Überweidung der Alpen

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  • Toru
    Anfänger im Forum
    • 04.09.2006
    • 24

    • Meine Reisen

    Überweidung der Alpen

    Hallo zusammen,

    im Oktober diesen Jahres unternahm ich eine gut einwöchige Wanderung durch den Kanton Wallis in der Schweiz. Dabei musste ich feststellen, dass vielerorts eine starke Überweidung durch Rinder und Schafe stattfindet. Zum Teil konnte ich keinen Meter laufen, ohne in entsprechende Exkremente zu treten. Offenbar werden die Tiere selbst bis in große Höhen über 2.000 Meter zum Weiden getrieben.

    Ich finde diese Entwicklung bedenklich und kann mir nicht vorstellen, dass sie auf lange Sicht für den Erhalt der Berge und Grünflächen dienlich und vorteilhaft ist. Ich gehe davon aus, dass in anderen (Berg-) Regionen ähnliche Verhältnisse herrschen, stelle hier jedoch die Problematik in den Alpen zur Debatte. Was meint ihr? Kennt ihr ggf. wissenschaftlich fundierte Quellen, die sich mit dieser Thematik auseinander setzen?

    Viele Grüße
    Toru

  • Kuckuck
    Erfahren
    • 02.08.2005
    • 416
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: Überweidung der Alpen

    Hallo,

    was genau meinst Du mit Überweidung? Kahle Bodenstellen? Erosionsspuren?

    Üblicherweise wird im Alpenraum das Landschaftsbild der bunten Wiesen sehr geschätzt und als erhaltenswert eingestuft. In den Wäldern "weidet" dann häufig das Wild die jungen Bäume nieder - leider mit unscheinbareren Exkrementen und damit weniger offensichtlich.
    Ich war im September im Allgäu und im Inntal wandern und habe mich sehr über den Blüten- und Insektenreichtum der Almen gefreut - schmecken tun die Tiere ja auch...

    Kuckuck

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    • kuroiya
      Erfahren
      • 20.07.2004
      • 334
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: Überweidung der Alpen

      Da ich nun schon seit meiner frühesten Kindheit doch öfters in den Alpen unterwegs bin, erstaunt mich das Thema schon ein wenig, denn so eine Überweidung ist mir generell entgangen.

      Ja, manchmal gibt es stellen, an denen die Tiere vermehrt in Gruppen stehen oder auch liegen, und dort sammeln sich dann Kothaufen an. Eine Verwüstung der Landschaft konnte ich dadurch weiträumig nie feststellen, und im nächsten Jahr ist auch bei der Vegetation kein Schaden festzustellen (zumindest ist keiner sichtlich).

      Wo es Schäden gibt, das ist z.T. bei matschigem Boden, wo eine enge Passage ist oder Futtertröge/Tränken stehen, da kann durch das hohe Viehaufkommen die obere Bodenstruktur schon ziemlich mitgenommen werden. Diese Stellen sind aber eher isoliert, so dass ich nicht von einer grossen Problematik sprechen würde.

      Hast du konkrete Beispiele, wo sowas auch schon mal "offiziell" als Problem angesprochen wurde?
      Some cause happiness wherever they go; others, whenever they go. - Oscar Wilde

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      • porzellan
        Dauerbesucher
        • 15.08.2010
        • 855
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: Überweidung der Alpen

        Zitat von Toru Beitrag anzeigen
        Offenbar werden die Tiere selbst bis in große Höhen über 2.000 Meter zum Weiden getrieben.
        schon mal was von almen gehört? (sorry, nicht böse gemeint. ich musste nur lächen...)

