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Kurze Vorgeschichte:
Seit Jahren schon gibt es bei uns im Freundeskreis die „traditionelle“ Sommerwanderung, 4-6 Freunde, eine Woche irgendwo in Deutschland, ca. 150km. Alles sehr entspannt, oft schon um 11 Uhr morgens die erste Biergartenpause, Mittags ein/zwei Stunden in die Sonne legen, usw.
So sehr mir diese Wanderungen gefallen, habe ich mich doch oft ein wenig geärgert, dass es (bedingt hauptsächlich durch die geringe Fitness der meisten Mitwanderer) so langsam voran geht. Spät loskommen, früh wieder Pause machen, an jedem Biergarten Halt machen... so kommt man ja nie voran! (auch wenn das natürlich auch was für sich hat)
Vor einigen Wochen habe ich dann auf der Suche nach Infos über Tarps dieses Forum entdeckt, habe ein wenig herumgelesen und bin auf das Thema UL und Weitwandern gestoßen. Das klang interessant, könnte das sein, was ich suche. Unnützen Kram weglassen, kontinuierlich viel und lange laufen, weit kommen. Musste ich also ausprobieren. Da sich aus besagter Wandergruppe niemand für so etwas begeistern konnte, musste ich also allein los. Ich war gespannt!
Freitag ist es dann soweit, das Wochenende soll Bombenwetter bieten, ich habe ausnahmsweise mal frei, es kann also losgehen. Nach etwas Recherche im Forum entscheide ich mich, einen Teil des Albsteigs HW1 zu laufen, ab Owen. Als grobes Ziel für Sonntag Abend setze ich mir Jungingen, wären insgesamt ca. 90km, in 2 Tagen. Da ich keine Ahnung habe, wie viel ich tatsächlich schaffen werde, schreibe ich mir noch etliche Dörfer auf, von denen ebenfalls ÖPNV-Verbindungen nach Stuttgart möglich sind.
Ich nehme meinen Berghaus Arete 30, packe Tarp, Tyvek-Groundsheet, Schlafsack, Essen, Wasserflasche, frisch gebasteltes Super Cat Stove Kochersystem, Regenjacke (warum eigentlich?
), zwei dünne Fleeceshirts und etwas Krimskrams ein, hänge Isomatte und Trekkingstöcke außen dran und fahre gegen 21:30 in Stuttgart los. Gut eine Stunde später bin ich in Owen (und lerne dort, dass man es „Auen“ ausspricht), eine weitere Stunde und einen steilen Anstieg im Schein der Stirnlampe später stehe ich auf dem Brucker Fels, meinem Schlafplatz.
Ich zwänge das Tarp irgendwie zwischen die Bäume direkt hinter der Bank des Aussichtsplatzes, und mache mein Schlaflager zurecht. Aus dem 1,5x2,5m Tyvek Groundsheet bastle ich mit ein paar Gaffastreifen ein behelfsmäßigen „Biwacksack“, um mich vor dem Wind, der direkt am Trauf weht, zu schützen. Wollte das eigentlich per angenähtem Reißverschluss machen können, war aber noch nicht dazu gekommen. Für die zwei Nächte geht’s auch so.
Danach koche ich mir noch eine Tasse Tee. Brauche ich zwar nicht, mir ist vom Anstieg noch warm und getrunken habe ich auch ausreichend, aber ich freue mich einfach so über den Cat Stove
. Mein erstes MYOG-Projekt. Trotz zwei linker Hände habe ich am Donnerstag drei verschieden „starke“ Cat Stoves gebastelt, dazu einen Windschutz/Topfständer aus einer Konservendose und (da meine bestellte Tatonka Tasse noch nicht angekommen ist) einen Topf aus einer Erdnussdose. Anschließend räume ich mein Zeug zusammen, lege mich hin und schlafe zu den Klängen einer Pop-Rock-Coverband ein, die unten auf dem Owener Dorffest spielt.
Die Nacht ist sehr kurz. In den Bäumen über mir wohnt eine ganze Horde von Eichhörnchen (oder ähnlichen Tieren, ich sehe im Schein der Lampe nur graue Gestalten mit leuchtenden Augen) , welche durch ziemlich laute Schreie miteinander kommuniziert. Außerdem macht mich das ständige Geraschel nervös, ich mache mir Sorgen um mein Essen und packe es ganz unten in meinen Rucksack. Gegen 4:30 werde ich wieder wach und muss pinkeln (verdammter Tee
). Da ich generell wenig Schlaf brauche und draußen meistens nicht sehr lang schlafen kann, beschließe ich, jetzt einfach aufzustehen. Ich lasse mir Zeit mit dem Frühstück, trinke noch einen Tee und packe zusammen. Als ich das Tarp abbaue, frage ich mich, warum ich es überhaupt mitgenommen habe und beschließe, es in der nächsten Nacht wegzulassen.
Gegen 5:30 blicke ich ein letztes Mal ins Owener Tal und auf die mir wohlbekannte Burg Teck auf der gegenüberliegenden Seite und laufe los.

