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Wegweiser zu den verschiedenen Fahrten:
Auf der Oder von Crossen bis Frankfurt, September 2021
5 Jahre nach unserer Erstbefahrung sind wir wieder einmal von Crossen/Krosno Odrzańskie bis Frankfurt/Słubice gepaddelt. Wegen etlicher zusätzlicher Feiertage (Laubhüttenfest) hatte Andrea eigentlich sieben zusammenhängende freie Tage am Stück Schulferien außer der Reihe. Aber dank meinem knausrigen Chef, der so wenig zahlt, dass sich kaum jemand für die Arbeit findet, wurde mir mein beantragter Urlaub wegen Arbeitskräftemangel kurzfristig gekürzt und ich bekam nur Montag bis Mittwoch frei (“dank” der langen gesetzlichen Kündigungsfrist kann ich nicht einmal kurzfristig reagieren, freies hire & fire von einem Tag auf den anderen wie im Amerika-Klischee wäre mir in diesem Job lieber, gilt ja dann auch für mich
).
Eigentlich hatte ich mich für diese Tour auf die Obra vorbereitet. Am 23. August gab es dort nämlich ein Starkregenereignis, während dem im gesamten Obra-Einzugsgebiet ca 60 bis über 100mm Niederschlag fielen. Das Obra-Einzugsgebiet ist im oberen Teil sehr flach und natürlich gibt es keine katastrophalen Flutwellen wie im Ahrtal, aber es könnte trotzdem ein gewisses Hochwasser gegeben haben und die Spuren hätten mich sehr interessiert.
Leider gibt es keinen aussagekräftigen Online-Pegel entlang der Obra. Der einzige Pegel in Blesen/Bledzew liegt am Stausee (Oberwasser) und sagt quasi nichts aus. Aber wenigstens hätte dieses Starkregenereignis die kritische Grundwasser- und Abflusssituation im Einzugsgebiet entspannen können. Auch hier im Westen Polens gibt es ja seit drei Jahren eine außergewöhnliche Dürre und die Grundwasserstände und die Abflüsse der kleineren Fließgewässer liegen wie in Brandenburg meist tief unter den mittleren Werten.
Meine Hoffnung war, dass dieses begrenzte Hochwasserereignis auch die ungeheuren Pflanzenmassen, die sich im Spätsommer in der Obra besonders vor Baumsperren ansammeln, wenigstens zum Teil weggespült hätte. Manche Paddler haben auf und in der Obra schon grässliche Szenen durchleben müssen im Kampf mit den lebenden und toten Pflanzenmassen.
Also eigentlich war Abenteuer angesagt. Wir tuckern am Samstag, dem 18. September 2021 los in Richtung Bentschen/Zbąszyń, wo wir nach 196km um 2 an der geplanten Einsatzstelle ankommen. Diese befindet sich wieder wie bei meiner Obra-Solotour 2019 unter der Eisenbahnbrücke östlich der Stadt (Map).
Die Wolken hängen dunkel am Himmel und es fällt Nieselregen. Komischerweise ist er auf dem Radarbild kaum sichtbar, obwohl er länger andauert und zeitweise richtig intensiv wird. Wirklich komischer Niesel. Wir stellen uns mit dem Auto unter die Eisenbahnbrücke und überlegen schon, wo wir aufbauen.
Aber der Blick ins Wasser der Obra verdirbt uns den Spaß. Nicht nur, dass es schon wieder sehr wenig Wasser ist, welches der Fluss gerade führt, es ist auch noch ekelhaft blaugrün gefärbt von den Blaualgenmassen, welche offenbar in den Seen oberhalb der Einsatzstelle gewachsen sind.



Abgelagerte Blaualgen auf dem Grund:

Kläranlagenablauf Bentschen gleich uh der Brücke

Der anhaltende Nieselregen, das olle Wasser, und die Aussicht auf den Kampf mit unangenehmen Hindernissen im Fluss lässt in Andrea den Wunsch nach einer Alternative aufkommen. Genauso gut wie ein Freispülen der Hindernisse hätte das Hochwasser die Pflanzenmassen ja auch an vereinzelten Stellen zu richtigen Megasperren ansammeln können. In den Sumpfgebieten kann man die dann nicht einmal umtragen, sondern muss sich auf oder im Wasser durchkämpfen.
Naja, kein Problem, dann fahren wir halt wieder auf die Oder und haben einen völlig problemlosen Fluss vor uns. Für die Strecke Crossen bis Frankfurt ist auch die Rückreise zum Auto-Nachholen gesichert, das brauche ich nicht noch extra zu recherchieren.
¾3, los gehts. Das Garmin-Straßennavi schickt uns 73km über zT kleinste einspurige Landstraßen, teilweise noch mit dem alten deutschen Kopfsteinpflaster, auf ziemlich direktem Wege nach Crossen, wo wir kurz nach 4 an unserer damaligen Einsatzstelle ankommen.
Aber was ist das? Der wenige Jahre alte Przystań rzeczna Krosno Odrzańskie ist derzeit unzugänglich. Der Weg zur Einsatzstelle wird uns durch eine Baustelle abgesperrt. Entlang des gesamten südlichen Oderufers wird in Crossen gerade eine neue Uferpromenade inkl. Hochwasserschutzsystem errichtet. Bisher scheint die Altstadt von Crossen bei größeren Hochwässern ziemlich abzusaufen (Hochwasserrisikokarte).
Zur Zeit werden Spundwände gerammt, das ganze ist von hohen Zäunen gesichert. Auf 6km Gesamtlänge werden 117Mio. Złoty verbaut (zZ 25Mio €), 2023 sollen die Bauarbeiten beendet sein.
Wir versuchen es noch einmal westlich der Straßenbrücke, aber dort dasselbe Bild: durchgehende Baustelle, kein Zugang.
Die 1905 erbaute deutsche Stahlbrücke in Crossen („kleines Blaues Wunder“, 1945 gesprengt, 1950 wiederaufgebaut):

