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Nach einiger Abstinenz möchte ich euch einen Reisebericht zu zwei Treks präsentieren, die ich im Norden Norwegens im Herbst dieses Jahres gemacht habe. Der erste führt zum Svartisen und ins Saltfjell, der zweite von Strindvatn an der E6 weitestgehend der Grenze entlang nach Skjombotn bei Narvik (anschließend noch etwas Narvikfjell). Die ursprüngliche Idee, beide Treks zu vereinen, musste ich aus Zeitgründen verwerfen.
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Svartisen und Saltfjell vom 29.8.-8.9.12
Von Svartisdal zum Bahnhof Lønsdal
Das Saltfjell und der riesige Svartisen-Gletscher sind im deutschsprachigen Raum nach wie vor relativ unbekannte Wandergebiete. Zwar gibt es mittlerweile hier im Forum ein paar Reiseberichte (zumindest fürs Saltjellet), aber insgesamt findet man nur sehr spärliche Information. Mich reizte vor allem das Glom- und Vesterdal zu besuchen, welche den Svartisen in zwei Teile zerschneiden.

Abfahrt am Morgen des 28.8.12 von Hamburg. Mit dem Zug gings via Kopenhagen, Göteborg, Oslo, Trondheim nach Mo i Rana. Ich habe Glück, denn die Nordlandbahn erreicht am Folgetag nachmittags pünktlich Mo i Rana, wo ich den drei Minuten später abfahrenden Bus ins Røvassdalen schnell ausfindig machen musste. Dieser Lokalbus dient in erster Linie als Schulbus und so klappert er jedes Seitental ab und brauchte für die 30 km gut 1½ Stunden. Dutzende Grundschulkinder mit großen Augen umzingeln mich und meinen großen Rucksack. Der Fahrer meint, es wäre noch nie einen ausländischer Tourist mitgefahren. Zum Schluss fährt mich der freundliche Busfahrer sogar bis zum Ende der Teerstraße (Svartisdalen). Noch zwei Kilometer Piste laufen und so bin ich unerwartet früh an meinem Ausgangspunkt, dem Campingplatz am Svartisvatn.


Am Svartisvatn entlang.
Es parken drei Autos, auf dem Campingplatz ist niemand zu sehen. Das Wetter ist O.K. und so laufe ich den See entlang bis zum Austerdalsisen, einer spektakulären Gletscherzunge. Der See hat einen niedrigen Wasserstand, so dass ich weitestgehend auf Kies laufen kann. Zum Schluss muss ich aber etwas durchs Gestrüpp, wo es einen kleinen Trampelpfad gibt. Vorbei an einem künstlichen Tunnelabfluss, welcher 1959 zum Schutz vor Gletscherseeausbrüchen errichtet wurde, geht es nun über den blanken Fels. Mir kommen nach und nach die Autobesitzer entgegen, die dort waren wo ich hin will. Es sind die letzten Humanoiden für die nächsten sieben Tage. Es folgt nochmal ein kurzer aber kräftiger Regenschauer und dann erblicke ich endlich die imposante Gletscherzunge in der Abendsonne. Was für ein Toureinstieg!


Langsam wird es duster und ich suche mir ein schickes Plätzchen am See mit Präsidentensuite-Ausblick.


Am nächsten Morgen pustet es ein wenig kühl. Weglos gehe ich nun am südlichen Ufer des Austerdalsvatn entlang, was gar nicht so einfach ist, denn es handelt sich um eine schräge Granitplatte. Wäre nicht weiter problematisch, wenn nicht immer wieder glitschige Algenabschnitte die Gefahr, in den Gletschersee zu rutschen, deutlich erhöhen würden. Hin und wieder sind kleine Felsvorsprünge zu umklettern und schwarz-feuchte Flächen zu umtanzen.

Ich erreiche die zwei künstlichen Abflusslöcher des Sees. Reinfallen möchte ich da nicht und ist sicherlich nicht so spaßig wie eine Röhrenrutsche im Freibad. Dann, am Ende des Sees wird es flach. Geröll und Geschiebe prägen das Bild.

