[CH] Schweiz und China: Via Alpina - Bärentrek

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Belge
    Dauerbesucher
    • 23.02.2021
    • 524
    • Privat

    • Meine Reisen

    [CH] Schweiz und China: Via Alpina - Bärentrek

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Schweiz und China. Der Bärentrek als Teil der Via Alpina.

    Wir sind auf die Idee einer Wanderung in der Schweiz gekommen, weil ein Freund dort seit kurzem arbeitet und er uns die Schönheit des Landes zeigen wollte. Eine gute Woche Zeit, einigermaßen hohe Berge und mit Hund. Das waren die Vorgaben.

    Wir hatten dann schnell herausgefunden, dass wir bei einem Pauschalanbieter buchen sollten. Der würde alle Unterkünfte reservieren, und auch einen Gepäcktransport organisieren („bis 20kg, ein Gepäckstück pro Person“). Das klappte alles sehr gut, die zugesandten Wanderkarten waren allerdings völlig unbrauchbar. Erster Tipp: Eine Karten-App auf dem Handy ist definitiv empfehlenswert für diese Tour. Der Weg der Via Alpina ist nicht überall so ausgeschildert, dass man ihn immer sofort findet.

    Warum mit einem Veranstalter? Es ist komischerweise preiswerter. Die Unterkünfte selbst zu buchen, wäre weitaus teurer gekommen. Aber wir wollten definitiv keine geführte Tour. Ohne Guide konnten wir an jedem beliebigen Wochentag beginnen (also nicht in der Samstag-Samstag-Welle mitschwimmen), und es wird keine Mindestzahl Reisender benötigt (also keine Absage der gebuchten Tour wenige Tage vor dem Start durch den Veranstalter). Und man muss nicht im Gänsemarsch einer Gruppe Mitreisender hinterher trotten.

    Der Bärentrek als Teil der Via Alpina ist eine recht dicht begangene Route, um dieses Geheimnis nochmals zu erwähnen. Wir stellten zudem schnell fest, dass man doch häufig die gleichen Personen wieder trifft. Abbiegen tut niemand.

    Die Tour begann in Meiringen. Der Ort ist gut mit der Bahn aus Deutschland erreichbar. Mit wenig Umsteigen fuhr ich bis Interlaken in der berühmten Schweizer Bahn. Leider saß ich schon ab Heimatbahnhof im berühmten „Schweizer Gotthartexpress“, der zwar einen phantastischen Panoramawagen hat, dessen vier hinterste Waggons der ersten Klasse allerdings nur defekte Toiletten aufwiesen (ich saß im letzten Waggon). Auf den elf Stunden Fahrt benötigte daher jeder Toilettenbesuch eine ausgeklügelte Planung. Auch Zeitungen gab es keine (anders als in der deutschen 1. Klasse), die Platzreservierung wurde nicht angezeigt, die Gleisangaben in Basel stimmten nicht und die Zugnummer wurde auch geändert.

    Um sofort die Rückfahrt abzuarbeiten: In der Schweiz wird auf allen Bahnsteigen und auch sonst überall kräftig gequalmt, die Klimaanlagen waren ausgefallen (bei 30 Grad), der Kellner rührte so lange mit dem Finger in seinem Portemonnaie bis ich das Trinkgeld nach und nach auf eine ihm genehme Höhe aufstockte und ich kam im Heimatbahnhof mit nur einer Stunde Verspätung an (um diese Schilderung positiv zu beenden).

    Alles wie gehabt, zaubern können die Schweizer bei ihren Bahnen und Zeitplänen offenbar auch nicht. Ihr Trick besteht weitgehend darin, dass die Züge an allen Bahnhöfen deutlich lange Aufenthalte haben, dadurch können Verspätungen einfacher korrigiert werden. Man muss Ideen haben, um eine pünktliche Bahn zu realisieren.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20190817_085743.jpg Ansichten: 343 Größe: 507,9 KB ID: 3027160

    Meiringen ist ein netter Ort (etwas irritierend: das Sherlock Holmes Museum – offenbar ist der Mann dort laut Romanvorlage verstorben) und am nächsten Morgen ging es mit dem Postbus in die erste Steigung bis zur schönen Haltestelle Rosenlaui. Eine halbe Stunde Fahrt kostete umgerechnet 32 Euro, ein stolzer Preis für 11 Kilometer Straße. Eine Jahreskarte kostet (umgerechnet) einige hundert Euro, wurde mir berichtet. Nach der ersten Fahrt wusste ich, dass das ein Schnäppchen ist. Ein anderer Fahrgast bezahlte schon nur für zwei kleine Hunde zackige 46 Euro für die schaukelnde Postbusfahrt, einfache Strecke. Nach einer halben Stunde Schweiz war er 78 Euro ärmer, aber auch 11 Kilometer weiter.

    Die nachfolgende Wanderung war allerdings den Preis wert. Der Weg führte bergauf zur Großen Scheidegg und dann hinunter nach Grindelwald. Insgesamt deckt der Bärentrek 12.700 Höhenmeter ab (zu etwa gleichen Teilen auf und ab). Die Berge am ersten Tag waren bereits spektakulär, die Eiger Nordwand tauchte zur Linken auf und die Sonne brannte recht heiß vom Himmel.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20190817_120517.jpg Ansichten: 325 Größe: 754,5 KB ID: 3027161

    Grindelwald zeichnet sich dadurch aus, dass wir erstens ein erstklassiges Hotel gebucht bekommen hatten, dass zweitens alle Restaurants im Ort die Speisekarte auch in Chinesisch aushändigen, und man drittens ohne Vorbestellung keinen Tisch bekommt, auch nicht in einer Pizzeria. Erstaunlich, dass Chinesinnen und Chinesen die Touristen anderer Herkunftsländer in der Schweiz nahezu vollständig ersetzt haben (Jahr 2019). Ein paar Inderinnen und Inder sieht man noch, einige Araberinnen und Araber (gerne mit Kindern, ebenso wie die Inder, die Chinesen komischerweise fast nie mit kleinen Kindern). Und nachts läuten viertens in Grindelwald die lauten Kirchenglocken durchgehend alle Viertelstunde (!), und zwar erschreckend nah und nachdrücklich.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20190818_082333.jpg Ansichten: 331 Größe: 697,3 KB ID: 3027162

    Über die Chinesinnen und Chinesen hörten wir viele Klagen der Gastgeber („Sie buchen ein Einbettzimmer und kommen dann heimlich mit vier Personen“). Aber sie zahlen offenbar hervorragend. Am zweiten Tag ging es zu Fuß hinauf zur Kleinen Scheidegg. Man kann auch mit einer Zahnradbahn hinauf fahren (oder eigentlich mit zweien) und es führt eine dritte Zahnradbahn weiter zum Jungfraujoch.

