Tangermünde - Storkau
1.8.2022, 🛶12km, 🥾7km
Das Regengebiet von gestern Abend war um Mitternacht durchgezogen, aber um ½7 erreicht uns neuer Regen. Eine Stunde später ist auch der durch und wir können aufstehen.
Unser Lager am Morgen:


In der Ferne grüßt Tangermünde:

Diese Stadt wollen wir uns heute anschauen. Ich war vor ~20 Jahren im Rahmen einer geführten Exkursion schon mal hier, Andrea noch nie. Die historische Altstadt mit ihrer langen wechselvollen Geschichte war schon damals sehr attraktiv.
Um ½11 machen wir uns auf. Wanderpaddler mit Luftboot:

Wir nähern uns Tangermünde:



… und biegen in den Hafen ein:

3½km sind es bis in den Stadthafen Tangermünde. Hier steuern wir den Tangermünder Ruderklub am Südende an. Gleich daneben liegt noch der Tangermünder Wassersportverein, aber der scheint uns nicht ganz so optimal, das Boot einen Tag lang ohne Aufsicht liegenzulassen.
Beim Ruderklub ist am Montag Mittag niemand anwesend. Unter einer der 4 angegebenen Telefonnummern geht aber eine Sportsfreundin ans Telefon, die uns die Erlaubnis gibt, den Kahn über den Tag an der Südostseite des Steges anzubinden. Auf der anderen Seite werden die Ruderer nachmittags ihre Boote einsetzen. Dafür gibt es eine Spende in die Vereinskasse. Die Zufahrt zum Steg ist beim momentanen Niedrigwasser extrem flach und total verschlammt. Üble Vorstellung, hier ins Wasser zu fallen.
Immerhin können wir noch die Toilette benutzen und unsere Wasservorräte auffüllen. Das aber nur, weil gerade noch ein älteres Paar aus Hamburg hier ist und den Schlüssel zu den Innenräumen hat. Sie paddelten mit einem Plastecanadier 188km von Elster bis Tangermünde und beenden hier ihre Urlaubstour. Sie zelteten die letzten zwei Nächte auf dem Gelände und verladen gerade ihr schweres Boot aufs Autodach.
Dann legt noch ein Solokajaker an:

Lars ist Däne und startete seine richtig große Tour in Ystadt, Südschweden. Von da ging es durch die dänische Südsee bis nach Travemünde, dann den Elbe-Lübeck-Kanal zur Elbe und diese aufwärts bis hierher. Stromauf erreicht er mit seinem voll beladenen Seekajak ~3km/h.
Weiter soll es die Elbe 4 - 5 Wochen aufwärts gehen bis rein in die Tschechei, wo ihn ein Bekannter mit Fahrzeug zur Donau bringt. Die Donau geht es dann runter bis ans Schwarze Meer.
Die Übernachtung kostet hier 2022 beim Ruderklub 12€/Person, beim WSV gleich daneben 6€/Person. Lars hat das schnell mitbekommen und geht rüber zum WSV. 2023 soll es beim Ruderverein übrigens schon 17€pP kosten, auch wenn das auf der eigenen Website noch nicht aktualisiert wurde!
Unser Liegeplatz beim Ruderklub:

Um 12 starten wir zu unserem Stadtrundgang Tangermünde. Zunächst überquert man auf einer Brücke die Tanger:

Auch die Tanger führt kaum Wasser. Ihr Wasser wurde früher der Sage nach zum Bierbrauen verwendet. Einmal im Monat für eine Woche oder so waren die Bauern im Oberlauf verpflichtet, das Vieh vom Gewässer fernzuhalten. Dann konnten die Brauer in der Stadt neues Bier ansetzen. Heraus kam das Kuhschwanzbier: “Nun ward es auch zu Zeiten von Tangermund, wie auch überall hernieder üblich, daß jeder aus dem Volke seinen eignen Gerstensaft zu brauen suchte, bei sich drunten in den Gemäuern. Vom Wasser für das wohlschmeckende Gesöff ward genommen vom Tangerfluß. Aber auch die Rindsviecher der Umgebung haben ihren Durst im Tanger zu stillen gesucht. So kam es, daß die Braumayster die Kuhviechereien aus dem Fluß vertreiben wollten, um reichlich vom Wasser zu schöpfen. Doch so sehr sie sich auch mühten, vermochten sie nicht zu verhindern, daß mindestens ein Kuhschwanz währenddessen stets noch im Tanger hing.”
Blick auf das verschlammte Hafenbecken und die Stege beim Wassersportverein:

Zoom auf die Altstadt:

Hier ist übrigens gut die hohe Stadtmauer zu erkennen, die die Stadt zum Hafen hin abschottet. Dazu finden sich diese interessanten Informationen:

Diese Mauer hat also noch in der 2. Hälfte des 18. Jhds ihren Zweck erfüllt, jetzt die Unterbindung des Schmuggels. Da sie auch bei Elbhochwasser die Stadt schützte, wurde sie – im Gegensatz zu den meisten Städten Norddeutschlands – im 19. Jhdt nicht abgetragen.
Man betritt die Altstadt durch das Neustädter oder Stendaler Tor:

Infos:

Das Neustädter Tor und die zwei Türme auf der Burg wurden aus den Privatmitteln von Kaiser Wilhelm II. wiederhergestellt, sowie der Bau des städtischen Krankenhauses unterstützt, welches bis zur Wendezeit Kaiser-Wilhem-Krankenhaus hieß.
Die Kaiser- und Hansestadt Tangermünde kann aber auf viel mehr kaiserliche Tradition zurückschauen (Kaiser Karl IV.).
Der Stadtrundgang führt uns zunächst an einer Kneipe vorbei, der “Zecherei Sankt Nikolai”:

Vermutlich in Bayern undenkbar, aber so sind sie, die gottlosen Ossis.
Hier gibt es natürlich auch das Kuhschwanzbier.


Stephanskirche:


Verschiedene Quellen schrieben dem Turm eine Höhe von 94 Metern zu. Einige wenige Tangermünder und auch Touristen äußerten über viele Jahre Zweifel an dieser enormen Höhe. Erst die Vermessung des Turms im Zuge der Sanierung (1998-2000) sollte den Skeptikern Recht geben und ergab eine Höhe von "nur" 87.5m. Aber auch mit dieser Höhe darf St. Stephan für sich weiterhin beanspruchen, der höchste Kirchturm in der Altmark zu sein (tangermuende.info).


Lange Straße gegenüber von St. Stephan:


Weg zur Burg Tangermünde:

Gefängnisturm am Burgeingang:

Kapitelturm:

Blick vom Fuß des Kapitelturms über die Elbe:



Das Haus Nr. 23 mit seinen reichen Flachschnitzereien gehört zu den schönsten Tangermünder Fachwerkhäusern:


Das Tangermünder Rathaus zählt zu den schönsten Bauwerken norddeutscher Backsteingotik. Hier habe ich allerdings nur die Rückansicht festgehalten:

Insgesamt macht die Stadt schon einen recht netten Eindruck. Die gut erhaltene Altstadt mit vielen Fachwerk- und Backsteinbauten sowie die recht vollständig erhaltene Burg Tangermünde sind in Norddeutschland nicht so häufig zu finden und stehen in starkem Kontrast zu dem durch britische und amerikanische Flächenbombardements verheerend kriegszerstörten Magdeburg, das wir uns vor 2 Tagen angesehen haben.
Wir gehen am Ende noch zum Netto beim Bahnhof und kehren anschließend zurück zum Boot:

Kurz nach 6 paddeln wir weiter. Wir verlassen den Hafen, passieren die Burg und verlassen Tangermünde unter der 2001 neugebauten Elbebrücke Tangermünde. Sie ersetzt den Vorgängerbau von 1933 (ab Seite 11 des PDF) und ist mit einer Länge von 1435 m die größte Straßenbrücke Sachsen-Anhalts.
4km weiter unterqueren wir östlich von Stendal die Elbebrücke Hämerten für die Schnellfahrstrecke Hannover–Berlin. Sie ist die erste große Brücke, die im Rahmen der Verkehrsprojekte Deutsche Einheit 1994 bzw. 1996 fertiggestellt wurde (Map). Wie bereits zwei der Vorgängerbauten besteht sie aus Kruppstahl. Hier rasen die ICEs mit 250km/h Regelgeschwindigkeit drüber.
Nur 1km weiter schlagen wir um ¼8 am rechten Ufer das Lager auf:

Wenig weiter beginnt ein Teilstück des Truppenübungsplatzes Klietz, auf dem die Querung der Elbe geübt wird, und am linken Ufer liegt das Dorf Storkau.
Die Eisenbahnbrück ist in Sicht- und Hörweite, aber besonders störend ist sie eigentlich nicht, trotzdem alle paar Minuten ein Zug drüber rast:


Großzügiger Lagerplatz in der Abendsonne:

Sonnenuntergang:

1.8.2022, 🛶12km, 🥾7km
Das Regengebiet von gestern Abend war um Mitternacht durchgezogen, aber um ½7 erreicht uns neuer Regen. Eine Stunde später ist auch der durch und wir können aufstehen.
Unser Lager am Morgen:
In der Ferne grüßt Tangermünde:
Diese Stadt wollen wir uns heute anschauen. Ich war vor ~20 Jahren im Rahmen einer geführten Exkursion schon mal hier, Andrea noch nie. Die historische Altstadt mit ihrer langen wechselvollen Geschichte war schon damals sehr attraktiv.
Um ½11 machen wir uns auf. Wanderpaddler mit Luftboot:
Wir nähern uns Tangermünde:
… und biegen in den Hafen ein:
3½km sind es bis in den Stadthafen Tangermünde. Hier steuern wir den Tangermünder Ruderklub am Südende an. Gleich daneben liegt noch der Tangermünder Wassersportverein, aber der scheint uns nicht ganz so optimal, das Boot einen Tag lang ohne Aufsicht liegenzulassen.
Beim Ruderklub ist am Montag Mittag niemand anwesend. Unter einer der 4 angegebenen Telefonnummern geht aber eine Sportsfreundin ans Telefon, die uns die Erlaubnis gibt, den Kahn über den Tag an der Südostseite des Steges anzubinden. Auf der anderen Seite werden die Ruderer nachmittags ihre Boote einsetzen. Dafür gibt es eine Spende in die Vereinskasse. Die Zufahrt zum Steg ist beim momentanen Niedrigwasser extrem flach und total verschlammt. Üble Vorstellung, hier ins Wasser zu fallen.
Immerhin können wir noch die Toilette benutzen und unsere Wasservorräte auffüllen. Das aber nur, weil gerade noch ein älteres Paar aus Hamburg hier ist und den Schlüssel zu den Innenräumen hat. Sie paddelten mit einem Plastecanadier 188km von Elster bis Tangermünde und beenden hier ihre Urlaubstour. Sie zelteten die letzten zwei Nächte auf dem Gelände und verladen gerade ihr schweres Boot aufs Autodach.
Dann legt noch ein Solokajaker an:
Lars ist Däne und startete seine richtig große Tour in Ystadt, Südschweden. Von da ging es durch die dänische Südsee bis nach Travemünde, dann den Elbe-Lübeck-Kanal zur Elbe und diese aufwärts bis hierher. Stromauf erreicht er mit seinem voll beladenen Seekajak ~3km/h.
Weiter soll es die Elbe 4 - 5 Wochen aufwärts gehen bis rein in die Tschechei, wo ihn ein Bekannter mit Fahrzeug zur Donau bringt. Die Donau geht es dann runter bis ans Schwarze Meer.
Die Übernachtung kostet hier 2022 beim Ruderklub 12€/Person, beim WSV gleich daneben 6€/Person. Lars hat das schnell mitbekommen und geht rüber zum WSV. 2023 soll es beim Ruderverein übrigens schon 17€pP kosten, auch wenn das auf der eigenen Website noch nicht aktualisiert wurde!
Unser Liegeplatz beim Ruderklub:
Um 12 starten wir zu unserem Stadtrundgang Tangermünde. Zunächst überquert man auf einer Brücke die Tanger:
Auch die Tanger führt kaum Wasser. Ihr Wasser wurde früher der Sage nach zum Bierbrauen verwendet. Einmal im Monat für eine Woche oder so waren die Bauern im Oberlauf verpflichtet, das Vieh vom Gewässer fernzuhalten. Dann konnten die Brauer in der Stadt neues Bier ansetzen. Heraus kam das Kuhschwanzbier: “Nun ward es auch zu Zeiten von Tangermund, wie auch überall hernieder üblich, daß jeder aus dem Volke seinen eignen Gerstensaft zu brauen suchte, bei sich drunten in den Gemäuern. Vom Wasser für das wohlschmeckende Gesöff ward genommen vom Tangerfluß. Aber auch die Rindsviecher der Umgebung haben ihren Durst im Tanger zu stillen gesucht. So kam es, daß die Braumayster die Kuhviechereien aus dem Fluß vertreiben wollten, um reichlich vom Wasser zu schöpfen. Doch so sehr sie sich auch mühten, vermochten sie nicht zu verhindern, daß mindestens ein Kuhschwanz währenddessen stets noch im Tanger hing.”
Blick auf das verschlammte Hafenbecken und die Stege beim Wassersportverein:
Zoom auf die Altstadt:
Hier ist übrigens gut die hohe Stadtmauer zu erkennen, die die Stadt zum Hafen hin abschottet. Dazu finden sich diese interessanten Informationen:
Diese Mauer hat also noch in der 2. Hälfte des 18. Jhds ihren Zweck erfüllt, jetzt die Unterbindung des Schmuggels. Da sie auch bei Elbhochwasser die Stadt schützte, wurde sie – im Gegensatz zu den meisten Städten Norddeutschlands – im 19. Jhdt nicht abgetragen.
Man betritt die Altstadt durch das Neustädter oder Stendaler Tor:
Infos:
Das Neustädter Tor und die zwei Türme auf der Burg wurden aus den Privatmitteln von Kaiser Wilhelm II. wiederhergestellt, sowie der Bau des städtischen Krankenhauses unterstützt, welches bis zur Wendezeit Kaiser-Wilhem-Krankenhaus hieß.
Die Kaiser- und Hansestadt Tangermünde kann aber auf viel mehr kaiserliche Tradition zurückschauen (Kaiser Karl IV.).
Der Stadtrundgang führt uns zunächst an einer Kneipe vorbei, der “Zecherei Sankt Nikolai”:
Vermutlich in Bayern undenkbar, aber so sind sie, die gottlosen Ossis.

