[I][A] Meran → Mayrhofen -- Tiroler Höhenweg im Juli 2011

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  • slarti
    Erfahren
    • 08.01.2011
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    • Meine Reisen

    [I][A] Meran → Mayrhofen -- Tiroler Höhenweg im Juli 2011

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    Mitreisende
    Für den Sommer 2011 plante ich eigentlich eine Alpenquerung und erkundigte mich über verschiedene bekannte Varianten, welche mir aber alle zu überlaufen und teilweise mit zu wenig Pfadanteil waren. Beim Recherchieren stieß ich dann auf den weitestgehend neuen und mir unbekannten Tiroler Höhenweg, den ich kurzerhand und ohne viel Planung begehen wollte.



    Der Tiroler Höhenweg ist ein Fernwanderweg von Meran in Südtirol nach Mayrhofen im Zillertal und ist - je nach Variante - ca. 130 km lang. Es gibt zahlreichen Varianten (mehr als in der offiziellen Karte). Er verläuft dabei auf dem bestehenden Wegenetz anderer (Fern-) Wege. Die Ausschilderung in Südtirol ist eher sporadisch, in Österreich durchgehend. Es ist möglich die Tour mit Übernachtung in Hütten oder Pensionen zu machen (mit Abstrichen in der Variantenvielfalt). Ich hatte ein leichtes Zelt dabei.

    Es gibt kaum Infos im Netz, allerdings eine sehr gute und umfangreiche Webseite des Tourismusbüros Eisacktal in Brixen. Dort findet man auch Karten und Wegbeschreibungen im Downloadbereich (die Höhenangaben in den Wegbschreibungen sind allerdings fast immer falsch). Die Karte zum Downloaden hat keine gute Auflösung. Es empfielt sich daher, die Kompass-Karte Tiroler Höhenweg in Brixen zu kaufen (8 EUR) oder beim oben verlinkten Touristenbüro zu bestellen (+2 EUR). Diese Karte kann im regulären Handel nicht erworben werden! Ich hatte schon die Kompass-Kartenpakete Südtirol (699) und Rund um Innsbruck (290), welche den gesamten Weg abdecken. Besonders schwierig zu begehen ist der THW nicht. Einiges an Höhenmetern kommt aber schon zusammen.

    Die offizielle Wegbeschreibung geht von 13 Etappen aus, allerdings bin ich ohne zu hetzen und trotz Wahl der schwierigeren Varianten in neun Tagen in Mayrhofen angekommen. Es geht sicherlich auch noch schneller. Auch der Einstieg/Ausstieg Brennerpass ermöglicht eine kürzere Teilbegehung.

    ----


    Von Mailand kommend bin ich am 9.7.11 mit dem Zug nach Meran gereist. Umsteigen in Verona. Die Zugtür öffnet sich und es fühlt sich an, als ob man den Backofen öffnet um nachzuschauen, ob die Pizza schon fertig ist. Abends in Meran sind es immer noch über 30°C und ich laufe zum Campingplatz. Einkaufen im nahen und einzigen noch geöffneten Supermarkt, danach Stadtbesichtigung. Meran ist schön aber haut mich auch nicht vom Hocker und außerdem voll mit deutschen Rentnern. Am nächsten Morgen kurzer Smalltalk mit meinem Nachbarn, einen Australier mit Crocodile Dundee Hut, der wie schon gestern Abend stundenlang ohne die kleinste Bewegung im Campingstuhl sitzt und die Leute beobachtet. Dann geht es zum Domplatz, dem offiziellen Beginn (bzw. Ende) des Tiroler Höhenwegs (324 m). Unterwegs treffe ich noch ein Tiroler Original, mit grünem Hütchen, einem langen weißen Bart und traditioneller Vollausstattung inklusiv Edelweiß-Anstecknadel - so wie man sich das als Hamburger eben so vorstellt. Er fragt mich lachend nach dem Woher und Wohin, vom Tiroler Höhenweg hat er aber noch nie etwas gehört.


    Domplatz

    Ich finde den Weg hinterm Dom, der mich durch grandiose Rebhänge nach Dorf Tirol bringt. Hier ist viel mehr los als unten in Meran, besonders der Verkehr ist nervig. Schnellstmöglich verziehe ich mich in die Apfelplantagen und erreiche bald den kühlen Wald.




