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Dies ist ein ausführlicher Bericht von einer zweitägigen Wanderung in Brandenburg (23.-24. April 2013); für mich zugleich die erste Freestyle-Übernachtung im Freien und ein Versuch, die inzwischen dafür angesammelte Ausrüstung zu testen.
Und weil der Bericht sich textlich ein wenig in die Länge ziehen wird, stelle ich ihn hier in Abschnitten ein. Heute also nur die erste Hälfte der ersten Tagesetappe.
Ein Bild zur Ausrüstung:

Zwei davon ziehe ich an, setze den Rucksack auf, der vielleicht neun Kilo wiegt, und gehe zur Straßenbahn, um mit der S-Bahn vom Alexanderplatz nach Strausberg-Nord zu fahren. Das Ziel der Wanderung ist Chorin. Ungefähr fünfzig Kilometer, also zwei Tagesetappen.
Zum Übernachten im Freien habe ich mir nach Karte und Google eine Stelle zwischen Steinbeck und Wölsickendorf ausgesucht, am Waldrand östlich des Gamengrunds. (Letztlich schlafe ich woanders und komme am zweiten Tag nur bis Niederfinow, von wo ich mit dem Zug nach Berlin zurückfahre. Davon später mehr.)
Aus alter Tagestourengewohnheit ziehe ich in der Tram eine Tageskarte aus dem Automaten, was totaler Quatsch ist, aber das wird mir erst in Strausberg auffallen.
Vor dem Automaten komme ich mit einem Typ mit Anzug ins Gespräch, der mich angesichts meiner Pläne fragt, ob ich denn auch ein Deo gegen die Wölfe dabeihabe. Ich frage ihn, was es denn sein soll, und er meint: vielleicht irgend so etwas stark Riechendes, Modernes. Bis zum Alexanderplatz gebe ich ihm eine Zusammenfassung meiner Kenntnisse über das Verhalten von Wölfen und Wildschweinen.
Die S-Bahn nach Strausberg-Nord fährt alle 40 Minuten und ich erreiche am Alexanderplatz knapp genug den Zug um 10:12 Uhr.

Folglich bin ich um 10 Minuten nach elf in Strausberg, lasse den erwogenen Espresso links und die Barnim-Kaserne rechts liegen und laufe los, Richtung Wilkendorf. Es ist ein seit zwanzig Jahren bekannter Weg. Als ich 1990 oder 1991 zum ersten Mal hier war, lief man auf einem sandigen Feldweg in den Wald hinein, inzwischen läuft man durch eine Eigenheimsiedlung und weiter auf Asphalt durch den Wald bis Wilkendorf.

Das Dorf Wilkendorf (Kilometer 2,4) wird nur gestreift. Zur Linken liegt das Schloss, das früher ein Gästehaus der NVA, dann der Bundeswehr gewesen ist und jetzt seit etlichen Jahren zu einem Luxushotel umgebaut wird. Vielleicht wird es irgendwann fertig.

Danach geht es ungefähr 10 Kilometer durch den Blumenthal nach Biesow, topographisch immer einem kleinen Tal folgend, einer Rinne im Barnim-Plateau, in etwa parallel zum Gamengrund, aber ein paar Kilometer weiter östlich.

Ich hatte mir bei der Ausrüstungsplanung überlegt, dass der Rucksack vielleicht bequemer zu tragen sei, wenn man das mitgeführte Wasser in Feldflaschen vorn oder seitlich am Gürtel befestigt und womöglich auch noch die trockenen Lebensmittel in einer hinten angebrachten Koppeltasche transportiert, die zugleich für eine bessere Lastübertragung vom Rucksack auf die Hüfte sorgen könnte. Denn der Hüftgurt ist ungepolstert und insofern nur bedingt funktional.
Dieser schöne Gedanke wird schon auf den ersten Kilometern hinfällig, denn das am Gürtel verteilte Gewicht erweist sich orthopädisch eher als unangenehm. Ich verstaue also probehalber die Wasserflaschen doch noch im Rucksack und löse den Hüftgurt ganz. Merkwürdigerweise wird erst jetzt der Rucksack wirklich bequem, trotz fehlender Lastübertragung auf die Hüfte, und das wird auch im weiteren Verlauf der Tour so bleiben. Das Gesamtgewicht des Rucksacks dürfte jetzt etwa 11 Kilo betragen.

