Zwei Tage Mosel: Zu Fuß von Cochem nach Reil

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Lookas
    Erfahren
    • 01.11.2011
    • 129
    • Privat

    • Meine Reisen

    Zwei Tage Mosel: Zu Fuß von Cochem nach Reil

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende


    Reisezeit: 20.07.-21.07.2013
    Erster Tag: Cochem - Bullay ca. 29 km
    Zweiter Tag: Bullay - Reil via Beinter Kopf ca. 19 km

    Donnerstag Nachmittag wurde mir plötzlich klar, dass ich das Wochenende frei hatte – keine Verpflichtungen, keine Besuche, kein nichts, gar nichts! Das Wetter war bombig, besser hätte ich es mir nicht wünschen können, daher beschloss ich spontan: Es geht zur Mosel. Was kann’s schöneres geben? Ich kannte mich da zwar nur wenig bis kaum aus, aber das macht ja nichts. Die Mosel! Schöne Gegend, nette Leute, guter Wein, ein Fluss mit Radwanderweg – ideales Terrain für einen lockeren Kurzurlaub.
    Wo könnte ich denn loslaufen? Cochem klingt gut, ist doch auch bekannt. Ja, das ist eine gute Idee. Bis wohin? Egal, mal schauen, auf jeden Fall stromaufwärts. Schnell die nächsten Bahnhöfe ab Cochem Richtung Traben rausgesucht, hastig die nötigsten Sachen gepackt und am Freitag nach der Arbeit ins Auto gesetzt und losgefahren.
    Pünktlich um 22 Uhr rollte mein Auto auf den Parkplatz in der Stadtmitte. Es wurde dunkel, aber Cochem ist ja ein wahres Nachtschwärmer-Paradies. Überall leichtbekleidete junge Leute, betrunkene alte Frauen, in Gruppen und auch als Pärchen-Touristen. Ich schlenderte durch die Straßen, genoss die Atmosphäre, wunderte mich ein wenig über die sehr ausgeprägten Nachtaktivitäten und freute mich in der lauen, fast windstillen Sommerluft auf das, was kommen sollte.
    Aber wo konnte ich hier schlafen? Auf einer Wanderkarte an der Kirche sah ich mehrere Schutzhütten, die sehr nah an der Stadt lagen, Luftlinie vielleicht 500 m. Ein Blick ringsum belehrte mich: Die liegen alle oben in den Hängen, das dauert Stunden, um die zu erreichen!

    Tja, als Flachlandtiroler unterschätzt man immer wieder die Freuden, die Steilhänge bereiten, wenn man sie NICHT auf topografischen Karten betrachtet. Damit die Rentner-Gangs, die hier ihr Urlaubs-Unwesen treiben, freiwillig Wandern gehen, lässt man geflissentlich alle Höhenlinien aus den öffentlich ausgewiesenen „Wander“-Karten weg! So bekommt man auch Holländer in die Weinberge ... vermute ich.

    Mit dem Auto ist das aber kein Problem. Schummel ich dadurch? Ach, egal, ich will schlafen! Der Platz erweist sich als nahezu ideal: Eine große, leere Hütte, die jedoch müffelt, davor ein großer, leerer Platz mit ein paar hohen Hecken, die die Blicke abhalten. Ich lagere mich in der Hütte, denn da gibt’s keinen Tau am Morgen. Gut, sauber ist was anderes, aber ich schlafe schnell ein.
    Plötzlich schrecke ich hoch: Unweit meines Kopfes rumort es, schmatzt, grunzt, scharrt ein Vieh! Mir stehen die Nackenhaare zu Berge ... aber es ist bloß ein Igel. Der vergeht sich hungrig am Holz der Hütte, macht aber keine Anstalten, den Platz zu räumen. Da ich keine Lust auf Milben, Flöhe oder sonst was habe, räume ich den Platz und lasse mich seufzend auf dem Tisch neben meinem Auto nieder. Ab nun wird durchgepennt – bis halb sieben.



