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Schon eine Weile hatte ich die Gedanken mit dem Fahrrad von Basel nach Hamburg zu radeln. Ursprünglich wollte ich die Tour mit dem Rennrad machen, aber diesen Sommer habe ich mich dann doch entschieden mit einem zum Reiserad gepimpten Stadt-MTB zu fahren. Gemeinsam mit meinem Freund Helge machte ich mich an eine grobe Tourplanung und ziemlich schnell war klar, dass bei unserem Anspruch die Tour relativ sportlich zu gestalten kaum Zeit für Kultur etc. bleiben würde. Trotz dessen wollten wir versuchen durch so viele Ecken Deutschlands zu fahren, die wir noch nicht kannten. Angedacht waren: evtl. Schwarzwald, Rhein, Weinstraße, Lahn, evtl. Rhön und Weser.
Tag 1: Basel – Sasbach
Ich komme mit dem Nachtzug aus Hamburg etwas verspätet in Basel an. Gegen etwa 8:00 sitze ich bei Nieselregen und tiefhängenden Wolken auf dem Rad und rolle zu der Adresse die mir Helge genannt hatte. Er war schon einen Tag vorher in Basel angekommen und hat das Zelt dabei. Ursprünglich wollte er auch zelten, doch bei dem Mistwetter hatte er erstmal ein paar Kontakte in Basel abgeklappert und durch unglaubliches Glück eine Unterkunft in einer Wohnung einer Bekannten gefunden. Das ganze nicht allein, hatte er doch in Basel noch zwei Französinnen getroffen, die ebenfalls mit ihren Rädern unterwegs waren und bei dem Wetter auch aufs Zelten verzichten konnten... wieso denkt man dabei sofort an unglaublich gutaussehende Elfen auf tollen Fahrrädern...? Wie auch immer... diese etwas abgedrehte Story erzählen mir die drei schließlich als ich durchgeschwitzt (immerhin gut 250hm auf 3,5km) in der Wohnung ankomme und wir gemeinsam frühstücken. Die beiden Mädels wollen relativ planlos bis zum Schwarzen Meer radeln. Wir sind ziemlich beeindruckt und können im Vergleich dazu nur damit punkten, dass wir mit ca. 150km pro Tag rechnen und die ersten sind die sich im „Traumsammelbuch“ der beiden verewigen.
Nach dem Frühstück verabschieden wir uns relativ bald und dann geht’s los. Inzwischen hat es aufgehört zu nieseln, aber schön ist es immer noch nicht und so sind die ersten Meter auf dem Rad doch etwas frisch. Nach nur wenigen Metern fällt Helge auf, dass die Schaltung nicht wirklich rund läuft und nach ein paar weiteren Kilometern entscheiden wir uns des Problems mal anzunehmen. Schnell Umwerfer einstellen ist der Plan, doch was sich uns darstellt ist etwas anderes:

Was'n da los?!
Das mittlere Kettenblatt ist verbogen. Wir sind vollkommen baff und haben keine Ahnung wo das herkommen könnte. Ersatz haben wir natürlich nicht dabei, also machen wir uns auf und klappern so ziemlich jeden Fahrradladen in Lörrach ab. Einer verkauft uns immerhin einen kompletten neuen Antrieb, einbauen kann/will er ihn aber nicht so kurzfristig. Werkzeug leihen will uns auch niemand... so langsam stelle ich mich schon darauf ein, eine Nacht in Lörrach zu verbringen, doch dann finden wir doch noch jemanden und Helges Rad wird wieder fit gemacht. Hier bekommen wir auch noch ein paar Tipps für den Schwarzwald und können uns die Wettervorhersage anschauen. Und die gefällt uns gar nicht: Gewitter und viel Regen für die nächsten Tage, Temperaturen bis maximal 8 Grad am Feldberg und so weiter... um nicht direkt nach den ersten Etappen die Hosen voll zu haben, entscheiden wir uns den Schwarzwald rechts liegen zu lassen und eher dem Rhein nach Norden zu folgen. Gedacht getan warten wir in Lörrach einen mächtigen Schauer ab und radeln dann am westlichen Rand des Schwarzwalds entlang und freuen uns darüber, dass es gerade nicht regnet.