Künstlicher Gletscherseeabfluss

Man muss sich klarmachen, dass bis vor wenigen Jahrzehnten der Gletscher deutlich größere Ausmaße hatte und der Austerdalsvatn praktisch nicht vorhanden war. Zur Verdeutlichung habe ich mal zwei Karten beigefügt:

Sowjetische Militärkarte Ende 1970er Jahre

Heutige Karte
Dann folge ich einem kleinen Fluss bis zu einem Pass auf ca. 302 m. Meine Befürchtung, dass die dicken schrägen Granitplatten nun eine Abbruchkante bilden, bewahrheitet sich leider. Aber mit etwas herumsuchen klettere ich hinab ins Austerdal.

Kletterei
Entlang am Glomdalselv stampfe ich durch immer dichtere Vegetation. Kleinere Felsvorsprünge und Gestrüpp verlangsamen mein Vorwärtskommen erheblich. Dann endlich ist der Glomdalsvatn erreicht, den ich am Nordufer entlangwandere, teilweise an sehr steilen Hängen.

Ein paar Hütten sieht man hier, aber keine Menschen. Mit etwas Glück stoße ich auf den Weg zur Pikhaug-Hütte, mein heutiges Tagesziel. Ohne Aussicht auf Hüttenübernachtung hätte ich vorher schon gezeltet, denn es regnet und windet ganz ordentlich. Endlich an der Hütte angekommen bin ich dann doch etwas unerwartet fertig und platt. Weglose Abschnitte sind eben nicht zu unterschätzen. Die Pikhaug-Hütte ist von Statskog (norwegische Forstbehörde) und frei zugänglich. Ein ehrenwerter Wandersmann hat ein wenig irischen Wiskey dagelassen. Ich genehmige mir einen Lütten bei fensterpeitschendem Regen und Kerzenschein.

Pikhaug-Hütte
Morgens leichter Niesel; als „Dankeschön“ etwas Hüttenmüll mitgenommen. Leider verhindern dicke Wolken die Aussicht auf die Gletscherdecke. Der Trampelpfad verliert sich hinter der Hütte. Mit etwas Glück finde ich einen aufgeweichten Weg hinab zum Flatisvatn.


Flatisvatn
Nun geht's aufwärts das Vesterdal, zuerst am beeindruckenden Bjørnefoss vobei.

Bjørnefoss
Das Wetter ist heute nicht so gut und geht ab Nachmittag in Dauerregen über. So entscheide ich mich alsbald ein ebenes und steinfreies Plätzchen zu finden, was eine gewisse Schwierigkeit darstellt. Links und rechts der steilen Berghänge strömen dutzende Wasserläufe.

Der nächste Morgen zeigte sich von seiner bester Seite und ein paar Gletscherzungen lassen erahnen, welch riesige Eismasse sich dort oben befindet.

Ich beschleunigte das Zusammenpacken, denn schönes Wetter im Herbst muss sich in Norwegen mit reichlich Göttergaben und Gebeten erarbeitet werden. Außerdem steht heute noch eine Gletscherzungenquerung an.

Oberes Vesterdal am Nedre Terskaldvatn
Insgesamt ließ sich dieser Abschnitt recht gut weglos gehen. Dann stapfe ich bergauf, aber leicht traversierend auf einen namenlosen Pass zu (ca. 980 m) mit genialer Aussicht auf den Storglomvatn und die sich darin ergießenden Gletscherarme.

Mittlerweile ist es wieder zugezogen, aber mit einer einheitsgrauen Wolkendecke. Vor mir liegt ein Gletscherarm, den ich queren muss. Ein paar größere Spalten sind aus der Ferne auszumachen, insgesamt aber gut ausgeapert.


Auf dem Svartisen
Einmal nicht aufmerksam gewesen und schon stolpere ich tollpatschig in ein Eiswasserloch, so dass mein rechter Schuh komplett durchnässt ist. Auf halber Strecke erklimme ich einen kleinen Vorsprung auf 1087 m mit fantastischer Aussicht auf die Gletscher und den Storglomvatn. Blöderweise verliere ich einen Handschuh und muss gut eine halbe Stunde herumsuchen, bis ich ihn im Felsengewirr wiederfinde.

