Wo und wie entstand Survival?

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  • Mac
    Erfahren
    • 18.09.2005
    • 192
    • Privat

    • Meine Reisen

    #21
    Na ja, die Völkerverständigung ist mit dem Internet ja schon irgendwie besser geworden. Wann hatte man je zuvor die Möglichkeit, sich in kürzerster Zeit mit Leuten von überall auf der Welt auszutauschen?

    Vielleicht kannst Du ja einige Auszüge aus Deiner Arbeit posten, denn ich glaube, so veraltet ist das alles nicht.

    MfG.

    Mac
    Never surrender!

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    • Enja
      Alter Hase
      • 18.08.2006
      • 4896
      • Privat

      • Meine Reisen

      #22
      Ehrlich gesagt, wüsste ich im Moment gar nicht, aus welchem Regal ich meine Diplomarbeit downloaden könnte.

      Die Bedingungen waren damals sehr anders. All das tolle Equipment von heute gab es damals noch nicht. Und wenn, konnten wir es uns nicht leisten. Vor allem gab es kein GPS. Man verabschiedete sich damals in die Wüste und hatte in der Zeit eben keinerlei Kontakt mehr mit der Heimat. Seinen Weg musste man sich selber suchen. Da gab es kaum Hilfe.

      In der algerischen Sahara hatte man damals etliche Luxushotels bebaut. Das waren so richtige Touristen-Ghettos. Wobei die Touristen wirklich sehr dünn gesät waren und so richtig klappte das auch nicht. Bringt nichts, wenn ich ein hochmodernes Gebäude baue und die Strom- und Wasserversorgung klemmt. Mal ganz abgesehen davon, dass es wenig zu essen und zu trinken gibt, weil die Belieferung nicht funktioniert.

      Wir machten uns also Gedanken über einen ökologisch und auch sonst verträglichen Tourismus, der bei den Reisenden Verständnis für das Land und seine Kultur, sowie auch für seine Lebensbedingungen weckt. Gleichzeitig haben wir eine umfangreiche Umfrage über die Motive gemacht, die die Menschen in die Wüste treiben und ihre Erwartungen. Das war sehr interessant.

      Damals schon gab es eine ganze Reihe Leute, die auf diesem Sektor das Hobby zum Beruf machen wollten, Ratgeber schrieben, Ausrüstung verkauften, Dia-Vorträge oder versuchten, organisierte Abenteuer-Touren anzubieten. Mit denen haben wir uns unterhalten. In diese Reihe gehörte Herr Nehberg. So bekannt wie heute war er damals noch nicht. Aber er fiel ziemlich raus aus dem Einerlei.....

      Später brach dann der islamische Fundamentalismus aus und es war Essig mit der Völkerverständigung, genau wie auch mit den Reisen in diese Gegend. Der Wunsch der dortigen Behörden, die Touristen schön separat zu halten, wurde eher stärker als schwächer. Die Entwicklung ging genau in die andere Richtung.

      Die Arbeit gehörte in das Fachgebiet "Bauen für die dritte Welt", war also sicher anders, als ihr euch das vorstellt.

      Grüße Enja

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      • Mac
        Erfahren
        • 18.09.2005
        • 192
        • Privat

        • Meine Reisen

        #23
        Es hört sich aber schon recht interessant an. Vor allem dieses: ohne Hilfsmittel interessiert mich. Wie habt ihr improvisiert? Welche gerätschaften wurden zu dieser Zeit benutzt?

        Viele Survivors sind ja der Überzeugung, daß es irgendwann den Chrash geben wird und dann nichts mehr läuft. Auch wenn ich diese Meinung nicht zu hundert Prozent teile, so interessieren mich doch einfache und vor allem stromlose Techniken.

        MfG.

        Mac
        Never surrender!

