Hi,
vorab:
Bootswägen sind immer ein Thema für Kanuten, hier im Ast findet sich allerdings nur wenig dazu, deshalb ein neuer Beitrag. Er könnte auch bei MYOG stehen, aber die Zielgruppe sitzt hier. :-)
Aus einem alten Fahrradanhänger habe ich mir einen Faltboot-Transportwagen fürs Fahrrad gebastelt bzw. umgebaut und stelle ihn hier vor. Vielleicht findet der eine oder andere Kanute nützliche Anregungen.
Sinn und Zweck des Ganzen, Vorüberlegungen:
Meist bin ich allein mit einem Ally Tramp Faltcanadier unterwegs und habe schon alle Möglichkeiten der Rückholung durchgespielt: Hintransport per Auto, zurück per Anhalter, Fahrrad, zu Fuß oder öffentlich. Andersherum - also Abstellen des Autos am Zielort - mache ich ungern, um flexibel sein zu können. Nun wollte ich für eine längere Tour eine Art "mobile Einheit Fahrrad-Hänger-Boot" konzipieren, um Fahrrad statt Auto nutzen zu können und weitgehend unabhängig zu sein.
Erste Bedingung wäre also, das Boot muss in zerlegtem Zustand per Fahrrad und Anhänger transportiert werden, und diese Transportmittel müssen dann auch im Boot mitgenommen werden können. Letzteres funktioniert, da der Ally Tramp reichlich Platz und Zuladung hat und das Rad der Wahl entweder ein 28er BMW-Klapprad oder ein sehr leichtes 26er Alu-MTB ist. (Klappräder mit Reifen kleiner als 26er oder 28er mag ich nicht.) Der Anhänger sollte möglichst leicht (Alu- statt Eisenrohrrahmen) und schnell zerlegbar sein. Da im Hängerbetrieb schnell ein paar Kilometer zusammenkommen, müssen seine Räder kugelgelagert sein, für gute Geländegängigkeit ist auch eine Reifengröße von wenigstens 12 Zoll wünschenswert.
Umbau:
Wie das Leben so spielt, auf dem Flohmarkt fand ich für kleines einen alten Croozer-Radanhänger, völlig verranzt, Textilaufbau brüchig und schadhaft, also für den Kindertransport nicht mehr tauglich.
Zunächst wurde die Stoffkabine entfernt/entsorgt und der komplette Alurahmen zerlegt und gereinigt. Beim Zusammenbau ließ ich die Bügel der Kabine erstmal weg. Die alten, geschraubten Achsen wurden zunächst behalten, sie stellten sich bei einem Beladungstest allerdings als ungeeignet heraus, da das Gewicht auf die Bohrungen im Alurahmen einwirkten und die Dinger selber sauschwer waren. Ein Verziehen oder ein Bruch schienen vorprogrammiert. Ergo musste eine Starrachse her, die Spurbreite wollte ich gern beibehalten.
Diese baute ich aus einem Stahlrohr, das noch mit einer Füllung aus einem massiven Alustab und an den Enden zwo Bohrungen für die Splinte versehen wurde. Damit die richtigen Abstände Splint-Reifen-Zwischenraum-Rahmen.links-Zwischenraum-Rahmen.rechts-Zwischenraum-Reifen-Splint eingehalten werden, passte ich zurechtgesägte Stücke Alurohr und überall Unterlagscheiben ein, die über die Achse gezogen wurden.
Hier Bilder mit alter und neuer Achse:


Die Räder sind zwar schwer aber sehr stabil, die Schläuche mit Autoventilen versehen. Mit zwei Griffen werden die Splinte gezogen und die Räder abgenommen.