        Zitat von Toru Beitrag anzeigen
        Ich finde diese Entwicklung bedenklich und kann mir nicht vorstellen, dass sie auf lange Sicht für den Erhalt der Berge und Grünflächen dienlich und vorteilhaft ist. (...)Kennt ihr ggf. wissenschaftlich fundierte Quellen, die sich mit dieser Thematik auseinander setzen?
        ich bin zwar keine wissenschaftlich fundierte quelle, aber ich habe "landwirtschaft gelernt". sprich ich habe eine landwirtschaftliche ausbildung mit schwerpunkt milchviehhaltung gemacht.
        im normalfall hilft gerade die beweidung, diese landschaften so zu erhalten, wie wir sie kennen. z.b. werden in manchen naturschutzgebieten gezielt schafherden eingesetzt, um die wiesen in ihrer pflanzenvielfalt zu erhalten & das überhandnehmen einzelner besonders robuster & wuchskräftiger pflanzen zu verhindern. auch die sanfte verdichtung des bodens durch den betritt der flächen durch die tiere ist vorteilhaft. (wirkt zb gegen erosion ohne dabei den boden derart zu verfestigen, dass nichts mehr wächst.)
        möglicherweise werden in den schweizer bergen tatsächlich einige gebiete überweidet. dazu kann ich nichts sagen, da meine erfahrungen sich auf bayern beschränken. ein problem bei überweidung wären sogenannte "geilstellen". nein, das ist nichts unanständiges! es bedeutet, dass an stellen, an denen die exkremente der tiere liegen, durch diese düngung besonders leicht einzelne, schnellwüchsige pflanzenarten überhand nehmen.
        insofern ist deine besorgnis angesichts zuvieler "tellerminen" durch überweidung in den bergen durchaus begründet.

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        • porzellan
          Dauerbesucher
          • 15.08.2010
          • 855
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: Überweidung der Alpen

          ergänzung:
          allerdings fressen auf stark beweideten flächen die tiere die auf den geilstellen wachsenden unerwünschten pflanzen wieder ab & halten sie so in schach.

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          • Markus K.
            Lebt im Forum
            • 21.02.2005
            • 7480
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: Überweidung der Alpen

            Habe hier einen Link zum Thema Grindenschwarzwald gefunden: http://www.themenpark-umwelt.baden-w...22;6350;22298;

            Ich sehe hier Analogien zum Thema. Denke auch die Alpenwiesen sind vom Menschen geprägte Kulturlandschaften, die auf diese Art und Weise eben erhalten werden.
            "Es gibt kein schlechtes Wetter, nur das falsche Fell!"

            -Samson und Beowulf- Als Hunde sind sie eine Katastrophe, aber als Menschen unersetzbar.

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            • Moltebaer
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              • 21.06.2006
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              • Meine Reisen

              #7
              AW: Überweidung der Alpen

              Zitat von Toru Beitrag anzeigen
              ... unternahm ich eine gut einwöchige Wanderung durch den Kanton Wallis [und habe mehrere Rinder und Kuhfladen gesehen].

              Ich finde diese Entwicklung bedenklich und kann mir nicht vorstellen, dass sie auf lange Sicht für den Erhalt der Berge und Grünflächen dienlich und vorteilhaft ist.
              Von welcher Entwicklung sprichst Du denn? Du hast lediglich einen einzigen Meßpunkt und keinerlei Informationen über die Rinderdichte auf den Wiesen im zeitlichen Verlauf.
              Wandern auf Ísland?
              ICE-SAR: Ekki týnast!

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              • sjusovaren
                Lebt im Forum
                • 06.07.2006
                • 6043

                • Meine Reisen

                #8
                AW: Überweidung der Alpen

                Ich sehe hier Analogien zum Thema. Denke auch die Alpenwiesen sind vom Menschen geprägte Kulturlandschaften, die auf diese Art und Weise eben erhalten werden.
                Darüber, ob man Kulturlandschaften wirklich erhalten sollte, auch wenn sie wirtschaftlich gar nicht mehr benötigt werden, kann man wirklich streiten.
                Die Leute erfreuen sich an der Blütenpracht der Almen? Verständlich. Aber berechtigt unser Schönheitsempfinden die Natur wie eine Parkanlage zu gestalten?
                Man will eine möglichst hohe Artenvielfalt? Klingt biologisch sinnvoll. Aber ist diese Vielfalt von Wert, wenn sie künstlich ist und Arten schützt, die dort von Natur aus gar nicht leben würden?

                Allerdings ging es dem Threadöffner, wenn ich das richtig verstehe, wohl gar nicht um diese Diskussion, sondern im Gegenteil um die Erhaltung der Almen.
                Zitat von Toru
                Ich finde diese Entwicklung bedenklich und kann mir nicht vorstellen, dass sie auf lange Sicht für den Erhalt der Berge und Grünflächen dienlich und vorteilhaft ist.
                Und das hat porzellan schon beantwortet.
                im normalfall hilft gerade die beweidung, diese landschaften so zu erhalten, wie wir sie kennen. z.b. werden in manchen naturschutzgebieten gezielt schafherden eingesetzt,...
                Heilig ist die Unterhose, wenn sie sich in Sonn' und Wind,
                frei von ihrem Alltagslose, auf ihr wahres Selbst besinnt.


