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Die Ausrüstung trocknet vor sich hin, die Waschmaschine rödelt und die Erschöpfung schwindet langsam. Aber von Anfang an.
Seit dieser Saison haben wir ein neues Familienmitglied in unserer „Flotte“ und der Jahresurlaub 2014 steht mit insgesamt 3 Wochen ab Ende August endlich an. Zuerst war uns nur klar, dass wir diesmal wieder den Großteil auf dem Wasser verbringen wollen und das so, dass wir uns hierbei keinen Stress mit der Zeit machen. 3 Wochen stehen zur Verfügung – nichts anderes wird vorher geplant, was dieses Zeitfenster einschränken könnte.
Fehlt nur noch ein Start und Ziel. Am Anfang stand etwas in der Richtung auf dem Plan, die Havel vom Ursprung in Kratzeburg bis zu unserer Heimat in Neuruppin zu paddeln. Es wäre nur die Anreise zu organisieren und diese Route bot einige „Abzweigungen“, bei denen man die Reisezeit deutlich ausweiten könnte. Vielleicht ein Abstecher nach Templin oder Richtung Feldberg? Ein Teil könnte man auf der mecklenburgischen Seenplatte zurücklegen und auch hier den Trip ausdehnen.
Klang gut und blieb bis ca. 1 ½ Wochen vor dem Beginn so als „Planung“ stehen.
Dann reifte eine Idee. Warum eigentlich überhaupt irgendwo „anreisen“. Letztlich hängt hier doch alles zusammen. Gut, die Ruppiner Gewässer sind bei einer Reiseroute gen Norden eine Sackgasse. Die einzige Verbindung in die Rheinsberger Gewässer und damit zu Seenplatte ist der Rheinsberger Rhin. Naturschutzgebiet und ein Befahrungsverbot gegen die Strömung. Aber aus dem Norden kommend, könnte man eine Umfahrt gestalten, die in Neuruppin beginnt und dort endet, ohne eine Strecke „doppelt“ zu fahren. Die Idee gefiel meiner Frau außerordentlich und obwohl ich schon mein Leben lang hier wohne, habe ich eine solche Umfahrt noch nie gemacht. Kein Anreisestress, kein Transportproblem und sobald die Klappe auf Arbeit fällt, könnte man direkt starten. Und das Beste war, dass man die kürzeste Route von ca. 200 km durch all die bereits vorher durchdachten Abstecher beliebig erweitern kann – je nach dem, wie es uns gerade gefällt.
Die Woche vor dem Start ist geprägt von Vorfreude im Wechsel mit leichten Zweifeln angesichts der Wetterprognose. Ein neues – kleineres Zelt – war schon angeschafft und erprobt, aber es werden Nachts Temperaturen zu erwarten sein, die sich eher deutlich unter 10°C bewegen sollen. Kurz entschlossen schicken wir unsere in die Tage gekommenden Schlafsäcke in Rente und erneuern diese wichtigen Ausrüstungsgegenstände durch moderne, wärmere Varianten – was sich letztlich als absolut richtige Entscheidung erwies.
Jeden einzelnen Tag der letzten Woche verbringe ich damit, die Ausrüstung zusammen zu stellen. Bloß nicht alles auf einmal, jeden Tag ein wenig. So wird die gefühlt dahin kriechende letzte Arbeitswoche erträglicher. Der Akku ist schon lange leer. Der Sommer war zu heiß. Viel waren wir nicht auf dem Wasser. Die letzte Tour liegt seit Mai schon Monate zurück. Ich habe Sehnsucht. Meiner Frau geht es nicht anders.
Freitag.
16:00 Uhr.
Endlich!
Ausrüstung und Boot werden im Auto zum nahen Garten transportiert. Es folgt der letzte Test, ob alles perfekt in und auf das Boot passt. Ja.
Das Auto bringen wir zurück, schlafen das letzte mal für einige Zeit im eigenen Bett und am Morgen geht es mit dem Fahrrad zum Garten. Und nur Minuten später ist alles startbereit gemacht.
Tag 1 – Neuruppin-Kremmen ca. 26,5 km
Route Tag 1

Seawave perfekt beladen
Das Wetter strotzt der Prognose. Wir sind glücklich und steigen endlich in unser „Luftschiff“


Der erste Teilabschnitt bis Wustrau ist natürlich bekannt, angesichts der bevorstehenden Reise ist der Genuss trotzdem nicht geringer. Eine leichte Brise umweht uns, als wir einen letzten Blick für einige Zeit auf die Neuruppiner Uferpromenade werfen.

