AW: [DE] Faszination Nordsee - Die North Sea Cycle Route und Inseltouren
North Sea Cycle Route
Finkenwerder – Stade, 50,2 km
27.07.2012
Um es vorweg zu sagen: Nein, unter einem guten Stern steht auch dieser Tag nicht. Das liegt allerdings an mir, da ich anscheinend Defizite habe, die Radwegschilder zu erkennen, zu finden oder die Karte richtig zu lesen. Zu meiner Ehrenrettung muss ich allerdings sagen, dass sich die Radwegbeschilderung in Hamburg nicht mit Ruhm bekleckert. Und die (veraltete?) Streckenführung in Niedersachsen auch nicht, die in der BVA Fahrradkarte des ADFC verzeichnet ist. Ein Tipp vorweg: Ruhig nach Bedarf der Beschilderung des Elberadweges folgen und Teile des Esteradwegs miteinbeziehen. Das ist nervenschonender und idyllischer.
Aber fangen wir vorne an:
Geplant ist es, heute nach Hemmoor zu radeln, weil dort ein Campingplatz eingezeichnet ist. Die Etappe ist ca. 100 km lang und so will ich früh starten. Es soll der heißeste Tag des Jahres werden, bevor der Sommer wieder eine Pause einlegt. Heiß heißt in diesem Jahr, dass 28 Grad im Schatten erwartet werden. Da ich an einem Freitag nicht vor 9 Uhr die Fähre nehmen kann, kann ich nicht zu früh los und dann ist doch tatsächlich das sehnsüchtig erwartete Paket aus Österreich da. Damit ist die Übernachtung gestrichen. Ich kümmere mich erst einmal um das Paket und starte doch erheblich später, als ich wollte. Zwar habe ich das volle Übernachtungsgepäck dabei, da ich jetzt a) nicht mehr umladen will und b) für den Abend Unwetter angesagt sind, die eine Notübernachtung erforderlich machen könnten. Im Grund habe ich aber bereits beschlossen, die Etappe entweder in Stade (S-Bahn Gesamtbereich) oder in Hemmoor (Regionalzug) ab zu brechen, da der Erhalt des Paketes andere Termine nach sich zieht.
Und so erreiche ich um 11.45 Uhr Finkenwerder.

Am Ausgang erwartet mich zuverlässig das Radwegschild und ich biege links ab.

Am Bus vorbei geht es Richtung Hauptstraße und da stehe ich dann.

Die Autos dröhnen, aber kein Richtungspfeiler zeigt einen Hinweis. Ich kenne mich aus, daher weiß ich, dass rechts abbiegen unlogisch ist. Da gibt es eine schönere Radwegstrecke um den Hafen herum, die dann parallel zu dieser Straße in Richtung Airbus an der Bahnstrecke entlang führt. Also nach links?
Die Hauptstraße ist wie immer viel befahren. Finkenwerder wartet seit Jahren auf eine Umgehungsstraße. Der gesamte Verkehr aus Hamburg Richtung Airbus und Altes Land geht durch diese Straße und die Anwohner, deren teilweise sehr hübsche Häuser durch den Verkehr Risse aufweisen, sind wirklich nicht zu beneiden. Kurz entschlossen beschließe ich, nach links zu fahren und tatsächlich: Ein Schild. Das sieht man aber erst, wenn man über die Ampel fährt, es ist nämlich unter dem Autobahnschild.


Der Weg führt parallel zur Einkaufsstraße in ruhige Seitenstraßen und ist vorbildlich ausgeschildert.


Und dann bin ich überrascht. Hier war ich noch nie und es ist wunderschön hier.


So ist es ein jäher Kontrast, als hinter einem Fachwerkhaus die Tankstelle an der Hauptstraße auftaucht. Im ersten Moment erkenne ich sie gar nicht, ich kenne sie nur aus Autofahrerperspektive von vorne.

Und nun beginnt der Schilderkampf. Wohin weist dieses Schild? Ja, halb nach links zum Auedeich. Aber direkt an der Straße ist das nächste Schild. Und nun?
Ich fahre vor bis zur Kreuzung und biege rechts ab. Obwohl ich bewusst danach schaue, übersehe ich das nach links weisende Richtungsschild an der Ampel, obwohl ich vermute, dass es hier links abgehen muss. Erst die Vergrößerung des Foto bietet mir Aufschluss, wo das Schild ist: Es befindet sich unter dem „Überholen verboten“ Verkehrszeichen.

Möglicherweise hat mir da die Sonne einen Streich gespielt. So fahre ich bis an die nächste Kurve, weiß dann aber, dass das nicht richtig sein kann, da ich jetzt nur noch ein paar Meter von der Kreuzung entfernt bin, an der ich gestartet bin. Ich wende. Wieder sehe ich keinen Hinweis auf die Seitenstraße und so fahre ich wieder ratlos zur Tankstelle zurück und studiere die Karte.
Dann entscheide ich mich, dem Richtungsarm zu folgen und biege Richtung Auedeich ab. Immer wieder spannend, wie nahe Idylle, Natur und Hafen hier beieinander liegen.

Es riecht nach frisch gemähtem Gras und die Möwen vollführen sommerliche Flugbewegungen. Obwohl viel Verkehr ist, hört man ihn kaum. Ich bin zufrieden.


