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Meerweg, die zweite
Mal wieder zog ich los, den Meerweg zu suchen. Nicht so früh wie geplant, da ein Fahrrad mit Reisegepäck die Kommunikation zwischen Nachbarn fördert, dann noch etwas vergessen einzupacken, aber schließlich doch auf's Radl und los:
Tag 1
Startpunkt ist an der Löwenbrücke in Neustadt (Hannover Land), und dann geht's erstmal, entlang der Moorstraße, Richtung Mardorf, zum Meer Nr. 1: dem Steinhuder Meer.
Kurz vor dem Abzweig zum Meer steht ein Wegweiser mit Anhaltspunkt für die zu erwartenden Kilometer. Den Dümmer See hatte ich mal angepeilt, und dieser wird auch bis dort hin auf den meisten Schildern aufgeführt. Manchmal gibt es auch nur ein Schild mit Rad-Symbol oder mit der Bezeichnung Fern-Radweg, das wechselt. Aber verfranst hab ich mich, dank rudimentärer Karte und jedenfalls bis zur Mitte, selten.
Eine Karte mitzunehmen ist, dennoch, unbedingt empfehlenswert, hin und wieder verstecken sich Schilder auch hinter Sträuchern, und da ist es gut, zu wissen, dass es an dieser Stelle doch jetzt eigentlich nach links/rechts/etc. weitergehen sollte. Wenn kein Schild zu sehen ist, geht's nämlich eigentlich geradeaus (was manchmal falsch sein kann). Und durchgehend flach ist die Strecke, entgegen einiger Angaben in den Weiten des www, auch nicht.

Steinhuder Meer – diesmal im Morgenlicht

Noch ein bisschen diesig, aber es glitzert schon

Und im Schatten spannen sich noch gut sichtbar durch Tautropfen die Spinnweben der vorherigen Nacht

Diesmal fahre ich, entgegen der Gewohnheit diverser Abendradlrunden, nicht die Abkürzung, sondern folge dem Weg über das Dorfzentrum Mardorfs, um noch Vorräte einzukaufen: ein bisschen Proviant ist ja nicht schlecht bei einer geplanten längeren Reise, und außerdem gibt's bei der örtlichen Bäckerei einen wunderbaren Blaubeerkuchen
Das wissen auch die Wespen, aber ich entkomme diesmal sicher, inklusive Kuchen.
Ein paar hundert Meter Weg hinter Mardorf wurden seit kurzem frisch geteert, wenn auch noch nicht geschwindigkeitsfördernd plattgefahren

aber schon bald wird es wieder gewohnt holpriger.
Die Wasserbüffel (Bild aus Meerweg-Suche, Teil 1)

sind an diesem Morgen nicht zu sehen, womöglich haben sie die Weide gewechselt.
Hinter Winzlar kommt eine Gelegenheit für die kleine Blaubeerkuchenpause, und nach der 7%-Steigung bei Bad Rehburg finde ich diesmal den richtigen Abzweig: Der Weg führt vorbei am Eingang des Dinoparks und ist viel schöner als die Straße.
Nach Loccum wird es waldiger, ich fahre vorbei an einer Dino-Reparaturwerkstatt mit diversen Plastik-Steinzeitmonstern im Vorgarten und treffe zwei Pilzsammler: einwandfrei identifizierbar mit Körben und langen Wander-Stöcken. Natürlich bin ich neugierig und linse in die Körbe: Da liegt wirklich ein Steinpilz zwischen einigen Butterpilzen. Die Saison habe jedoch noch nicht wirklich angefangen, sagen die beiden, freuen sich über ihre Beute und verschwinden dann wieder zwischen den Bäumen.
Mhmm, Steinpilze ... Doch nach Pilzen gucken und gleichzeitig radeln geht nicht wirklich, also lasse ich es nach kurzer Zeit wieder. Der hier ist zwar hübsch, aber sicher kein Steinpilz und wahrscheinlich nicht essbar

Weiter geht's

und bald darauf bin ich an der Weser

Zu einem norddeutschen Storch, der was auf sich hält, gehört immer auch eine Webcam

Licht aus – WOMMM – Spot an – YEAHHHH!!!

Landstilleben bei Schüsselburg, hier steht außerdem auch eine tolle Kirche aus dem Jahr 1585
Viel Obst gibt es am und unterm Baum, letzteres erfreut den Radwanderer

Yesss!!