Wie schon gestern ist der Weg wahnsinnig gut ausgeschildert. Sobald irgendwo auch nur ein winziger Trampelpfad kreuzt, finden sich Schilder mit dem roten Dreieck, welche einem den richtigen Weg weißen.
Rund um Erkenbrechtsweiler finden sich viele Hinweisschilder auf alte Ruinen und Mauerreste. An sich finde ich so etwas meist interessant, doch bei dieser Tour möchte ich ja eben NICHT alle paar Meter stehen bleiben, also laufe ich einfach vorbei.
Kurz nach 6 Uhr bin ich hinter Erkenbrechtsweiler und treffe auf diese glattpolierte Weltraum-Bank.

Die Sonne streckt langsam ihre Fühler über die Felder.

Der Weg führt immer weiter wenige Meter neben dem Albtrauf entlang und immer wieder gibt es Aussichtspunkte. Von einem sehe ich die Burg Hohenneuffen.

Kurze Zeit später erreiche ich den zugehörigen Parkplatz. Da es erst kurz vor sieben ist, ist die Burg noch geschlossen (was auch immer das heißt) und da die asphaltierte Straße auch wenig einladend aussieht, verzichte ich auf den Abstecher und laufe direkt weiter. Kurz darauf treffe ich auf die zur Weltraum-Bank passende Weltraum-Brille im Großformat.

Es geht vorbei an etlichen Startplätzen für Gleitschirmflieger. Der Weg läuft sich sehr angenehm, folgt weiter dem Trauf und bietet sehr schöne Aussichten. Als es wieder auf eine Wiese hinausgeht, merke ich, dass die Sonne so langsam ihre Kraft entfaltet und ziehe den Fleece aus und die Sonnenbrille auf
.

Kurz vor Hülben entscheide ich mich für einen Umweg. Ich möchte noch länger im Wald bleiben und den Ort meiden, außerdem führt dieser Umweg an den laut Beschreibung „berühmten und spektakulären“ Höllenlöchern vorbei. Diese entpuppen sich als kleine Krater oder Löcher in Traufnähe, und sind nach meinem Empfinden nicht besonders spektakulär. Dann geht es steil bergab und ich setze zum ersten Mal die Trekkingstöcke ein, mit deren Hilfe ich den Pfad fast herunter jogge. Der ungewohnt leichte Rucksack beflügelt mich.
Gegen 9 Uhr erreiche ich dann Bad Urach und damit das Ende meiner ersten HW1-Etappe. Mit dem Höllenlöcher-Schlenker habe ich jetzt knapp 20km absolviert und bin mächtig stolz auf mich. Auf einer unserer Sommerwanderungen wären wir jetzt vermutlich erst aufgestanden, würden erst gegen 16 Uhr in Bad Urach ankommen, für den Abend einkaufen und dann einen Schlafplatz suchen. Aber heute bin ich allein unterwegs, ich fühle mich fit und habe noch den ganzen Tag vor mir. Die nächste Stunde verbringe ich damit, mich zweimal in Bad Urach zu verlaufen, meine Flasche zu füllen, einen Pfirsich und einen Kaffee zu kaufen. Dann geht es steil wieder aus der Stadt heraus.
Auf halber Höhe bietet sich die Möglichkeit, die Burgruine Hohenurach zu besichtigen. Da hier ein recht schöner Waldweg hin führt, nehme ich diesen Umweg diesmal mit. Oben angekommen schieße ich ein paar Fotos und steige wieder ab, um weiter dem HW1 zu folgen.


Blick auf die Rutschenfelsen.