Blick von der Brücke Oder-abwärts:

Im Zuge der Bauarbeiten archäologische Ausgrabungen von Häuserfundamenten aus deutscher Zeit:

Dann erinnere ich mich an den Treffpunkt, den Dörte vor 3 Jahren zum Advendspaddeln vorgeschlagen hat (Map). Der liegt unterhalb der Stadt am rechten Ufer, genau gegenüber der Mündung des Bober/Bóbr. In deutscher Zeit gab es hier die Flussbadeanstalt für Crossen.
½5 sind wir dort. Viele Buhnen sind am Samstag Abend bereits von Anglern besetzt:

Nach etwas Suchen finden wir einen Buhne mit einem schönen Sandstrand für uns alleine:



Die Vegetation auf den Auwiesen ist so hoch, dass man auf die Anglerpfade angewiesen ist. Die Angler scheinen ihre Zugänge zum Wasser oft sogar mit Rasenmähern frei zu halten.
In der Nacht regnet es noch. Am nächsten Morgen ist der Himmel weiter bedeckt, aber es tröpfelt nur ausnahmsweise mal ein bisschen.
Frühstück am Strand:


Danach fahre ich das Auto 2km nach Crossen und parke es nahe am Busbahnhof in Sicht einer Überwachungskamera vor einer Bank:

Andrea baut derweil das Zelt ab und macht das Gepäck klar.
½11, wir sind auf dem Wasser:

Die Oder hat einen relativ hohen Wasserstand und die Strömung hilft uns gut beim Vorankommen. Der Pegel Ratzdorf, etwa in der Mitte unserer Tour, schwankt während den Paddeltagen 19.-22.9.2021 zwischen 236 und 250cm.
2 Wochen zuvor gab es eine Hochwasserspitze von 355cm und seitdem fällt der Wasserstand prinzipiell. Wir sehen die Spuren dieses kleineren Hochwassers noch überall an den grauen Ablagerungen auf der ufernahen Vegetation. Zur Einordung die Pegelkennzahlen des Pegels Ratzdorf (Jahresmittel und -extrema über die 9 hydrologischen Jahre 2007-2015): MNW 180cm, MW 288cm, MHW 489cm.
Je weiter wir uns von der Stadt entfernen, desto weniger Buhnenköpfe sind von Anglern besetzt. Nur wenn ein Dorf in der Nähe ist, sind wieder mehr Angler zu sehen. Die meisten Dörfer liegen außer Sichtweite mehrere hundert Meter vom Fluss entfernt. Nur das Dorf Pollenzig/Połęcko liegt direkt am Ufer und ist mit einer Gierfähre mit dem anderen Ufer verbunden.
Noch vor Pollenzig, an einem Ort im Wald, der auf den deutschen Meßtischblättern als “Hölle” bezeichnet wird, düsen diese Quadfahrer durch den Wald:


Besonders hat es ihnen das sandige Steilufer angetan, dass sich vom Fluss bis zu 15m erhebt.
Kurz nach 1 machen wir 1½h Mittagspause und kochen uns Kaffee und Brühe.
Biberspur am Rastplatz:

Der Seeadler kreist über uns:

Danach kommen wir nicht mehr weit. Schon 3km weiter lächelt uns ein schöner Rastplatz an, wieder freigemacht von Anglern, mit Feuerstelle, dennoch viel Feuerholz in der Nähe und in ruhiger Lage.
Von 2016 wissen wir noch, dass gute Rastplätze in Kürze rar werden. Wir sind noch knapp 3km von der deutschen Grenze entfernt, und da die Polen im deutsch-polnischen Grenzabschnitt offenbar die Flächen vor dem Deich aus Gründen des Hochwasserschutzes abgeholzt haben, steht man dort dann meist ungeschützt im Wind und findet kaum Feuerholz. Auf deutscher Seite findet sich erst recht kein Platz. Zwar sind die deutschen Ufer im Vergleich zum polnischen recht schön und böten allen Outdoor-Komfort (Strand, beweidete Wiese, Windschutz, Feuerholz), aber alles steht unter Naturschutz, alles ist verboten.
So richten wir schon ¼4 unser Lager ein:



Gegenüber sitzt ein Fischadler im Baum:


Silberreiher, Graureiher, Kormorane, Gänsesäger, Höckerschwäne, all die bekannten Vögel sind natürlich auch vielerorts zu sehen. Auf Fotos habe ich aber diesmal weitgehend verzichtet.
Am Montag Morgen ist die immer noch geschlossene Wolkendecke ein wenig dünner geworden. Fast könnte man meinen, es wird heute noch sonnig werden. Weil wir so viel Holz hier haben, kochen wir ausgiebig.
¼12 paddeln wir los. Auf beiden Ufern noch pure Natur - dachte ich zumindest, bis mir auf dem Messtischblatt Wellmitz auffiel, dass da, wo heute hoher Wald steht, in deutscher Zeit ein großes Dorf direkt am Ufer lag. Schiedlo hieß es, und Google kennt sogar noch einen polnischen Namen (Szydłów). Vollständig renaturiert!
Und das war nicht etwa eine Folge des 2. Weltkrieges, nach dem etliche deutsche Orte in Polen nach der Vertreibung der Deutschen wüst wurden: “Am 1. Oktober 1908 wurde Schiedlo als Gemeinde gelöscht und die Bewohner zum Verkauf ihrer Häuser und zur Umsiedlung genötigt. Die preußische Regierung verweigerte aus Sparsamkeitsgründen den Bau neuer Deiche um Schiedlo, das durch ständige schwere Überschwemmungen stark gefährdet war. Die Absiedlung des Ortes war die billigere Lösung.
Einige Häuser waren auch nach 1908 noch bewohnt und nach dem Ersten Weltkrieg wurden einige Gebäude als Jugendherberge genutzt. Vermutlich schon während des Zweiten Weltkrieges, als der Tourismusbetrieb kriegsbedingt stark eingeschränkt war, wurde die Jugendherberge aufgegeben. Von Schiedlo ist kaum noch etwas zu erahnen, die Mauerreste der letzten Häuser sind vollständig mit Gebüsch überwachsen” (Wikipedia).
20min später sind wir an der deutschen Grenze in Ratzdorf. Hier möchten wir die Wasservorräte auffüllen.
Am Ufer sieht noch alles unverdächtig aus:

Von Osten strömt die Oder aus Polen, von Süden mündet die Neiße. Ein rotes, nachts beleuchtetes Einbahnstraßenschild verbietet motorisierten Sportbooten die Auffahrt auf die Neiße. So weit, so deutsch.
Ich marschiere also in Richtung der ersten Häuser in Ratzdorf.
Aber was ist das? Auf der Deichkrone steht ein durchgängiger Zaun, eine Grenzbefestigung:

Vergebens suche ich nach einer Lücke. An einer Stelle steht ein Stück Mauer auf meiner Seite, von wo aus ich über den Zaun springen kann:

Langsam beginne ich zu verstehen: der Zaun richtet sich gegen illegale Einwanderung. Die hier diskriminierten Illegalen schleppen die Pest nach Deutschland, und da das hier sofort wirtschaftlich spürbar ist (China kauft kein deutsches Schweinefleisch mehr), lassen sich Grenzen auf einmal doch schützen.
Das berühmte Pegelhäuschen in Ratzdorf war während des großen Oderhochwassers 1997 täglich in den Nachrichten zu sehen:

Damals stand der Pegel 5½m höher als jetzt.
Die Kneipe direkt hinter dem Pegelhäuschen ist geschlossen. Das übrige Dorf macht einen ausgestorbenen Eindruck. Nach 100m finde ich endlich jemanden, der auf seinem Hof werkelt. Der junge Mann unterbricht seine Arbeit und füllt mir freundlich die beiden Wasserbehälter auf (2x5L).
Auf dem Rückweg entdecke ich dann doch noch ein Tor im Zaun, durch welches ich das Deichvorland betreten kann. Erlaubt ist das jedoch nur befugten Personen, also wohl nicht für mich. Egal, ich kann ja nicht zum Boot fliegen. Aber möglicherweise habe ich jetzt an meinen Stiefeln die Schweinepest nach Ratzdorf eingeschleppt.
Um 12 paddeln wir weiter. Während das polnische Ufer ab jetzt wie bereits beschrieben von den allermeisten Bäumen beräumt wurde, sieht die deutsche Seite viel natürlicher aus. Im Unterschied zu Polen, wo es fast gar keine Beweidung des Deichvorlandes mehr gibt und die Vegetation darum sehr hoch wächst, wird das deutsche Deichvorland noch regelmäßig auch in den Naturschutzgebieten von Rindern und Schafen beweidet:


Wahrscheinlich dient auch das dem Hochwasserschutz. Auf jeden Fall wären hier jetzt viel bessere Rastplätze zu finden als auf polnischer Seite, aber wie gesagt, es steht alles unter Naturschutz (zB hier das NSG Oder-Neiße).
9km nach Ratzdorf machen wir Mittagsrast und künzeln uns etwas Heißes:



½3 paddeln wir weiter und passieren kurz vor Fürstenberg/Eisenhüttenstadt die im Feb 1945 von der Wehrmacht zerstörte Oderbrücke.



Das war übrigens der einzige Moment dieses Tages, wo einmal kurz die Sonne schien.
Fürstenberg und rechts im Hintergrund die Schlote der Kraftwerk-Ruine Vogelsang (Wernerwerk):


St.Nikolai-Kirche in Fürstenberg a.d.O:

Hier dachte ich erst, es handelt sich um den Pegel Eisenhüttenstadt oder eine Wassergüte-Messstation (Map):

Allerdings finde ich dazu nichts im Netz.
Strom-km 555:

Auf Höhe des Ortes Vogelsang wären wir schon fast bereit, auf deutscher Seite zu nächtigen (NSG Mittlere Oder). Hier ist das Ufer fast 400m vom Deich entfernt.
Aber dann schaue ich nochmal aufs Luftbild und entdecke 500m stromab ein paar Sandbänke auf polnischer Seite, die einladend aussehen. Hier lassen wir uns auf einer Buhne nieder. Natürlich haben auch hier wieder die Angler die Vorarbeit geleistet.


Im nahen Wald finden wir genügend Feuerholz. Zwei Feuerholzbündel packe ich an den Rand des Fahrweges, der zum Deich führt. Eigentlich sind sie nicht zu übersehen, aber zwei jungen Kerle, die mit ~80km/h über den einspurigen Betonplattenweg brettern, rasseln voll über das Holz. Glück gehabt, dass nichts weiter passiert ist. Vor dem zweiten Stapel können sie noch stoppen und werfen ihn in den Wald, wo ich das Holz wenig später wieder zusammensammeln kann.
Die beiden Raser setzen sich auf einen Buhnenkopf oberhalb zum Angeln, fahren dann aber bei Dunkelheit wieder nach Hause.
In der Nacht und am nächsten Morgen regnet es wieder, zT in kurzen, kräftigen Schauern.
Ziehende Wildgänse, Blick über die Oder in Richtung Eisenhüttenstadt und das Stahlwerk ArcelorMittal.