Sonderlich warm ist es nicht, aber der angekündigte Regen wird uns nicht behelligen. Vor der Ausfahrt an der Lanke auf den Ruppiner See werfen wir noch eine langärmlige Kleidungsschicht über, denn Erfahrungsgemäß wird uns eine kräftige Brise empfangen.

Ein perfekter Tag für Segler. Und tatsächlich findet an diesem Tag, just zu unserer Startzeit eine Regatta von Neuruppin nach Wustrau statt. Die Segler machen sich am Segelclub bereit.

Trotz Seitenwind ist unsere Laune bestens. Paddel hoh!

Während unserer Fahrt gen Süden werden wir von mehreren dutzend Seglern begleitet, die geräuschlos an uns vorbei gleiten. Vorn an bildet eine Gruppe aus Windsurfern den Auftakt. Auf Höhe des Schlosses in Gnewiko, an dessen Strand man sowohl baden als auch pausieren kann oder sich im Schlosskaffee ein namensgebendes Getränk gönnen könnte, holen uns die ersten Surfer ein.


Ein wenig weiter begleitet uns ein gutes dutzend kleinerer Segelboote. Hier haben wir leichten Rückenwind und kommen, wie unsere Begleiter gut voran. Das fehlen jeglicher Motorboote (außer Einem von der Wasserwacht, die den Wettbewerb überwachen), ist auf unserem See keine Ausnahme. Trotz gutem Wetter und Wochenende ist es meist ruhig – so auch heute.

Schlusslichter sind dann einige wenige Segelyachten – wobei ich nicht weiß, ab wann man tatsächlich von einer solchen spricht. Sagen wir einfach: Am Schluss kamen die größeren Brocken. Am Himmel zogen wunderschöne Wolkenformationen vorbei. Immer wieder schön, wie schnell aller Stress von mir abfällt, wenn es an die Paddel geht.

Kurz vor Wustrau wenden die Boote und wir nähern uns der Durchfahrt zum Bützsee. Es gibt eine Schleuse – die wir nicht nur aufgrund der Zeit ignorieren (Mittagspause) – und eine Bootslore, die ca. 2012 am nahen Wehr errichtet wurde. Da wir die noch nicht kennen, nutzen wir die Gelegenheit. Ein letzter Blick auf die Karte, wo man dafür lang muss

ein Blick zurück...

und am Abzweig begrüßt uns ein etwas gewagter Bootsschuppen.

Der kleine Seitenarm ist links urwüchsig und rechts lückenlos mit kleinen Gartenhäuschen zugepflastert. Man sitzt zu Tisch und grüßt höflich aber zurückhaltend. Als man hier noch nicht weiter kam, war es sicher „ruhiger“ - ein wenig fühlen wir uns, als betrachtet man uns als Eindringlinge. Egal.

Nach einem kurzen Stück erreichen wir die Umtragestelle. Von einer Lore ist nichts zu sehen, dafür eine Treppe mit schmalen Durchgang und einer Straße. Das Boot muss also erst mal aus dem Wasser.

Die Deckbeladung wird ab geschnallt. Danach ist das Boot mit restlichem Gepäck nur noch knapp 30 kg schwer. Während wir damit beschäftigt sind, kommt auf der Lore ein Canadier. Die Gleise enden vor der Straße, ca 30m entfernt.

Die Strecke selbst ist vermutlich gerade mal 50 Meter lang. Am anderen Ende führen die Gleise nicht ins Wasser, obwohl es dafür keinen ersichtlichen Grund gibt. Man muss am Ende also wieder das Boot vom Wagen befördern. Nur aus Interesse und Testzwecken nutzen wir das Teil überhaupt. Das kurze Stück hätten wir sonst auch tragen können.

