Der Bericht beginnt erst bei der Nummer 3...
Das WAI im Odenwald
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Sorry, habs mal wieder versucht, aber mit dem Bildern klappt es nicht. Ändern kann ich auch nicht. Jetzt habe ich keine Lust mehr. Gute Nacht.Oha.
(Norddeutsche Panikattacke)
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22. November 2022
Ich habe ein wenig Zeit und so begebe ich mich nach Franken, um das WAI zu befreien, das inzwischen Hessen wieder verlassen hatte und nach Franken entführt wurde.
Mit Hilfe von Kinderschokolade gelingt der Coup.
und ich halte es nach 10 Jahren wieder in den Händen.
Zur Erinnerung, nach HH und S-H hatte ich es 2012 im Dezember durch Rheinland-Pfalz und Saarland gebracht und mit Bayern und Hessen sind es nun also 6 Bundesländer, in denen wir etwas zusammen unternehmen. Virtuell steht das WAI in Höchst im Odenwald. Ursprünglich war der Otzberg kommuniziert worden, weil dieser für Wanderer interessanter gewesen wäre. Es war allerdings dann über Höchst nach Franken verbracht worden, so dass der Startpunkt nun auf Höchst verändert wurde.
23. November 2022
Am nächsten Tag starte ich in Aschaffenburg am Mainradweg und es ist zwar entgegen der Wettervoraussagen sonnig und klar, aber lausig kalt. Die Beine werden nicht warm, ich biege bei Obernburg am Main falsch ab und lande im Wald (hier war das WAI noch nicht, daher ein Foto) -,
aber mein Querfeldeinplan wird von einem Ortskundigen vereitelt. Die immer brutaleren Krämpfe im Bein führen fast zum Tourabbruch, können aber mit einem Wiener Würstchen und einer Frikadelle behandelt werden. Gegen 13.52 Uhr erreiche ich endlich Hessen
und um 15.06 Uhr endlich Höchst im Odenwald.
Da nicht nur das WAI gealtert ist, sondern auch ich, verzichte ich auf Wildzelten, ich friere so erbärmlich, dass ich den Schlafsack nie warm bekommen würde. Also suche ich eine Unterkunft.
Höchst wirkt, freundlich formuliert, wie ein Opfer eines wie auch immer gearteten Strukturwandels, ein Blick auf das Hotel an der Hauptstraße reicht mir. Innen mag es schön sein, aber meine Nerven sind nicht mehr die Besten. Ich setze meine Hoffnung auf Bad König, eines außerhalb der Kernstadt scheint nett zu sein, aber ich muss Wasser und Wegzehrung kaufen, also werde ich es im Ort versuchen.
Wärmer wird es jetzt nicht,
aber der Anblick einer Schutzhütte zeigt mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
Guten Mutes biege ich ab und anscheinend sind die Hotels geschlossen. Aber der Ort sieht nett aus, so frage ich. Hotel Büchner. Der Hotelier lacht, mein Fahrrad kommt in die Rumpelkammer, das Zimmer ist warm und nach einiger Zeit hört das unterkühlte Zittern auf. So wage ich mich in den Ort. Ein alter Pole mit rudimentären Deutschkenntnissen bringt mich zu einem netten kleinen, etwas chaotischen Spar, der Mineralwasser hat. Meine Rettung, zwei Bananen runden den Einkauf ab.
Ich suche nach Restaurants, eines gefällt mir, aber vielleicht geht es noch besser. Ein Schloss und ein Platz, die Schlange vor der Metzgerei ist lang.
Man beachte die Telefonzelle im Vordergrund, gerade stand in den Zeitungen, dass die letzten Telefonzellen abgebaut wurden. Hier steht noch eine, ein Bild von historischem Wert!
Ich entscheide mich für die Wacht am Rhein (sic!), eine von Indern betriebene Pizzeria (sic!), die aber auch indisches Essen anbietet.
Tatsächlich wird mir nun endlich warm, einen Kocher habe ich ja nicht dabei, das Essen ist hervorragend, trotz gewisser Verständigungsschwierigkeiten. Gespräche mit dem Nebentisch. Es soll einen sehr schönen Weihnachtsmarkt geben. Es ist erst 18.00 Uhr, aber mir ist nach Bettruhe. Sieht so aus, als wäre ich zu alt für diesen ......Zuletzt geändert von Torres; 28.11.2022, 12:01.Oha.
(Norddeutsche Panikattacke)
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Könnt ihr die Bilder sehen? Ich konnte wieder nicht speichern, fehlerhafte URL. Unglaublich, diese Software, nimmt einem jegliche Lust. Sinnlose Arbeit.Oha.