Auch Kraniche und Rote Milane sind häufig in der Nähe zu sehen und zu hören.
Schon gestern Abend und auch heute Abend sehe ich übrigens in Richtung Guben(?) gar nicht so weit weg eine Kraftwerksfahne, die ich aber auch nach Recherche nicht sicher zuordnen kann. Eigentlich müsste ein Braunkohlekraftwerk doch zu finden sein, nur hier gelingt mir das nicht. In Frage käme höchstens das Braunkohlekraftwerk Jänschwalde, aber das wären 35km vom gestrigen Übernachtungsplatz und sogar 43km vom heutigen.
Solche Polizeiboote wie “WSP 7” verursachen den allerheftigsten Wellenschlag an der Oder:

Zum Glück sind wir zu diesem Zeitpunkt bereits am polnischen Oderufer angelandet und damit ist die deutsche Polizei nicht mehr zuständig. Ich habe nämlich zurzeit keinen amtlichen Namen mehr am Boot. Das wäre teuer geworden.
Ansonsten beobachten wir nur ganz wenige Boote der Oberflussmeisterei, die irgendwelche Ausbesserungen an den Buhnen vornehmen. Alles in allem ein riesen Aufwand, den die wenigen Binnenschiffe, die hier tatsächlich verkehren, niemals rechtfertigen können. Wir haben ja zZ einen für die Binnenschifffahrt hervorragend geeigneten Wasserstand (vor allem nicht zu niedrig), aber dennoch sehen wir die meisten Tage kein einziges Binnenschiff verkehren (insgesamt ware es in 5 Tagen 2 Binnenschiffe).
Wenn es dann mal eine Ausnahme gibt, dann ist die natürlich ein Foto wert:

Es ist ganz klar, dass sich der Aufwand für das bisschen Binnenschiffahrt genau wie an der Elbe nicht lohnt. Dennoch wollen vor allem die Polen auch jetzt noch weitere Anläufe unternehmen, die Oder in ganz großem Stil zu einer “jederzeit” befahrbaren Wasserstraße umzugestalten. Zum Teil firmiert das unter dem Deckmantel des Hochwasserschutzes, natürlich überwiegend bezahlt von der EU und damit von uns. 2023 soll es losgehen.
Das Rekordjahr der Binnenschifffahrt auf der Oder war bereits 1913! Damals wurden 15 Mio Tonnen Güter auf der Oder bewegt. Seitdem geht es bergab. Ok, 1937 gab es einen 2. Peak mit 8 Mio t. Seit Kriegsende ist aber dann endgültig Ebbe.
½1 starten wir heute von unserer Buhne. Die Wolkendecke ist wieder dicht, die Sonne höchstens ausnahmsweise mal zu sehen.
Kiebitze sammeln sich zum Herbstzug:




Bild einer idealen Raststelle an der Oder:

Sandstrand, Feuerholzbaum, Windschutz, alles da!
Einziges Manko: NSG!
Nach 8km gelangen wir uh von Aurith/Urad an die Mündung der Pleiske/Pliszka (="Bachstelze"). Die Pleiske ist ein ~60km langer kleiner rechter Nebenfluss der Oder, der überwiegend durch große Wälder fließt und keine größeren Ortschaften an seinen Ufern aufweist (Mapy). Ich habe schon länger mal vor, diesen Fluss solo zu befahren, 3, 4 oder 5 Tage in reiner Natur, aber mit etwas Kampf gegen die vielen Baumhindernisse (Filmschnipsel von einer Fahrt im Januar 2012). Darauf warte ich aber, bis der Wasserstand im Frühjahr wieder hoch genug ist und die Dürre der letzten Jahre überwunden.
Der große Regen am 23. August hat auch das gesamte Pleiske-Einzugsgebiet voll getroffen. Leider hatte ich aber keine Gelegenheit, an den Tagen nach dem Regen dort zu paddeln.
Aber nun, wo wir an der Mündung der Pleiske angekommen sind, wollen wir uns wenigstens einen kurzen Abschnitt oberhalb der Mündung ansehen.
Aufnahmen von der Pleiske:

Langsam paddeln wir gegen die Strömung hoch. Durch die umliegenden Bäume ist es im Gegensatz zur Oder windstill und ruhig.



An dieser Stelle machen wir kehrt, 670m oh der Mündung:

Blick auf die Mündung der Pleiske in die Oder:

Alles in allem ein hübscher Fluss, und wie wir sehen im Gegensatz zur Obra auch im September 2021 mit sehr sauberem, klaren Wasser!!!
Weiter geht es auf der Oder. Gesperrtes Buhnenfeld:


Auf deutscher Seite die “Steile Wand von Lossow”, die höchste durch natürliche Erosion entstandene Mergelwand Brandenburgs:

Hier ist es genau so wie im Faltboot-Wiki beschrieben: “Nun wird die rund um die Uhr sehr stark befahrene, voraus liegende Bahnlinie immer lauter. Da sie über die "Steile Wand von Lossow" führt, breitet sich der Lärm weit über die Oder aus, besonders die schweren Güterzüge dröhnen durch die Natur”. Und ich frage mich, ob dieser Mergel-Hang bei genügend Durchfeuchtung und einem schweren Güterzug darauf nicht auch mal abrutschen könnte.
Der gleich unterhalb der Wand stehende Wasserwegweiser verrät uns, dass wir von Crossen 62km zurückgelegt haben und bis zum Ziel in Frankfurt noch weitere 6km vor uns liegen.