Unterwegs fahren wir durch einige nette Dörfer und schnappen uns die eine oder andere Kirsche am Wegesrand. Zwischendurch regnet es mehrmals wieder, aber wir bekommen es gut hin im richtigen Moment zu pausieren und werden so nicht wirklich nass. Ungefähr die letzten 40km rollen wir dann entspannt am Rhein entlang und sauen uns und die Räder auf den matschigen Schotterwegen ganz gut ein.

Ein kurzer regenfreier Moment
Gegen 19 Uhr kommen wir in Sasbach an und kaufen hier fürs Abendessen und den nächsten Tag ein und machen uns dann wieder auf an den Rhein um einen Schlafplatz zu finden. Natürlich fängt es dann wieder richtig an zu pissen und wir werden ordentlich nass. Als wir am Sasbacher Segelverein vorbeikommen, werden wir direkt zu der Gruppe auf die überdachte Terrasse gerufen um uns unterzustellen. Schnell wird uns auch ein Schlafplatz angeboten und so können wir den Abend genießen, laufen barbusig im Regen rum und spülen uns zumindest den groben Dreck am Bootssteg im Rhein ab. Unter dem Dach ist genug Platz für all unser Zeug und unsere Matten und so fallen wir nach einem aufregenden ersten Tag genüsslich in einen tiefen Schlaf.

Der erste Schlafplatz bei Sasbach
Tag 2: Sasbach – Minfeld
Der Wecker weckt uns nach einer durchregneten (für uns aber trockenen) Nacht um 7:00 auf und wir fangen ganz langsam an Kaffee zu kochen und Frühstück zu machen, ein wenig schwer sind die Glieder von gestern dann doch. Nach einer Weile kommt ein Kerl mit Auto vorbei und setzt sich zu uns. Er berichtet seinen Bruder zu begleiten, der dabei ist einen Weltrekord aufzustellen. Er will irgendeine krasse Distanz auf dem Rhein in nur 7 Tagen im Kayak zurücklegen, liegt aber zu dem Zeitpunkt leider schon hinter seinem Zeitplan zurück. Es trudeln noch weitere Mitglieder des „Support-Teams“ ein und ein Kuchen taucht auch auf, den wir natürlich nicht unprobiert stehen lassen. So gestärkt geht es dann an den zweiten Tag. Das Wetter zeigt sich weiter von seiner schlechten Seite und darum bleiben wir weiterhin am Rhein und lassen den Schwarzwald weiter aus.
Hier entlang lässt es sich größtenteils gut rollen, nur der nasse Schotter ist immer noch ärgerlich. Leider ist die Gegend hier wie auch gestern schon nicht allzu abwechslungsreich und darum nutzen wir eine Möglichkeit auf die französische Seite zu wechseln und folgen hier dem Rhein-Rhône-Kanal bis nach Straßburg.

Kurzer Abstecher nach Frankreich
Hier gönnen wir uns einen französischen Snack (Quiche und Eclaire) und radeln dann durch den ganz hübschen Jardin des Deux Rives zurück auf die deutsche Seite. Kurz darauf legen wir eine Pinkelpause ein und es fängt prompt ordentlich an zu gießen. Wir warten kurz, aber als es sich abzeichnet noch eine Weile weiter zu regnen, frage ich kurz: „Regenjacke?“ Er antwortet: „Hm... nö.“ Also rauf auf den Bock und ab in den Regen. Und ich sag euch, es war genial! Nass bis auf die Haut in wenigen Minuten, aber die folgende Strecke komplett für uns und das bei angenehmen Temperaturen um 20-22°C.
