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Die Strecke vom Traunfall unterhalb Gmundens bis nach Wels ist magisch. Vor drei Jahren kamen Steve Peacewalker und Son of a Gun das erste Mal auf die Idee mit einem Boot auf der Traun zu starten. Der Grundgedanke war vom Traunfall bis nach Wels zu fahren. In unserer Naivität starteten wir, ohne Informationen über die Beschaffenheit des Flusses einzuholen. Trotz einiger Schwierigkeiten und mit sehr viel Glück, schafften wir es schließlich bis nach Wels.
Es ist die Nostalgie, die mich mit dieser unglaublich schönen Route verbindet. Zwei Jahre ist es her, dass ich sie zum letzten Mal gefahren bin. Eine mir bekannte, wunderschöne und unkomplizierte Strecke, optimal also für die Jungfernfahrt meines neuen Bootes.
Das waren die Gedanken die mir durch den Kopf gingen als ich mit Sack und Pack neben dem alten Kraftwerk in der Nähe des Traunfalls stand. Dieses bietet den idealen Einstiegsort. Man kommt wunderbar zum Fluss hinunter und das grasige Plateau um Ufer eignet sich perfekt zum Bootaufbau. Ich lud meine Habseligkeiten auf die schaukelnde Kiste, befestigte die Galleonsfigur und stieß mich ab. Die Fluten erfassten mich sofort und ich machte erste Navigationsversuche mit dem Doppelpaddel. Allerdings bewirkten diese lediglich, dass ich mich im Kreis drehte und bei jedem Ruderschlag landete Wasser bei mir im Boot.
Doch nach einiger Zeit schon bekam ich das Vehikel unter Kontrolle. Zwar fuhr es immer noch in Schlangenlinien, aber zumindest drehte es sich nicht mehr im Kreis. Ich bewegte mich vorwärts. Sonderlich bequem war es allerdings nicht. Bald schon brannten mir die Oberarme vom Rudern und der Proviant, den ich im Stauraum zwischen meinen Füßen untergebracht hatte, erwies sich als äußerst unergonomisch. Abgesehen davon klappte aber alles gut. Relativ rasch kam ich voran, der Fluss fließt hier zügig, ist aber bis auf einige kleine Turbulenzen völlig harmlos.
Bald schon kam das erste Wehr in Sicht. Dieses stellt ein stufenartiges Gefälle von cirka 5 Metern Höhe dar, wobei die Traun rechts abzweigt und sich in einen kleinen Bach wandelt. Es sind hier weder Hinweisschilder, noch eine Absperrung vorhanden. Neben dem Rauschen des Flusses ist die Wasserlinie der einzige Hinweis auf das Bevorstehende. Leicht zu erkennen ist diese allerdings nicht. Das hatte zur Folge, dass wir bei unserem ersten Ausflug in diesen Gefilden die Gefahr erst sehr spät entdecken und nur noch nach rechts abwenden konnten. Wir landeten also in einem kleinen Seitenarm, welcher nach kurzer Zeit endet. Von uns einmal abgesehen, hat über die Jahre hinweg allerhand Unrat seinen Weg dorthin gefunden und das Ende des Baches sieht aus wie eine aquatische Mülldeponie.
Diese durften wir letztendlich noch aus der Nähe besichtigen, da wir das Boot den ganzen Bach zurückschieben mussten um die linke Seite des Wehrs ansteuern zu können.
Dort kann man bequem aussteigen, das Boot schultern, und es durch den Wald um das Hindernis herumtragen was ich auch tat. Unten angekommen, schwang ich mich wieder ins Cockpit und legte ab. Gedankenverloren starrte ich auf die herunterdonnernden Wassermassen.
Plötzlich durchfuhr ein Ruck das Boot, dass mir beinahe das Ruder aus der Hand gefallen wäre. Noch bevor ich sah was überhaupt passiert war wusste ich, dass ich ein Problem hatte. Dies sollte sich bestätigen als ich die Ursache des Schlags entdeckte. Ich hatte mich an einem Ast verfangen, der senkrecht knapp unter der Wasseroberfläche versteckt war. All meine Kraft war nötig um mich zu befreien und als ich es geschafft hatte war ich auf das Schlimmste gefasst.
Gleich an der nächsten Sandbank stemmte ich mich aus dem Wasser und drehte das Boot um. Was ich sah, bestätigte meine Vermutungen. Der Ast musste spitz wie ein Speer gewesen sein, hatte er sich doch in die Unterseite meines Bootes gebohrt und die Bodenkammer durchschlagen. Ein hässlicher daumenlanger Riss klaffte an der Unterseite meines Schiffs.