(Norddeutsche Panikattacke)
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OT: Ich hatte noch nie Probleme mit Bildern die nicht da sind (füge die immer während dem Schreiben in Leerzeile zwischen dem Text ein), also muß es eine Lösung geben, einen Workaround?
Bin kein Experte, würde erst mal Browser updaten oder wechseln.
Schade daß es nicht klappt"Die Tatsache, dass eine Meinung weithin geteilt wird, ist noch lange kein Beweis dafür, dass sie nicht absolut absurd ist." BERTRAND RUSSELL
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24. November 2022
Idiotischerweise war ich gestern mit Merinohose als untere Schicht gefahren, nicht nur, dass von dieser durch die Reibung nur noch Fetzen übrig sind, auch mein Hintern hat gelitten. Die Druckstellen werden die nächsten Tage viel Freude machen. Gegen die Kälte hilft jetzt die Regenhose als Windchill-Killer (Welcher Windchill? Ich bin schleichlangsam im Gegensatz zu früher), wirklich warm werden die Beine dennoch nicht. Für die ganze Woche war Regen angekündigt.
Auch das WAI hat einen Blick auf Schloss und Telefonzelle verdient.
Es ist gegen 10.00 Uhr, und ich spute mich.
Wo bleibt der Datenschutz?
Erster Kontakt mit einer -Straße, dann spielt die Sonne mit den Regentropfen.
Ich zeige dem WAI einen Ententeich (eigentlich will ich nur den Hintern lupfen....)
Am Anfang von Michelstadt kommt Schloss Fürstenau, ein Wasserschloss mit Basilika.
Keen Tied.
Erbach. In der ganzen Region beworben, hier findet ein festlicher Weihnachtsmarkt statt.
Auf dem Sockel steht Francisco Eberhardus. Nachfahren des Adelsgeschlechtes Erbach bewohnen immer noch die Schlösser Eberbach und Fürstenau.
Es wird ein bisschen welliger. Die B 45 dröhnt, und ich habe das Glück, jetzt an ihr entlang zu fahren. Mein Gehör hat sich verändert, so laut war das früher nicht. Wumm, wumm, wumm, wumm. Lücke: Foto!
Gnädigerweise darf der Radfahrer eine Steigung durch einen Schlenker durch ein Dorf umfahren. Dann lockt wieder die Straße. Der Eintrag im Schaukasten ist von 2017.
Ich erreiche Ebersberg und darf den Hügel hochschieben. Menschen gibt es keine. Es ist Mittag und ich esse und trinke etwas. Ein Klo wäre gut. Leider eine Spielwiese für Kinder. Oben auf dem Lenker liegt das WAI in einer praktischen Transporttasche (danke dafür!).
Der Radweg wird jetzt oberhalb der Straße geführt.
Das Viadukt ist das 250 m lange Himbächel-Viadukt.
Eingleisig verbindet es Erbach und Hetzbach und führt über das Himbachtal. Aufgrund der Ingenieurleistung, die ihm zugrunde liegt, steht es unter Denkmalschutz.
Ich darf jetzt die B 45 unter Lebensgefahr überqueren, dann geht es in einen Waldweg.
Aufgrund meiner App hoffe ich, dass die Lösung meiner Probleme näher kommt und ja - ein höheres Wesen oder ein netter Mensch hat ein Einsehen.
Zuletzt geändert von Torres; 28.11.2022, 13:23.Oha.
(Norddeutsche Panikattacke)
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Voiko onni olla vessassa? Ja. (Das Gegenstück zu Wichever ist übrigens Urinal...). Ich stufe das Gebäude aus Dankbarkeit als Schutzhütte ein.
Und dann kommt ein Outdoor-Wow-Effekt.
Still und ruhig liegt der Marbach-Stausee vor mir.
Schlagartig fällt alle Spannung von mir ab. Die Stauanlage wurde 1982 zum Hochwasserschutz errichtet und ist inzwischen eine Freizeitanlage.
Der Schilderwald wird sich fortsetzen, anscheinend ist das nötig. Erst mal geht es durch Wald, dann kommt das Herzstück.
Das Schild findet sich öfter. Begleitet von Grillen verboten, Baden verboten und Vogelschutzbereich. Auf der andere Seite der Wiese ist ein Jugendzeltplatz.
Ein leichter warmer Windhauch streichelt mein Gesicht, Sommerluft, die leisen Geräusche eines heißen Tages, der zu Ende geht. Puff, reine Fiktion. Es ist noch genauso kalt wie gestern.