So, die Kugellager nochmal geölt und erster Test - der Wagen lief einwandfrei und leicht.
Die Kupplung zum Anhängen ist die des alten Croozer-Systems, bei dem Klemmbacken an den Rahmen des Fahrrads links vor der Hinterachse geschraubt und gesichert werden. Finde ich genial, da am Fahrrad kein Kupplungsteil verbleibt, ich also verschiedene Fahrräder und ergo den Hänger auch mal daheim zum Transport wichtiger Güter wie etwa eines Kastens Lauterbacher Urhell nutzen kann.
Die Klemmbacken werden mit zurechtgeschnittenen Stücken aus alten Fahrradschläuchen gepolstert, damit mir ja kein Kratzer am Fahrradrahmen entsteht.

Die Deichsel des Hängers kann nach Ziehen eines Splints eingeklappt werden, sehr praktisch für das Verstauen im Boot.

Jetzt stellte sich die Frage, wie der Boden des Bootswagens beschaffen sein sollte. Nach mehreren Versuchen mit Holzplatten (Gewicht!), Kunststoffwannen, Eisengittern usw. entschied ich mich für das Einknüpfen eines Fangnetzes aus dem Kfz-Bedarf in den Rahmen des Hängers, das zufällig das richtige Maß hat und recht stabil ist. Um auch den langen (95cm) Packsack für das Gestänge des Ally gut fixieren und die Ladung über der Achse optimal austarieren zu können, fügte ich hinten eine umlegbare Klappe aus den ursprünglichen Aluteilen der Textilkabine des Anhängers an. Für den Transport des Bootswagens im Kanu klappe ich sie einfach ein. Außerdem, aber das nur nebenbei, bin ich ausgesprochener Fan von allen Klapp- und Faltmechanismen und wollte das einfach so haben...
So sieht das Ding nun aus:


Das wars im wesentlichen. Der Rest ist Feinarbeit: Aus den Anschnallgurten des ehemaligen Kindertransporters wurden Befestigungsriemen mit Schnappern zurechtgeschnitten, die am Bootswagen fixiert sind. Um ein rotes Fähnchen aufstecken zu können, kommt noch eine abnehmbare Halterung links an den Rahmen. Sobald ich die Vorschriften für den Hängerbetrieb am Fahrrad durchgeackert habe (eine echte Fleißarbeit!), beschäftige ich mich mit Beleuchtung, Reflektoren und ähnlichem.
Fehlte nur noch das probehalber Beladen mit dem Ally und eine Testfahrt:


Im Großen und Ganzen bin ich zufrieden. Der Bootswagen hat beim Ziehen einen angenehm tiefen Schwerpunkt und ist auch wg. der breiten Spur sehr stabil. Die gefederte Kupplung fühlt sich beim Radeln erstmal seltsam an, aber man gewöhnt sich daran. Die Starrachse des Hängers hat kein Problem mit dem Gewicht von knapp unter 20kg.
Nach der ersten Tour werde ich dann hier, wenn Interesse besteht, aus der Praxis berichten. Ich hoffe z.B., dass der Bootswagen auch fürs normale Umtragen an Wehren taugt, oder dass etwa das *aufgebaute* Boot über kurze Strecken per Rad gezogen werden kann. Stay tuned.
Zum Schluss noch Kosten und Gewichte:
- alter Fahrradanhänger vom Flohmarkt: 5 Euro.
- Achse, Splinte, Alurohre, Netz usw.: lag alles noch irgendwo in der Garage rum. Junge, da siehts aus...
- acht Unterlegscheiben, zwo zur Reserve: 1,23 Euro.
- Arbeits- bzw. Bastelzeit: do red ma net...
- Bootswagen: ca. 6kg.
- Fahrrad: je nachdem, 10-15kg.
- Ally Tramp incl. Sitz und Paddel: ca. 18kg.
Würde mich freuen, vielleicht den einen oder anderen Paddler-Bastler hier angeregt zu haben. Konstruktive Kommentare, Anregungen, Überlegungen sind natürlich willkommen, bestimmt lässt sich noch etliches verbessern.
Grüße, Ronald
vorab:
Bootswägen sind immer ein Thema für Kanuten, hier im Ast findet sich allerdings nur wenig dazu, deshalb ein neuer Beitrag. Er könnte auch bei MYOG stehen, aber die Zielgruppe sitzt hier. :-)
Aus einem alten Fahrradanhänger habe ich mir einen Faltboot-Transportwagen fürs Fahrrad gebastelt bzw. umgebaut und stelle ihn hier vor. Vielleicht findet der eine oder andere Kanute nützliche Anregungen.
Sinn und Zweck des Ganzen, Vorüberlegungen:
Meist bin ich allein mit einem Ally Tramp Faltcanadier unterwegs und habe schon alle Möglichkeiten der Rückholung durchgespielt: Hintransport per Auto, zurück per Anhalter, Fahrrad, zu Fuß oder öffentlich. Andersherum - also Abstellen des Autos am Zielort - mache ich ungern, um flexibel sein zu können. Nun wollte ich für eine längere Tour eine Art "mobile Einheit Fahrrad-Hänger-Boot" konzipieren, um Fahrrad statt Auto nutzen zu können und weitgehend unabhängig zu sein.
Erste Bedingung wäre also, das Boot muss in zerlegtem Zustand per Fahrrad und Anhänger transportiert werden, und diese Transportmittel müssen dann auch im Boot mitgenommen werden können. Letzteres funktioniert, da der Ally Tramp reichlich Platz und Zuladung hat und das Rad der Wahl entweder ein 28er BMW-Klapprad oder ein sehr leichtes 26er Alu-MTB ist. (Klappräder mit Reifen kleiner als 26er oder 28er mag ich nicht.) Der Anhänger sollte möglichst leicht (Alu- statt Eisenrohrrahmen) und schnell zerlegbar sein. Da im Hängerbetrieb schnell ein paar Kilometer zusammenkommen, müssen seine Räder kugelgelagert sein, für gute Geländegängigkeit ist auch eine Reifengröße von wenigstens 12 Zoll wünschenswert.
Umbau:
Wie das Leben so spielt, auf dem Flohmarkt fand ich für kleines einen alten Croozer-Radanhänger, völlig verranzt, Textilaufbau brüchig und schadhaft, also für den Kindertransport nicht mehr tauglich.
Zunächst wurde die Stoffkabine entfernt/entsorgt und der komplette Alurahmen zerlegt und gereinigt. Beim Zusammenbau ließ ich die Bügel der Kabine erstmal weg. Die alten, geschraubten Achsen wurden zunächst behalten, sie stellten sich bei einem Beladungstest allerdings als ungeeignet heraus, da das Gewicht auf die Bohrungen im Alurahmen einwirkten und die Dinger selber sauschwer waren. Ein Verziehen oder ein Bruch schienen vorprogrammiert. Ergo musste eine Starrachse her, die Spurbreite wollte ich gern beibehalten.
Diese baute ich aus einem Stahlrohr, das noch mit einer Füllung aus einem massiven Alustab und an den Enden zwo Bohrungen für die Splinte versehen wurde. Damit die richtigen Abstände Splint-Reifen-Zwischenraum-Rahmen.links-Zwischenraum-Rahmen.rechts-Zwischenraum-Reifen-Splint eingehalten werden, passte ich zurechtgesägte Stücke Alurohr und überall Unterlagscheiben ein, die über die Achse gezogen wurden.
Hier Bilder mit alter und neuer Achse:


Die Räder sind zwar schwer aber sehr stabil, die Schläuche mit Autoventilen versehen. Mit zwei Griffen werden die Splinte gezogen und die Räder abgenommen.

