Bei uns auf dem Dachboden lagern schon seit Ewigkeiten zwei nicht mehr genutzte Daunenschlafsäcke.
Einmal mein allererster Schlafsack, ein lila-grünes
Modell von Nordisk. Hier habe ich mal was über das historische Stück geschrieben:
Nordisk I, oder Neueste Nachrichten aus dem Daunenmuseum.
Wie man dem Faden von 2010 entnehmen kann habe ich den Schlafsack damals gewaschen. Danach wurde er nur um ca. 25 g Daunen zu Forschungszwecken
erleichtert und im großen Beutel weiter gelagert. Also frisch gereinigte, verwendungsbereite Daune.
Den zweiten Schlafsack habe ich 2010 für 70 oder 80 Euro im Globetrotter-Forum gekauft. Ein uralter (ich schätze Anfang/Mitte der 1980er) Anjungilak-Winterschlafsack. Meine Hoffnung, dass der mit anderthalb kg tofte Gänsedaune gefüllt wäre, erfüllte sich nicht. Eine Entendaunenfüllung von eher bescheidener Qualität. Sehr altertümliche Konstruktion (reiner Schlupfsack ohne Reißverschluss). Eklig glitschiges grasgrünes Nylon außen, Baumwolle innen. Sauschwer. Für nix outdoors zu benutzen, aber natürlich, wo er einmal da war, zum Wegschmeißen zu schade. Und außerdem hatte er mich ja Geld gekostet. Also ab auf den Dachboden damit. Vorher aber wurde er gewaschen.
Da Extremtextil gerade sehr günstiges daunendichtes Tafettanylon im Angebot hat:
(https://www.extremtextil.de/nylon-ta...nderpreis.html)
habe ich mich aufgerafft und zwei große Daunendecken genäht.
Material:
Für die Oberseiten:
2,5 lfm. Nylon Taft orangerot
2,5 lfm. Nylon Taft olivgrün
Für die Unterseiten:
5 lfm. Nylon Taft schwarz
Für die Stege
1,5 lfm Moskitonetz weiß.
Außerdem Garn, Overlockgarn, 2 Rollen Nopi-Band, 19 mm, zum Markieren der Stege.
In Summe inklusive Versand ca. 60 Euro Materialkosten für zwei Decken.
Hülle nähen
Das schwarze Nylon ist (abweichend von der Beschreibung bei Extex) leider nur 145 cm breit, nicht 155 cm wie die farbigen Stoffe. Letztere wurden also auf dieselbe Breite geschnitten, dann alle vier Teile auf 245 cm Länge geschnitten und alle Kanten mit einem Overlockstich besäumt.
Danach habe ich 26 Streifen a 5 x 150 cm aus Moskitonetz zusgeschnitten. 1 cm Nahtzugabe, also ca 3 cm Steghöhe.
An den beiden Rändern der Stoffbahnen habe ich in 16 cm Abstand 13 Kammerstege mit Kreidestift angezeichnet. An Kopf und Fußende wurden die Stoffbahnen ohne Steg miteinander vernäht. In Summe 15 Kammern a 16 cm. Weil sich die H-Kammern nach dem Befüllen etwas zusammenziehen, werden die Decken am Ende ca 225 x 140 cm groß.
Die Nähte für die Kammerstege habe ich mit Malerkrepp markiert. Das geht schneller und einfacher als mit Kreidestift und ist außerdem besser sichtbar beim Nähen. Dafür breitet man einfach den Anfang der Stoffbahn auf einem Tisch aus, beschwert die Ränder mit je zwei Büchern links, rechts, strafft die Stoffbahn und klebt dann einfach das Malerkrepp von Markierng zu Markierung. Wenn man drei oder vier Stege, je nach Tischbreite) markiert hat, nimmt man die Bücher weg, schiebt die Stoffbahn nach hinten über die hintere Tischkante und lässt sie dort einfach runterhängen, richtet das nachgerückte Stück sie mit den Büchern wieder aus und klebt die nächsten Stege. Usw.