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        • Thor31
          Erfahren
          • 05.02.2005
          • 123
          • Privat

          • Meine Reisen

          #24
          muß mich mal kurz einmischen
          hier hat einer gesagt die natur völker leben soweil sie ihre umwelt nicht ändern können
          is falsch
          die leben meist so weil sie sie aus glaubensgründen(kurz religion) nichts ändern dürfen an der natur
          nur was sie benötigen dürfen sie nehmen

          sollte man mal drüber nachdenken
          http://img27.picoodle.com/img/img27/...dm_3ead097.gif

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          • Mac
            Erfahren
            • 18.09.2005
            • 192
            • Privat

            • Meine Reisen

            #25
            Es wurde auch gesagt, daß der Mensch es möglichst bequem haben möchte. Vielleicht ändern die Naturvölker auch nichts, weil es sonst unnötigen Aufwand, also Stress verursachen würde.
            Never surrender!

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            • Enja
              Alter Hase
              • 18.08.2006
              • 4896
              • Privat

              • Meine Reisen

              #26
              Hallo,

              die "Naturvölker" (macht mir irgendwie Bauchschmerzen die Bezeichnung), die wir in der Wüste trafen, hätten beim besten Willen nichts an ihrer Situation ändern können. Sie hatten einfach keinerlei Ressourcen und es herrschte weitgehend blanker Überlebenskampf. Die einzige Möglichkeit besteht dann darin, sich von den Kindern zu trennen, um ihnen Bildung zu verschaffen. Ob die dann zurückkommen und ob das überhaupt Sinn machen würde, weiß ich nicht.

              Unsere Reisen waren keine Survival-Reisen. Deshalb gingen wir damals auch mit gehörigen Vorbehalten auf Rüdiger Nehberg zu.

              Mit bescheidenen Mitteln haben wir sie deshalb durchgeführt, weil es so manches noch nicht gab wie etwa GPS und weil wir Studenten waren. Ein hochgerüsteter Geländewagen war für uns deshalb nicht erschwinglich.

              Wir mussten uns also selbst orientieren. Nach unzulänglichen Karten und Pistenmarkierungen. Wir mussten unseren VW-Bus oder später dann Käfer immer mal wieder aus Sand oder Schlamm buddeln und selber reparieren. Wir schliefen auf irgendwelchen Matten auf dem Fußboden und verwendeten weiter südlich eine alte Gardine an verschiedenen Ästen als Moskitonetz. Wir ernährten uns von dem, was es an Ort und Stelle zu kaufen gab. Auf einer Reise waren das mehrere Monate lang ausschließlich Reis und Zwiebeln. (Die Zuladungsmöglichkeiten unseres Autos waren so gering, dass wir gerade mal das Benzin laden konnten mit dem allernötigsten an Trinkwasser, aber nicht etwa Nahrungsmittel in großem Stil aus Europa mitbringen.) An den Füßen trugen wir, wie alle Einheimischen dort auch, die üblichen Flip-Flops. Auch sonst passten wir uns kleidungstechnisch an, weil es einfach praktisch war. Wir konnten nichts kühlen. Wir fuhren immer im Hochsommer bei Temperaturen um die 50 Grad. Das Trinkwasser kühlten wir landesüblich so weit es ging in einer Gerba runter. Es schmeckte sowieso abscheulich, da meist aus merkwürdiger Quelle. Teure Filteranlagen konnten wir uns nicht leisten. Es musste also in ausreichender Menge abgekocht werden. Soweit es ging auf offenem Feuer. In Gegenden, wo es kein Brennmaterial gab, auf einem chinesischen Petroleum-Kocher. Einfach ein Behälter, bei diverse Baumwolldochte in einen Petroleum-Behälter hingen.

              Das war eine ziemlich faszinierende Art, Land und Leute zu erleben. Kein Vergleich mehr mit Reisen, wie sie heute stattfinden.

              Wenn es mit dem Auto nicht mehr weiterging, sind wir zu Fuß weitergegangen oder haben öffentliche Verkehrsmittel benutzt. Auch eine spannende Sache. Wir sind zum Beispiel 1981 quer durch den Jemen gelaufen. Getragen haben wir dabei im Wesentlichen die nötigen Wasserflaschen und jeder seinen Schlafsack. Mehr war nicht drin und auch nicht nötig. Man nahm uns überall mit offenen Armen auf und begrüßte uns eher zu herzlich. Geschlafen haben wir - einfach weil wir die Einsamkeit schöner fanden - in irgendwelchen Felshöhlen. Da fühlten wir uns sicherer als am Wegesrand, weil ständig irgendwo rumgeballert wurde. Man möchte ja nicht mal versehentlich im Wege liegen.

