Liebe Leute,
bereits 2007 gab es hier im Forum erste Diskussionen über Naturlagerplätze in der Landschaft, die – nach internationalem Vorbild – auch in Deutschland eingerichtet werden könnten. Naturlagerplätze sind "Zeltplätze" speziell für Wanderer. Sie sind nur zu Fuß zu erreichen, haben kein Personal vor Ort und sind in der Regel für wenige Zelte gedacht. Die Idee kommt aus Nationalparks in den USA, mittlerweile gibt es das Konzept aber weltweit. Mal sind es schlicht ausgewiesene Zeltwiesen, mal umfangreich mit Feuerstelle, Komposttoiletten und Kochstellen u.ä.. Auch taucht das Konzept, mit inhaltlich unterschiedlichen Schwerpunkten und unter diversen Namen auf: informal camping, natuurkampeerterreinen, Abris..Letztlich geht es aber immer darum, dass in der Natur - und nicht etwa auf Campingplätzen - übernachtet werden darf. In Deutschland gab es zum damaligen Zeitpunkt noch keine solcher Plätze und der Wunsch hier etwas zu bewegen war groß.
Die Diskussionen hier im Forum machten jedoch schnell deutlich, dass in Deutschland die Sachlage aufgrund rechtlicher Rahmenbedingungen sehr komplex und mit vielen unterschiedlichen Hürden verbunden ist. Ergebnis war, dass die wahrscheinlichste Umsetzung durch einen regionalpolitischen Überzeugungsprozess erreicht werden könne. Einzelpersonen oder kleine Vereine wie der outdoorseiten.net e.V. hätten hier keine Chance.