    Erstens: Im Schweiße meines Angesichts







    Frühstück im Sonnenaufgang

    Nach einem kurzen Frühstück wird ordentlich gepackt, die Wanderklamotten angezogen, Wasser umgefüllt und dann das Auto am Ortseingang vor dem Campingplatz auf einem Schotterparkplatz geparkt – kostenlos. Dann schnüre ich die Stiefel und tapere in den Ort hinein, den ich fast für mich allein habe. Samstag morgens um acht ist hier nichts los, keine Radfahrer, keine Wanderer, keine Touristen. Ich freue mich, schieße ein paar Fotos und beschließe, den Radweg zu laufen. Ursprünglich wollte ich zwar den Höhenweg erkunden, aber das ist mir gerade zu anstrengend. Also kalkuliere ich, dass die Eindrücke schöner und die Anstrengungen weniger sind, wenn ich den Radweg nutze und gehe sofort am Ufer entlang den Strom hinauf.




    Die Reichsburg: Cochems Wahrzeichen

    Offensichtlich bin ich der einzige Wanderer, der diese Idee hat. Sicherlich sind noch andere zu Fuß unterwegs, aber ich treffe an beiden Tagen keinen Kollegen, während ich so vor mich hin laufe. Dafür Radfahrer: Ab neun kriechen die aus ihren Löchern, genau wie ich früher. Ach ja, warum bin ich damals den Rhein entlang gefahren und nicht dieses wunderschöne kleine Tal hier? Jetzt bin ich zu Fuß und werde erstaunt beäugt.

    Das Wetter ist perfekt. Bombig! Sensationell! Die Sonne lacht, es ist warm, die Luft umschmeichelt mich, der Duft der Weinberge erreicht mich, das träge Wasser gluckst neben mir und die Schuhe tappen gleichmäßig auf dem Asphalt. In den Bäumen zwitschern die Vögel, die Blumen blühen in herrlicher Pracht und hier und da steigt mir der Geruch von Heu in die Nase. Diese Erlebnisse könnte ich auch zu Hause haben – nur wird hier alles noch veredelt durch die sagenhaft schöne Landschaft, das enge, hohe Panorama des Moseltals, die Weinberge und die hübschen Städtchen. Kindheitserinnerungen kommen hoch: Tagesausflüge zur Ruine in Treis-Kadern, der kleine, dicke Lukas in den Weinbergen und unter mir die Mosel, wie sie träge zwischen den engen Leys dahinfließt.





    Hier ist jedoch gerade einiges so gar nicht träge. Ich habe das südliche Ufer an der Bundesstraße genommen und werde in einer Tour von Motorrädern gefoltert: tiefe, brummende Maschinen mit gemütlich cruisenden Pärchen (die sind ja noch völlig unproblematisch), laute, hysterisch schreiende, fast kreischende Raser (Was für Deppen!), irrwitzig überholende Spinner oder diese Klischee-Rocker auf ihren breiten Teilen, in Kluft und Lederhosen, die nur in höllisch knatternden Gruppen auftreten. Was mich gegen viele dieser Fahrer einnimmt, ist der absurde Krach, den sie zusammen und alleine machen. Es gibt doch auch leise Motorräder! Aber das wäre vermutlich uncool. Stören wir lieber alle anderen.

    In Ellenz hätte ich die Fähre nach Beilstein nehmen sollen, die andere Seite ist weniger stark befahren und für Wanderer eher geeignet, wie ich später feststelle. Tja, aus Erfahrung wird man klug! So laufe ich eine unendlich lange Kurve an der Straße entlang in sengender Sonne, bis ich endlich Senhals erreiche. Rast! Eine Stunde lang liege ich im Schatten, döse und ruhe aus. Dann beschließe ich, das Ufer zu wechseln, denn meine Radwander-Karte behauptet, der Weg dort sei unbefestigt. Das klingt doch gut! Keine Motorräder mehr!