Vorbei an Wasserfallhütte und dem namensgebenden Wasserfall geht es sehr steil zu den Rutschenfelsen hinauf. Von hier habe ich nochmal einen sehr schönen (Rück)Blick auf die Hohenurach.

Weiter geht es an einem Pferdegestüt vorbei zur Hohen Warte, einem imposanten Aussichtsturm. Der fortgeschrittenen Uhrzeit entsprechend (es ist jetzt gegen 12) sind auch hier inzwischen recht viele Wanderer unterwegs, ich gehe also direkt weiter.

Kurz darauf erreiche ich den Gestütsgasthof Sankt Johann. Hier mache ich meine erste “richtige” Pause und gönne mir ein wohlverdientes Radler.

Während ich meine Belohnung genieße und wenig aus meinem Proviant esse, studiere ich die Karten und stelle fest, dass ich fantastisch in der Zeit liege und inklusive aller Umwege heute bereits knapp 30km geschafft, es ist erst Mittag und ich fühle mich immer noch topfit. Ich beschließe, heute noch mindestens bis zum Schloss Lichtenstein zu laufen, also weitere 20km. Angesichts Uhrzeit und gefühlter Fitness ein Klacks!
Danach geht es an einem Wanderheim vorbei und durch eine sehr schöne Allee.

Ich wandere an einem Segelflugplatz und komme kurz darauf bereits am Stahlecker Hof an, dem Ende der zweiten Tagesetappe. Den Abstecher zum Hof spare ich mir (hier “soll” man nach dem Ende der Tour übernachten) und laufe direkt weiter Richtung Holzingen. Dort komme ich gegen halb vier an und fülle meine Flasche bei einem sehr netten Herrn auf, der pflichtbewusst meine bisherige Tagesleistung (inzwischen knapp 40km) lobt. Dass auf den letzten Kilometern meine Knie langsam anfingen zu schmerzen, verschweige ich
.
Ein Stück nach Holzelfingen geht es an verschiedenen Felsen und einer sehr schönen Ruine vorbei runter nach Honau und direkt dahinter sehr steil wieder hoch zum Schloss Lichtenstein. Habe ich mich morgens noch gefragt, warum ich eigentlich meine Stöcke mitgenommen habe, ziehe ich mich hier eigentlich nur noch an ihnen hinauf, meine Beine schlurfen schwächlich hinterher. Der Aufstieg wird dadurch erschwert, dass Forstarbeiten den Weg zerstört bzw. unter gefällten Bäumen begraben haben. Weiter oben trifft mein “Weg” auf einen anderen Pfad, hier ist eine Absperrung und ein Schild angebracht, dass auf Forstarbeiten und einen gesperrten Weg hinweißt. Ich ärgere mich, dass so ein Schild nicht auch unten am Weg hängt.
Am Schloss angekommen, werden alle Schmerzen und Strapazen erstmal vergessen, denn es sieht wirklich märchenhaft aus!



Ich setze mich in den zugehörigen Gasthof und erbettle mir noch ein Radler, obwohl eigentlich schon geschlossen ist.

Es ist kurz nach 18Uhr und ich bin so langsam richtig fertig. Nicht nur die Knie, auch die Knöchel und Oberschenkel schmerzen. Als ich nach einer halben Stunde Pause wieder aufstehen will, falle ich fast um. Tapfer laufe ich los, mein Ziel ist eine ca. 5km entfernte Schutzhütte, dort möchte ich übernachten. Bereits wenige hundert Meter später merke ich, dass daraus nichts wird. Meine Beine wollen einfach nicht mehr. Ich mache direkt noch eine Pause und überlege, wie es weitergehen soll. Selbst wenn ich einfach direkt hier schlafe, bezweifle ich, dass meine Beine morgen in der Lage sind, weitere Strecken zu laufen. Schweren Herzens entschließe ich mich, mein “Experiment” hier abzubrechen und mache mich auf den Weg runter nach Unterhausen. Aus meinen Notizen weiß ich, dass dort eine recht schnelle Verbindung nach Stuttgart machbar ist. Den ganzen Abstieg ärgere ich mich, es lief doch so gut, bis Km 40 habe ich mich super gefühlt, und 10km später breche ich ab. Bin ich vielleicht einfach nur zu verweichlicht und sollte die Schmerzen ignorieren und weiterlaufen? Sehr schlecht gelaunt schleiche ich zum Bahnhof, brauche dabei für die ca. 5km knapp 2 Stunden
.
Auf der Fahrt nach Reutlingen beruhige ich mich langsam wieder und kann am dortigen Bahnhof sogar noch die untergehende Sonne ein wenig genießen.

