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Zunächst habt Ihr das obligatorische Gejammer zu ertragen:
Der Herbstanfang ruft wieder in Erinnerung: Es gab einen Sommer, der diesen Namen nicht so richtig verdiente - zumindest an der Ostseeküste. Frisch war's und windiger als erhofft.
Gegenüber der ursprünglichen Planung (https://www.outdoorseiten.net/forum/...-um-R%C3%BCgen) folgte die Usedomumrundung zeitlich der Tour um Rügen und damit erst am Ende des Urlaubs. Die Hoffnung, mit dem Zuwarten mehr Sommer zu erhaschen erfüllte sich nicht wirklich, der "richtige" Sommer brach erst pünktlich mit unserem Urlaubsende aus.
Foto leicht gruselig ...

Meine Kinderknipse ist zwar äußerst robust, aber in der Schwimmwestentasche transportiert wird die Objektivabdeckung feucht, wenn denn die Schwimmweste feucht wird: In diesem Fall bildet sich an einigen Stellen ein Schmierfilm mit dem entsprechenden Effekt für das Bild. Etliche Fotos lassen daher noch Raum für Euer visuelles Vorstellungsvermögen.
(Übrigens, ohne "Schleier" hättet Ihr einen Blick auf Sassnitz.)
Jetzt geht es aber los.
zum Vergnügen um Rügen

[Data SIO, NOAA, U.S. Navy, NGA, GEBCO, © Google 2020, Image © TerraMetrics]
Übersicht
Tag 1

[Data SIO, NOAA, U.S. Navy, NGA, GEBCO, © Google 2020, Image © TerraMetrics]
Unser kleiner Hubdachwohnwagen rollt an, Campingplatz Born auf dem Darß, Richtung Bodden orientiert und damit günstig für den Paddelstart nach über einem Jahr Salzwasserabstinenz. Erst einmal "einschaukeln" auf dem geschützten Boddengewässer. Start sollte sein um 15Uhr, aber meine Holde verlangt dann doch mehr Hilfe beim Einrichten des Wohnwagens, als zunächst vorgesehen war.
Kurz nach 17Uhr der Start mit einer Mischung aus Freude und etwas Groll.
Freude – natürlich, weil es endlich losgeht. Und Groll? Der Windwahrsager prophezeit für die nächsten beiden Tage nordöstliche Winde um 2 – 3 Bft und danach Westwinde um 4 – 5 Bft. Ich will also rechtzeitig um Kap Arkona herum, bevor es anstrengender wird. Daher sollen es heute noch 30km Paddelstrecke werden, ein später Aufbruch gefährdet dieses Ziel.
Und so ist auch die Stimmung im Boot. Einerseits singe ich mit Inbrunst "Rolling home" (mangels Textkenntnis bis auf den Refrain nur in der "lalala"-Variante). Andererseits schmolle ich noch meiner Holden, die ja keinen Zeitdruck hat und sich jetzt reihum von unseren Kindern besuchen lässt.

Was soll denn dieses Bild?
Seht 'mal genau hin, in einer Richtung liegt die Horizontlinie (fast) auf dem Wasser
Ein freier Blick, endlich wieder.
Ein kleines Stück Paddeln auf dem Saaler Bodden, es folgen Koppelstrom und Bodstedter Booden, schließlich die Meiningenbrücke, Zingststrom, Barther Bodden und schließlich mit ca. 8 x 6km durchaus schon eindrucksvoll der Grabow als letzter in der Boddenkette. Am Tagesende wird der Dornbusch sichtbar, die markante Erhebung Hiddensees: "Sei gegrüßt, morgen komme ich Dich besuchen."