Ok, ich bremse ... :P

Der Schilderwald nimmt ebenfalls zu. Ich muss immer dem blassblauen Gekruschel unten rechts hinterher. Nicht gut erkennbar, vor allem nicht in direkter Sonnenbestrahlung, aber im Kontrast zu den anderen Schildern geht's (dieser Schilderwald steht direkt neben einem Schutzhäuschen. Mit Bänken darin. Und mit Kissen auf den Bänken!).

Die Optik des Tages wird bestimmt durch Maisfelder: MaisMaisMais, soweit das Auge reicht. Manchmal auch als Labyrinth zur Freude der Kinder. Auf Klingelruf gibt's Eis aus der Eistruhe, ich versuche es und bekomme von einer Art John Wayne in halber Maisstängelhöhe, der sich gekonnt über die Theke schwingt, ein, nach Anblick, „Flucht-Eis“ getauftes Exemplar: Der Inhalt ist zur Hälfte aus seiner Hülle entwichen und aufgrund der Truhen-Eiseskälte noch zum Teil außen an der Umhüllung kleben geblieben. Ob das Eis noch genießbar ist? Vorsichtiges Schnuppern daran ergibt: Es riecht eher nach Gemüse. Hm, hätte ich mal doch lieber in Snickers investiert. Aber egal, ich mag nicht umkehren und mosern, und in meinem Gepäck befinden sich noch Oliven, Ziegenkäse und Brot, das tut gut, auch bei gut 30 Grad und null Schatten. Genügend Wasser habe ich auch dabei, die Pause ist gerettet.


Zur Abwechslung mal Spargel
Der Weg geht entlang ruhiger Sträßchen und Feldwege, das ist sehr schön zu fahren. Ich gondel so vor mich hin. Moore gibt's auch, und Torf-Abbau

und ich passiere den NRW-Nordpunkt

117 km später und doch noch vor Einbruch der Dunkelheit finde ich einen Campingplatz in Hüde am Dümmer See (dem Meer Nr. 2), der noch ein Plätzchen frei hat für mein Zelt, mein Radl und mich. Geschafft!
Tag 2
Am nächsten Morgen komme ich recht spät los, und da lockt außerdem noch die Bäckerei zum zweiten Kaffee (die einzige Bäckerei, die in Reichweite ... ok, überredet ..)
Eigentlich geht der Meerweg nicht am Wasser entlang, aber ich mag lieber erst später wieder durch Felder. Viele Leute sind noch nicht unterwegs, also kann man zügig fahren

Mein Radl passt sich perfekt den Umgebungsfarben an

Rechts des Weges ist Sumpf, links reihen sich die Piepmätze


Dann weg vom Strand und Wiesen, die blaue Linie des Meerwegs auf meiner Karte sagt, jetzt sollte ich mal abbiegen. Es folgen ausgedehnte Landgüter mit Pferden,

Feldwege und hin und wieder Rasthütten



Es ist heiß, die Sonne brennt. Ja, die Radwege und die Beschilderung seien im Kreis Vechta vorbildlich, erzählt mir ein Radler mit ADFC-Aufkleber auf dem Schutzblech (die Straße, auf der wir uns gerade befänden, könnte ich auf der Karte nicht finden, weil sie neu sei, erst 2 Jahre alt, aber ja, hier lang ist richtig, gut!).
In einem Wäldchen gibt es dann Brombeeren. So viele, dass es unmöglich ist, nicht anzuhalten. Und so süß, dass es unmöglich ist, nicht alle zu futtern. Schließlich dräut eine Steigung!

