Lundhags - Erfahrungen und Vandra II vs Jaure II

[ygethmir]

Wir planen derzeit für etwa Mitte September eine rund zweiwöchige Tour mit Zelt in Nordschweden, Raum Abisko. Teils auf dem Kungsleden, ausserhalb des Nationalparks grösstenteils weglos. Auf der letzten Tour in Schottland Ende Oktober/Anfang November haben die gut gewachsten Hanwag Yukon nach 1.5 Tagen aufgegeben, und nochmal die ganze Zeit mit nassen Füssen laufen muss nicht sein. So sind wir also nun bei Lundhags gelandet.

Mich interessieren einerseits Erfahrungsberichte, da zwar im Grossen und Ganzen die begeisterten Stimmen überwiegen, aber man hört doch auch immer wieder kritische Stimmen mit ablösenden Sohlen und schlechter Verarbeitung.

Andererseits interessiert mich der Unterschied Vandra II vs Jaure II. Mir ist klar, dass wir hier einen Einlagen-Stiefel (blankes Leder ohne Futter) mit einem Dreilagen-Stiefel vergleichen. Nicht klar ist mir dagegen, was das für Wasserdichtigkeit, Isolation und Stabilität in der Praxis bedeutet. Lundhags erwähnt in irgendeinem Video mal, dass bei den Dreilagen-Stiefeln geschlossenzelliger Schaum verwendet wird, der kein Wasser aufnimmt. Damit wäre Lage 2 zumindest mal benannt, was genau die Aufgabe ist und was Lage 3 ist, bleibt jedoch weiterhin unklar. Ich würde mich sehr freuen, wenn hier jemand vielleicht sogar praktische Erfahrungen hat.

Das Gewicht der Stiefel ist mir weitgehend egal, das Alternativ-Schuhwerk sind Scarpa Liskamm GTX, und es wird sowieso keine Ultralight-Tour angestrebt.

[mitreisender]

Keine Erfahrung mit den o.g. Schuhen, aber ein Hinweis. Du wirst mit nahezu jedem Schuh nasse Füsse kriegen. Da braucht es schon Gummistiefel. Schwere Schuhe erhöhen die Ermüdung - da gibt es eine Studie, was ein paar Gramm am Fuß in etwa getragenem Gewicht auf dem Rücken entsprechen.

Eine Gore Schuh würde ich auf keinen Fall kaufen, tritts Du in ein Sumpfloch dann bleibt das Wasser drin - und die Membran knickt eh recht schnell und wird dann undicht.

Bleiben Gummistiefel mit Profilsohle. Oder wie es eben die UL Leute machen, Trailrunner, die trocknen nämlich meist schnell und sonst in Kombi mit SealSkinz. Nass wird der Fuss vermutlich eh, aber es geht ja darum nicht dauerhaft in klatschnassen Socken/Schuhen zu laufen.

[ygethmir]

Die Scarpa Liskamm GTX sind schon vorhanden, das sind neben den Hanwag Yukon meine regulären Wander-/Bergschuhe. Deshalb "Alternativ-Schuhwerk" - die sind eh schon da und ich würde bei Nichtgefallen oder anderweitigen Problemen mit Lundhags einfach die mitnehmen.

Und bitte keine Gewichtsdiskussion der Schuhe. Mir geht es hier spezifisch um Lundhags, Trailrunner sind nicht das Thema.

[mitreisender]

Kein Grund pampig zu werden. Bei 2 Beiträgen kenne ich kaum Deinen Wissensstand. Ich hab nicht diskutiert. Viel Erfolg beim Trocken bleiben.

[Zz]

Wenn es Dir mehr darum geht einen möglichst wasserdichten Stiefel zu wählen, dann würde ich mich eher für das Modell mit wenigen Nähten z.B. Forest II entscheiden.
Ich trage ein paar alte Lundhags. Das genaue Modell kenne ich nicht, aber sie ähneln den Professional II. Sie können schon ein wenig Wasser ab, aber eher der Unterschuh. Wirklich wasserdicht sind meine Lundhags allerdings nicht. Also kein Vergleich in dieser Richtung mit Gummistiefel in denen ich früher in Lappland unterwegs war.
Ich hatte vor Jahren mal Probleme mit dem Unterschuh, aber der wurde ersetzt. Der Schuhmacher in Järpen ist sehr freundlich. Ein toller Service. Seitdem halten sie eigentlich ganz gut. Ich kann mich an eine kleinere Reparatur beim Schuhmacher in Berlin erinnern und sollte sie mir mal wieder genauer ansehen. Die Stiefel sind aber mittlerweile schon ein paar Jahre alt und haben etliche Kilometer auf dem Buckel.

[cast]

Wenn die nicht dicht sind wäre das traurig. Dann kann man auch diesen Membranquatsch kaufen, meine sind aus den 90ern, die sind dicht wie Gummistiefel. Ich benutze die zum waten, da läuft Wasser nur oben rein. Bei den ungefütterte n ist Feuchtigkeit innen nichg so ein Thema, einfach Socken wechseln
Prinzipiell, je weniger Nähte um so besser, auch bei anderen Herstellern.
So gesehen Forest II.

