für die erste und die letzte Nacht ein Zimmer im Bodø Vandrerhjem Hostel reserviert, das im Bahnhofsgebäude untergebracht ist.

Das ist praktisch, die Einrichtung der Zimmer ist es ebenfalls und erinnert nicht nur entfernt an eine Justizvollzugsanstalt, kostet trotzdem über 100€ - wir sind endlich in Norwegen angekommen.


Die Bucht ist von schönen Felsen umgeben, es riecht nach Meer und das Licht ist bereits am späten Nachmittag unglaublich warm.


Wir erkunden sodann die weitere Infrastruktur. Das Bodø gefühlt pro Einwohner einen Friseurladen hat, ist auffällig, interessiert uns aber weniger als die drei gut bestückten Outdoorläden, die sich innerhalb von nicht mal 200 Metern um das neue moderne Einkaufszentrum gruppieren. Wir stärken uns etwas bei Burger King und gewöhnen uns auch so langsam an die norwegischen Preise. Leider wird uns dabei wieder klar, wie beschränkt unsere Alternativen sind, sollte sich der Rucksack nicht wieder anfinden. Wie öfters an diesem Tag kommt wieder etwas Trübsal auf. Dem müssen wir begegnen und beschließen, noch einen Abendspaziergang zum Hafen zu machen.
Die Lichtstimmung muntert uns wieder auf und wir verbringen noch einen entspannten Abend am Peer sitzend.



Mit mittelmäßiger Stimmung ziehen wir uns in unsere Zelle zurück und schauen noch kurz, was das norwegische Fernsehen zu bieten hat. „Viking-Games“ (sowas wie „The Strongest Norwegians alive“) und norwegische Leichtathletikmeisterschaften. Irgendwann schlafen wir ein und die Hoffnung stirbt zuletzt.
Montag, 15.08 Bodø
Die Sonne grüßt uns grell an diesem Morgen durchs Fenster, es ist verdammt früh hell. Blick aufs Handy: Noch keine Nachricht, i hate mondays!

Ich bin eigentlich Berufspessimist, aber da Anke schon überlegt, wie man den Rückflug umbuchen kann, springe ich über meinen Schatten und verbreite Hoffnung und gute Laune. Zumindest ist das Frühstück im benachbarten Café wirklich gut, große Auswahl. Leider bringe ich keine größeren Mengen Fisch am Morgen runter und kann so nur einen der vielen angebotenen Fischsalate kosten, aber der war zumindest gut. Nur mit dem Karamelkäse werde ich nicht warm.

Da ich mich nicht auf Diskussionen am Telefon einlassen will, laufen wir zum Flughafen. Vorbei geht’s an einer moderneren Kirche und dann durch eine Gartensiedlung.

Sind ja nur 15 Minuten. Um es nicht unnötig in die Länge zu ziehen. Nein, Gepäck nicht da. Ah, gefunden in Oslo. Aber die grüne Sporttasche sei voll mit Fleisch. Ach, es sei ein grauer Rucksack ? Nun, um 11:00 komme die nächste Maschine aus Oslo, da sei es bestimmt drinnen. Nein, doch nicht. Hotline anrufen ? Hotline anrufen! Mitarbeiterin spricht für norwegische Verhältnisse erstaunlich schlecht englisch. Entschädigung minimal, Hotelübernachtung zusätzlich wird nicht übernommen ? Knapp 1300€ Gesamthaftung für das Gepäck, bei mir ist fast das Ddreifache an Wert drinnen. Nochmals genauer beschrieben, morgen sei es aber bestimmt da. Kopf → Tischkante. Stimmung Untergeschoß.

Im Hostel angekommen bewahrheitet sich zudem, dass die für heute ausgebucht sind, wir müssen also raus. Die Touristeninformation ist bemüht aber wenig hilfreich, wir suchen auf eigene Faust und erwählen Bodø - Hotel als neues Domizil. Eine gute Wahl, wie wir feststellen. Das Inventar des Hotels hat seine besten Zeiten hinter sich, aber es ist sauber und die Mitarbeiter extrem nett und hilfreich, bieten sogar an, morgen mal für uns zu telefonieren um von Muttersprachler zu Muttersprachler den Ernst der Lage zu erklären. Zudem ist das Zimmer mit 900 NOK fast ein Schnäppchen.
Was nun tun ? Wir treffen die gute Entscheidung für eine Bootstour, um sowas wie Urlaubsstimmung aufkommen zu lassen. Eine kurze Beratung in der Touristeninformation ergibt den Tipp für eine um 16:00 Uhr startende 2 ½ stündige Rundtour über die Inseln in der Umgebung..
Die Zeit überbrücken wir durch Klamottenkauf. Ich habe nur ein 200er Merinoshirt an, Kurzarm was schon gestern abends empfindlich kalt war, auf dem Schiff aber würde es richtig unangenehm werden. In einem der Läden erstehe ich eine neue Arc´teryx-Softshell, die ich ohnehin schon seit einigen Monaten im Blick hatte.