    Weg nach Dorf Tirol

    Meinen Ehrgeiz nicht die Seilbahn zur Hochmuth-Alm zu nehmen „bezahle“ ich mit klitschnassem T-Shirt, das man auswringen kann. Die 30 kg am Rücken sind genauso erdrückend wie die 30°C, aber mit jedem Höhenmeter wirds angenehm kühler. Hier oben ist aber auch viel los und so muss man auf schmalen Pfaden teilweise den Gruppengegenverkehr abwarten. In der Umgebung Merans habe ich aber nichts anderes erwartet. Mit großem Trekkingrucksack falle ich aber auf und werde hin und wieder angesprochen.


    Blick nach Meran an der Baumgrenze

    Der Weg führt zur Bockerhütte, was ärgerlicherweise trotz Alternative den „Verlust“ einiger Höhenmeter bedeutet. Aber ich folge der offiziellen Wegführung und erreiche alsbald die Oberkaser Hütte, an der gefühlt mehr Leute herumwuseln als gestern am Mailander Hauptbahnhof. Also ohne Pause weiter hinauf, wo sich die Überreste der alten Meraner Hütte befinden. Über den Bergkämmen steigen bedrohliche Sommergewitterwolken auf. Unweit entdecke ich eine Schutzhütte, die wohl auch einem Senner als Lagerraum dient. Erst verzögert entdecke ich oben ein rustikales Bettlager. Da fängt es auch schon an zu tröpfeln und die Entscheidung ist gefallen heute Abend hier zu bleiben. Beim Prasseln des Regen aufs Blechdach schlafe ich schnell ein. Viel Strecke habe ich heute nicht geschafft, dafür rund 2200 Höhenmeter mit schwerem Rucksack. In der Nacht klopft noch ein junger Dorf Tiroler an, welcher eine Nachtwanderung gemacht hat. Er ist sicherlich genauso überrascht wie ich, doch er möchte nur eine Stunde auf der Bank pausieren, trotz dass ich ihm den Liegeplatz anbiete. Wir unterhalten uns noch ganz nett ein Weilchen und dann läuft er mit Stirnlampe runter ins Tal.


    Schutzhütte

    Am folgenden Morgen ist strahlender Sonnenschein. Mit Leichtigkeit schlängelt sich der der Pfad die verbleibenden 230 Höhenmeter zum Spronser Joch (2581m). Immer wieder bieten sich dem Auge des Betrachters grandiose Weitblicke an.


    Blick zur Oberkaser Hütte (2131 m)

    Der Abstieg übers Faltschnaltal führt mich zügig nach Pfelders (1628 m), welches ich aber abkürzend umgehe. Hier treffe ich zum ersten Mal auf eine Tiroler-Höhenweg-Markierung(!). Es folgt ein steiler Aufstieg über eine Kuhwiese, deren tierische Bewohner mich stoisch durch ihr Revier passieren lassen.


    Pfelders

    Dann verdient sich der Weg erstmalig den Begriff Höhenweg, indem er als schmaler Pfad an steilen Hängen zwischen 2500 und 2850 m verläuft.



    Ein Raumschiff taucht in der Ferne auf und entpuppt sich als Josef-Pixner-Biwak bzw. als Klohäuschen für die Bergziegen. Der Namensgeber war ein verdienter Alpinismuspionier im Passeiertal. Ein Schweizer Pärchen will die Nacht darin verbringen, aber es ist erst Nachmittag und mich zieht es weiter. Sie sind die einzigen ab Pfelders, die ich heute treffen werde.


    Josef-Pixner-Biwak

    Auf erodiertem Pfad mit gelegentlichen Sicherungsseilen geht es weiter mit Blick auf die Texelgruppe und ich zelte in der Nähe des Scheibsees auf ca. 2600 m.





    Fortsetzung folgt...

  • phoeniks
    Erfahren
    • 01.09.2009
    • 294
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    #2
    AW: [I][A] Meran → Mayrhofen -- Tiroler Höhenweg im Juli 2011

    Wow. Sehr interessanter Bericht.
    Freu mich schon auf die Fortsetzung.