                Christian Morgenstern

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                • Markus K.
                  Lebt im Forum
                  • 21.02.2005
                  • 7480
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: Überweidung der Alpen

                  [QUOTE=sjusovaren;759212]Darüber, ob man Kulturlandschaften wirklich erhalten sollte, auch wenn sie wirtschaftlich gar nicht mehr benötigt werden, kann man wirklich streiten.[/QUOTE=sjusovaren;759212]

                  Werden diese Almwiesen der Alpen denn nicht mehr wirtschaftlich benötigt? Ich würde jetzt mal davon ausgehen, dass die immer noch zum Broterwerb der Sennereien dienen.

                  Wie sähe denn die Alternative aus, wenn es so wäre. Welche Vor- und Nachteile würden sich aus einer naturüberlassenen Almwiese ergeben? Und überwiegen die Vorteile die Nachteile?

                  Ehrlich gesagt habe ich mir auch die Frage gestellt, als ich den Link zu den Schwarzwaldgrinden gelesen habe, warum genau will man die Grinden erhalten? Nur zum Erhalt dieser vom Menschen geschaffenen Kulturlandschaft. Oder bringt genau diese Kulturlandschaft eine Artenvielfalt bei Pflanzen und Tieren, die es sonst nicht geben würde?
                  "Es gibt kein schlechtes Wetter, nur das falsche Fell!"

                  -Samson und Beowulf- Als Hunde sind sie eine Katastrophe, aber als Menschen unersetzbar.

                  Kommentar


                  • sjusovaren
                    Lebt im Forum
                    • 06.07.2006
                    • 6043

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: Überweidung der Alpen

                    Zitat von Markus K. Beitrag anzeigen
                    Werden diese Almwiesen der Alpen denn nicht mehr wirtschaftlich benötigt? Ich würde jetzt mal davon ausgehen, dass die immer noch zum Broterwerb der Sennereien dienen.
                    Ich habe das anders gemeint. Früher war die Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung ein wirkliches Problem. Man mußte alle irgendwie verfügbaren Flächen nutzen oder nutzbar machen. Dafür muß man auch rückblickend Verständnis haben.
                    Das schließt das Trockenlegen von Mooren in Norddeutschland genauso ein wie die Almen der Alpen u.s.w.
                    Heute könnte man die Bevölkerung aber auch ohne z.B. die Almen versorgen. Insofern tut die Bewirtschaftung nicht mehr Not. Es ist eher eine Frage der kulturellen Traditionspflege.
                    Man muß sich einfach mal folgendes Überlegen: Gäbe es noch keine Almen, käme wohl heutzutage keiner auf die Idee, großflächig Bergwaldareale abzuholzen, um ausgerechnet dort auf den Hängen zusätzliche Viehweiden zu schaffen.


                    Zitat von Markus K.
                    Oder bringt genau diese Kulturlandschaft eine Artenvielfalt bei Pflanzen und Tieren, die es sonst nicht geben würde?
                    Natürlich erhöht es die Artenvielfalt. Das ist wie mit den Weinbergen, die beherbergen eine biologische Lebensgemeinschaft, die es dort sonst nicht geben würde.
                    Aber mal überspitzt gesagt: Im schwdischen Fjäll ist die Artenzahl oft auch sehr eingeschränkt und wiederholt sich großflächig.
                    Also sollte man dort künstlich Biotope anlegen??


                    Was ich sagen will. Da sind historisch tiefgreifende Eingriffe in die Natur passiert; da sind Kulturlandschaften geschaffen worden, unter völliger Zerstörung der vorher existenten Landschaftformen; Veränderungen, die heute keiner mehr so genehmigen würde.
                    Wenn wir diese Eingriffe heute so nicht mehr machen würden. Warum konservieren wir sie dann künstlich?
                    Moore sind meist irreparabel zerstört. Aber viele andere Gebiete könnten renaturiert werden bzw. würden dies durch natürliche Sukzession sogar von alleine tun, wenn man es nicht künstlich durch regelmäßige Rodung und Beweidung verhindern würde.
                    Zuletzt geändert von sjusovaren; 25.11.2010, 20:28.
                    Heilig ist die Unterhose, wenn sie sich in Sonn' und Wind,
                    frei von ihrem Alltagslose, auf ihr wahres Selbst besinnt.