Zumindest gibt es am anderen Ende eine Rolle an der Kante. Aber so richtig wird uns der Sinn der Lore nicht klar. Durch die Treppe muss man ein beladenes Boot eh so herrichten, dass man es halbwegs getragen bekommt. Und wenn man das schon macht, braucht man für die paar Meter eher keine (auch noch schwergängige) Lore.

Wie auch immer, Mittagszeit. Wir verputzen die Sandwichs, die wir morgens gemacht hatten und setzen unseren Weg fort.


Hinter dem Wehr gibt es quasi keine „bewohnte“ Bebauung mehr. Was mal stand, holt sich die Natur zurück. Am Ende des kleinen Stückchen Nebenarm gibt es noch ein Schilfabschnitt...

Das letzte Boot für die nächsten Stunden, besetzt mit einem Angler, wird passiert und vor uns öffnet sich der Bützsee. Ruhig, idyllisch, Menschenleer.

Es ist Sonnabend und die Chance, jemandem zu begegnen auch aufgrund des Wetters eigentlich hoch. Aber wie eigentlich auch bei unserem letzten Besuch, bleiben wir allein. Von Wustrau kann man einen ca. 30 km Rundkurs bis Altfriesack paddeln, den ich sehr empfehlen kann. Wir haben heut aber einen anderen Weg vor uns.

Auch das Wetter ist weiterhin auf unserer Seite. Nicht sonderlich warm, gelegentlich verdecken Wolken die Sonne – A Perfect Day...



Der Bützrhin, der sich noch gemächlich durch die Landschaft schlängelt, wird bald in den Kremmener Rhin übergehen, der eher von gerader Natur ist.

Aber davon sollte man sich nicht abschrecken lassen, denn zum einen ist weder der Uferbewuchs, noch die Landschaft langweilig oder eintönig. Zum anderen kenne ich kaum einen Ort, der so wenig befahren wird. Uns werden gerade einmal 2 Boote entgegen kommen. Und außerdem befindet man sich hier über eine weite Strecke im Kremmener Luch – einem Naturschutzgebiet.



Wir sind jedenfalls positiv überrascht. Ich war hier das letzte Mal vor mehr als 2 Jahrzehnten und ohne Erinnerung, wie es damals war. Das wird sich in Zukunft ändern.
Wir liegen gut in der Zeit und nähern uns allmählich dem Etappenziel. Laut Karte so ziemlich der einzige Ort mit offizieller Zeltmöglichkeit, wenn man nicht noch 15 km drauf packt und bis Oranienburg durch paddelt.

Gegen 17:00 Uhr kommt das Ziel in Sichtweite. Warum eine Kanadische Flagge auf dem Dach weht, will ich später jemanden aus dem Haus fragen … dazu wird es aber nicht kommen.

In der Gaststätte, die, wir wir feststellten, auch eine Außenstelle des Standesamtes Kremmen war, fand eine Hochzeit statt. Die Bootsstege sind belegt, meine Frau erklimmt die schmale Seite und fragt, ob wir hier nächtigen dürfen.
„Übernachten, heute? Hier...??“ fragt ist die Dame des Hauses entsetzt. „Im Zelt.“, meinte meine Frau. „Achso, ja...da hinten auf der Wiese vom Strandbad, kostet 5 Euro pro Person, tschuldigung, wir sind gerade beschäftigt wegen der Hochzeit (eher wohl überlastet), ich hätte sie ausreden lassen sollen.“
Nun gut, wir landen am Strand an. Die Wiese ist groß, die Toiletten des Bades nutzbar.

Nach dem Zeltaufbau entdecken wir den Strandimbiss. Da wir eigentlich von der Wegzehrung noch so satt sind, dass sich kochen nicht lohnt und von der Gaststätte nicht zu erwarten war, dass wir dort etwas erhalten, reicht uns eine „Thüringer“ und ein Stück Erdbeerkuchen zum Nachtisch.

Wir beschäftigen uns kurz mit der Inneneinrichtung des neuen Zeltes,

erkunden etwas die Umgebung und lassen den ersten Abend auf den ehemaligen Betonanlagen eines Schwimmbades ausklingen, der nun als Anleger für etwas größere Boote dient und mit Stühlen und Tischen bestückt wurde.

Das obligatorische Bier haben wir am Imbiss erhalten. Die Gaststätte will von uns offensichtlich kein weiteres Geld und so wird das traditionelle Rätseln am Abend eingeleitet.