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    • leobuck
      Erfahren
      • 24.09.2009
      • 136
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      #3
      AW: [I][A] Meran → Mayrhofen -- Tiroler Höhenweg im Juli 2011

      Ziemlich geil bis jetzt! Bin auch gespannt!
      «Männer gesucht für gefährliche Reise bei schneidender Kälte, lang währender Dunkelheit, ständiger Gefahr und kleinem Gehalt. Sichere Rückkehr zweifelhaft. Bei Erfolg Ruhm und Ehre…»
      Shackleton, 1914

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      • Lotta
        Dauerbesucher
        • 17.12.2007
        • 929

        • Meine Reisen

        #4
        AW: [I][A] Meran → Mayrhofen -- Tiroler Höhenweg im Juli 2011

        Toll!! Gefällt mir richtig gut. Also schnell weiterschreiben

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        • hambe
          Gerne im Forum
          • 18.04.2008
          • 86
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          #5
          AW: [I][A] Meran → Mayrhofen -- Tiroler Höhenweg im Juli 2011

          Jepp, da bin ich auch schon sehr gespannt wies weitergeht

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          • Voland
            Anfänger im Forum
            • 28.11.2010
            • 36
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            #6
            AW: [I][A] Meran → Mayrhofen -- Tiroler Höhenweg im Juli 2011

            Zitat von slarti Beitrag anzeigen

            Meran ist schön aber haut mich auch nicht vom Hocker und außerdem voll mit deutschen Rentnern.


            Ich bin 2010 den Meraner Höhenweg teilgewandert und habe noch ein paar Tage Passeiertal dran gehängt.
            Seitdem habe ich eine kleine Phobie vor oben beschriebenen Phänomen
            .

            Bin gespannt auf mehr.

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            • berniehh
              Alter Hase
              • 31.01.2011
              • 2625
              • Privat

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              #7
              AW: [I][A] Meran → Mayrhofen -- Tiroler Höhenweg im Juli 2011

              super Bericht......., also bitte schnell weiterschreiben
              www.trekking.magix.net

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              • slarti
                Erfahren
                • 08.01.2011
                • 121
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                #8
                AW: [I][A] Meran → Mayrhofen -- Tiroler Höhenweg im Juli 2011

                Morgens kämpfen Nebel und Sonne um die Vorherrschaft, die zum Glück das Gestirn gewinnen wird. Mein Weg führt mich nun abwärts zur Timmelsjochstraße. Ein Vater-Sohn-Gespann mit Hacke und Schaufel möchte hoch zum Rauhen Joch. Sie sind vom Alpenverein und wollen den von mir begangenen Weg ausbessern.



                Richtung Straße wird der schmale Pfad wieder breiter und mir kommt auch mehr Wandervolk entgegen. Um die Timmelsjochstraße zu meiden versuche ich direkt an der Passer entlangzugehen, was aber dann doch schwieriger als gedacht ist. Der Fahrweg zur Timmelsalm ist auch schnell erledigt und ich erreiche am Nachmittag den Großen Timmler Schwarzsee auf 2514 m, einem beliebten Ausflugsziel wie ich feststellen muss.


                Großer Timmler Schwarzsee

                Die Umgebung ist aber wirklich grandios und der weitere Weg sehr ruhig. Ich bin immer wieder erstaunt auf wie wenige Menschen man trifft, sobald man sich von Fahrwegen und Ortschaften ein wenig entfernt. Unweit des Schwarzsees windet sich mäandernd die Passer, die hier entspringt.


                Ursprung Passer

                Hier treffe ich zum ersten Mal auf Dolomitgestein. Über die Karlscharte (2691 m) laufe ich bis kurz vor Schneeberg. Am Abend zeigen sich noch ein Dutzend Jungsteinböcke, die verspielt mit ihren Hörnern Kämpfe andeuten. Nach ersthafter Brunft sieht das aber nicht aus - ist wohl auch nicht die richtige Jahreszeit dafür.



                Am folgenden Morgen erreiche ich Schneeberg, eine ehemaliges Bergbaugebiet. Bis 1985 hat man hier Silber und Begleitmetalle (Blei, Kupfer und Zink) gefördert und durch aufwendige Stollensysteme und Förderseilbahnen die Erze gen Tal befördert.