2km weiter erreichen wir bei Schwetig/Świecko die Mündung der Eilang/Ilanka. Dieses Flüsschen ist etwas kleiner als die Pleiske und durchquert auch zwei Kleinstädte, was auf eine geringere Wasserqualität als in der Pleiske schließen lässt (trotzdem natürlich immer noch viel besser als die Wasserqualität in der Oder!).
Auch hier machen wir einen kleinen Abstecher stromauf. Aber wir erkennen schnell, dass dieser Fluss im Bereich der Mündung nicht annähernd so naturnah ist wie die Pleiske und so kehren wir schon nach 260m um.
LKW-Stau auf der Autobahnbrücke der A2, Autobahn der Freiheit/Autostrada Wolności:

Dahinter ist bereits die Eisenbahnbrücke erkennbar, und dahinter ist man bereits im Stadtgebiet von Frankfurt/Oder. Wir bleiben auf der bewaldeten polnischen Seite und schlagen unser Lager um ½5 genau am selben Ort auf, an dem wir 2016 genächtigt haben. Paddelstrecke heute: 26km.
Die Eichen, welche bereits 2016 vom Biber angegriffen und entrindet, aber immer noch belaubt waren, sind jetzt mausetot. So richtig trauen wir uns nicht, unter all den toten Ästen zu zelten. Ist auch gut so, denn in der Nacht frischt auch noch der Wind auf.


Gegenüber leuchtet der Oderturm in der Dämmerung:

Im trüben Herbstwetter ist auch keine “strahlende “Skyline“ von Slubice in der Abendsonne” auszumachen. Ein ganz anderes Bild als vor 5 Jahren.
Bald fängt es an zu regnen und wir verschwinden im Zelt. Übrigens waren während der gesamten Tour die Mücken am Abend sehr präsent, außerdem musste man immer schauen, wo sich die Massen von Nacktschnecken (Spanische Wegschnecke?) niedergelassen haben. Also immer schön die Stiefel kontrollieren, sonst gibt es Matsch.
Am letzten Tag liegen nur noch 2km Paddelstrecke vor uns. Wir frühstücken diesmal etwas spartanischer und sind schon gegen 9 auf dem Wasser.
Am linken Ufer liegt Frankfurt, oft schon wieder schön restauriert:

Frankfurt links und die Dammvorstadt/Słubice rechts, verbunden durch die Stadtbrücke:

Die 2002 neu gebaute Stadtbrücke/Most Graniczny:

Außerdem sieht man die Türme der Friedenskirche und das hohe Dach der Konzerthalle Carl Philipp Emanuel Bach.
Uferstraße, im Hintergrund der Turm der St. Marienkirche:

Hinter der Stadtbrücke suchen wir rechts auf polnischer Seite einen geeigneten Abbauplatz. Wir hatten die Stelle etwa so in Erinnerung: Luftbild.
Aber was wir heute vorfinden, überrascht uns mal wieder. Die gesamte Frontseite der Dammvorstadt in Richtung Oder ist zZ Großbaustelle. Genau wie in Crossen wird hier eine groß angelegte Hochwasserschutzanlage gebaut.
Wir können zwar am Ufer gut abbauen, aber dann muss ich zum Busbahnhof in die Stadt die Baustelle durchqueren. Ist aber kein Problem, die polnischen Vermesser stören sich nicht an uns. Hoffentlich klappt das dann mit dem Auto genauso problemlos.

Andrea bleibt jetzt hier bei Boot und Gepäck, und ich mache mich kurz vor ½11 auf zum Busbahnhof.
Kilometerlange Baustelle mit Spundwand:

Für über 125Mio Złoty (~27Mio €) werden bis Ende 2022 mindestens 13km Dämme in dieser Art neu gebaut (Spundwände, Betonköpfe, Promenaden). Ich habe den Eindruck, dass die Dämme hier auf polnischer Seite ein paar Zentimeter höher werden als auf deutscher Seite.
Ich laufe also frohgemuts in Richtung des mir bereits von 2016 bekannten Busbahnhofs in Słubice. Nach einer ¼h bin ich angekommen, kann jedoch keinen Busbahnhof entdecken. Dabei habe ich doch noch auf die aktuelle Openstreetmap geschaut, um mich über den Standort zu vergewissern (Mapy). Da waren etwa 7 Bushaltestellen auf engstem Raum in einer Reihe eingezeichnet, also eindeutiges Zeichen für einen Busbahnhof.

Vor Ort allerdings keine Spur eines Busbahnhofs. Stattdessen steht auf dem Gelände jetzt eine Autowaschanlage. Tja, was nun? Der Bus fährt um 11 Uhr. Ich frage also einen Passanten nach dem dworzec autobusowy und habe Glück, er weist mir den Weg. 500m geradeaus, und dann nach rechts, weitere 300m. Um sicherzugehen, frage ich später nochmals und die dann angesprochene Dame begleitete mich bis um die richtige Ecke. In Wirklichkeit waren es dann nur 300m geradeaus.
Oh was war ich froh, als ich ¾11 tatsächlich den Busbahnhof gefunden hatte:

Der war neugebaut, und besaß zudem die gerade dringend benötigte Toilette. Alles in Bestzustand. Eröffnet am 1. September 2016.
Alles weitere war simpel. Für 16Zł (3.48€) bekomme ich im Bus ein Ticket nach Crossen (Preis 2016 war 13.40Zł), und komme 1h später dort an. Das Auto steht noch unbehelligt am Platz und ich tuckere zurück.
½2 bin ich wieder am Abbauplatz in Słubice und fahre den ziemlich steilen und zerfahrenen Baustellenweg runter ins Deichvorland. Das Gepäck ist schnell verpackt und wir verschwinden von der Baustelle, ohne behelligt worden zu sein.
Nach dem Einkaufen und Tanken schauen wir uns noch eine mögliche alternative Abbaustelle an. Gleich oh der Stadtbrücke geht es rechts in den Stadthafen von Słubice. Der hat auch eine schräge Rampe, über die man an Land kommen kann:


Allerdings ist das Gelände abgeschlossen, mit dem Auto käme man nicht so einfach drauf. Im Haus sitzt so etwas wie die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung der Polen. Ich frage nach der prinzipiellen Möglichkeit, hier abzubauen, bekomme aber vom diensthabenden Angestellten bzw seinem Chef, den er dazu anruft, eine abschlägige Antwort. Nein, das sei hier nicht möglich.
Glauben kann ich das nicht ganz. Immerhin wirbt der Hafen mit der “Gelben Welle” wie viele Orte in Brandenburg auch um Wassertouristen. Wobei der Anlegebereich mit der “Gelben Welle” (rechts) vom übrigen Gelände (links) noch mal mit einem Zaun abgetrennt ist (bezogen auf dieses Foto), und eigentlich nur für Motorboote geeignet ist.
Von dort aus müsste man auch nicht zum 1½km entfernten Busbahnhof laufen, um nach Crossen zurückzufahren, sondern der Bus hält kurz nach 11 auch 270m entfernt, genau hier.
Kurz vor 4 geht es über die Stadtbrücke und weitere 93km in Richtung Heimat.
So, das war es. Eine schöne ruhige Herbsttour, bei der nur der ÖPNV für vereinzelte Abenteuermomente gesorgt hat.
Wegweiser zu den verschiedenen Fahrten:
- 18.-22. September 2021
- 18.-21. Mai 2023, Himmelfahrt
- 29. März - 1. April 2024, Ostern
Auf der Oder von Crossen bis Frankfurt, September 2021
5 Jahre nach unserer Erstbefahrung sind wir wieder einmal von Crossen/Krosno Odrzańskie bis Frankfurt/Słubice gepaddelt. Wegen etlicher zusätzlicher Feiertage (Laubhüttenfest) hatte Andrea eigentlich sieben zusammenhängende freie Tage am Stück Schulferien außer der Reihe. Aber dank meinem knausrigen Chef, der so wenig zahlt, dass sich kaum jemand für die Arbeit findet, wurde mir mein beantragter Urlaub wegen Arbeitskräftemangel kurzfristig gekürzt und ich bekam nur Montag bis Mittwoch frei (“dank” der langen gesetzlichen Kündigungsfrist kann ich nicht einmal kurzfristig reagieren, freies hire & fire von einem Tag auf den anderen wie im Amerika-Klischee wäre mir in diesem Job lieber, gilt ja dann auch für mich