Vögel only.
An einer privaten Hütte vorbei, gehe ich auf einen kleinen Hügel.
Vorbei. B 460.
Strategisch am rechten Fahrbandrand platziert ein Schild mit der Überschrift "Mossautal" - Gaststätten und Unterkünfte. An Radfahrer denkt niemand. Man bräuchte ein Fernglas, um es unter der Leitplanke hindurch zu erkennen. Dabei hätte es mich interessiert, ob es hier weitere Hotels gibt. Oder etwas zu essen. Es ist 14.11 Uhr.
Hüttenthal. Etwas weiter hinten soll eine Molkerei sein, da könnte ich Milch bekommen oder Joghurt. Wo soll ich das unterbringen? Unentschlossen fotografiere ich den Nachbau des Eisenhammers, der bis 1846 in der Hammermühle verwendet wurde.
Mein Kontakt gestern meinte, es wird jetzt steil. Tief Luft holen, um 16.00 Uhr wird es dunkel. Immerhin nur eine Landstraße, mal sehen, was mich erwartet.
Wieder kreuze ich todesmutig und dann schlägt das Schicksal erneut zu. Das Hotel ist bereits ausgeschildert (es gibt es also...) und:
Das sieht das WAI genauso. Es nimmt Schoko.
Schweigsam löffeln wir den Kuchen in uns herein. Das Café ist fast voll, leere Tische sind reserviert. Die Cafédamen und die Leute am Tisch sprechen einen ähnlichen Dialekt wie ich, das macht alles einfacher (....ey, könnd isch mid demm Faaraad uff die Terrass...). Mit neuem Mut geht es zum Endspurt.
Still hier, die Autodichte gering. Da ist Schieben okay. Es ist zwar nicht so steil, wie befürchtet, aber die Kälte ist nicht weg. Bei warmem Wetter ohne Zeltausrüstung wäre das sogar für mich machbar. Ich denke an ein göttliches Zeichen, als plötzlich eine Spitze am Horizont leuchtet,
aber es ist nur ein lahmer Rotor, der sich in Zeitlupe dreht.
Das Tal ist traumschön und ich danke Mus für die Routenauswahl. Immer mal wieder kann ich auch radeln. Als ich die Fachwerkhäuser sehe, fallen mir plötzlich Bekannte ein, die ich vor Jahren mal besucht hatte. Damals kauften sich Lehrer und Pensionäre im Odenwald kleine Katen und bauten sie zu Ateliers oder Ferienhäusern aus. Einen Lebenskünstler habe ich nie vergessen, aber er war damals schon alt und lebt mit Sicherheit nicht mehr.
Überall mehr oder weniger große Holzstapel, man ist gerüstet. Ein Buch am Bücherschrank, dafür ist immer Platz.
Die Straße nach Erbach ist gesperrt - zur Erinnerung, da ist das Schloss. 6 km. In Worten sechs. Praktisch hinter dem Hügel. Seufz.
Okay, der Weg ist das Ziel.
Unter-Mossau, ein alter Mann humpelt mir entgegen, E-Bike, oh nee, des is was für alde Leit, könnt ma das do üwwerhaubt ufflade, er lacht (und ich verschweige, dass ich heute morgen kurz gedacht hatte, man könnte ja langsam mal....).
Der Mann ist achtzig und sieht viel jünger aus. Mit achtzig fängt das Alter erst an.
Ein Sendemast leuchtet auf einem Hügel, und ich habe endlich wieder Netz. Was stand im Café? "Wir haben kein Wifi, entweder geht ihr oder ihr unterhaltet Euch". Wenn man weiß, wohin, kein Problem. Und dann bin ich viel schneller als gedacht am Ziel.
Nein, ich trinke kein Bier. Aber das einzige Hotel in der Umgebung mit Bett und Gasthof. Seit 1780. Das Hotel ist noch geschlossen, aber der Gasthof offen, Familienbetrieb. Das Haus ist riesig, kühl und rustikal, aber das Fahrrad kann ich im Gang verstecken und im Sommer ist es bestimmt nett hier. Hauptsache nicht im Freien erfrieren, es sind wieder um die 4 Grad und ich zittere wieder von innen heraus. Vielleicht hilft Bewegung und ich mache eine kleine Ortsbesichtigung. Die Kälte schneidend. Das Tal war windgeschützt, die Höhe ist eisig.