Zum einen hatte ich Glück gehabt, hatte der Ast doch die Unterseite und nicht die äußere Hauptkammer erwischt. Außerdem hatte er nur die untere Wand der Kammer durchbohrt. Hätte die Oberwand auf der ich saß nicht standgehalten, so wäre das Gefährt im Null Komma nichts vollgelaufen und ich wäre auf einer schwimmenden Badewanne unterwegs gewesen.
Aber wie würde sich das Boot mit defekter Bodenkammer fahren? Würde es überhaupt noch fahren? Das galt es nun herauszufinden und ich ließ das Gefährt wieder zu Wasser. Kaum saß ich darin, merkte ich schon den Unterschied. Da dem Boden die Luft fehlte, hatte ich das Gefühl direkt auf dem Wasser zu sitzen zumal mich nur ein schlapper Gummifetzen vom flüssigen Element trennte. Abgesehen davon sank ich nun so tief ins Wasser ein, dass meine Fahrt extrem verlangsamt wurde. Steuerbefehle nahm der Challenger kaum noch an, was an dieser Stelle fatal war. Das Wasser ist kaum knietief und von zahlreichen Hindernissen durchzogen. Manövrierunfähig wurde ich gegen einen Felsbrocken geschleudert. Beinahe wäre ich gekentert, hätte ich nicht in meiner Verzweiflung aus dem Boot gegriffen und mich mit meiner Rechten im Boden verkrallt. Meine Hand schleifte über den Grund, riss Steine und anderes Zeug mit sich, bis sie schließlich Halt fand.
Auf diese Art konnte ich der Strömung entkommen und rettete mich erneut auf eine Sandbank. Ich schleppte das Boot aus dem Wasser und setzte mich auf einen Stein. Nachdenklich beobachtete ich einen Schmetterling während ich meine Chancen abwägte. In diesem Zustand weiterfahren? Das wäre eine Qual gewesen. Bis zur nächsten Stadt fahren und aufgeben? Steht nicht zur Diskussion. Einen Reparaturversuch unternehmen? Was willst du hier noch reparieren?
Ich ging zum Boot und ließ es wieder ins Wasser, wobei ich es auf die Rückseite drehte. Abschätzend musterte ich den Riss und holte meinen Kapuzensweater aus dem Rucksack. Mit diesem trocknete ich den Bereich um die Wunde ab. Allerdings hatte sich die Bodenkammer durch die Öffnung mit Wasser gefüllt welches austrat sobald ich Druck auf sie ausübte. Ich schöpfte es ab so gut es ging, allerdings kamen immer noch ein paar kleine aber entscheidende Tropfen. Diese kompensierte ich schließlich, indem ich einen meiner Socken auszog und durch den Riss stopfte. Drückte ich nun darauf kam kein Wasser mehr hindurch. Das Textil saugte es auf - die Stelle blieb trocken. Nach einer weiteren gründlichen Säuberung, holte ich den Lochflicken des Boots aus meinem Rucksack.
Allerdings war der Riss beinahe solang wie der Flicken im Durchmesser und ich hatte kaum Hoffnung als ich die dünne Membran auf die Beschädigung klebte. Eine halbe Stunde gab ich der Wunde Zeit um zu heilen. Sobald diese abgelaufen war, pumpte ich die Unterbodenkammer wieder voll. Kaum war ich fertig, hörte ich die Luft schon wieder zischend entweichen. Ich hatte nie ernsthaft geglaubt dieses Loch stopfen zu können, alles was ich wollte war Zeit.
Im Null komma nichts raffte ich meinen Krempel zusammen. Rucksäcke, Trinkwasserflaschen und Vorräte flogen nur so ins Boot und schon war ich wieder auf dem Fluss. Nun war wieder genügend Luft in der Kammer, das Boot fuhr weitgehend normal. "Aber ein ganz schönes Flickwerk. Lange wird das nicht halten." Das waren meine Gedanken als ich das Boot wie einen Pfeil durchs Wasser schießen ließ. Bald schon hatte ich das nächste Wehr erreicht. Hier gabelt sich der Fluss erneut, wobei in der Mitte eine Art Insel ist, die man durchqueren muss um wieder zum Wasser zu kommen.