Seit meinem letzten Besuch ist hier viel gearbeitet worden. Wahrscheinlich riecht es penetrant nach frisch geschlagenem Holz, aber ich habe leider keinen Geruchssinn.

Etwa bei Kilometer 5 erreicht man den Großen Lattsee. Früher war das ein Angelgewässer; inzwischen ist der See privatisiert, wie man den Schildern entnehmen kann, und die einst sporadisch vorhandenen Holzbänke und -tische sind verfallen und neuerdings sogar beseitigt worden.
Im Frühjahr, etwa ab Mitte März, blühen hier im lichten Buchenwald des Seeufers die Leberblümchen. Dieses Jahr haben sie ein paar Wochen Verspätung.



Meistens sieht man auf dieser Strecke an Werktagen keinen Menschen. Diesmal treffe ich eine Vierergruppe, zwei Ehepaare um die sechzig. Sie stehen an einer flachen Stelle des Seeufers. Ich steige die paar Schritte vom Weg zu ihnen herab, grüße und frage etwas eulenspiegelmäßig: "Na, haben Sie gebadet?" Nein, sagen sie, das würden sie hier nur im Sommer tun.
Gegenfrage: Ob ich zu diesem Forst gehöre? (Wahrscheinlich sehe ich aus wie ein Förster. Eine der beiden Damen raucht gerade eine Zigarette, wie ich erst verspätet bemerke. Dann macht die Frage natürlich erst recht Sinn.)
Ich gehöre aber nicht zu diesem Forst. Die vier sind ihrerseits, wie sie mir erzählen, verwandtschaftshalber im nahen Forsthaus Leuenberg zu Besuch und machen ihren Mittagsspaziergang.
Meine Ausrüstung sehe ja sehr professionell aus. Ich sage ihnen die Wahrheit über die Professionalität meiner Ausrüstung und werde gefragt, ob ich das Schlafen im Freien denn geübt habe. Auch dazu gebe ich, etwas belustigt (denn ich bin ja gerade heute zum Üben unterwegs), eine wahrheitsgemäße Auskunft.
Wir wechseln noch ein paar Worte über den Müll, der hier am Ufer herumliegt, dann ziehe ich weiter. Das folgende Bild habe ich während des Gesprächs gemacht.

In der Tat fällt der gelegentlich herumliegende Müll im Frühjahr mehr ins Auge. Im Sommer ist er von der Vegetation verdeckt.

Leave no trace (1)

Leave no trace (2)
Auf den Großen Lattsee folgt der Kleine Lattsee, dann erreicht man (bei Kilometer 7,7 meiner Route) die Landesstraße 337.
Wendet man sich hier nach rechts, Richtung Prötzel, findet man nach hundert Metern auf der anderen Straßenseite den Weg nach Blumenthal, einer kleinen Häusergruppe an einem See mitten im Wald. Der See heißt ebenfalls Blumenthalsee, wie eben auch der gesamte Wald der Blumenthal heißt.
Würde man auf der Landesstraße noch einen halben Kilometer weitergehen, käme man nach Stadtstelle. Das ist wieder nur eine Häusergruppe, keine Ortschaft. Stadtstelle heißt es deshalb, weil es hier im Mittelalter eine Stadt gegeben hat, deren Mauerreste teilweise noch im angrenzenden Wald zu finden sein sollen. Fontane berichtet davon in den »Wanderungen«, aber archäologisch ist dieser Ort anscheinend nie wirklich erschlossen worden. Man findet jedenfalls im Netz nicht viel mehr als Fontanes Bericht und daneben die eine oder andere esoterische Anknüpfung an das Potential, das ein solcher untergegangener Ort der Phantasie bietet.

L 337: Überall, wo es in Brandenburg Asphalt gibt, wird auch gerast. Man geht lieber hinter der Leitplanke.
Statt nach rechts wende ich mich auf der Straße nach links in Richtung des besagten Forsthauses Leuenberg, biege aber bereits nach zweihundert Metern auf der anderen Straßenseite wieder in den Wald ab. Man findet dort ein paar Schritte von der Straße einen kleinen überdachten, im Laufe der letzten zwanzig Jahre stark verfallenen Rastplatz, der mir Gelegenheit für eine kleine Pause bietet. Es ist inzwischen 13:30 Uhr.