Am Hafen dann nochmal kurz vor Tourstart seelischer Tiefgang: Wir schauen „unserem“ Expressboot hinterher, das uns heute eigentlich nach Øernes bringen sollte, um die Tour zu starten. Dann geht’s aber schon los und glücklicherweise blasen der Wind und die salzige Meeresluft die trübsalige Stimmung schnell davon.


Wir halten an vielen kleinen Inseln, Passagiere steigen aus und zu, Ladegut wird verschifft, die Boote werden vielseitig genutzt. Das Licht zaubert bizarre Stimmungen und versöhnt uns mit der Situation, endlich kommt wieder sowas wie Urlaubsstimmung auf.




Dann kehren wir nach Bodø zurück. Abends gibt’s noch Pizza und Regen, was mich optimistisch stimmt. So ist es meist bei unseren Tourstarts, vielleicht geht ja morgen was.
Dienstag, 16.08 Bodø – Fykanvatnet
Nachts hatte es viel geregnet. Ich werde mit gutem Gefühl wach und Bingo, die ersehnte sms ist da: „We have your Bag in Bodø, call for info“. 30 Minuten später hatte ich dann endlich den Rucksack wieder und einige Bange Minuten später stand fest: Alles vollständig, nix beschädigt. Man muß das erlebt haben, um nachvollziehen zu können, welchem Stimmungswechsel wir jetzt ausgesetzt waren.



Dann geht’s los. Um von Bodø zum Glomfjord, genauer nach Fykan zu kommen, bestehen mindestens 3 Möglichkeiten. Zur Dämmerung kann man morgens mit dem Hurtigrouten-Dampfer losgondeln, am Morgen oder am frühen Nachmittag den Bus oder am späteren Nachmittag das Expressboot wählen.
Wir entschieden uns für die letzte Alternative.


Der Katamaran ist deutlich größer als gestern und bringt uns mit viel Power in ca. 1 ½ Stunden nach Øernes. Eine schöne Tour, angesichts des regnerischen Wetters bleiben wir aber lieber unter Deck. Leider sind wir so von Vorfreude erfüllt, dass wir versäumen, auf der Fähre bescheid zu geben, dass wir in Øernes eigentlich den Bus nach Fykan nehmen wollen. Man hätte dann wohl telefoniert und so hätten wir Ihn nicht um 4 Minuten verpasst.


Das Wetter ist so schlecht wie unsere Stimmung gut ist, die kann jetzt erstmal nix erschüttern, schlechtes Wetter schon gar nicht. In leichtem Nieselregen laufen wir am Ufer des Fykanvatnet entlang und sehen schließlich erstmals die Stufen, die wir morgen hoch zum unteren Navarvatnet aufsteigen werden.


Wir inspizieren noch schnell die offenbar intakte Seilbahn, es sind aber keine Abfahrzeiten auszumachen – und wir sind ja keine Cheater. Wir zelten schließlich wenig idyllisch am Rande eines (leeren) Parkplatzes, das gesamte übrige Areal ist wenig eben und stark mit Dickicht bewachsen. Nur Wasser gibt es, wie auf der gesamten Tour, im Überfluss. Wir futtern unser erstes Real Turmat und noch einen süßen Moment und verkriechen uns schließlich in den Schlafsack. Endlich die erste Nacht im Zelt, endlich Urlaub.
Mittwoch, 17.08 Fykanvatnet – Sandvatnet
Gegen 5:00 Uhr wache ich das erste mal auf. Zum monotonen Donnern des Wasserfalls trommelt zusätzlich Regen aufs Zelt. Die Geräusche fließenden Wassers werden uns die gesamte Tour in den Nächten Begleiten, mal leise plätschernd, mal laut rauschend. Anke schläft noch tief und fest und auch ich drehe mich nochmal um. Um 7:00 Uhr krieche ich dann aus dem Schlafsack, um Wasser zu lassen und danach gleich neues zu holen, die nächste Quelle ist doch etwas entfernt. Belohnt werde ich mit einem atemberaubenden Blick auf den sich langsam lichtenden Nebel über dem Fykanvatnet:

Wir frühstücken unser Müsli und wärmen und mit einem Tee, bis uns ein Regenschauer wieder ins Zelt treibt. Also beginnen wir schon mal, drinnen unsere Sachen zusammenzupacken. Wie immer dauert das alles am Beginn der Tour noch gefühlt viel zu lange. Dass wir erst um halb zwölf loskommen, ist aber dem Wetter geschuldet. Bald klart es auf und wir gehen die erste Herausforderung der Tour an, die bereits im Jahre 1915 gebaute Holztreppe, die hoch ins Gebirge zum unteren Navarvatnet führt. Zunächst nutzen wir die Hängebrücke über den ordentlich strömenden Fykanaga.

Dann führt ein teilweise schon ziemlich anspruchsvoller, weil noch sehr nass und glitschiger, Weg zu den Stufen. Er ist teilweise so steil, dass wir uns mit unserem schweren Gepäck gerne am vorhandenen Seil den Hang hochziehen müssen


Am Fuße der Stufen setze ich nochmal kurz meinen Rucksack ab, und stelle zu meinem Entsetzen fest, dass sich eine der Schrauben gelöst hat, die Hüftgurt und Tragegestell verbinden. Ich ziehe sie wieder fest und kontrolliere sie vorerst bei jeder Rast, muss mir das nochmal in Ruhe später anschauen. Dann gehen wir die Stufen an.


Teilweise ist es so steil, wie eine Leiter, aber immer gut gesichert und man schafft so 500Hm in weniger als einer halben Stunde und hat einen tollen Blick über das ganze Areal, inklusive unseres gestrigen Startpunktes und des Zelt(Park)platzes.

Meine Oberschenkel stimmen in den Jubel meines lymbischen Systems nur bedingt ein, aber es wird dann landschaftlich doch immer großartiger. Oben kommt die Sonne raus und die Landschaft empfängt uns mit einem bunten Farbpottpouri.


Wir beschließen Rast zu machen, was Gehirn und Oberschenkel sogleich versöhnt. Während wir genüsslich die Sonnebrillen rausholen und gutgelaunt unseren OatSnack mampfen, wird mir schlagartig klar, warum es so anstrengend war, den Rucksack die Stufen raufzutragen. Ein Blinder Passagier hatte sich unbemerkt eingeschlichen:

Zwischen ein paar privaten Hütten finden wir dann zunächst nicht den Anfang des Weges, dann aber irgendwie doch und wählen die direkt am Navarvatnet verlaufende Variante. Der schmale Pfad ist stellenweise ziemlich überwuchert und bringt auch einige Mini-Klettereinlagen. So ganz im Tritt sind wir noch nicht, aber es geht voran und allmählich schwinden die letzten Anzeichen von Zivilisation, Hochspannungsleitungen wie auch private Hütten.
Der Weg führt dann (wie fast immer) sehr gut markiert über platte Felsflächen.

Es weht hier ein sehr kräftiges Lüftchen



Der steigenden Begeisterung gesellt sich die Sorge nach einem vertretbaren Zeltplatz angesichts der Windverhältnisse hinzu. Wir beschließen, am östlichen Ende des Sandvatnet unser Glück zu versuchen und richtig: Hier finden wir eine nicht so windexponierte Senke, nicht weit ein Zufluss mit Frischwasser und mit einiger Mühe (Moos und viel Fels) sind sogar die Zeltheringe fest versenkt. Das nächste größere Schneefeld ist nicht mal 100 Meter entfernt. Ich gebe mir angesichts des Windes wirklich Mühe, das Zelt gut abzuspannen, dann ist Abendessen mit Seeblick angesagt und kurz danach Schlafen. Wir sind doch mächtig kaputt, aber boah eh, was für eine Landschaft, in der wir hier poofen!
Donnerstag, 18.08 Sandvatnet – Kvitsteindalsgammen – Glomdalen
Die ganze Nacht konkurierten Regen und Wind um das dominierende Geräusch am Zelt, letzterer war immerhin so heftig, dass wir trotz des Regens keinerlei Kondens hatten. Es ist zunächst diesig, dann kommt die Sonne raus und wir frühstücken mit Seeblick.