An der Kurve ist der Radweg zu Ende und es gilt, eine gefährliche Kreuzung zu queren. Das North Sea Cycle Route Schild fehlt – ich bin jetzt auf dem Elberadweg und sehe, dass ich zu weit gefahren bin. Aber ich habe keine Lust mehr, zu wenden und ich weiß, dass der Weg vor mir idyllisch ist. Nicht nachvollziehbar, warum hier der Nordseeküstenradweg nicht am Elberadweg entlang geführt wird.

Der Obststand lockt – erste Vorläufer des Obstanbaugebietes Altes Land. An der Karte von Finkenwerder wird mir mein Irrtum bestätigt, aber ich freue mich auf die Strecke und so habe ich kein schlechtes Gewissen, dass ich jetzt von der offiziellen Route abweiche. Ich befinde mich jetzt unten rechts und die geschlungene Straße ist der Elberadweg. Die schnurgerade in der Mitte zwischen Hauptstraße und Süderelbe durchgehende Straße ist der dagegen Nordseeküstenradweg.

Ich biege in die Nebenstrecke ein und genieße die Eindrücke. Walnussbäume stehen am Wegesrand und wunderschöne Häuser säumen den Deich.


Der Elberadweg ist ausgeschildert und ich kreuze Bahnschranken.

Einige Gärten sind eine Pracht.

Ich würde dem Elberadweg gerne weiter folgen, entschließe mich aber pflichtbewusst an der nächsten Möglichkeit wieder zum Nordseeküstenradweg zurück zu kehren. Und so fahre ich direkt auf die sehenswerte Kirche zu.

Von Bäumen verdeckt, ist sie nur schwer zu fotografieren.



Gegenüber der Kirche ein kunstvoll geschnitztes Eingangstor: Es ist noch eine Ruhe vorhanden dem Volke Gottes (Hebr. 4,9). Erst beim Schreiben des Reiseberichtes erfahre ich, dass sich dort nicht nur der Alte Friedhof, sondern auch eine katholische Kirche befindet. Aber die Hitze ist bereits so unerträglich, dass ich mir keine Zeit für Besichtigungen nehmen möchte.

Weiter geht es nun die Dorfstraße entlang und angesichts des Autoverkehrs ärgere mich etwas, dass ich nicht weiter Elberadweg gefahren bin. Andererseits ist die Kirche wirklich ein Schmuckstück gewesen.
Dann wird es aber doch noch schön.


An der Kreuzung Finkenwerder Landscheideweg, Finkenwerder Westerdeich und Neßkatenweg treffen sich Nordseeküstenradweg und Elberadweg.

Der Nordseeküstenradweg geht geradeaus weiter. Es ist der Weg rechts von dem Schild, auf dem Gartenbauverein Finkenwerder e.V. 101 steht.

Auch hier brauche ich ziemlich lang zur Orientierung, denn rechts und links zweigen idyllische Radwege ab und der Weg geradeaus sieht am wenigsten verlockend aus und ist erneut nicht zusätzlich beschildert. Aber er entpuppt sich als richtig. Hinter den Kleingärten verbreitet ein Gebäude von Airbus durch die Sonneneinstrahlung ein unwirkliches, hellglänzendes Licht.

Der nächste Radwegschilderarm weist zuverlässig in Richtung Hauptstraße. Es geht also halbrechts weiter.

Links beginnt ein Naturschutzgebiet und die Schautafel erklärt die dort angesiedelten Vogelarten.

Aber erst einmal geht es die vielbefahrene Hauptstraße entlang. Einige Reiseradler kommen mir entgegen und man spricht schwäbisch.


Und dann muss man aufpassen, denn ohne Vorwarnung zeigt ein kleines rotes Radwegschild nach links. Man kann zwar auch bis zur Ampel vorfahren und dann links abbiegen, aber der offizielle Weg führt durch das Naturschutzgebiet.

Also muss man an dieser Stelle die vielbefahrene Landstraße kreuzen und ich brauche etwas, bis mir das gelingt. Nicht ungefährlich, diese Stelle, vor allem, wenn Berufsverkehr ist und einige wie bekloppt überholen und nach Hause rasen. In der Ferne liegt Neuenfelde mit der 1682 errichteten St. Pankratius-Kirche. Sie verfügt über eine Arp-Schnitger-Orgel, was ich aber erst jetzt, als ich den Reisebericht schreibe und den Namen der Kirche recherchiere, erfahre. Manchmal sollte man sich vor der Reise informieren, wo man hin fährt! Da muss ich wohl noch einmal hin.

Nun kommt ein kurzes Stück Idylle pur. (Sind dort Schlauchboote erlaubt? Ich glaube nicht...). Faszinierende Bäume stehe hier.




Dann folgt wieder die bittere Realität der Landstraße. Die Ampel ist grün und ich gebe Gas. Hier ein Foto von der Kreuzung, die nun hinter mir liegt. Erstaunlich viele Radreisende sind unterwegs, einer hier wartet auf seine Familie auf der anderen Straßenseite. Hinter der Leitplanke befindet sich das Naturschutzgebiet, das ich gerade verlassen habe.