    Ob das Joch sehenswert ist, wissen wir nicht, die Bahnstation an der Kleinen Scheidegg war es allemal. Es werden alle paar Minuten nochmals hunderte Besucher auf der kleinen Passhöhe ausgespuckt, mehrstöckige Kaufhäuser dort oben, Umspannwerke wie an einem Hauptbahnhof, Durchsagen, Bimmeln, Schilifte, Betonabstützungen, überall flattern Schweizer Fahnen. Etwas irritierend ein riesiges Indianerzelt mit Coca-Cola Aufdruck. Aber irgendwie auch passend. Wäre eine John Wayne Kopie ins Bild geritten, hätte das auch nicht gestört.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20190818_124446.jpg Ansichten: 328 Größe: 792,7 KB ID: 3027163

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20190818_124502.jpg Ansichten: 328 Größe: 790,5 KB ID: 3027164

    Witzig ist, dass die Zahnradbahnen genauso aussehen wie anderswo Straßenbahnen, beinahe etwas profan. Die Straßenbahnfahrt aufs Joch kostet übrigens rund 230 Euro pro Person, 2. Klasse, retour. Ein Ticket für 35 Minuten Fahrtzeit bzw. 10 km. Der Postbus war ein Schnapper.

    Die weitere Wanderung führt entlang von Eiger, Mönch und Jungfrau ins Tal nach Wengen. Das ist imposant, insbesondere bei blauem Himmel, wie wir ihn hatten. Und einige Meter unterhalb der Scheidegg trifft man auch nicht mehr ganz so viele Personen (also weniger als 100 Menschen für den Rest des Tages). Wir durchbrachen die Baumgrenze nach unten und wie an allen Tagen kamen wir nach rund 6 Stunden am neuen Hotel an, keine allzu großen Strapazen.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20190818_135926.jpg Ansichten: 336 Größe: 971,4 KB ID: 3027165

    In Wengen erwischten wir ein Hotel („Bellevue“), das seit den Zeiten von Thomas Mann unverändert vor sich hin dämmerte, von den Sesseln bis zu den Speisesälen. Sehr nett alles, absolute Empfehlung. Der Ort ist autofrei, was allerdings wenig bringt, da sich nicht alle daran halten und reichlich äußerst agile Elektrokarren unterwegs sind. Der Blick vom Balkon ist spektakulär (siehe Photo), und die Kirchenglocken läuten erfreulicherweise nur bis 22 Uhr.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20190818_172959.jpg Ansichten: 336 Größe: 797,3 KB ID: 3027166

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20190819_065706.jpg Ansichten: 327 Größe: 514,3 KB ID: 3027167

    Wir freuten uns bereits darauf, am nächsten Tag auch mal Berge ohne dichte Seilbahnen, Schilifte, Zahnradbahnen und so weiter zu durchwandern. Allerdings mussten wir morgens erst einen kurzen Zug nehmen ins Tal, dann eine Seilbahn hinauf auf den gegenüberliegenden Hang und dann nochmals eine kurze Zugfahrt, um in den Ort Mürren zu gelangen. Es regnete. Die Sicht war mies.

    Wir wanderten hinauf zur Rotstockhütte auf rund 2000 Metern, und es begann intensiver zu regnen. Endlich ein Tal ohne Schilift, aber oben auf den Bergspitzen sieht man weiterhin die Seilbahnstationen, wie drohende Überwacher. Ich möchte nicht wissen, wie viele Menschen uns von dort oben aus im Tal beobachtet haben, wie wir im Regen durch die Steigungen schlichen.

    Die gute Nachricht war, dass ich als diesjährigen Ausrüstungsversuch einen Knirps-Herrenschirm dabei hatte. Diesen bei Aufstiegen einfach aufgespannt über die Schulter zu hängen funktionierte sehr gut (hatte ich mir bei den Bergführern in Österreich abgeschaut). Ich blieb einigermaßen trocken und konnte meist ohne schwitzende Regenjacke aufsteigen. Allerdings wurde das Gelände oben im letzten Abschnitt recht steil, Seile, Treppen, im Regen abrutschender Schutt. Spektakuläre Wolkenbilder zogen vorbei. Und nach dem Grat, der Sefinenfurgge auf 2612 Meter, hörte es auf zu regnen.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20190819_140648.jpg Ansichten: 340 Größe: 243,9 KB ID: 3027168

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20190819_154444.jpg Ansichten: 332 Größe: 290,5 KB ID: 3027169

    Bewährt hatten sich trotz des Wetters und Untergrunds übrigens das Wandern in Trail-Runnern (Altra Olympus). Sie sind leicht, luftig und ich hatte keinerlei Blasen oder Druckstellen. Wir stiegen ab ins Kiental auf die Griesalp, etwas durchnässt, und kamen unter in einem „Nostalgiehotel“. Dies bedeutet, dass die Dusche auf dem Flur ist, kein WLAN oder Netz vorhanden und die Holzwände so dünn sind, dass man das Leben der Nachbarn gut verfolgen kann. Aber gut geschlafen haben wir und das Essen war hervorragend.

    Am nächsten Morgen behielt der Wetterbericht Recht („21 Stunden Regen mit 90% Wahrscheinlichkeit“) und wir beschlossen, aus Sicherheitsgründen nicht über den nächsten Pass zu gehen, sondern eine Seilbahn zu nehmen. Die Bahn stellte sich als Sessellift heraus (ging nicht mit dem Hund), so dass wir stattdessen eine recht schöne Tour am Talhang machten, viel erzählten, richtig nass wurden, und dann den Zug nach Kandersteg nahmen. Kein aufregender Tag und andere Wanderer (die man wie angedeutet immer wieder antrifft) hatten den Aufstieg gewagt. War nicht einfach, aber machbar. Sie hatten besser gepokert als wir.

    Wir verbrachten den Abend in einer Kneipe, wo wir die absolut einzigen Gäste waren, was die Wirtin nicht störte: „Freitag kommen sicher wieder welche, da haben wir Livemusik“. Es war Dienstag.