Das Essen ist verdächtig schnell auf dem Tisch ("Tüte erwärmen und aufreißen"), aber lecker und vor allem warm. Die Alternative wäre gekühlter Milchreis mit Heidelbeeren und trockenes Brot mit Avocado gewesen. Ein Vertreter der Brauerei macht eine Probeverkostung mit einer Gruppe. Ungewöhnlich leer soll es heute sein, mir ist das Recht.
Wieder brauche ich trotz heißer Dusche lange, bis ich wieder warm bin und lausche über Smartphone dem Vortrag von Mus (Vereinsforum ods), die bei Hitze über Hirschhorn nach Speyer gewandert ist und in Ermangelung von Infrastruktur ein Mittagessen aus Eiweißbrot und Fisch aus der Fischdose zu sich genommen hat, das wie Blei im Magen lag. Anderes Wetter, andere Sorgen.Zuletzt geändert von Torres; 28.11.2022, 16:44.Oha.
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Wacker, wacker, bei den Temperaturen durch den Odenwald zu radeln! Ich klappere auf dem Rad jedenfalls viel schneller als zu Fuß. Sehr schöner Bericht, danke!
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Zitat von Bergahorn Beitrag anzeigenWacker, wacker, bei den Temperaturen durch den Odenwald zu radeln! Ich klappere auf dem Rad jedenfalls viel schneller als zu Fuß. Sehr schöner Bericht, danke!Oha.
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25. November 2022
Der dritte Tag. Mein Ziel ist Dieburg. Morgen will ich das WAI in Frankfurt übergeben. Länger wäre nett, aber Termine, Termine. Es ist kühl.
Ein Wanderschildbaum, sehr verbreitet hier.
Nächstes Ziel ist Unter-Ostern. Und ich mache einen Fehler. Ich wollte den an dieser Stelle beginnenden Wanderweg nehmen, aber Mus hatte abgeraten. Das einzige Mal, dass sie sich irrte, der Wanderweg wäre besser gewesen.
Die Straße ist für mich zu steil (ich könnte fahren, aber laufen ist schneller), laut, da viel befahren und nur zu Beginn romantisch.
Meine Beine sind schwer, mir ist kalt, es soll gleich regnen, meine Laune ist angeschlagen (zwei Stunden mehr Schlaf wären gut gewesen) und bei jedem Auto springe ich auf den Seitenstreifen. Der einzige Trost: Was hoch geht, geht auch wieder runter. Kunst?
Hinter der Kurve wird es waldig, und ich erkenne meinen Irrtum, aber zurück ist jetzt blöd.
Auf der Kuppe ist ein Wanderparkplatz - hier wäre auch der Wanderweg herausgekommen - und ich setzte mich erstmal. Eine Dosis Wald, bitte. Hinter der Bank Kotze, ein Kohlstrunk und die üblichen Taschentücher. Zudem zwei leere, uralte Sektflaschen. Foto-shooting.
Es beginnt zu nieseln und ich schiebe etwas Panik. Vor ca. 2 Monaten war in Schleswig-Holsten bei Hamburg ein schwerer Unfall. Ein Autofahrer war mit hoher Geschwindigkeit auf gerader, gut einsehbarer Strecke (Tempo 100) in einen Schimmel samt Reiterin gerast, die ordnungsgemäß am rechten Fahrbandrand zum Stall ritt. Sie war sofort tot. Das Kopfkino bekomme ich nicht mehr raus. Zu knapp wird hier auch überholt. Also taste ich mich bergab - höre ich Autos, halte ich an. Die Kälte trotz Handschuhen schneidend, es nieselt.
Autos vorbeilassen.
Die Kapelle eignet sich als Schutzhütte. Etwas weiter soll noch eine sein, mitten in der Kurve. Ich lausche, frei, schnell über die Straße. Oh no.
Torsten sah nett aus, ein junger Mann, vielleicht Anfang dreißig.
Auf einen Spaziergang verzichte ich, es nieselt und ich bin schlecht in der Zeit.
Sackgasse.
Gerade mal 7 km geradelt.
Ein Telekomtechniker will helfen, ne, geht schon.
Wo ist der nächste Fernradweg?
Die App hilft. Links und dann rechts.Oha.
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Kaum erreiche ich den Radweg, hört der Regen auf.
R9 nach Brensbach. Die hessischen Fernradwege sind sehr zu empfehlen. Päuschen.
Der Radweg ist angenehm zu fahren, die B 38 ist weit genug weg. Ein Bauerhof, Nüsse steht groß auf der Scheune. Es ist milder geworden, hier beginnt eine andere Landschaft mit Nutzbäumen. Der Nussbaum.