Als ich völlig erschöpft anlegte und aus dem Boot stieg fiel mir auf, dass ich einen hohen Preis für meine Eile zahlte. Durch seine tiefe Wasserlage füllte sich das Boot beim Verlassen sofort mit Wasser. Jetzt werden vielleicht einige lachen, aber das war ein ernsthaftes Problem. Ich drehte das Boot in alle Himmelsrichtungen, stellte es auf den Kopf und wirbelte es hin und her. Das Wasser bekam ich trotzdem nicht heraus. Die Ursache des Problems ist bei der Bauart zu suchen. Ganz egal wie man das Schiff dreht, das Wasser verschwindet in den Rillen zwischen den Kammern. Setzt man sich allerdings hinein, sammelt sich alles am tiefsten Punkt des Bootes und man sitzt zentimetertief im Wasser.
Ich schulterte das Boot, welches durch das ganze Wasser nicht leichter wurde und schleppte es durch die Insel. Selbige ist ein beeindruckender Urwald aus Brennnesseln Brombeerranken und Disteln. Weg gibt es keinen und wie ich es geschafft habe das Boot hier durch zu bekommen, weiß ich mittlerweile selbst nicht mehr. Am Wasser angekommen pumpte ich wieder etwas Luft in die defekt Kammer und kletterte hinein. War ich vorher noch durch brennende und stechende Pflanzen gehumpelt, so saß ich nun wieder im kalten Wasser. Das Boot war voll davon und irgendwie dürfte die Brühe wohl den Proviant erreicht haben, denn plötzlich schwammen überall Erdnüsse im Boot.
Die Optik des Gefährts hatte unter der Beschädigung und der damit verbundenen Eile sehr gelitten. Gepäck, vorher noch fein säuberlich verstaut, lag überall im Boot herum. Dreck und Pflanzenteile schwammen im Wasser umher, welches im Cockpit Zentimeter tief stand. Selbst der Toni welcher als Galleonsfigur fungierte, hatte deutlich Federn lassen müssen. Saß er anfangs noch stolz wie ein Adler am Bug, so hing er nun völlig durchnässt im Haltenetz und sah eher wie ein zerzauster Geier aus. Zudem hatten sich durch das unablässige Rudern an beiden Daumen offene Stellen gebildet, die bei jedem Paddelschlag brannten.
Diese Umstände gaben nicht umbedingt Anlass zur Freude, aber sie hinderten mich nicht daran das Lambacher Ortsgebiet zu durchqueren, wobei ich nach kurzer Fahrt vor dem örtlichen Staudamm landete.
Ich hievte das Boot an Land und schleppte es auf eine Betonplattform auf der anderen Seite in der Nähe des Wassers. Dort stellte ich es senkrecht auf, was bewirkte dass sämtliches Wasser im Heck zusammenlief. Anschließend riss ich den Schlauch von der Luftpumpe und saugte mit diesem das Wasser aus dem Cockpit. Jeglicher organischer Müll, wie Erdnussschalen, Pflanzenteile und tote Insekten wurden über Bord geworfen. Nachdem alles wieder sauber und trocken war, stürzte ich mich erneut in die Fluten.
Obwohl das Boot im Wasser lag wie ein Pfannkuchen, bekam ich die Steuerung langsam in den Griff. Die Blasen an den Händen spürte ich bald nicht mehr, und mit dem Wasser im Cockpit hatte ich mich schon längst abgefunden. Auch meine Muskeln gewöhnten sich an die Belastung und machten keinen Mucks mehr.
Allerdings hat sich die Strecke in meiner Abwesenheit etwas verändert. So lag einmal ein meterdicker Baumstamm knapp unter der Wasseroberfläche, allerdings mit vielen tückisch abstehenden Ästen. Um ein Haar schaffte ich es gerade noch ihm auszuweichen, ein Zusammenstoß wäre das endgültige Ende meines Boots gewesen.
In der Nähe von Gunskirchen wurden in den letzten Jahren einige Änderungen am Flussbett durchgeführt. So vernahm ich einmal lautes Wasserrauschen, ohne sichtbare Ursache. Selbige war eine gefährliche Wasserstufe die es früher nicht gegeben hatte. In meiner Panik schlug ich um mich wie ein Ertrinkender und konnte sie gottseidank rechts umschiffen.
Einige Kilometer später kam ich endlich in Wels an. Neun Stunden war ich auf dem Fluss gewesen und als ich am städtischen Entendock aus dem Wasser kletterte war das Boot völlig am Ende. Aber auch an mir hatte die Fahrt Spuren hinterlassen. Jeder Muskel tat mir weh und mein ganzer Körper war vom ständigen Aufenthalt im Wasser völlig steif. Trotz dieser Umstände hat mir die Tour viel Spaß gemacht. Das Boot hat sich trotz des Unglücks mit dem Ast wacker geschlagen und zumal es spottbillig war werde ich es mir wohl nochmals kaufen.