Ich gebe Gas, sehe keine weiteren Schilder und mein Weg endet an einer Straße. Ich schaue mich um, aber Radwegschilder sehe ich keine. Also studiere ich die Karte und entscheide, dass ich richtig bin. Hamburg ist nicht Schleswig – Holstein. Und ich will jetzt auch nicht noch einmal zurückfahren und suchen, ob ich etwas übersehen habe. Die Hitze nimmt nämlich immer weiter zu und ich brauche Fahrtwind. Während ich diesen Bericht schreibe, muss ich bei Überprüfung des Tracks allerdings feststellen, dass ich doch falsch war. Anscheinend hätte ich hier irgendwo halblinks einen Weg in Richtung Hauptstraße Nincop-Neuenfelde finden müssen. Aber auch im Nachhinein habe ich keine Ahnung wo. Möglicherweise hätte ich auf die Straße fahren müssen.
Ich biege dagegen rechts auf den Weg an der Deichinnenkante ab. Kein Wunder, dass ich nun überhaupt keine Schilder mehr finde und gleichzeitig: glücklicherweise. Keine Ahnung, was sich die Streckenplaner gedacht haben, den Weg an der zentralen Hauptstraße entlang zu führen. Möglicherweise gibt es dort auch einen Deichradweg, aber eine Nebenstraße ist doch viel angenehmer.
So fahre ich also ohne es zu wissen parallel zur offiziellen Strecke. Immerhin ist es schön hier.




Ich fahre sogar sehr nahe an der Kirche vorbei und hätte sie sogar besichtigen können, wenn ich gewusst hätte, welche Perle sich hier verbirgt.


Und dann stehe ich am Ende des Deiches erneut an einer Kreuzung. Und nirgendwo ein Schild. Klar, woher auch – ich bin ja falsch. Aber das weiß ich zu diesem Zeitpunkt ja nicht. Laut Karte muss ich wohl geradeaus.
An der Kreuzung ist ein Selbstbedienungsautomat für Obst. Es lebe die Technik.

Ich fahre ein Stück Dorfstraße.

Ein Auto nach dem anderen dröhnt an mir vorbei. Geballte Hektik und spürbare Aggressivität. Ich bremse. Im Nachhinein weiß ich, dass die Straße richtig gewesen wäre, denn damit wäre ich direkt auf die Hauptstraße gekommen, die als Nordseeküstenradweg ausgeschildert ist. Aber mir erscheint es unlogisch, dass ein Fernradweg so eine vielbefahrene Straße entlang führt. Ein Radweg fehlt hier, man müsste auf der Straße fahren. Bis her habe ich so etwas nicht erlebt. Im Prinzip ist der Gedanke richtig. Und da ich denke, dass ich falsch bin, fahre ich zur Kreuzung zurück. Ein Bild vom Haus an der Kreuzung.

Durch Zufall sehe ich einen Radfahrer auf einem nicht ganz taufrischen Klapperrad, der in die Seitenstraße einbiegt. Es gibt dort also einen Radweg. Das kann nur richtig sein. Nach längere Zeit finde ich eine Lücke zwischen den abbiegenden Autos und biege in den Nebenweg ein.

Hier befindet sich tatsächlich ein Radweg und er ist die Verlängerung des Radweges, auf dem ich eben gefahren bin.



Nach einiger Zeit fällt mir auf, dass der Weg mit einem „x“ gekennzeichnet ist. Es handelt sich anscheinend um einen markierten Wanderweg. Radwegschilder fehlen. Natürlich fällt mir das auf, aber es ist mittlerweile brütend heiß und ich bin froh, einfach nur voran zu kommen und einen schönen Weg zu fahren. Irgendwann wird schon wieder ein Schild kommen. Hoffe ich.
Ich gelange auf einen schmalen Deichpfad in Richtung Sietas Werft. Das kann nicht richtig sein und mir wird endgültig klar, dass ich wohl doch die Straße hätte nehmen müssen. Aber umkehren will ich jetzt nicht mehr.

Der Weg wird jetzt immer schmaler und dazu hügelig. Auf der Straße fahren die Autos Stoßstange an Stoßstange und sind unglaublich laut. Kopfsteinpflaster. Es macht Spaß, den Weg zu fahren und die Steigungen sind eine schöne Abwechslung, aber mir sollte jetzt niemand entgegen kommen und keiner aus dem Haus auf den Weg treten.

Dann stehe ich vor dem Eingang der Sietas Werft. Sie ist Hamburgs älteste noch existierende Werft, hat aber im letzten Jahr Insolvenz angemeldet. Gearbeitet wird trotzdem. Hier war ich noch nie.

Ich bleibe kurz stehen und studiere die Karte, um heraus zu finden, wo ich bin. Leider ist der Wanderweg nicht eingezeichnet, obwohl ich immer wieder das Markierungskreuz sehe.

Ich ahne nun langsam, wo ich bin und ärgere mich, dass ich nicht den Elberadweg gefahren bin. Dann wäre ich schon viel weiter. Hemmor rückt in weite Ferne.
Plötzlich kommt eine Radfahrerin über den Huckel vor mir geradelt und ruft mir aufgeregt zu, ich solle aus dem Weg gehen und den Weg nicht versperren. Ich verstehe das Problem nicht, denn vor mir und hinter mir ist genug Platz, um weiter zu fahren. Sie rast vorbei. Dann kommt der sportlich gedresste Partner der Frau und ruft ebenfalls, ich solle aus dem Weg gehen. Ich stehe nicht im Weg, sage ich laut und er knallt an mir vorbei und ruft im Vorbeifahren: „Ich komme sonst den Berg nicht hoch“. Ich bin sprachlos. Für diesen kleinen Hügel nimmt der Anlauf? Und das bei der Enge der Straße? Hatte ich ein Glück, dass die mir nicht während der Fahrt begegnet sind.
Abgetörnt verlasse ich den Weg und fahre auf dem Kopfsteinpflaster weiter. Es schüttelt mich durch, aber das ist mir egal. Auf dem Deichweg ist es mir nach dem Erlebnis zu gefährlich.
Und dann kommt tatsächlich ein Radwegschild.