Meiningenbrücke, gerade am Herunterklappen

typischer Ostseedampfer in Zingst

P..pause auf einer Schilfbülte, ganz im Hintergrund Marienkirche Barth

auf dem Grabow

Dornbusch (im Original natürlich nicht so grisselig)
Am östlichen Ufer des Grabow, etwa am Beginn der Kinnbackenhagenrinne hat GoogleEarth einen vielversprechenden Lagerplatz gezeigt. Aber ich finde nur Schilf. Zwar gibt es einen Flachwasserbereich, dessen GoogleEarth-Darstellung ich offenbar fehlinterpretiert habe, aber ein Aufstellen des Zelts in vielleicht 20cm tiefem Wasser scheint nicht situationsgerecht. Die Dämmerung senkt sich und ich habe keine gute Idee für ein Nachtlager.
Hmm – bei der Suche nach dem vermeintlichen Strand habe ich eine Einmündung gesehen ... zurück. Tatsächlich, die Einmündung gehört zu einem Abzugsgraben. Am landseitigen Grabenende - ein Rohrdurchlass, modernde Brühe, Scharen von Mücken und mannshohe steile und schilfbewucherte Grabenwände. Mangels Alternative eine "hervorragende" Ausstiegsstelle. Aufstehen im Boot und hoffen, dass ich nicht in die Brühe falle. Abgesehen davon, dass ich nicht weiß, wie tief man hier im Schlamm einsinken würde – ich hätte keine Idee, wie ich mich von der übelriechenden Brühe reinigen sollte.
Der Ausstieg geht nicht gut, aber es geht. Das Boot ist aus dem Graben gehievt, das Neoprenzeug bleibt als Mückenschutz angezogen, irgendwann ist das Boot zum auserkorenen Lagerplatz geschleppt und das Zelt steht sogar noch bevor es gänzlich dunkel wird.

Rasch ins Zelt und den dorthin verirrten Mücken den Garaus gemacht. Die Abendhygiene erschöpft sich in der Nutzung eines Zahnpflegekaugummis, dann pflege ich noch ein wenig meinen Groll und schließlich habe ich mich mit der Situation abgefunden.
(Aus heutiger Sicht würde ich bis zum Hafen Kinnbackenhagen fahren, ca. 30min weiter. Zwar hat die Nationalparkverwaltung den Hafen für Gastlieger gesperrt, aber ich interpretiere das so, dass die Zufahrt durch größere Boote verhindert werden soll, während die seltenen Fälle, in denen Kleinbootfahrer ihr Kanu an Land ziehen und damit das Gebiet des Nationalparks verlassen davon nicht erfasst sind.)
Tag 2

[Data SIO, NOAA, U.S. Navy, NGA, GEBCO, © Google 2020, Image © TerraMetrics]
Oh ja, sie sind noch da, die Mücken. Aber ich will nicht lange bleiben. Das Herablassen des Boots in den Graben und der Einstieg funktionieren viel besser als auf dem umgekehrten Weg… Erleichterung, der Graben ist verlassen, der Grabow erreicht. Jetzt kann ich auch die dünne Windjacke ausziehen, die in erster Linie die Mücken ferngehalten hat.

in den Graben

in den Grabow
Die Kinnbackenhagenrinne führt mich nach Barhöft.

gutes Paddelwetter anfangs der Kinnbackenhagenrinne

die Reede vor Barhöft - von Bedeutung hier nur wegen des Polizeiboots am rechten Bildrand
Pause? Bockwurst und Kaffee locken. - Nö, jetzt noch nicht. Nur einen Apfel nagen, fast noch im Paddeln.
Jetzt beginnt die eigentliche Rügenfahrt, nordwärts, in Richtung auf die Westküste Hiddensees. Sonnenschein, Wind mit leichten 3Bft aus NordOst, die Wellen abgeschirmt durch die Küste, T-Shirt-Bedingungen. Natürlich, wie fast immer gibt es etwas zu meckern: Der Wind kommt eben aus NordOst, ein milder Südwind hätte mir als Nordwärtsfahrer mehr behagt.
So, wie es mir vor vielleicht 5 Jahren ein einheimischer Paddler geraten hatte, fahre ich zunächst entlang der Küstenlinie der Insel Bock, um den Ostschlenker der Fahrrinne zu vermeiden. Ein gewisses Unbehagen bleibt, laut Karte ist die Uferregion gesperrt. Und tatsächlich, kurz darauf Motorengeräusche von hinten, ein Schlauchboot mit 2 Mann Besatzung und der Aufschrift "Polizei". Ich habe zum Woher und Wohin Auskunft zu geben und werde darauf verwiesen, dass die Uferregion bereits zur gesperrten Kernzone des Nationalparks gehört. Am Ende bin ich sogar ein wenig erleichtert, die Herren belassen es bei einer Ermahnung, wünschen mir Glück für die Tour und außerdem hat sich dieses unsichere Gefühl hinsichtlich der Kurswahl erledigt.
Auch die ersten 4km entlang der Hiddenseeküste bleibe ich brav in der Fahrrinne, hier sind die Uferbereiche ebenfalls gesperrt, wenn auch nicht mit einem so hohen Schutzstatus. Danach fahre ich dichter unter Land, ca. 100 - 300m, das sorgt für freundlichere Paddelbedingungen, jetzt bleibt das Shirt trocken.
Ich bin jetzt ca. 20km unterwegs, Zeit einmal müssen zu müssen. Immer machtvoller ruft der Strand: "Lande hier an!". Ich vertröste ihn: "Hej Strand, Dich gibt es doch auch noch dort hinten." Und dann habe ich die Strandabschnitte verpasst, an denen man auf die lästige Badekleidung verzichten kann. Hier will ich dann auch nicht pausieren ... Druck baut sich auf.

