Hochwasser in Mitteleuropa September 2024

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Spartaner
    Lebt im Forum
    • 24.01.2011
    • 5005
    • Privat

    • Meine Reisen

    Hochwasser in Mitteleuropa September 2024

    Zur Zeit gibt es ein außergewöhnliches Hochwasser in Teilen Polens, der Tschechei und Österreichs. Ich glaube, dass Niederösterreich diesmal absolut am härtesten getroffen wurde. Dort gab es flächendeckend auf einem sehr großen Gebiet riesige Niederschläge.

    Mich interessiert allerdings wegen der räumlichen Nähe und weil meine Paddelgewässer betroffen sind vor allem, was im Oder-Einzugsgebiet vor sich geht. Verfolgen kann man die Hochwasserlage ziemlich gut auf dieser Seite des IMGW, des polnischen Instituts für Meteorologie und Wasserwirtschaft.

    Zur Zeit überschreiten die obere Oder sowie eine Vielzahl von südlichen Nebenflüssen die höchste Alarmstufe 4. Das Beispiel des Oder-Pegels Kreuzenort/Krzyzanowice zeigt zB zZ einen Pegelstand von 955cm, 4½m über der höchsten Alarmstufe und 43cm höher als der bisherige Höchststand 1997 (912cm).

    Absoluter Wahnsinn: Karte Wasserstände in SW-Polen

    Nun interessiert mich auch, wann die Hochwasserwelle wohl bis in den Raum Frankfurt und weiter Hohensaaten kommen wird. Im Moment kann man dazu noch nicht viel sagen, das Wasser muss erst mal bei Breslau den Peak überschritten haben, dann kann man das schon eher absehen.

    Zu vergangenen Hochwässern inklusive dem Hochwasser 1997 gibt es eine sehr gute Aufarbeitung, vom IMGW, sogar in Deutsch übersetzt: "Verlauf und Folgen ausgewählter Hochwässer im Einzugsgebiet der Oder vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart" (PDF).

    Im Vergleich zu 1997 wurden diesmal also an einigen Orten die bisherigen Höchststände überschritten. Die Fülle des Hochwassers wird aber deutlich geringer bleiben. Damals gab es mehrere große Niederschlagsereignisse in kurzer Zeit, die dann zu einer sehr lang andauernden Hochwasserwelle führten.
    Dass diesmal Höchststände überschritten wurden, kann an mehr Regen, aber auch an jetzt besseren Deichen oberhalb der Messstellen gelegen haben. Das kann ich bisher nicht abschätzen.
    Nach dem Hochwasser 1997 wurden im gesamten Oder-Einzugsgebiet fast alle Deiche erhöht und verstärkt. Das hat die Wirkung, dass da, wo sich damals die Fluten noch in der Fläche ausbreiten konnten, sie diesmal evtl in die kleineren umdeichten Flächen gezwungen waren und dann unterhalb entsprechend höher auflaufen.

    Wegen dem sehr langgezogenen Scheitel damals kann ich auch nicht sicher beurteilen, wie schnell der Scheitel des 2024er Hochwassers vorankommen wird. Damals hat es von Steinau/Ścinawa bis Eisenhüttenstadt 9 Tage gedauert. Da waren aber eine Menge Deichbrüche auf der Strecke. In Hohensaaten wurde der Peak erst eine Woche später erreicht, doch da waren die großen Deichbrüche auf deutscher Seite dazwischen, die die Spitze auf der Grenzoder zunächst gebrochen haben. Das wird also diesmal schneller gehen.
    Die extremen Pegelstände, die 1997 an der Grenzoder erreicht wurden, können diesmal wieder erreicht werden, oder auch nicht, je nachdem, wie all die neuen Deiche entlang der Oder halten. Halten sie, könnte eine kurze Welle vielleicht sogar noch höher auflaufen, oder die Fülle des Hochwassers ist diesmal so viel geringer, dass die Hochwasserwelle im Mittellauf schon so breit gezogen wird, dass die Höchststände von 1997 nicht mehr erreicht werden.

    Also müsste man sich wohl jetzt mal die Laufzeiten der Welle eines kleineren und möglichst kurzen historischen Hochwassers ansehen. 1977 lief die erste Welle in 5 Tagen von Steinau bis Frankfurt, die zweite Welle in 4 Tagen (da war viel Retentionsvolumen immer noch mit dem Wasser der ersten Welle gefüllt). Bis Hohensaaten brauchte diese 2. Welle 6 Tage.
    Das ging also schon mal viel schneller, weil wohl die Retention nur in den Deichvorländern stattfand. Mit solch einer Zeit würde ich jetzt auch rechnen.

    Naja, ich bin gespannt, was all die neuen Deiche diesmal bringen werden.
    Zuletzt geändert von Spartaner; 26.09.2024, 06:35. Grund: Abbildung auf Druck der Moderation extern verlinkt

  • atlinblau
    Alter Hase
    • 10.06.2007
    • 4626
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    Zitat von Spartaner Beitrag anzeigen
    Zur Zeit gibt es ein außergewöhnliches Hochwasser in Teilen Polens, der Tschechei und Österreichs....
    ...
    Nun interessiert mich auch, wann die Hochwasserwelle wohl bis in den Raum Frankfurt und weiter Hohensaaten kommen wird. Im Moment kann man dazu noch nicht viel sagen, das Wasser muss erst mal bei Breslau den Peak überschritten haben, dann kann man das schon eher absehen.
    In Wroclaw gibt es ein neues Rückhaltebecken, welcher den Scheitel mengenmäßig gut abfangen können soll.
    Pegel Ratzdorf;
    * derzeit bei 3,20m (1997 war es bei 6,91m)
    * 6-Tage-Prognose (23.09.) liegt bei 5,63m
    >>> klick!
    .................................................................................................
    Die Regen-Wassermassen der Oder sind gigantisch...oberflächlich gesehen.
    Ich habe mich mal zum HW 1997 und zur Wassermenge schlau gemacht.
    "Das Gesamtvolumen der ins Meer einströmenden Hochwasserwelle wurde auf 3,5 km³ beziffert."
    >>>
    klack!