Die Einstiegsstelle nahe des Kraftwerks

Erste Gehversuche

Die obere Traunlandschaft

Das erste Wehr sieht harmlos aus...

Ist aber wild und unbefahrbar

Die Einstiegsstelle unterhalb, hier passierte das Unglück

Auf dieser Sandbank suchte ich Zuflucht

und bestaunte den Schaden.

Was für ein Flickwerk

Die Gabelung, man muss sich durch die Insel in der Mitte schlagen...

welche ein einziger Urwald ist.

Hier kann man wieder einsteigen.

Der Grund warum man durch die Insel muss.

Durchquerung des Lambacher Ortsgebiets mit Blick auf das Stiftskloster

Ruhe und Säuberungspause auf der Kraftwerksterasse

Autobahnbrücke von Wels

Landung am städtischen Welser Entendock
Es ist die Nostalgie, die mich mit dieser unglaublich schönen Route verbindet. Zwei Jahre ist es her, dass ich sie zum letzten Mal gefahren bin. Eine mir bekannte, wunderschöne und unkomplizierte Strecke, optimal also für die Jungfernfahrt meines neuen Bootes.
Das waren die Gedanken die mir durch den Kopf gingen als ich mit Sack und Pack neben dem alten Kraftwerk in der Nähe des Traunfalls stand. Dieses bietet den idealen Einstiegsort. Man kommt wunderbar zum Fluss hinunter und das grasige Plateau um Ufer eignet sich perfekt zum Bootaufbau. Ich lud meine Habseligkeiten auf die schaukelnde Kiste, befestigte die Galleonsfigur und stieß mich ab. Die Fluten erfassten mich sofort und ich machte erste Navigationsversuche mit dem Doppelpaddel. Allerdings bewirkten diese lediglich, dass ich mich im Kreis drehte und bei jedem Ruderschlag landete Wasser bei mir im Boot.
Doch nach einiger Zeit schon bekam ich das Vehikel unter Kontrolle. Zwar fuhr es immer noch in Schlangenlinien, aber zumindest drehte es sich nicht mehr im Kreis. Ich bewegte mich vorwärts. Sonderlich bequem war es allerdings nicht. Bald schon brannten mir die Oberarme vom Rudern und der Proviant, den ich im Stauraum zwischen meinen Füßen untergebracht hatte, erwies sich als äußerst unergonomisch. Abgesehen davon klappte aber alles gut. Relativ rasch kam ich voran, der Fluss fließt hier zügig, ist aber bis auf einige kleine Turbulenzen völlig harmlos.
Bald schon kam das erste Wehr in Sicht. Dieses stellt ein stufenartiges Gefälle von cirka 5 Metern Höhe dar, wobei die Traun rechts abzweigt und sich in einen kleinen Bach wandelt. Es sind hier weder Hinweisschilder, noch eine Absperrung vorhanden. Neben dem Rauschen des Flusses ist die Wasserlinie der einzige Hinweis auf das Bevorstehende. Leicht zu erkennen ist diese allerdings nicht. Das hatte zur Folge, dass wir bei unserem ersten Ausflug in diesen Gefilden die Gefahr erst sehr spät entdecken und nur noch nach rechts abwenden konnten. Wir landeten also in einem kleinen Seitenarm, welcher nach kurzer Zeit endet. Von uns einmal abgesehen, hat über die Jahre hinweg allerhand Unrat seinen Weg dorthin gefunden und das Ende des Baches sieht aus wie eine aquatische Mülldeponie.
Diese durften wir letztendlich noch aus der Nähe besichtigen, da wir das Boot den ganzen Bach zurückschieben mussten um die linke Seite des Wehrs ansteuern zu können.