              Als wir dann damals mit R.N. sprachen, waren wir eigentlich schnell auf einem Nenner. Zwar war der Härtegrad unserer Unternehmungen nicht der gleiche, der Ansatz aber durchaus. Den Medien-Nehberg haben wir jedenfalls nicht gefunden.

              Grüße Enja

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              • Mac
                Erfahren
                • 18.09.2005
                • 192
                • Privat

                • Meine Reisen

                #27
                Deine Aussagen über Rüdiger Nehberg decken sich soweit mit meinen. Ich hatte nie das Vergnügen, ihn in seinem Zuhause besuchen zu dürfen. Bei mir war es lediglich einer seiner Vorträge und ein wenig Smalltalk in den Pausen, aber auch mir ist diese Person Nehberg sehr positiv in Erinnerung geblieben. Ich glaube auch nicht, daß er so Mediengeil ist (anders z.B. Reinhold Messner), er nutz halt nur gelegentlich seine Bekanntheit zum Wohle anderer aus. Ich finde daran nichts verwerfliches.

                MfG.

                Mac
                Never surrender!

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                • Enja
                  Alter Hase
                  • 18.08.2006
                  • 4896
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #28
                  Wir saßen auf seinem Sofa. Bekamen von ihm Kaffee gekocht und Kuchen serviert. Anschließend eine Backstuben-Führung. Da war nichts effekthaschendes oder mediengeiles. Nicht einmal im Ansatz. Der Einsatz seines Namens für die Yanomami oder ähnliches war noch im Kommen.

                  Es ging, jedenfalls so, wie er es uns damals erzählte, nicht darum, mit Gewalt Würmer zu essen oder jeder Bequemlichkeit aus Prinzip eine Absage zu erteilen.

                  Der Messner hat uns leider in seinem Schloss nicht empfangen wollen und war auch nicht bereit, unsere Fragen sonst irgendwie zu beantworten. Andere Celebrities schickten Kostenvoranschläge.

                  Grüße Enja

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                  • Schorsch53
                    Anfänger im Forum
                    • 27.01.2005
                    • 39

                    • Meine Reisen

                    #29
                    Hallo Survivors,
                    ich war auch in etwa zu der Zeit (1984?) bei Onkel Rüdiger zu Hause in Rausdorf (Mühle) und kann das von Enja erwähnte nur unterschreiben! Als er von unserer Kanureise nach Skandinavien hörte, lud er uns sofort zu sich ein, brachte uns Brötchen mit und wir durften bei ihm übernachten. Einige Sachen, die damals schon medientechnisch etwas daneben liefen, konnte er so in direktem Kontakt korrigieren (Deutschlandmarsch / Würmerfressen etc. - warum und wieso).
                    Der Hammer war, als er zu unserem Treffen auf unserer Rückreise vom "hohen" Norden nicht selbst in die Mühle kommen konnte, hat er einfach der Nachbarin gesagt, sie soll uns aufschließen und uns in sein Haus lassen zum Übernachten. Morgens ist er dann gekommen und hat uns frische Brötchen mitgebracht und wir frühstückten zusammen!
                    Furchtbar aufgeregt hat er sich über die damalige Meldung in der Bildzeitung, als diese während seiner ersten Reise zu Fuß zu den Yanomami bereits den Ort seines Todes im Amazonasgebiet veröffentlichte. Nicht sehr Pietätvoll gegenüber Maggy Nehberg und der Tochter. Mittlerweile war so eine Todesmeldung dann schon mehrfach passiert (zum Glück immer nur Zeitungsenten).
                    Für die freundliche Aufnahme revanchierten wir uns natürlich und waren schließlich sein verlängerter Arm in Süd(-west)deutschland und alle survivalinteressierten Jugendlichen, die ihn löcherten: "Rüdiger, wir wollen einen Survivalkurs bei dir machen, aber wir können nicht nach Hamburg kommen....", hat er zu uns geschickt.
                    Nachzulesen auch auf meiner kleinen "Survival"-Homepage (Adresse im Profil).
                    Viele Grüße
                    G.
                    Das Leben ist eines der Härtesten! (Franz Beckenbauer)

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