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Harz - Einmal im Leben
Harz - Einmal im Leben
Übersichtskarte
Dies ist die Fortsetzung meiner Wanderungen
2016, vom Fichtelgebirge zu den Saalestauseen
2017, Thüringen Ost; vom Wasser zum Himmel
2019, Auf dem E6 vom Harz zur Ostsee
Anreise-------- 19.7.2018-----------Memleben, Kaiserpfalz---------
Ich fahre 1. Klasse! Nachdem das Ticket nur 10 € teurer war als das 2. Klasse Ticket habe ich mir das gegönnt. Mein Regionalzug, der mich nach Nürnberg bringt, hat zwar genau die zehn Minuten Verspätung, die ich zum Umsteigen habe, jedoch wartet der IC, bis ich von einem Bahnsteig zum anderen gehetzt bin. Der IC bringt mich nach Naumburg, von dort ein Regionalzug nach Nebra, dann ein Bus nach Memleben. Dort steige ich am Kloster/Kaiserpfalz aus und meine Wanderung kann losgehen.
Aber zuerst gehe ich in das gegenüberliegende Cafe und stürze wegen der Hitze eine Apfelschorle hinunter. Als ich mich etwas erholt habe, gehe ich zum Kloster, das schon von außen beeindruckend ist. An der Kasse gebe ich meinen Rucksack ab und streife rund zwei Stunden durch die Anlage. Die Bauten sind eindrucksvoll, jedoch gibt es relativ wenige Ausstellungsstücke. Das meiste wird nur auf Schautafeln erläutert. Zur ottonischen Zeit war Memleben eine bedeutende Kaiserpfalz, die dann an Bedeutung verlor und heute nur noch ein kleines Dorf ist.

Ruine der Klosterkirche

Eindrucksvoll die "Schattenbilder"; es sind nur noch die Umrisse der abgebildeten Personen zu erkennen.

Der Klostergarten
Nach der Besichtigung wandere ich durch das lang gestreckte Dorf an das andere Ende, wo sich der Wasserwanderplatz befindet. Auf diesem habe ich letztes Jahr meine Wanderung beendet. Dort sitzen nur zwei Kajakfahrer, die Pause machen, heute aber noch ein Stück fahren wollen. Nachdem ich mein Zelt im Schatten eines kleinen Baumes aufgestellt habe, mache ich einige Fotos von der Unstrut, die dieses Jahr tief in ihrem Bett fließt. Letztes Jahr um die selbe Zeit hatte sie gute zwei Meter Hochwasser und den Zeltplatz fast überschwemmt.
An der Sitzgruppe koche ich mein Abendessen und betrachte dabei das Idyll das mich umgibt. Auf der Unstrut schwimmt eine Schwanenfamilie und einige Enten, am gegenüberliegenden Ufer hoppeln Hasen über den Grasstreifen.
Danach gehe ich ins Dorf zum "Storchennest", dem Wirtshaus am Dorfplatz. Dort habe ich meine Wanderung im vergangenen Jahr bei einem Weizen symbolisch beendet und hier beginne ich die jetzige Wanderung ebenfalls mit einem Weizen.

Schwanenfamilie mit hässlichen Entlein

Wasserstand Unstrut 19.7.2018, rechts der Wasserwanderplatz
zum Vergleich: Unstrut am 27.7.2017 von der selben Brücke aus

Wasserwanderplatz an der Unstrut bei Memleben
1.Tag-------- 20.7.2018-----------süße Früchte---------31,0 km
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Auf dem Weg sitzt ein junger Vogel der noch nicht fliegen kann. Seine Schwanzfedern sind noch zu kurz, er hat offensichtlich erst vor kurzem das Nest verlassen. Normal wachsen die Federn jetzt schnell und in ein, zwei Tagen hat er diese gefährliche Zeit überstanden. Ich wünsche ihm alles Gute und gehe weiter.
Mein Wasser habe ich größtenteils beim Frühstück verbraucht. So gehe ich in das Dorf Lossa und frage nach Wasser. Ein Mann sagt, ich kann es gerne haben, führt mich in einen Schweinestall mit nur einer Sau und ich kann an einem Hahn meine Flasche auffüllen. Dankbar gehe ich weiter.