Dort kann man bequem aussteigen, das Boot schultern, und es durch den Wald um das Hindernis herumtragen was ich auch tat. Unten angekommen, schwang ich mich wieder ins Cockpit und legte ab. Gedankenverloren starrte ich auf die herunterdonnernden Wassermassen.
Plötzlich durchfuhr ein Ruck das Boot, dass mir beinahe das Ruder aus der Hand gefallen wäre. Noch bevor ich sah was überhaupt passiert war wusste ich, dass ich ein Problem hatte. Dies sollte sich bestätigen als ich die Ursache des Schlags entdeckte. Ich hatte mich an einem Ast verfangen, der senkrecht knapp unter der Wasseroberfläche versteckt war. All meine Kraft war nötig um mich zu befreien und als ich es geschafft hatte war ich auf das Schlimmste gefasst.
Gleich an der nächsten Sandbank stemmte ich mich aus dem Wasser und drehte das Boot um. Was ich sah, bestätigte meine Vermutungen. Der Ast musste spitz wie ein Speer gewesen sein, hatte er sich doch in die Unterseite meines Bootes gebohrt und die Bodenkammer durchschlagen. Ein hässlicher daumenlanger Riss klaffte an der Unterseite meines Schiffs.
Zum einen hatte ich Glück gehabt, hatte der Ast doch die Unterseite und nicht die äußere Hauptkammer erwischt. Außerdem hatte er nur die untere Wand der Kammer durchbohrt. Hätte die Oberwand auf der ich saß nicht standgehalten, so wäre das Gefährt im Null Komma nichts vollgelaufen und ich wäre auf einer schwimmenden Badewanne unterwegs gewesen.
Aber wie würde sich das Boot mit defekter Bodenkammer fahren? Würde es überhaupt noch fahren? Das galt es nun herauszufinden und ich ließ das Gefährt wieder zu Wasser. Kaum saß ich darin, merkte ich schon den Unterschied. Da dem Boden die Luft fehlte, hatte ich das Gefühl direkt auf dem Wasser zu sitzen zumal mich nur ein schlapper Gummifetzen vom flüssigen Element trennte. Abgesehen davon sank ich nun so tief ins Wasser ein, dass meine Fahrt extrem verlangsamt wurde. Steuerbefehle nahm der Challenger kaum noch an, was an dieser Stelle fatal war. Das Wasser ist kaum knietief und von zahlreichen Hindernissen durchzogen. Manövrierunfähig wurde ich gegen einen Felsbrocken geschleudert. Beinahe wäre ich gekentert, hätte ich nicht in meiner Verzweiflung aus dem Boot gegriffen und mich mit meiner Rechten im Boden verkrallt. Meine Hand schleifte über den Grund, riss Steine und anderes Zeug mit sich, bis sie schließlich Halt fand.
Auf diese Art konnte ich der Strömung entkommen und rettete mich erneut auf eine Sandbank. Ich schleppte das Boot aus dem Wasser und setzte mich auf einen Stein. Nachdenklich beobachtete ich einen Schmetterling während ich meine Chancen abwägte. In diesem Zustand weiterfahren? Das wäre eine Qual gewesen. Bis zur nächsten Stadt fahren und aufgeben? Steht nicht zur Diskussion. Einen Reparaturversuch unternehmen? Was willst du hier noch reparieren?
Ich ging zum Boot und ließ es wieder ins Wasser, wobei ich es auf die Rückseite drehte. Abschätzend musterte ich den Riss und holte meinen Kapuzensweater aus dem Rucksack. Mit diesem trocknete ich den Bereich um die Wunde ab. Allerdings hatte sich die Bodenkammer durch die Öffnung mit Wasser gefüllt welches austrat sobald ich Druck auf sie ausübte. Ich schöpfte es ab so gut es ging, allerdings kamen immer noch ein paar kleine aber entscheidende Tropfen. Diese kompensierte ich schließlich, indem ich einen meiner Socken auszog und durch den Riss stopfte. Drückte ich nun darauf kam kein Wasser mehr hindurch. Das Textil saugte es auf - die Stelle blieb trocken. Nach einer weiteren gründlichen Säuberung, holte ich den Lochflicken des Boots aus meinem Rucksack.