Hier gibt es natürlich auch das Kuhschwanzbier.
Stephanskirche:
Verschiedene Quellen schrieben dem Turm eine Höhe von 94 Metern zu. Einige wenige Tangermünder und auch Touristen äußerten über viele Jahre Zweifel an dieser enormen Höhe. Erst die Vermessung des Turms im Zuge der Sanierung (1998-2000) sollte den Skeptikern Recht geben und ergab eine Höhe von "nur" 87.5m. Aber auch mit dieser Höhe darf St. Stephan für sich weiterhin beanspruchen, der höchste Kirchturm in der Altmark zu sein (tangermuende.info).
Lange Straße gegenüber von St. Stephan:
Weg zur Burg Tangermünde:
Gefängnisturm am Burgeingang:
Kapitelturm:
Blick vom Fuß des Kapitelturms über die Elbe:
Das Haus Nr. 23 mit seinen reichen Flachschnitzereien gehört zu den schönsten Tangermünder Fachwerkhäusern:
Das Tangermünder Rathaus zählt zu den schönsten Bauwerken norddeutscher Backsteingotik. Hier habe ich allerdings nur die Rückansicht festgehalten:
Insgesamt macht die Stadt schon einen recht netten Eindruck. Die gut erhaltene Altstadt mit vielen Fachwerk- und Backsteinbauten sowie die recht vollständig erhaltene Burg Tangermünde sind in Norddeutschland nicht so häufig zu finden und stehen in starkem Kontrast zu dem durch britische und amerikanische Flächenbombardements verheerend kriegszerstörten Magdeburg, das wir uns vor 2 Tagen angesehen haben.
Wir gehen am Ende noch zum Netto beim Bahnhof und kehren anschließend zurück zum Boot:
Kurz nach 6 paddeln wir weiter. Wir verlassen den Hafen, passieren die Burg und verlassen Tangermünde unter der 2001 neugebauten Elbebrücke Tangermünde. Sie ersetzt den Vorgängerbau von 1933 (ab Seite 11 des PDF) und ist mit einer Länge von 1435 m die größte Straßenbrücke Sachsen-Anhalts.
4km weiter unterqueren wir östlich von Stendal die Elbebrücke Hämerten für die Schnellfahrstrecke Hannover–Berlin. Sie ist die erste große Brücke, die im Rahmen der Verkehrsprojekte Deutsche Einheit 1994 bzw. 1996 fertiggestellt wurde (Map). Wie bereits zwei der Vorgängerbauten besteht sie aus Kruppstahl. Hier rasen die ICEs mit 250km/h Regelgeschwindigkeit drüber.
Nur 1km weiter schlagen wir um ¼8 am rechten Ufer das Lager auf:
Wenig weiter beginnt ein Teilstück des Truppenübungsplatzes Klietz, auf dem die Querung der Elbe geübt wird, und am linken Ufer liegt das Dorf Storkau.
Die Eisenbahnbrück ist in Sicht- und Hörweite, aber besonders störend ist sie eigentlich nicht, trotzdem alle paar Minuten ein Zug drüber rast:
Großzügiger Lagerplatz in der Abendsonne:
Sonnenuntergang:
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