Dann geht es in nordnordöstlicher Richtung weiter zum Pichesee. Ich kenne den Weg und bin froh darum, denn es ist eine Gegend, in der man sich mit schlechter Karte und ohne Richtungsnavigation ausgezeichnet verlaufen kann. Ich erinnere mich an einen bedeckten Tag zu Beginn der neunziger Jahre … Danach bin ich in Brandenburg nie wieder ohne Kompass wandern gegangen.
Diesmal also finde ich meinen Weg aus dem Gedächtnis. Inzwischen ist das Wetter etwas grau geworden, über dem See und dem noch kahlen Wald liegt ein silbrig-graues Licht.


Das Licht passt dazu, dass ich diesen letzten Teil des Weges nach Biesow in den letzten Jahren immer ein wenig beklemmend fand, so als könnte man hier unvermittelt aus der Wirklichkeit in eine verhexte Welt hinübergleiten. Oder ist das nur dann der Fall, wenn man Blair Witch Project gesehen hat? Womöglich hängt alles von den Baumarten ab. Solange die Buche im Mischwald vorherrscht, bleibt die Atmosphäre freundlich.

Jagdliche Einrichtung mit Rucksack
Jedenfalls spüre ich immer eine gewisse Erleichterung, wenn ich bei Biesow aus dem Wald heraustrete. Die Ortschaft Biesow (Kilometer 12,7) liegt sehr idyllisch auf einer großen Freifläche. Ringsumher ist Wald. Natürlich kann man den Ort auch mit dem Auto erreichen, aber ich glaube, dass ich hier in all den Jahren beim Durchwandern noch nie ein fahrendes Auto gesehen habe. Würde man mich mit vorgehaltener Waffe zwingen, einen Ort auf dem Lande zum dauerhaften Wohnen auszusuchen, so würde ich ohne Zögern Biesow wählen.





Heute betrachte ich die Umgebung unter dem Aspekt, wo man auf der Freifläche außerhalb der Sichtweite der Häuser ein Zelt aufschlagen könnte. Das Gelände lässt das nämlich zu. Nur stelle ich jetzt leider fest, dass man sich buchstäblich überall im Schussfeld der strategisch plazierten Hochsitze befinden würde.
Und weil der Bericht sich textlich ein wenig in die Länge ziehen wird, stelle ich ihn hier in Abschnitten ein. Heute also nur die erste Hälfte der ersten Tagesetappe.
Ein Bild zur Ausrüstung:
Zwei davon ziehe ich an, setze den Rucksack auf, der vielleicht neun Kilo wiegt, und gehe zur Straßenbahn, um mit der S-Bahn vom Alexanderplatz nach Strausberg-Nord zu fahren. Das Ziel der Wanderung ist Chorin. Ungefähr fünfzig Kilometer, also zwei Tagesetappen.
Zum Übernachten im Freien habe ich mir nach Karte und Google eine Stelle zwischen Steinbeck und Wölsickendorf ausgesucht, am Waldrand östlich des Gamengrunds. (Letztlich schlafe ich woanders und komme am zweiten Tag nur bis Niederfinow, von wo ich mit dem Zug nach Berlin zurückfahre. Davon später mehr.)
