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    [DE] Forststeig Variationen

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    Forststeig Variationen

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20240531_112121.jpg Ansichten: 0 Größe: 777,7 KB ID: 3316123


    In der letzten Maiwoche 2024 sollte es für mich auf den Forststeig im Elbsandsteingebirge gehen.
    Eigentlich dachte ich das dieser Weg allseits beschrieben und bekannt ist und wollte deswegen keinen Reisebericht schreiben.
    Aber auf Wunsch eines einzelnen Herrn hier im Forum hin und da ich im Moment etwas Zeit habe.....

    Leider ist die Festplatte, auf der ich meinen Wanderkram archiviere hops gegangen und die Bilder, zumindest der letzten drei Jahre, mit ihr. Daher gibt es nur Handyfotos, die ich glücklicherweise noch nicht gelöscht hatte.

    In den letzten Jahren war ich schon des öfteren mit Zelt in Deutschland unterwegs und habe in diversen Trekkingcamps genächtigt. (Schwarzwald, Pfälzer Wald).
    Ich finde das Konzept der legalen Übernachtung im Wald mit Annehmlichkeiten wie einer Feuerstelle oder Toilette wirklich gelungen.
    Allerdings sind die Standorte dieser Camps teilweise recht unglücklich gewählt.
    Im Schwarzwald kam man nur auf Forstwegen vorwärts und im Pfälzer Wald ist es recht schwierig sich mit Wasser zu versorgen, bzw liegen die Camps öfters in „Hörweite“ der Zivilisation (Straßen).

    Also warum der Forststeig? Es gibt ja durchaus noch andere Möglichkeiten im Frankenwald, Spessart, Eifel, Saar-Hunsrück (sogar direkt bei mir um die Ecke) etc. Bei der Suche nach Tourmöglichkeiten stolperte ich über den Forststeig im Elbsandsteingebirge.
    Ich hatte schon diverse Dokumentationen zur sächsischen Schweiz gesehen und fand die Ecke sehr ansprechend. Als ich mich besser informierte und die Karten studierte sah ich das der Steig abseits der großen Touristenspots verläuft und die Wegführung erfreulich wenig Forstwege aufweist. Zudem gefällt mir das Prinzip der Trekkingtickets, die man im Vorhinein kauft und an jedem Biwakplatz oder jeder Hütte einlösen kann, ohne vorher zu reservieren. Das macht die ganze Sache doch recht geschmeidig.

    Da ich nur fünf Tage zur Verfügung hatte und kein Kilometerfresser bin, variierte ich mir die Tour auf Basecamp, um in fünf Tagen (+1 Tag Anreise) möglichst viele Biwakplätze anzulaufen. Die Originalstrecke unterteilt sich in sieben Etappen und ist auf die Hütten ausgelegt, an denen man nicht zelten darf. Und ja das wird kontrolliert. Heraus kam eine Strecke, die dem Steig im Großen und Ganzen folgt, allerdings die Etappe 4 zur Hälfte schneidet und 3, 6 und 7 auslässt.

    Anreise:

    Einen Monat vor Beginn schaue ich mir die Zugverbindungen an.
    Die Fahrt mit dem Zug von Saarbrücken nach Bad Schandau soll 7,5 Stunden dauern. Da werde ich am ersten Tag nicht mehr loskommen. Daher entscheide ich mich dazu, mir dort für die erste Nacht ein Hotelzimmer zu nehmen. Also Zug gebucht und Sitzplätze reserviert. Die Suche nach einem Zimmer gestaltet sich jedoch schwierig. Die günstigen Absteigen sind alle ausgebucht und mir bleibt nur noch ein Zimmer für heftige 84 € in einem Frühstückshotel.
    Nachdem die Bahn, aus Gründen, meine Abreise 4 Stunden vorverlegt hat und die Fahrt dementsprechend 4 Stunden länger dauert komme ich um 17:30 Uhr am Nationalparkbahnhof von Bad Schandau an.
    Der Himmel ist durchwachsen und es ist sehr schwül. Ich muss noch ca 2,5 Km nach Bad Schandau Ort laufen und stiefele los. Die Straße entlang, über die Elbe und ab zum Hotel. Dort angel ich mir meinen Schlüssel aus der Schlüsselbox und entere das Zimmer. Für 84 € hab ich mir doch was mehr erwartet. Ich habe ein winziges Kämmerchen mit Dusche und WC unter dem Dach.
    Egal. Nachdem ich mich breit gemacht habe gehe ich in den Ort, um etwas zu essen.
    Ich komme an einem Massagesalon vorbei und sehe einen eindeutigen Hinweis, was hier nicht massiert wird.

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    Ein hübsches Örtchen, zwar recht touristisch aber trotzdem nett.
    Hochwasser hatten sie hier auch schon des öfteren

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    Krass. Diese Haus liegt bestimmt 10-15m über dem Elbufer.
    Mit Hochwassern kennt sich der Saarbrücker aus (gerade an Pfingsten 2024 war es heftig), aber so hoch steigt die Saar dann doch nicht. Ich schlendere weiter und suche ein Restaurant. Die sind allesamt voll oder zu teuer. Ich finde eine kleine Lokalität und frage den Wirt, ob noch ein Platz frei wäre. Er blafft mich an ich sähe doch das alles belegt sei. Nein, sehe ich in dem verwinkelten Ding nicht. Er herrscht mich an ich solle mich halt irgendwo dazu setzen. Bitte nicht allzu freundlich der Herr. Ich quetsche mich zu einem älteren Paar an eine 6er Bank und bekomme die Karte auf den Tisch geknallt. Die Bestellung und das Servieren des Essens erfolgen ähnlich herzlich, daher fällt das Trinkgeld schmal aus, bzw ganz.
    Das Essen war wenigstens nicht teuer und ganz in Ordnung. Lübzer Pils schmeckt auch nicht sooo schlecht.