Als Ziel des heutigen Tages suchen wir uns Maximiliansau raus und werden online auf der Suche nach einem Ruderclub oder Segelverein sogar fündig. Also eine kurze Pause mit Pizza und Cola und dann wieder Gas! Die Kilometer bis Maximiliansau ziehen sich etwas und als wir endlich ankommen ist die Enttäuschung doppelt groß: 1. Manno, ist das hier hässlich! 2. Der Segel- und Ruderclub ist vor 3 Monaten abgebrannt und nur noch ein Haufen verkohlter Schrott ist übrig. Und nun? Wieder in den Sattel und weiter. Und was für ein Glück, dass wir weiterfahren. Die Strecke geht durch den Bienenwald und wird deutlich schöner, als um Maximiliansau und schließlich kommen wir an einem Hofladen/Hofmarkt an. Da hängt ein Schild: „Liebe Radlerfreunde, setzt euch gern in unseren Innenhof und bedient euch am gekühlten Inhalt des Kühlschranks!“ Wir zögern nicht lange und flitzen in den Innenhof. Und da steht er tatsächlich, der Kühlschrank! Geil, hier wollen wir bleiben. Ich laufe noch eine Weile auf dem Gelände rum und finde auch den Besitzer, der uns gern dort schlafen lässt und noch zwei Klapptische zur Verfügung stellt auf die wir unsere Matten legen können um sie vor den spitzen Steinen am Boden zu schützen.

Schlafplatz mit Kühlschrank? Gebucht!
Während des Abendessens lauschen wir noch etwas den Berichten über das Spiel um den 3. Platz der Fußball WM im Radio und bekommen eine Unwetterwarnung für die Nacht in unserer Region zu hören. Unter dem Dach fühlen wir uns aber relativ sicher und schlafen wieder zufrieden mit uns und unserer Unterkunft ein.
Tag 3: Minfeld – Bingen am Rhein
Das Unwetter blieb anscheinend aus und wir haben wunderbar gepennt. Der Himmel zeigt sich trotzdem bewölkt und mit dem ersten Kaffeeschluck kommt auch der Regen wieder. Im Westen nichts Neues... uns stört er nicht weiter und wir rollen los in Richtung Weinstraße. Sehr schön ist's hier, Wein an jeder Ecke, wunderbar hügelig und ab und zu auch etwas Sonne. Die Hügel machen uns aber etwas Sorgen, wollen wir doch heute noch bis nach Bingen am Rhein kommen und zwar nicht zu spät um nicht das Finalspiel zu verpassen! Also versuchen wir flott über die Hügel zu kommen und danach nochmal ordentlich Tempo zu machen.
Zur Stärkung verschlingt Helge wieder eine riesige Pizza, während ich mich mit einem kleinen Döner begnüge. Genug Energie für uns beide um die restlichen Kilometer nach Bingen auch bei schlechtem Wetter zurückzulegen.
In der Binger Rudergesellschaft werden wir unglaublich gastfreundlich empfangen und dürfen unsere Räder in der Bootshalle unterstellen und unser Lage im Kraftraum aufschlagen. Die Duschen und Umkleiden werden uns auch sofort angeboten und da das Finale heute im Verein geschaut wird, werden wir auch gleich eingeladen uns dazu zu setzen. Nach einer lang ersehnten Dusche wird ordentlich gegrillt, nur haben wir selbst natürlich kein Grillgut dabei und uns bei der Gastfreundschaft auch noch am fremden Fleisch zu vergreifen kommt nicht infrage. Also laufen wir bei inzwischen wieder gutem Wetter schnell zum nahen Italiener und holen uns zwei dicke Portionen Lasagne. Den restlichen Verlauf kann sich wahrscheinlich jeder vorstellen: viel Geschrei, Spannung, abgeknabberte Fingernägel und geleerte Bierflaschen und entsprechend spät verkriechen wir uns im Kraftraum.