Auf der folgenden Zugfahrt lasse ich den Tag Revue passieren. Kreisten meine Gedanken anfangs noch um den “Misserfolg”, bin ich jetzt positiver gestimmt. Ich hatte mir ja keine Vorgabe gesetzt, x Kilometer in y Stunden zu schaffen, sondern ich wollte einfach mal ausprobieren, wieviel ich schaffen kann, ob mir Solotouren überhaupt liegen, und wie ich da heran gehen möchte.
Mein Fazit:
- Alleine wandern kann auch sehr viel Spaß machen! Ich bestimme das Tempo, die Pausen und die Strecke; fand ich sehr angenehm. Die Gesellschaft anderer hat mir nicht gefehlt, kann aber natürlich auf einer längeren Tour anders sein.
- Rucksackgewicht reduzieren wirkt sich sehr positiv auf meine Leistung aus. Normalerweise habe ich die größten Probleme auf Tour an den Schultern, diesmal waren es ausschließlich meine Beine.
- Früh losgehen lohnt sich. Ich hatte stundenlang meine Ruhe auf dem Weg und habe auch etliche Tiere gesehen, die sich 12Uhr mittags sicher nicht mehr zeigen.
- Will ich weit kommen, muss ich es langsam angehen. Besonders die ersten Stunden war mein Tempo recht hoch, was mir meine Knie übel genommen haben.
- Trekkingstöcke sind eine sehr sinnvolle Unterstützung. Gingen mir vorher außer bei sehr steilen Passagen eher auf die Nerven, haben hier aber besonders auf den letzten 10km den Unterschied zwischen weiterlaufen und stehenbleiben ausgemacht.
- Momentan liegt mein Tageslimit wohl bei 40-45km. Vorausgesetzt, ich laufe langsamer und mache mehr, bzw. längere Pausen, dann ist das sicher auch über mehrere Tage machbar. Die 55km haben sich ja sehr offensichtlich als einmalige Tageshöchstleistung herausgestellt
.
Alles in allem war es eine sehr schöne Tour, auch wenn ich mich übernommen habe und daher vorzeitig abbrechen musste. Ich wollte austesten, was geht und meine Grenzen erfahren. Das hat geklappt, auch wenn der folgende Sonntag eher im Bett bzw. auf dem Sofa verbracht wurde. Das nächste mal laufe ich langsamer und weniger weit, dafür kontinuierlicher. Auch die Tatsache, dass ich zuhause festgestellt habe, dass ich ohne große Komforteinbußen mein Rucksackgewicht für solche Touren noch um knapp 2kg mindern kann, freut mich.
Ein sehr schöner und lehrreicher Tag! Albsteig, ich komme wieder.
Gruß Felix
Seit Jahren schon gibt es bei uns im Freundeskreis die „traditionelle“ Sommerwanderung, 4-6 Freunde, eine Woche irgendwo in Deutschland, ca. 150km. Alles sehr entspannt, oft schon um 11 Uhr morgens die erste Biergartenpause, Mittags ein/zwei Stunden in die Sonne legen, usw.
So sehr mir diese Wanderungen gefallen, habe ich mich doch oft ein wenig geärgert, dass es (bedingt hauptsächlich durch die geringe Fitness der meisten Mitwanderer) so langsam voran geht. Spät loskommen, früh wieder Pause machen, an jedem Biergarten Halt machen... so kommt man ja nie voran! (auch wenn das natürlich auch was für sich hat)
Vor einigen Wochen habe ich dann auf der Suche nach Infos über Tarps dieses Forum entdeckt, habe ein wenig herumgelesen und bin auf das Thema UL und Weitwandern gestoßen. Das klang interessant, könnte das sein, was ich suche. Unnützen Kram weglassen, kontinuierlich viel und lange laufen, weit kommen. Musste ich also ausprobieren. Da sich aus besagter Wandergruppe niemand für so etwas begeistern konnte, musste ich also allein los. Ich war gespannt!
Freitag ist es dann soweit, das Wochenende soll Bombenwetter bieten, ich habe ausnahmsweise mal frei, es kann also losgehen. Nach etwas Recherche im Forum entscheide ich mich, einen Teil des Albsteigs HW1 zu laufen, ab Owen. Als grobes Ziel für Sonntag Abend setze ich mir Jungingen, wären insgesamt ca. 90km, in 2 Tagen. Da ich keine Ahnung habe, wie viel ich tatsächlich schaffen werde, schreibe ich mir noch etliche Dörfer auf, von denen ebenfalls ÖPNV-Verbindungen nach Stuttgart möglich sind.
Ich nehme meinen Berghaus Arete 30, packe Tarp, Tyvek-Groundsheet, Schlafsack, Essen, Wasserflasche, frisch gebasteltes Super Cat Stove Kochersystem, Regenjacke (warum eigentlich?