                    Christian Morgenstern

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                    • Camper31
                      Gerne im Forum
                      • 02.02.2010
                      • 79
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: Überweidung der Alpen

                      Naja. Zentralalpen und deutsche Gebiete sind ja nicht die einzigen betroffenen Flächen. In Südtirol (Schnalstal) sind mir auch schon Ziegenherden auf über 2900m begegnet. Die Bauern lassen sie eben auf ihre tiefe gelgenen Weiden, wo sie das Graß dicht und saftig halten und keinen Schaden anrichten, sondern wichtig für die Almen sind. Aber da die "Weideflächen" oft nicht eingezäunt sind, gehen die Tiere von selbst immer höher, wo sie dann auch rumtrampeln und alles grüne fressen, sei es eine noch so seltene Pflanze, deren Bestand sich in den Höhenlagen nur sehr langsam regeneriert...
                      Ich finde es eher wichtig, den Tieren eine bestimmt Eingrenzung zu verpassen, so dass sie nur in Gebieten grasen, wo sie sich weder auf Wegen aufhalten müssen, noch empfindliche Florabestände beschädigen.
                      "Wenn wir Speck hätten, könnten wir Eier mit Speck machen, wenn wir ein paar Eier hätten."
                      Ein "Freund" von Jon Krakauer, auf dem Mooses Tooth, Alaska

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                      • Fjaellraev
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                        Liebt das Forum
                        • 21.12.2003
                        • 13981
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: Überweidung der Alpen

                        Zitat von Camper31 Beitrag anzeigen
                        Ich finde es eher wichtig, den Tieren eine bestimmt Eingrenzung zu verpassen, so dass sie nur in Gebieten grasen, wo sie sich weder auf Wegen aufhalten müssen, noch empfindliche Florabestände beschädigen.
                        Aber dann bitte auch alle Gemsen und Steinböcke einzäunen, sonst beissen die das Edelweiss ab.

                        Schon irgendwie "lustig" wenn Leute die nur während ihrer Ferien in den entsprechenden Gebieten sind, Vorschriften erlassen wollen wie die lokale Bevölkerung ihren Lebensunterhalt verdienen soll.
                        Es gibt durchaus Sachen die nicht gut laufen, aber das sind in den seltensten Fällen die die dem flüchtigen Besucher auffallen...

                        Gruss
                        Henning
                        Seit jeher in den Bergen daheim, aber kein Landwirt.
                        Es gibt kein schlechtes Wetter,
                        nur unpassende Kleidung.

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                        • Kuckuck
                          Erfahren
                          • 02.08.2005
                          • 416
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          AW: Überweidung der Alpen

                          Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
                          Aber dann bitte auch alle Gemsen und Steinböcke einzäunen, sonst beissen die das Edelweiss ab.

                          Schon irgendwie "lustig" wenn Leute die nur während ihrer Ferien in den entsprechenden Gebieten sind, Vorschriften erlassen wollen wie die lokale Bevölkerung ihren Lebensunterhalt verdienen soll.
                          Da die lokale Bevölkerung in den Alpen in der Landwirtschaft - wie im ländlichen Raum allgemein - ihren Lebensunterhalt in der Schweiz wie in den EU-Staaten in ersten Linie durch erhebliche staatliche Zuschüsse verdienen, ist es für mich ok, wenn auch die Steuerzahlen einen genauen Blick auf die Gegenleistungen werfen.

                          In 2900m Höhe steht üblicherweise kein Wald mehr - also ist es obsolet darüber zu diskutieren, ob hier Wald vernichtet wird oder nicht. Viele seltene Pflanzen sind verbissfest - wie Orchideen oder Enziane. Andere Pflanzen brauchen Störstellen - wie sie durch Viehvertritt entstehen. Neben Gams und Steinböcken treibt sich auch jede Menge Rotwild im Gebirge rum - und frist Gräser als auch Sträucher/ Jungtriebe. Ferner gibt es einige ausgestorbene Weidetiere wie Ur oder Wildpferde, deren Verbisswirkung heute in den wenigen Sommermonaten teilweise das Vieh übernimmt.
                          Habt ein bißchen mehr Gelassenheit gegenüber dem Vieh und freut Euch über die Blumen und das Glockengeläut. Die Frage der Vor- und Nachteile von Beweidung - in den Alpen und anderswo - ist vielleicht auch zu kompliziert für eine Forumsdikussion.