morgendliche, lange Schatten

erster Waldweg, moderater Aufstieg zur Hohen Schrecke

junger Vogel, frisch aus dem Nest geflogen
Bald zweigt eine lange, gerade Kopfsteinpflasterstraße ab. Nach einiger Zeit sehe ich Büsche und Bäume an denen gelbe Früchte hängen. Ich habe keine Ahnung, was das für Obst ist, probiere vorsichtig und stelle fest, dass es saftig und süß schmeckt. Da es Zeit für eine Pause ist, bleibe ich gleich hier, zupfe etliche Früchte ab und lasse sie mir schmecken. Im Wald gegenüber sehe ich die Ruine eines Hauses. Da staple ich ein paar Steine aufeinander damit ich mich setzen kann und im Schatten bin.
Beim weiterwandern begleiten mich die Bäume mit den gelben, teilweise auch roten Früchten. Ich pflücke eine Hand voll, gehe weiter und wenn ich diese verspeist habe, steht der nächste Baum am Weg. So geht das eine ganze Weile. Die Früchte sind unterschiedlich reif. Teilweise hängt der ganze Baum noch voll, teilweise liegen die meisten bereits auf dem Boden. Das Kopfsteinpflaster ist inzwischen zu Schotter geworden. An einem Unterstand schlafe ich einige Zeit auf der Bank - ich merke, dass ich früh aufgestanden bin.

übervoller Baum

süße, saftige Früchte

langer, gerader Waldweg
Am Kammerforst, einem großen Rastplatz mit Grillhütte, nehme ich diese als Schutzhütte für unser Wiki auf. Hier ist auch der Übergang von der Hohen Schrecke zur Schmücke, zwei mit Laubwald bedeckte Höhenzüge die aneinander grenzen.
Im Wald wachsen Himbeeren am Weg, von denen ich mich jetzt bediene. Neben den Himbeeren steht ein Strauch mit schwarzen Beeren. Ich vermute es sind Tollkirschen, deshalb lasse ich sie hängen. An dieser Stelle zweigt ein Waldweg vom Schotterweg ab, dem ich nun folge.
Inzwischen ist Mittag bereits vorbei. Am nächsten Unterstand mache ich eine Siesta von zwei Stunden. Gut erholt gehe ich weiter. An einer Kreuzung wird der Weg zum Pfad, der bald an der oberen Kante eines steilen Abhangs entlang verläuft. Damit habe ich nicht gerechnet, dass es hier so weit abwärts geht. Ein schönes Stück Weg.
Weiter durch den Laubwald in den sich Kiefern mischen. Plötzlich endet der Wald und ich habe einen weiten Blick in das Thüringer Becken. Vor mir ist der Höhenzug der Schmücke kahl, nur noch mit Gras und einzelnen Bäumen bewachsen. Die Sonne brennt nun unbarmherzig vom Himmel. Ich habe jetzt eine offene Strecke vor mir, die an eine Steppe erinnert. Einige Tafeln erklären die Pflanzen und Tiere dieser besonderen Steppenlandschaft.
Diesen Höhenweg auf der Schmücke kann ich guten Gewissens empfehlen.