Dornbusch voraus
Kurz bevor es mir die Tränen in die Augen treibt, kurz bevor die Steinschüttung an der Nordwestküste des Dornbusch eine Landung verhindert und kurz bevor ich bereit bin, an jeder irgendwie geeigneten Stelle zu landen, ergibt sich eine angemessene Rastmöglichkeit.
Etwas Badebetrieb, aber die Corona-Abstandsregeln lassen sich gut einhalten. Zwei Kajaks liegen hier, es sieht nach einer Tagestour aus, vielleicht von Barhöft aus gestartet, schöne Strecke, auf der Rückfahrt werden die Paddler etwas seitlichen Schiebewind haben.
Lange bleibe ich nicht, noch sind mir die Verhältnisse auf der windzugewandten Seite Hiddensees unbekannt. Da möchte ich eine Zeitreserve haben, falls es etwas rauer wird.

beim Verlassen der Raststelle
Der Kurs wendet sich bald nach Nordost und nach Passieren des ein wenig über die Steilküste hinwegblickenden Leuchtturms noch stärker nach Ost, so dass mir Wind und Welle direkt entgegenkommen. Die Windprognose scheint zuzutreffen, gute 3Bft OstNordOst. Rückenwind wäre natürlich angenehmer, sonst ist aber alles in Ordnung. Nur an eins habe ich beim Start von der Raststelle nicht gedacht: Die TShirt-Fahrerei ist jetzt endgültig vorbei. Es spritzt - nicht viel aber beständig. Den Neoprenpullover hatte ich mir bereits aufs Achterdeck gepackt, vorheriges Anziehen wäre schlau gewesen. Jetzt also im Boot sitzend Schwimmweste ablegen, Spritzdecke herunterstreifen, Neopulli über den Kopf zerren und schließlich wieder Spritzdecke und Schwimmweste anlegen. Irgendwo am Rücken haben TShirt und Neopulli eine Wulst gebildet, aber da komme ich jetzt nicht ordentlich ran. Was soll's, noch ca. 8km, so lange wird es schon funktionieren.

Leuchtturm Dornbusch
Die Hiddenseeküste verlasse ich etwa an der Stelle, an der ein Segler gestrandet ist, 9 Tage zuvor, wie ich später erfahre (https://www.seenotretter.de/aktuelle...von-hiddensee/).


Dranske voraus

kurz vor Dranske, Blick zurück zum Dornbusch
Bis an die Küste vor Dranske fahre ich, nicht um dort an Land zu gehen, sondern um unter Landabdeckung zu kommen. Weiter geht's nordöstlich, jetzt auf der Suche nach einer schönen Zeltstelle.
Ich finde auch einen wirklich schönen Uferabschnitt, nur bin ich mir nicht sicher, wie es hier mit der Zeltaufstellerei ist. Das Gelände hinter der Steilküste gehört zum Naturschutzgebiet "Kreptitzer Heide", der Strand gehört dazu. Allerdings hat die Stiftung zum Naturschutzgebiet die Treppen von oberhalb der Steilküste zum Strand erneuern lassen, ein Strandbetretungsverbot besteht also nicht, einige Strandspaziergänger sind unterwegs. (http://www.stiftung-naturschutz-mv.d...eptitzer-heide)
Trotzdem warte ich sicherheitshalber mit dem Zeltaufbau bis zum Sonnenuntergang. Und selbstverständlich gibt es weder Lärm noch Müll noch Feuer.

