Für eine geplante – und von einigen Diskussionsteilnehmern als Hirngespinst erachtete – wagenunterstützte Tour in Norwegen wollte ich unseren bestehenden Pilgerwagen nicht verwenden, sondern baute eine neue Sommerpulka, die sich von ersterem folgendermaßen unterscheiden sollte:
- Etwas breitere Spur (ca. 55cm).
- Größere Räder (16‘‘ statt 12,5‘‘).
- Doppeldeichsel, in Geschirr einzuhängen, wie bei einer Pulka statt Einhandgriff wie bei einem Einkaufstrolley.
- Gepäckauflage nahezu waagrecht, nicht so stark aufsteigend wie beim Pilgerwagen (niedrigerer Schwerpunkt).
Bei meinen Recherchen stieß ich auf einen Beitrag im Wüstenforum „Wüstenschiff“, wo ein Eigenbau vorgestellt wurde, der mir aus Schreibtischperspektive prinzipiell zusagte:
http://wuestenschiff.de/phpbb/viewto...49074&start=30
Größtenteils übernahm ich für meinen Bau die dort vorgeschlagene Bauform, allerdings mit folgenden Veränderungen:
- Als Achsrohr wählte ich ein Edelstahlrohr mit 22 mm Außendurchmesser und 1 mm Wandstärke, das gerade zur Hand war.
- Birkenmultiplex 4 mm und 6,5 mm anstatt Okoume-Bootsbausperrholz.
- Gesondert entwickelte Fixierung der Stockspitze.
Folgende Baudetails könnten für Nachbauer von Interesse sein:
Grundplatte: aus 4 mm-Birkenmultiplex mit Verstärkungen an den Rändern und unter dem Achsrohr mit 6,5 mm Birkenmultiplex. Mit D3-Weißleim verklebt (besser geeigneten PU-Leim hatte ich gerade nicht in meinem Bestand), 3 x mit verdünntem Bootslack lackiert. Größe ca. 65x45 cm.
Draufsicht:

Untenansicht:

Seitenansicht:

Radaufhängung: Die Räder sind einseitig mittels 12 mm-Kugelraststeckachsen aufgehängt. Damit das funktioniert, wurden in das Edelstahlachsrohr Abschnitte eines 20x4 mm Alurohres (Innendurchmesser 12 mm) eingesetzt und mit jeweils 2 M4-Schrauben (gesichert durch Lackaufgabe) fixiert, die in ein M4-Gewinde in den Alubuchsen greifen. Die Kugelsperre rastet hinter diesen Buchsen ein, die Räder sind im Nu gelöst und laufen wunderbar leichtgängig (fetten nicht vergessen!).
Das Edelstahlachsrohr wurde mit 4 passenden Stahlschellen unter die Sperrholzplatte geschraubt.

Die Stöcke werden wie beim Original durch eine Schlaufenhalterung aus doppelt gelegtem 25 mm-Gurtband an einem Edelstahlwinkel (Yachtzubehör --> dort ggf. als Stuhlbefestigung zu finden) gehalten. Der leichteren Lösbarkeit halber ist diese Gurtschlaufe mit einer Sterngriffmutter gehalten, die dazugehörige Schraube ist eine M5-Schloßschraube, für die das Rundloch im Winkel vorsichtig quadratisch ausgefeilt wurde. Für einen möglichst knappen Sitz wird das Gurtband von einem kleinen, rechteckigen PE-Klötzchen und einem Aluplättchen (25x17 mm) geklemmt.

Die Stockspitzen werden bei mir nicht durch eine verschraubte Rohrhalterung aus dem Hydraulikbereich gehalten, sondern, ohne schrauben zu müssen, durch 12 mm-Rohrclipse, die exakt in die Vertiefung in den Lekistockspitzen hinter dem Tellergewinde passen und mit Edelstahlwinkeln verschraubt sind. Damit erhalte ich eine gewünschte Zugsicherung. Die Winkel sind auf der Unterseite der Platte angebracht, um die gewünschte Steigung der Stöcke zu erreichen. Die Stockspitzen sind mit Gurtschlaufen (aus festem Faltboothautmaterial) gegen Herausrutschen gesichert. Die Sicherung mittels Rundöse über Schraubenkopf ist nicht sonderlich elegant, ggf. werde ich sie später mit einem Tenax-Verschluß aufrüsten.