Keinen Platz für Nüsse, oder doch und schon drehe ich mich um und schaue ratlos auf den Fuhrpark zwischen Scheune und Haus, wo ist denn der Laden? Ich wende und sehe: Selbstbedienung in der Scheune. 1 kg Sack für 5 Euro. In der einen Packtasche ist noch Platz, das Kilo ist okay, ich bin leicht unterwegs. Foto kommt später. Eine Kelterei. Lecker Saft. Nein, dafür ist kein Platz mehr.
Schön hier. Die ersten Fotos während der Fahrt. Das ist meine Landschaft.
Guck mal, WAI
Eine Baustelle. Die Arbeiter glotzen und grüßen nicht. Die Straße ist für mich offen, aber zur Zeit für Autos gesperrt, sehr angenehm. Und schon bin ich in Fränkisch-Crumbach.
Warum es Fränkisch-Crumbach heißt (seit 1822), kann ich nicht herausfinden, man nennt es wohl Crombach. Schilder verweisen auf Burg Rodenstein, aber der Umweg wäre zu weit. Der Ort gefällt mir.
Eine hübsche Fußgängerzone. Das Herrenhaus.
Das Buchgeschäft wird außen gemalert, aber ob es auf hat, kann der Maler nicht sagen. Es hat zu. Ein Dönerladen. Ich bekomme Hunger, aber bitte kein Döner.
Eine St. Pauli Fahne. Eindeutig ein netter Ort.
Mein Ziel ist Radweg 7, um der Bundesstraße zu entgehen. Er führt durch eine schmale Straße bergauf. Für mich zu steil, aber wunderbar einsam.
Pause auf einer Bank.
Oben auf dem Hügel ein brauner Kasten. Als ich wieder hinschaue, hat er sich bewegt. Eine Kuh.
In der Ferne Rotoren, und ich überlege, ob man von hier die Hügel des Mossautals sehen kann. Oben angekommen, sehe ich, dass es noch viel mehr braune Kühe gibt.
Auf der Höhe eine Bank mit Aussichtspunkt.
Das muss mit WAI fotografiert werden.
Ein lausiger Wind, sonst hätte ich wohl noch ein Stündchen hier oben verbracht. Wärmeres Wetter, ich wäre hier nicht alleine. Fieses Wetter, man kann nicht lange bleiben. Also geht es wieder ins Tal. Ein Bauerhof, die Kühe dürfen auf die Weide und toben buckelnd davon.
Ich bin kurz vor Wersau und peile jetzt als nächstes Ziel Groß-Bieberau an. Man beachte das Schild Groß-Umstadt.
Eine Schutzhütte am Wasserschutzgebiet, hier beginnt ein Hörweg, ein Jeep Fahrer pinkelt an einen Baum, glotzt mich an und sucht seinen Hund.
Eine Road under Construction, eine völlig kaputte Straße, ein LKW nach dem anderen. Ist dort eine Kiesgrube? Aber der Abschnitt ist nur kurz. Der erste Rewe seit ewigen Zeiten, dann geht es Richtung Reinheim.
Und man sieht, es ist flach. Es ist ein, zwei Grad wärmer geworden, Spaziergänger vertreten sich gut gelaunt die Beine und freuen sich auf das Wochenende, die Landschaft ist idyllisch und Radfahren macht Spaß. Hier ist Radfahrgebiet. Und ich merke, wie ich mit der Weite der Landschaft innerlich aufblühe.
Und wieder Groß-Umstadt auf dem Schild. Darmstadt ist nur 20 km weit weg, ich bin überrascht, wie nah hier alles liegt.
Auch der Otzberg ist wieder nicht weit. Zumindest kilometermäßig.
Die Farben leuchten.
Hinter den Feldern ein Berg mit irgendwas drauf.
Es sind Spaziergänger unterwegs und einen halte ich an. Was ist das? Der Otzberg. Ach. Da muss das WAI noch mal winken.
Suchen Sie was, fragt ein Mann. Nein. Aber , wenn Sie schon fragen– wissen Sie ein Hotel in Dieburg? Nein, man übernachtet so selten bei sich in der Gegend. Stimmt. Weiter.
Ein Waldstückchen und die Yaks sehen toll aus. Ich fliege dahin. Endlich wieder im Flow.
Naturschutzgebiet Reinheimer Teich.
Radler haben teils ihre eigene Spur.
Die Landschaft bleibt schön. Aber es wird wieder kälter.
Nicht mehr weit bis Dieburg. 15.39 Uhr, gegen 16.00 Uhr werde ich die ca. 4 km geschafft haben. Und morgen dann Frankfurt, das passt.