    Wieder draußen stolpere ich direkt in eine Demo der freien Sachsen. Gottogottogott. Gruselig. Die sind tatsächlich gegen alles und noch viel mehr. Ich bin mir nur nicht sicher wem sie mehr die Pest wünschen, allem nicht deutschen oder doch den „Corona Verbrechern“?

    Ich hab auf jeden Fall genug und verziehe mich in meine Hundehütte.
    Gottseidank geht es morgen los.
    Zuletzt geändert von Sausemann; 12.03.2025, 19:53. Grund: Geotagging
    Einer der mehr Ahnung hatte als ich sagte mal:
    "Manchmal verspeist man den Bären,
    und manchmal wird man eben vom Bären verspeist."

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    #2
    Erster Tag:

    Morgens um 7:00 Uhr schäle ich mich aus den Federn. Ein Blick nach draußen:
    Es gießt wie aus Eimern. Na prima. Ich lasse mir nicht lange die Laune verregnen und gehe Frühstücken. Das Buffet ist klein, aber für zwei belegte Brötchen und einen Kaffee reichts.
    Einigermaßen satt packe ich meinen Rucksack, schmeiße mich in die Regenklamotten und los geht es.
    2,5 Km zurück zum Bahnhof und mit der S-Bahn nach Schöna. Es hat sich jetzt richtig schön eingeregnet und es sieht auch nicht so aus, als würde das heute noch aufhören. Gegen 10:30 Uhr komme ich an.
    Vom Bahnhof aus geht der Weg erst noch 500m die Straße lang und verschwindet dann im Wald. Der Steig macht seinem Namen gleich Ehre, es geht auf einem schmalen Weg erstmal nach oben und dann relativ flach weiter.

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    Während es noch so vor sich hin regnet und ich den Pfad langtrotte sehe ich zum ersten Mal in meinem Leben einen Feuersalamader in freier Wildbahn.

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    und kurz darauf ein seltsames Geschäum am Boden. Was das wohl sein mag?
    Vielleicht von Lurchi?

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    Es regnet und regnet. Ich ziehe weiter über schmale Pfade und kleine Wege, bis ich die tschechische Grenze erreiche. Der Weg durch den Fichtenwald ist mal dichter, mal lichter. Immer wieder tauchen schöne Sandsteinformationen am Weg auf.

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    Mittlerweile bin außen nass und innen durchgeschwitzt. Die Temperaturen sind für den Dampfdurchlass der Hardshell nicht gerade fördernd.
    Auf erfreulich schmalen Wegen geht es die tschechische Grenze entlang Richtung großer Zschirnstein. An der Abzweigung dorthin fülle ich meine Wasserflasche am Hertelsgrundbach. Während ich so auffülle kommt ein deutsches Pärchen mit großen Rucksäcken des Weges. Die zwei wollen heute noch bis Ostrov. Nicht schlecht. Mein Weg wird mich da erst morgen Nachmittag vorbeiführen.
    Wir unterhalten uns noch ein bisschen und ich entscheide den Zschirnstein auszulassen. Das Wetter ist so schlecht, das die Aussicht von dort oben bestimmt nicht dolle ist. Die zwei wollen auch weiter. Wir gehen zusammen bis zum Zschirnsteinbiwak und machen dort Pause.

    Eine kleine, geschlossene Schutzhütte mit Schlafgelegenheit, eine Feuerstelle, ein paar Bänke und mehrere Zeltplätze. Ein Blick in den Rucksack:
    Da ist auch alles nass. Zum Glück habe ich relativ wasserdicht gepackt.
    Ich esse eine Kleinigkeit und verabschiede mich Richtung Taubenteichbiwak.

    Ca 2Km nach dem Biwak liegt die Quelle Studánka Sedmilharu am Wegesrand. Dort fülle ich meine Wasservorräte für die kommende Nacht auf.

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    Der Weg ist jetzt sehr schmal, morastig und ziemlich zugewuchert.
    Es wirkt richtig verwunschen.

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    Kurz nach der Quelle kommt der Abzweig zur Trekkinghütte Grenzbaude. Die lasse ich aber rechts liegen und laufe noch ca 1,5Km weiter bis zum Taubenteichbiwak, wo ich zu nächtigen gedenke.
    Mittlerweile hat es tatsächlich aufgehört zu regnen und es kommt sogar ein bisschen die Sonne raus.
    Kurz darauf komme ich am Biwakplatz an. Mit Pausen und Getrödel ist es inzwischen 16:00 Uhr und aus den geplanten 17Km sind, wegen der Abkürzung nur 14Km geworden (plus die 2,5Km zum Bahnhof). Aber alles nicht schlimm, bei dem Wetter hätte es eh keinen Spaß gemacht und ich muss auch nicht auf Teufel komm raus jede Attraktion des Weges mitnehmen, wenn es mir anders angenehmer ist. Habe ja schließlich Urlaub
    Leider sind in direkter Nähe des Biwaks Forstarbeiten und es ist relativ laut.

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    Außer mir ist niemand da. Prima. Da kann ich mich ja ganz ungeniert breit machen. Ich belege die Schutzhütte und breite mein Getüdel zum Trocknen aus.

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    Im Anschluss schaue ich mir mal die recht schönen Biwakboxen an, die die Studierenden der TU Dresden dort aufgestellt haben. Bei geschlossener Box würde ich da zwar nicht schlafen, aber ich finde eine schöne Idee und echt gelungen.

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    Nachdem das Zelt aufgebaut ist wird erstmal was gegessen. Die Forstarbeiter haben auch ein Einsehen und gegen 17:00 Uhr kehrt Ruhe ein. Ich packe das Buch aus, das ich mir luxuriöserweise aufgebuckelt habe, lese und entspanne.