Aus alter Tagestourengewohnheit ziehe ich in der Tram eine Tageskarte aus dem Automaten, was totaler Quatsch ist, aber das wird mir erst in Strausberg auffallen.
Vor dem Automaten komme ich mit einem Typ mit Anzug ins Gespräch, der mich angesichts meiner Pläne fragt, ob ich denn auch ein Deo gegen die Wölfe dabeihabe. Ich frage ihn, was es denn sein soll, und er meint: vielleicht irgend so etwas stark Riechendes, Modernes. Bis zum Alexanderplatz gebe ich ihm eine Zusammenfassung meiner Kenntnisse über das Verhalten von Wölfen und Wildschweinen.
Die S-Bahn nach Strausberg-Nord fährt alle 40 Minuten und ich erreiche am Alexanderplatz knapp genug den Zug um 10:12 Uhr.
Folglich bin ich um 10 Minuten nach elf in Strausberg, lasse den erwogenen Espresso links und die Barnim-Kaserne rechts liegen und laufe los, Richtung Wilkendorf. Es ist ein seit zwanzig Jahren bekannter Weg. Als ich 1990 oder 1991 zum ersten Mal hier war, lief man auf einem sandigen Feldweg in den Wald hinein, inzwischen läuft man durch eine Eigenheimsiedlung und weiter auf Asphalt durch den Wald bis Wilkendorf.
Das Dorf Wilkendorf (Kilometer 2,4) wird nur gestreift. Zur Linken liegt das Schloss, das früher ein Gästehaus der NVA, dann der Bundeswehr gewesen ist und jetzt seit etlichen Jahren zu einem Luxushotel umgebaut wird. Vielleicht wird es irgendwann fertig.
Danach geht es ungefähr 10 Kilometer durch den Blumenthal nach Biesow, topographisch immer einem kleinen Tal folgend, einer Rinne im Barnim-Plateau, in etwa parallel zum Gamengrund, aber ein paar Kilometer weiter östlich.
Ich hatte mir bei der Ausrüstungsplanung überlegt, dass der Rucksack vielleicht bequemer zu tragen sei, wenn man das mitgeführte Wasser in Feldflaschen vorn oder seitlich am Gürtel befestigt und womöglich auch noch die trockenen Lebensmittel in einer hinten angebrachten Koppeltasche transportiert, die zugleich für eine bessere Lastübertragung vom Rucksack auf die Hüfte sorgen könnte. Denn der Hüftgurt ist ungepolstert und insofern nur bedingt funktional.
Dieser schöne Gedanke wird schon auf den ersten Kilometern hinfällig, denn das am Gürtel verteilte Gewicht erweist sich orthopädisch eher als unangenehm. Ich verstaue also probehalber die Wasserflaschen doch noch im Rucksack und löse den Hüftgurt ganz. Merkwürdigerweise wird erst jetzt der Rucksack wirklich bequem, trotz fehlender Lastübertragung auf die Hüfte, und das wird auch im weiteren Verlauf der Tour so bleiben. Das Gesamtgewicht des Rucksacks dürfte jetzt etwa 11 Kilo betragen.
Seit meinem letzten Besuch ist hier viel gearbeitet worden. Wahrscheinlich riecht es penetrant nach frisch geschlagenem Holz, aber ich habe leider keinen Geruchssinn.