    Das ist auffällig. In Grindelwald und anderen Hotspots drängen sich Chinesinnen und Chinesen und so weiter, bevorzugt in bekannten Schigebieten oder vor gut vermarkteten Bergzügen. In den restlichen Tälern scheint der Niedergang kaum aufzuhalten. Der Service eher dürftig, die Preise gewöhnungsbedürftig, die Wanderung nicht besser als in Österreich oder Italien. Der Schweizer Tourismus scheint vielfach von der Substanz zu leben, den alten guten Zeiten. Bezahlung mit Kreditkarte ist eher ungewöhnlich, Roaming des Handys funktioniert nicht (anders als in den Nicht-EU Staaten Norwegen oder Island). Dies hier werden sicher auch Wanderer aus der Schweiz lesen. Wie ist dazu die Meinung? Ist das zu hart formuliert?

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20190819_112948.jpg Ansichten: 333 Größe: 1,00 MB ID: 3027170

    Am nächsten Morgen, kaum zu glauben, blauer Himmel und bestes Wetter. Die Hitze war fort, wir hatten noch zwei Wandertage vor uns. Von Kandersteg aus ging es hinüber ins nächste Tal nach Adelboden. Den Namen hatte ich noch nie gehört, aber es ist ein recht bekanntes Schigebiet, so dass auch die Chinesinnen und Chinesen uns wieder freudig begrüßten und Fotos von uns mit dem Hund machten. Sie sind vernarrt in Hunde.

    Wir kletterten auf die Bunderspitz (rund 2500 Meter, im Hintergrund noch Eiger, Mönch und Jungfrau in weiß zu sehen, wo wir herkamen) und dann geht es eine recht lange Fahrstraße hinab nach Adelboden.

    Der letzte Wandertag führte wieder hinüber ins nächste Tal, diesmal nach Lenk. Lenk hat einen Bahnhof und eignet sich daher als Endpunkt, doch als Wandertag hätte man sich die Strecke sparen können. Alle Kabinenbahnen waren in Betrieb, und wir trotteten unter den Anlagen entlang über die Schipisten. In den Kabinen saßen andere Touristen, die auf der Bergfahrt ihre Leihroller dabei hatten und uns dann pausenlos entgegen gesaust kamen. Mit anderen Worten hätte man sich den letzten Tag nach Lenk sparen können. Besser wäre gewesen, selbst ebenfalls mit der Bahn bergauf zu fahren und sofort weiter zu wandern, bspw. bis Gstaad (wahrscheinlich wieder voller Chinesen?).

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20190821_113650.jpg Ansichten: 330 Größe: 362,4 KB ID: 3027171

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20190822_125552.jpg Ansichten: 333 Größe: 529,9 KB ID: 3027172

    In Lenk hatten wir allerdings noch einen netten Abend, alle Bekanntschaften von unterwegs trafen sich wieder, fünf Personen, drei Hunde. Die Bedienung in dem Gasthaus kam aus Herne, wie sie erzählte, und hat zuvor jahrelang in Clubs auf Malle gearbeitet („Echt anders hier in Lenk, meine Güte, wirklich anders. Was kann ich euch bringen, ihr Lieben?“).

    Was bleibt hängen?
    Die Schweiz hat wunderbare Berge und Landschaften, ganz großartig, Weltklasse. Da sie so schön sind, wurden sie allerdings weitgehend für den Winter und gut betuchte Schifahrer zurecht gemacht. Mit wenigen Ausnahmen wanderten wir über Schipisten, unter Gondeln, neben Zahnradbahnen und in Sichtweite von Sesselliften. Das ist nicht jedermanns Vorstellung eines perfekten Wanderurlaubs.

    Die Preise habe ich schon erwähnt und jeder nimmt das anders war. Ich finde umgerechnet 60 Euro für ein vegetarisches Nudelgericht mit Salat und einem alkoholfreien Bier recht viel (Preis Sommer 2019). Norwegen, Island etc. sind ebenfalls teuer. Aber die Schweiz fand ich richtig teuer. Im Übrigen ist die Schweiz im Unterschied zu Österreich ein Weinland, kein Bierland, wie mir streng berichtet wurde. Allerdings war der Wein auch nicht billiger, im Gegenteil.

    Das Preisniveau der Schweiz ist einfach irrwitzig hoch, aber die Löhne ebenfalls. Das ist die gute Nachricht, selbst Studenten verdienen nicht unter 25 Euro die Stunde, die Bedienung und andere Kräfte im Fremdenverkehr können von den Löhnen gut leben. Das ist in anderen Länder anders, wo Personen im Tourismus nicht gut von den Löhnen leben können. So wurde es uns zumindest berichtet.

    Die Schweiz kämpft allerdings deutlich mit den Folgen der Preise. Bei den Gastwirten war ein gewisser Trotz und Widerwillen sich anzupassen zu spüren. Aber auch Ratlosigkeit. Sich über Touristen einiger Länder zu mokieren, anderseits jedoch zu 90% auf diese angewiesen zu sein, scheint kein nachhaltiges Modell zu sein. Eine Lösung haben wir nicht.

    Ich wäre gerne mit den Chinesinnen und Chinesen ins Gespräch gekommen. Solche Gespräche sind meist außerordentlich interessant. Das hätte dem Urlaub noch eine neue Orientierung gegeben: In der Schweiz wandern, um sich den Flug nach China zu sparen. Allerdings brachte ich keinen Austausch zustande, sehr schade. Außer Hundefotos keinerlei wirklichen Kontakt.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20190822_135831.jpg Ansichten: 331 Größe: 372,8 KB ID: 3027173

    Überraschend für mich war, dass die Schweiz so laut ist. Vom Tal bis zu den Bergspitzen wechseln sich Flussrauschen, Traktorlärm, Kuhglocken und Flugzeuge ab. Irgendwo klappert und dröhnt es immer. Die Schweizer Luftwaffe übt fleißig. Da das Land so klein ist, fliegen sie wohl dauernd im Kreis. Die Bauern türmen ihr Heu überall mit motorbetriebenen Laubbläsern auf, nicht mit Harken. Keine Sekunde hatten wir in der Woche wirklich Ruhe. Bis zu nächtlichen Kirchenglocken.

    Und ebenso überraschend war, dass die Schweiz in gewisser Weise so leer war. In allen Hotels waren noch Zimmer frei, in Lokalen (außer in Grindelwald) war sehr viel Platz. Der Komfort der Hotels erinnerte teilweise an das letzte Jahrhundert, da könnte etwas getan werden (oder auch nicht – anscheinend geht es dem Land mit der Strategie recht gut).