    Seltsamerweise ist mein Rucksack auf kurzen Touren immer ähnlich schwer, wie auf längeren. Die Disziplin zur Beschränkung auf das notwendige sinkt bei mir mit jedem fallenden Kg Rucksackgewicht. (Ein Buch? Komm nimm mit. Extra Kuschelsocken? Was solls. Ne Buddel Wein? Na klar......)

    Wie ich da so sitze kommen noch zwei deutlich jüngere deutsche Jungs an. Best Buddies, die nochmal eine Herrentour machen, bevor es für den einen in den Hafen der Ehe geht.
    Da naht auch schon ein Ranger mit ziemlich mürrischem Gesichtsausdruck. Was ist dem denn über die Leber gelaufen?
    Kurz angebunden kontrolliert er unsere Trekkingtickets und weist uns auf sämtliche Ge- und Verbote des Camps hin. Sir yes Sir.

    Nachdem der Ranger gegangen ist meldet sich wieder der Hunger und die Kalorienspeicher werden aufgefüllt. Ich lese noch ein bisschen.

    Axt und Feuerholz sind an der Schutzhütte vorhanden und es ist sogar erlaubt Feuer zu machen. Das prasselt auch bald und wir sitzen noch eine Zeitlang beisammen und quatschen. Lustigerweise haben die zwei den Feuersalamander auch gesehen. Der wurde dort bestimmt vom sächischen Tourismusverband ausgesetzt, um die startenden Wanderer zu erfreuen

    Gegen 21:30 Uhr zieht es mich ins Bett und ich verbringe meine Premierennacht im Enan.

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    Einer der mehr Ahnung hatte als ich sagte mal:
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      #3
      Zitat von Sausemann Beitrag anzeigen
      Ich muss noch ca 2,5 Km nach Bad Schandau Ort laufen und stiefele los. Die Straße entlang, über die Elbe und ab zum Hotel. ​
      Man kann auch die Fähre nehmen, vom Bahnhof rüber in den Ort. Ist eine recht nette Fahrt ein Stück die Elbe ab- bzw. aufwärts und erspart einem die elende Latscherei.
      Zur Zeit muss man sogar die Fähre nehmen, die Brücke ist wegen Einsturzgefahr gesperrt.

      Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt darin um.

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      • Sausemann
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        #4
        Zitat von November Beitrag anzeigen
        Man kann auch die Fähre nehmen, vom Bahnhof rüber in den Ort. Ist eine recht nette Fahrt ein Stück die Elbe ab- bzw. aufwärts und erspart einem die elende Latscherei.
        Zur Zeit muss man sogar die Fähre nehmen, die Brücke ist wegen Einsturzgefahr gesperrt.
        Ich hab da tatsächlich auch irgendwas von einer Fähre gelesen, war aber nach der langen Zugfahrt so hirntod, das mir gar nicht in den Sinn gekommen ist, das ich die nehmen könnte.

        Und weiter gehts:

        Zweiter Tag:

        Gegen 3:00 Uhr nachts werde ich von Maschinenlärm wach.

        Das hört sich an, als würden Baumstämme verladen. Wtf? Um 3:00 Uhr nachts? Ich bin zu faul, um aufzustehen und nachzuschauen. Nach einer halben Stunde herrscht endlich Ruhe und ich schlafe wieder ein. (Am Abend spreche ich einen Ranger darauf an. Er meint das wären Tschechen gewesen, die das Holz gestohlen hätten. Er macht den Eindruck sogar ganz froh darüber zu sein, da man nicht mehr wüsste wohin mit den Borkenkäfer befallenen Fichten. Warum eigentlich Tschechen und keine Deutschen?)

        Nach dieser nächtlichen Ruhestörung wache ich gegen 7:00 Uhr auf.
        Na bitte. Herrlichster Sonnenschein.
        Zum Frühstück gibt es Müsli und Kaffee. Ich plaudere noch etwas mit den Jungs und packe dann zusammen.

        Es geht noch ein kleines Stück die Grenze entlang und dann rüber nach Tschechien.
        Der Weg ist schmal und der Wald verwunschen. Sofort habe ich Grimms Märchen und drei Nüsse für Aschenbrödel im Kopf.

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ID: 3316729

        Bei dem Wetter macht das auch wesentlich mehr Spaß, als gestern.
        Nach ca 1Km auf tschechischer Seite ist auf der Karte eine Försterei? mit Hotelbetrieb eingezeichnet, Kristin Hrádek. Dort will ich mein Wasser auffüllen. Ansonsten gibt es bis zum Děčínský Sněžník wohl keine Möglichkeit mehr.
        Die Stelle liegt direkt am Forststeig. Nur hat da alles geschlossen und den auf der Karte eingezeichneten Brunnen finde ich auch nicht.
        Na prima. Hätte ich mal besser gehaushaltet. In der Trinkflasche ist nur noch eine kleine, traurige Pfütze zu finden und das Wetter heute ist schweißtreibend.
        Aber ich beschwere mich nicht. Schön isses.

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ID: 3316730

        Also geht es wasserlos weiter, dem Děčínský Sněžník (alias Vysoký Sněžník oder auch hoher Schneeberg) entgegen.
        An dessen Fuß komme ich auch knapp 4Km hinter der Försterei an. Die Flasche ist mittlerweile leer und ich bin furchtbar durstig.

        In meiner Not zapfe ich einen Liter aus einem wenig Vertrauen erweckenden Bach, der direkt neben einer Schnellstraße fließt. Leichenbach heißt der auf deutsch.....
        Von dem Wasser trinke ich gerade soviel, wie ich brauche, um nicht zu verdursten und mein Magen hält brav still.

        Direkt nach dem Überqueren der Schnellstraße, an einem kleinen Parkplatz geht es hoch zum Sněžník. Am Anfang noch auf einem breiten Weg, der aber später wieder zu einem schönen kleinen Pfad wird. Das Wetter ist traumhaft und mittlerweile weht auch ein laues Lüftchen, das den Anstieg recht angenehm werden lässt.