Naturlagerplatz "Land in Sicht"
In den letzten Jahren hat mich die Idee nicht mehr losgelassen und letztlich habe ich im Rahmen meiner Diplomarbeit untersucht, ob und wie man dieses Konzept in Deutschland verbreiten könne. Dabei wurden nicht nur rechtliche Rahmenbedingungen beleuchtet und viele Gespräche mit relevanten Interessensgruppen (Forstwirtschaft, Jagdverbände, Naturschutzverbände, Grundstückseigentümer, Tourismus, Behörden) geführt, sondern auch hier im Forum die Wünsche der potentiellen NutzerInnen erfasst. Herausgekommen ist ein Schlachtplan, der in den letzten 1 ½ Jahren in einem intensiven regionalen Entwicklungsprozess im Naturpark Hohes Venn - Eifel umgesetzt wurde.
Ab heute ist die Internetseite www.trekking-eifel.de online.
Dabei hat unser Verein outdoorseiten.net e.V. im nicht unerheblichen Maß mitgespielt und zur Realisierung der Plätze beigetragen. Dazu weiter unten noch ein paar Zeilen mehr.
Herausgekommen ist aber auch, ein deutliches Bild über die Haltungen von verschiedenen Interessensgruppen und den Schaltpunkten und Befindlichkeiten die dabei beachtet werden müssen. Ohne an dieser Stelle ins Detail der wissenschaftlichen Ergebnisse zu gehen, kann festgehalten werden, dass eine Umsetzung von Naturlagerplätzen in Deutschland nicht nur von regionalen Akteuren abhängig ist, sondern eine Umsetzung immer auch die Situation vor Ort widergespiegeln wird. Allein schon aus rechtlichen Gründen ist es zwingend notwendig, dass regionale Interessensgruppen berücksichtigung finden und bei Konzeptentwicklung eine Rolle spielen.
Insgesamt war die bisherige Umsetzung in der Eifel ein extrem spannender Prozess mit vielen Meinungen und Haltungen und ich bin sehr gespannt, was wir – die Nutzer – daraus machen werden. Die Türen sind momentan offen, jetzt liegt es an uns, die Region auch weiterhin davon zu überzeugen, dass diese Plätze sinnvoll sind. Oder anders: Skeptiker müssen nun vom Gegenteil überzeugt werden
.
Soweit ein paar grobe Hintergründe zu dem Projekt. Gerne stehe ich für Fragen zur Verfügung und teile gerne die bisherigen Erfahrungen.
Im Nachbarthread ist dann direkt auch mal die wichtigste Frage zum Konzept in der Eifel aufgetaucht. Warum gibt es Plattformen?
Letztlich ist diese Umsetzung eine Art Pilotprojekt und ich sehe Deutschland da erst ganz am Anfang. Es gilt momentan Erfahrungen zu sammeln und vor allem Regionen zu überzeugen, dass die Menschen, die im Wald übernachten, unproblematisch sind.
Im Vergleich zu anderen Ländern sind wir hier wirklich um Jahre zurück. Natürlich gibt es Punkte, die in der Eifel auch in meinen Augen noch wünschenswert wären. Z.B. Feuerstellen. Meiner Erfahrung nach kann ich jedoch nur immer wieder betonen ein sensible und schrittweise Vorgehensweise zu wählen. Ich habe etliche Gespräche zu dieser Thematik geführt und habe festgestellt, dass man nicht mit der Tür ins Haus fallen darf. Lieber schrittweise vorgehen und nach und nach seinen eigenen Interessen mehr Raum geben, als direkt am Anfang zu scheitern. Von daher freue ich mich riesig, dass wir es bis zu diesem Schritt geschafft haben und hoffe, dass andere Regionen nachziehen werden. Wer weiß, vielleicht sind wir in ein paar Jahren wesentlich weiter und können unsere Interessen noch stärker vertreten.
Es entstand im Nachbarthread ebenfalls die Anmerkung, ob die Plätze nicht komplett vermüllt werden. Witzigerweise ist diese Sorge sowohl bei den Interessensgruppen (Jäger, Förster etc.) gleichermaßen stark ausgeprägt, wie bei den Nutzern selbst. Im Grunde besteht Sorge um Fehlnutzung.
Wir haben daher die Plätze – mit einer Ausnahme – etwas abseits von Wanderwegen ausgewählt, sodass man nicht auf den ersten Blick darüber stolpert. Außerdem liegen aus diesem Grund die Naturlagerplätze soweit von Ortschaften entfernt, dass es für das typische Partyvolk am Samstagabend schlicht zu weit wäre. Ob das Konzept aufgeht, werden wir sehen…
Wie schon weiter oben angemerkt, ist dieses Projekt eine Zusammenarbeit von verschiedenen Akteuren.
Neben den Gemeinden, touristischen Akteuren, Behörden und Grundstückseigentümern sind die Mitglieder des outdoorseiten.net e.V. zu erwähnen. Im übelsten Winterregen wurden in einer Großaktion auf den 4 Standorten die Komposttoiletten aufgebaut. Von morgens bis Abends wurde gewerkelt und geschraubt und abends todmüde ins Bett gefallen. Ich war lange nicht mehr so durchgefroren. Aber ich glaube, es es ein ganz elementarer Schritt in der Verbreitung von Naturlagerplätzen, dass wir uns – die Nutzer – selbst in die Verwirklichung einbringen und den Prozess mit nach vorne treiben. Ohne Eigeninitiative geht es nicht – niemand wird einfach so Naturlagerplätze einrichten. Von daher war das Engagement von den verschiedenen Mitgliedern extrem wertvoll.