Ich bin nun auf dem Esteradweg. Nur: Wir ich das Umleitungsschild interpretieren soll, erschließt sich mir noch nicht. Das werde ich erst später erfahren. Rechts von mir befindet sich das alte Estesperrwerk, das für Fußgänger und Radfahrer freigegeben ist. Von der anderen Seite her kenne ich es gut. Schön, mal von dieser Seite heran gefahren zu sein.

Ich wechsele die Straßenseite und muss den Torbogen fotografieren: „Wir haben hier keine bleibende Städte (Stätte?) sondern die Zukünftige suchen wir hier.“

Und dann sehe ich endlich wieder einen Schilderarm. Was ich sehe, begeistert mich nicht. Ich bin tatsächlich auf dem Esteradweg. Dieser geht jetzt aber rechts ab und ich spiele einen Moment mit dem Gedanken, ihn weiter zu fahren. Der Nordseeküstenradweg scheint mir keine attraktive Strecke zu verfolgen. Aber ich bin tapfer und werde gleich pflichtbewusst geradeaus weiter radeln. Dem Schild nach bin ich 10 km von Finkenwerder entfernt. Und es ist nun 13.28 Uhr. Ich habe für dieses kurze Stück 1,5 Stunden gebraucht. Fein.

Und dann – oh Wunder – erreiche ich die Hauptstraße, die ich hätte fahren müssen. Vor mir ist kein Radwegschild.

Rechts von mir ist ein verwaschenes Radsymbol. Und der Hinweis, dass ich nun den Landkreis Stade betreten werde.

Links von mir ist eine Bushaltestelle. Und ich sehe die attraktive Hauptstraße, die ich eigentlich hätte entlang fahren sollen.....

Nachdenklich biege ich erst einmal links ab, um zu überprüfen, ob ich nicht doch ein Schild sehe. An der nächsten Einmündung wende ich wieder und dann kann ich mein Glück nicht fassen: Ich bin richtig! Da ist das Schild ja. Wie konnte ich es bloß übersehen!

Zufrieden gebe ich Gas.
Zufrieden?
Nur kurz. Zwar gibt es tatsächlich mal Momente, in denen kein Auto das Bild stören würde. Aber generell ist lauter, hässlicher, nervtötender, ohrenschmerzenverursachender Verkehr. Hitze und Verkehr. Die Rennpiste nach Stade. Ich kenne die Straße aus Motorradfahrersicht und würde nie auf die Idee kommen, hier einen Fernradweg entlang zu legen. Hier gibt man Gas. Ich fluche. Und ich verfluche. Hätte ich bloß Ohropax mitgenommen.

Ich verlasse nun Hamburg und fahre in Richtung Hove. Das Ortsschild von Jork taucht auf und ich grüße im Geiste die fünfte Einschlafhilfe.

Ein schönes Haus, wenn der lärmende Verkehr nicht wäre.

Spontan mache ich bei einem Obststand halt und kaufe Blaubeeren, Erdbeeren, Kirschen und dann – warum gibt es die eigentlich kaum noch zu kaufen – von mir heißgeliebte Sauerkirschen. Ich fahre mit UL Ausrüstung, da kann man ruhig 3 kg Obst einpacken. Frischer geht nicht.

Ich komme mit der Frau ein wenig ins Gespräch und fluche über die Radwegführung. Wie kann man einen Nordseeküstenradweg nur an dieser vielbefahrenen Straße entlang führen. Und von ihr erfahre ich des Rätsels Lösung: Das Estesperrwerk ist für den gesamten Verkehr gesperrt. Daher diese Unmengen von Autos. Normalerweise ist hier tagsüber nicht so viel Verkehr.
Das bedeutet, dass an diesem Tag auch für Radfahrer der Elberadweg nicht befahrbar gewesen wäre, da dieser über das Estesperrwerk geführt wird. Das erklärt die Begegnung mit den beiden Radler auf dem schmalen Weg an der Sietas-Werft. Auch sie mussten einen Umweg fahren. Ich bin mit der Streckenführung nun ein wenig versöhnt, aber nur wenig. Die Straße hier ist auch mit weniger Autos für einen Fernradweg viel zu öde. Da gibt es intelligentere Lösungen.



Die Estebrücke – gehört sie zu Hove? -, über die der Autoverkehr geleitet wird. Sogar ein grüner Radpfeil findet sich hier!


In der Ferne sieht man Blankenese, das auf der anderen Elbseite liegt.

Dann folgt dieses Ortsschild. Es ist ein hübsches Straßendorf, das ebenfalls zu Jork gehört.

Als ich diesen Knaben entdecke, träume ich von einer Pause. Es ist jetzt 14.00 Uhr und die Hitze macht mir zu schaffen. Ich schätze, ich bin gerade mal 30 km gefahren.