    Darunter kann man sich nicht so richtig was vorstellen, daher mal ein Vergleich...
    Hier in der Lausitz fehlen durch Grundwasserabsenkungen für den Bergbau noch 4 km³ Grundwasser. Es waren mal 13 km³. Insgesamt wurden hier in den letzten Jahren mehr als 58 km³ Wasser abgepumpt.
    Der Bodensee hat ein Volumen von 48 km³.

    Kommentar


    • Flachlandtiroler
      Freak
      Moderator
      Liebt das Forum
      • 14.03.2003
      • 29636
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      Ähnlicher Faden für (Nieder-) Österreich
      Meine Reisen (Karte)

      Kommentar


      • Spartaner
        Lebt im Forum
        • 24.01.2011
        • 5005
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        Zitat von atlinblau Beitrag anzeigen
        In Wroclaw gibt es ein neues Rückhaltebecken, welcher den Scheitel mengenmäßig gut abfangen können soll.
        Ja, die Polen klotzen nicht nur beim Straßenbau, sie haben auch in Flutpolder entlang der Oder investiert.

        Der größte Polder befindet sich bei Ratibor/Racibórz weit oberhalb von Breslau und Oppeln und fängt im Grunde all das Wasser auf, das aus dem tschechischen, gebirgigen Teil des Einzugsgebietes kommt.
        Er wurde erst vor 4 Jahren fertiggestellt. 2 Dörfer wurden umgesiedelt.

        Video 5min

        Ein weiterer Polder dort oben ist der Polder Buków, und viel weiter unten der Polder Krzesin–Bytomiec, der tiefgelegene Teile von Eisenhüttenstadt, Frankfurt und Słubice schützen kann.

        Aber es gibt noch sehr viel mehr Retentionsflächen, und weitere sind geplant (Tabelle). Ich weiß nur nicht, inwieweit die gut steuerbar sind. Am wirkungsvollsten sind steuerbare Polder, die erst zum Kappen des Scheitels geöffnet werden, und nicht bereits in der noch unkritischen Anfangsphase des Hochwassers mit volllaufen.

        Kommentar


        • Spartaner
          Lebt im Forum
          • 24.01.2011
          • 5005
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          Zitat von Spartaner Beitrag anzeigen
          Das Beispiel des Oder-Pegels Kreuzenort/Krzyzanowice zeigt zB zZ einen Pegelstand von 955cm, 4½m über der höchsten Alarmstufe und 43cm höher als der bisherige Höchststand 1997 (912cm).
          Sorry, bei dem Beispiel war mir noch nicht klar, dass das der Pegel ist, der jetzt den Wasserstand des großen Rückhaltebeckens Racibórz Dolny misst. Das ist an dieser Stelle natürlich jetzt keine Katastrophe, sondern absolut so geplant für den Hochwasserfall.

          Unterhalb kann man jetzt die Wirkung des Rückhaltebeckens an der Abflachung der Oder-Wasserstandsganglinien sehen.

          Beispiel Pegel Oppeln/Opole

          Ohne das Rückhaltebecken wäre der Pegel noch viel höher gestiegen. Interessant auch, dass nicht 1997 der höchste historische Stand erreicht wurde, sondern 2010, 1.4m höher als heute. Damals gab es das Rückhaltebecken noch nicht, aber wahrscheinlich wurden von 1997 bis 2010 schon viele Deiche ertüchtigt, die das Wasser dann nicht mehr in die Fläche ließen.

          Es wird zZ dennoch ziemlich viel Wasser durchgelassen, aber offenbar so geplant. In Oppeln läuft alles in den geplanten Bahnen und man sieht, dass das Hochwasserschutzsystem noch einiges mehr verkraften könnte:
          Wysoki poziom Odry w Opolu - wtorek 17 września (1:10min)
          Stan Odry o poranku w Opolu⚠️Poziom Odry na wodowskazie w Groszowicach wynosi 654 cm (22sec)

          Jetzt bin ich gespannt auf Breslau. Da kommt also die Oder mit ihrem gekappten Hochwasserscheitel, welche bereits unterhalb des großen Rückhaltebeckens die Glatzer Neiße und andere Nebenflüsse aufgenommen hat, sowie kurz oberhalb von Breslau im Städtchen Ohlau/Oława der Nebenfluss Ohle/Oława dazu. Die Ohle steigt im Moment noch stark an.

          Pegel der Oder in Ohlau

          Der Wasserstand liegt 1.77m über der höchsten Alarmstufe und nur 29cm tiefer als das absolute Maximum, das an dem Pegel je gemessen wurde (1940).

          Pegel der Ohle in Ohlau

          Auch hier, der Wasserstand liegt 1.42m über der höchsten Alarmstufe und nur 23cm tiefer als das absolute Maximum, das an dem Pegel je gemessen wurde (1940).

          Aber wahrscheinlich wird auch Breslau nach all den Baumaßnahmen zur Hochwassersicherung gut durch die nächsten Tage kommen. Dann hätte sich der Aufwand bereits ausgezahlt. 1997 war es jedenfalls eine absolute Katastrophe, 40% der Stadtfläche wurde überschwemmt, es gab immense Zerstörungen.
          Zuletzt geändert von Spartaner; 26.09.2024, 06:37. Grund: Abbildungen auf Druck der Moderation extern verlinkt

          Kommentar

          Lädt...
          X