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        Je höher ich komme, desto schöner wird auch die Aussicht, die man durch die Bäume erkennen kann.

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ID: 3316732
        Zum Glück ist es während der Woche und mir begegnet beim Aufstieg keine Menschenseele.
        Oben auf dem Plateau angekommen hat man wieder eine fantastische Aussicht.

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ID: 3316733

        Und dort oben thront ein Turm. Mit Restauration! Das war auf der Karte so nicht ersichtlich. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich nicht die Plörre trinken müssen. Egal. Ich fülle meine Wasserflaschen auf und genehmige mir ein erstaunlich günstiges, leckeres tschechisches Pils.

        Nach einer Stunde Pause geht es weiter. Aus dem Wald heraus und an Wiesen und Feldern entlang. Leider auf Asphalt. Ich komme wieder an einem kleinen Dorf vorbei, in dem es laut Karte zwei Hotels gibt. Dort will ich eigentlich lecker Mittagessen, aber auch hier hat alles dicht. Dabei hatte ich mich schon seit Tagen auf böhmische Knödel gefreut. Wird nüscht, also weiter.
        Nach dem kleinen Dorf Zadni Ves, geht es wieder in den Wald und die Wegführung wird wieder schöner.
        Vorbei an schönen Felsformationen einem alten Mühlweg folgend.

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ID: 3316734

        Angenehm und flach geht es Richtung Ostrov, dem Endpunkt der „offiziellen Forststeig Etappe“ Dort kann man auf einem Campingplatz übernachten, der die Forststeig Tickets akzeptiert und, wenn man den Schilderungen im Internet Glauben schenken darf, auch sehr schön ist. Dort könnte ich meine kulinarischen Gelüste wohl stillen, aber ich möchte heute weiter zum Zehrbornbiwak.
        Eigentlich wollte ich dazu Ostrov östlich, an einer Felskette entlang, umgehen, doch der Weg ist gesperrt und ich latsche durch das Dorf.
        Die Straße endet genau an der Grenze und wird zum Forstweg auf deutscher Seite.

        Ca 500m vor dem Biwakplatz liegt die Zehrbornquelle, die erfreulich viel Wasser hat. Ich fülle alles auf, was ich habe.
        Den ganzen Tag schon stopfe ich irgendwas in die Stretchtasche auf der Hinterseite des Rucksacks und hole wieder Zeug heraus. Dabei passe ich nicht auf und anscheinend löst sich der Schraubverschluss meiner kleine Flasche Antibrumm. Genau jetzt geht sie ganz auf und flutet mit betörendem Duft die Außenseite meines Rucksacks.
        Zum Glück erwischt die Brühe nichts von Zelt und Schlafsack und ich bin mir sicher das mein Rucksack auf dieser Tour nicht gestochen wird.

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ID: 3316735
        (Von dem Wasser hat meine Schwester eine Tankladung geordert )

        Auf auf zum letzten Halali und schwupps bin ich am Zehrbornbiwak, welches wirklich sehr schön gelegen ist. Eine kleine überdachte Sitzgelegenheit, WC ect . und sehr schöne kleine Spots für die Zelte. Eine Biwakschachtel, wie am Taubenteich, gibt es zwar nicht, dafür liegen dort schon die Fundamente für selbige und stören den Gesamteindruck geringfügig.

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ID: 3316736

        Es ist ca 16:30 Uhr. Ich bin relativ früh da und nach dem Zeltaufbau schnappe ich mir mein Buch und lese weiter. (Doppler von Erlend Loe. Ein Buch über einen anarchistischen norwegischen Waldaussteiger)
        Gegen 18:00 Uhr kommen noch 2 Berliner an, ein paar Jahre älter als ich,wiederum sehr nett und der obligatorische Ranger, der sogar ein bisschen lächeln kann. Wir quatschen noch, essen etwas und gegen 21:00 Uhr geht’s ins Bett.

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ID: 3316737
        Einer der mehr Ahnung hatte als ich sagte mal:
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          #5
          Zitat von Sausemann Beitrag anzeigen
          Nach ca 1Km auf tschechischer Seite ist auf der Karte eine Försterei? mit Hotelbetrieb eingezeichnet, Kristin Hrádek. Dort will ich mein Wasser auffüllen. Ansonsten gibt es bis zum Děčínský Sněžník wohl keine Möglichkeit mehr.
          Die Stelle liegt direkt am Forststeig. Nur hat da alles geschlossen und den auf der Karte eingezeichneten Brunnen finde ich auch nicht.
          Das ist ein grundsätzliches Problem bei Touren in CZ. Die touristische Infrastruktur ist verlässlich nur während der Sommerferien (Juli und August) geöffnet. Manchmal auch ab Mai und bis September. Den Rest des Jahres ist es meistens Glückssache (Wintersportregionen mal ausgenommen).

          Keine Ahnung, welche "Karte" Du benutzt hast, aber in manchen tschechischen Karten sind "Quellen" überall dort eingezeichnet, wo aus wasserwirtschaftlicher Sicht Wasser in irgendeiner Form aus dem Boden kommt. Das kann sich z.B. auch in einer Feuchtstelle in einer Wiese äußern. Nützt dem dürstenden Wanderer natürlich überhaupt nicht. Trinkbares Wasser ist nur an Punkten zu erwarten, wo "Pramen" (prm.)=Quelle oder Studánka (stud.)=Brunnen eingetragen ist. Tipp: Bei Mapy.cz haben die User zumindest in CZ fast flächendeckend Fotos von solchen "Points of Interest" gemacht, da ist gut zu sehen, wo man tatsächlich Wasser zapfen kann.

          Hier so ein Beispiel: https://de.mapy.cz/s/nadosurave

          Alles unter Nutriscore "D" ist rausgeschmissenes Geld.