Fortsetzung folgt...
Seit dieser Saison haben wir ein neues Familienmitglied in unserer „Flotte“ und der Jahresurlaub 2014 steht mit insgesamt 3 Wochen ab Ende August endlich an. Zuerst war uns nur klar, dass wir diesmal wieder den Großteil auf dem Wasser verbringen wollen und das so, dass wir uns hierbei keinen Stress mit der Zeit machen. 3 Wochen stehen zur Verfügung – nichts anderes wird vorher geplant, was dieses Zeitfenster einschränken könnte.
Fehlt nur noch ein Start und Ziel. Am Anfang stand etwas in der Richtung auf dem Plan, die Havel vom Ursprung in Kratzeburg bis zu unserer Heimat in Neuruppin zu paddeln. Es wäre nur die Anreise zu organisieren und diese Route bot einige „Abzweigungen“, bei denen man die Reisezeit deutlich ausweiten könnte. Vielleicht ein Abstecher nach Templin oder Richtung Feldberg? Ein Teil könnte man auf der mecklenburgischen Seenplatte zurücklegen und auch hier den Trip ausdehnen.
Klang gut und blieb bis ca. 1 ½ Wochen vor dem Beginn so als „Planung“ stehen.
Dann reifte eine Idee. Warum eigentlich überhaupt irgendwo „anreisen“. Letztlich hängt hier doch alles zusammen. Gut, die Ruppiner Gewässer sind bei einer Reiseroute gen Norden eine Sackgasse. Die einzige Verbindung in die Rheinsberger Gewässer und damit zu Seenplatte ist der Rheinsberger Rhin. Naturschutzgebiet und ein Befahrungsverbot gegen die Strömung. Aber aus dem Norden kommend, könnte man eine Umfahrt gestalten, die in Neuruppin beginnt und dort endet, ohne eine Strecke „doppelt“ zu fahren. Die Idee gefiel meiner Frau außerordentlich und obwohl ich schon mein Leben lang hier wohne, habe ich eine solche Umfahrt noch nie gemacht. Kein Anreisestress, kein Transportproblem und sobald die Klappe auf Arbeit fällt, könnte man direkt starten. Und das Beste war, dass man die kürzeste Route von ca. 200 km durch all die bereits vorher durchdachten Abstecher beliebig erweitern kann – je nach dem, wie es uns gerade gefällt.
Die Woche vor dem Start ist geprägt von Vorfreude im Wechsel mit leichten Zweifeln angesichts der Wetterprognose. Ein neues – kleineres Zelt – war schon angeschafft und erprobt, aber es werden Nachts Temperaturen zu erwarten sein, die sich eher deutlich unter 10°C bewegen sollen. Kurz entschlossen schicken wir unsere in die Tage gekommenden Schlafsäcke in Rente und erneuern diese wichtigen Ausrüstungsgegenstände durch moderne, wärmere Varianten – was sich letztlich als absolut richtige Entscheidung erwies.
Jeden einzelnen Tag der letzten Woche verbringe ich damit, die Ausrüstung zusammen zu stellen. Bloß nicht alles auf einmal, jeden Tag ein wenig. So wird die gefühlt dahin kriechende letzte Arbeitswoche erträglicher. Der Akku ist schon lange leer. Der Sommer war zu heiß. Viel waren wir nicht auf dem Wasser. Die letzte Tour liegt seit Mai schon Monate zurück. Ich habe Sehnsucht. Meiner Frau geht es nicht anders.
Freitag.
16:00 Uhr.
Endlich!
Ausrüstung und Boot werden im Auto zum nahen Garten transportiert. Es folgt der letzte Test, ob alles perfekt in und auf das Boot passt. Ja.
Das Auto bringen wir zurück, schlafen das letzte mal für einige Zeit im eigenen Bett und am Morgen geht es mit dem Fahrrad zum Garten. Und nur Minuten später ist alles startbereit gemacht.
Tag 1 – Neuruppin-Kremmen ca. 26,5 km
Route Tag 1
Seawave perfekt beladen