                          Kuckuck

                          Kommentar


                          • O_l_i
                            Dauerbesucher
                            • 22.01.2009
                            • 761
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: Überweidung der Alpen

                            Zitat von sjusovaren Beitrag anzeigen
                            Ich habe das anders gemeint. Früher war die Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung ein wirkliches Problem. Man mußte alle irgendwie verfügbaren Flächen nutzen oder nutzbar machen. Dafür muß man auch rückblickend Verständnis haben.
                            Das schließt das Trockenlegen von Mooren in Norddeutschland genauso ein wie die Almen der Alpen u.s.w.
                            Heute könnte man die Bevölkerung aber auch ohne z.B. die Almen versorgen. Insofern tut die Bewirtschaftung nicht mehr Not. Es ist eher eine Frage der kulturellen Traditionspflege.
                            Genau, in dem wir einfach Soja aus Brasilien importieren.. Bloß nix vor Ort produzieren?
                            Oli
                            .

                            Kommentar


                            • ursstotz
                              Erfahren
                              • 14.03.2010
                              • 377
                              • Privat

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                              #15
                              AW: Überweidung der Alpen

                              Die Frage wie die Alpen aussehen würden, wenn sie nicht durch den Menschen kultiviert worden wären, interessiert mich auch. Wenn die Touristen aber vergessen, dass sie selber auch keine natürliche Lebensform in den Alpen sind, dann finde ich das doch recht anmaßend. Es leben seit Generationen Menschen da, die sich in die Bergwelt eingefügt haben, sicher nicht ohne Spuren zu hinterlassen, aber die nicht alles plattwalzen, wie das durch die Verstädterung und Waldrodung über Jahrhunderte in den Flachgebieten geschehen ist. Wie geschrieben, die Frage als solche finde ich auch interessant, und man soll die auch stellen.

                              Gruss
                              Urs

                              Kommentar


                              • Gecko
                                Erfahren
                                • 15.08.2007
                                • 453
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                                #16
                                AW: Überweidung der Alpen

                                Wenn die Touristen aber vergessen, dass sie selber auch keine natürliche Lebensform in den Alpen sind, dann finde ich das doch recht anmaßend.
                                Nett formuliert Meinst du damit nur die Touristen, oder beziehst du das (wegen des Begriffs Lebensform) auf alle Menschen im Gebirge? Im letzteren Fall könnte man ja mal drüber nachdenken, wo denn der Mensch als natürliche Lebensform vorkommt, wo also sein natürlicher Lebensraum ist - und warum. Im ersteren Fall müsste man natürlich definieren, wo der Tourist eine natürliche Lebensform ist....

                                Die Grundfrage finde ich aber auch interessant. Die Alpen sind halt in weiten Teilen eine Kulturlandschaft, keine Naturlandschaft. Ob man diese jahrhundertealte Prägung so bestehen lassen soll? Die Baumgrenze liegt ja in vielen Teilen deutlich niedriger als dies rein klimatisch der Fall wäre. Wenn ich mir zB sowas wie den Schafberg am österreichischen Mondsee angucke, der bei rund 1700m im oberen Drittel (Viertel?) komplett baumfrei und kahl ist, dann frage ich mich schon, ob das so sein muss.

                                Grüße,
                                Marcus

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                                • ursstotz
                                  Erfahren
                                  • 14.03.2010
                                  • 377
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                                  #17
                                  AW: Überweidung der Alpen

                                  Zitat von Gecko Beitrag anzeigen
                                  Nett formuliert
                                  Meinst du damit nur die Touristen, oder beziehst du das (wegen des Begriffs Lebensform) auf alle Menschen im Gebirge?
                                  Das ist ironisch gemeint. Die Bergler gehören aus meiner Sicht in die Berge, wo sie seit Generationen sind, von der Landschaft geprägt werden und diese prägen.
                                  Tourismus ist eine Form, wie wir Freizeit verbringen. Das kann ein Flachländler in den Bergen sein, oder ein Bergler an einem Meerstrand. Ich sehe das nicht so eng und schon gar nicht moralisch.