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            #6
            Zitat von Pfad-Finder Beitrag anzeigen
            Keine Ahnung, welche "Karte" Du benutzt hast, aber in manchen tschechischen Karten sind "Quellen" überall dort eingezeichnet, wo aus wasserwirtschaftlicher Sicht Wasser in irgendeiner Form aus dem Boden kommt. Das kann sich z.B. auch in einer Feuchtstelle in einer Wiese äußern.
            Ich hatte die 1:15000 Wander- und Reitkarte Nr. 95 der sächischen Kartographie dabei. Da ist ein Brunnen (steht sogar dabei) eingezeichnet. Auf mapy.cz und der Freizeitkarte Dtld in Basecamp nicht.
            Vielleicht haben sie den Brunnnen aus einer tschechischen Karte übernommen und es verhält sich so, wie Du sagst.

            Ich plane meistens über Basecamp und exportier mir die Tracks dann in Mapy und Komoot. Die Weg- und Höheninformationen sind da teilweise doch recht unterschiedlich. Ich geh dann immer vom schlimmsten aus und das passt dann
            Zuletzt geändert von Sausemann; 18.03.2025, 12:13. Grund: Ergänzung
            Einer der mehr Ahnung hatte als ich sagte mal:
            "Manchmal verspeist man den Bären,
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              #7
              Dritter Tag:

              8:00 Uhr. Heute morgen bin ich total gerädert. Ich war die Nacht sehr unruhig und bin auf der Exped Ultra hin und her gerollt wie ein Schiff bei hohem Seegang. Der Nachts auf das Zelt prasselnde Regen hat dazu den passenden Soundtrack geliefert.
              Ein Blick raus: Gerade ist es trocken. Ich krieche aus dem Schlafsack und verziehe mich zum Unterstand. Die zwei Berliner sind auch schon wach und wir alle sind morgen muffelig. Kaffee, Müsli, Sachen zusammenpacken und gegen 9:30 Uhr geht es los. Das Wetter zeigt sich unentschieden, sieht aber eher nach Regen aus.

              Eigentlich möchte ich vom Zehrbornbiwak aus wieder dem Forststeig durch den Dürrebielegrund folgen und von dort über die Rotsteinhütte zum Spitzsteinbiwak gehen, aber heute morgen bin ich missmutig und kann mich nicht motivieren den Anstieg hoch in den nassen Wald zu laufen.
              Ich studiere die Karte und beschließe dem breiten Forstweg weiter zu folgen.
              Nach ca 1,5Km rechts hoch und ca 40Hm über der Biela dem Tal weiter nach Norden folgen, bis zur Ottomühle. Von dort soll es wiederum an diversen Kletterfelsen entlang bis zur K8741 und weiter nach Rosenthal gehen. Vielleicht finde ich dort ja einen kleinen Laden, um mich mit luxuriösem Fresskram einzudecken.
              Danach schaunmermal.

              Geplant, getan und ich stiefel los. Nach ca 100m finde ich die Hinterlassenschaft von jemand, der bestimmt nicht mehr lange weitergestiefelt ist.

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ID: 3316881

              Das ist ja mein heimlicher Horror. Sone schön versteckte Hydrolyse, die erst im dümmsten Moment auf Tour beschließt dem Ganzen einen Strich durch die Rechnung zu machen.
              Der Forstweg geht weiter, immer wieder an schönen Felsformationen entlang.

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              Dann geht es rechts den Lattenweg hoch und ich verpasse natürlich den Abzweig Richtung Norden, der mich auf den Pfad durch die Kletterfelsen führen soll. Ich mache noch ein paar Hm und stehe plötzlich auf einem Feld.
              Also zurück und nach etwas Gesuche finde ich meinen Weg. Die Felsspitzen haben hier so schöne Namen wie Bonzenzahn, Unke oder Troika.

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              Nach ca 1,5Km geht der Weg wieder Richtung Tal und führt zur Ottomühle.
              Ich muss durch ein kleines Wohngebiet, bevor mich der Mühlweg wieder höher zu den Felsnadeln führt. Dann folge ich dem gelben Punkt bis zur K8741.
              Das Wetter ist immer noch unentschieden. Die Sonne blitzt öfter mal durch, zwischendrin gibt es aber immer wieder Regenschauer und der Himmel zieht sich zu.

              Die Kletterfelsen und Felsformationen sind hier wirklich beeindruckend.

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ID: 3316885
              Die rechte hier erinnert mich schon fast an einen Moai.

              Meine Laune bessert sich nur leicht. Es ist zwar sehr schön, aber irgendwie bin ich heute mies drauf und irgendwie ärgere ich mich, nicht doch den geplanten Weg gegangen zu sein. Kurz bevor es zur Straße geht meine ich noch die Herkulessäulen zu erspähen.

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              Aber kurz darauf ist Schluss mit Felsenromantik und die Zivilisation und die Vergangenheit holen mich in Gestalt eines alten DDR Ferienheims wieder ein.

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              Danach geht es für mich mit Fats Domino im Ohr weiter.

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ID: 3316889I am walking.....

              Am Ende der Straße liegt dann auch schon Rosenthal. Die dortigen Lokalitäten haben allesamt geschlossen, aber einen kleinen Dorfladen und eine Metzgerei gibt es. Ich kaufe mir im Laden 3 Brötchen, einen Apfel und 2 Flaschen Lübzer und in der Metzgerei erstehe ich 2 Paar Rohesser und eine Salami.
              Immerhin sind die Verkäuferinnen sehr nett und bringen mich zum Lachen.
              Na bitte. Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben.

              Der Himmel ist allerdings alles andere als zum Lachen und es kündigt sich tiefschwarz ein Regenguss an. Der kommt auch ziemlich direkt und ich wettere ihn in einer Bushaltestelle ab.