Am Abzweig dann eine etwas versteckte Schutzhütte, davor zwei ältere Herren mit schlappohrigem, 50er-Jahreplüschsofabraunfarbigem Jagdhund. Da ich Schutzhütten immer ins Navi eintrage und deswegen anhalte, pfeffern mir auch prompt schon die Wortsalven entgegen: Wohin ich denn wolle? – Zum Zwischenahner Meer – Oha, das ist aber noch weit, so 80 km? – Mhm, ja, ... – Es ist aber schon Mittag!! Aber gut, Sie fahren ja sicher einen 20er Schnitt? – (ich schiele vorsichtig auf mein Navi, da steht aber definitiv keine 20, sondern eher ein Wert, den man im Bereich Trödelmodus platzieren könnte) – Ähem, nein, heute eher nicht, und bei dem Berg da ...
So viel Optimismus macht jedoch Laune, und ich denke, na gut, vielleicht könnte ich ja mal ein bisschen beschleunigen
Die nächsten Kilometer nach einem dieser wunderbar holprigen Waldwege den Berg rauf vergehen dann wie im Fluge, ich vernichte en passant 3 l Wasser und bewundere zunehmend die zahlreichen Vechta'schen Super-Rasenflächen: gleichmäßig geschnitten, perfekte Zeltwiesen, überall. Faszinierend. Die Sonne, ja, sagte ich schon? Heiß?
Kein Mensch zu sehen. Ich visualisiere eine flächendeckend verteilte britische Verwandtschaft der Vechtaner mit Nagelscheren beim Rasenkürzen in den frühen Morgenstunden. Dann: Ein kleiner Junge mit einem Mischgerät aus Traktor, Planierwalze und Mäher brettert über einen noch renitent bewachsenen Grünstreifen – aha, so geht das! 
Irgendwann entdecke ich den ersten Jakobsweg-Aufkleber. Entschleunigt geht der Weg also auch

Noch mehr Torf-Abbau

Und ohne diese wunderbaren Wald-Abschnitte wäre ich wahrscheinlich in Rekordzeit verdurstet

Springkraut überall, in allen Schattierungen, von zartrosa bis dunkelbordeaux

Schön sieht's ja aus ...

Dann hier nur eine kleine und nur fast perfekte Rasenfläche, dafür aber ein Pausen-Sitzstein, das ist jetzt meiner! Die Sonnenmilch rinnt und brennt in den Augen. Wasser!! Jaaa, der breit grinsende, da gepäckfrei vorbeiradelnde Anwohner hat Recht: Das Wetter ist einen Tick zu gut für eine Radtour

Dann weiter, vorbei an einem Modellflugzeugfliegenlassplatz. Noch immer auch Jakobsweg

am Straßenrand Bäume mit verschiedene Sorten von Crab-Apples

Blick zurück auf MaisMaisMais und den Modellflugzeugdingsbums, es brummt in der Luft, und mir ist schon ganz schief vom Zugucken

Dann die geheime Stätte der norddeutschen Grünkohlproduktion entdeckt

Um Visbek herumgekurvt

und dann verließen sie mich, die Schilder mit den Wegweisern. Kurz vor der Hubertusmühle stand noch eins, dann keins mehr. Dabei hätte ich einfach der L873 nicht weiter folgen dürfen, sondern nach dem Einfahrt-verboten-Schild (links abbiegen nach dem See war noch richtig) über die Straße rüber und weiter am Wald entlang.
Egal. Nächster Einsatz des Meerweges dann halt ab hier

Spätere Nachforschungen ergaben: Wenn man dies hier sieht, ist man schon falsch gefahren. Richtig wäre gewesen: An der Wegkreuzung/dem Kreisel vorher, noch im Wald, nach links abbiegen.
Weil ich keine wirklich gute Karte mithabe, sondern nur eine Papierkarte mit Grünflächen und eine Navikarte ohne Grünflächen, ist ein Wiederfinden des Weges aussichtslos. Also freestyle weiter
Ein Anwohner, der mit Hilfe seines Sohns gerade dabei ist, die prachtvolle riesige Gartensonnenblume sturmfest zu verankern, versucht geduldig, meine Karte mit seinem Wohnort in Verbindung zu bringen und verrät mir dann den perfekten Weg zum Queren der A1 per Fahrrad (immer bergab, vergessen Sie die Schilder, fahren Sie einfach geradeaus!) – und es funktioniert!
Dann so langsam mal einen Übernachtungsplatz suchen: In der Wildeshauser Geest-Gegend sollte es doch eigentlich Campingplätze geben? Auf dem etwas missmutig angegangenen Weg zu einem dieser bestimmt grässlichen nahezu naturbefreiten 5-Sterne-Hüpfburg-Tralala-Riesenplätze begegnet mir jedoch, nach Kennenlernen weiterer ansprechender Wald- und Feldwege, doch noch ein Wunder: Nach 74 km und noch vor Erreichen des Tralala-s.o.-Platzes entpuppt sich die Fata Morgana an einer der vielen Wegbiegungen als ein wirklich existierender und richtig hübscher Ort: dem Club-CP des Bremer Campingclubs (wo auch Nicht-Clubmitglieder übernachten können). WOW! Wunderschön gelegen und die Besucher, vorwiegend Familien, in Feierstimmung wegen des Jahrestreffens/Lampionsfests.
Ich bekomme einen Zeltplatz mit Pilz