    Die Wanderung war interessant, aber ich denke, für die nächsten Jahre erstmal woanders unterwegs sein werde. Andere Wanderrouten, auch in den Alpen, zeigen ebenso schöne Berge, dafür ohne Schianlangen, zu einem Viertel des Preises, mit weniger Folklore. Irgendwie hatte man nicht das Gefühl, wirklich in der Natur unterwegs zu sein, sondern in einer verkabelten Märklin-Modellwelt mit Lautsprecherboxen.

    Auf der Rückreise im Zug habe ich dann auch endlich erkannt, weshalb die Tour Bärentrek heißt: Der Bär ist das Wappentier des Berner Oberlandes. Etwas bessere Vorbereitung meinerseits wäre daher notwendig gewesen.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20190822_181003.jpg Ansichten: 331 Größe: 713,3 KB ID: 3027174

    Infos:
    Die Tour wird von mehreren Anbietern unter dem Namen „Bärentrek“ vermarktet. Unser Anbieter hat die Hotels vorgebucht und uns die Namen der Unterkünfte wenige Tage vor der Tour mitgeteilt. Das war gut organisiert. Morgens konnten wir jeweils einen großen Rucksack abgeben (oder Koffer), der abends am nächsten Hotel wartete. Welch ein Luxus! Und man konnte gar nicht ohne Gepäcktransport buchen. Am Tage bzw. unterwegs war daher nur Regenzeug und Wasser notwendig. Hütten finden sich überall.

    Die mitgeschickten Karten und Beschreibungen waren unbrauchbar. Mitnehmen lohnte nicht, die kann man sofort zu Hause entsorgen. Eine der üblichen Apps auf dem Handy mit Karten und Navigation ist empfehlenswert, insbesondere für die Durchquerung der bewohnten Gebiete. Am Berg ist die Tour hingegen gut ausgeschildert.

    Der größte Vorteil der gebuchten Tour ist allerdings, dass sie preislich erträglich schien. Die Hotels eigenständig zu buchen als Privatperson schien weitaus teurer. Der Preisvorteil der gebuchten Tour scheint erheblich. Den Gepäcktransport nimmt man dann einfach mit und genießt jeden Tag frische Wäsche. Und man musste nicht nach Unterkünften mit Hundeerlaubnis suchen, das kann man vorher bei der Buchung angeben. Auch das hat einwandfrei funktioniert.
    Zuletzt geändert von November; 14.03.2021, 18:29.

  • Flachlandtiroler
    Freak
    Moderator
    Liebt das Forum
    • 14.03.2003
    • 30218
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    Hmmm -- würde sagen Du hast die lohnendsten Abschnitte übersprungen -- Rosenlaui Schlucht, evtl. mal einen Blick zum Grindelwaldgletscher tun, zum Rotegg oder Richtung Männlichen hoch, das einsame Tal zur Rotstockhütte, die Sefinenfurke, der Blümlisalpsee usw. usf.
    Eventuell doch mal mit Karte und bisschen Literatur planen... auf dem Berg übernachten ist sicherlich auch preiswerter als in den abgehalfterten Chinesenhotels (ok schwierig mit Hund).
    ich hab's mir seinerzeit mal genau angesehen und dann nur Lauterbrunn-Rotstockhütte-Gspaltenhornhütte-Blümlisalphütte-Kandersteg gemacht. Unterkunft war super (SAC), keine Bahnen, kaum Leute.

    edit:
    Nachsatz -- ich finde diesen sowie auch die anderen bisherigen Reiseberichte trotzdem sehr ansprechend, eben weil auch eine Meinung formuliert wird. Die hier würde ich allerdings nur bedingt teilen: Klar, die Talgastronomie in CH ist vom PLV her meistens miserabel. (So meistens, dass ich sie nach Möglichkeit vermeide, aber es scheint sich ja wenig geändert zu haben.)
    Meine Reisen (Karte)

    Kommentar


    • Fjaellraev
      Freak
      Liebt das Forum
      • 21.12.2003
      • 13981
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      Naja
      Klar ich bin voreingenommen, aber auch so stören mich doch zumindest die Faktenfehler.
      zB
      Die Straßenbahnfahrt aufs Joch kostet übrigens rund 230 Euro pro Person, 2. Klasse, retour. Ein Ticket für 35 Minuten Fahrtzeit bzw. 10 km.
      stimmt so nicht.
      Die Fahrt ab der kleinen Scheidegg kostet selbst in der Hochsaison "nur" 156 Fr (zum aktuellen Kurs etwa 145€) hin und zurück (also 70 Minuten Fahrzeit). 230€ sind es genau gerechnet nicht mal ab Interlaken. Quelle

      Der Bär ist nicht das Wappentier des Berner Obelands, sondern des gesamten Kantons Bern, die Region hat kein Wappentier.

      In verschiedenen Punkten gebe ich dir mit deinen Beobachtungen recht, aber mindestens soviele sehe ich (der ich hier lebe und meinen Lebensunterhalt verdiene) halt als überzogene Erwartungen.

      Gruss
      Henning

      Es gibt kein schlechtes Wetter,
      nur unpassende Kleidung.

      Kommentar


      • Flachlandtiroler
        Freak
        Moderator
        Liebt das Forum
        • 14.03.2003
        • 30218
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        Naja Henning, aber wie kommt der asiatische Tourist auf die Scheidegg, doch auch mit der Zahnradbahn... ab Grindelwald im Sommer deinem Link nach 217 SFr oder knapp 200 Euro. Ok 235 Euro sind falsch, aber nicht ganz falsch.