der Schotterweg wird zum Waldweg

und schließlich zum Pfad entlang eines Abhangs

nach dem Wald Steppenlandschaft auf der Schmücke
Schon bald biege ich vom Höhenweg ab, durch schattigen Wald abwärts Richtung Heldrungen. Unten muss ich ein Stück auf einer Teerstraße gehen, bis ich auf einen ruhigeren Weg abbiegen kann und den Ort erreiche. Hier muss ich erst mal nach dem Weg fragen, um zur mächtigen Wasserburg von Heldrungen zu kommen. Da ich von der Rückseite auf sie stoße, gehe ich am Wassergraben entlang um die Festung herum. Der Zugang ist ein eindrucksvoller Torbau, im Inneren stehen einige Gebäude. Lange sehe ich mich nicht um, es wird Zeit, dass ich zum Campingplatz komme. Einem weiteren Pfad um den Wassergraben folgend gelange ich in die Innenstadt. Eine Frau, die mir über den Weg läuft, weiß gar nicht, dass es hier einen Campingplatz gibt; ein Jugendlicher schickt mich auf den Weg, den er mit seinem Rad zum Bad fährt. Wie sich herausstellt gehe ich damit einen Umweg. Soviel zum guten Rat von Eingeborenen.
Noch immer brennt die Sonne vom Himmel und ich muss zwei schattenlose Kilometer zum Campingplatz beim Naturbad gehen. So bin ich froh als ich ihn erreiche. Nach der Anmeldung suche ich mir einen Platz für das Zelt, esse beim Kiosk zu Abend und schwimme eine Runde. Danach wasche ich meine Wäsche und frage meine Zeltnachbarn ob ich meine Wäsche zum Trocknen auf ihrer Wäscheleine aufhängen darf. Die Nachbarin stellt mir sogar noch ihre Wäschklammern zur Verfügung und morgens ist meine Wäsche trocken.

Festung Heldrungen mit Wassergraben

Eingangstor

auf dem Campingplatz, links meine Wäsche auf der Leine der Nachbarin
2.Tag------ 21.7.2018------Bauernkriegspanorama------19,8 km
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Wieder komme ich an Büschen mit den gelben und roten Früchten vorbei, muss jedoch feststellen dass sie hier noch nicht reif sind. Auf einem neu geteerten Radweg komme ich schnell vorwärts. Als ich einen Vogelbeobachtungsturm passiere, gehe ich hinein und weiß jetzt wo die ganzen Vögel sind. Ein Vogelschwarm flattert aufgeregt im Turm herum. Ich gebe die Tür frei und der Schwarm fliegt hinaus. Natürlich sieht es im Inneren aus wie wenn hier ein Vogelschwarm haust. Alles ist voll gekackt. Vögel sind vom Turm aus auch nicht zu sehen, bei der Hitze auch verständlich.
Ein Stück weiter sehe ich ein Paar, das an einem Baum mit den gelben Früchten steht. Ich spreche sie an und frage wie das Obst heißt, dass ich seit gestern gerne esse. Sie sagen mir, dass es Mirabellen sind und dass jeder Baum zu einem anderen Zeitpunkt reif wird. Sie haben auf ihren Rädern einen Eimer dabei, bisher aber erst diesen Baum mit reifen Früchten gefunden. Ich ernte ebenfalls eine Hand voll und verspeise sie.

Vogelschutzgebiet??

Beobachtungsturm
Ich wandere weiter, erreiche bald Bad Frankenhausen und kaufe im Supermarkt ein paar Sachen ein. Nun will ich mir den schiefen Kirchturm im Ort ansehen, deswegen gehe in diese Richtung den Berg hoch. An der Kirche angekommen sehe ich den Turm vor lauter Baugerüsten nicht. Das passiert mir öfter, wenn ich etwas ansehen will, ist es eingerüstet. Ich gehe um den Bau herum und erkenne, dass der Turm offenbar stabilisiert wird. Dicke Stahlstützen sollen ihn vor dem Umfallen bewahren.
Zum Bauernschlachtpanorama führt jetzt ein schmaler Pfad steil den Berg empor. Ich komme ganz schön ins Schnaufen. Am Panorama angekommen löse ich eine Karte für eine Führung, muss aber noch 45 Minuten warten. Das macht nichts, da kann ich mich noch ausruhen. Während ich im Freien sitze zieht sich der Himmel zu, es wird merklich kühler.