    Burg Metternich über Beilstein

    Auf der Brücke sehe ich, dass unter mir am Campingplatz ein paar Mädchen im Wasser baden. Ich bin überrascht: Kann man in der Mosel schwimmen? Fließgewässer sind ja nicht ganz ohne, egal wie träge sie sind. Ich beschließe, es mir bei der nächsten Gelegenheit mal anzuschauen. Die ergibt sich, als ich etwa einen Kilometer weiter einen leeren „Strand“ entdecke, der direkt am Wanderweg liegt. Ein idealer Ort, genau gegenüber eines anderen Campingplatzes, wo die Kinder auch wild im Wasser toben, Erwachsene ruhig mit der Strömung schwimmen und Paddelboote hin und her treiben.
    Schnell bin ich ausgezogen und teste das Wasser. Es ist erstaunlich warm und fließt kaum merklich. Sauber ist was anderes, aber es geht. Ich stinke, bin verschwitzt und klebrig, mir ist heiß und so schwimme ich vorsichtig ein paar Stöße hinaus, den Strand aus Steinen entlang, dann gegen den Strom zurück (geht das leicht!) und klettere über die Steine wieder hinaus. Herrlich! Das tut gut! Während ich mich nackig abtrockne, tuckert ein Boot mit einem älteren Paar vorbei. Er steht, Kulle voraus und in Shorts, am Ruder, sie dagegen hat hinten ihre bedeutenden sekundären Geschlechtsmerkmale offen ausgepackt und ausgebreitet. Wir grüßen einander freundlich von Nackidei zu Nackidei.







    Die weitere Strecke bis Neef verläuft oberhalb des Ufers, teils stark an- und absteigend durch Wald. Wie schön es hier ist! Und ruhig. Nur wenige Radfahrer kommen mir entgegen oder überholen mich, hier und da schwer keuchend ob des steilen, unbefestigten Wegs. Immer wieder stehen Angler-Autos halb im Gebüsch, wird der Blick auf die Mosel frei und es ist zudem angenehm schattig und nicht so krass heiß wie auf dem Asphalt der Bundesstraße.
    In der Klosterruine Stuben, mitten in Weinbergen, wird irgendwas gefeiert. Eine aparte Dame übersetzt der bildhübschen Bierwagen-Bedienung ein paar Trinkwünsche der fremdsprachigen Männer um sie herum; ich leiste mir lieber keinen Wein, obwohl ich schon gern ein Viertel genießen würde. Aber bis Neef sind’s noch ein paar Kilometer, glaube ich. Die gehe ich an lauter Badestellen entlang – hier gibt es eine kleine, langgezogene Insel oder etwas in der Art. Innerhalb dieses ruhigen Bereichs tummeln sich die Leute geradezu im Wasser – alle zehn, fünfzehn Meter wird geplanscht oder sich gebräunt. Ich dagegen sehne mich nach Schatten, denn Mutter Sonne ist heuer unbarmherzig mit mir.
    Vor Neef setze ich mich in den Schatten und pausiere. Es ist halb vier – wie weit geht’s heuer noch? Ich vespere Käse, Wurst, einen Apfel, lecker Brot und beobachte müde eine Art Fußballturnier mit französischen, holländischen und schweizer Jugendlichen. Eins der Mädchen kippt vor dem Tor um; so fühle ich mich auch. Etwa eine dreiviertel Stunde später tappe ich in den Ort, der klein, hübsch und ruhig ist. Ach komm, Bullay ist nur 4 km weiter – da geht’s noch hin, es sei!


    Der Campingplatz in Neef - vom Zug aus fotografiert. Rechts das Ufer kam ich herab, dort wurde angestrengt gebadet!

    Auch diese Strecke entlang der Eisenbahnschienen übersteh ich noch, dann tapse ich müde am Wasser entlang in den Ort. Ach, mir ist grad alles egal. Also suche ich ein Zimmer, bekomme eines in einem Gästehaus direkt am Fluss inklusive leckeres Abendbuffet und kaufe mir noch ein kühles Fläschchen „Brautrock“. Dann stelle ich einen Stuhl ans Ufer, köpf die Flasche und genieß die Sonne, die Mädchen, den Fluss, die Luft und einfach alles – besonders aber den Wein. Was für ein schöner Tag!
    Zuletzt geändert von Lookas; 25.07.2013, 06:44.
    Das muss das Boot abkönnen!