Sobald der Autoverkehr abnimmt und die Wegführung ruhiger und naturnäher wird, werde ich Rast machen. Lange kann das ja nicht mehr dauern.
Denke ich.
North Sea Cycle Route
Finkenwerder – Stade, 50,2 km
27.07.2012
Um es vorweg zu sagen: Nein, unter einem guten Stern steht auch dieser Tag nicht. Das liegt allerdings an mir, da ich anscheinend Defizite habe, die Radwegschilder zu erkennen, zu finden oder die Karte richtig zu lesen. Zu meiner Ehrenrettung muss ich allerdings sagen, dass sich die Radwegbeschilderung in Hamburg nicht mit Ruhm bekleckert. Und die (veraltete?) Streckenführung in Niedersachsen auch nicht, die in der BVA Fahrradkarte des ADFC verzeichnet ist. Ein Tipp vorweg: Ruhig nach Bedarf der Beschilderung des Elberadweges folgen und Teile des Esteradwegs miteinbeziehen. Das ist nervenschonender und idyllischer.
Aber fangen wir vorne an:
Geplant ist es, heute nach Hemmoor zu radeln, weil dort ein Campingplatz eingezeichnet ist. Die Etappe ist ca. 100 km lang und so will ich früh starten. Es soll der heißeste Tag des Jahres werden, bevor der Sommer wieder eine Pause einlegt. Heiß heißt in diesem Jahr, dass 28 Grad im Schatten erwartet werden. Da ich an einem Freitag nicht vor 9 Uhr die Fähre nehmen kann, kann ich nicht zu früh los und dann ist doch tatsächlich das sehnsüchtig erwartete Paket aus Österreich da. Damit ist die Übernachtung gestrichen. Ich kümmere mich erst einmal um das Paket und starte doch erheblich später, als ich wollte. Zwar habe ich das volle Übernachtungsgepäck dabei, da ich jetzt a) nicht mehr umladen will und b) für den Abend Unwetter angesagt sind, die eine Notübernachtung erforderlich machen könnten. Im Grund habe ich aber bereits beschlossen, die Etappe entweder in Stade (S-Bahn Gesamtbereich) oder in Hemmoor (Regionalzug) ab zu brechen, da der Erhalt des Paketes andere Termine nach sich zieht.
Und so erreiche ich um 11.45 Uhr Finkenwerder.

Am Ausgang erwartet mich zuverlässig das Radwegschild und ich biege links ab.

Am Bus vorbei geht es Richtung Hauptstraße und da stehe ich dann.

Die Autos dröhnen, aber kein Richtungspfeiler zeigt einen Hinweis. Ich kenne mich aus, daher weiß ich, dass rechts abbiegen unlogisch ist. Da gibt es eine schönere Radwegstrecke um den Hafen herum, die dann parallel zu dieser Straße in Richtung Airbus an der Bahnstrecke entlang führt. Also nach links?
Die Hauptstraße ist wie immer viel befahren. Finkenwerder wartet seit Jahren auf eine Umgehungsstraße. Der gesamte Verkehr aus Hamburg Richtung Airbus und Altes Land geht durch diese Straße und die Anwohner, deren teilweise sehr hübsche Häuser durch den Verkehr Risse aufweisen, sind wirklich nicht zu beneiden. Kurz entschlossen beschließe ich, nach links zu fahren und tatsächlich: Ein Schild. Das sieht man aber erst, wenn man über die Ampel fährt, es ist nämlich unter dem Autobahnschild.


Der Weg führt parallel zur Einkaufsstraße in ruhige Seitenstraßen und ist vorbildlich ausgeschildert.


Und dann bin ich überrascht. Hier war ich noch nie und es ist wunderschön hier.


So ist es ein jäher Kontrast, als hinter einem Fachwerkhaus die Tankstelle an der Hauptstraße auftaucht. Im ersten Moment erkenne ich sie gar nicht, ich kenne sie nur aus Autofahrerperspektive von vorne.

Und nun beginnt der Schilderkampf. Wohin weist dieses Schild? Ja, halb nach links zum Auedeich. Aber direkt an der Straße ist das nächste Schild. Und nun?
Ich fahre vor bis zur Kreuzung und biege rechts ab. Obwohl ich bewusst danach schaue, übersehe ich das nach links weisende Richtungsschild an der Ampel, obwohl ich vermute, dass es hier links abgehen muss. Erst die Vergrößerung des Foto bietet mir Aufschluss, wo das Schild ist: Es befindet sich unter dem „Überholen verboten“ Verkehrszeichen.

Möglicherweise hat mir da die Sonne einen Streich gespielt. So fahre ich bis an die nächste Kurve, weiß dann aber, dass das nicht richtig sein kann, da ich jetzt nur noch ein paar Meter von der Kreuzung entfernt bin, an der ich gestartet bin. Ich wende. Wieder sehe ich keinen Hinweis auf die Seitenstraße und so fahre ich wieder ratlos zur Tankstelle zurück und studiere die Karte.
Dann entscheide ich mich, dem Richtungsarm zu folgen und biege Richtung Auedeich ab. Immer wieder spannend, wie nahe Idylle, Natur und Hafen hier beieinander liegen.

Es riecht nach frisch gemähtem Gras und die Möwen vollführen sommerliche Flugbewegungen. Obwohl viel Verkehr ist, hört man ihn kaum. Ich bin zufrieden.