Ich zwänge das Tarp irgendwie zwischen die Bäume direkt hinter der Bank des Aussichtsplatzes, und mache mein Schlaflager zurecht. Aus dem 1,5x2,5m Tyvek Groundsheet bastle ich mit ein paar Gaffastreifen ein behelfsmäßigen „Biwacksack“, um mich vor dem Wind, der direkt am Trauf weht, zu schützen. Wollte das eigentlich per angenähtem Reißverschluss machen können, war aber noch nicht dazu gekommen. Für die zwei Nächte geht’s auch so.
Danach koche ich mir noch eine Tasse Tee. Brauche ich zwar nicht, mir ist vom Anstieg noch warm und getrunken habe ich auch ausreichend, aber ich freue mich einfach so über den Cat Stove

Die Nacht ist sehr kurz. In den Bäumen über mir wohnt eine ganze Horde von Eichhörnchen (oder ähnlichen Tieren, ich sehe im Schein der Lampe nur graue Gestalten mit leuchtenden Augen) , welche durch ziemlich laute Schreie miteinander kommuniziert. Außerdem macht mich das ständige Geraschel nervös, ich mache mir Sorgen um mein Essen und packe es ganz unten in meinen Rucksack. Gegen 4:30 werde ich wieder wach und muss pinkeln (verdammter Tee

Gegen 5:30 blicke ich ein letztes Mal ins Owener Tal und auf die mir wohlbekannte Burg Teck auf der gegenüberliegenden Seite und laufe los.
Wie schon gestern ist der Weg wahnsinnig gut ausgeschildert. Sobald irgendwo auch nur ein winziger Trampelpfad kreuzt, finden sich Schilder mit dem roten Dreieck, welche einem den richtigen Weg weißen.
Rund um Erkenbrechtsweiler finden sich viele Hinweisschilder auf alte Ruinen und Mauerreste. An sich finde ich so etwas meist interessant, doch bei dieser Tour möchte ich ja eben NICHT alle paar Meter stehen bleiben, also laufe ich einfach vorbei.
Kurz nach 6 Uhr bin ich hinter Erkenbrechtsweiler und treffe auf diese glattpolierte Weltraum-Bank.
Die Sonne streckt langsam ihre Fühler über die Felder.
Der Weg führt immer weiter wenige Meter neben dem Albtrauf entlang und immer wieder gibt es Aussichtspunkte. Von einem sehe ich die Burg Hohenneuffen.
Kurze Zeit später erreiche ich den zugehörigen Parkplatz. Da es erst kurz vor sieben ist, ist die Burg noch geschlossen (was auch immer das heißt) und da die asphaltierte Straße auch wenig einladend aussieht, verzichte ich auf den Abstecher und laufe direkt weiter. Kurz darauf treffe ich auf die zur Weltraum-Bank passende Weltraum-Brille im Großformat.
Es geht vorbei an etlichen Startplätzen für Gleitschirmflieger. Der Weg läuft sich sehr angenehm, folgt weiter dem Trauf und bietet sehr schöne Aussichten. Als es wieder auf eine Wiese hinausgeht, merke ich, dass die Sonne so langsam ihre Kraft entfaltet und ziehe den Fleece aus und die Sonnenbrille auf