Parasol, wahrscheinlich
brauche den aber gar nicht in die Pfanne zu hauen, sondern kann den sagenhaften Fest-"Moorburger" probieren (unbedingte Empfehlung!). Nach ein/zwei oder so Pilz mit s am Ende, kombiniert mit transportmittelgerechtem Zitronensprudel sowie zahlreichen netten Gesprächen freue ich mich dann in Anbetracht der mittlerweilen recht späten Stunde doch, dass ich mein Zelt mit allem Drum und Dran schon vorher fertig aufgebaut habe
Tag 3
beginnt mit Regenschauern.

Ich packe in einer kurzen Regenpause, dennoch bleibt das Zelt ziemlich nass. Das draußen aufgehängte T-Shirt war zwischendurch wohl auch mal trockener, aber egal, es gibt noch ein Ersatz-Exemplar. Diesmal früh losgefahren und vom Platzwart noch Proviant-Brötchen geschenkt bekommen – da kann ja nix mehr schief gehen
Da die Wettervorhersage für alle Orte außerhalb von Dötlingen Wolken und 25 statt 80% Regenwahrscheinlichkeit prophezeit, verschiebe ich den Kaffee auf später. Dann in voller Regenmontur das Fahrrad erklettert – die 80% haben sich inzwischen für 100% entschieden: es gießt. Dennoch: Dötlingen solle ich mir unbedingt noch ansehen, das sei hübsch und läge sowieso auf der Strecke nach Bremen, von wo aus ich den Zug nach Hause nehmen möchte.
Ok. Runter ins Tal, Fluss überqueren, dann wieder hoch. Die zarten Querverbindungen vom Busch zur Linken und Straßenmarkierungspfosten zur Rechten habe ich zu spät gesehen – dafür bekommt die in der Mitte logierende Kreuzspinne eine kleine Mitfahrgelegenheit. In Dötlingen dann doch Kaffee. Viel Kaffee später dann kaum noch Regen – das wird ja vielleicht doch noch was mit den 25% andernorts?
Schließlich über Klein-Ippener nach Delmenhorst, ich wusste gar nicht, dass die Gegend da herum so hübsch ist :P

Dann nicht mehr viele Fotos gemacht, auf kleinen Fahrradwegen nach Bremen weiter gefahren


Außerordentlich köstliche Äpfel am Wegesrand, einschließlich anregendem Gespräch über Apfelsorten – Danke!!
und schließlich, vorbei an denen hier

54 km später am Bahnhof angekommen.
Und wie das eben so ist, an so schönen Wochenenden: Eigentlich würde ich am liebsten noch ein paar Tage weiterfahren
Fortsetzung folgt ...
Mal wieder zog ich los, den Meerweg zu suchen. Nicht so früh wie geplant, da ein Fahrrad mit Reisegepäck die Kommunikation zwischen Nachbarn fördert, dann noch etwas vergessen einzupacken, aber schließlich doch auf's Radl und los:
Tag 1
Startpunkt ist an der Löwenbrücke in Neustadt (Hannover Land), und dann geht's erstmal, entlang der Moorstraße, Richtung Mardorf, zum Meer Nr. 1: dem Steinhuder Meer.
Kurz vor dem Abzweig zum Meer steht ein Wegweiser mit Anhaltspunkt für die zu erwartenden Kilometer. Den Dümmer See hatte ich mal angepeilt, und dieser wird auch bis dort hin auf den meisten Schildern aufgeführt. Manchmal gibt es auch nur ein Schild mit Rad-Symbol oder mit der Bezeichnung Fern-Radweg, das wechselt. Aber verfranst hab ich mich, dank rudimentärer Karte und jedenfalls bis zur Mitte, selten.
Eine Karte mitzunehmen ist, dennoch, unbedingt empfehlenswert, hin und wieder verstecken sich Schilder auch hinter Sträuchern, und da ist es gut, zu wissen, dass es an dieser Stelle doch jetzt eigentlich nach links/rechts/etc. weitergehen sollte. Wenn kein Schild zu sehen ist, geht's nämlich eigentlich geradeaus (was manchmal falsch sein kann). Und durchgehend flach ist die Strecke, entgegen einiger Angaben in den Weiten des www, auch nicht.