An der Kurve ist der Radweg zu Ende und es gilt, eine gefährliche Kreuzung zu queren. Das North Sea Cycle Route Schild fehlt – ich bin jetzt auf dem Elberadweg und sehe, dass ich zu weit gefahren bin. Aber ich habe keine Lust mehr, zu wenden und ich weiß, dass der Weg vor mir idyllisch ist. Nicht nachvollziehbar, warum hier der Nordseeküstenradweg nicht am Elberadweg entlang geführt wird.

Der Obststand lockt – erste Vorläufer des Obstanbaugebietes Altes Land. An der Karte von Finkenwerder wird mir mein Irrtum bestätigt, aber ich freue mich auf die Strecke und so habe ich kein schlechtes Gewissen, dass ich jetzt von der offiziellen Route abweiche. Ich befinde mich jetzt unten rechts und die geschlungene Straße ist der Elberadweg. Die schnurgerade in der Mitte zwischen Hauptstraße und Süderelbe durchgehende Straße ist der dagegen Nordseeküstenradweg.

Ich biege in die Nebenstrecke ein und genieße die Eindrücke. Walnussbäume stehen am Wegesrand und wunderschöne Häuser säumen den Deich.


Der Elberadweg ist ausgeschildert und ich kreuze Bahnschranken.

Einige Gärten sind eine Pracht.

Ich würde dem Elberadweg gerne weiter folgen, entschließe mich aber pflichtbewusst an der nächsten Möglichkeit wieder zum Nordseeküstenradweg zurück zu kehren. Und so fahre ich direkt auf die sehenswerte Kirche zu.

Von Bäumen verdeckt, ist sie nur schwer zu fotografieren.



Gegenüber der Kirche ein kunstvoll geschnitztes Eingangstor: Es ist noch eine Ruhe vorhanden dem Volke Gottes (Hebr. 4,9). Erst beim Schreiben des Reiseberichtes erfahre ich, dass sich dort nicht nur der Alte Friedhof, sondern auch eine katholische Kirche befindet. Aber die Hitze ist bereits so unerträglich, dass ich mir keine Zeit für Besichtigungen nehmen möchte.

Weiter geht es nun die Dorfstraße entlang und angesichts des Autoverkehrs ärgere mich etwas, dass ich nicht weiter Elberadweg gefahren bin. Andererseits ist die Kirche wirklich ein Schmuckstück gewesen.
Dann wird es aber doch noch schön.


An der Kreuzung Finkenwerder Landscheideweg, Finkenwerder Westerdeich und Neßkatenweg treffen sich Nordseeküstenradweg und Elberadweg.

Der Nordseeküstenradweg geht geradeaus weiter. Es ist der Weg rechts von dem Schild, auf dem Gartenbauverein Finkenwerder e.V. 101 steht.

Auch hier brauche ich ziemlich lang zur Orientierung, denn rechts und links zweigen idyllische Radwege ab und der Weg geradeaus sieht am wenigsten verlockend aus und ist erneut nicht zusätzlich beschildert. Aber er entpuppt sich als richtig. Hinter den Kleingärten verbreitet ein Gebäude von Airbus durch die Sonneneinstrahlung ein unwirkliches, hellglänzendes Licht.

Der nächste Radwegschilderarm weist zuverlässig in Richtung Hauptstraße. Es geht also halbrechts weiter.

Links beginnt ein Naturschutzgebiet und die Schautafel erklärt die dort angesiedelten Vogelarten.

Aber erst einmal geht es die vielbefahrene Hauptstraße entlang. Einige Reiseradler kommen mir entgegen und man spricht schwäbisch.


Und dann muss man aufpassen, denn ohne Vorwarnung zeigt ein kleines rotes Radwegschild nach links. Man kann zwar auch bis zur Ampel vorfahren und dann links abbiegen, aber der offizielle Weg führt durch das Naturschutzgebiet.

Also muss man an dieser Stelle die vielbefahrene Landstraße kreuzen und ich brauche etwas, bis mir das gelingt. Nicht ungefährlich, diese Stelle, vor allem, wenn Berufsverkehr ist und einige wie bekloppt überholen und nach Hause rasen. In der Ferne liegt Neuenfelde mit der 1682 errichteten St. Pankratius-Kirche. Sie verfügt über eine Arp-Schnitger-Orgel, was ich aber erst jetzt, als ich den Reisebericht schreibe und den Namen der Kirche recherchiere, erfahre. Manchmal sollte man sich vor der Reise informieren, wo man hin fährt! Da muss ich wohl noch einmal hin.

Nun kommt ein kurzes Stück Idylle pur. (Sind dort Schlauchboote erlaubt? Ich glaube nicht...). Faszinierende Bäume stehe hier.




Dann folgt wieder die bittere Realität der Landstraße. Die Ampel ist grün und ich gebe Gas. Hier ein Foto von der Kreuzung, die nun hinter mir liegt. Erstaunlich viele Radreisende sind unterwegs, einer hier wartet auf seine Familie auf der anderen Straßenseite. Hinter der Leitplanke befindet sich das Naturschutzgebiet, das ich gerade verlassen habe.