der schiefe Kirchturm in Bad Frankenhausen wird gesichert

Bauernkriegspanorama
Bevor die Führung beginnt gebe ich meinen Rucksack an der Garderobe ab. Das Gemälde ist beeindruckend, riesig und bunt. Es ist nicht die Schlacht selber dargestellt, sondern der Künstler hat viele Symbole und Bezüge auf die damalige Zeit eingezeichnet. Die Führerin erklärt einige Zusammenhänge, die nicht so leicht ersichtlich sind. Nach der Führung bleibe ich noch länger im Raum und betrachte das Gemälde für mich in Ruhe.
Das Panorama kann auch ohne Führung besichtigt werden, ich empfehle jedoch eine Führung mitzumachen. Danach kann man noch so lange im Raum bleiben wie man will.
Nachdem ich mich satt gesehen habe mache ich mich wieder auf den Weg. Es beginnt leicht zu regnen und ich ziehe den Regenschutz über den Rucksack. Im dichten Laubwald kommt unten nicht viel Regen an, doch mit der Zeit summiert er sich. Hier wandere ich auf Waldwegen, breiten, geschotterten Forststraßen und einem schmalen Pfad, der steil aufwärts führt. Wieder über Waldwege und einem Kopfsteinpflasterweg komme ich zu einer großen Lichtung im Wald. Direkt am Weg steht die Schutzhütte, die ich mir für meine heutige Übernachtung ausgesucht habe. Ich nehme die gesamte Hütte in Beschlag und stelle wieder nur mein Innenzelt auf.
Nachts, wenn ich wach werde, höre ich stärkeren Regen auf das Dach fallen. Am Morgen regnet es nicht mehr, mein Zelt ist trocken geblieben und dies war auch der einzige stärkere Niederschlag bei dieser Wanderung.

breiter Weg im Kyffhäuser

Innenzelt in der Schutzhütte
3.Tag--------- 22.7.2018---------Kyffhäuser---------27,4 km
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Als ich loswandere regnet es nicht mehr, jedoch tropft es noch von den Bäumen. Unterwegs sehe ich Bäume, die wie von Lianen umschlungen sind, als wäre ich im Dschungel. Auf einer Lichtung lese ich auf einer schlauen Tafel, dass das weiße Gestein das hier zu sehen ist aus Gips besteht, sich stark aufheizt und hier Wärme liebende, seltene Pflanzen und Tiere vorkommen. Ein Stück weiter weist ein Wegweiser zur Falkenburg mit Aussichtspunkt. Diesen Abstecher mache ich auch noch. Von der Burg sehe ich nur ein paar Mauerreste und kann ins Vorland des Kyffhäuser sehen.

Lianen

Barbarossahöhle
An der Barbarossahöhle angekommen muss ich noch eine dreiviertel Stunde warten bis die erste Führung beginnt. Ich gebe an der Kasse meinen Rucksack ab und kann so unbeschwert die Führung mitmachen. Die Höhle ist die einzige in Europa, die im Anhydritgestein liegt und somit einzigartig. Es gibt keine Tropfsteine, sondern das Gestein schält sich in Form von "Lappen" von den Wänden. Auch befinden sich einige Seen in der Höhle. Wer sich für Höhlen interessiert sollte diese unbedingt besuchen.
Während der Führung konnte eine Mutter ihren circa zwei jährigen Buben nicht beruhigen, er hat ständig geschrien. Höhle war offenbar nichts für ihn. Sie hat die Führung dann abgebrochen und ist von der Höhlenführerin hin aus begleitet worden. Während die Gruppe gewartet hat, ist auch noch das Licht aus gefallen, sodass wir total im Dunkeln standen. Auf jeden Fall eine abwechslungsreiche Führung.