Tag 4: Bingen am Rhein – irgendwo hinter Villmar an der Lahn
Etwas gerädert und verknautscht stehen wir wieder um 7:00 auf. Unsere gestern gewaschene Wäsche ist natürlich noch nicht trocken und die Socken riechen entsprechend streng. Das Wetter sieht heute endlich besser aus und so schmeißen wir die nassen Sachen an und radeln beschwingt durch die Innenstadt auf der Suche nach einem Bäcker. Wir freuen uns über einen sonnigen Platz und genießen das Frühstück.
Heute soll es uns bis ins Lahntal führen und da wir nicht genau wissen, was uns dort an Höhenmetern erwartet, lassen wir es hier am Rhein richtig gut rollen. Die Strecke hier ist deutlich schöner als der Rheinabschnitt den wir vorher befahren haben und es macht richtig Spaß dem Tal zu folgen. Die Luftwaffe scheint heute den selben Gedanken zu haben, denn ein Jet und zwei Transportmaschinen folgen dem Tal im Tiefflug, was durchaus beeindruckend wirkt, wenn man nicht damit rechnet.
Die Fahrt zum Lahntal vergeht recht zügig und bald lassen wir den Rhein zurück. Es ist angenehm einem Fluß zu folgen, ohne dass man dauerhaft an großen Straßen und ausgeprägter Bebauung vorbeikommt. Ganz besonders hier, wo das Lahntal so schön schmal ist. Etwas überraschend taucht plötzlich eine dicke Steigung vor uns auf. 200Hm auf 3,5km. Klingt irgendwie gar nicht so schlimm, aber so wie die Sonne auf die Haut, so brennen auch die Beine ganz gut. Belohnt werden wir mit einer grandiosen Abfahrt auf der wir bei Geschwindigkeiten bis 63km/h wieder trocknen können.
Danach sind wir doch etwas kaputt und verzichten in Limburg auf die Suche nach den „Protzbauten“, sondern fangen an nach einem Plätzchen um das Zelt aufzubauen zu schauen und werden auf einer weiten Wiese schließlich fündig.

Packtaschenexplosion
Erst etwas spät fällt uns auf, dass direkt auf der anderen Lahnseite eine Bahnhaltestelle liegt, aber wir sind zu faul und müde um weiterzufahren. So suchen wir uns einen sonnigen Platz, essen und trinken und bauen schließlich das Zelt auf.
Tag 1: Basel – Sasbach
Ich komme mit dem Nachtzug aus Hamburg etwas verspätet in Basel an. Gegen etwa 8:00 sitze ich bei Nieselregen und tiefhängenden Wolken auf dem Rad und rolle zu der Adresse die mir Helge genannt hatte. Er war schon einen Tag vorher in Basel angekommen und hat das Zelt dabei. Ursprünglich wollte er auch zelten, doch bei dem Mistwetter hatte er erstmal ein paar Kontakte in Basel abgeklappert und durch unglaubliches Glück eine Unterkunft in einer Wohnung einer Bekannten gefunden. Das ganze nicht allein, hatte er doch in Basel noch zwei Französinnen getroffen, die ebenfalls mit ihren Rädern unterwegs waren und bei dem Wetter auch aufs Zelten verzichten konnten... wieso denkt man dabei sofort an unglaublich gutaussehende Elfen auf tollen Fahrrädern...? Wie auch immer... diese etwas abgedrehte Story erzählen mir die drei schließlich als ich durchgeschwitzt (immerhin gut 250hm auf 3,5km) in der Wohnung ankomme und wir gemeinsam frühstücken. Die beiden Mädels wollen relativ planlos bis zum Schwarzen Meer radeln. Wir sind ziemlich beeindruckt und können im Vergleich dazu nur damit punkten, dass wir mit ca. 150km pro Tag rechnen und die ersten sind die sich im „Traumsammelbuch“ der beiden verewigen.