Steinhuder Meer – diesmal im Morgenlicht

Noch ein bisschen diesig, aber es glitzert schon

Und im Schatten spannen sich noch gut sichtbar durch Tautropfen die Spinnweben der vorherigen Nacht

Diesmal fahre ich, entgegen der Gewohnheit diverser Abendradlrunden, nicht die Abkürzung, sondern folge dem Weg über das Dorfzentrum Mardorfs, um noch Vorräte einzukaufen: ein bisschen Proviant ist ja nicht schlecht bei einer geplanten längeren Reise, und außerdem gibt's bei der örtlichen Bäckerei einen wunderbaren Blaubeerkuchen

Ein paar hundert Meter Weg hinter Mardorf wurden seit kurzem frisch geteert, wenn auch noch nicht geschwindigkeitsfördernd plattgefahren

aber schon bald wird es wieder gewohnt holpriger.
Die Wasserbüffel (Bild aus Meerweg-Suche, Teil 1)

sind an diesem Morgen nicht zu sehen, womöglich haben sie die Weide gewechselt.
Hinter Winzlar kommt eine Gelegenheit für die kleine Blaubeerkuchenpause, und nach der 7%-Steigung bei Bad Rehburg finde ich diesmal den richtigen Abzweig: Der Weg führt vorbei am Eingang des Dinoparks und ist viel schöner als die Straße.
Nach Loccum wird es waldiger, ich fahre vorbei an einer Dino-Reparaturwerkstatt mit diversen Plastik-Steinzeitmonstern im Vorgarten und treffe zwei Pilzsammler: einwandfrei identifizierbar mit Körben und langen Wander-Stöcken. Natürlich bin ich neugierig und linse in die Körbe: Da liegt wirklich ein Steinpilz zwischen einigen Butterpilzen. Die Saison habe jedoch noch nicht wirklich angefangen, sagen die beiden, freuen sich über ihre Beute und verschwinden dann wieder zwischen den Bäumen.
Mhmm, Steinpilze ... Doch nach Pilzen gucken und gleichzeitig radeln geht nicht wirklich, also lasse ich es nach kurzer Zeit wieder. Der hier ist zwar hübsch, aber sicher kein Steinpilz und wahrscheinlich nicht essbar

Weiter geht's

und bald darauf bin ich an der Weser

Zu einem norddeutschen Storch, der was auf sich hält, gehört immer auch eine Webcam


Licht aus – WOMMM – Spot an – YEAHHHH!!!


Landstilleben bei Schüsselburg, hier steht außerdem auch eine tolle Kirche aus dem Jahr 1585
Viel Obst gibt es am und unterm Baum, letzteres erfreut den Radwanderer


Yesss!!


Ok, ich bremse ... :P

Der Schilderwald nimmt ebenfalls zu. Ich muss immer dem blassblauen Gekruschel unten rechts hinterher. Nicht gut erkennbar, vor allem nicht in direkter Sonnenbestrahlung, aber im Kontrast zu den anderen Schildern geht's (dieser Schilderwald steht direkt neben einem Schutzhäuschen. Mit Bänken darin. Und mit Kissen auf den Bänken!).

Die Optik des Tages wird bestimmt durch Maisfelder: MaisMaisMais, soweit das Auge reicht. Manchmal auch als Labyrinth zur Freude der Kinder. Auf Klingelruf gibt's Eis aus der Eistruhe, ich versuche es und bekomme von einer Art John Wayne in halber Maisstängelhöhe, der sich gekonnt über die Theke schwingt, ein, nach Anblick, „Flucht-Eis“ getauftes Exemplar: Der Inhalt ist zur Hälfte aus seiner Hülle entwichen und aufgrund der Truhen-Eiseskälte noch zum Teil außen an der Umhüllung kleben geblieben. Ob das Eis noch genießbar ist? Vorsichtiges Schnuppern daran ergibt: Es riecht eher nach Gemüse. Hm, hätte ich mal doch lieber in Snickers investiert. Aber egal, ich mag nicht umkehren und mosern, und in meinem Gepäck befinden sich noch Oliven, Ziegenkäse und Brot, das tut gut, auch bei gut 30 Grad und null Schatten. Genügend Wasser habe ich auch dabei, die Pause ist gerettet.