Dann werden die Stege auf der ersten Stoffbahn aufgenäht, mit der Naht immer schön direkt am Klebeband vorbei. Man lässt den Steg erst ab 1 cm ab Stoffkante beginnen, und schneidet, wenn man am anderen Rand ist, passend 1 cm vor der anderen Stoffkante ab, sodass beidseitig 1 cm Nahtzugabe fürs Zusammennähen vorhanden sind.
Dann Klebebandmarkierungen von der ersten Stoffbahn entfernen und die Stege mit Stoffbahn zwei vernähen. Das geht ein bißchen langsamer, weil man nach jedem einzelnen Steg das ganze Gezutzel von der Maschine nehmen und das entsprechende Markierungsband sofort entfernen muss (weil es sonst in der Hülle eingenäht wird).
Zum Schluss die beiden Kopfseiten und eine Längsseite einfach von außen, Nahtzugaben nach innen gefaltet miteinander vernähen (also durch vier Lagen.
Fertig ist die Hülle.
Befüllen
Man braucht: Daunenspender AKA Schlafsäcke (siehe oben), Schere, Küchenpapierrollen, Apothekenwaage.
Die Schlafsäcke schlachten. Das macht man am besten in einem Haus, was einem nicht gehört.
Also Kammer um Kammer öffnen und die Daunen in die Küchenpapierrollen stopfen. In diesem Falle 25 g-Portionen bzw. 30 g Portionen, zwei Rollen pro Kammer.
Die Küchenrollen werden tief (bis zum verschlossenen Ende) in die Kammern gesteckt und die Daune dann mit einem Besenstiel rausgedrückt. Dann liegt sie erstmal recht kompakt am verschlossenen Ende, und man kann die befüllte Decke ohne Daunenmassaker unter die Nähmaschine legen und die offene Seite der Decke zunähen. Danach schütteln man dann die Daunen zurecht.
Die grüne Decke hat 50 g pro Kammer bekommen, ca. 650 g aus dem Nordisk Schlafsack und den Rest aus dem Ajungilak Schlafsack.
Die rote Decke hat 50 g pro Kammer aus dem Ajungilak Schlafsack bekommen. Das war ein bißchen wenig, darum gab es noch pro Kammer 10 g sehr hochwertige Gänsedaune dazu (ein Cocktail aus Nahanny, Extremtextil, Robert's, FF, WM, Yeti Exner Design). Jetzt passt es.
Abschließend noch mal zusammengefasst:
Das Material hat eine angenehme, seidenartige Haptik, aufgrund der Abmessungen passen die Decken aber auch in unsere Bettbezüge. Die Decken fühlen sich sehr leicht und fluffig an. Das Gewicht ist auch in Relation zur den sehr großzügigen Abmessungen zu sehen. Aber auf Gewichtsoptimierung kam es mir auch gar nicht an. Der Stoff ist ja mit 55g/qm auch recht schwer. Ich wollte für wenig Geld aus diesen alten Schlafsäcken was Sinnvolles machen:
Winter-Daunenbett für zuhause. Kuscheldecke fürs Sofa (wir heizen nicht so viel). Gemütliche Decke, wenn man beim Zelten/Campen nicht aufs Gewicht achten muss. Und sehr praktisch fürs Ferienhaus. Da nehmen wir aktuell immer die Winterschlafsäcke mit mit Winterhalbjahr, für den ersten Abend, weil das Haus in Abwesenheit sehr auskühlt. Und auch wenn man heizt, ist es im Winter mitunter etwas zugig (Einfachverglasung).
Daunen sind eine phänomenale Erfindung der Natur. Und bei guter Pflege und guter Ausgangsqualität extrem langlebig. Diese Schlafsäcke waren knapp 30 bzw. über 30 Jahre alt, und zumindest der Nordisk-Schlafsack war über viele Jahre in Gebrauch. Nutzungsgeschichte des Ajungilak-Schlafsacks: Unbekannt. Und auch wenn ich über den Ajungilak schrieb, die Füllung sei etwas "mau": Mit großer Wahrscheinlichkeit ist sie deutlich hochwertiger als alles, was in heutiger Daunenbett-Massen- und Billigware steckt.
Wenn ihr alte Daunenschlafsäcke habt, die ihr nicht mehr nutzt, schmeißt sie nicht weg, macht eine Decke daraus!