Ausblick

Zickzacklauf
Ich bin ein wenig Gletscherfetischist und kann mich dieser Faszination nur schwer entziehen. So merke ich kaum, wie es langsam dunkel wird und es Zeit für den Abstieg ist. Kurz vorm Bognvatn finde ich ein schöne Stelle zum Kampieren.

Fortsetzung folgt...
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Svartisen und Saltfjell vom 29.8.-8.9.12
Von Svartisdal zum Bahnhof Lønsdal
Das Saltfjell und der riesige Svartisen-Gletscher sind im deutschsprachigen Raum nach wie vor relativ unbekannte Wandergebiete. Zwar gibt es mittlerweile hier im Forum ein paar Reiseberichte (zumindest fürs Saltjellet), aber insgesamt findet man nur sehr spärliche Information. Mich reizte vor allem das Glom- und Vesterdal zu besuchen, welche den Svartisen in zwei Teile zerschneiden.

Abfahrt am Morgen des 28.8.12 von Hamburg. Mit dem Zug gings via Kopenhagen, Göteborg, Oslo, Trondheim nach Mo i Rana. Ich habe Glück, denn die Nordlandbahn erreicht am Folgetag nachmittags pünktlich Mo i Rana, wo ich den drei Minuten später abfahrenden Bus ins Røvassdalen schnell ausfindig machen musste. Dieser Lokalbus dient in erster Linie als Schulbus und so klappert er jedes Seitental ab und brauchte für die 30 km gut 1½ Stunden. Dutzende Grundschulkinder mit großen Augen umzingeln mich und meinen großen Rucksack. Der Fahrer meint, es wäre noch nie einen ausländischer Tourist mitgefahren. Zum Schluss fährt mich der freundliche Busfahrer sogar bis zum Ende der Teerstraße (Svartisdalen). Noch zwei Kilometer Piste laufen und so bin ich unerwartet früh an meinem Ausgangspunkt, dem Campingplatz am Svartisvatn.
Am Svartisvatn entlang.
Es parken drei Autos, auf dem Campingplatz ist niemand zu sehen. Das Wetter ist O.K. und so laufe ich den See entlang bis zum Austerdalsisen, einer spektakulären Gletscherzunge. Der See hat einen niedrigen Wasserstand, so dass ich weitestgehend auf Kies laufen kann. Zum Schluss muss ich aber etwas durchs Gestrüpp, wo es einen kleinen Trampelpfad gibt. Vorbei an einem künstlichen Tunnelabfluss, welcher 1959 zum Schutz vor Gletscherseeausbrüchen errichtet wurde, geht es nun über den blanken Fels. Mir kommen nach und nach die Autobesitzer entgegen, die dort waren wo ich hin will. Es sind die letzten Humanoiden für die nächsten sieben Tage. Es folgt nochmal ein kurzer aber kräftiger Regenschauer und dann erblicke ich endlich die imposante Gletscherzunge in der Abendsonne. Was für ein Toureinstieg!
Langsam wird es duster und ich suche mir ein schickes Plätzchen am See mit Präsidentensuite-Ausblick.
Am nächsten Morgen pustet es ein wenig kühl. Weglos gehe ich nun am südlichen Ufer des Austerdalsvatn entlang, was gar nicht so einfach ist, denn es handelt sich um eine schräge Granitplatte. Wäre nicht weiter problematisch, wenn nicht immer wieder glitschige Algenabschnitte die Gefahr, in den Gletschersee zu rutschen, deutlich erhöhen würden. Hin und wieder sind kleine Felsvorsprünge zu umklettern und schwarz-feuchte Flächen zu umtanzen.
Ich erreiche die zwei künstlichen Abflusslöcher des Sees. Reinfallen möchte ich da nicht und ist sicherlich nicht so spaßig wie eine Röhrenrutsche im Freibad. Dann, am Ende des Sees wird es flach. Geröll und Geschiebe prägen das Bild.
Künstlicher Gletscherseeabfluss
Man muss sich klarmachen, dass bis vor wenigen Jahrzehnten der Gletscher deutlich größere Ausmaße hatte und der Austerdalsvatn praktisch nicht vorhanden war. Zur Verdeutlichung habe ich mal zwei Karten beigefügt:

Sowjetische Militärkarte Ende 1970er Jahre

Heutige Karte
Dann folge ich einem kleinen Fluss bis zu einem Pass auf ca. 302 m. Meine Befürchtung, dass die dicken schrägen Granitplatten nun eine Abbruchkante bilden, bewahrheitet sich leider. Aber mit etwas herumsuchen klettere ich hinab ins Austerdal.
Kletterei
Entlang am Glomdalselv stampfe ich durch immer dichtere Vegetation. Kleinere Felsvorsprünge und Gestrüpp verlangsamen mein Vorwärtskommen erheblich. Dann endlich ist der Glomdalsvatn erreicht, den ich am Nordufer entlangwandere, teilweise an sehr steilen Hängen.
Ein paar Hütten sieht man hier, aber keine Menschen. Mit etwas Glück stoße ich auf den Weg zur Pikhaug-Hütte, mein heutiges Tagesziel. Ohne Aussicht auf Hüttenübernachtung hätte ich vorher schon gezeltet, denn es regnet und windet ganz ordentlich. Endlich an der Hütte angekommen bin ich dann doch etwas unerwartet fertig und platt. Weglose Abschnitte sind eben nicht zu unterschätzen. Die Pikhaug-Hütte ist von Statskog (norwegische Forstbehörde) und frei zugänglich. Ein ehrenwerter Wandersmann hat ein wenig irischen Wiskey dagelassen. Ich genehmige mir einen Lütten bei fensterpeitschendem Regen und Kerzenschein.
Pikhaug-Hütte
Morgens leichter Niesel; als „Dankeschön“ etwas Hüttenmüll mitgenommen. Leider verhindern dicke Wolken die Aussicht auf die Gletscherdecke. Der Trampelpfad verliert sich hinter der Hütte. Mit etwas Glück finde ich einen aufgeweichten Weg hinab zum Flatisvatn.
Flatisvatn
Nun geht's aufwärts das Vesterdal, zuerst am beeindruckenden Bjørnefoss vobei.
Bjørnefoss
Das Wetter ist heute nicht so gut und geht ab Nachmittag in Dauerregen über. So entscheide ich mich alsbald ein ebenes und steinfreies Plätzchen zu finden, was eine gewisse Schwierigkeit darstellt. Links und rechts der steilen Berghänge strömen dutzende Wasserläufe.
Der nächste Morgen zeigte sich von seiner bester Seite und ein paar Gletscherzungen lassen erahnen, welch riesige Eismasse sich dort oben befindet.
Ich beschleunigte das Zusammenpacken, denn schönes Wetter im Herbst muss sich in Norwegen mit reichlich Göttergaben und Gebeten erarbeitet werden. Außerdem steht heute noch eine Gletscherzungenquerung an.
Oberes Vesterdal am Nedre Terskaldvatn
Insgesamt ließ sich dieser Abschnitt recht gut weglos gehen. Dann stapfe ich bergauf, aber leicht traversierend auf einen namenlosen Pass zu (ca. 980 m) mit genialer Aussicht auf den Storglomvatn und die sich darin ergießenden Gletscherarme.
Mittlerweile ist es wieder zugezogen, aber mit einer einheitsgrauen Wolkendecke. Vor mir liegt ein Gletscherarm, den ich queren muss. Ein paar größere Spalten sind aus der Ferne auszumachen, insgesamt aber gut ausgeapert.
Auf dem Svartisen
Einmal nicht aufmerksam gewesen und schon stolpere ich tollpatschig in ein Eiswasserloch, so dass mein rechter Schuh komplett durchnässt ist. Auf halber Strecke erklimme ich einen kleinen Vorsprung auf 1087 m mit fantastischer Aussicht auf die Gletscher und den Storglomvatn. Blöderweise verliere ich einen Handschuh und muss gut eine halbe Stunde herumsuchen, bis ich ihn im Felsengewirr wiederfinde.
Ausblick
Zickzacklauf
Ich bin ein wenig Gletscherfetischist und kann mich dieser Faszination nur schwer entziehen. So merke ich kaum, wie es langsam dunkel wird und es Zeit für den Abstieg ist. Kurz vorm Bognvatn finde ich ein schöne Stelle zum Kampieren.
Fortsetzung folgt...
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