Zur Abwechslung mal Spargel
Der Weg geht entlang ruhiger Sträßchen und Feldwege, das ist sehr schön zu fahren. Ich gondel so vor mich hin. Moore gibt's auch, und Torf-Abbau

und ich passiere den NRW-Nordpunkt

117 km später und doch noch vor Einbruch der Dunkelheit finde ich einen Campingplatz in Hüde am Dümmer See (dem Meer Nr. 2), der noch ein Plätzchen frei hat für mein Zelt, mein Radl und mich. Geschafft!

Tag 2
Am nächsten Morgen komme ich recht spät los, und da lockt außerdem noch die Bäckerei zum zweiten Kaffee (die einzige Bäckerei, die in Reichweite ... ok, überredet ..)
Eigentlich geht der Meerweg nicht am Wasser entlang, aber ich mag lieber erst später wieder durch Felder. Viele Leute sind noch nicht unterwegs, also kann man zügig fahren

Mein Radl passt sich perfekt den Umgebungsfarben an


Rechts des Weges ist Sumpf, links reihen sich die Piepmätze


Dann weg vom Strand und Wiesen, die blaue Linie des Meerwegs auf meiner Karte sagt, jetzt sollte ich mal abbiegen. Es folgen ausgedehnte Landgüter mit Pferden,

Feldwege und hin und wieder Rasthütten



Es ist heiß, die Sonne brennt. Ja, die Radwege und die Beschilderung seien im Kreis Vechta vorbildlich, erzählt mir ein Radler mit ADFC-Aufkleber auf dem Schutzblech (die Straße, auf der wir uns gerade befänden, könnte ich auf der Karte nicht finden, weil sie neu sei, erst 2 Jahre alt, aber ja, hier lang ist richtig, gut!).
In einem Wäldchen gibt es dann Brombeeren. So viele, dass es unmöglich ist, nicht anzuhalten. Und so süß, dass es unmöglich ist, nicht alle zu futtern. Schließlich dräut eine Steigung!


Am Abzweig dann eine etwas versteckte Schutzhütte, davor zwei ältere Herren mit schlappohrigem, 50er-Jahreplüschsofabraunfarbigem Jagdhund. Da ich Schutzhütten immer ins Navi eintrage und deswegen anhalte, pfeffern mir auch prompt schon die Wortsalven entgegen: Wohin ich denn wolle? – Zum Zwischenahner Meer – Oha, das ist aber noch weit, so 80 km? – Mhm, ja, ... – Es ist aber schon Mittag!! Aber gut, Sie fahren ja sicher einen 20er Schnitt? – (ich schiele vorsichtig auf mein Navi, da steht aber definitiv keine 20, sondern eher ein Wert, den man im Bereich Trödelmodus platzieren könnte) – Ähem, nein, heute eher nicht, und bei dem Berg da ...

So viel Optimismus macht jedoch Laune, und ich denke, na gut, vielleicht könnte ich ja mal ein bisschen beschleunigen



Irgendwann entdecke ich den ersten Jakobsweg-Aufkleber. Entschleunigt geht der Weg also auch


Noch mehr Torf-Abbau

Und ohne diese wunderbaren Wald-Abschnitte wäre ich wahrscheinlich in Rekordzeit verdurstet

Springkraut überall, in allen Schattierungen, von zartrosa bis dunkelbordeaux

Schön sieht's ja aus ...

Dann hier nur eine kleine und nur fast perfekte Rasenfläche, dafür aber ein Pausen-Sitzstein, das ist jetzt meiner! Die Sonnenmilch rinnt und brennt in den Augen. Wasser!! Jaaa, der breit grinsende, da gepäckfrei vorbeiradelnde Anwohner hat Recht: Das Wetter ist einen Tick zu gut für eine Radtour


Dann weiter, vorbei an einem Modellflugzeugfliegenlassplatz. Noch immer auch Jakobsweg

am Straßenrand Bäume mit verschiedene Sorten von Crab-Apples

Blick zurück auf MaisMaisMais und den Modellflugzeugdingsbums, es brummt in der Luft, und mir ist schon ganz schief vom Zugucken

Dann die geheime Stätte der norddeutschen Grünkohlproduktion entdeckt

Um Visbek herumgekurvt

und dann verließen sie mich, die Schilder mit den Wegweisern. Kurz vor der Hubertusmühle stand noch eins, dann keins mehr. Dabei hätte ich einfach der L873 nicht weiter folgen dürfen, sondern nach dem Einfahrt-verboten-Schild (links abbiegen nach dem See war noch richtig) über die Straße rüber und weiter am Wald entlang.
Egal. Nächster Einsatz des Meerweges dann halt ab hier