Das Wetter strotzt der Prognose. Wir sind glücklich und steigen endlich in unser „Luftschiff“
Der erste Teilabschnitt bis Wustrau ist natürlich bekannt, angesichts der bevorstehenden Reise ist der Genuss trotzdem nicht geringer. Eine leichte Brise umweht uns, als wir einen letzten Blick für einige Zeit auf die Neuruppiner Uferpromenade werfen.
Sonderlich warm ist es nicht, aber der angekündigte Regen wird uns nicht behelligen. Vor der Ausfahrt an der Lanke auf den Ruppiner See werfen wir noch eine langärmlige Kleidungsschicht über, denn Erfahrungsgemäß wird uns eine kräftige Brise empfangen.
Ein perfekter Tag für Segler. Und tatsächlich findet an diesem Tag, just zu unserer Startzeit eine Regatta von Neuruppin nach Wustrau statt. Die Segler machen sich am Segelclub bereit.
Trotz Seitenwind ist unsere Laune bestens. Paddel hoh!
Während unserer Fahrt gen Süden werden wir von mehreren dutzend Seglern begleitet, die geräuschlos an uns vorbei gleiten. Vorn an bildet eine Gruppe aus Windsurfern den Auftakt. Auf Höhe des Schlosses in Gnewiko, an dessen Strand man sowohl baden als auch pausieren kann oder sich im Schlosskaffee ein namensgebendes Getränk gönnen könnte, holen uns die ersten Surfer ein.
Ein wenig weiter begleitet uns ein gutes dutzend kleinerer Segelboote. Hier haben wir leichten Rückenwind und kommen, wie unsere Begleiter gut voran. Das fehlen jeglicher Motorboote (außer Einem von der Wasserwacht, die den Wettbewerb überwachen), ist auf unserem See keine Ausnahme. Trotz gutem Wetter und Wochenende ist es meist ruhig – so auch heute.
Schlusslichter sind dann einige wenige Segelyachten – wobei ich nicht weiß, ab wann man tatsächlich von einer solchen spricht. Sagen wir einfach: Am Schluss kamen die größeren Brocken. Am Himmel zogen wunderschöne Wolkenformationen vorbei. Immer wieder schön, wie schnell aller Stress von mir abfällt, wenn es an die Paddel geht.
Kurz vor Wustrau wenden die Boote und wir nähern uns der Durchfahrt zum Bützsee. Es gibt eine Schleuse – die wir nicht nur aufgrund der Zeit ignorieren (Mittagspause) – und eine Bootslore, die ca. 2012 am nahen Wehr errichtet wurde. Da wir die noch nicht kennen, nutzen wir die Gelegenheit. Ein letzter Blick auf die Karte, wo man dafür lang muss
ein Blick zurück...
und am Abzweig begrüßt uns ein etwas gewagter Bootsschuppen.
Der kleine Seitenarm ist links urwüchsig und rechts lückenlos mit kleinen Gartenhäuschen zugepflastert. Man sitzt zu Tisch und grüßt höflich aber zurückhaltend. Als man hier noch nicht weiter kam, war es sicher „ruhiger“ - ein wenig fühlen wir uns, als betrachtet man uns als Eindringlinge. Egal.
Nach einem kurzen Stück erreichen wir die Umtragestelle. Von einer Lore ist nichts zu sehen, dafür eine Treppe mit schmalen Durchgang und einer Straße. Das Boot muss also erst mal aus dem Wasser.
Die Deckbeladung wird ab geschnallt. Danach ist das Boot mit restlichem Gepäck nur noch knapp 30 kg schwer. Während wir damit beschäftigt sind, kommt auf der Lore ein Canadier. Die Gleise enden vor der Straße, ca 30m entfernt.
Die Strecke selbst ist vermutlich gerade mal 50 Meter lang. Am anderen Ende führen die Gleise nicht ins Wasser, obwohl es dafür keinen ersichtlichen Grund gibt. Man muss am Ende also wieder das Boot vom Wagen befördern. Nur aus Interesse und Testzwecken nutzen wir das Teil überhaupt. Das kurze Stück hätten wir sonst auch tragen können.
Zumindest gibt es am anderen Ende eine Rolle an der Kante. Aber so richtig wird uns der Sinn der Lore nicht klar. Durch die Treppe muss man ein beladenes Boot eh so herrichten, dass man es halbwegs getragen bekommt. Und wenn man das schon macht, braucht man für die paar Meter eher keine (auch noch schwergängige) Lore.