Ich gebe Gas, sehe keine weiteren Schilder und mein Weg endet an einer Straße. Ich schaue mich um, aber Radwegschilder sehe ich keine. Also studiere ich die Karte und entscheide, dass ich richtig bin. Hamburg ist nicht Schleswig – Holstein. Und ich will jetzt auch nicht noch einmal zurückfahren und suchen, ob ich etwas übersehen habe. Die Hitze nimmt nämlich immer weiter zu und ich brauche Fahrtwind. Während ich diesen Bericht schreibe, muss ich bei Überprüfung des Tracks allerdings feststellen, dass ich doch falsch war. Anscheinend hätte ich hier irgendwo halblinks einen Weg in Richtung Hauptstraße Nincop-Neuenfelde finden müssen. Aber auch im Nachhinein habe ich keine Ahnung wo. Möglicherweise hätte ich auf die Straße fahren müssen.
Ich biege dagegen rechts auf den Weg an der Deichinnenkante ab. Kein Wunder, dass ich nun überhaupt keine Schilder mehr finde und gleichzeitig: glücklicherweise. Keine Ahnung, was sich die Streckenplaner gedacht haben, den Weg an der zentralen Hauptstraße entlang zu führen. Möglicherweise gibt es dort auch einen Deichradweg, aber eine Nebenstraße ist doch viel angenehmer.
So fahre ich also ohne es zu wissen parallel zur offiziellen Strecke. Immerhin ist es schön hier.




Ich fahre sogar sehr nahe an der Kirche vorbei und hätte sie sogar besichtigen können, wenn ich gewusst hätte, welche Perle sich hier verbirgt.


Und dann stehe ich am Ende des Deiches erneut an einer Kreuzung. Und nirgendwo ein Schild. Klar, woher auch – ich bin ja falsch. Aber das weiß ich zu diesem Zeitpunkt ja nicht. Laut Karte muss ich wohl geradeaus.
An der Kreuzung ist ein Selbstbedienungsautomat für Obst. Es lebe die Technik.

Ich fahre ein Stück Dorfstraße.

Ein Auto nach dem anderen dröhnt an mir vorbei. Geballte Hektik und spürbare Aggressivität. Ich bremse. Im Nachhinein weiß ich, dass die Straße richtig gewesen wäre, denn damit wäre ich direkt auf die Hauptstraße gekommen, die als Nordseeküstenradweg ausgeschildert ist. Aber mir erscheint es unlogisch, dass ein Fernradweg so eine vielbefahrene Straße entlang führt. Ein Radweg fehlt hier, man müsste auf der Straße fahren. Bis her habe ich so etwas nicht erlebt. Im Prinzip ist der Gedanke richtig. Und da ich denke, dass ich falsch bin, fahre ich zur Kreuzung zurück. Ein Bild vom Haus an der Kreuzung.

Durch Zufall sehe ich einen Radfahrer auf einem nicht ganz taufrischen Klapperrad, der in die Seitenstraße einbiegt. Es gibt dort also einen Radweg. Das kann nur richtig sein. Nach längere Zeit finde ich eine Lücke zwischen den abbiegenden Autos und biege in den Nebenweg ein.

Hier befindet sich tatsächlich ein Radweg und er ist die Verlängerung des Radweges, auf dem ich eben gefahren bin.



Nach einiger Zeit fällt mir auf, dass der Weg mit einem „x“ gekennzeichnet ist. Es handelt sich anscheinend um einen markierten Wanderweg. Radwegschilder fehlen. Natürlich fällt mir das auf, aber es ist mittlerweile brütend heiß und ich bin froh, einfach nur voran zu kommen und einen schönen Weg zu fahren. Irgendwann wird schon wieder ein Schild kommen. Hoffe ich.
Ich gelange auf einen schmalen Deichpfad in Richtung Sietas Werft. Das kann nicht richtig sein und mir wird endgültig klar, dass ich wohl doch die Straße hätte nehmen müssen. Aber umkehren will ich jetzt nicht mehr.

Der Weg wird jetzt immer schmaler und dazu hügelig. Auf der Straße fahren die Autos Stoßstange an Stoßstange und sind unglaublich laut. Kopfsteinpflaster. Es macht Spaß, den Weg zu fahren und die Steigungen sind eine schöne Abwechslung, aber mir sollte jetzt niemand entgegen kommen und keiner aus dem Haus auf den Weg treten.

Dann stehe ich vor dem Eingang der Sietas Werft. Sie ist Hamburgs älteste noch existierende Werft, hat aber im letzten Jahr Insolvenz angemeldet. Gearbeitet wird trotzdem. Hier war ich noch nie.

Ich bleibe kurz stehen und studiere die Karte, um heraus zu finden, wo ich bin. Leider ist der Wanderweg nicht eingezeichnet, obwohl ich immer wieder das Markierungskreuz sehe.

Ich ahne nun langsam, wo ich bin und ärgere mich, dass ich nicht den Elberadweg gefahren bin. Dann wäre ich schon viel weiter. Hemmor rückt in weite Ferne.
Plötzlich kommt eine Radfahrerin über den Huckel vor mir geradelt und ruft mir aufgeregt zu, ich solle aus dem Weg gehen und den Weg nicht versperren. Ich verstehe das Problem nicht, denn vor mir und hinter mir ist genug Platz, um weiter zu fahren. Sie rast vorbei. Dann kommt der sportlich gedresste Partner der Frau und ruft ebenfalls, ich solle aus dem Weg gehen. Ich stehe nicht im Weg, sage ich laut und er knallt an mir vorbei und ruft im Vorbeifahren: „Ich komme sonst den Berg nicht hoch“. Ich bin sprachlos. Für diesen kleinen Hügel nimmt der Anlauf? Und das bei der Enge der Straße? Hatte ich ein Glück, dass die mir nicht während der Fahrt begegnet sind.
Abgetörnt verlasse ich den Weg und fahre auf dem Kopfsteinpflaster weiter. Es schüttelt mich durch, aber das ist mir egal. Auf dem Deichweg ist es mir nach dem Erlebnis zu gefährlich.
Und dann kommt tatsächlich ein Radwegschild.