Endlich gelingt es mir auch, ein Foto von unserem Nachbarn zu machen:

So ein Hermelin (?) ist wirklich pfeilschnell. Der Platz hingegen ist so schön, das wir noch etwas trödeln. Anke wäscht sich trotz heftigem Wind tapfer die Haare, bevor wir aufbrechen. Überall blüht die Landschaft.


Ab jetzt geht es es praktisch immer hoch und runter, bis zum Ende der Tour wird sich das nicht ändern, die Höhenmeter sind auf diese Weise eigentlich kaum zu fassen, denn selbst wenn die Karte keine Höhenunterschiede ausmacht, ist man innerhalb der Äquidistanz immer wieder 10-20 Meter hoch und wieder runter gekrabbelt. Wird also nie langweilig und machte wirklich Spaß.
Hinter der ersten Hügelkette weitet sich dann die Landschaft nochmal deutlich

und gibt den Blick frei auf die dominierenden Elemente des heutigen Tages: Die Ausläufer des Storglomvatnet und den Svartisengletscher.


Wir sind nachhaltig beeindruckt von der Landschaft und dem Klima. Die Luft ist großartig, wir genießen (noch)


Wir nutzen die kleine, aber voll ausgestattete, Schutzhütte nach samischer Bauart als Windschutz für eine Pause, idyllisch gelegen mit dem Panoramablick auf die Gletscherzungen, der uns schon den ganzen Tag begleitet. Wir wollen aber heute noch weiter und wählen aus den zwei Alternativen den südlicheren Weg, der flacher aber länger durchs Glomdalen führt. Otto hatte uns diesen auch wegen der bei gutem Wetter möglichen Sicht auf den Gletscher geraten und wir wurden auch nicht enttäuscht. Zunächst wird dann die Landschaft erstmal etwas wilder und schroffer.

Dann führt der Weg weiter am See entlang und in der Tat bekommen wir nochmal einen Hammerblick auf die Svartisenausläufer. Wir stehen mehrere Minuten ganz stumm und betrachten die kolossale Kulisse.

Der Anblick der riesigen Gletscherzungen, die jenseits unserer Zeitwahrnehmung in den Stoglomvatnet fließen, werde ich sicher nie vergessen.

Unser Weg führt dann ins Glomdalen, dessen dominierende Struktur der Fluss Glomåga ist und der mal kräftig dahinströmt wie auch sich derart weitet, dass ein sumpfiges Tal entsteht.


Uns jedenfalls wird er heute und morgen zum treuen Begleiter. Wir werden mal über, mal neben - und auch oft in ihm laufen.

Zunächst müssen wir aber, eher hoch im Tal, unzählige kleine Flussläufe queren, das Steingehüpfe geschieht noch nicht wirklich routiniert, wir werden aber bis zum Ende der Tour noch gewaltig Übung darin bekommen. Die feuchte Umgebung bringt auch einiges an Mücken mit sich, die wir aber mit ein paar Spritzern DEET auf Distanz halten können.
Dann beginnt es zu regnen, erst wenig, dann nachhaltiger. Wir machen Tempo und finden schließlich, leicht erhöht einen schönen Zeltplatz, viel Auswahl an erhöhten ebenen trockenen Flächen ist auch nicht. Aber wir haben schönen Überblick übers Tal und können noch einmal dem Gletscher winken.

Das Zelt wird erstmal nur provisiorisch aufgebaut und wir stärken uns mit Trekkingkeksen und Pemikan. Boah, ist das lecker, wenn man müde und kaputt und hungrig ist. Ich gehe dann tapfer nochmal raus und spanne das Zelt sturmfest ab, die Böhen die hier durchgehen, sind wieder nicht ohne. Anke macht es derweil innen gemütlich und irgendwann bin ich auch fertig und kann mich aus der Goretexmontour pellen. Ich schmeiße zum ersten Mal den Jetboil im Zelt an und wir lassen es uns richtig gutgehen. Den Tag beschließt unser 15 Jahre alter Malt, der uns endgültig in komatösen Schlaf schickt.
Freitag, 19.08 Glomdalen – Gråtådalstua – Glimmerfjellet
Das Geräusch von Regen begleitete uns die ganze Nacht. Es gibt ja fast nichts einladenderes, als aufs Zeltdach trommelnder Regen, um sich im Schlafsack nochmal umzudrehen – taten wir dann auch. Irgendwann forderten dann aber Nüsse und Real Turmat ihren Tribut



Wir zogen es deshalb erneut vor, den Jetboil in der Apsis anzuwerfen und unser Teechen im Zelt bzw. im warmen Schlafsack zu genießen und eine weitere Regenhusche abzuwarten.