Wieder im Freien leiste ich mir am Kiosk einen Kaffee mit Apfelstrudel und lasse meine Wasserflaschen auffüllen.
Vom Weg nach Steinthaleben aus habe ich einen schönen Blick auf den Westhang des Kyffhäuser. Am Rand stehen wieder viele Bäume mit reifen Mirabellen, durchsetzt mit Zwetschgenbäumen, die aber noch nicht reif sind. Inzwischen bin ich Experte und kann den Reifegrad der Früchte bereits an der geringsten grün-gelb Schattierung einschätzen. Nur selten erwische ich unreife Früchte. So gehe ich an der Baumreihe entlang und nasche unterwegs von den Mirabellen.

Westhang des Kyffhäuser

reife Mirabellen

Obstbüsche und Bäume am Wegrand
Nach Steinthaleben steigt der Weg wieder den Kyffhäuser hinauf. Vorm Wald raste ich an einem Unterstand bevor ich weiter den langen Anstieg unter die Füße nehme. Der Weg wechselt zwischen Pfad und Schotterweg ab. Endlich oben geht es erst länger horizontal dahin, um anschließend in ein langes Tal ab zu fallen. Fast übersehe ich die schmale Abzweigung zum Kyffhäuserdenkmal. Ein schmaler, gewundener Pfad führt am Hang entlang in die Höhe.
Wo der Pfad auf eine Straße trifft befindet sich ein Biergarten. Da kann ich nicht vorbei gehen, noch dazu scheint jetzt wieder die Sonne. Zwei Bratwürste und ein Weizen später mache ich mich wieder auf den Weg. Einige hundert Meter weiter merke ich, dass ich meine Stöcke vergessen habe. Schnell zurück und die Stöcke geholt. Jetzt geht es endgültig zum Kyffhäuserdenkmal die Straße aufwärts.
Beim Anblick des Kassenhauses beschleicht mich gleich ein ungutes Gefühl. Es sieht recht unzugänglich aus. Ich frage ob ich meinen Rucksack da lassen kann, die Dame antwortet, dass das nicht erlaubt ist. Darauf hin verzichte ich auf die Besichtigung. Ich habe keine Lust meinen Rucksack den hohen Turm hoch zu schleppen.
So mache ich mich auf den Pfad Richtung Tilleda. An der Mittelburg vorbei zur Unterburg, in die ich nur kurz hinein schaue, da ich noch sauer bin, weil ich den Rucksack nicht abgeben konnte. Außerdem stehen an dem Pfad, wie zum Hohn, Schilder mit den schönsten Wanderliedern.
OT: Wieder zu Hause schreibe ich eine Email an das Denkmal und schildere, dass ich bei ihnen das erste und einzige Mal den Rucksack nicht abgeben konnte. Außerdem rege ich an die Wanderlieder durch Auto- und Motorradfahrerlieder zu ersetzen.
Inzwischen habe ich auch eine Antwort erhalten und soll das nächste mal anrufen wenn ich komme, dann bekomme ich eine Freikarte und kann mich mit den Verantwortlichen unterhalten.

Kyffhäuserdenkmal von außerhalb

"Novalisblick" über die "Goldene Aue" zum Harz
Nach der Unterburg gibt es den "Novalisblick" einen Aussichtspunkt von dem aus der Harz sichtbar ist. Auf schmalen Pfad geht es nun ständig abwärts nach Tilleda. Hier stehen viele Obstbäume, Äpfel und Birnen, die leider noch nicht reif sind. In Tilleda gibt es ebenfalls eine Kaiserpfalz, die ich nicht besichtige und im Ort sind auffallend neue, große Häuser gebaut. Hinter Tilleda wandere ich durch die Goldene Aue. Weite Felder sind zu durchqueren, zunächst auf einer schmalen Teerstraße, anschließend auf Feldwegen nach Bennungen. Auch hier begleiten mich die Obstbäume.