                Schneeberg (Südtirol)

                Ein steiler Abstieg durchs Lazzacher Tal führt mich nach Maiern. Leider befindet sich unweit des Weges ein Fahrweg und zum Schluss ist man gezwungen ein paar Kilometer auf der Asphaltstraße zu laufen. Nicht so ganz nach meinem Geschmack. Wer nicht unbedingt das Südtiroler Bergbaumuseum besuchen will oder in Maiern einkaufen muss, kann sich auch eine alpine Alternativroute basteln.


                Nach Maiern

                Aus gelegentlichen Tropfen wird Dauerregen und ich muss in Maiern mehrere Stunden zwangspausieren. Der verwunderten Ladenbesitzerin kaufe in mehreren Etappen das frische Gebäck weg. Dann rappel ich mich nochmal auf und laufe auf etwa 2000 m hoch. Kaum steht das Zelt beginnt auch schon ein langanhaltendes und heftiges Gewitter. Den restlichen Abend verbringe ich mit dem Zählen der wenigen Sekunden zwischen Blitz und Donner und der Überlegung, ob das Zeltgestänge ein Faradayscher Käfig ist.



                Hunderte Alpensalamander bevölkern am nächsten Morgen den feuchten Weg. Wo kommen die denn plötzlich alle her? Noch ein paar Höhenmeter zur Mauerscharte und zum ersten Mal wird der Blick auf Gipfel der Tribulaune frei. Dicke Wolken verdecken aber alles schnell wieder und so bleibt es den restlichen Tag.


                Mauerscharte nahe der Wetterspitze

                Der Aufstieg zur Madgeburger Hütte wird nicht mit Weitblick belohnt. Unweit der Grenze finde ich nach einigem Suchen eine Zeltmöglichkeit.



                Mit einem Abstecher zur Weißwand (3004 m) ist der höchste Punkt dieser Tour erreicht. Leider ohne Fernsicht. Auch auf dem weiteren Weg reißt nur gelegentlich die Nebelwand auf und gibt den Blick auf den Pflerscher Tribulaun frei.


                Pflerscher Tribulaun

                Es war ein gewisser Monsieur Dolomieu, welcher hier in der Tribulaungegend das weiße Gestein untersuchte und vom Kalkgestein unterschied. Später benannte man das Mineral sowie eine ganze Gebirgskette nach ihm.


                Tribulaunhütte (2368 m)

                Der Tiroler Höhenweg verläuft nun spektakulär am Tribulaunmassiv entlang. Mit Sicherheit ein Höhepunkt des Weges mit alpinem Charakter. Nur die tiefhängenden Wolken trüben den Gesamteindruck, sorgen aber auch für außergewöhnliche Lichtspiele.







                Dann laufe ich noch ein paar Kilometer den Grenzweg entlang. Die Landschaft verliert das Bizarre und wird sanfter. Eine Bunkeranlagen aus Mussolini-Zeiten - keine 10 m von der Grenze entfernt - bietet mir ein ebenes Plätzchen zum Kampieren. Die vielen Aufforderungen an den Wänden, einen gewissen Johann aus Sterzing anzurufen, ignoriere ich und hänge im Bunker meine nasse Wäsche über Nacht auf.



                Fortsetzung folgt...

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                • Nicknacker2
                  Fuchs
                  • 10.06.2011
                  • 1295
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [I][A] Meran → Mayrhofen -- Tiroler Höhenweg im Juli 2011

                  Zitat von slarti Beitrag anzeigen
                  Die vielen Aufforderungen an den Wänden, einen gewissen Johann aus Sterzing anzurufen, ignoriere ich und hänge im Bunker meine nasse Wäsche über Nacht auf.


                  Danke für den genialen Bericht!

                  Vielleicht sollte ich im Sommer auch mal in die Alpen...
                  Signaturen sind prätentiös. :D

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                  • phoeniks
                    Erfahren
                    • 01.09.2009
                    • 294
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                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [I][A] Meran → Mayrhofen -- Tiroler Höhenweg im Juli 2011

                    Das klingt doch bisher nach einer sehr nachahmungswürdigen Tour!
                    Danke fürs Berichten.