Etwa bei Kilometer 5 erreicht man den Großen Lattsee. Früher war das ein Angelgewässer; inzwischen ist der See privatisiert, wie man den Schildern entnehmen kann, und die einst sporadisch vorhandenen Holzbänke und -tische sind verfallen und neuerdings sogar beseitigt worden.
Im Frühjahr, etwa ab Mitte März, blühen hier im lichten Buchenwald des Seeufers die Leberblümchen. Dieses Jahr haben sie ein paar Wochen Verspätung.
Meistens sieht man auf dieser Strecke an Werktagen keinen Menschen. Diesmal treffe ich eine Vierergruppe, zwei Ehepaare um die sechzig. Sie stehen an einer flachen Stelle des Seeufers. Ich steige die paar Schritte vom Weg zu ihnen herab, grüße und frage etwas eulenspiegelmäßig: "Na, haben Sie gebadet?" Nein, sagen sie, das würden sie hier nur im Sommer tun.
Gegenfrage: Ob ich zu diesem Forst gehöre? (Wahrscheinlich sehe ich aus wie ein Förster. Eine der beiden Damen raucht gerade eine Zigarette, wie ich erst verspätet bemerke. Dann macht die Frage natürlich erst recht Sinn.)
Ich gehöre aber nicht zu diesem Forst. Die vier sind ihrerseits, wie sie mir erzählen, verwandtschaftshalber im nahen Forsthaus Leuenberg zu Besuch und machen ihren Mittagsspaziergang.
Meine Ausrüstung sehe ja sehr professionell aus. Ich sage ihnen die Wahrheit über die Professionalität meiner Ausrüstung und werde gefragt, ob ich das Schlafen im Freien denn geübt habe. Auch dazu gebe ich, etwas belustigt (denn ich bin ja gerade heute zum Üben unterwegs), eine wahrheitsgemäße Auskunft.
Wir wechseln noch ein paar Worte über den Müll, der hier am Ufer herumliegt, dann ziehe ich weiter. Das folgende Bild habe ich während des Gesprächs gemacht.
In der Tat fällt der gelegentlich herumliegende Müll im Frühjahr mehr ins Auge. Im Sommer ist er von der Vegetation verdeckt.
Leave no trace (1)
Leave no trace (2)
Auf den Großen Lattsee folgt der Kleine Lattsee, dann erreicht man (bei Kilometer 7,7 meiner Route) die Landesstraße 337.
Wendet man sich hier nach rechts, Richtung Prötzel, findet man nach hundert Metern auf der anderen Straßenseite den Weg nach Blumenthal, einer kleinen Häusergruppe an einem See mitten im Wald. Der See heißt ebenfalls Blumenthalsee, wie eben auch der gesamte Wald der Blumenthal heißt.
Würde man auf der Landesstraße noch einen halben Kilometer weitergehen, käme man nach Stadtstelle. Das ist wieder nur eine Häusergruppe, keine Ortschaft. Stadtstelle heißt es deshalb, weil es hier im Mittelalter eine Stadt gegeben hat, deren Mauerreste teilweise noch im angrenzenden Wald zu finden sein sollen. Fontane berichtet davon in den »Wanderungen«, aber archäologisch ist dieser Ort anscheinend nie wirklich erschlossen worden. Man findet jedenfalls im Netz nicht viel mehr als Fontanes Bericht und daneben die eine oder andere esoterische Anknüpfung an das Potential, das ein solcher untergegangener Ort der Phantasie bietet.
L 337: Überall, wo es in Brandenburg Asphalt gibt, wird auch gerast. Man geht lieber hinter der Leitplanke.
Statt nach rechts wende ich mich auf der Straße nach links in Richtung des besagten Forsthauses Leuenberg, biege aber bereits nach zweihundert Metern auf der anderen Straßenseite wieder in den Wald ab. Man findet dort ein paar Schritte von der Straße einen kleinen überdachten, im Laufe der letzten zwanzig Jahre stark verfallenen Rastplatz, der mir Gelegenheit für eine kleine Pause bietet. Es ist inzwischen 13:30 Uhr.
Dann geht es in nordnordöstlicher Richtung weiter zum Pichesee. Ich kenne den Weg und bin froh darum, denn es ist eine Gegend, in der man sich mit schlechter Karte und ohne Richtungsnavigation ausgezeichnet verlaufen kann. Ich erinnere mich an einen bedeckten Tag zu Beginn der neunziger Jahre … Danach bin ich in Brandenburg nie wieder ohne Kompass wandern gegangen.
Diesmal also finde ich meinen Weg aus dem Gedächtnis. Inzwischen ist das Wetter etwas grau geworden, über dem See und dem noch kahlen Wald liegt ein silbrig-graues Licht.
Das Licht passt dazu, dass ich diesen letzten Teil des Weges nach Biesow in den letzten Jahren immer ein wenig beklemmend fand, so als könnte man hier unvermittelt aus der Wirklichkeit in eine verhexte Welt hinübergleiten. Oder ist das nur dann der Fall, wenn man Blair Witch Project gesehen hat? Womöglich hängt alles von den Baumarten ab. Solange die Buche im Mischwald vorherrscht, bleibt die Atmosphäre freundlich.
Jagdliche Einrichtung mit Rucksack
Jedenfalls spüre ich immer eine gewisse Erleichterung, wenn ich bei Biesow aus dem Wald heraustrete. Die Ortschaft Biesow (Kilometer 12,7) liegt sehr idyllisch auf einer großen Freifläche. Ringsumher ist Wald. Natürlich kann man den Ort auch mit dem Auto erreichen, aber ich glaube, dass ich hier in all den Jahren beim Durchwandern noch nie ein fahrendes Auto gesehen habe. Würde man mich mit vorgehaltener Waffe zwingen, einen Ort auf dem Lande zum dauerhaften Wohnen auszusuchen, so würde ich ohne Zögern Biesow wählen.
Heute betrachte ich die Umgebung unter dem Aspekt, wo man auf der Freifläche außerhalb der Sichtweite der Häuser ein Zelt aufschlagen könnte. Das Gelände lässt das nämlich zu. Nur stelle ich jetzt leider fest, dass man sich buchstäblich überall im Schussfeld der strategisch plazierten Hochsitze befinden würde.
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