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[Testbericht]
Materialversagen im Sarek, Gregory Baltoro Pro 85
Moin zusammen,
Ich möchte hier kurz für alle, die einen großen Rucksack für lange Touren suchen, meine Erfahrungen mit dem Gregory Baltoro Pro 85 ( L ) schildern. Das ist nach vielen Jahren mitlesen mein erster Bericht, mal sehen ob alles klappt.
Im August/September 2024 habe ich mir den Rucksack für meine 3. Sarek Tour neu gekauft. Da ich so oft es geht dorthin fahren werde, wollte ich mir eine - auf meine persönlichen Bedürfnisse maßgeschneiderte - „perfekte“ Ausrüstung für genau diese Gegend zusammenstellen.
In den letzten 30 + Jahren habe ich auf meinen Touren viele Rucksäcke zwischen 60 und 100 L benutzt und hatte deswegen eine ziemlich klare Vorstellung, was ich genau brauche.
vorne links der Baltoro im Vergleich
Wichtigste Auswahlkriterien für meine persönlichen ( ! ) Zwecke beim Rucksack waren :
Traglast bis 30 Kg (Essen für 2-3 Wochen, Ausrüstung so leicht wie möglich, aber so stabil und schwer wie nötig)
80 -90 L Volumen
stabiler Rahmen
guter Lastabtrag
möglichst geringes Eigengewicht
gut gepolstertes, bequemes Tragesystem
Stretch-Netztasche vorne und seitlich
möglichst große Reißverschlusstaschen am Hüftgurt
schmales Profil ohne große Seitentaschen
Im Vergleich mit den üblichen Marken wie Osprey, Bach, Tatonka, Deuter, Fjällräven, Lundhags etc. erfüllte der Gregory Baltoro Pro 85 die meisten meiner Auswahlkriterien :
Belastbar bis 32 kg, Eigengewicht von „nur“ ca. 2,6 kg, gute und stabile Rahmenkonstruktion, sehr bequemes und komfortabel gepolstertes, rutschfestes Tragesystem , zuverlässige Höhenverstellung der Rückenlänge, die absolut größten Reißverschlusstaschen am Hüftgurt von allen Mitbewerbern, Stretch-Netztasche vorne und seitlich, gut beim Laufen erreichbare Halterung für eine Wasserflasche, in der Länge verstellbare Hüftgurte. Die rotierenden Schultergurte erleichtern die Bewegung und das Lendenwirbel-Polster hat eine praktische Anti-Rutschbeschichtung. Im Deckel gibt es eine kleine und eine große RV Tasche, rechts und links neben der vorderen Stretch-Netztasche gibt es zudem 2 großzügige innenliegende RV Taschen. Das beiliegende Regen-Cover ist bei vollgepacktem Rucksack etwas klein.
links Gregory Baltoro, rechts Osprey Aether mit deutlich kleinerer Tasche
Mit einem guten Gefühl und dem notwendigsten Zeug für die nächsten 2 Wochen bin ich also am 18.08.2024 von Tarraluopal mit ca 26,5 kg in den Sarek gestartet.
In den ersten Tagen hat der Rucksack eigentlich sehr gut funktioniert und alles war in Ordnung. Totaler Tragecomfort. Dank der großen Hüfttaschen musste ich ihn auch nicht so oft absetzen, alle wichtigen Gegenstände waren unterwegs immer gut erreichbar. Auch für das erreichen meiner Trinkflasche musste ich den Rucksack nicht absetzen, wirklich praktisch.
Nach etwa einer Woche im Dauerregen hatte ich aber irgendwann das Gefühl, dass ich viel zu oft den Hüftgurt nachspannen muss (ca. alle 30 min), um das Gewicht auf der Hüfte tragen zu können (obwohl der Rucksack nun auch schon etwas leichter geworden ist).
Nach einem wirklich frustrierenden, langen Aufstieg im strömenden Regen mit ständigem Nachspannen habe ich dann endlich verstanden woran es liegt :
Der Hüftgurt kann wie erwähnt in der Länge angepasst werden. Es gibt eine mit dem Gurt verbundene, zwischen dem Hüftpolster und der Netztasche befindliche „Zunge“, die durch das Lösen von einem Klettverschluss ein gutes Stück herausgezogen werden kann, um die Länge des Gurtes anzupassen. An diesem Klettverschluss hängt jetzt also das ganze Gewicht. Leider ist die Fläche aber absolut winzig, ich konnte gar nicht glauben, was ich da sehe, da entstehen doch enorme Kräfte! Das Prinzip war mir schon von meinem Osprey Aether Rucksack bekannt, da ist der Klettverschluss aber mindestens 5 mal größer. Hätte ich wohl mal vorher checken sollen.
der mini Klettverschluss vom Baltoro
deutlich größere Fläche bei Osprey
direkter Vergleich
Super GAU also, ein Schwerlastrucksack, der mitten in der Wildnis das Gewicht nicht tragen kann, ich war wirklich sprachlos.