Nach dem Frühstück verabschieden wir uns relativ bald und dann geht’s los. Inzwischen hat es aufgehört zu nieseln, aber schön ist es immer noch nicht und so sind die ersten Meter auf dem Rad doch etwas frisch. Nach nur wenigen Metern fällt Helge auf, dass die Schaltung nicht wirklich rund läuft und nach ein paar weiteren Kilometern entscheiden wir uns des Problems mal anzunehmen. Schnell Umwerfer einstellen ist der Plan, doch was sich uns darstellt ist etwas anderes:
Was'n da los?!
Das mittlere Kettenblatt ist verbogen. Wir sind vollkommen baff und haben keine Ahnung wo das herkommen könnte. Ersatz haben wir natürlich nicht dabei, also machen wir uns auf und klappern so ziemlich jeden Fahrradladen in Lörrach ab. Einer verkauft uns immerhin einen kompletten neuen Antrieb, einbauen kann/will er ihn aber nicht so kurzfristig. Werkzeug leihen will uns auch niemand... so langsam stelle ich mich schon darauf ein, eine Nacht in Lörrach zu verbringen, doch dann finden wir doch noch jemanden und Helges Rad wird wieder fit gemacht. Hier bekommen wir auch noch ein paar Tipps für den Schwarzwald und können uns die Wettervorhersage anschauen. Und die gefällt uns gar nicht: Gewitter und viel Regen für die nächsten Tage, Temperaturen bis maximal 8 Grad am Feldberg und so weiter... um nicht direkt nach den ersten Etappen die Hosen voll zu haben, entscheiden wir uns den Schwarzwald rechts liegen zu lassen und eher dem Rhein nach Norden zu folgen. Gedacht getan warten wir in Lörrach einen mächtigen Schauer ab und radeln dann am westlichen Rand des Schwarzwalds entlang und freuen uns darüber, dass es gerade nicht regnet.
Unterwegs fahren wir durch einige nette Dörfer und schnappen uns die eine oder andere Kirsche am Wegesrand. Zwischendurch regnet es mehrmals wieder, aber wir bekommen es gut hin im richtigen Moment zu pausieren und werden so nicht wirklich nass. Ungefähr die letzten 40km rollen wir dann entspannt am Rhein entlang und sauen uns und die Räder auf den matschigen Schotterwegen ganz gut ein.
Ein kurzer regenfreier Moment
Gegen 19 Uhr kommen wir in Sasbach an und kaufen hier fürs Abendessen und den nächsten Tag ein und machen uns dann wieder auf an den Rhein um einen Schlafplatz zu finden. Natürlich fängt es dann wieder richtig an zu pissen und wir werden ordentlich nass. Als wir am Sasbacher Segelverein vorbeikommen, werden wir direkt zu der Gruppe auf die überdachte Terrasse gerufen um uns unterzustellen. Schnell wird uns auch ein Schlafplatz angeboten und so können wir den Abend genießen, laufen barbusig im Regen rum und spülen uns zumindest den groben Dreck am Bootssteg im Rhein ab. Unter dem Dach ist genug Platz für all unser Zeug und unsere Matten und so fallen wir nach einem aufregenden ersten Tag genüsslich in einen tiefen Schlaf.
Der erste Schlafplatz bei Sasbach
Tag 2: Sasbach – Minfeld
Der Wecker weckt uns nach einer durchregneten (für uns aber trockenen) Nacht um 7:00 auf und wir fangen ganz langsam an Kaffee zu kochen und Frühstück zu machen, ein wenig schwer sind die Glieder von gestern dann doch. Nach einer Weile kommt ein Kerl mit Auto vorbei und setzt sich zu uns. Er berichtet seinen Bruder zu begleiten, der dabei ist einen Weltrekord aufzustellen. Er will irgendeine krasse Distanz auf dem Rhein in nur 7 Tagen im Kayak zurücklegen, liegt aber zu dem Zeitpunkt leider schon hinter seinem Zeitplan zurück. Es trudeln noch weitere Mitglieder des „Support-Teams“ ein und ein Kuchen taucht auch auf, den wir natürlich nicht unprobiert stehen lassen. So gestärkt geht es dann an den zweiten Tag. Das Wetter zeigt sich weiter von seiner schlechten Seite und darum bleiben wir weiterhin am Rhein und lassen den Schwarzwald weiter aus.