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                    • slarti
                      Erfahren
                      • 08.01.2011
                      • 121
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                      #11
                      AW: [I][A] Meran → Mayrhofen -- Tiroler Höhenweg im Juli 2011

                      Morgens strahlend blauer Himmel und Rauhreif auf den Gräsern. Freier Blick auf die Strecke des letzten Tages. Die weiße Dolomitspitze der Weißwand ist deutlich zu sehen. Jetzt müsste man dort oben stehen.


                      Blick zurück zur Weißwand (Bildmitte)

                      Der Weg führt auf einer verwachsenen Militärstraße nun immer der Grenze entlang. Viele Bunker und Gefechtsstände verschandeln die Landschaft. Im sanften Hügelland zwischen Portjoch und Brenner sah Mussolini trotz der Achse Berlin-Rom eine Invasionsgefahr und ließ hier seinen Vallo Alpino besonders gut ausbauen. Die Befürchtung der Italiener, Südtirol könnte ans Deutsche Reich angeschlossen werden, wurde bekanntlich mit der sogenannten Option geregelt. Beendet wurde aber der Weiterbau an den Bunkeranlagen erst, nachdem der schnauzbärtige Postkartenmaler aus Braunau sich wiederholt beschwerte.




                      Abstieg zum Brennerpass

                      Dann geht's knapp 1000 Höhenmeter zum Brennerpass runter. Man hört Züge bremsen, die Autobahn rauschen - kann aber den ganzen Abstieg durch den dichten Wald nichts sehen. Im hässlichen Örtchen Brenner wird der Supermarkt geplündert. Ein Sechserpack Eis kostet gleich viel wie ein einzelnes? Nun ja, kein Problem für mich. Noch ein Besuch bei den vielen Kitschhändlern, wobei mich eher die fabrizierte Kreativität fasziniert als dass ich dort kaufen würde. Dann wird es mir zu bunt und ich finde nach einigem Suchen die Gleisunterführung (ist dort, wo die Bundesstraße die Brennerautobahn überquert).


                      Brennerpass

                      Irgendwie verwirrend nach Tagen der Ruhe dieses mit Verkehrssträngen vollgequetschte Tal zu passieren. Laut Karte soll ich nun eine asphaltierte Serpentinenstraße zur Griesbergalm hochlaufen, aber das Schild bietet auch eine Variante des Tiroler Höhenwegs über Venn an. Da der Fahrweganteil dort geringer ist, entscheide ich mich diese Alternative zu begehen. Ich steige noch in die baumlose Region auf und zelte heute etwas früher.


                      Landshuter Europahütte (2693 m)

                      An folgenden Morgen ist die Wolkendecke wieder sehr tief. Der Aufstieg zur Landshuter Europahütte findet weitestgehend „blind“ von Markierung zu Markierung statt. Kurzer Schnack mit dem Hüttenwirt, der heute nicht viel zu tun hat. Die Grenze verläuft genau durch die Räumlichkeiten und tatsächlich teilen sich DAV und CAI die Hütte. Zwei Italiener streiten sich unüberhörbar (oder vielleicht ging's auch nur ums Wetter) und bestätigen meine Ansicht, dass Italienisch nichts anderes als eine Gebärdensprache mit Lautunterstützung ist.


                      Pfitscherjoch (2246 m)

                      Der breitangelegte Weg verläuft nun auf etwa 2500 m und fällt leicht ab zum Pfitscherjoch. Der offizielle Tiroler Höhenweg führt nun recht langweilig runter zum Schlegeisspeicher, von wo man den Bus nach Mayrhofen nehmen soll. Auf meiner Karte ist aber auch eine Variante über den Wipptaler und Berliner Höhenweg eingezeichnet, aber vor Ort nicht so ausgeschildert. Eine wunderbare Alternative wenn man bis Mayrhofen laufen möchte.


                      Schlegeisspeicher (der offizielle THW verläuft im Tal)

                      Es ist sehr windig und kalt geworden. Auch die letzte Nacht möchte ich zelten und versuche ein Plätzchen außerhalb des Naturparks zu finden, was gar nicht so einfach ist. Am Morgen dann eine Überraschung: Schnee Mitte Juli! Nichts Außergewöhnliches, aber musste das unbedingt am letzten Tag sein? Es läuft sich wie auf Schmierseife. Wer den Berliner Höhenweg schon mal gewandert ist, weiß, dass dieser Abschnitt praktisch nur aus Geröll und Felsbrocken besteht. Der Akku meiner Kamera streikt als ich den kleinen Schneemann an der Kesselalm fotografieren möchte. Schönwetterkamera.