  • Juno234
    Erfahren
    • 03.08.2007
    • 397

    • Meine Reisen

    #2
    AW: Zwei Tage Mosel: Zu Fuß von Cochem nach Reil

    Macht Spaß zu lesen

    Kommentar


    • Lookas
      Erfahren
      • 01.11.2011
      • 129
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: Zwei Tage Mosel: Zu Fuß von Cochem nach Reil

      Zweitens: Ein perfekter Tag

      Fast ausgeschlafen frühstücke ich im „alten Gewölbe“ des Hotels neben Scharen von deutschen Rentnern, holländischen Familien und einer Sippe älterer Herrschaften unbekannter Herkunft (Belgier?!). Die Mosel ist wahrlich ein Rentnerparadies; man kann auch mal so ein bisschen Wandern (ist ja alles nah bei und nicht so hoch), es ist hübsch hier, es gibt auch für pensionierte Studienräte Hektoliterweise tolle Weißweine, der Radweg ist komplett eben (gen Koblenz theoretisch gar abschüssig!) und außer dem Tourismus kennt das Tal keine Industrie, die dafür aber so richtig!



      Ich ziehe jedoch weiter und genieße die Stille, bevor die Radwanderer wieder loslegen. Motorräder sind fern, die Bundesstraße verläuft innerhalb der Schleife auf der anderen Seite des Flusses und bis Zell treffe ich nur einen älteren Jogger, der mal mich überholt, mal pausiert, dann wieder vorbeizieht, pausiert ...



      Ich freue mich auf den Blick über die Schleife. Auf der Karte sieht sie so groß aus – kann man die wirklich vollständig überblicken? Von unten am Ufer aus wohl kaum, ich müsste also hoch in die dicht bewachsenen Hänge. Soll ich in Zell abbiegen und zum Panoramapunkt am Beinter Kopf hochsteigen? Auf einer dieser Wanderkarten sieht das so einfach, so nah aus. Oha, dann geht es sicherlich steil hoch, ich seh’ den Berg ja da direkt vor mir, der Hang ist nicht ohne. Egal, das muss drin sein. Ich biege also hinter Zell ab, laufe an der Brücke ins Nebental und dort steil den Berg hoch in den Wald hinein.
      Es IST anstrengend, keine Frage, aber ich bin froh, diese Variante zu laufen. Hier bin ich endlich mal völlig allein, um mich nur Wald, es ist recht ruhig, die Sonne blitzt durchs hellgrüne Laub und malt goldene Flecken auf den Boden. Ich könnte schreien vor Freude!



      Vollkommen nassgeschwitzt trete ich auf einen breiteren Weg, atme durch und folge dem Wegweiser über malerische Pfade hinauf zum Panoramapunkt. Ein Bussard kreist lautlos über mir, die Insekten brummen und die Sonne brennt scharf auf der Haut. Die Luft ist heiß und fühlt sich irgendwie wie Wasser an, durch das man sich schleppen muss; überall strömt mir Schweiß aus den Poren. Funktionsklamotten helfen hier nicht mehr ...



      Dann treffe ich zwei nette Frauen mittleren Alters, die sich auf Turnschühchen den Wanderpfad herabtasten. Wir fragen einander nach dem Weg (als ob das notwendig sei, hier ist alles ausgeschildert) und wünschen uns gegenseitig einen schönen weiteren Weg. Die letzten Meter durch niedrigen Buschwald, dann stehe ich auf dem Beinter Kopf.
      Wie schön es hier ist! Ein sanft begrünter Rastplatz mit Hütte, Tischen und einer sagenhaften Aussicht. Die berühmte Schleife ist fast komplett zu sehen und liegt träge und majestätisch zugleich unter mir. Hier ist heute noch niemand hingekommen, außer den beiden Mädels, und bei der Hitze wird das wohl auch kein Rentner versuchen. Aber so anstrengend der Weg ist, so schön ist er bei gutem Wetter – unbedingt mal machen, wenn ihr in der Gegend seid. Der Ausblick ist grandios und wenn man gen Briedel absteigt, führt einen der Pfad am Hindenburglay entlang, schmal am Hang klebend, zwar wenig spektakulär, dafür jedoch steil und hier und da verwachsen.



      In Briedel möchte ich gern die Fähre hinüber nehmen, da mein Ziel Reil am anderen Ufer liegt und in Zell die Bundesstraße wieder auf „meine“ Seite gebrückt wurde. Ich bin nicht der einzige, der hoffnungsvoll an der Fähre auftaucht; leider fährt die Sonntags erst gar nicht. Einige Radfahrer studieren gerunzelt die Fahrpläne, gegenüber scharen sich die Rentner-Gangs bereits am Anlegeplatz, doch die Fähre liegt stur und still am Kai. „Halt die Klappe, ich hab’ Feierabend!“ scheint sie zu sagen – da trolle ich mich lieber wieder.