Oder besser gesagt, es hätte gepasst. Denn gleich, ein paar Meter weiter, hat Torres eine Idee und aus einer Idee werden immer die berühmten lustigen Minuten und alles wird völlig anders.
Oha.
(Norddeutsche Panikattacke)
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Anders ausgedrückt: Ich verwechsele Groß-Zimmern mit Groß-Umstadt.
Eigentlich weiß ich, dass Groß-Umstadt nicht auf dem Weg liegt, ich hatte es mehrfach überprüft und verworfen. Da meine analoge Karte aber bei Reinheim geendet hat, bin ich fest überzeugt, dass ich laut App in Groß-.... (den Rest kann ich nicht lesen), also Groß-Umstadt bin. Ein Jugendfreund wohnt dort. Soll ich, soll ich nicht? Anruf. Diese Nummer existiert nicht. Okay, Festnetz. - Der wohnt nicht mehr hier, ich geb Dir mal die Nummer. (Schicksal!). Hotel in Dieburg, nein, das einzige gute Hotel der Region ist das Hotel Jakob in Groß-Umstadt, das ist zu empfehlen. - Anruf beim Freund. Kennscht misch noch? - Oh! Wie komm ich zu der Ehre? - Ich bin vor Ort. Kennst Du ein Hotel in Dieburg? - Nein, nur das Hotel Jakob in Groß-Umstadt, hier ganz in der Nähe. - Okay. Und wo muss ich da hin? - Wo bist Du denn jetzt? - XXX-Straße. - Kenne ich nicht. - Warte mal, ich such mal ein Schild. Ich fahre zum nächsten Schilderbaum. Upps.
Ich bin gar nicht in Groß-Umstadt. - Hättest Du überhaupt heute abend Zeit? - Ja. - Ich muss überlegen, 8 Kilometer und morgen noch mal 8 km zurück, bei der Kälte bin ich nicht so fit. - Aber das geht doch schnell! - Mindestens eine Stunde, schätze ich und es wird gleich dunkel. - Hä? Wie bist Du denn unterwegs? - Mit dem Fahrrad. - Mit dem FAHRRAD???? Wie kommst Du denn auf diese Idee? In dieser Jahreszeit??? - Naja, macht man halt so. - Ich denke nach: Mach ich es oder mach ich es nicht. Mein schöner Zeitplan. Durchatmen, aber verdammt, wir haben uns 15 Jahre nicht mehr gesehen und wer weiß, ob wir nicht morgen tot umfallen. Okay, ich mach´s – melde mich, wenn ich da bin. Es ist 16.03 Uhr.
Plötzlich voller Adrenalin im Blut folge ich dem Radwegschild, ohne es zu hinterfragen und rase die Landstraße Richtung Groß-Umstadt. (Falsch).
Eine Baustelle stoppt mich. Großartig. Was sagt die App? Okay, da sind Feldwege, der Radweg war viel weiter nördlich und verläuft durch Semd. Wenden, weiterrasen, warm ist es hier, hinter mir Autos, die auch nach einem Weg suchen, ich bin schnell, sie holen mich nicht ein.
Verrückt, was ich da mache.
In Klein - Zimmern kürze ich über einen schnurgeraden Feldweg ab.
Der Wirtschaftsweg geht in einen steinigen Feldweg über, zwei Spuren, in der Mitte Gras. Ich hoffe, mein Rad überlebt. Eine Frau mit Hund macht Platz, der Hund steht auf den Hinterläufen und sieht wie ein überdimensionierter Hase aus. Ich würde den Hund gerne fotografieren, sieht witzig aus, rufe ich und sie lacht. Ein zwei Radfahrer kommen mir entgegen.
Die Sonne geht immer noch unter.
Semd, Hügelstraße. Wie der Straßenname sagt, es geht bergauf. Na toll. Noch mal schauen, ich muss in die Parallelstraße, es scheint nur eine Treppe zum Radweg zu gehen, zurück, abbiegen, nächste Straße. Schieben. Das ist steiler hier, als bisher. 16.41 Uhr.
Wieso ist es hier so warm? Die Stadt?
Im Tal von Reinheim hatte ich schon Handschuhe gebraucht, ich verstehe es nicht. Groß-Umstadt kommt in Sicht. Hässlich, wie ich finde. Die Kamera hellt auf, es ist eigentlich schon viel dunkler.
Kurz darauf sieht man nur noch die Lichter der Stadt leuchten. Links eine Baustelle, die Autos stauen sich im Feierabendverkehr. Weithin sichtbar ein McDonalds – Schild. Der Ort gefällt mir schon etwas besser.