                                  Im letzteren Fall könnte man ja mal drüber nachdenken, wo denn der Mensch als natürliche Lebensform vorkommt,
                                  wo also sein natürlicher Lebensraum ist - und warum.
                                  Im ersteren Fall müsste man natürlich definieren, wo der Tourist eine natürliche Lebensform ist....
                                  Der Mensch (wir) ist sehr anpassungsfähig, darum findet er sich in den unterschiedlichsten Bedingen zurecht und ist darin sehr erfolgreich.
                                  Wenn er an einem Ort lebt und sich da einfügt, dann gehört er aus meiner Sicht zu diesem Ort.
                                  Er ist so eine natürliche Lebensform, wie auch der Büffel in Nordamerika eine natürliche Lebensform war.
                                  Der Büffel hat ja auch seinen Ökologischen Fussabdruck in der Prärie hinterlassen und diese maßgeblich geprägt, bevor er leider fast ausgerottet wurde.

                                  Die Grundfrage finde ich aber auch interessant.
                                  Die Alpen sind halt in weiten Teilen eine Kulturlandschaft, keine Naturlandschaft.
                                  Ob man diese jahrhundertealte Prägung so bestehen lassen soll?
                                  Da stelle ich die provokative Frage: wie will man diese "Prägung" ändern, Zwangsaussiedlung? Was ist mit uns Flachländler und Städter?

                                  Die Baumgrenze liegt ja in vielen Teilen deutlich niedriger als dies rein klimatisch der Fall wäre.
                                  Wenn ich mir zB sowas wie den Schafberg am österreichischen Mondsee angucke, der bei rund 1700m im oberen Drittel (Viertel?)
                                  komplett baumfrei und kahl ist, dann frage ich mich schon, ob das so sein muss.
                                  Meinst Du das ist dort so wegen der Tierhaltung?
                                  Es gibt auch Berghöhen, die starken Winden ausgesetzt sind, da schaut die Vegetation auch ganz anders aus.

                                  Gruss
                                  Urs

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                                  • Toru
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                                    • 04.09.2006
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                                    #18
                                    AW: Überweidung der Alpen

                                    Hallo zusammen,

                                    danke für die zahlreichen Antworten.

                                    Ich konnte während meiner Wanderung feststellen, dass Hänge bis in große Höhen zertreten waren, d.h. mit derartig tiefen Furchen übersät, dass man nicht in ihnen und nicht dazwischen laufen konnte. Das Regenwasser richtet an solchen Hängen dann natürlich weiteren Schaden an.

                                    Ohne über Fachwissen zu verfügen, denke ich, dass das intensive Beweiden von spärlich bewachsenen Hängen zu deutlicher Bodenerosion führt und schließlich dazu, dass steile Hänge leichter abgehen. Kleine Sträucher und Bäume, die es in dieser Höhe soundso schwer haben, gedeihen noch schwieriger. Dies kann vor allem in Südeuropa festgestellt werden, wo (Wild-) Ziegen alles ab- und wegfressen, was irgendwie verdaut werden kann. Wie so etwas zum Erhalt eines Landschaftsbildes beitragen soll, ist mir ein Rätsel.

                                    Wer sich Gedanken darüber macht, ob man die Almen überhaupt erhalten sollte, der schaut sich als Beispiel die Insel Kreta an, wo das Abholzen von Wäldern und schließlich das intensive Beweiden durch Ziegen und Schafe zu einem Landschaftsbild geführt haben, dass meiner Ansicht nach nicht erstrebenswert ist. Kurzum, ich glaube nicht, dass die massive Beweidung des Alpenraumes und anderer Bergregionen zu deren Erhalt beiträgt.

                                    Viele Grüße
                                    Toru

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                                      #19
                                      AW: Überweidung der Alpen

                                      Das hier klärt einiges.

                                      http://www.umwelt.sg.ch/home/Themen/...cht%202007.pdf
                                      "adventure is a sign of incompetence"

                                      Vilhjalmur Stefansson

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                                        #20
                                        AW: Überweidung der Alpen

                                        Ist es nicht so, dass die Beweidung der Alpen eher zurückgeht? Ich meine davon gehört zu haben dass in insbesondere den französischen und italienischen Alpen ganze Täler und Almen nicht mehr bewirtschaftet werden.

                                        Das Thema Kulturlandschaft ist wohl differenziert zu sehen. Felder-Monokulturen darf man da nicht mit Weidelandschaften wie Heiden oder die Schwäbische Alb gleichsetzen (oder süddeutsche Streuobstwiesen die zur Zeit massiv zurückgehen da sich niemand mehr um die Streuobstkulturen kümmern will). Solche Kulturlandschaften schaffen Nieschen für Tier- und Pflanzenarten.

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