      Nun zieht sich der Radweg wieder weitab von der Straße direkt am Wasser dahin und mehrere badende Frauen machen mir in der glühenden Hitze wieder Lust auf ein kühles Bad. Aber erst gehe ich bis Pünderich und fluche innerlich: Natürlich habe ich die Sonnencreme vergessen und bemerke nun, dass meine Unterarme krebsrot werden. Die Sonne schmerzt, es brennt bereits, wenn die Strahlen die Haut treffen. Aus meinem Halstuch bastele ich eine Art Verband für den linken Arm, denn der kriegt am meisten ab. Nun sieht es wahrlich verwegen aus, als ob ich Gott weiß was am Arm hätte! Aber die ungewöhnliche Methode hilft, der Haut geht’s wieder besser.


      Die Marienburg in Pünderich

      Mittagszeit, Schatten, eine Bank und ein herrlicher Blick auf die Marienburg, die hübsch und leise oben auf der dünnen Landzunge thront, die Bullay und Pünderich trennt – Luftlinie vielleicht eineinhalb Kilometer, am Fluss entlang locker das zehnfache. Eine Oma mit einem tropfnassen Hund trottet vorbei. Der hatte es gut, der war bereits im Wasser! Ich nehme mir vor, unbedingt noch einmal zu planschen, sobald der Ort hier vorbei ist.

      Und das ist schnell der Fall. Links ziehen sich die Weinberge, rechts naturbelassene Ufervegetation (sprich: Brennnesseln und Japanisches Springkraut), dazwischen immer wieder schmale Pfade, die zu Badestellen führen. Ich teste zwei davon, die sind aber alle schon voll belegt. Der dritte Pfad ist klein und unscheinbar, führt auch zu keinem Strand, sondern zu einer Angelstelle, wie ich vermute, aber das ist egal. Der Fluss gleitet sanft vorbei, ohne Kräusel, ohne verdächtige Stellen – und schon bin ich wieder drin! Ach, tut das gut! Yippy-yay-yeyh!


      Blick aus der Bahn auf die Bade"strände" von Pünderich

      Mein Zeitbudget sah von vorneherein nicht vor, ganz bis Traben-Trarbach zu laufen, was schade ist. Ich war dort schon mehrfach und mag den Ort, doch er liegt ein bisschen zu weit den Strom hinauf. Also tappe ich seufzend unter sengender Sonne den ab nun völlig schattenlosen Weg zur Brücke bei Reil, laufe hinüber und fast direkt in eine Eisdiele hinein. Ein Zeichen! Eis geht immer, und hausgemachtes sowieso! Ich hole mir strahlend drei schöne, herrlich leckere Kugeln ab und schlendere den Weg zum Bahnhof hinauf. Eine halbe Stunde Wartezeit, dann kommt der Bummelzug und bringt mich in zwanzig Minuten inklusive Umsteigen nach Cochem zurück.
      Das Auto steht noch, wo ich es verlassen habe – und als ich gerade einsteige, kommen zwei echte Wanderer den Weg herab, Stock und Mütze auf, Deuter auf dem Rücken und den Blick echter Helden im Gesicht. Aber sie ziehen stracks auf der anderen Seite vorbei in die Stadt hinab, während ich seufzend den Motor anwerfe und sie überhole. Bis Koblenz fahre ich genussvoll am Fluss entlang, höre die Beatles und freue mich an der Aussicht; in Hatzenport erstehe ich in einer schönen, netten Straußwirtschaft ein paar Flaschen Riesling und dann geht’s zurück gen Norden.

      Empfehlung

      Das kann man öfters machen. Ich empfehle den Moselweg, gerne auch zum Wandern den Radweg am Ufer; wildere Gesellen als ich haben bestimmt auch ihren Heidenspaß am neuen Moselsteig, der schon fast überall ausgeschildert ist und häufig in die Hänge führt. Mir war das in der Hitze zu anstrengend, ist aber offensichtlich ein grandioses Ding. Die Mosel ist perfekt erschlossen, wer also Infrastruktur will, findet hier ALLES! Überall Toiletten, Wasser, Weinstuben und Rentner, so viel das Herz begehrt. Ach ja, und Holländer, die zwar nicht immer grüßen, dafür aber sonst sehr höflich sind.
      Wer dagegen Stille und Natur möchte, muss woanders hin, leider. Aber dafür gibt’s ja die Eifel oder so. Doch für ein Wochenende entspanntes Genusswandern ist die Mosel auch ganz gut – ich komme wohl wieder.