Allerdings war der Riss beinahe solang wie der Flicken im Durchmesser und ich hatte kaum Hoffnung als ich die dünne Membran auf die Beschädigung klebte. Eine halbe Stunde gab ich der Wunde Zeit um zu heilen. Sobald diese abgelaufen war, pumpte ich die Unterbodenkammer wieder voll. Kaum war ich fertig, hörte ich die Luft schon wieder zischend entweichen. Ich hatte nie ernsthaft geglaubt dieses Loch stopfen zu können, alles was ich wollte war Zeit.
Im Null komma nichts raffte ich meinen Krempel zusammen. Rucksäcke, Trinkwasserflaschen und Vorräte flogen nur so ins Boot und schon war ich wieder auf dem Fluss. Nun war wieder genügend Luft in der Kammer, das Boot fuhr weitgehend normal. "Aber ein ganz schönes Flickwerk. Lange wird das nicht halten." Das waren meine Gedanken als ich das Boot wie einen Pfeil durchs Wasser schießen ließ. Bald schon hatte ich das nächste Wehr erreicht. Hier gabelt sich der Fluss erneut, wobei in der Mitte eine Art Insel ist, die man durchqueren muss um wieder zum Wasser zu kommen.
Als ich völlig erschöpft anlegte und aus dem Boot stieg fiel mir auf, dass ich einen hohen Preis für meine Eile zahlte. Durch seine tiefe Wasserlage füllte sich das Boot beim Verlassen sofort mit Wasser. Jetzt werden vielleicht einige lachen, aber das war ein ernsthaftes Problem. Ich drehte das Boot in alle Himmelsrichtungen, stellte es auf den Kopf und wirbelte es hin und her. Das Wasser bekam ich trotzdem nicht heraus. Die Ursache des Problems ist bei der Bauart zu suchen. Ganz egal wie man das Schiff dreht, das Wasser verschwindet in den Rillen zwischen den Kammern. Setzt man sich allerdings hinein, sammelt sich alles am tiefsten Punkt des Bootes und man sitzt zentimetertief im Wasser.
Ich schulterte das Boot, welches durch das ganze Wasser nicht leichter wurde und schleppte es durch die Insel. Selbige ist ein beeindruckender Urwald aus Brennnesseln Brombeerranken und Disteln. Weg gibt es keinen und wie ich es geschafft habe das Boot hier durch zu bekommen, weiß ich mittlerweile selbst nicht mehr. Am Wasser angekommen pumpte ich wieder etwas Luft in die defekt Kammer und kletterte hinein. War ich vorher noch durch brennende und stechende Pflanzen gehumpelt, so saß ich nun wieder im kalten Wasser. Das Boot war voll davon und irgendwie dürfte die Brühe wohl den Proviant erreicht haben, denn plötzlich schwammen überall Erdnüsse im Boot.
Die Optik des Gefährts hatte unter der Beschädigung und der damit verbundenen Eile sehr gelitten. Gepäck, vorher noch fein säuberlich verstaut, lag überall im Boot herum. Dreck und Pflanzenteile schwammen im Wasser umher, welches im Cockpit Zentimeter tief stand. Selbst der Toni welcher als Galleonsfigur fungierte, hatte deutlich Federn lassen müssen. Saß er anfangs noch stolz wie ein Adler am Bug, so hing er nun völlig durchnässt im Haltenetz und sah eher wie ein zerzauster Geier aus. Zudem hatten sich durch das unablässige Rudern an beiden Daumen offene Stellen gebildet, die bei jedem Paddelschlag brannten.