        OT: Ehrlich gesagt finde ich diesen hohen Bahnpreis auch gut so schließlich ist das eine reine Touri-Strecke. Man beachte auch, das Teilstück zum Jjoch ist bei weitem teurer als die Auffahrt nur zur Scheidegg.
        Und wer mehr Bahnfahren als Wandern will, kauft einen Ferienpass.
        Mein Ziel ist nach wie vor, da ohne Bahn rauf zu kommen; im BEO fehlen mir noch etliche Zacken
        Zuletzt geändert von Flachlandtiroler; 09.03.2021, 21:28.
        Meine Reisen (Karte)

        Kommentar


        • Maunz
          Fuchs
          • 24.08.2009
          • 2428
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          Danke für einen Bericht aus einer usnerer Lieblingsurlaubsregionen :-)
          Zum Thema Roaming: das hängt vom Abieter ab: bei Telekom zählt die Schweiz dazu, bei Vodafone nicht (nur EU).
          Jungfraujoch gehört halt zu den typischen Zielen der asiatischen Reisegruppen- da fotografierten sich schon vor 30 Jahren die Asiaten vor den dichten Wolken an den Fenstern der Bahnstation. Ich war damals dienstlich dort für mehrere Wochen, privat bin ich nie mehr hochgefahren (und will es auch weiterhin nicht) - die ganzen Bespaßungsangebote dort finde ich sehr abschreckend.

          Kommentar


          • Becks
            Freak

            Liebt das Forum
            • 11.10.2001
            • 19680
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
            In verschiedenen Punkten gebe ich dir mit deinen Beobachtungen recht, aber mindestens soviele sehe ich (der ich hier lebe und meinen Lebensunterhalt verdiene) halt als überzogene Erwartungen.
            Geht mir ebenso. Dass man ohne Halbtax den doppelten Preis zahlt (auch aufs Jungfraujoch), ist eben so. Aber dass man für die Strecke Meiringen - Rosenlaui im regulären Postbus für 11 km Strecke und 30 min Fahrzeit 32 Euro zahlen soll, glaube ich nicht. Leider kann ich den Preis gerade per App nicht abrufen (weil die Linie nur im Sommer fährt), und das einzige Angebot im Netz, welches ich so finde, liegt bei 60 CHF (54 Euro, ohne Halbtax) und beinhaltet alternativ die Strecke hoch und runter (oder von Meiringen bis Grindelwald) plus Eintrittsgebühren Schlucht sowie Säge und ein Mittagessen in einem der Restaurants entlang der Strecke oben drauf.

            Zu den Chinesen und den Skiliften: wenn man eben gezielt die Tourismushotspots sowie ein paar der wichtigsten unmd grossen Skigebiete der Schweiz zum Wandern heraus pickt (Adelboden/Lenk sowie Eiger/Grindelwald), muss man sich nicht wundern, wenn man Tourismus pur erlebt, vermarktet von vorne bis hinten. Die kleine Scheidegg kenne ich ebenso wie das Jungfraujoch (war schon ein paar Mal oben), und mei, dann werden oben am Joch auch mal "original" Schweizer Kuckucksuhren verkauft, wenn der Kunde es wünscht. Da sind die Schweizer so beweglich wie bei der Einrichtung des Heidi-Dorfs für die Japaner. Unten an der kleinen Scheidegg muss alles durchorganisiert sein, inklusive Reservation ganzer Abteile im Zug rauf und runter. Es kommen wirklich im Minutentakt organisierte Grossgruppen aus Asien durch, bei denen die Teilnehmer in einer Woche ganz Europa abklappern, und die haben keine Sekunde Luft für Warterei.
            Gleiches gilt für die Gastronomie. Grindelwald ist Touri Hotspot. Ich wette, der Staubbachfall dürfte (neben Matterhorn und Eiger) das am meisten photographierte Stückchen Erde der Schweiz sein, und Grindelwald ist dann eben auch mal voll, und ohne reservieren ist nix drin. Wir hatten im Barrys 2019 auch Glück, spontan noch einen Tisch zu bekommen. Der Hamburger mit selbstgemachten Kartoffelecken dazu kostete glaub ich um die 36 CHF(?), aber war dafür wirklich hervorragend. Wenn man es billiger will: 100m daneben ist der Coop Supermarkt. Brot, Käse, Wurst und ne Dose Bier sind oft auch ausreichend, schmecken gut, und kostet nicht die Welt. Nebenbei: mein teuerstes Essen hatte ich bislang in Norwegen. Walsteak mit ner kleinen Beilage und ein 0.3l Glas Bier schlugen mit etwas mehr als 90 Euro zu Buche.

            Leider hattet ihr Pech und auch noch eine ungünstige Routenplanung. Von Grindelwald aus kann man auch den oberen Eigertrail nehmen (bis Station Eigergletscher), was ruhiger ist. Vom Kiental über den Oeschinensee (und nicht aussen rum) ist zwar auch gut besucht, aber landschaftlich hübsch. Und wenn man von Kandersteg nicht direkt nach Lenk geht, sondern per Schlenker über Engstligenalp und Ammertepass, dann isses auch dort eher einsamer unterwegs.


            Zu Kreditkartenzahlung: nur Bares ist Wahres. Für die ein-/zwei Leute, die nicht in der Lage sind, am Bankomaten kurz Geld abzuheben und mit Kreditkarte zahlen wollen, lohnt sich das in den hintersten Ecken nicht. Immer Bargeld dabei haben, und sich dann auch mal spontan freuen, wenn man z.B. im Selbstbedienungsladen im Safiental sich nach Belieben Joghurt, Käse und Fleisch aus den Kühlschränken nehmen darf, und alles kurz per Twint mit dem Handy bezahlt, nachdem man selber den Endpreis in ein Büchlein geschrieben hat. Aber für Hütten sowie alle Seitentäler (oft mit mieserem Handyempfang) ist Bargeld immer dabei.

            Meine Meinung noch zu. "ich will die Schweiz erkunden, und nicht dauernd durch Skigebiete schlappen". Von vrin aus durch die Greinaebene, über Bovarinahütte und Cadlimohütte nach Piotta. Keine Chinesen/Japaner, kein Gepäcktransport und keine Skipisten/Skilifte. Zwar fehlt da die Aussicht auf Eiger und Staubbachfälle, ist aber ansonsten auch sehr nett. Und auf den Hütten bekommt man auch gutes Essen. Oder man läuft etwas "Vorgefertigtes" wie den Sentiero Calanca - davon gibt es auch einiges. Da rennt man auch nicht ständig Asiaten in die Arme. Oder du fragst hier an, und wir basteln eine Exklusivroute.







            Zuletzt geändert von Becks; 10.03.2021, 10:06.
            After much research, consideration, and experimentation, I have decided that adulthood is nothing for me. Thank you for the opportunity.