In meiner Not habe ich dann zähneknirschend den Gurt mit Zahnseide an das Polster genäht. Das hat für den Rest der Tour gehalten, geärgert habe ich mich aber trotzdem. Ich habe auch immer noch nicht verstanden, warum bei einem solchen Rucksack kein größerer Klettverschluss verbaut wird (wie bei Osprey zBsp.).
Zahnseide darf auf keiner Tour fehlen
Nach der Tour habe ich den Rucksack dann bei einem wirklich hilfsbereiten Gregory Fachhändler vorgestellt, in der Hoffnung, dass da irgendein Materialfehler vorliegt.
Der Mitarbeiter hat dann zum Vergleich einen neuen Baltoro 85 aus dem Lager geholt. Zu unserem Erstaunen hat auch hier der Klettverschluss (gleiche Größe) nachgegeben.
Über das Geschäft habe ich jetzt beide Gurte fest mit dem Hüftpolster vernähen lassen und Feedback an Gregory geschickt.
Schade, eigentlich ein gut durchdachter Rucksack, wegen diesem kleinen Detail hätte es mir aber fast die Tour versaut. Es hat mir auch noch niemand erklären können, warum der Klettverschluss so klein sein muss. Empfehlen kann ich ihn deswegen leider nicht.
Danke für die Vorstellung.
Ich hatte den gerade auf der Liste als Ersatz für meinen kaputten Rucksack.
Das Detail muss ich unbedingt prüfen.
War der Rucksack aus 2024/2025?
Ich habe den Baltoro 100 pro. Da ist mir so ein Verhalten nicht aufgefallen.
Und an dem Klett hängt tatsächlich das ganze Gewicht? Ist der Hüftgurt nicht durchgehend und der Klett fixiert nur das Polster in seiner Position?
Bei Deinem Threadtitel war ich erschrocken, weil ich gerade auch drauf und dran bin, mir einen neuen Baltoro zu kaufen (65 oder 75l- da bin ich noch unentschlossen).
So ärgerlich der Fehler ist: Es ist gut, dass es eines der Probleme ist, die man in der Wildnis relativ einfach selbst beheben kann. Danke für Deinen Bericht. Ich werde beim Kauf darauf achten. Vielleicht ist das bei neueren Produktgenerationen oder bei den "einfachen" Baltoros (ohne "Pro") schon verbessert.
"Er hat die Finsternis der Latrinen ertragen, weil in der Scheiße nach Mitternacht sich manchmal die Sterne spiegelten"
Durs Grünbein über den Menschen
Mit Zahnseide nähen! Auf so etwas muss man erstmal kommen.
Danke für deinen Erfahrungsbericht.
Das mit den zu stramm sitzenden Regenhüllen kenne ich von meinem Osprey auch. Wenn man dann noch etwas dranhängt oder unter das Deckelfach packt, spannt es wie eine Wurstpelle. Da nehme ich lieber eine 90l-Universalhülle, auch wenn die im Wind etwas flattert.
Danke für die Vorstellung.
Ich hatte den gerade auf der Liste als Ersatz für meinen kaputten Rucksack.
Das Detail muss ich unbedingt prüfen.
War der Rucksack aus 2024/2025?
Ich habe den Baltoro 100 pro. Da ist mir so ein Verhalten nicht aufgefallen.
Und an dem Klett hängt tatsächlich das ganze Gewicht? Ist der Hüftgurt nicht durchgehend und der Klett fixiert nur das Polster in seiner Position?
Hi Carsten, der Rucksack war glaube ich aus 2024. Das Gewicht hängt über die Gurte an der „Zunge", die zwischen Polster und der Tasche sitzt. Mit etwas Kraft konnte ich bei meinem und dem neuen Rucksack beim Test im Laden die Zunge trotz aktiviertem Klett herausziehen. Sobald das auch nur einen cm pro Seite passiert, verliert der Hüftgurt die Spannung, dann rutscht er von der Hüfte und man trägt das Gewicht auf der Schulter.
Schau doch mal bei deinem ob das auch so ist....
Bei Deinem Threadtitel war ich erschrocken, weil ich gerade auch drauf und dran bin, mir einen neuen Baltoro zu kaufen (65 oder 75l- da bin ich noch unentschlossen).
So ärgerlich der Fehler ist: Es ist gut, dass es eines der Probleme ist, die man in der Wildnis relativ einfach selbst beheben kann. Danke für Deinen Bericht. Ich werde beim Kauf darauf achten. Vielleicht ist das bei neueren Produktgenerationen oder bei den "einfachen" Baltoros (ohne "Pro") schon verbessert.