Diese Umstände gaben nicht umbedingt Anlass zur Freude, aber sie hinderten mich nicht daran das Lambacher Ortsgebiet zu durchqueren, wobei ich nach kurzer Fahrt vor dem örtlichen Staudamm landete.
Ich hievte das Boot an Land und schleppte es auf eine Betonplattform auf der anderen Seite in der Nähe des Wassers. Dort stellte ich es senkrecht auf, was bewirkte dass sämtliches Wasser im Heck zusammenlief. Anschließend riss ich den Schlauch von der Luftpumpe und saugte mit diesem das Wasser aus dem Cockpit. Jeglicher organischer Müll, wie Erdnussschalen, Pflanzenteile und tote Insekten wurden über Bord geworfen. Nachdem alles wieder sauber und trocken war, stürzte ich mich erneut in die Fluten.
Obwohl das Boot im Wasser lag wie ein Pfannkuchen, bekam ich die Steuerung langsam in den Griff. Die Blasen an den Händen spürte ich bald nicht mehr, und mit dem Wasser im Cockpit hatte ich mich schon längst abgefunden. Auch meine Muskeln gewöhnten sich an die Belastung und machten keinen Mucks mehr.
Allerdings hat sich die Strecke in meiner Abwesenheit etwas verändert. So lag einmal ein meterdicker Baumstamm knapp unter der Wasseroberfläche, allerdings mit vielen tückisch abstehenden Ästen. Um ein Haar schaffte ich es gerade noch ihm auszuweichen, ein Zusammenstoß wäre das endgültige Ende meines Boots gewesen.
In der Nähe von Gunskirchen wurden in den letzten Jahren einige Änderungen am Flussbett durchgeführt. So vernahm ich einmal lautes Wasserrauschen, ohne sichtbare Ursache. Selbige war eine gefährliche Wasserstufe die es früher nicht gegeben hatte. In meiner Panik schlug ich um mich wie ein Ertrinkender und konnte sie gottseidank rechts umschiffen.
Einige Kilometer später kam ich endlich in Wels an. Neun Stunden war ich auf dem Fluss gewesen und als ich am städtischen Entendock aus dem Wasser kletterte war das Boot völlig am Ende. Aber auch an mir hatte die Fahrt Spuren hinterlassen. Jeder Muskel tat mir weh und mein ganzer Körper war vom ständigen Aufenthalt im Wasser völlig steif. Trotz dieser Umstände hat mir die Tour viel Spaß gemacht. Das Boot hat sich trotz des Unglücks mit dem Ast wacker geschlagen und zumal es spottbillig war werde ich es mir wohl nochmals kaufen.

Die Einstiegsstelle nahe des Kraftwerks

Erste Gehversuche

Die obere Traunlandschaft

Das erste Wehr sieht harmlos aus...

Ist aber wild und unbefahrbar

Die Einstiegsstelle unterhalb, hier passierte das Unglück

Auf dieser Sandbank suchte ich Zuflucht

und bestaunte den Schaden.

Was für ein Flickwerk

Die Gabelung, man muss sich durch die Insel in der Mitte schlagen...

welche ein einziger Urwald ist.

Hier kann man wieder einsteigen.

Der Grund warum man durch die Insel muss.

Durchquerung des Lambacher Ortsgebiets mit Blick auf das Stiftskloster

Ruhe und Säuberungspause auf der Kraftwerksterasse

Autobahnbrücke von Wels

Landung am städtischen Welser Entendock
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