Tourentyp | |
Lat | |
Lon | |
Mitreisende | |
Fifty Shades of Grey
Zu Fuß auf dem Beara Way
Prolog
Zu Fuß auf dem Beara Way
Prolog
Check. Letzter Haken auf der Ausrüstungsliste. Zufrieden begutachtete ich den netten Haufen an Ausrüstung, den ich um meinen Rucksack drapiert hatte, als es an der Tür klingelte. Das musste er sein. Frederick. Der junge Mann, mit dem ich die nächsten anderthalb Wochen in Südwest-Irland verbringen wollte. Eigentlich hatte ich ursprünglich geplant, drei Wochen allein in Irland zu verbringen. Erst den Kerry Way wandern und dann spontan entweder Dingle oder Beara erkunden. Doch dann fand ich durch Zufall Fredericks Reisepartner-Gesuch hier im Forum für die gleiche Gegend und etwa den gleichen Zeitraum. Prima.
Vom ersten Kontakt an per PM und Email war direkt Sympathie vorhanden und schnell waren wir uns einig zusammen den Beara Way in Angriff zu nehmen, bevor ich dann alleine den Kerry Way weiter wandern würde. Das war mir sogar ganz recht, da ich bisher nur Tageswanderungen in Irland und Schottland gemacht hatte und Frederick zumindest schon den Kerry Way kannte und somit etwas mehr Erfahrung mit brachte.
Freunde und Bekannte hatten sich verwundert gezeigt, dass ich mit einem wildfremden Mann durch abgelegene Gegenden wandern wollte. Was wenn er Hintergedanken hätte? Doch ich wies diese Bedenken als grundlos ab. Schließlich würde jemand mit solchen Absichten sicher nicht den Aufwand betreiben und Flugtickets etc. bezahlen. Das könnte man einfacher haben.

Vorher

Nachher
Neugierig öffnete ich also die Tür und musste den Blick zunächst leicht nach oben lenken, um dem hoch aufgeschossenen jungen Mann in die Augen blicken zu können. Nach einer kurzen aber herzlichen Begrüßung führte ich ihn gleich in die Wohnküche, in der er auf einer Klappcouch auch übernachten würde, damit wir morgen vormittag gemeinsam zum Flughafen fahren könnten.
Ich lächelte kurz, bei dem Gedanken, dass das ja quasi ein Wanderer-Blind-Date war. In diesem Fall zumindest bisher ein äußerst erfolgreiches, denn die schon per Email verspürte Sympathie blieb.
Zusammen mit zwei Freunden stiefelten wir entspannt zu meinem Lieblingsburgerrestaurant und genossen die vermeintlich letzte anständige Mahlzeit für die nächsten anderthalb Wochen. Auf die Cocktails im Halbliterglas verzichtete ich dieses Mal lieber in Anbetracht der bevorstehenden langen Reise am morgigen Tag.