(Oder schickt sie mir)
Bilder:




Einmal mein allererster Schlafsack, ein lila-grünes

Nordisk I, oder Neueste Nachrichten aus dem Daunenmuseum.
Wie man dem Faden von 2010 entnehmen kann habe ich den Schlafsack damals gewaschen. Danach wurde er nur um ca. 25 g Daunen zu Forschungszwecken

Den zweiten Schlafsack habe ich 2010 für 70 oder 80 Euro im Globetrotter-Forum gekauft. Ein uralter (ich schätze Anfang/Mitte der 1980er) Anjungilak-Winterschlafsack. Meine Hoffnung, dass der mit anderthalb kg tofte Gänsedaune gefüllt wäre, erfüllte sich nicht. Eine Entendaunenfüllung von eher bescheidener Qualität. Sehr altertümliche Konstruktion (reiner Schlupfsack ohne Reißverschluss). Eklig glitschiges grasgrünes Nylon außen, Baumwolle innen. Sauschwer. Für nix outdoors zu benutzen, aber natürlich, wo er einmal da war, zum Wegschmeißen zu schade. Und außerdem hatte er mich ja Geld gekostet. Also ab auf den Dachboden damit. Vorher aber wurde er gewaschen.
Da Extremtextil gerade sehr günstiges daunendichtes Tafettanylon im Angebot hat:
(https://www.extremtextil.de/nylon-ta...nderpreis.html)
habe ich mich aufgerafft und zwei große Daunendecken genäht.
Material:
Für die Oberseiten:
2,5 lfm. Nylon Taft orangerot
2,5 lfm. Nylon Taft olivgrün
Für die Unterseiten:
5 lfm. Nylon Taft schwarz
Für die Stege
1,5 lfm Moskitonetz weiß.
Außerdem Garn, Overlockgarn, 2 Rollen Nopi-Band, 19 mm, zum Markieren der Stege.
In Summe inklusive Versand ca. 60 Euro Materialkosten für zwei Decken.
Hülle nähen
Das schwarze Nylon ist (abweichend von der Beschreibung bei Extex) leider nur 145 cm breit, nicht 155 cm wie die farbigen Stoffe. Letztere wurden also auf dieselbe Breite geschnitten, dann alle vier Teile auf 245 cm Länge geschnitten und alle Kanten mit einem Overlockstich besäumt.
Danach habe ich 26 Streifen a 5 x 150 cm aus Moskitonetz zusgeschnitten. 1 cm Nahtzugabe, also ca 3 cm Steghöhe.
An den beiden Rändern der Stoffbahnen habe ich in 16 cm Abstand 13 Kammerstege mit Kreidestift angezeichnet. An Kopf und Fußende wurden die Stoffbahnen ohne Steg miteinander vernäht. In Summe 15 Kammern a 16 cm. Weil sich die H-Kammern nach dem Befüllen etwas zusammenziehen, werden die Decken am Ende ca 225 x 140 cm groß.
Die Nähte für die Kammerstege habe ich mit Malerkrepp markiert. Das geht schneller und einfacher als mit Kreidestift und ist außerdem besser sichtbar beim Nähen. Dafür breitet man einfach den Anfang der Stoffbahn auf einem Tisch aus, beschwert die Ränder mit je zwei Büchern links, rechts, strafft die Stoffbahn und klebt dann einfach das Malerkrepp von Markierng zu Markierung. Wenn man drei oder vier Stege, je nach Tischbreite) markiert hat, nimmt man die Bücher weg, schiebt die Stoffbahn nach hinten über die hintere Tischkante und lässt sie dort einfach runterhängen, richtet das nachgerückte Stück sie mit den Büchern wieder aus und klebt die nächsten Stege. Usw.
Dann werden die Stege auf der ersten Stoffbahn aufgenäht, mit der Naht immer schön direkt am Klebeband vorbei. Man lässt den Steg erst ab 1 cm ab Stoffkante beginnen, und schneidet, wenn man am anderen Rand ist, passend 1 cm vor der anderen Stoffkante ab, sodass beidseitig 1 cm Nahtzugabe fürs Zusammennähen vorhanden sind.