Hier entlang lässt es sich größtenteils gut rollen, nur der nasse Schotter ist immer noch ärgerlich. Leider ist die Gegend hier wie auch gestern schon nicht allzu abwechslungsreich und darum nutzen wir eine Möglichkeit auf die französische Seite zu wechseln und folgen hier dem Rhein-Rhône-Kanal bis nach Straßburg.
Kurzer Abstecher nach Frankreich
Hier gönnen wir uns einen französischen Snack (Quiche und Eclaire) und radeln dann durch den ganz hübschen Jardin des Deux Rives zurück auf die deutsche Seite. Kurz darauf legen wir eine Pinkelpause ein und es fängt prompt ordentlich an zu gießen. Wir warten kurz, aber als es sich abzeichnet noch eine Weile weiter zu regnen, frage ich kurz: „Regenjacke?“ Er antwortet: „Hm... nö.“ Also rauf auf den Bock und ab in den Regen. Und ich sag euch, es war genial! Nass bis auf die Haut in wenigen Minuten, aber die folgende Strecke komplett für uns und das bei angenehmen Temperaturen um 20-22°C.
Als Ziel des heutigen Tages suchen wir uns Maximiliansau raus und werden online auf der Suche nach einem Ruderclub oder Segelverein sogar fündig. Also eine kurze Pause mit Pizza und Cola und dann wieder Gas! Die Kilometer bis Maximiliansau ziehen sich etwas und als wir endlich ankommen ist die Enttäuschung doppelt groß: 1. Manno, ist das hier hässlich! 2. Der Segel- und Ruderclub ist vor 3 Monaten abgebrannt und nur noch ein Haufen verkohlter Schrott ist übrig. Und nun? Wieder in den Sattel und weiter. Und was für ein Glück, dass wir weiterfahren. Die Strecke geht durch den Bienenwald und wird deutlich schöner, als um Maximiliansau und schließlich kommen wir an einem Hofladen/Hofmarkt an. Da hängt ein Schild: „Liebe Radlerfreunde, setzt euch gern in unseren Innenhof und bedient euch am gekühlten Inhalt des Kühlschranks!“ Wir zögern nicht lange und flitzen in den Innenhof. Und da steht er tatsächlich, der Kühlschrank! Geil, hier wollen wir bleiben. Ich laufe noch eine Weile auf dem Gelände rum und finde auch den Besitzer, der uns gern dort schlafen lässt und noch zwei Klapptische zur Verfügung stellt auf die wir unsere Matten legen können um sie vor den spitzen Steinen am Boden zu schützen.
Schlafplatz mit Kühlschrank? Gebucht!
Während des Abendessens lauschen wir noch etwas den Berichten über das Spiel um den 3. Platz der Fußball WM im Radio und bekommen eine Unwetterwarnung für die Nacht in unserer Region zu hören. Unter dem Dach fühlen wir uns aber relativ sicher und schlafen wieder zufrieden mit uns und unserer Unterkunft ein.
Tag 3: Minfeld – Bingen am Rhein
Das Unwetter blieb anscheinend aus und wir haben wunderbar gepennt. Der Himmel zeigt sich trotzdem bewölkt und mit dem ersten Kaffeeschluck kommt auch der Regen wieder. Im Westen nichts Neues... uns stört er nicht weiter und wir rollen los in Richtung Weinstraße. Sehr schön ist's hier, Wein an jeder Ecke, wunderbar hügelig und ab und zu auch etwas Sonne. Die Hügel machen uns aber etwas Sorgen, wollen wir doch heute noch bis nach Bingen am Rhein kommen und zwar nicht zu spät um nicht das Finalspiel zu verpassen! Also versuchen wir flott über die Hügel zu kommen und danach nochmal ordentlich Tempo zu machen.