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ID: 3316890

              Wie soll es jetzt weiter gehen? Ich führe mir wieder die Karte zu Gemüte und beschließe nach Osten über einen Feldweg zurück in den Wald und von dort über den Rotstein bis zur Rotsteinhütte zu laufen. Da mache ich heute Schluss. Zum Spitzsteinbiwak sollte ich es wohl schaffen, aber dort ist die Wassersituation wieder blöd und ich müsste das ganze Wasser von der Rotsteinhütte an mitschleppen.
              Also laufe ich los.

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ID: 3316891

              An einer schönen Blumenwiese vorbei.

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ID: 3316892

              Der Rest der Strecke verläuft fast gänzlich über Forstwege. Ziemlich unspektakulär. Da wäre der ursprünglich geplante Weg schöner gewesen, aber so isses halt nun mal. Es regnet immer mal wieder.
              Nach ca 5Km komme ich dann auch an der Rotsteinhütte an. Da ich heute die verkürzte Etappe gelaufen bin, ist es erst 16:00 Uhr als ich ankomme.

              Noch bin ich ganz alleine und schaue mich erstmal um. Ganz schön gemacht.
              Eine Hütte mit Vorraum, von dem ein Zimmer abgeht und der anschließenden Stube mit weiteren Schlafgelegenheiten und einem weiteren Zimmer.
              Bollerofen. Alles da. Bei dem abseits gelegenen WC Hüttchen gibt es auch einen Regenwassertank.

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              auf den Tischen im Vordergrund ist eine Metalleinlage auf der Tischplatte zu erkennen. Das sind die ausgewiesenen Kochstellen.

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              Mittlerweile haben sich die Wolken größtenteils verzogen und die Sonne kommt raus.Na bitte.
              Ich baue mein Zelt zum Trocknen auf und richte mich in dem Zimmer ein, welches direkt vom Vorraum abgeht.
              Anschließend das Buch und die Köstlichkeiten, die ich in Rosenthal erworben habe, geschnappt und setze mich in die Sonne. Ein Träumchen. Die Laune wird auch wieder besser. Mittlerweile trudeln auch immer mehr andere Wanderer ein, die heute hier nächtigen wollen. Darunter auch die zwei Berliner von Gestern und eine Gruppe tschechischer Pärchen in meinem Alter, die sich direkt zu mir an die Bank setzen und opulent anfangen zu kochen. Einer kann ein bisschen Deutsch, die anderen Englisch. Wir sind uns gleich sympathisch, tauschen uns über den Weg aus und in Windeseile habe ich einen Slivovic vor mir stehen. Sie sind etwas verwundert, das ich den kenne, aber wer schonmal in Kroatien war...
              Ich ziehe mir noch Wasser von der Quelle unterhalb der Hütte und treffe dort die zwei Jungs vom ersten Tag, die heute noch bis zum Spitzsteinbiwak weiter wollen. Es ist jetzt ca 18:00 Uhr. Da werden sie wohl gerade noch im Hellen ankommen.

              An der Hütte wird noch gequatscht und gegen 21:00 Uhr geht es für mich ins Land der Träume.

              Einer der mehr Ahnung hatte als ich sagte mal:
              "Manchmal verspeist man den Bären,
              und manchmal wird man eben vom Bären verspeist."

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              • Sausemann
                Erfahren
                • 11.10.2018
                • 269
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                Vierter Tag:

                Mit mir im Zimmer schlafen noch eine Tschechin auf der Pritsche unter mir und ihr Mann auf dem Boden davor. Die zwei liefern sich ein Kopf an Kopf Rennen im Rotsteinhütten Schnarch dB Contest. Ich für meinen Teil hätte da bestimmt mit guten Siegchancen ins Rennen einsteigen können, da die beiden aber perfiderweise vor mir eingeschlafen sind, habe ich keine Chance teilzunehmen.
                Die Nacht war also wieder kurz und ich stehe gegen 6:00 Uhr auf.
                Mit mir, rappeln sich so langsam auch alle anderen Hüttenbewohner. Bis auf die Tschechin, die legt noch die Ehrenrunde hin.
                Das Wetter ist heute morgen wieder freundlich zu mir und ich wärme mich in den ersten Sonnenstrahlen mit lecker Kaffee und Müsli. Ein Brötchen und einen Rohesser von gestern habe ich auch noch. Luxus pur.
                Ich trödel rum, packe langsam meine Sachen und trödel noch ein bisschen.
                Die 5Km zum Spitzsteinbiwak hab ich mir ja gestern gespart, die muss ich heute dranhängen. Da ich, vor allem mit Gewicht, nicht so der Kilometerfresser bin, habe ich heute also einen längeren Tag vor mir. Ca 19Km.

                Gegen 8:30 Uhr hab ich alles beisammen und breche auf, Richtung Katzfels und Spitzstein.
                Um 9:30 Uhr komme ich dann an den Abzweig zum Mäuseborn. Meine zwei Fellnasen zuhause mögen es verzeihen, aber ich lasse den Katzfels rechts liegen und nehme den Mäusebornweg. Der ist a) ein bisschen kürzer und b) soll es da laut Karte auch eine Quelle geben. Die Vorräte sind zwar von Gestern noch ganz gut gefüllt, aber man nimmt ja was man kriegen kann. Am Mäuseborn ist es zwar sehr schön, aber auch gänzlich wasserlos.

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ID: 3317067

                Weiter geht es durch lichten, sonnendurchfluteten Fichtenwald. Der Weg ist herrlich nadelweich und es duftet von allen Seiten.

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ID: 3317068

                Insgesamt macht der Kulturwald einen viel natürlicheren Eindruck, als die Plantagen, die ich aus dem Schwarzwald oder aus anderen Mittelgebirgen in Deutschland kenne.
                Die Nachteile dieser „Monokulturen“ sind aber auch hier zu sehen. Abgestorbene bräunliche Fichten und kleine Areale auf denen kein Baum mehr steht. Obwohl das nach Schilderungen eines Berliner Freundes in anderen Teilen des Elbsandsteingebirges wesentlich heftiger sein muss.