Dann Klebebandmarkierungen von der ersten Stoffbahn entfernen und die Stege mit Stoffbahn zwei vernähen. Das geht ein bißchen langsamer, weil man nach jedem einzelnen Steg das ganze Gezutzel von der Maschine nehmen und das entsprechende Markierungsband sofort entfernen muss (weil es sonst in der Hülle eingenäht wird).
Zum Schluss die beiden Kopfseiten und eine Längsseite einfach von außen, Nahtzugaben nach innen gefaltet miteinander vernähen (also durch vier Lagen.
Fertig ist die Hülle.
Befüllen
Man braucht: Daunenspender AKA Schlafsäcke (siehe oben), Schere, Küchenpapierrollen, Apothekenwaage.
Die Schlafsäcke schlachten. Das macht man am besten in einem Haus, was einem nicht gehört.

Die Küchenrollen werden tief (bis zum verschlossenen Ende) in die Kammern gesteckt und die Daune dann mit einem Besenstiel rausgedrückt. Dann liegt sie erstmal recht kompakt am verschlossenen Ende, und man kann die befüllte Decke ohne Daunenmassaker unter die Nähmaschine legen und die offene Seite der Decke zunähen. Danach schütteln man dann die Daunen zurecht.
Die grüne Decke hat 50 g pro Kammer bekommen, ca. 650 g aus dem Nordisk Schlafsack und den Rest aus dem Ajungilak Schlafsack.
Die rote Decke hat 50 g pro Kammer aus dem Ajungilak Schlafsack bekommen. Das war ein bißchen wenig, darum gab es noch pro Kammer 10 g sehr hochwertige Gänsedaune dazu (ein Cocktail aus Nahanny, Extremtextil, Robert's, FF, WM, Yeti Exner Design). Jetzt passt es.
Abschließend noch mal zusammengefasst:
- Abmessungen: Nutzmaß ca 225 x 140 (gestreckt 240 x 140)
- Steghöhe ca 3 cm
- Loft ca 6-7 cm (einlagig)
- Hüllengewicht ca 430 g
- Grüne Decke: Füllmenge 750 g, Gesamtgewicht 1180 g
- Rote Decke: Füllmenge 900 g, Gesamtgewicht 1330 g.
Das Material hat eine angenehme, seidenartige Haptik, aufgrund der Abmessungen passen die Decken aber auch in unsere Bettbezüge. Die Decken fühlen sich sehr leicht und fluffig an. Das Gewicht ist auch in Relation zur den sehr großzügigen Abmessungen zu sehen. Aber auf Gewichtsoptimierung kam es mir auch gar nicht an. Der Stoff ist ja mit 55g/qm auch recht schwer. Ich wollte für wenig Geld aus diesen alten Schlafsäcken was Sinnvolles machen:
Winter-Daunenbett für zuhause. Kuscheldecke fürs Sofa (wir heizen nicht so viel). Gemütliche Decke, wenn man beim Zelten/Campen nicht aufs Gewicht achten muss. Und sehr praktisch fürs Ferienhaus. Da nehmen wir aktuell immer die Winterschlafsäcke mit mit Winterhalbjahr, für den ersten Abend, weil das Haus in Abwesenheit sehr auskühlt. Und auch wenn man heizt, ist es im Winter mitunter etwas zugig (Einfachverglasung).
Daunen sind eine phänomenale Erfindung der Natur. Und bei guter Pflege und guter Ausgangsqualität extrem langlebig. Diese Schlafsäcke waren knapp 30 bzw. über 30 Jahre alt, und zumindest der Nordisk-Schlafsack war über viele Jahre in Gebrauch. Nutzungsgeschichte des Ajungilak-Schlafsacks: Unbekannt. Und auch wenn ich über den Ajungilak schrieb, die Füllung sei etwas "mau": Mit großer Wahrscheinlichkeit ist sie deutlich hochwertiger als alles, was in heutiger Daunenbett-Massen- und Billigware steckt.
Wenn ihr alte Daunenschlafsäcke habt, die ihr nicht mehr nutzt, schmeißt sie nicht weg, macht eine Decke daraus!
(Oder schickt sie mir)

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