Kurz vor Hülben entscheide ich mich für einen Umweg. Ich möchte noch länger im Wald bleiben und den Ort meiden, außerdem führt dieser Umweg an den laut Beschreibung „berühmten und spektakulären“ Höllenlöchern vorbei. Diese entpuppen sich als kleine Krater oder Löcher in Traufnähe, und sind nach meinem Empfinden nicht besonders spektakulär. Dann geht es steil bergab und ich setze zum ersten Mal die Trekkingstöcke ein, mit deren Hilfe ich den Pfad fast herunter jogge. Der ungewohnt leichte Rucksack beflügelt mich.
Gegen 9 Uhr erreiche ich dann Bad Urach und damit das Ende meiner ersten HW1-Etappe. Mit dem Höllenlöcher-Schlenker habe ich jetzt knapp 20km absolviert und bin mächtig stolz auf mich. Auf einer unserer Sommerwanderungen wären wir jetzt vermutlich erst aufgestanden, würden erst gegen 16 Uhr in Bad Urach ankommen, für den Abend einkaufen und dann einen Schlafplatz suchen. Aber heute bin ich allein unterwegs, ich fühle mich fit und habe noch den ganzen Tag vor mir. Die nächste Stunde verbringe ich damit, mich zweimal in Bad Urach zu verlaufen, meine Flasche zu füllen, einen Pfirsich und einen Kaffee zu kaufen. Dann geht es steil wieder aus der Stadt heraus.
Auf halber Höhe bietet sich die Möglichkeit, die Burgruine Hohenurach zu besichtigen. Da hier ein recht schöner Waldweg hin führt, nehme ich diesen Umweg diesmal mit. Oben angekommen schieße ich ein paar Fotos und steige wieder ab, um weiter dem HW1 zu folgen.
Blick auf die Rutschenfelsen.
Vorbei an Wasserfallhütte und dem namensgebenden Wasserfall geht es sehr steil zu den Rutschenfelsen hinauf. Von hier habe ich nochmal einen sehr schönen (Rück)Blick auf die Hohenurach.
Weiter geht es an einem Pferdegestüt vorbei zur Hohen Warte, einem imposanten Aussichtsturm. Der fortgeschrittenen Uhrzeit entsprechend (es ist jetzt gegen 12) sind auch hier inzwischen recht viele Wanderer unterwegs, ich gehe also direkt weiter.
Kurz darauf erreiche ich den Gestütsgasthof Sankt Johann. Hier mache ich meine erste “richtige” Pause und gönne mir ein wohlverdientes Radler.
Während ich meine Belohnung genieße und wenig aus meinem Proviant esse, studiere ich die Karten und stelle fest, dass ich fantastisch in der Zeit liege und inklusive aller Umwege heute bereits knapp 30km geschafft, es ist erst Mittag und ich fühle mich immer noch topfit. Ich beschließe, heute noch mindestens bis zum Schloss Lichtenstein zu laufen, also weitere 20km. Angesichts Uhrzeit und gefühlter Fitness ein Klacks!
Danach geht es an einem Wanderheim vorbei und durch eine sehr schöne Allee.
Ich wandere an einem Segelflugplatz und komme kurz darauf bereits am Stahlecker Hof an, dem Ende der zweiten Tagesetappe. Den Abstecher zum Hof spare ich mir (hier “soll” man nach dem Ende der Tour übernachten) und laufe direkt weiter Richtung Holzingen. Dort komme ich gegen halb vier an und fülle meine Flasche bei einem sehr netten Herrn auf, der pflichtbewusst meine bisherige Tagesleistung (inzwischen knapp 40km) lobt. Dass auf den letzten Kilometern meine Knie langsam anfingen zu schmerzen, verschweige ich