Das Gepäck wird wie bei unserem Pilgerwagen mit Spanngurten aus 25 mm-Gurtband gehalten. Die Augbolzen hätte ich also gar nicht gebraucht, da ich sie aber schon mitbestellt hatte, wollte ich die schmucken Dinger auch verbauen. Außerdem weiß man nie, ob man eine Öse nicht doch einmal würde brauchen können.
An die Stöcke klemmte ich mit M4-Schrauben und kantig gefeilten Beilagscheiben kurze Schlaufen aus Gurtband, die als Halterung für Karabiner dienen.
Das Zuggeschirr nähte ich mir aus 50 mm-Anschnallgurtband und 20 mm-Gurtband für die Träger. Neben D-Ringen aus Stahl nähte ich noch schräg angesetzte Gurtbandschlaufen an, so daß die Sommerpulka auch angeschirrt werden kann, ohne mit dem Hüftgurt des Rucksackes in Konflikt zu geraten.
Als Packsack verwendete ich mein 75 l CanoePack von Eureka!, das vom Format her sehr gut paßt und außerdem Hüftgurt und Schultergurte besitzt, so daß es auch über begrenzte Strecken getragen werden kann (richtig gepackt läßt sich dieser Kanusack sogar ausgesprochen angenehm tragen).
Der ganze Bau zog sich ganz schön hin, weil ich viele Teile oder Halbzeuge erst suchen und dann bestellen mußte (schwierig wird die Suche insbesondere dann, wenn man die Fachausdrücke für bestimmte Teil nicht kennt). Auch die Lösung der zuggesicherten, werkzeuglosen Stockspitzenbefestigung kostete mich einiges an Hirnschmalz und Versuchen, gefällt mir dafür nun aber gut. Lästig ist, wenn Schrauben der benötigten Größe nicht da sind und erst besorgt werden müssen. Da der örtliche Baumarkt (der mit dem Biber) für einzelne Schrauben den Gegenwert in Gold verlangt, wich ich auf Hornbach oder Bauhaus aus, die wesentlich mehr an Schrauben etc., auch einzeln nach Gewicht, bieten. Edelstahlschrauben, die ich in größeren Mengen benötige, kaufte ich auch gelegentlich über Ebay.
Die Kosten lassen sich nicht ganz leicht beziffern, weil ich einiges mehr an Material gekauft/bestellt hatte, als ich zu guter Letzt auch tatsächlich verbaut habe. Am teuersten waren die Räder mit den Steckachsen.
Kostenaufstellungsversuch:
- 2 Kompletträder inkl. Bereifung mit Steckachsen: € 84 (über Ebay Kleinanzeigen; man könnte auch die Kunststofffelgen des Kargo/Ritschie2 von Weber kaufen und sich die Steckachsen günstiger anderweitig besorgen).
- 2 Schwalbe Big Apple + 2 Ersatzschläuche mit Fahrradventil: € 35
- Sperrholz: ca. € 12
- Edelstahlwinkel, Augbolzen: € 35 (Edelstahlzeugs ist ganz schon teuer…)
- Achsrohr: ca. € 10
- Alurohr für Achsbuchsen: ca. € 6
- Schrauben, Kleinteile, Gurtband: ca. € 25
- Die Leki-Stöcke waren vorhanden und fristeten im Keller außerhalb des Winters ein Schattendasein.
Wau, da kommen schnell € 200 zusammen, ohne, daß man’s merkt. Der Löwenanteil entfällt auf die Räder, die man zwar auch billiger haben kann (Paar für ca. € 45), an denen ich aber nicht sparen wollte. Außerdem wollte ich unbedingt Steckachsen und nicht den „Kinderwagenschnellverschluß“ der günstigeren Räder, und da wird es schnell teuer.
Wer mich kennt, wird sich nicht wundern, daß der Wagen aus Zeitgründen selbstverständlich ohne jeglichen Praxistest vor der Norwegenreise zum Einsatz kam. Ich vertraute aber auf die Tauglichkeit meiner Vorlage, die ihren Erbauer über 650 km in Norwegen begleitet hatte.
Folgende Ersatzteile führte ich mit:
- Reifenflickzeug
- Rohrclipse
- Sterngriffschrauben und M5-Schloßschrauben für die Schlaufenhalterung
- M4-Schrauben (5 mm lang) für die Sicherung der Achsbuchsen
- Kabelbinder
- Leichte Karabiner
- Kleine Flachzange
- Inbusschlüssel für die verwendeten Schrauben
Der Praxistest... [wird fortgesetzt]
- Etwas breitere Spur (ca. 55cm).