Diese ist, wie alle anderen auf der Strecke (zumindest bei unserem Wasserstand) problemlos. Zu tief für die Stiefel, aber keine starke Strömung. Langsam klart sogar der Himmel auf und die Sonne kommt raus.

Der Blick nach vorne zeigt nun aber an, dass es nicht mehr so schnell voran gehen wird, uns erwartet sumpfiges Gelände.

Kleine Inseln mit trockenen Kanälen dazwischen zeigen an, dass wir eher eine trocknere Zeit erwischt zu haben scheinen, dennoch wird es ab sofort anstrengend und ziemlich langsam. Können wir zunächst noch von Grasinsel zu Grasinsel springen oder auch von Fels zu Fels, kommen doch immer wieder zu tiefe und zu breite Wasserkanäle und Sumpfflächen. Nach dem fünften mal Schuhe an und wieder ausziehen in 2 Stunden beschließen wir einfach, die Crocs anzulassen und watscheln ab sofort mit schmatzenden Geräuschen durch die Landschaft. Dabei bewährt sich, dass wir Neoprensocken mitgenommen haben.


Irgendwann haben wir dann die feuchtesten Abschnitte hinter uns gelassen und dabei ein ums andere mal über die großartige Landschaft gestaunt.

Es bleibt bedeckt, die Sonne scheint aber immer wieder durch, übers Wetter können wir uns nicht beklagen. Als Am Horizont erstmals die Gråtådalstua zu sehen ist, machen wir nochmal eine Rast und stärken uns für den Endspurt,


Es geht dann hoch am Hang weiter, teils recht steil aber immerhin ist es trocken. Bis wir die Hütten erreichen, dauert es noch länger als wir gedacht haben, an die Entfernungen und die ungewohnte Sichtweite müssen wir uns noch gewöhnen. Schließlich erreichen wir die idyllisch gelegene Gråtådalstua.

In der Hütte ist bereits ein Niederländisch-dänisches Pärchen abgestiegen (Es sollte das einzige Mal bleiben, dass wir an einer Hütte jemanden getroffen haben...). Er kommt uns bereits mit Angel bewaffnet entgegen und erkundigt sich nach den Flussverhältnissen, weil er noch was fürs Abendessen fangen möchte. Leider können wir nicht mit der Beschreibung von wirklich idealen Angelverhältnissen dienen, weil die Strömung eher stärker wird. In der Hütte treffen wir die Freundin des Anglers, die dort bei geschätzten 40 Grad Raumtemperatur sich und die Sachen der beiden trocknet

Also wandern wir noch ca. eine Stunde weiter ins Glimmerfjellet. Einen Zeltplatz zu finden ist gar nicht so einfach. Wasser und grandiose Aussicht gibt es zu hauf, das Tal ist im Norden durch, hier wieder grün bewachsene, steile Felswände begrenzt, gekrönt von einem Gletscher, dem für uns ziemlich unaussprechlichen Simlebreen Váhčanjohjiehkki. Wir scheuchen auf dem Weg jetzt vermehrt Lemminge auf.

Die Zeit zur Zeltplatzsuche nutzen wir schließlich, um ordentlich Blaubeeren zu pflücken. Dabei lernen wir erstmals eine Spezies der Fjellvögel kennen, die wir ab sofort nur noch die „nervenden Tuter“ nennen. Kleine Vögel, die stundenlang neben einem her fliegen und im Musikunterricht nicht über die Prime hinausgekommen sind.
Schließlich finden wir eine zwar doch recht schräge, aber halbwegs ebene und windgeschützte Fläche für unser Zelt. Nachdem ich es sorgfältig abgespannt und einige Steine zusammengeschleppt habe, hört der Wind dann auch auf.

Unseren Weg, also die südliche längere Variante von Kvitsteindalsgammen zur Gråtådalstua kann man sicher auch an einem Tag gut schaffen, sollte aber früh losgehen, weil die sumpfigen Teile doch viel Zeit kosten können.
Wird fortgesetzt...
Kommentar