Eigentlich hatte ich mich für diese Tour auf die Obra vorbereitet. Am 23. August gab es dort nämlich ein Starkregenereignis, während dem im gesamten Obra-Einzugsgebiet ca 60 bis über 100mm Niederschlag fielen. Das Obra-Einzugsgebiet ist im oberen Teil sehr flach und natürlich gibt es keine katastrophalen Flutwellen wie im Ahrtal, aber es könnte trotzdem ein gewisses Hochwasser gegeben haben und die Spuren hätten mich sehr interessiert.
Leider gibt es keinen aussagekräftigen Online-Pegel entlang der Obra. Der einzige Pegel in Blesen/Bledzew liegt am Stausee (Oberwasser) und sagt quasi nichts aus. Aber wenigstens hätte dieses Starkregenereignis die kritische Grundwasser- und Abflusssituation im Einzugsgebiet entspannen können. Auch hier im Westen Polens gibt es ja seit drei Jahren eine außergewöhnliche Dürre und die Grundwasserstände und die Abflüsse der kleineren Fließgewässer liegen wie in Brandenburg meist tief unter den mittleren Werten.
Meine Hoffnung war, dass dieses begrenzte Hochwasserereignis auch die ungeheuren Pflanzenmassen, die sich im Spätsommer in der Obra besonders vor Baumsperren ansammeln, wenigstens zum Teil weggespült hätte. Manche Paddler haben auf und in der Obra schon grässliche Szenen durchleben müssen im Kampf mit den lebenden und toten Pflanzenmassen.
Also eigentlich war Abenteuer angesagt. Wir tuckern am Samstag, dem 18. September 2021 los in Richtung Bentschen/Zbąszyń, wo wir nach 196km um 2 an der geplanten Einsatzstelle ankommen. Diese befindet sich wieder wie bei meiner Obra-Solotour 2019 unter der Eisenbahnbrücke östlich der Stadt (Map).
Die Wolken hängen dunkel am Himmel und es fällt Nieselregen. Komischerweise ist er auf dem Radarbild kaum sichtbar, obwohl er länger andauert und zeitweise richtig intensiv wird. Wirklich komischer Niesel. Wir stellen uns mit dem Auto unter die Eisenbahnbrücke und überlegen schon, wo wir aufbauen.
Aber der Blick ins Wasser der Obra verdirbt uns den Spaß. Nicht nur, dass es schon wieder sehr wenig Wasser ist, welches der Fluss gerade führt, es ist auch noch ekelhaft blaugrün gefärbt von den Blaualgenmassen, welche offenbar in den Seen oberhalb der Einsatzstelle gewachsen sind.
Abgelagerte Blaualgen auf dem Grund:
Kläranlagenablauf Bentschen gleich uh der Brücke
Der anhaltende Nieselregen, das olle Wasser, und die Aussicht auf den Kampf mit unangenehmen Hindernissen im Fluss lässt in Andrea den Wunsch nach einer Alternative aufkommen. Genauso gut wie ein Freispülen der Hindernisse hätte das Hochwasser die Pflanzenmassen ja auch an vereinzelten Stellen zu richtigen Megasperren ansammeln können. In den Sumpfgebieten kann man die dann nicht einmal umtragen, sondern muss sich auf oder im Wasser durchkämpfen.
Naja, kein Problem, dann fahren wir halt wieder auf die Oder und haben einen völlig problemlosen Fluss vor uns. Für die Strecke Crossen bis Frankfurt ist auch die Rückreise zum Auto-Nachholen gesichert, das brauche ich nicht noch extra zu recherchieren.
¾3, los gehts. Das Garmin-Straßennavi schickt uns 73km über zT kleinste einspurige Landstraßen, teilweise noch mit dem alten deutschen Kopfsteinpflaster, auf ziemlich direktem Wege nach Crossen, wo wir kurz nach 4 an unserer damaligen Einsatzstelle ankommen.
Aber was ist das? Der wenige Jahre alte Przystań rzeczna Krosno Odrzańskie ist derzeit unzugänglich. Der Weg zur Einsatzstelle wird uns durch eine Baustelle abgesperrt. Entlang des gesamten südlichen Oderufers wird in Crossen gerade eine neue Uferpromenade inkl. Hochwasserschutzsystem errichtet. Bisher scheint die Altstadt von Crossen bei größeren Hochwässern ziemlich abzusaufen (Hochwasserrisikokarte).
Zur Zeit werden Spundwände gerammt, das ganze ist von hohen Zäunen gesichert. Auf 6km Gesamtlänge werden 117Mio. Złoty verbaut (zZ 25Mio €), 2023 sollen die Bauarbeiten beendet sein.
Wir versuchen es noch einmal westlich der Straßenbrücke, aber dort dasselbe Bild: durchgehende Baustelle, kein Zugang.
Die 1905 erbaute deutsche Stahlbrücke in Crossen („kleines Blaues Wunder“, 1945 gesprengt, 1950 wiederaufgebaut):
Blick von der Brücke Oder-abwärts:
Im Zuge der Bauarbeiten archäologische Ausgrabungen von Häuserfundamenten aus deutscher Zeit:
Dann erinnere ich mich an den Treffpunkt, den Dörte vor 3 Jahren zum Advendspaddeln vorgeschlagen hat (Map). Der liegt unterhalb der Stadt am rechten Ufer, genau gegenüber der Mündung des Bober/Bóbr. In deutscher Zeit gab es hier die Flussbadeanstalt für Crossen.
½5 sind wir dort. Viele Buhnen sind am Samstag Abend bereits von Anglern besetzt:
Nach etwas Suchen finden wir einen Buhne mit einem schönen Sandstrand für uns alleine:
Die Vegetation auf den Auwiesen ist so hoch, dass man auf die Anglerpfade angewiesen ist. Die Angler scheinen ihre Zugänge zum Wasser oft sogar mit Rasenmähern frei zu halten.
In der Nacht regnet es noch. Am nächsten Morgen ist der Himmel weiter bedeckt, aber es tröpfelt nur ausnahmsweise mal ein bisschen.
Frühstück am Strand:
Danach fahre ich das Auto 2km nach Crossen und parke es nahe am Busbahnhof in Sicht einer Überwachungskamera vor einer Bank:
Andrea baut derweil das Zelt ab und macht das Gepäck klar.
½11, wir sind auf dem Wasser:
Die Oder hat einen relativ hohen Wasserstand und die Strömung hilft uns gut beim Vorankommen. Der Pegel Ratzdorf, etwa in der Mitte unserer Tour, schwankt während den Paddeltagen 19.-22.9.2021 zwischen 236 und 250cm.
2 Wochen zuvor gab es eine Hochwasserspitze von 355cm und seitdem fällt der Wasserstand prinzipiell. Wir sehen die Spuren dieses kleineren Hochwassers noch überall an den grauen Ablagerungen auf der ufernahen Vegetation. Zur Einordung die Pegelkennzahlen des Pegels Ratzdorf (Jahresmittel und -extrema über die 9 hydrologischen Jahre 2007-2015): MNW 180cm, MW 288cm, MHW 489cm.
Je weiter wir uns von der Stadt entfernen, desto weniger Buhnenköpfe sind von Anglern besetzt. Nur wenn ein Dorf in der Nähe ist, sind wieder mehr Angler zu sehen. Die meisten Dörfer liegen außer Sichtweite mehrere hundert Meter vom Fluss entfernt. Nur das Dorf Pollenzig/Połęcko liegt direkt am Ufer und ist mit einer Gierfähre mit dem anderen Ufer verbunden.
Noch vor Pollenzig, an einem Ort im Wald, der auf den deutschen Meßtischblättern als “Hölle” bezeichnet wird, düsen diese Quadfahrer durch den Wald:
Besonders hat es ihnen das sandige Steilufer angetan, dass sich vom Fluss bis zu 15m erhebt.
Kurz nach 1 machen wir 1½h Mittagspause und kochen uns Kaffee und Brühe.
Biberspur am Rastplatz:
Der Seeadler kreist über uns:
Danach kommen wir nicht mehr weit. Schon 3km weiter lächelt uns ein schöner Rastplatz an, wieder freigemacht von Anglern, mit Feuerstelle, dennoch viel Feuerholz in der Nähe und in ruhiger Lage.
Von 2016 wissen wir noch, dass gute Rastplätze in Kürze rar werden. Wir sind noch knapp 3km von der deutschen Grenze entfernt, und da die Polen im deutsch-polnischen Grenzabschnitt offenbar die Flächen vor dem Deich aus Gründen des Hochwasserschutzes abgeholzt haben, steht man dort dann meist ungeschützt im Wind und findet kaum Feuerholz. Auf deutscher Seite findet sich erst recht kein Platz. Zwar sind die deutschen Ufer im Vergleich zum polnischen recht schön und böten allen Outdoor-Komfort (Strand, beweidete Wiese, Windschutz, Feuerholz), aber alles steht unter Naturschutz, alles ist verboten.
So richten wir schon ¼4 unser Lager ein:
Gegenüber sitzt ein Fischadler im Baum:
Silberreiher, Graureiher, Kormorane, Gänsesäger, Höckerschwäne, all die bekannten Vögel sind natürlich auch vielerorts zu sehen. Auf Fotos habe ich aber diesmal weitgehend verzichtet.
Am Montag Morgen ist die immer noch geschlossene Wolkendecke ein wenig dünner geworden. Fast könnte man meinen, es wird heute noch sonnig werden. Weil wir so viel Holz hier haben, kochen wir ausgiebig.
¼12 paddeln wir los. Auf beiden Ufern noch pure Natur - dachte ich zumindest, bis mir auf dem Messtischblatt Wellmitz auffiel, dass da, wo heute hoher Wald steht, in deutscher Zeit ein großes Dorf direkt am Ufer lag. Schiedlo hieß es, und Google kennt sogar noch einen polnischen Namen (Szydłów). Vollständig renaturiert!
Und das war nicht etwa eine Folge des 2. Weltkrieges, nach dem etliche deutsche Orte in Polen nach der Vertreibung der Deutschen wüst wurden: “Am 1. Oktober 1908 wurde Schiedlo als Gemeinde gelöscht und die Bewohner zum Verkauf ihrer Häuser und zur Umsiedlung genötigt. Die preußische Regierung verweigerte aus Sparsamkeitsgründen den Bau neuer Deiche um Schiedlo, das durch ständige schwere Überschwemmungen stark gefährdet war. Die Absiedlung des Ortes war die billigere Lösung.
Einige Häuser waren auch nach 1908 noch bewohnt und nach dem Ersten Weltkrieg wurden einige Gebäude als Jugendherberge genutzt. Vermutlich schon während des Zweiten Weltkrieges, als der Tourismusbetrieb kriegsbedingt stark eingeschränkt war, wurde die Jugendherberge aufgegeben. Von Schiedlo ist kaum noch etwas zu erahnen, die Mauerreste der letzten Häuser sind vollständig mit Gebüsch überwachsen” (Wikipedia).
20min später sind wir an der deutschen Grenze in Ratzdorf. Hier möchten wir die Wasservorräte auffüllen.
Am Ufer sieht noch alles unverdächtig aus:
Von Osten strömt die Oder aus Polen, von Süden mündet die Neiße. Ein rotes, nachts beleuchtetes Einbahnstraßenschild verbietet motorisierten Sportbooten die Auffahrt auf die Neiße. So weit, so deutsch.
Ich marschiere also in Richtung der ersten Häuser in Ratzdorf.
Aber was ist das? Auf der Deichkrone steht ein durchgängiger Zaun, eine Grenzbefestigung:
Vergebens suche ich nach einer Lücke. An einer Stelle steht ein Stück Mauer auf meiner Seite, von wo aus ich über den Zaun springen kann:
Langsam beginne ich zu verstehen: der Zaun richtet sich gegen illegale Einwanderung. Die hier diskriminierten Illegalen schleppen die Pest nach Deutschland, und da das hier sofort wirtschaftlich spürbar ist (China kauft kein deutsches Schweinefleisch mehr), lassen sich Grenzen auf einmal doch schützen.