- Größere Räder (16‘‘ statt 12,5‘‘).
- Doppeldeichsel, in Geschirr einzuhängen, wie bei einer Pulka statt Einhandgriff wie bei einem Einkaufstrolley.
- Gepäckauflage nahezu waagrecht, nicht so stark aufsteigend wie beim Pilgerwagen (niedrigerer Schwerpunkt).
Bei meinen Recherchen stieß ich auf einen Beitrag im Wüstenforum „Wüstenschiff“, wo ein Eigenbau vorgestellt wurde, der mir aus Schreibtischperspektive prinzipiell zusagte:
http://wuestenschiff.de/phpbb/viewto...49074&start=30
Größtenteils übernahm ich für meinen Bau die dort vorgeschlagene Bauform, allerdings mit folgenden Veränderungen:
- Als Achsrohr wählte ich ein Edelstahlrohr mit 22 mm Außendurchmesser und 1 mm Wandstärke, das gerade zur Hand war.
- Birkenmultiplex 4 mm und 6,5 mm anstatt Okoume-Bootsbausperrholz.
- Gesondert entwickelte Fixierung der Stockspitze.
Folgende Baudetails könnten für Nachbauer von Interesse sein:
Grundplatte: aus 4 mm-Birkenmultiplex mit Verstärkungen an den Rändern und unter dem Achsrohr mit 6,5 mm Birkenmultiplex. Mit D3-Weißleim verklebt (besser geeigneten PU-Leim hatte ich gerade nicht in meinem Bestand), 3 x mit verdünntem Bootslack lackiert. Größe ca. 65x45 cm.
Draufsicht:
Untenansicht:
Seitenansicht:
Radaufhängung: Die Räder sind einseitig mittels 12 mm-Kugelraststeckachsen aufgehängt. Damit das funktioniert, wurden in das Edelstahlachsrohr Abschnitte eines 20x4 mm Alurohres (Innendurchmesser 12 mm) eingesetzt und mit jeweils 2 M4-Schrauben (gesichert durch Lackaufgabe) fixiert, die in ein M4-Gewinde in den Alubuchsen greifen. Die Kugelsperre rastet hinter diesen Buchsen ein, die Räder sind im Nu gelöst und laufen wunderbar leichtgängig (fetten nicht vergessen!).
Das Edelstahlachsrohr wurde mit 4 passenden Stahlschellen unter die Sperrholzplatte geschraubt.
Die Stöcke werden wie beim Original durch eine Schlaufenhalterung aus doppelt gelegtem 25 mm-Gurtband an einem Edelstahlwinkel (Yachtzubehör --> dort ggf. als Stuhlbefestigung zu finden) gehalten. Der leichteren Lösbarkeit halber ist diese Gurtschlaufe mit einer Sterngriffmutter gehalten, die dazugehörige Schraube ist eine M5-Schloßschraube, für die das Rundloch im Winkel vorsichtig quadratisch ausgefeilt wurde. Für einen möglichst knappen Sitz wird das Gurtband von einem kleinen, rechteckigen PE-Klötzchen und einem Aluplättchen (25x17 mm) geklemmt.
Die Stockspitzen werden bei mir nicht durch eine verschraubte Rohrhalterung aus dem Hydraulikbereich gehalten, sondern, ohne schrauben zu müssen, durch 12 mm-Rohrclipse, die exakt in die Vertiefung in den Lekistockspitzen hinter dem Tellergewinde passen und mit Edelstahlwinkeln verschraubt sind. Damit erhalte ich eine gewünschte Zugsicherung. Die Winkel sind auf der Unterseite der Platte angebracht, um die gewünschte Steigung der Stöcke zu erreichen. Die Stockspitzen sind mit Gurtschlaufen (aus festem Faltboothautmaterial) gegen Herausrutschen gesichert. Die Sicherung mittels Rundöse über Schraubenkopf ist nicht sonderlich elegant, ggf. werde ich sie später mit einem Tenax-Verschluß aufrüsten.