                      Das letzte Bild, dann versagte die Kamera

                      Ich komme nur sehr langsam voran. Dann löst sich auch noch die Sohle an einem der Stiefel und so beschließe ich nach Ginzling abzusteigen, um noch heute nach Mayrhofen zu gelangen. Der nicht enden wollende Abstieg schmerzt. Ich stapfe durch Schlammlöcher und Pfützen, dann geht's teils auf der Straße oder parallelen Pfaden nach Mayrhofen. Irgendwie finde ich keine Ruhe mir mein Ziel Mayrhofen anzuschauen. Nur flüchtig passiere ich die touristische Einkaufsstraße, erliege noch beinahe der Versuchung mir einen Tirolerhut zu kaufen und steuer dann zielstrebig den Bahnhof an. Nach dem Wechsel in zivilisationswürdige (saubere) Kleidung geht's mit der putzigen Zillertalbahn via Jenbach nach Kufstein. Etwas entscheidungsschwach stehe ich am DB-Automaten, ob ich noch heute mit dem Nachtzug nach Hamburg (teuer) oder für weniger Geld morgen früh weiterfahren soll. Die Bequemlichkeit obsiegt und ich bin am folgenden Morgen in der Hansestadt.

                      Der Tiroler Höhenweg hat mir gut gefallen, wobei mir eine Vergleichsbasis fehlt, da es meine erste Tour in Tirol/Südtirol war. Die Planer versuchten vermutlich einen Kompromiss zwischen Kultur, Naturnähe und Übernachtungsmöglichkeiten zu finden. Wirklich wild und außergewöhnlich ist er eher nicht. Für meinen Geschmack hätte es ruhig noch etwas abgelegener und alpiner sein dürfen. Für einen Fernweg in den Alpen hat er einen relativ geringen Fahrweganteil, den man individuell noch weiter reduzieren kann. Nichtdestotrotz hat er durch seinen Verlauf entlang des Alpenhauptkamms und der damit verbundenen kulturellen wie klimatischen Unterschiede seine ganz eigenen Reize. Empfehlenswert.

                      Alle Bilder
                      Zuletzt geändert von slarti; 10.02.2012, 19:24.

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                      • hambe
                        Gerne im Forum
                        • 18.04.2008
                        • 86
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: [I][A] Meran → Mayrhofen -- Tiroler Höhenweg im Juli 2011

                        Ein toller Bericht mit schönen Bildern! Vielen Dank
                        Moechte eine ähnliche Tour im Sommer machen. Wie schwer war dein Rucksack ungefähr?

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                        • Vortex
                          Erfahren
                          • 16.04.2009
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                          #13
                          AW: [I][A] Meran → Mayrhofen -- Tiroler Höhenweg im Juli 2011

                          Danke für diesen tollen Bericht
                          Wie ich die Berge vermisse. Ich glaube ich werde doch im Sommer statt nach Wales wieder in den Süden ;)

                          MFG
                          Canon EOS 550d+Kit

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                          • Lotta
                            Dauerbesucher
                            • 17.12.2007
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                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [I][A] Meran → Mayrhofen -- Tiroler Höhenweg im Juli 2011

                            Klasse, dass du den Reisebericht so schnell beendet hast! War echt schön zu lesen

                            Gab es viele Stellen, an denen man schwindelfrei sein musste? Ich spiele auf schmale Wege an, bei denen es auf einer Seite direkt übelst weit runter geht... Auf einigen deiner Fotos sieht man, was ich meine.


                            Die 30 kg am Rücken sind genauso erdrückend wie die 30°C, aber mit jedem Höhenmeter wirds angenehm kühler
                            Hui, dein Rucksack war dann aber echt richtig schwer!! Was hattest du denn alles dabei?

                            Liebe Grüße
                            Lotta
                            Zuletzt geändert von Lotta; 10.02.2012, 21:00.

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                            • phoeniks
                              Erfahren
                              • 01.09.2009
                              • 294
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #15
                              AW: [I][A] Meran → Mayrhofen -- Tiroler Höhenweg im Juli 2011

                              Danke für den Bericht!