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ID: 3317069

                Ich hoffe nur, das man daraus gelernt hat und das in den zukünftigen Wäldern nicht wieder ausschließlich Fichten aufgeforstet werden.

                Eine halbe Stunde später etwa komme ich dann auch am Spitzsteinbiwak an. Die Jungs sind schon weg.
                Wiederum eine schöne Hütte mit mehreren Schlafgelegenheiten auf 2 Ebenen. Nicht so neu, wie die Rotsteinhütte, aber durchaus urig und heimelig. Wasser gibt es hier keines. Dazu müsste man noch ca 700m den Berg nach Süden runter und wieder hoch.

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ID: 3317070

                Ich mache eine halbe Stunde Pause und ziehe dann weiter. Richtig schön ist es heute. Die Temperaturen genau richtig und es macht einfach Spaß.
                Es geht hinab ins Tal, wo ich den Lampertsbach kreuze, um dann wieder hoch Richtung Lampertstein zu gehen.

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ID: 3317071

                Zuerst geht es einen breiteren Weg entlang. Am Aufstieg zum Lampertstein wird er dann wieder schmaler und verliert sich teilweise in der üppigen Vegetation.
                Der Aufstieg wird wieder von schönen Sandsteinformationen flankiert. Mir ist den ganzen Tag noch niemand begegnet.

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ID: 3317072

                Gegen 11:30 Uhr bin ich dann oben und von einer felsigen Aussichtskanzel aus hat man einen wunderbaren Blick nach Norden.

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ID: 3317073
                Lilienstein?

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                Festung Königsstein und Lilienstein?

                Ich sitze in der Sonne und nach einer Stunde Pause habe ich Schwierigkeiten nochmal loszukommen und dort oben nicht einfach einzudösen. Aber ich will ja heute noch bis zum Nikolsdorfbiwak.

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                Ab jetzt gibt es leider keine Fotos mehr, da die übrigen leider dem Festplattenfraß zum Opfer gefallen sind.

                Ich verlasse den Lampertsstein über den Kammweg. Dieser ist ziemlich zugewuchert. Ich muss mich regelrecht durch dichtes Farngestrüpp schlagen. Um mich rum summt und brummt es. Mein Rucksack wird zwar nicht gestochen, der ist ja Antibrumm getränkt, dafür toben sich die Viecher an mir aus.
                Während des Abstiegs Richtung Bielatal spüre ich einen Stich am Schienbein unter der Socke und kratze mich kurz. 5m weiter bemerke ich da Bewegung, schaue nach und sehe eine kleine Zecke, die über mein Bein krabbelt. Mistviecher! Blutsauger!

                Diese Begegnung bezahlt sie mit ihrem Leben. Mücken und Zecken zählen bei mir zur Kategorie Arschgeigen und dürfen mit bestem Gewissen dem Jenseits zugeführt werden.
                Aber krass finde ich, das die Zecke wieder losgelassen hat, nachdem ich an ihr gekratzt hatte. Habe ich so noch nicht erlebt.

                Der Waldweg über Bielatal ist gesperrt und so muss ich für knapp einen Kilometer am Ortsrand entlang auf Asphalt ausweichen.
                Idealerweise findet sich am Ortsausgang eine kleine Sitzgelegenheit, mit der Möglichkeit Wasser zu schöpfen.
                Von Bielatal aus gestaltet sich der Weg eher langweilig, bis ich kurz vor dem Ziel zu den Nikolsdörfer Wänden komme. Diese sind wieder recht imposant.
                Nach ca 19 Km komme ich gegen 16/17:00 Uhr am Nikolsdorf Biwak an.

                Direkt am Rand des Walderlebniszentrums Leupoldishain. Sehr waldig oder naturnah ist es hier nicht mehr. Eher wie in einem Stadtpark. Ein kleiner Unterstand, Fundamentblöcke für eine Biwakschachtel und die Zeltmöglichkeiten sind im Vergleich zu den letzten Tagen recht Bescheiden. Eine mit Flatterband abgeperrte Baustelle liegt auch in direkter Nachbarschaft. Immerhin gibt es eine Wasserleitung, aus der man zapfen kann.
                Sagt mir nicht zu. Ich schaue auf mein Handy und sehe eine massive Wetterwarnung mit Starkregen, Gewitter und Hagel für den frühen Abend und die Nacht.
                Da 200m die Straße runter ein Campingplatz liegt, beschließe ich dort zu nächtigen und mir ein Bier und eine Dusche zu gönnen. Notfalls kann ich dann auch im Aufenthaltsraum oder dem Waschgebäude das Unwetter über mich ergehen lassen.

                Das Einchecken ist jedoch alles andere als herzlich. Der CP Besitzer kommt auf einem Golfcaddy angefahren und schnauzt mich an, ob ich vom Forststeig käme? „Sone“ tät er ja eigentlich nicht nehmen. Wtf? Will der mein Geld nicht? Ich schalte auf stur, drehe um murmele irgendwas von mein Gott, was für ein Willkommen, wie bist Du denn drauf und ziehe wieder los. Er erbarmt sich dann doch und eigentlich hab ich gar keinen Bock mehr bei dem Tüp zu campieren, aber mit der Aussicht auf das Unwetter, eine warme Dusche und ein Bierchen erwacht der Stoiker in mir.
                Geht noch freundlich weiter. „Aus dem Saarland kommste? Und dann musste ausgerechnet nach Sachsen? Das Scheißwetter haste ja mitgebracht usw usf“
                Ich denke mir meine Teil, schnappe mir 2 Bier und lass mir meinen Zeltplatz zeigen, der die nächste Stunde von seinem Sohn oder Enkel mit einem Aufsitzrasenmäher umrundet und beackert wird.