Streuobstbäume vor Tilleda

durch die Goldene Aue
Über dem Harz tobt sich ein Höhengewitter aus. Am Ortseingang von Bennungen steht ein Gebäude mit großem, überdachten Vorraum in dem Tische und Bänke stehen. Es ist das Vereinsheim des hiesigen Angelvereins und ich überlege, ob ich hier unter dem Dach übernachte. Zunächst mache ich erst mal eine längere Pause. Das Gewitter verzieht sich in der Zwischenzeit, sodass ich weiter gehen kann. Hinter Bennungen komme ich zu einer Eisenbahnlinie, die durch eine Schranke mit Sprechanlage abgesichert ist. Ich will gerade anrufen, da sehe ich, dass das wenig Sinn macht. Die Schranken sind mit einem Band festgebunden. So zwänge ich mich doch um die Bahnschranke herum.
Das Gelände steigt jetzt wieder an, ich nähere mich dem Harz. Noch über einige Felder, an Dittichenrode vorbei zweige ich in einen Weg ab. Ein Mann ruft mich zurück und erklärt, dass es da nicht weiter geht und hier viele Wanderer falsch abbiegen. Der richtige Weg zweigt erst dreißig Meter später ab. Ich bedanke mich und folge dem nun ansteigend Weg bis zur Straße. Diese überquere ich in Richtung des Bauerngraben, einem periodischen See. Ihn erreiche ich an einem erhöhtem Ufer, von wo aus zu erkennen ist, dass der See ohne Wasser und nur eine Schlammfläche zu sehen ist. Kein Wunder, nach dieser langen Trockenheit.
Deshalb erspare ich mir den Abstieg, gehe gleich am Hochufer weiter, um auf den Wurmberg zu kommen, wo eine Schutzhütte eingezeichnet ist. Dort angekommen stelle ich in der Hütte wieder nur mein Innenzelt auf. Es passt gerade so hinein, ich verbringe eine ruhige Nacht.

Schutzhütte auf dem Wurmberg
4.Tag--------- 23.7.2018---------Stolberg---------25,7 km
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Nach dem Dorf führt meine Strecke wieder über Felder, wobei der Weg von Büschen begleitet wird. Ich bediene mich wieder an den Mirabellen, die in der Hecke wachsen. Inzwischen sind auch die roten bis schwarzen Mirabellen reif, die gelben bereits überreif.
Vor Rottleberode muss ich eine Furt überqueren. Das geht ganz gut am Rand, da dort Trittsteine liegen. Ich nutze die Gelegenheit und filtere mit meinem Wasserfilter die Trinkflasche voll. Das erspart mir zwei Kilometer Umweg, weil ich sonst in den Ort gemusst hätte, um Wasser zu kaufen. Es ist auch die erste Möglichkeit Wasser zu filtern, im Kyffhäuser war kein fließendes Wasser zu sehen.