Zur Stärkung verschlingt Helge wieder eine riesige Pizza, während ich mich mit einem kleinen Döner begnüge. Genug Energie für uns beide um die restlichen Kilometer nach Bingen auch bei schlechtem Wetter zurückzulegen.
In der Binger Rudergesellschaft werden wir unglaublich gastfreundlich empfangen und dürfen unsere Räder in der Bootshalle unterstellen und unser Lage im Kraftraum aufschlagen. Die Duschen und Umkleiden werden uns auch sofort angeboten und da das Finale heute im Verein geschaut wird, werden wir auch gleich eingeladen uns dazu zu setzen. Nach einer lang ersehnten Dusche wird ordentlich gegrillt, nur haben wir selbst natürlich kein Grillgut dabei und uns bei der Gastfreundschaft auch noch am fremden Fleisch zu vergreifen kommt nicht infrage. Also laufen wir bei inzwischen wieder gutem Wetter schnell zum nahen Italiener und holen uns zwei dicke Portionen Lasagne. Den restlichen Verlauf kann sich wahrscheinlich jeder vorstellen: viel Geschrei, Spannung, abgeknabberte Fingernägel und geleerte Bierflaschen und entsprechend spät verkriechen wir uns im Kraftraum.
Tag 4: Bingen am Rhein – irgendwo hinter Villmar an der Lahn
Etwas gerädert und verknautscht stehen wir wieder um 7:00 auf. Unsere gestern gewaschene Wäsche ist natürlich noch nicht trocken und die Socken riechen entsprechend streng. Das Wetter sieht heute endlich besser aus und so schmeißen wir die nassen Sachen an und radeln beschwingt durch die Innenstadt auf der Suche nach einem Bäcker. Wir freuen uns über einen sonnigen Platz und genießen das Frühstück.
Heute soll es uns bis ins Lahntal führen und da wir nicht genau wissen, was uns dort an Höhenmetern erwartet, lassen wir es hier am Rhein richtig gut rollen. Die Strecke hier ist deutlich schöner als der Rheinabschnitt den wir vorher befahren haben und es macht richtig Spaß dem Tal zu folgen. Die Luftwaffe scheint heute den selben Gedanken zu haben, denn ein Jet und zwei Transportmaschinen folgen dem Tal im Tiefflug, was durchaus beeindruckend wirkt, wenn man nicht damit rechnet.
Die Fahrt zum Lahntal vergeht recht zügig und bald lassen wir den Rhein zurück. Es ist angenehm einem Fluß zu folgen, ohne dass man dauerhaft an großen Straßen und ausgeprägter Bebauung vorbeikommt. Ganz besonders hier, wo das Lahntal so schön schmal ist. Etwas überraschend taucht plötzlich eine dicke Steigung vor uns auf. 200Hm auf 3,5km. Klingt irgendwie gar nicht so schlimm, aber so wie die Sonne auf die Haut, so brennen auch die Beine ganz gut. Belohnt werden wir mit einer grandiosen Abfahrt auf der wir bei Geschwindigkeiten bis 63km/h wieder trocknen können.
Danach sind wir doch etwas kaputt und verzichten in Limburg auf die Suche nach den „Protzbauten“, sondern fangen an nach einem Plätzchen um das Zelt aufzubauen zu schauen und werden auf einer weiten Wiese schließlich fündig.
Packtaschenexplosion
Erst etwas spät fällt uns auf, dass direkt auf der anderen Lahnseite eine Bahnhaltestelle liegt, aber wir sind zu faul und müde um weiterzufahren. So suchen wir uns einen sonnigen Platz, essen und trinken und bauen schließlich das Zelt auf.
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