                Die Nacht hält, was der Wetterbericht versprochen hat. Es gießt in Strömen, blitzt und donnert.
                Ich verbringe den Abend im Waschraum, lese mein Buch zu Ende und verzieh mich gegen 22:00 Uhr ins Zelt.


                Fünfter Tag:

                Schnell erzählt. Die Nacht war trotz des Regens erstaunlich angenehm. Ich stehe um 6:00 Uhr auf und packe schnell meine Sachen, da ich um 8:00 Uhr in Königsstein die Bahn nach Dresden erwischen muss.
                Es sind nur 4 Km durch den Wald, aber natürlich endet der ausgesuchte Weg im Nichts. Ich irre eine halbe Stunde an einer Bergflanke im Dickicht rum, bis ich wieder auf Kurs bin.
                Pünktlich um 7:50 Uhr schaffe ich es an den Bahnsteig. Um 8:00 kommt die Bahn und ich starte die knapp 12h Odysse in den Westen der Republik.

                Fazit:

                Mein erstes Mal im Elbsandsteingebirge war echt schön. Die Wegführung war ansprechend und mit den diversen Übernachtungsmöglichkeiten und dem Ticketsystem kann man auch ganz entspannt umplanen und spontan neue Wege einschlagen.
                Das nächste Mal werde ich mir bestimmt die Ecken anschauen, die ich diesmal ausgelassen habe.

                Irritiert war ich über die konstante Muffeligkeit und Unfreundlichkeit der Menschen dort , aber vielleicht hatte ich einfach nur Pech und die wirklich netten und freundlichen Menschen, die es dort bestimmt zuhauf geben muss, sind mir einfach nicht über den Weg gelaufen.

                Thats it.



                Einer der mehr Ahnung hatte als ich sagte mal:
                "Manchmal verspeist man den Bären,
                und manchmal wird man eben vom Bären verspeist."

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                • Serge
                  Neu im Forum
                  • 13.11.2024
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                  #9
                  Danke für diesen tollen Bericht aus meiner alten Heimat. Als gebürtiger Sachse tut es mir echt leid, dass in Deinem Fall anscheinend viele Klischees bestätigt wurden. Vielleicht ist auch manchmal der "knorzige" Humor missverständlich.
                  Der Forststeig ist mit seinen Übernachtungsmöglichkeiten eine Seltenheit im wanderbaren Deutschland. Mein Vater hatte im Jahr 2016 darüber einen Radiobeitrag für den MDR gemacht und wir sind einen Teil davon abgewandert, mit einer Übernachtung in der Hütte "Willys Ruh". Der Ranger war hier sehr offen und interessiert.

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                    • 18.04.2008
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                    #10
                    Zitat von Sausemann Beitrag anzeigen
                    Irritiert war ich über die konstante Muffeligkeit und Unfreundlichkeit der Menschen dort , aber vielleicht hatte ich einfach nur Pech und die wirklich netten und freundlichen Menschen, die es dort bestimmt zuhauf geben muss, sind mir einfach nicht über den Weg gelaufen.​
                    Ich würde mir da nicht allzu viel Hoffnung machen. Ich kenne Sachsen seit spätestens 1996 sehr intensiv (habe sogar eine Zeitlang in DD gewohnt), und habe über die Jahre beobachtet, wie die Eingeborenen vor allem im ländlichen Raum immer verbiesterter geworden sind. Ähnlich wie die Schwaben, bloß anders. Die Wahlergebnisse sind kein Zufall. Als "Scheißwessi" bin ich bisher auch nur in Sachsen tituliert worden, nirgendwo sonst im Osten.

                    Zum Glück kann ich fließend tschechisch, die Landschaft dort ist genauso schön, und die Menschen sind besser drauf.
                    Alles unter Nutriscore "D" ist rausgeschmissenes Geld.

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                    • Sausemann
                      Erfahren
                      • 11.10.2018
                      • 269
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                      • Meine Reisen

                      #11
                      Die Hoffnung stirbt zuletzt
                      Natürlich wurden viele Klischees bestätigt. Aber ich bin jemand, der einfach nicht glauben kann, das das durch die Bank weg so sein soll und sich weigern will Klischees anzuerkennen.
                      Knapp 38% Stimmen für die Blauen empfinde ich als erschreckend, aber da sind ja immer noch 62%, die die nicht wählen.

                      Oder nach Karl Valentin: "Ein Optimist ist ein Mensch, der die Dinge nicht so tragisch nimmt, wie sie sind."
                      Ich fahr da bestimmt nochmal hin und werde sie finden

                      Einer der mehr Ahnung hatte als ich sagte mal:
                      "Manchmal verspeist man den Bären,
                      und manchmal wird man eben vom Bären verspeist."

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                      • Cordio
                        Erfahren
                        • 09.11.2023
                        • 151
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                        #12
                        Danke für den Bericht.
                        Schöne Ecke. Den Forststeig will ich auch gerne mal entlang wandern. Vorher vielleicht zwei Tage das rechtselbische Gebiet mit den berühmten Felsformationen erkunden und sich dann linkselbisch schön mit Zelt und Rucksack in den Wald begeben.
                        Das Ticket-Prinzip mit den Biwak Plätzen und Hütten ohne Vorbuchen finde ich ziemlich gut ( wenn man denn Gebühren nimmt) und angenehm unkompliziert. Könnten sich andere dran orientieren.
                        Einzig der harte Termin 01.04. zur Öffnung bzw 31.10. zum Ende hat bei mir zu Terminplanunverträglichkeiten geführt. Gerade, wo man noch ein paar Resturlaubstage Ende März abbauen müsste oder den Reformationstag als Feiertag bekommen hat😊😢.
                        Let it go, let it out
                        Let it all unravel.
                        Let it free and it can be
                        A path on which to travel. (Michael Leunig)

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