Ein Stück nach Holzelfingen geht es an verschiedenen Felsen und einer sehr schönen Ruine vorbei runter nach Honau und direkt dahinter sehr steil wieder hoch zum Schloss Lichtenstein. Habe ich mich morgens noch gefragt, warum ich eigentlich meine Stöcke mitgenommen habe, ziehe ich mich hier eigentlich nur noch an ihnen hinauf, meine Beine schlurfen schwächlich hinterher. Der Aufstieg wird dadurch erschwert, dass Forstarbeiten den Weg zerstört bzw. unter gefällten Bäumen begraben haben. Weiter oben trifft mein “Weg” auf einen anderen Pfad, hier ist eine Absperrung und ein Schild angebracht, dass auf Forstarbeiten und einen gesperrten Weg hinweißt. Ich ärgere mich, dass so ein Schild nicht auch unten am Weg hängt.
Am Schloss angekommen, werden alle Schmerzen und Strapazen erstmal vergessen, denn es sieht wirklich märchenhaft aus!
Ich setze mich in den zugehörigen Gasthof und erbettle mir noch ein Radler, obwohl eigentlich schon geschlossen ist.
Es ist kurz nach 18Uhr und ich bin so langsam richtig fertig. Nicht nur die Knie, auch die Knöchel und Oberschenkel schmerzen. Als ich nach einer halben Stunde Pause wieder aufstehen will, falle ich fast um. Tapfer laufe ich los, mein Ziel ist eine ca. 5km entfernte Schutzhütte, dort möchte ich übernachten. Bereits wenige hundert Meter später merke ich, dass daraus nichts wird. Meine Beine wollen einfach nicht mehr. Ich mache direkt noch eine Pause und überlege, wie es weitergehen soll. Selbst wenn ich einfach direkt hier schlafe, bezweifle ich, dass meine Beine morgen in der Lage sind, weitere Strecken zu laufen. Schweren Herzens entschließe ich mich, mein “Experiment” hier abzubrechen und mache mich auf den Weg runter nach Unterhausen. Aus meinen Notizen weiß ich, dass dort eine recht schnelle Verbindung nach Stuttgart machbar ist. Den ganzen Abstieg ärgere ich mich, es lief doch so gut, bis Km 40 habe ich mich super gefühlt, und 10km später breche ich ab. Bin ich vielleicht einfach nur zu verweichlicht und sollte die Schmerzen ignorieren und weiterlaufen? Sehr schlecht gelaunt schleiche ich zum Bahnhof, brauche dabei für die ca. 5km knapp 2 Stunden

Auf der Fahrt nach Reutlingen beruhige ich mich langsam wieder und kann am dortigen Bahnhof sogar noch die untergehende Sonne ein wenig genießen.
Auf der folgenden Zugfahrt lasse ich den Tag Revue passieren. Kreisten meine Gedanken anfangs noch um den “Misserfolg”, bin ich jetzt positiver gestimmt. Ich hatte mir ja keine Vorgabe gesetzt, x Kilometer in y Stunden zu schaffen, sondern ich wollte einfach mal ausprobieren, wieviel ich schaffen kann, ob mir Solotouren überhaupt liegen, und wie ich da heran gehen möchte.
Mein Fazit:
- Alleine wandern kann auch sehr viel Spaß machen! Ich bestimme das Tempo, die Pausen und die Strecke; fand ich sehr angenehm. Die Gesellschaft anderer hat mir nicht gefehlt, kann aber natürlich auf einer längeren Tour anders sein.
- Rucksackgewicht reduzieren wirkt sich sehr positiv auf meine Leistung aus. Normalerweise habe ich die größten Probleme auf Tour an den Schultern, diesmal waren es ausschließlich meine Beine.
- Früh losgehen lohnt sich. Ich hatte stundenlang meine Ruhe auf dem Weg und habe auch etliche Tiere gesehen, die sich 12Uhr mittags sicher nicht mehr zeigen.
- Will ich weit kommen, muss ich es langsam angehen. Besonders die ersten Stunden war mein Tempo recht hoch, was mir meine Knie übel genommen haben.
- Trekkingstöcke sind eine sehr sinnvolle Unterstützung. Gingen mir vorher außer bei sehr steilen Passagen eher auf die Nerven, haben hier aber besonders auf den letzten 10km den Unterschied zwischen weiterlaufen und stehenbleiben ausgemacht.
- Momentan liegt mein Tageslimit wohl bei 40-45km. Vorausgesetzt, ich laufe langsamer und mache mehr, bzw. längere Pausen, dann ist das sicher auch über mehrere Tage machbar. Die 55km haben sich ja sehr offensichtlich als einmalige Tageshöchstleistung herausgestellt

Alles in allem war es eine sehr schöne Tour, auch wenn ich mich übernommen habe und daher vorzeitig abbrechen musste. Ich wollte austesten, was geht und meine Grenzen erfahren. Das hat geklappt, auch wenn der folgende Sonntag eher im Bett bzw. auf dem Sofa verbracht wurde. Das nächste mal laufe ich langsamer und weniger weit, dafür kontinuierlicher. Auch die Tatsache, dass ich zuhause festgestellt habe, dass ich ohne große Komforteinbußen mein Rucksackgewicht für solche Touren noch um knapp 2kg mindern kann, freut mich.
Ein sehr schöner und lehrreicher Tag! Albsteig, ich komme wieder.

Gruß Felix
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