So, die Kugellager nochmal geölt und erster Test - der Wagen lief einwandfrei und leicht.
Die Kupplung zum Anhängen ist die des alten Croozer-Systems, bei dem Klemmbacken an den Rahmen des Fahrrads links vor der Hinterachse geschraubt und gesichert werden. Finde ich genial, da am Fahrrad kein Kupplungsteil verbleibt, ich also verschiedene Fahrräder und ergo den Hänger auch mal daheim zum Transport wichtiger Güter wie etwa eines Kastens Lauterbacher Urhell nutzen kann.

Die Klemmbacken werden mit zurechtgeschnittenen Stücken aus alten Fahrradschläuchen gepolstert, damit mir ja kein Kratzer am Fahrradrahmen entsteht.

Die Deichsel des Hängers kann nach Ziehen eines Splints eingeklappt werden, sehr praktisch für das Verstauen im Boot.

Jetzt stellte sich die Frage, wie der Boden des Bootswagens beschaffen sein sollte. Nach mehreren Versuchen mit Holzplatten (Gewicht!), Kunststoffwannen, Eisengittern usw. entschied ich mich für das Einknüpfen eines Fangnetzes aus dem Kfz-Bedarf in den Rahmen des Hängers, das zufällig das richtige Maß hat und recht stabil ist. Um auch den langen (95cm) Packsack für das Gestänge des Ally gut fixieren und die Ladung über der Achse optimal austarieren zu können, fügte ich hinten eine umlegbare Klappe aus den ursprünglichen Aluteilen der Textilkabine des Anhängers an. Für den Transport des Bootswagens im Kanu klappe ich sie einfach ein. Außerdem, aber das nur nebenbei, bin ich ausgesprochener Fan von allen Klapp- und Faltmechanismen und wollte das einfach so haben...

So sieht das Ding nun aus:


Das wars im wesentlichen. Der Rest ist Feinarbeit: Aus den Anschnallgurten des ehemaligen Kindertransporters wurden Befestigungsriemen mit Schnappern zurechtgeschnitten, die am Bootswagen fixiert sind. Um ein rotes Fähnchen aufstecken zu können, kommt noch eine abnehmbare Halterung links an den Rahmen. Sobald ich die Vorschriften für den Hängerbetrieb am Fahrrad durchgeackert habe (eine echte Fleißarbeit!), beschäftige ich mich mit Beleuchtung, Reflektoren und ähnlichem.
Fehlte nur noch das probehalber Beladen mit dem Ally und eine Testfahrt:


Im Großen und Ganzen bin ich zufrieden. Der Bootswagen hat beim Ziehen einen angenehm tiefen Schwerpunkt und ist auch wg. der breiten Spur sehr stabil. Die gefederte Kupplung fühlt sich beim Radeln erstmal seltsam an, aber man gewöhnt sich daran. Die Starrachse des Hängers hat kein Problem mit dem Gewicht von knapp unter 20kg.
Nach der ersten Tour werde ich dann hier, wenn Interesse besteht, aus der Praxis berichten. Ich hoffe z.B., dass der Bootswagen auch fürs normale Umtragen an Wehren taugt, oder dass etwa das *aufgebaute* Boot über kurze Strecken per Rad gezogen werden kann. Stay tuned.
Zum Schluss noch Kosten und Gewichte:
- alter Fahrradanhänger vom Flohmarkt: 5 Euro.
- Achse, Splinte, Alurohre, Netz usw.: lag alles noch irgendwo in der Garage rum. Junge, da siehts aus...
- acht Unterlegscheiben, zwo zur Reserve: 1,23 Euro.
- Arbeits- bzw. Bastelzeit: do red ma net...

- Bootswagen: ca. 6kg.
- Fahrrad: je nachdem, 10-15kg.
- Ally Tramp incl. Sitz und Paddel: ca. 18kg.
Würde mich freuen, vielleicht den einen oder anderen Paddler-Bastler hier angeregt zu haben. Konstruktive Kommentare, Anregungen, Überlegungen sind natürlich willkommen, bestimmt lässt sich noch etliches verbessern.
Grüße, Ronald
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