[Klaetterhaexa]

Ich hatte im Urlaub bei Naturkompaniet den Forest und den Vandra anprobiert. Ich habe mich für den Vandra entschieden, weil der aufgrund des Tiefzughakens besser am Fuß gesessen hat. Ich denke, vom Sitz des Schuhs sollte man die Entscheidung auch abhängig machen, da der Schuh aufgrund des Certech-Unterteils ja doch am Fuß recht locker sitzt.
Ich denke, dass man auf jeden Fall den einlagigen Schuh nehmen sollte, wenn man die Vorteile des Lundhags haben will, nämlich dass der einlagige Schuh schneller trocknet, wenn er doch innen nass ist, bzw. dass man das Innenfutter in Form der Socken mal eben wechseln kann und parallel trocknen.
Ich habe den hohen Vandra gekauft und hatte beim Einlaufen erst mal am rechten Fuß Probleme mit einer Druckstelle in Höhe Übergang Fuß/Schienbein vorn. Habe dann aber ein paar Mal einfach ein nasses Läppchen zwischen Schuh und Socke gesteckt und bin kurze Strecken (bis 5 km) damit gelaufen. Danach war die Druckstelle weg. Also Einlaufen ist bei den Schuhen wirklich sehr wichtig.

[cast]

Da vorallem die einlagigen ohne jegliche Polsterung sind muss man etwas probieren mit Einlagen und Socken um den Stiefel optimal passend zu bekommen.

[zilka]

Also, ich liebe meine Lundhags (ich habe die women's Mira). Ich habe sie seit mehreren Jahren und dort, wo die Goretex nach drei Tagen ständiger Nässe früher oder später durch waren und nicht wieder trocken wurden, sind sie immer noch wasserdicht. Ich furte mit ihnen auch viel mehr, ohne die Schuhe ausziehen zu müssen. Wenn das Wasser oben reinläuft, weil ich mich verschätzt habe, wechsel ich halt die Socken. Kurz im Wasser halten sie gut gefettet locker aus. Für das Furten und das lockere tagelange Laufen im Schlamm würde ich echt nicht mehr auf sie verzichten wollen. Was Dir aber klar sein muss: ganz trocken sind die Füße nie. Zumindest bei mir nicht. Ich schwitze so viel, dass das Fussklima in den Lundhags immer ganz leicht feucht ist. Lässt sich aber durch ab regelmässiges Wechseln der Strümpfe mit leben. Hergeben würde ich persönlich sie nicht mehr. Aber die "Lundhags oder nicht" - Frage erlebe ich in Diskussionen und unterwegs als Glaubensfrage, bei der es keine klare Antwort gibt. Da wirst Du nur eigene Erfahrungen machen können.
Grüße,
zilka

[zilka]

Ach ja: meine sind einlagig. Ich trage zwei Paar Strümpfe und muss sie vor jeder Tour immer erst wieder ein wenig einlaufen.

[ygethmir]

Bitte entschuldigt die lange Funkstille, ich komme erst heute wieder zum Antworten.

Herzlichen Dank für die extrem informativen Rückmeldungen! Genau diese Art Erfahrungen habe ich gesucht.

In der Zwischenzeit konnte ich nun selber ein paar Modelle anprobieren. Initial war mein Favorit (unbekannterweise) der Jaure II, danach ging die Tendenz aufgrund der Rückmeldungen hier (zum Lesen hat es noch gereicht) eher Richtung Forest/Vandra. Nach Versuchen mit Forest II, Vandra High, Professional II und Jaure II High ist nun der Jaure II High wieder der Favorit. Ich habe recht schmale Füsse, und in den einlagigen Stiefeln (Forest/Vandra) ist insbesondere die Ferse selbst mit wirklich dicken "Aussen-Socken" massiv rumgerutscht. Bei den beiden dreilagigen Stiefeln (Professional/Jaure) sitzt die Ferse deutlich besser. Ebenfalls den schmalen Füssen geschuldet: Ohne Tiefzughaken habe ich zu wenig Halt im Schuh, im Professional und im Forest müsste ich permament mit ultradicken Wintersocken laufen, um die Seiten genug auszufüllen.

Die beste Kombination aus Fersenhalt und Sitz am restlichen Fuss bietet bisher der Jaure II High - ich werde mit dem jetzt mal zu Hause ein wenig herumstiefeln und das mal noch beobachten. Wenn das Fussgefühl positiv bleibt, dann ist dank euren Rückmeldungen die Entscheidung pro Lundhags wohl gefallen.

[Goldi]

Hallo ygethmir, hast du dir den Jaure II jetzt gekauft? Wie sind deine Erfahrungen? Mir hat nämlich letzte Woche jemand eine ganze Nachtzugfahrt lang genau diesen Schuh in den höchsten Tönen gelobt und empfohlen.