      Das muss das Boot abkönnen!

      Kommentar


      • dingsbums
        Fuchs
        • 17.08.2008
        • 1503
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: Zwei Tage Mosel: Zu Fuß von Cochem nach Reil

        Schöner Bericht, danke. Mosel ist einfach immer gut. Im Dezember war ich ja mit dem WAI von Bullay Moselaufwärts unterwegs. War schön, hier in deinem Bericht die Moselschleife von der anderen Seite zu sehen.

        Kommentar


        • Werner Hohn
          Freak
          Liebt das Forum
          • 05.08.2005
          • 10870
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: Zwei Tage Mosel: Zu Fuß von Cochem nach Reil

          Ist es nicht erstaunlich, dass wir die Urlaubslandschaften unserer Eltern je älter wir werden toll finden. Wenn ich vor 40 Jahren einen Bericht vom Urlaub an der Mosel gesehen hätte, hätte ich den auf keinen Fall gelesen.

          Wird das mit fortschreitendem Alter letztlich auf einem Flusskreuzfahrtschiff enden, auf dessen Oberdeck wir im altersgerechten Liegestuhl sitzend die dann deutsche Ausgabe des "Telegraaf" aufschlagen; wo wir lesen werden, dass die vor einer Woche neu gewählte Landesregierung in Mainz neben einem holländischen Ministerpräse komplett aus Holländern besteht, deren erste Handlung eine Gesetzesänderung ist, mit der die Eröffnung von Coffeeshops in Cochem gefördert werden soll? Schaudernd werden wir uns vielleicht zurücklegen und uns den trägen, kleingeistigen und vor allem phantasielosen Landesregierungen früher Zeiten erinnern, die Flughäfen und schreckliche Rennstrecken mit Unsummen gefördert hatte, und dabei von gewitzten Geschäftemachern gnadenlos über den Tisch gezogen wurde.

          Die Mosel ist lang, wenn es in diesem Wander- und Schreibstill weiter den Fluss aufwärts geht, hast du einen Leser mehr.

          PS: Holländische Wörterbücher habe ich schon.
          Zuletzt geändert von Werner Hohn; 25.07.2013, 16:03.
          .

          Kommentar


          • Lookas
            Erfahren
            • 01.11.2011
            • 129
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: Zwei Tage Mosel: Zu Fuß von Cochem nach Reil

            @dingsbums: Auch eine tolle Idee, den direkten Weg über den Turm zu nehmen! Der Blick auf die Schleife ist da ein völlig anderer - und man sieht viel besser, WIE nah Pünderich und Bullay einander sind! Auch finde ich die Bilder vom Hochwasser faszinierend. Am Kraftwerk Fankel behauptete eine Infotafel, der Fluß dürfe nie mehr als 5 cm in der Fließhöhe schwanken - von Hochwasser war da aber keine Rede, das sah man nur an all den Markierungen in den Ortschaften ...

            @werner: Nagel auf den Kopp! Mit vierzig werde ich bestimmt auf dem Campinplatz in Tenero enden, den wir jahrelang regelmäßig großfamiliär besucht haben. Ich hatte mir mit fünfzehn geschworen: Nie wieda! Und nun überlege ich, ob es nicht eine schöne Idee ist, doch mal wieder den Tessin zu besuchen. Ich habe bereits beim holländischen Konsulat nach Visa für mich und meine Freundin gefragt, damit ich ab Gotthard keine Sondergebühren für eine Spontaneinreise und eine oranjefarbene Plakette zahlen muss. Oder ich besorge mir gelbe Nummernschilder, dann fällt das weg und ich nicht auf, sehe aus wie einer der Kolonialherren und komme vielleicht umsonst durch.
            Als nächstes werde ich in einer Woche jedoch das Allgäu besuchen, wo meine Großeltern zu urlauben pflegten. Das wäre dann noch die Steigerung deiner These ...
            Das muss das Boot abkönnen!

            Kommentar

            Lädt...
            X