Das Gepäck wird wie bei unserem Pilgerwagen mit Spanngurten aus 25 mm-Gurtband gehalten. Die Augbolzen hätte ich also gar nicht gebraucht, da ich sie aber schon mitbestellt hatte, wollte ich die schmucken Dinger auch verbauen. Außerdem weiß man nie, ob man eine Öse nicht doch einmal würde brauchen können.
An die Stöcke klemmte ich mit M4-Schrauben und kantig gefeilten Beilagscheiben kurze Schlaufen aus Gurtband, die als Halterung für Karabiner dienen.
Das Zuggeschirr nähte ich mir aus 50 mm-Anschnallgurtband und 20 mm-Gurtband für die Träger. Neben D-Ringen aus Stahl nähte ich noch schräg angesetzte Gurtbandschlaufen an, so daß die Sommerpulka auch angeschirrt werden kann, ohne mit dem Hüftgurt des Rucksackes in Konflikt zu geraten.
Als Packsack verwendete ich mein 75 l CanoePack von Eureka!, das vom Format her sehr gut paßt und außerdem Hüftgurt und Schultergurte besitzt, so daß es auch über begrenzte Strecken getragen werden kann (richtig gepackt läßt sich dieser Kanusack sogar ausgesprochen angenehm tragen).
Der ganze Bau zog sich ganz schön hin, weil ich viele Teile oder Halbzeuge erst suchen und dann bestellen mußte (schwierig wird die Suche insbesondere dann, wenn man die Fachausdrücke für bestimmte Teil nicht kennt). Auch die Lösung der zuggesicherten, werkzeuglosen Stockspitzenbefestigung kostete mich einiges an Hirnschmalz und Versuchen, gefällt mir dafür nun aber gut. Lästig ist, wenn Schrauben der benötigten Größe nicht da sind und erst besorgt werden müssen. Da der örtliche Baumarkt (der mit dem Biber) für einzelne Schrauben den Gegenwert in Gold verlangt, wich ich auf Hornbach oder Bauhaus aus, die wesentlich mehr an Schrauben etc., auch einzeln nach Gewicht, bieten. Edelstahlschrauben, die ich in größeren Mengen benötige, kaufte ich auch gelegentlich über Ebay.
Die Kosten lassen sich nicht ganz leicht beziffern, weil ich einiges mehr an Material gekauft/bestellt hatte, als ich zu guter Letzt auch tatsächlich verbaut habe. Am teuersten waren die Räder mit den Steckachsen.
Kostenaufstellungsversuch:
- 2 Kompletträder inkl. Bereifung mit Steckachsen: € 84 (über Ebay Kleinanzeigen; man könnte auch die Kunststofffelgen des Kargo/Ritschie2 von Weber kaufen und sich die Steckachsen günstiger anderweitig besorgen).
- 2 Schwalbe Big Apple + 2 Ersatzschläuche mit Fahrradventil: € 35
- Sperrholz: ca. € 12
- Edelstahlwinkel, Augbolzen: € 35 (Edelstahlzeugs ist ganz schon teuer…)
- Achsrohr: ca. € 10
- Alurohr für Achsbuchsen: ca. € 6
- Schrauben, Kleinteile, Gurtband: ca. € 25
- Die Leki-Stöcke waren vorhanden und fristeten im Keller außerhalb des Winters ein Schattendasein.
Wau, da kommen schnell € 200 zusammen, ohne, daß man’s merkt. Der Löwenanteil entfällt auf die Räder, die man zwar auch billiger haben kann (Paar für ca. € 45), an denen ich aber nicht sparen wollte. Außerdem wollte ich unbedingt Steckachsen und nicht den „Kinderwagenschnellverschluß“ der günstigeren Räder, und da wird es schnell teuer.
Wer mich kennt, wird sich nicht wundern, daß der Wagen aus Zeitgründen selbstverständlich ohne jeglichen Praxistest vor der Norwegenreise zum Einsatz kam. Ich vertraute aber auf die Tauglichkeit meiner Vorlage, die ihren Erbauer über 650 km in Norwegen begleitet hatte.
Folgende Ersatzteile führte ich mit:
- Reifenflickzeug
- Rohrclipse
- Sterngriffschrauben und M5-Schloßschrauben für die Schlaufenhalterung
- M4-Schrauben (5 mm lang) für die Sicherung der Achsbuchsen
- Kabelbinder
- Leichte Karabiner
- Kleine Flachzange
- Inbusschlüssel für die verwendeten Schrauben
Der Praxistest... [wird fortgesetzt]
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