vor Sonnenuntergang ... und danach
Der Herbstanfang ruft wieder in Erinnerung: Es gab einen Sommer, der diesen Namen nicht so richtig verdiente - zumindest an der Ostseeküste. Frisch war's und windiger als erhofft.
Gegenüber der ursprünglichen Planung (https://www.outdoorseiten.net/forum/...-um-R%C3%BCgen) folgte die Usedomumrundung zeitlich der Tour um Rügen und damit erst am Ende des Urlaubs. Die Hoffnung, mit dem Zuwarten mehr Sommer zu erhaschen erfüllte sich nicht wirklich, der "richtige" Sommer brach erst pünktlich mit unserem Urlaubsende aus.
Foto leicht gruselig ...

Meine Kinderknipse ist zwar äußerst robust, aber in der Schwimmwestentasche transportiert wird die Objektivabdeckung feucht, wenn denn die Schwimmweste feucht wird: In diesem Fall bildet sich an einigen Stellen ein Schmierfilm mit dem entsprechenden Effekt für das Bild. Etliche Fotos lassen daher noch Raum für Euer visuelles Vorstellungsvermögen.
(Übrigens, ohne "Schleier" hättet Ihr einen Blick auf Sassnitz.)
Jetzt geht es aber los.
zum Vergnügen um Rügen

[Data SIO, NOAA, U.S. Navy, NGA, GEBCO, © Google 2020, Image © TerraMetrics]
Übersicht
Tag 1

[Data SIO, NOAA, U.S. Navy, NGA, GEBCO, © Google 2020, Image © TerraMetrics]
Unser kleiner Hubdachwohnwagen rollt an, Campingplatz Born auf dem Darß, Richtung Bodden orientiert und damit günstig für den Paddelstart nach über einem Jahr Salzwasserabstinenz. Erst einmal "einschaukeln" auf dem geschützten Boddengewässer. Start sollte sein um 15Uhr, aber meine Holde verlangt dann doch mehr Hilfe beim Einrichten des Wohnwagens, als zunächst vorgesehen war.
Kurz nach 17Uhr der Start mit einer Mischung aus Freude und etwas Groll.
Freude – natürlich, weil es endlich losgeht. Und Groll? Der Windwahrsager prophezeit für die nächsten beiden Tage nordöstliche Winde um 2 – 3 Bft und danach Westwinde um 4 – 5 Bft. Ich will also rechtzeitig um Kap Arkona herum, bevor es anstrengender wird. Daher sollen es heute noch 30km Paddelstrecke werden, ein später Aufbruch gefährdet dieses Ziel.
Und so ist auch die Stimmung im Boot. Einerseits singe ich mit Inbrunst "Rolling home" (mangels Textkenntnis bis auf den Refrain nur in der "lalala"-Variante). Andererseits schmolle ich noch meiner Holden, die ja keinen Zeitdruck hat und sich jetzt reihum von unseren Kindern besuchen lässt.

Was soll denn dieses Bild?
Seht 'mal genau hin, in einer Richtung liegt die Horizontlinie (fast) auf dem Wasser

Ein freier Blick, endlich wieder.
Ein kleines Stück Paddeln auf dem Saaler Bodden, es folgen Koppelstrom und Bodstedter Booden, schließlich die Meiningenbrücke, Zingststrom, Barther Bodden und schließlich mit ca. 8 x 6km durchaus schon eindrucksvoll der Grabow als letzter in der Boddenkette. Am Tagesende wird der Dornbusch sichtbar, die markante Erhebung Hiddensees: "Sei gegrüßt, morgen komme ich Dich besuchen."