Ich bin nun auf dem Esteradweg. Nur: Wir ich das Umleitungsschild interpretieren soll, erschließt sich mir noch nicht. Das werde ich erst später erfahren. Rechts von mir befindet sich das alte Estesperrwerk, das für Fußgänger und Radfahrer freigegeben ist. Von der anderen Seite her kenne ich es gut. Schön, mal von dieser Seite heran gefahren zu sein.

Ich wechsele die Straßenseite und muss den Torbogen fotografieren: „Wir haben hier keine bleibende Städte (Stätte?) sondern die Zukünftige suchen wir hier.“

Und dann sehe ich endlich wieder einen Schilderarm. Was ich sehe, begeistert mich nicht. Ich bin tatsächlich auf dem Esteradweg. Dieser geht jetzt aber rechts ab und ich spiele einen Moment mit dem Gedanken, ihn weiter zu fahren. Der Nordseeküstenradweg scheint mir keine attraktive Strecke zu verfolgen. Aber ich bin tapfer und werde gleich pflichtbewusst geradeaus weiter radeln. Dem Schild nach bin ich 10 km von Finkenwerder entfernt. Und es ist nun 13.28 Uhr. Ich habe für dieses kurze Stück 1,5 Stunden gebraucht. Fein.

Und dann – oh Wunder – erreiche ich die Hauptstraße, die ich hätte fahren müssen. Vor mir ist kein Radwegschild.

Rechts von mir ist ein verwaschenes Radsymbol. Und der Hinweis, dass ich nun den Landkreis Stade betreten werde.

Links von mir ist eine Bushaltestelle. Und ich sehe die attraktive Hauptstraße, die ich eigentlich hätte entlang fahren sollen.....

Nachdenklich biege ich erst einmal links ab, um zu überprüfen, ob ich nicht doch ein Schild sehe. An der nächsten Einmündung wende ich wieder und dann kann ich mein Glück nicht fassen: Ich bin richtig! Da ist das Schild ja. Wie konnte ich es bloß übersehen!

Zufrieden gebe ich Gas.
Zufrieden?
Nur kurz. Zwar gibt es tatsächlich mal Momente, in denen kein Auto das Bild stören würde. Aber generell ist lauter, hässlicher, nervtötender, ohrenschmerzenverursachender Verkehr. Hitze und Verkehr. Die Rennpiste nach Stade. Ich kenne die Straße aus Motorradfahrersicht und würde nie auf die Idee kommen, hier einen Fernradweg entlang zu legen. Hier gibt man Gas. Ich fluche. Und ich verfluche. Hätte ich bloß Ohropax mitgenommen.

Ich verlasse nun Hamburg und fahre in Richtung Hove. Das Ortsschild von Jork taucht auf und ich grüße im Geiste die fünfte Einschlafhilfe.

Ein schönes Haus, wenn der lärmende Verkehr nicht wäre.

Spontan mache ich bei einem Obststand halt und kaufe Blaubeeren, Erdbeeren, Kirschen und dann – warum gibt es die eigentlich kaum noch zu kaufen – von mir heißgeliebte Sauerkirschen. Ich fahre mit UL Ausrüstung, da kann man ruhig 3 kg Obst einpacken. Frischer geht nicht.

Ich komme mit der Frau ein wenig ins Gespräch und fluche über die Radwegführung. Wie kann man einen Nordseeküstenradweg nur an dieser vielbefahrenen Straße entlang führen. Und von ihr erfahre ich des Rätsels Lösung: Das Estesperrwerk ist für den gesamten Verkehr gesperrt. Daher diese Unmengen von Autos. Normalerweise ist hier tagsüber nicht so viel Verkehr.
Das bedeutet, dass an diesem Tag auch für Radfahrer der Elberadweg nicht befahrbar gewesen wäre, da dieser über das Estesperrwerk geführt wird. Das erklärt die Begegnung mit den beiden Radler auf dem schmalen Weg an der Sietas-Werft. Auch sie mussten einen Umweg fahren. Ich bin mit der Streckenführung nun ein wenig versöhnt, aber nur wenig. Die Straße hier ist auch mit weniger Autos für einen Fernradweg viel zu öde. Da gibt es intelligentere Lösungen.



Die Estebrücke – gehört sie zu Hove? -, über die der Autoverkehr geleitet wird. Sogar ein grüner Radpfeil findet sich hier!


In der Ferne sieht man Blankenese, das auf der anderen Elbseite liegt.

Dann folgt dieses Ortsschild. Es ist ein hübsches Straßendorf, das ebenfalls zu Jork gehört.

Als ich diesen Knaben entdecke, träume ich von einer Pause. Es ist jetzt 14.00 Uhr und die Hitze macht mir zu schaffen. Ich schätze, ich bin gerade mal 30 km gefahren.

Sobald der Autoverkehr abnimmt und die Wegführung ruhiger und naturnäher wird, werde ich Rast machen. Lange kann das ja nicht mehr dauern.
Denke ich.
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