Es ist viel Verkehr, aber ich kann weiter dem Radweg folgen. Einmal verfahre ich mich und einmal kann ich gegen die Einbahnstraße in einer langen Baustelle fahren. Bahnschranke. Ein Mann wird ungeduldig, so lange kann das doch gar nicht dauern. Ein Regionalzug läuft ein. Die Schranke bleibt zu. Der Mann ärgert sich wieder. Ich verweise auf den Zug im Bahnhof und tatsächlich setzt dieser sich ganz ganz langsam in Bewegung. Die Schranke geht auf. 16.54 Uhr
Das Hotel ist am Waldrand und es wird, wie befürchtet. Steil. Schieben, schieben, schieben. Als es nicht mehr weit sein kann, kommen mir ein Fußgänger entgegen, zwei riesige Hunde, Na? Gut angekommen? Man erkennt sich sogar noch. Wir verabreden uns zum Essen. Das Hotel ist hell beleuchtet, viele Autos, professionelle Rezeption, das Fahrrad kommt in die Garage. Urlaubsgefühle.
Eine heiße Dusche und dann esse ich den Milchreis mit frischen Heidelbeeren. Ich brauche die Notration nicht mehr und habe Hunger.
Das Restaurant ist ein paar Schritte weiter. Es ist gut besucht, hier scheint der Personalmangel noch nicht ganz so gravierend zu sein, als in den anderen Hotels vorher und in dieser Region generell. Daher ja die Schwierigkeit, überhaupt einen Übernachtungsplatz zu finden. Einen Nachtisch muss ich mir natürlich auch gönnen.
Wir quatschen lange, war eine gute Idee. Aber mein Zeitplan morgen könnte knapp werden. Ich hatte schon Taunuswanderer angefunkt und ihn auf eine späte Ankunft vorbereitet. Spät lese ich seine Nachricht. Er könnte das WAI in Groß-Umstadt abholen oder in Babenhausen. Ich entscheide mich für Babenhausen. Das sind ca. 11 km morgen und dann kann ich mir Zeit lassen und bin gegen Nachmittag wieder am Auto. Ein guter Plan.
Oha.
(Norddeutsche Panikattacke)
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Gestern hatte ich vor dem Essen noch das WAI Tagebuch ausgefüllt und den heutigen Weg angekündigt. Ich hatte klein geschrieben und mich kurz gefasst, denn viele Seiten sind nicht mehr übrig. Jemand hatte mehrere Seiten für die Tour reserviert und dann nichts geschrieben, schade. Ich hatte aber auch meine ersten Einträge abfotografiert, lustig, das noch einmal zu sehen.
Frühstück.
Ein letztes Mal diese schönen Brötchen mit weichem Kern aus dieser Region und nicht die Krümelbrötchen, die im Mund explodieren. Ich bin früh dran und hatte gestern erfahren, dass es hier Weinberge gibt. Ich schiebe ein das Rad den Hügel hoch, hier gibt es sogar ein afrikanisches Restaurant. Die Sonne wärmt und ich meine, es ist hier wirklich wärmer als die Tage zu vor. Fast hätte ich Lust, die Augen zu schließen und mich ein wenig zu sonnen.
Ich schiebe noch ein Stück weiter hoch.
Das Fahrrad quietscht erbärmlich, aber ich kann nicht lokalisieren, wo das Geräusch herkommt. Es ist nur beim Schieben, nicht beim Fahren. Ich hoffe, das Fahrrad hält. Später lese ich, dass Groß-Umstadt die "Odenwälder Weininsel" genannt wird.
Dann wende ich. Es gibt hier einen MTB Trail Richtung Babenhausen, aber da sind steile Passagen dabei. Ich gehe auf Nummer sicher und rase lieber die Straße ins Tal. Ich brauche noch ein Geschenk. Der Tourenradweg führt durch die Innenstadt.
So hübsch hätte ich mir das hier nicht vorgestellt.
Ich beginne, zu trödeln.
In einem Weltladen erledige ich den Einkauf.
Jetzt wird mir auch klar, warum mit gestern Abend beim Schieben des Fahrrads eine Touristenbahn entgegen kam. Hier gibt es wirklich etwas zu sehen. Ich war hier früher immer nur vorbeigefahren, der Jugendfreund wohnte in einem eingemeindeten Stadtteil. Und Weihnachtsmarkt ist auch.
Pfälzer Schloss.