            Kommentar


            • Hanuman
              Fuchs
              • 26.05.2008
              • 1002
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              Nachdem ich jetzt seit einem halben Jahr in der Schweiz wohne, kann ich in deinem Bericht über vieles Schmunzeln. Aber vor allem über die Kirchenglocken! Ich wohne in Chur umrahmt von vier Kirchen, die es sich alle nicht nehmen lassen, zu jeder (!) Uhrzeit zu zeigen, wer in dem Land noch das Sagen hat 😂😂
              Und der Lärm ist wirklich in vielen Teilen des Landes sehr hoch. Vor allem wenn die Schweizer am Wochenende wieder einen auf Amerikaner machen und den Schießstand aufsuchen. Und deine Einschätzung gegenüber der Modernität der Tourismusinfrastruktur und dem Willen etwas daran zu verändern ist auch nicht ganz falsch. 😉
              Ansonsten hattest du dir aber nicht die besten Orte ausgesucht. Da gibt es bessere Plätze und zwar ne ganze Menge in diesem schönem Land.
              Es war brüchig, aber Gott sei Dank, schlecht gesichert...

              Kommentar


              • Flachlandtiroler
                Freak
                Moderator
                Liebt das Forum
                • 14.03.2003
                • 30218
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                Wobei der Bärentrek ja durchaus schon als Top-Notch-Route gehandelt wird (und auch hier häufiger mal empfohlen wird oder wurde). Aber vielleicht ist das auch gut so
                Meine Reisen (Karte)

                Kommentar


                • Becks
                  Freak

                  Liebt das Forum
                  • 11.10.2001
                  • 19680
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  Der Bärentrek ist ja auch schön. Die ganze Route entlang des Eigers, Rosenlaui, Kiental, Oeschinensee - alles klasse. Führt halt eben zu Auflauf, international.

                  Da ist es manchmal eben eine Idee, einen minimalen Abstrich bei der Umgebung hinzunehmen, mit dem Plus der Ruhe.
                  After much research, consideration, and experimentation, I have decided that adulthood is nothing for me. Thank you for the opportunity.

                  Kommentar


                  • Flachlandtiroler
                    Freak
                    Moderator
                    Liebt das Forum
                    • 14.03.2003
                    • 30218
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    Ich denke mit dem Grundkonzept, in den Tälern zu übernachten spielt sich halt der größere Teil des Wandertagses letztlich im Bereich des Massentourismus ab.

                    Mit kleineren Umwegen könnte man die Etappen m.M.n. auch ganz gut auf Berggasthöfen oder SAC-Hütten enden lassen, das würde sicher viel ändern weil man abends eben unter Wanderern statt Globe-Touristen sitzt sprich seine Ruhe hat. Große Scheidegg, Alpiglen, Rotstockhütte, Gspaltenhorn- oder Blümlisalphütte...
                    Meine Reisen (Karte)

                    Kommentar


                    • Belge
                      Dauerbesucher
                      • 23.02.2021
                      • 524
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      Ich bin ganz begeistert über die Diskussion. Besten Dank auch für neuen (stilleren) Routenvorschläge. Ich war auf dem Bärentrek in der schönen Situation, dass ich bei der Tour nur mitlaufen musste, nicht organisierte. In der Rosenlaui - Schlucht waren wir auch, inkl. Drehkreuz + Postkartenständer. Ich hatte zudem angedeutet, dass wir an einem Tag aufgrund extremen Regens am Hohtürli zum Oeschinensee nicht überqueren konnten. Mit Freunden wandern ist toll, hat aber den Nachteil, dass man nicht aufs Hohtürli kommt, wenn einer der Mitreisenden bei Starkregen Angst um seinen Hund hat. Pech für mich, Glück für den Hund.

                      Ich will nicht in Preisdiskussionen ausweichen (ist wohl auch nicht der Kern des Beitrags). Der Postbus war wirklich irre teuer. Sagenhaft. Nicht ausgedacht der Preis. (War die Straße bis Rosenlaui teilweise für Verkehr gesperrt? Ist das der Preisaufschlag?). Und ob der Wechselkurs nun 230 oder 200 Euro für die Bahn aufs Jungfraujoch ergibt, ist evtl. nicht mehr relevant, wenn ich Frau und Schwiegereltern am Sonntag dort hinauf einladen möchte (920 Euro oder nur 800-Euro-Fahrt?).

                      Um nicht eine falsche Diskussion zu entfachen: Das Preisniveau in der Schweiz hat viele Vorteile und Nachteile. Wie gesagt kann meines Wissens eine Genfer Verkäuferin auch in Genf leben, während eine Verkäuferin in London nicht mehr in London leben kann. Zudem würden wahrscheinlich 99% der Menschen weltweit liebend gerne in die Schweiz wechseln. So viele Nachteile kann das Preisniveau nicht haben (außer für Familienväter aus dem Euro-Raum 😉).

                      Daher würde ich vom Bärentrek auch nicht abraten. Soziologisch und landschaftlich am oberen Ende dessen, was man auf einer Wanderung erleben kann. Zu einem ähnlichen Ergebnis bis ich übrigens beim Laugavegur in Island gekommen. So anders und doch so ähnlich.

                      Kommentar


                      • Becks
                        Freak

                        Liebt das Forum
                        • 11.10.2001
                        • 19680
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        So am Rande: das Preisniveau haben die Deutschen zum Teil selber verbockt. Wenn man in einer Währungsunion hockt, bei der der Chefhüter lustig die Druckerpresse rotieren lässt und Billiarden in den Markt pumpt, dann bewirkt die Geldflut eben eine Abwertung. 2006, als ich nach .CH ging, war der Wechselkurs 1:1.60. Nun isser (mit Glück) bei 1:1.07, und auch nur, weil die SNB dagegen gehalten hat. Das entspricht einer Preiszunahme um fast 46% heute gegenüber 2006.

                        Zum Bärentrek/organisieren etc.: bei ruhigeren Routen braucht man fast nix zu organisieren. Als ich den Sentiero Calanca entlang bin, war ich neben den beiden Hüttenwirten der einzige Gast. Gegessen wurde gemeinsam, das Abendessen und die Uhrzeit zum Essen durfte ich auswählen, und der Abwasch war zu dritt auch schnell erledigt. Ich habe mich da zwar auf der Hütte angemeldet, aber mei, als einziger Gast war Reservation nun nicht wirklich nötig.

                        Wir (= Flachlandtiroler, Fjaellraev und noch ein paar mehr) hatten auch schon mal die Motterascio in der Greina für uns alleine. Die Mama des Hauses hatte richtig Spass, Hähnchenschenkel zu braten und uns zu bemuttern und wartete mit Sorgenfalten auf der Stirn am Eingang, weil wir bei Altschnee und Nebel quer über die 3000er dort zogen.