Meiningenbrücke, gerade am Herunterklappen

typischer Ostseedampfer in Zingst

P..pause auf einer Schilfbülte, ganz im Hintergrund Marienkirche Barth

auf dem Grabow

Dornbusch (im Original natürlich nicht so grisselig)
Am östlichen Ufer des Grabow, etwa am Beginn der Kinnbackenhagenrinne hat GoogleEarth einen vielversprechenden Lagerplatz gezeigt. Aber ich finde nur Schilf. Zwar gibt es einen Flachwasserbereich, dessen GoogleEarth-Darstellung ich offenbar fehlinterpretiert habe, aber ein Aufstellen des Zelts in vielleicht 20cm tiefem Wasser scheint nicht situationsgerecht. Die Dämmerung senkt sich und ich habe keine gute Idee für ein Nachtlager.
Hmm – bei der Suche nach dem vermeintlichen Strand habe ich eine Einmündung gesehen ... zurück. Tatsächlich, die Einmündung gehört zu einem Abzugsgraben. Am landseitigen Grabenende - ein Rohrdurchlass, modernde Brühe, Scharen von Mücken und mannshohe steile und schilfbewucherte Grabenwände. Mangels Alternative eine "hervorragende" Ausstiegsstelle. Aufstehen im Boot und hoffen, dass ich nicht in die Brühe falle. Abgesehen davon, dass ich nicht weiß, wie tief man hier im Schlamm einsinken würde – ich hätte keine Idee, wie ich mich von der übelriechenden Brühe reinigen sollte.
Der Ausstieg geht nicht gut, aber es geht. Das Boot ist aus dem Graben gehievt, das Neoprenzeug bleibt als Mückenschutz angezogen, irgendwann ist das Boot zum auserkorenen Lagerplatz geschleppt und das Zelt steht sogar noch bevor es gänzlich dunkel wird.

Rasch ins Zelt und den dorthin verirrten Mücken den Garaus gemacht. Die Abendhygiene erschöpft sich in der Nutzung eines Zahnpflegekaugummis, dann pflege ich noch ein wenig meinen Groll und schließlich habe ich mich mit der Situation abgefunden.
(Aus heutiger Sicht würde ich bis zum Hafen Kinnbackenhagen fahren, ca. 30min weiter. Zwar hat die Nationalparkverwaltung den Hafen für Gastlieger gesperrt, aber ich interpretiere das so, dass die Zufahrt durch größere Boote verhindert werden soll, während die seltenen Fälle, in denen Kleinbootfahrer ihr Kanu an Land ziehen und damit das Gebiet des Nationalparks verlassen davon nicht erfasst sind.)
Tag 2

[Data SIO, NOAA, U.S. Navy, NGA, GEBCO, © Google 2020, Image © TerraMetrics]
Oh ja, sie sind noch da, die Mücken. Aber ich will nicht lange bleiben. Das Herablassen des Boots in den Graben und der Einstieg funktionieren viel besser als auf dem umgekehrten Weg… Erleichterung, der Graben ist verlassen, der Grabow erreicht. Jetzt kann ich auch die dünne Windjacke ausziehen, die in erster Linie die Mücken ferngehalten hat.

in den Graben

in den Grabow
Die Kinnbackenhagenrinne führt mich nach Barhöft.

gutes Paddelwetter anfangs der Kinnbackenhagenrinne

die Reede vor Barhöft - von Bedeutung hier nur wegen des Polizeiboots am rechten Bildrand
Pause? Bockwurst und Kaffee locken. - Nö, jetzt noch nicht. Nur einen Apfel nagen, fast noch im Paddeln.
Jetzt beginnt die eigentliche Rügenfahrt, nordwärts, in Richtung auf die Westküste Hiddensees. Sonnenschein, Wind mit leichten 3Bft aus NordOst, die Wellen abgeschirmt durch die Küste, T-Shirt-Bedingungen. Natürlich, wie fast immer gibt es etwas zu meckern: Der Wind kommt eben aus NordOst, ein milder Südwind hätte mir als Nordwärtsfahrer mehr behagt.
So, wie es mir vor vielleicht 5 Jahren ein einheimischer Paddler geraten hatte, fahre ich zunächst entlang der Küstenlinie der Insel Bock, um den Ostschlenker der Fahrrinne zu vermeiden. Ein gewisses Unbehagen bleibt, laut Karte ist die Uferregion gesperrt. Und tatsächlich, kurz darauf Motorengeräusche von hinten, ein Schlauchboot mit 2 Mann Besatzung und der Aufschrift "Polizei". Ich habe zum Woher und Wohin Auskunft zu geben und werde darauf verwiesen, dass die Uferregion bereits zur gesperrten Kernzone des Nationalparks gehört. Am Ende bin ich sogar ein wenig erleichtert, die Herren belassen es bei einer Ermahnung, wünschen mir Glück für die Tour und außerdem hat sich dieses unsichere Gefühl hinsichtlich der Kurswahl erledigt.
Auch die ersten 4km entlang der Hiddenseeküste bleibe ich brav in der Fahrrinne, hier sind die Uferbereiche ebenfalls gesperrt, wenn auch nicht mit einem so hohen Schutzstatus. Danach fahre ich dichter unter Land, ca. 100 - 300m, das sorgt für freundlichere Paddelbedingungen, jetzt bleibt das Shirt trocken.
Ich bin jetzt ca. 20km unterwegs, Zeit einmal müssen zu müssen. Immer machtvoller ruft der Strand: "Lande hier an!". Ich vertröste ihn: "Hej Strand, Dich gibt es doch auch noch dort hinten." Und dann habe ich die Strandabschnitte verpasst, an denen man auf die lästige Badekleidung verzichten kann. Hier will ich dann auch nicht pausieren ... Druck baut sich auf.