Hi Christian,
das wäre mal interessant zu sehen, ob es bei den anderen Baltoro Modellen auch so ist und ob es einen Unterschied zwischen den Pro Modellen und den normalen gibt !
Mit Zahnseide nähen! Auf so etwas muss man erstmal kommen.
Danke für deinen Erfahrungsbericht.
Das mit den zu stramm sitzenden Regenhüllen kenne ich von meinem Osprey auch. Wenn man dann noch etwas dranhängt oder unter das Deckelfach packt, spannt es wie eine Wurstpelle. Da nehme ich lieber eine 90l-Universalhülle, auch wenn die im Wind etwas flattert.
Hi Goldi, die größere Hülle ist auf jeden Fall eine gute Idee. Damit sie nicht wegfliegt oder zu viel Lärm macht kann man ja einen kleinen Spanngurt zum Festzurren benutzen …
Hallo JasonBerlin,
du hast am Anfang bei der Beschreibung des Auswahlprozesses geschrieben, dass du auch Fjällräven Rucksäcke in der Auswahl hattest. Ich tippe mal auf den Kajka (?). Falls ja, darf ich fragen, was aus deiner Sicht gegen diesen Rucksack gesprochen hat? Ich hatte den bei einer Tour in gepacktem Zustand mal auf dem Rücken und war vom Tragegefühl im direkten Vergleich zu meinem Rucksack sehr angetan. Hab ihn für die eventuelle Anschaffung eines größeren Rucksacks ( mein aktueller hat 55 + 10 Liter) auf der engeren Liste, deshalb würde es mich interessieren.
Let it go, let it out
Let it all unravel.
Let it free and it can be
A path on which to travel. (Michael Leunig)
Hallo JasonBerlin,
du hast am Anfang bei der Beschreibung des Auswahlprozesses geschrieben, dass du auch Fjällräven Rucksäcke in der Auswahl hattest. Ich tippe mal auf den Kajka (?). Falls ja, darf ich fragen, was aus deiner Sicht gegen diesen Rucksack gesprochen hat? Ich hatte den bei einer Tour in gepacktem Zustand mal auf dem Rücken und war vom Tragegefühl im direkten Vergleich zu meinem Rucksack sehr angetan. Hab ihn für die eventuelle Anschaffung eines größeren Rucksacks ( mein aktueller hat 55 + 10 Liter) auf der engeren Liste, deshalb würde es mich interessieren.
Hallo Cordio ! Richtig, den Kajka in 85 l habe ich mir auch angeschaut. Genau wie bei dir fand ich das Tragegefühl sehr angenehm und bequem. Alle Sachen die mir nicht gefallen haben sind persönliche Vorlieben und müssen nicht auf dich zutreffen. Mein Hauptargument gegen den Kajka war das Gewicht. Der Unterschied zum Baltoro war glaube ich fast ein Kilo. Ich habe auch ein schlankeres Profil gesucht, da ich oft stundenlang durch Gebüsch etc laufen muss und so hängenbleiben könnte. Statt der große Aussentaschen wollte ich lieber Stretch-Netztaschen an beiden Seiten + vorne haben. Das Gestell aus Birkenholz ist wirklich schön, für mich war das aber auch eher nichts. Also, ein tolles Teil, für meine Zwecke aber nicht das Richtige. Beste Grüße ✌️
Hallo JasonBerlin, danke für die Antwort. Das Gewicht ist neben dem Preis in der Tat ein Nachteil. Ansonsten bin ich beruhigt, dass du keine weiteren konkreten Nachteile aufgeführt hast, die mir evtl. entgangen wären.
Gruß und Schönen Abend.
Let it go, let it out
Let it all unravel.
Let it free and it can be
A path on which to travel. (Michael Leunig)
Bei Velcro/klettband ist nicht nur die Größe des Patches entscheidend sondern auch die Qualität des Bandes. Ich kenne auch anderen, technischen Bereichen große Unterschiede. Da die Erfahrung schon älter ist fällt mir leider die Provenienz der Bänder nicht mehr ein.
ggf. hat Gregory einfach nur an der falschen Stelle gespart.
Bei Velcro/klettband ist nicht nur die Größe des Patches entscheidend sondern auch die Qualität des Bandes. Ich kenne auch anderen, technischen Bereichen große Unterschiede. Da die Erfahrung schon älter ist fällt mir leider die Provenienz der Bänder nicht mehr ein.
ggf. hat Gregory einfach nur an der falschen Stelle gespart.
Das habe ich jetzt auch schon öfter als Rückmeldung gehört, kann ich mir gut vorstellen !
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