Wir arbeiten dran, dass der outdoorseiten.net e.V. auch künftig in dieses Projekt eingebunden ist und dazu beiträgt, dass das Übernachten in der Natur in Deutschland künftig einen ticken weniger kompliziert wird.
Ich hoffe einfach, dass die Trekkingplätze in der Eifel nicht schon zu Beginn komplett zerissen werden. Dafür ist die Thematik noch zu roh und zu sensibel 
Jedes positive Feedback unterstützt uns bei der Überzeugungsarbeit. Jede konstruktive Kritik lässt uns das Konzept verbessern. Jede Fehlnutzung hingegen führt unweigerlich zu langfristiger Ablehnung.
Aber viel wichtiger: Testet die Plätze auf Herz und Nieren!
Viel Spaß beim draußen Schlafen!
Freue mich über Rückmeldungen.
Beste Grüße
Dominik
bereits 2007 gab es hier im Forum erste Diskussionen über Naturlagerplätze in der Landschaft, die – nach internationalem Vorbild – auch in Deutschland eingerichtet werden könnten. Naturlagerplätze sind "Zeltplätze" speziell für Wanderer. Sie sind nur zu Fuß zu erreichen, haben kein Personal vor Ort und sind in der Regel für wenige Zelte gedacht. Die Idee kommt aus Nationalparks in den USA, mittlerweile gibt es das Konzept aber weltweit. Mal sind es schlicht ausgewiesene Zeltwiesen, mal umfangreich mit Feuerstelle, Komposttoiletten und Kochstellen u.ä.. Auch taucht das Konzept, mit inhaltlich unterschiedlichen Schwerpunkten und unter diversen Namen auf: informal camping, natuurkampeerterreinen, Abris..Letztlich geht es aber immer darum, dass in der Natur - und nicht etwa auf Campingplätzen - übernachtet werden darf. In Deutschland gab es zum damaligen Zeitpunkt noch keine solcher Plätze und der Wunsch hier etwas zu bewegen war groß.
Die Diskussionen hier im Forum machten jedoch schnell deutlich, dass in Deutschland die Sachlage aufgrund rechtlicher Rahmenbedingungen sehr komplex und mit vielen unterschiedlichen Hürden verbunden ist. Ergebnis war, dass die wahrscheinlichste Umsetzung durch einen regionalpolitischen Überzeugungsprozess erreicht werden könne. Einzelpersonen oder kleine Vereine wie der outdoorseiten.net e.V. hätten hier keine Chance.

Naturlagerplatz "Land in Sicht"
In den letzten Jahren hat mich die Idee nicht mehr losgelassen und letztlich habe ich im Rahmen meiner Diplomarbeit untersucht, ob und wie man dieses Konzept in Deutschland verbreiten könne. Dabei wurden nicht nur rechtliche Rahmenbedingungen beleuchtet und viele Gespräche mit relevanten Interessensgruppen (Forstwirtschaft, Jagdverbände, Naturschutzverbände, Grundstückseigentümer, Tourismus, Behörden) geführt, sondern auch hier im Forum die Wünsche der potentiellen NutzerInnen erfasst. Herausgekommen ist ein Schlachtplan, der in den letzten 1 ½ Jahren in einem intensiven regionalen Entwicklungsprozess im Naturpark Hohes Venn - Eifel umgesetzt wurde.
Ab heute ist die Internetseite www.trekking-eifel.de online.
Dabei hat unser Verein outdoorseiten.net e.V. im nicht unerheblichen Maß mitgespielt und zur Realisierung der Plätze beigetragen. Dazu weiter unten noch ein paar Zeilen mehr.
Herausgekommen ist aber auch, ein deutliches Bild über die Haltungen von verschiedenen Interessensgruppen und den Schaltpunkten und Befindlichkeiten die dabei beachtet werden müssen. Ohne an dieser Stelle ins Detail der wissenschaftlichen Ergebnisse zu gehen, kann festgehalten werden, dass eine Umsetzung von Naturlagerplätzen in Deutschland nicht nur von regionalen Akteuren abhängig ist, sondern eine Umsetzung immer auch die Situation vor Ort widergespiegeln wird. Allein schon aus rechtlichen Gründen ist es zwingend notwendig, dass regionale Interessensgruppen berücksichtigung finden und bei Konzeptentwicklung eine Rolle spielen.
Insgesamt war die bisherige Umsetzung in der Eifel ein extrem spannender Prozess mit vielen Meinungen und Haltungen und ich bin sehr gespannt, was wir – die Nutzer – daraus machen werden. Die Türen sind momentan offen, jetzt liegt es an uns, die Region auch weiterhin davon zu überzeugen, dass diese Plätze sinnvoll sind. Oder anders: Skeptiker müssen nun vom Gegenteil überzeugt werden