abgestorbener Baum am Weg

in Uftrungen

dunkle Mirabellen

Furt und Wasserstelle
Ich gehe jetzt direkt zum Thyratal, dort finde ich einen Weg am Osthang des Tals, der in keiner Karte verzeichnet ist. So kann ich in aller Ruhe bis kurz vor Thyramühle wandern. Dort geht es in einer schmalen Unterführung unter dem Bahndamm zu einem breiten Schotterweg. Die Straße nach Stolberg verläuft ab hier parallel zum Weg und die Autos sind laut zu hören. Vor dem Ort muss ich auch noch ein Stück direkt auf der Straße gehen, bis dann ein Bürgersteig anfängt.
Ziemlich gegenüber vom Freizeitbad Thyragrotte sehe ich einen Gemischtwarenladen mit dem auffälligen Namen "SchnapperZacker". Ich gehe hinein, weil mein Proviant geschrumpft ist und kaufe aus dem schmalen Angebot einige Sachen.
Es ist bereits Mittag und ich merke, dass ich müde werde. Bis jetzt habe ich keine längere Pause gemacht und so kommt mir ein Spielplatz gerade recht. Auf einer etwas abgelegenen, schattigen Bank lasse ich mich nieder und schlafe circa eine Stunde.
Wieder wach setze ich meinen Weg in das Stadtinnere fort. Hier stehen lauter Fachwerkhäuser, die meisten renoviert, und im Zentrum gibt es fast keine Verkehrsschilder oder andere aufdringliche Beschilderung. Somit wirkt das Zentrum wie aus der Zeit gefallen und ist für das Auge erholsam. An den Fachwerkhäusern gibt es immer wieder andere Details zu bestaunen. Über dem Ort thront ein großes Schloss.
Am Marktplatz soll es noch einen Laden mit Lebensmittel geben, in dem ich meinen restlichen Bedarf decken will. Zunächst zögere ich, weil davor nur Ständer mit Bekleidung stehen und ich frage, ob sie auch Lebensmittel haben. Das wird bejaht und hinten im Laden sind zwei Regale mit einer eingeschränkten Auswahl. Ich nehme was da ist, damit ich wieder für zwei Tage versorgt bin. Da hatte der "SchnapperZacker" noch mehr Auswahl.
Nachdem alles im Rucksack verstaut ist gehe ich weiter und verlasse den schönen Ort, der voll auf Tourismus ausgerichtet ist. Restaurants, Cafes und Hotels gibt es genügend, für den täglichen Bedarf weiß ich nur von den beiden Läden.

Touristeninformation in Stolberg

schiefes Fachwerkhaus

Saigerturm

Schloss Stolberg
Ich folge nun dem Tal der Lude und komme am Waldbad vorbei, dessen Wasser allerdings grün vor lauter Algen ist. Ein Problem, dass anscheinend alle Naturbäder haben.
An der Einmündung des Graubachtals suche ich mir einen Weg ins Bett der Lude, um wieder Wasser zu filtern. Ich fülle alle Flaschen und meinen Wassersack um genügend Wasser für abends und fürs Frühstück zu haben. Ich will jetzt dem Graubachtal folgend zum Birkenkopf hoch und da oben gibt es mit Sicherheit kein Wasser.
Der Weg zieht am Hang entlang dem Tal folgend lange nach oben. Der Rucksack ist durch die frisch gekaufte Verpflegung und die vollen Wasservorräte schwer, wodurch ich mich die Steigung hoch plage. Ich bin froh als ich den Birkenkopf erreiche, der nur eine flache Kuppe ist. In meiner Karte ist kurz danach und am Drei-Länder-Eck je eine Schutzhütte eingezeichnet. In einer davon will ich übernachten. Die erste Hütte nach dem Birkenkopf existiert nicht - na gut, geh ich halt zur Nächsten.
Zunächst komme ich am Dreiherrenstein vorbei, einer alten Grenzmarkierung, mache ein paar Fotos, und wandere weiter zum Drei-Länder-Eck, ebenfalls ein historischer Grenzpunkt, wo noch eine Schutzhütte eingezeichnet ist. Leider ist hier ebenfalls keine Hütte, nur ein Tisch mit Bänken steht im Wald.
OT: (Da mir bereits vorher und auch später noch einige Ungenauigkeiten auffallen, bekommt der Schmidt-Buch Verlag ebenfalls eine Email von mir, in der ich ihn auf die Fehler in der Karte hinweise. Wenn die Fehler berichtigt sind bekomme ich die neueste Ausgabe zu geschickt.


beim Aufstieg im Graubachtal

Dreiherrenstein
Während ich am Picknickplatz zu Abend esse schaue ich den umgebenden Wald an und komme ins Grübeln. Ich bin hier auf 600m Höhe, fast so hoch wie beim heimischen Buchberg und der Wald sieht auch nicht anders aus wie zu Hause. Warum laufe ich hier eigentlich herum? Da hätte ich gleich daheim bleiben können.
Nach dem Essen stelle ich mein Zelt auf einer weichen Moosfläche auf und schlafe gut bis zum Morgen.

Drei-Länder-Eck

Zeltplatz im Wald
Kommentar