                              War es eigentlich schwierig immer einen geeigneten Zeltplatz zu finden?

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                              • Monika
                                Fuchs
                                • 04.11.2003
                                • 2051
                                • Privat

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                                #16
                                AW: [I][A] Meran → Mayrhofen -- Tiroler Höhenweg im Juli 2011

                                Zitat von phoeniks Beitrag anzeigen
                                Danke für den Bericht!

                                War es eigentlich schwierig immer einen geeigneten Zeltplatz zu finden?
                                Da ich diesen Weg so ähnlich dieses Jahr unterwegs war http://www.outdoorseiten.net/forum/showthread.php?55202-AT-IT-Der-Tiroler-H%F6henweg-f%FCr-Warmduscher erlaube ich mir mal zu antworten:

                                - auf den Etappen auf der ich unterwegs war, hätte man mühelos jeden Tag einen Platz zum Zelten finden können.

                                Zum Thema steil kann ich nur sagen, dass der Abschnitt zwischen Portjoch und Tribulaunhütte in Österreich als Klettersteig angegeben war, die Italiener aber sagen, dass es ein Wanderweg ist. Wir haben damals vom Portjoch den direkten Abstieg in das Tal genommen.

                                Oberhalb Pfelders (Richtung Hochfirst) gibt es dann am Joch noch mal eine Stelle die unangenehm war. Wenn man gar nicht schwindelfrei ist, oder sehr schlechtes Wetter hat, kann man zwischen Pfelders und Hochfirst auch Straße & E5 gehen.

                                Monika

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                                • hambe
                                  Gerne im Forum
                                  • 18.04.2008
                                  • 86
                                  • Privat

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                                  #17
                                  AW: [I][A] Meran → Mayrhofen -- Tiroler Höhenweg im Juli 2011

                                  Danke lotta, das hab ich wohl glatt überlesen vor lauter Vorfreude auf die Bilder.

                                  Ich finds toll so eine Tour in den Alpen zu machen, speziell mit Zelt.
                                  Ich finde die Alpen sind eh relativ wenig vertreten hier mit Berichten dieser Art und andererseits doch (zumindest für mich) viel näher als Norwegen und Schweden. Ich plane so etwas ähnliches für die Ankogelregion im Sommer.

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                                  • phoeniks
                                    Erfahren
                                    • 01.09.2009
                                    • 294
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                                    #18
                                    AW: [I][A] Meran → Mayrhofen -- Tiroler Höhenweg im Juli 2011

                                    Zitat von Monika Beitrag anzeigen

                                    - auf den Etappen auf der ich unterwegs war, hätte man mühelos jeden Tag einen Platz zum Zelten finden können.

                                    Monika
                                    Danke für die Antwort und die schönen Fotos in deinem Reisbericht. Sieht ja echt nach einer tollen Strecke aus. Steht dann wohl diesen Sommer bei mir auf der Liste

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                                    • Lotta
                                      Dauerbesucher
                                      • 17.12.2007
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                                      #19
                                      AW: [I][A] Meran → Mayrhofen -- Tiroler Höhenweg im Juli 2011

                                      Hallo Monika,
                                      danke für deine Antwort. Dann kann man die meisten steilen Stellen also umgehen, sehr gut.
                                      Ich wollte irgendwann nochmal mit meinen Eltern gemeinsam eine Wandertour in den Alpen machen, aber meine Mutter hat sehr große Höhenangst. Mir ist die Höhe als Flachlandindianer schon nicht soo lieb, aber sie hat richtiggehend Panik. Da ist es gut, schonmal ein paar Ideen zu sammeln.

                                      Deinen Reisebericht werde ich gleich mal lesen :-)

                                      Liebe Grüße
                                      Lotta

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                                      • Wafer

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                                        #20
                                        AW: [I][A] Meran → Mayrhofen -- Tiroler Höhenweg im Juli 2011

                                        Halo.

                                        Ganz toller Bericht! Großes Kino! Vielen Dank!
                                        Leider muß ich noch etwas warten bis meine Kinder so alt sind, dass ich sowas wieder angehen kann. Aber der Tiroler Höhenweg steht dann weit oben auf der Liste.

                                        Gruß Wafer

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