Dornbusch voraus
Kurz bevor es mir die Tränen in die Augen treibt, kurz bevor die Steinschüttung an der Nordwestküste des Dornbusch eine Landung verhindert und kurz bevor ich bereit bin, an jeder irgendwie geeigneten Stelle zu landen, ergibt sich eine angemessene Rastmöglichkeit.
Etwas Badebetrieb, aber die Corona-Abstandsregeln lassen sich gut einhalten. Zwei Kajaks liegen hier, es sieht nach einer Tagestour aus, vielleicht von Barhöft aus gestartet, schöne Strecke, auf der Rückfahrt werden die Paddler etwas seitlichen Schiebewind haben.
Lange bleibe ich nicht, noch sind mir die Verhältnisse auf der windzugewandten Seite Hiddensees unbekannt. Da möchte ich eine Zeitreserve haben, falls es etwas rauer wird.

beim Verlassen der Raststelle
Der Kurs wendet sich bald nach Nordost und nach Passieren des ein wenig über die Steilküste hinwegblickenden Leuchtturms noch stärker nach Ost, so dass mir Wind und Welle direkt entgegenkommen. Die Windprognose scheint zuzutreffen, gute 3Bft OstNordOst. Rückenwind wäre natürlich angenehmer, sonst ist aber alles in Ordnung. Nur an eins habe ich beim Start von der Raststelle nicht gedacht: Die TShirt-Fahrerei ist jetzt endgültig vorbei. Es spritzt - nicht viel aber beständig. Den Neoprenpullover hatte ich mir bereits aufs Achterdeck gepackt, vorheriges Anziehen wäre schlau gewesen. Jetzt also im Boot sitzend Schwimmweste ablegen, Spritzdecke herunterstreifen, Neopulli über den Kopf zerren und schließlich wieder Spritzdecke und Schwimmweste anlegen. Irgendwo am Rücken haben TShirt und Neopulli eine Wulst gebildet, aber da komme ich jetzt nicht ordentlich ran. Was soll's, noch ca. 8km, so lange wird es schon funktionieren.

Leuchtturm Dornbusch
Die Hiddenseeküste verlasse ich etwa an der Stelle, an der ein Segler gestrandet ist, 9 Tage zuvor, wie ich später erfahre (https://www.seenotretter.de/aktuelle...von-hiddensee/).


Dranske voraus

kurz vor Dranske, Blick zurück zum Dornbusch
Bis an die Küste vor Dranske fahre ich, nicht um dort an Land zu gehen, sondern um unter Landabdeckung zu kommen. Weiter geht's nordöstlich, jetzt auf der Suche nach einer schönen Zeltstelle.

Ich finde auch einen wirklich schönen Uferabschnitt, nur bin ich mir nicht sicher, wie es hier mit der Zeltaufstellerei ist. Das Gelände hinter der Steilküste gehört zum Naturschutzgebiet "Kreptitzer Heide", der Strand gehört dazu. Allerdings hat die Stiftung zum Naturschutzgebiet die Treppen von oberhalb der Steilküste zum Strand erneuern lassen, ein Strandbetretungsverbot besteht also nicht, einige Strandspaziergänger sind unterwegs. (http://www.stiftung-naturschutz-mv.d...eptitzer-heide)
Trotzdem warte ich sicherheitshalber mit dem Zeltaufbau bis zum Sonnenuntergang. Und selbstverständlich gibt es weder Lärm noch Müll noch Feuer.

vor Sonnenuntergang ... und danach

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