Soweit ein paar grobe Hintergründe zu dem Projekt. Gerne stehe ich für Fragen zur Verfügung und teile gerne die bisherigen Erfahrungen.
Im Nachbarthread ist dann direkt auch mal die wichtigste Frage zum Konzept in der Eifel aufgetaucht. Warum gibt es Plattformen?
- Wer sich etwas mit der Thematik beschäftigt, wird unweigerlich auf das Konzept der Plattformen stoßen. Im Ausland hat sich diese Variante aus unterschiedlichsten Gründen etabliert und auch in der Eifel probieren wir derzeit diesen Weg aus.
Etablierte Naturlagerplätze ohne Plattformen führen über die Jahre hin zu in die Fläche ausfransenden und oftmals ästhetisch unattraktiven Großlagerplätzen. Wer schon einmal einen verschlammten Naturlagerplatz gesehen hat, weiß eine Plattform zu schätzen. Insbesondere bei Regen.
- Plattformen begrenzen ganz klar die zur Verfügung stehende Lagerfläche. Hier in der Region ist eine erhebliche Sorge, dass durch die Einrichtung von Naturlagerplätzen große Zeltlager in der Natur entstehen werden. Daher liegen die Plattformen i.d.R. auf Standorten, auf denen das Zelten normalerweise nicht besonders attraktiv ist (Hanglage, steiniger Untergrund u.ä.). Nur auf den Plattformen ist das Übernachten bequem möglich. Gleichzeitig wünschen auch die Nutzer selbst, dass die Naturlagerplätze eher kleine Einrichtungen sind auf denen man in kleinen Gruppen nächtigt.
- Dazu kommt die rechtliche Situation. Ab einer bestimmten Größe von Zeltplatz ist in NRW eine Reihe von Auflagen zu berücksichtigen (Wasseranschluss, Sanitäranlagen, Feuerlöscher etc.). Damit diese Situation erst gar nicht auftritt, musste in Absprache mit den Behörden, ein stimmiges Konzept entwickelt werden. Auch hier haben die Plattformen Überzeugungsarbeit geleistet.
Letztlich ist diese Umsetzung eine Art Pilotprojekt und ich sehe Deutschland da erst ganz am Anfang. Es gilt momentan Erfahrungen zu sammeln und vor allem Regionen zu überzeugen, dass die Menschen, die im Wald übernachten, unproblematisch sind.

Es entstand im Nachbarthread ebenfalls die Anmerkung, ob die Plätze nicht komplett vermüllt werden. Witzigerweise ist diese Sorge sowohl bei den Interessensgruppen (Jäger, Förster etc.) gleichermaßen stark ausgeprägt, wie bei den Nutzern selbst. Im Grunde besteht Sorge um Fehlnutzung.
Wir haben daher die Plätze – mit einer Ausnahme – etwas abseits von Wanderwegen ausgewählt, sodass man nicht auf den ersten Blick darüber stolpert. Außerdem liegen aus diesem Grund die Naturlagerplätze soweit von Ortschaften entfernt, dass es für das typische Partyvolk am Samstagabend schlicht zu weit wäre. Ob das Konzept aufgeht, werden wir sehen…

Wie schon weiter oben angemerkt, ist dieses Projekt eine Zusammenarbeit von verschiedenen Akteuren.
Neben den Gemeinden, touristischen Akteuren, Behörden und Grundstückseigentümern sind die Mitglieder des outdoorseiten.net e.V. zu erwähnen. Im übelsten Winterregen wurden in einer Großaktion auf den 4 Standorten die Komposttoiletten aufgebaut. Von morgens bis Abends wurde gewerkelt und geschraubt und abends todmüde ins Bett gefallen. Ich war lange nicht mehr so durchgefroren. Aber ich glaube, es es ein ganz elementarer Schritt in der Verbreitung von Naturlagerplätzen, dass wir uns – die Nutzer – selbst in die Verwirklichung einbringen und den Prozess mit nach vorne treiben. Ohne Eigeninitiative geht es nicht – niemand wird einfach so Naturlagerplätze einrichten. Von daher war das Engagement von den verschiedenen Mitgliedern extrem wertvoll.








Wir arbeiten dran, dass der outdoorseiten.net e.V. auch künftig in dieses Projekt eingebunden ist und dazu beiträgt, dass das Übernachten in der Natur in Deutschland künftig einen ticken weniger kompliziert wird.


Jedes positive Feedback unterstützt uns bei der Überzeugungsarbeit. Jede konstruktive Kritik lässt uns das Konzept verbessern. Jede Fehlnutzung hingegen führt unweigerlich zu langfristiger Ablehnung.
Aber viel wichtiger: Testet die Plätze auf Herz und Nieren!

Freue mich über Rückmeldungen.
Beste Grüße
Dominik
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