Eines von sechs Schlössern im Ort, der untere Teil ist mittelalterlich. Und dann wird mir siedend heiß. Nein, ich habe keinen Urlaub, ich habe ein WAI-Date mit Taunuswanderer. 11 km bis Babenhausen, ein Schild weiter sind es 12 km. Jetzt aber los. 10.30 Uhr. Ich habe 55 Minuten Zeit.
Es ist immer noch nicht ganz eben, aber fahrbar.
Bin ich hier richtig? Sogar hier verfahre ich mich, die Ausschilderung ist nicht mehr so gut. Blick auf Groß-Umstadt, auf jeden Fall.
Hier bin ich aber falsch. Das ist wieder die MTB-Strecke.
Schön, aber ich muss wieder zurück.
Wenn man es schon mal eilig hat....
Richtig ist der Weg an der Landstraße.
Die Rabenvögel flattern wild protestierend hoch, als ich anhalte. Der Verkehr geht, es ist nicht so schlimm, wie in den letzten Tagen, anscheinend verfliegt der Schall in der Ebene.
Es ist kurz nach 11.00 Uhr und noch 5 Kilometer. Ich lege eine Schippe drauf.
Um gleich wieder zu fotografieren.
Der Radweg ist nun gesperrt. Ich fahre dennoch darauf, aber der Belag ist merkwürdig, keine Ahnung, was für Material.
Der Belag bremst, Landstraße wäre schneller, aber es ist viel Verkehr.
Und dann ist ja klar: Ein Bagger versperrt den Weg. Umweg durch die Botanik.
Zu meiner Erleichterung geht es dahinter weiter, aber es ist ein Felgenbrecherweg.
Kurz danach bin ich in Babenhausen. In der Ferne eine Bahn, es muss die von Taunuswanderer sein. Ich gebe noch mehr Gas, hier noch ein Umweg, da noch ein Umweg, eine Unterführung, ich bin da.
Wie insgeheim erwartet, ist Taunuswanderer mit dem Rad da und so heißt es Abschied nehmen:
Und schwups ist das WAI weg.
Ich bin ganz traurig. Vor lauter Abschiedsschmerz fahre ich durch die Unterführung auf die Landstraße, um einen Baggersee zu sehen, völlig bescheuert. Das bringt mir zwar einen Blick auf die Kaiserhöfe ein, eine ehemalige Kaserne, ist sonst aber ätzend.
Auch der Baggersee enttäuscht, er ist umzäunt.
So verpasse ich Schloss Babenhausen und den Hexenturm von Babenhausen. Selbst Schuld. Irgendwann bin ich dann wieder auf dem Radweg, kälter ist es geworden.
Eine Gruppe picknickt an einer Sitzgruppe am Waldrand, die Autos sorgfältig geparkt. Felder, Wiesen, mal ein Haus.
Eine Schutzhütte und ich mache Rast.
Irgendwann überlege ich, wo eigentlich Hessen endet und stelle fest, es muss wohl hier an dieser Stelle sein. Die ehemalige Papiermühle an der Gersprenz.
Ich futtere ein wenig Brot, aber dann wird mir kalt. Bald bin ich im nächsten Ort, eine kleine Kapelle, man hört Gewehrknallen von einem Schießstand.
Stockstadt am Main.
Über einen schmalen Pfad an der Eisenbahnbrücke geht es über den Main.
Es ist wieder kalt, der Radweg ist grob, Spaziergänger sind unterwegs und am Flussufer ist Industrie.
Eine Schwanenfamilie hält Versammlung, sonst ist wenig zu sehen.
Die Stadt rückt näher.
Und dann kommt schon das Aschaffenburger Schloss in Sicht.
Mit einem kleinen Vorgarten.
Es ist Samstagnachmittag und die Spaziergängerzahl nimmt stetig zu. Jetzt ist geschicktes Fotografieren angesagt.
Eine kleiner Felsvorsprung, gerne für Selfies genutzt. Jemand hat Einweghandschuhe und Papier liegen lassen.
Das Schloss kommt näher.
Der Main bringt sich mit Gluckern in Erinnerung, und ich hätte Lust, mich mit dem Boot treiben zu lassen.
Auf Besichtigungen habe ich jetzt keine Lust, auch nicht auf einen Besuch der Innenstadt. Mir ist wieder kalt.
Ein letzter Gruß an das WAI.
Vermutlich ist es jetzt schon kurz vor Frankfurt.Oha.
(Norddeutsche Panikattacke)
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Das WAI und seine heldenhaften Träger*innen...
Danke.Wenn dir etwas gefällt, analysiere es nicht, sondern tanze dazu.Tex Rubinowitz
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