                        Also nur Mut. Weg von den Hotels im Tal (die kenne ich kaum), weg von den Kreditkartenschaltern und weg von den Skiliften. Gibt mehr als ausreichend extrem hübsche Routen, wo man für ein paar Tage von Hütte zu Hütte zieht, ohne ständig von Touristen umgerannt zu werden.

                        After much research, consideration, and experimentation, I have decided that adulthood is nothing for me. Thank you for the opportunity.

                        Kommentar


                        • Fjaellraev
                          Freak
                          Liebt das Forum
                          • 21.12.2003
                          • 13981
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          Zitat von Belge
                          Eine halbe Stunde Fahrt kostete umgerechnet 32 Euro, ein stolzer Preis für 11 Kilometer Straße.
                          Zitat von Belge Beitrag anzeigen
                          Der Postbus war wirklich irre teuer. Sagenhaft. Nicht ausgedacht der Preis. (War die Straße bis Rosenlaui teilweise für Verkehr gesperrt? Ist das der Preisaufschlag?).
                          Wie schon von Becks angedeutet lässt sich der Preis im Moment nicht überprüfen, deshalb habe ich mich gestern auch nicht auf diesen Preis bezogen (Der mir auch nicht ganz stimmig erschien) sondern auf den für die Fahrt aufs Joch (Wie wir es in der Region kurz nennen).
                          Allerdings bin ich jetzt doch noch auf einen Preis gestossen der mich an deiner Erinnerung zweifeln lässt.
                          https://www.postauto.ch/de/ausflugst...warzwaldalp-be
                          38 Franken, also knapp über 32€ für die Fahrt von Meiringen bis auf die grosse Scheidegg und von der Schwarzwaldalp zurück nach Meiringen. Ich glaube nicht dass da im Winter Dumpingpreise verrechnet werden...
                          Ist in deinem Preis auch der Hund inbegriffen gewesen? Der zahlt ja den halben Preis.
                          Dass der Preis für die Fahrt recht hoch ist (Wieviel es jetzt auch immer ist) hat wahrscheinlich zwei Ursachen:
                          1. Es ist eine rein touristische Linie ohne Erschliessungsfunktion (spätestens oberhalb von Zwirgi), die nicht subventioniert wird und auch nicht durch die Einnahmen aus Linien mit Erschliessungsfunktion gefördert werden darf, nur Quersubventionen aus Einnahmen anderer rein touristischer Strecken wären wohl gestattet.
                          2. Die Strasse ist zwar nicht gesperrt, es wird aber oberhalb von Oberzwirgi eine Strassenbenutzungsgebühr verlangt. Äh, nein natürlich keine Strassenbenützungsgebühr denn das ist bei Strassen die teilweise durch die öffentliche Hand bezahlt wurden ja verboten, sondern eine Parkgebühr. Ob da auch noch ein kleiner Betrag auf den Fahrpreis aufgerechnet wird entzieht sich meiner Kenntnis.
                          Zitat von Belge Beitrag anzeigen
                          Und ob der Wechselkurs nun 230 oder 200 Euro für die Bahn aufs Jungfraujoch ergibt, ist evtl. nicht mehr relevant, wenn ich Frau und Schwiegereltern am Sonntag dort hinauf einladen möchte (920 Euro oder nur 800-Euro-Fahrt?).
                          Da bin ich voll bei dir, würde mir selbst mit Halbtax nicht einfallen aber der Punkt in meiner gestrigen Kritik war ja eher dass du den Eindruck erweckt hast dass die Fahrt von der kleinen Scheidegg aus soviel kosten würde. Für die 230€ darfst du dann immerhin 3 h und nicht nur 35 Min Zug fahren.

                          Gruss
                          Henning
                          Es gibt kein schlechtes Wetter,
                          nur unpassende Kleidung.

                          Kommentar


                          • Flachlandtiroler
                            Freak
                            Moderator
                            Liebt das Forum
                            • 14.03.2003
                            • 30218
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            OT: Ich hab' jetzt auch nochmal nachgelesen, war ich doch auch schon mal in der Rosenlaui... nach Bietschhorn und Galenstock blieb ja noch ein halber Tag vor der Heimfahrt, was also tun wenn man vom Furkapass kommt und das Wetter schlecht wird?
                            Bin also nach der Tour auf den Galenstock noch die einspurige Straße zur Rosenlaui rein, habe in irgendeiner Abzweigung geparkt (sonst überall Parkverbot...) und gepennt. Morgens kurze Regenpause, also auf zur Dossenhütte. Es steht nichts in meinen Notizen, vielleicht habe ich also da doch ein Parkticket gezogen und bin dann die Schlucht hoch. Auf der Hütte war nur noch die Wirtin und der Hüttenchef und leider totale Waschküche. Bin also mit Hüttenchef wieder abgestiegen und im Steigerungsregen am Auto angekommen. Keine Menschenseele in Sicht, ebensowenig Wetterbesserung... trockene Sachen angezogen und heim gefahren. So unterschiedlich kann's sein.
                            Meine Reisen (Karte)

                            Kommentar


                            • Linard
                              Erfahren
                              • 30.08.2014
                              • 307
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #15
                              Schöne Fotos hast Du gemacht.
                              Ich finde es meistens interessant, wenn Ausländer (oder auch Zugezogene) mein Heimatland beschreiben.
                              Vieles wurde schon gesagt, insbesondere auch von Becks; dem muss nicht mehr gross Etwas hinzugefügt werden. Dass die Schweiz teuer ist, ist auch nicht wirklich etwas Neues. Es kommt trotzdem in gefühlt jedem Bericht vor.
                              Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
                              ...
                              In verschiedenen Punkten gebe ich dir mit deinen Beobachtungen recht, aber mindestens soviele sehe ich (der ich hier lebe und meinen Lebensunterhalt verdiene) halt als überzogene Erwartungen.
                              ..
                              Sehe ich auch so.
                              Ich kann auch nicht glauben, dass der Preis von Meiringen nach Rosenlaui pro Person ist.
                              Die Schweiz ist ein dicht besiedeltes Land und das mit dem Lärm ist sicher richtig erkannt.
                              Zitat von Belge Beitrag anzeigen
                              ....
                              Das ist auffällig. In Grindelwald und anderen Hotspots drängen sich Chinesinnen und Chinesen und so weiter, bevorzugt in bekannten Schigebieten oder vor gut vermarkteten Bergzügen. In den restlichen Tälern scheint der Niedergang kaum aufzuhalten.
                              ....
                              Das mit dem "Niedergang" siehst Du wohl eher falsch. Nur weil in ein paar Tälern weiter viel weniger los und weil die touristische Infrastruktur einen veralteten Eindruck macht heisst das nicht, dass es nicht profitable Tourismusbetriebe gibt. Viele Hotels sind aber in einem veralteten Zustand, das stimmt sicher. Im Gegensatz zu Österreich ist der Tourismus ein weniger bedeutender Wirtschaftszweig und es ist wohl schwieriger, von den Banken Kredite für Hotelmodernisierungen zu bekommen.
                              Zuletzt geändert von Linard; 11.03.2021, 22:19.