Spätere Nachforschungen ergaben: Wenn man dies hier sieht, ist man schon falsch gefahren. Richtig wäre gewesen: An der Wegkreuzung/dem Kreisel vorher, noch im Wald, nach links abbiegen.
Weil ich keine wirklich gute Karte mithabe, sondern nur eine Papierkarte mit Grünflächen und eine Navikarte ohne Grünflächen, ist ein Wiederfinden des Weges aussichtslos. Also freestyle weiter

Dann so langsam mal einen Übernachtungsplatz suchen: In der Wildeshauser Geest-Gegend sollte es doch eigentlich Campingplätze geben? Auf dem etwas missmutig angegangenen Weg zu einem dieser bestimmt grässlichen nahezu naturbefreiten 5-Sterne-Hüpfburg-Tralala-Riesenplätze begegnet mir jedoch, nach Kennenlernen weiterer ansprechender Wald- und Feldwege, doch noch ein Wunder: Nach 74 km und noch vor Erreichen des Tralala-s.o.-Platzes entpuppt sich die Fata Morgana an einer der vielen Wegbiegungen als ein wirklich existierender und richtig hübscher Ort: dem Club-CP des Bremer Campingclubs (wo auch Nicht-Clubmitglieder übernachten können). WOW! Wunderschön gelegen und die Besucher, vorwiegend Familien, in Feierstimmung wegen des Jahrestreffens/Lampionsfests.
Ich bekomme einen Zeltplatz mit Pilz

Parasol, wahrscheinlich

brauche den aber gar nicht in die Pfanne zu hauen, sondern kann den sagenhaften Fest-"Moorburger" probieren (unbedingte Empfehlung!). Nach ein/zwei oder so Pilz mit s am Ende, kombiniert mit transportmittelgerechtem Zitronensprudel sowie zahlreichen netten Gesprächen freue ich mich dann in Anbetracht der mittlerweilen recht späten Stunde doch, dass ich mein Zelt mit allem Drum und Dran schon vorher fertig aufgebaut habe

Tag 3
beginnt mit Regenschauern.

Ich packe in einer kurzen Regenpause, dennoch bleibt das Zelt ziemlich nass. Das draußen aufgehängte T-Shirt war zwischendurch wohl auch mal trockener, aber egal, es gibt noch ein Ersatz-Exemplar. Diesmal früh losgefahren und vom Platzwart noch Proviant-Brötchen geschenkt bekommen – da kann ja nix mehr schief gehen

Da die Wettervorhersage für alle Orte außerhalb von Dötlingen Wolken und 25 statt 80% Regenwahrscheinlichkeit prophezeit, verschiebe ich den Kaffee auf später. Dann in voller Regenmontur das Fahrrad erklettert – die 80% haben sich inzwischen für 100% entschieden: es gießt. Dennoch: Dötlingen solle ich mir unbedingt noch ansehen, das sei hübsch und läge sowieso auf der Strecke nach Bremen, von wo aus ich den Zug nach Hause nehmen möchte.
Ok. Runter ins Tal, Fluss überqueren, dann wieder hoch. Die zarten Querverbindungen vom Busch zur Linken und Straßenmarkierungspfosten zur Rechten habe ich zu spät gesehen – dafür bekommt die in der Mitte logierende Kreuzspinne eine kleine Mitfahrgelegenheit. In Dötlingen dann doch Kaffee. Viel Kaffee später dann kaum noch Regen – das wird ja vielleicht doch noch was mit den 25% andernorts?
Schließlich über Klein-Ippener nach Delmenhorst, ich wusste gar nicht, dass die Gegend da herum so hübsch ist :P

Dann nicht mehr viele Fotos gemacht, auf kleinen Fahrradwegen nach Bremen weiter gefahren


Außerordentlich köstliche Äpfel am Wegesrand, einschließlich anregendem Gespräch über Apfelsorten – Danke!!

und schließlich, vorbei an denen hier

54 km später am Bahnhof angekommen.
Und wie das eben so ist, an so schönen Wochenenden: Eigentlich würde ich am liebsten noch ein paar Tage weiterfahren

Fortsetzung folgt ...
Kommentar