Nochmal richtig reinhauen
Kapitel 1 - Glengarriff?!?!?!
12. April. Über ein halbes Jahr lang hatte ich diesem Datum entgegen gefiebert. Immer wieder hatte ich Reiseberichte und Guidebooks gelesen, sowie schier endloses Studium diverser Testberichte und Produktbeschreibungen betrieben, um mein Equipment zusammen zu stellen. Bis auf meine Kleidung war alles brandneu und sollte nun auf den Prüfstand. Für drei Wochen hatte ich einen 40+10L Deuter ACT Lite und es passte tatsächlich auch alles rein. Mit Essen für ein paar Tage (Dörrautomat!) kam ich auf 15kg wobei 2L Wasser schon mit eingerechnet waren. Nicht schlecht.
Frederick hatte da mit 75L eine unwesentlich größere Rückentüte dabei und schleppte ganze 21 kg. Ich staunte nicht schlecht, aber immerhin war er ja größer und stärker und wusste, was er tat. Sagte er.
Der Plan sah vor, den Flieger nach Dublin zu nehmen, dort in den Bus zu steigen, auf dem Zwischenstopp in Cork entspannt eine Gaskartusche zu kaufen und dann weiter mit dem Bus bis nach Glengarriff und im Hostel übernachten.
Wie es Pläne so ansich haben - besonders im Reisegeschäft - laufen sie nicht immer so, wie gedacht. Es fing mit einer guten Stunde Verspätung unseres Abflugs an. Wobei... nein. Eigentlich gab es schon Probleme bei der Planung selbst, denn von Dublin nach Cork wollten wir den Zug nehmen. Jedoch waren sämtliche Züge für Freitag und Samstag bereits anderthalb Monate vorher ausgebucht gewesen. Also blieb uns nur eine einzige Busverbindung, um nach der Landung den Anschluss in Cork zu erwischen. Planmäßige Landung: 12:30. Abfahrt Bus: 13:30.
Richtig. Eine Stunde blieb uns bei pünktlicher Landung zum Umsteigen. Immer unruhiger rutschte ich auf meinem Sitz im Warteraum hin und her und meine Blicke wanderten immer wieder zur Uhr. Als wir eine Stunde zu spät in den Flieger stiegen, hatte ich noch Hoffnung, dass wir es schaffen würden. Vielleicht konnte der Pilot ja etwas schneller fliegen. Landeanflug 12:45. Landung 13:00. Okay. Das war’s. Haben wir einen Plan B?
Ich stürmte schnellen Schrittes aus der Kabine, machte einen Zwischenstopp auf der nächsten Flughafentoilette und sammelte Frederick, der im Flieger auf einem Sitz einige Reihen weiter hinten gesessen hatte, auf dem Weg zur Passkontrolle ein.
13:10 standen wir in der Schlange für die Passkontrolle. Okay. Das war’s jetzt aber wirklich. Mist. Fängt ja gut an. Wir beschlossen, erst unser Gepäck zu holen und uns dann Gedanken zu machen, wie wir doch noch nach Glengarriff kommen.
Die Schlange an der Kontrolle wurde erstaunlich schnell kürzer, direkt dahinter befanden sich die Gepäckbänder und unseres war auch gleich das erste. Wir trauten unseren Augen kaum, als sich keine fünf Sekunden später unsere beiden Rucksäcke auf dem Band auf uns zu bewegten. Die Uhr zeigte 13:24. Können wir es etwa doch noch schaffen? Einen Versuch war es wert. Also Rucksäcke geschultert und im Stechschritt durch das Terminal immer den Schildern Richtung Bushaltestelle nach. Klar hätten wir auch joggen können, aber wir waren ja im Urlaub, da sollte nicht gleich am ersten Tag Hektik aufkommen. Punkt 13:30 Uhr erreichten wir die entsprechende Haltestelle, 13:31 fuhr unser Bus ein. Mit breitem Grinsen konnten wir uns ein High-Five nicht verkneifen, bevor wir die Rucksäcke im Gepäckfach verstauten und in den Bus stiegen. Als der Busfahrer auf meinem ausgedruckten Ticket das Ziel unserer Reise sah, schaute er uns kurz ungläubig an “Glengarriff?!?!”. Scheinbar fährt außer uns sonst keiner durch halb Irland mit dem Bus.
Wir machten es uns erstmal gemütlich für die nächsten gut drei Stunden, die Dank WLAN im Bus auch nicht allzu langweilig wurden. Richtung Cork wurde das Wetter immer besser. Aus grau wurde grau-blau und schließlich strahlend blau. Als wir uns Cork näherten begann ich wieder unruhig auf meinem Sitz hin und her zu rutschen, was weniger an der nicht vorhandenen Bustoilette lag, sondern eher an der Tatsache, dass wir über eine Stunde Verspätung hatten. Zu spät rief ich einen in Cork lebenden Freund an und schickte ihn auf Gaskartuschensuche. Die beiden Outdoorläden hatten bereits zu.
Gut. Da wir an der Tatsache eh nichts ändern konnten, nutzten wir die uns verbleibende Zeit für einen Besuch der Bahnhofstoilette und stiegen kurz darauf in den nächsten Bus, der uns vorbei an einem sagenhaft schönen Sonnenuntergang über der Bantry Bay pünktlich kurz vor 21 Uhr in Glengarriff ablieferte.
Wir konnten kaum fassen, dass wir trotz der knappen Umsteigeaktionen dennoch zum geplanten Zeitpunkt in Glengarriff standen. Doch das Pech sollte noch nicht abreißen. Das Murphy’s Hostel war nicht nur geschlossen, ein Blick durch die teils verglaste Tür offenbarte den Blick auf eine Baustelle. Hier schlief wohl in absehbarer Zeit niemand. Da wir jedoch recht kaputt von der langen Anreise waren, fackelten wir nicht lange und nahmen uns ein Zimmer im B&B auf der anderen Straßenseite. Immerhin gab es für 40€ sogar noch das Abendessen dazu.
Das Zimmer war zwar winzig, aber sauber und trocken. Ein Luxus der uns wohl die nächsten Tage verwehrt bleiben würde, auch wenn uns das heutige Wetter einigermaßen optimistisch stimmte.

Sonnenuntergang Bantry Bay (Foto Frederick)
Kommentar