Wie auch immer, Mittagszeit. Wir verputzen die Sandwichs, die wir morgens gemacht hatten und setzen unseren Weg fort.
Hinter dem Wehr gibt es quasi keine „bewohnte“ Bebauung mehr. Was mal stand, holt sich die Natur zurück. Am Ende des kleinen Stückchen Nebenarm gibt es noch ein Schilfabschnitt...
Das letzte Boot für die nächsten Stunden, besetzt mit einem Angler, wird passiert und vor uns öffnet sich der Bützsee. Ruhig, idyllisch, Menschenleer.
Es ist Sonnabend und die Chance, jemandem zu begegnen auch aufgrund des Wetters eigentlich hoch. Aber wie eigentlich auch bei unserem letzten Besuch, bleiben wir allein. Von Wustrau kann man einen ca. 30 km Rundkurs bis Altfriesack paddeln, den ich sehr empfehlen kann. Wir haben heut aber einen anderen Weg vor uns.
Auch das Wetter ist weiterhin auf unserer Seite. Nicht sonderlich warm, gelegentlich verdecken Wolken die Sonne – A Perfect Day...
Der Bützrhin, der sich noch gemächlich durch die Landschaft schlängelt, wird bald in den Kremmener Rhin übergehen, der eher von gerader Natur ist.
Aber davon sollte man sich nicht abschrecken lassen, denn zum einen ist weder der Uferbewuchs, noch die Landschaft langweilig oder eintönig. Zum anderen kenne ich kaum einen Ort, der so wenig befahren wird. Uns werden gerade einmal 2 Boote entgegen kommen. Und außerdem befindet man sich hier über eine weite Strecke im Kremmener Luch – einem Naturschutzgebiet.
Wir sind jedenfalls positiv überrascht. Ich war hier das letzte Mal vor mehr als 2 Jahrzehnten und ohne Erinnerung, wie es damals war. Das wird sich in Zukunft ändern.
Wir liegen gut in der Zeit und nähern uns allmählich dem Etappenziel. Laut Karte so ziemlich der einzige Ort mit offizieller Zeltmöglichkeit, wenn man nicht noch 15 km drauf packt und bis Oranienburg durch paddelt.
Gegen 17:00 Uhr kommt das Ziel in Sichtweite. Warum eine Kanadische Flagge auf dem Dach weht, will ich später jemanden aus dem Haus fragen … dazu wird es aber nicht kommen.
In der Gaststätte, die, wir wir feststellten, auch eine Außenstelle des Standesamtes Kremmen war, fand eine Hochzeit statt. Die Bootsstege sind belegt, meine Frau erklimmt die schmale Seite und fragt, ob wir hier nächtigen dürfen.
„Übernachten, heute? Hier...??“ fragt ist die Dame des Hauses entsetzt. „Im Zelt.“, meinte meine Frau. „Achso, ja...da hinten auf der Wiese vom Strandbad, kostet 5 Euro pro Person, tschuldigung, wir sind gerade beschäftigt wegen der Hochzeit (eher wohl überlastet), ich hätte sie ausreden lassen sollen.“
Nun gut, wir landen am Strand an. Die Wiese ist groß, die Toiletten des Bades nutzbar.
Nach dem Zeltaufbau entdecken wir den Strandimbiss. Da wir eigentlich von der Wegzehrung noch so satt sind, dass sich kochen nicht lohnt und von der Gaststätte nicht zu erwarten war, dass wir dort etwas erhalten, reicht uns eine „Thüringer“ und ein Stück Erdbeerkuchen zum Nachtisch.
Wir beschäftigen uns kurz mit der Inneneinrichtung des neuen Zeltes,
erkunden etwas die Umgebung und lassen den ersten Abend auf den ehemaligen Betonanlagen eines Schwimmbades ausklingen, der nun als Anleger für etwas größere Boote dient und mit Stühlen und Tischen bestückt wurde.
Das obligatorische Bier haben wir am Imbiss erhalten. Die Gaststätte will von uns offensichtlich kein weiteres Geld und so wird das traditionelle Rätseln am Abend eingeleitet.
Fortsetzung folgt...
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