                              Kommentar


                              • Fjaellraev
                                Freak
                                Liebt das Forum
                                • 21.12.2003
                                • 13981
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #16
                                Zitat von Belge Beitrag anzeigen
                                Meiringen ist ein netter Ort (etwas irritierend: das Sherlock Holmes Museum – offenbar ist der Mann dort laut Romanvorlage verstorben) und am nächsten Morgen ging es mit dem Postbus in die erste Steigung bis zur schönen Haltestelle Rosenlaui. Eine halbe Stunde Fahrt kostete umgerechnet 32 Euro, ein stolzer Preis für 11 Kilometer Straße. Eine Jahreskarte kostet (umgerechnet) einige hundert Euro, wurde mir berichtet. Nach der ersten Fahrt wusste ich, dass das ein Schnäppchen ist. Ein anderer Fahrgast bezahlte schon nur für zwei kleine Hunde zackige 46 Euro für die schaukelnde Postbusfahrt, einfache Strecke. Nach einer halben Stunde Schweiz war er 78 Euro ärmer, aber auch 11 Kilometer weiter.
                                Mittlerweile ist die nächste Postbussaison im Reichenbachtal wieder nah genug, so dass man den Faktencheck machen kann - man glaubt es allerdings kaum wenn man die Schneemassen dort im Moment sieht:
                                Meiringen - Rosenlaui kostet ohne Halbtax 23.40 Fr.
                                Also waren deine 32€ wohl wie von mir schon vermutet mit dem Hund (23.40 für dich und 11.70 für den Hund).
                                Wie die angeblichen 78€ des anderen Fahrgasts zustandekommen sind kann ich nicht nachvollziehen, wahrscheinlich schlicht und einfach falsch.
                                Eine Jahreskarte für die Strecke wäre mir nicht bekannt, da sie als "Touristenstrecke" nicht im lokalen Tarifverbund drinnen ist wird sie dadurch nicht abgedeckt (Im nationalen Generalabonnement ist sie dabei...), aber ausschliessen möchte ich das, wenn auch sehr unwahrscheinlich, nicht.

                                Dass sich Flachlandtiroler nicht an ein Parkticket erinnern kann, könnte daran liegen dass diese Gebührenpflicht erst im Mai 3013 eingeführt wurde.

                                Gruss
                                Henning
                                Es gibt kein schlechtes Wetter,
                                nur unpassende Kleidung.

                                Kommentar


                                • November
                                  Freak

                                  Liebt das Forum
                                  • 17.11.2006
                                  • 11173
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #17
                                  Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
                                  Dass sich Flachlandtiroler nicht an ein Parkticket erinnern kann, könnte daran liegen dass diese Gebührenpflicht erst im Mai 3013 eingeführt wurde.


                                  Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt darin um.

                                  Kommentar


                                  • Fjaellraev
                                    Freak
                                    Liebt das Forum
                                    • 21.12.2003
                                    • 13981
                                    • Privat

                                    • Meine Reisen

                                    #18
                                    Du merkst aber auch Alles.
                                    Aber ich verweise einfach mal auf das was ich hier bei der drittletzten Frage geschrieben habe, manches ist da zwar nicht mehr aktuell aber das schon noch...
                                    Es gibt kein schlechtes Wetter,
                                    nur unpassende Kleidung.

                                    Kommentar


                                    • Belge
                                      Dauerbesucher
                                      • 23.02.2021
                                      • 524
                                      • Privat

                                      • Meine Reisen

                                      #19
                                      Wenn ich eines gelernt habe, dann: Von allen Tickets möglichst ein Foto machen. Dass ich die Preise aus der Erinnerung mal so locker runter schreibe, soll mir nicht nochmals passieren. Danke für diese intensive Recherche. Dann können spätere Wiederholer etwas genauer abschätzen, was auf sie zukommt (oder eben auch nicht 😀 )







                                      Kommentar


                                      • Flachlandtiroler
                                        Freak
                                        Moderator
                                        Liebt das Forum
                                        • 14.03.2003
                                        • 30218
                                        • Privat

                                        • Meine Reisen

                                        #20
                                        Besten Dank für Deine positive Einstellung
                                        Merke: Reisebericht nur mit vollständig belegten Fakten -- wir zählen nach!
                                        *duckundwech*

                                        Ich denke mal, wenn Einzelne das BEO unter "kann man mal machen, kommt nicht wieder vor" abbuchen wird der lokalen Tourimus kaum mit der Wimper zucken. Alleine schon, wieviele Urlauber wohl nach tagelangem Nordstau & Schnürlregen frustriert wieder abgereist sein werden...

                                        Recht bemerkenswert fand ich die Sichtweise eines anderen, ortsansässigen (Kandertal) Bergkameradens; der ist "Zugereister" und somit lokaler Scheuklappen unverdächtig. Ich schätze, im BEO hatte er in kürzerer Zeit die meisten Wandergipfel "durch". Aber nach Grindelwald fuhr nur ganz ungerne, weil es dort so touristisch und zersiedelt sei/ist. Das Kiental fand er überaus schön und am liebsten... fuhr er ins Wallis

                                        Trotzdem hat das BEO einige einmalige Perlen, wenn man gutes Wetter hat. Das abgelegene Finster-/Lauteraargebiet, die Rosenlaui, IMHO definitiv auch der Oeschinensee (kommt in diesem Bericht nicht so raus...) und das Gasteretal.
                                        Zuletzt geändert von Flachlandtiroler; 22.03.2021, 22:45.
                                        Meine Reisen (Karte)

                                        Kommentar

                                        Lädt...
                                        X