Das berühmte Pegelhäuschen in Ratzdorf war während des großen Oderhochwassers 1997 täglich in den Nachrichten zu sehen:
Damals stand der Pegel 5½m höher als jetzt.
Die Kneipe direkt hinter dem Pegelhäuschen ist geschlossen. Das übrige Dorf macht einen ausgestorbenen Eindruck. Nach 100m finde ich endlich jemanden, der auf seinem Hof werkelt. Der junge Mann unterbricht seine Arbeit und füllt mir freundlich die beiden Wasserbehälter auf (2x5L).
Auf dem Rückweg entdecke ich dann doch noch ein Tor im Zaun, durch welches ich das Deichvorland betreten kann. Erlaubt ist das jedoch nur befugten Personen, also wohl nicht für mich. Egal, ich kann ja nicht zum Boot fliegen. Aber möglicherweise habe ich jetzt an meinen Stiefeln die Schweinepest nach Ratzdorf eingeschleppt.

Um 12 paddeln wir weiter. Während das polnische Ufer ab jetzt wie bereits beschrieben von den allermeisten Bäumen beräumt wurde, sieht die deutsche Seite viel natürlicher aus. Im Unterschied zu Polen, wo es fast gar keine Beweidung des Deichvorlandes mehr gibt und die Vegetation darum sehr hoch wächst, wird das deutsche Deichvorland noch regelmäßig auch in den Naturschutzgebieten von Rindern und Schafen beweidet:
Wahrscheinlich dient auch das dem Hochwasserschutz. Auf jeden Fall wären hier jetzt viel bessere Rastplätze zu finden als auf polnischer Seite, aber wie gesagt, es steht alles unter Naturschutz (zB hier das NSG Oder-Neiße).
9km nach Ratzdorf machen wir Mittagsrast und künzeln uns etwas Heißes:
½3 paddeln wir weiter und passieren kurz vor Fürstenberg/Eisenhüttenstadt die im Feb 1945 von der Wehrmacht zerstörte Oderbrücke.
Das war übrigens der einzige Moment dieses Tages, wo einmal kurz die Sonne schien.
Fürstenberg und rechts im Hintergrund die Schlote der Kraftwerk-Ruine Vogelsang (Wernerwerk):
St.Nikolai-Kirche in Fürstenberg a.d.O:
Hier dachte ich erst, es handelt sich um den Pegel Eisenhüttenstadt oder eine Wassergüte-Messstation (Map):
Allerdings finde ich dazu nichts im Netz.
Strom-km 555:
Auf Höhe des Ortes Vogelsang wären wir schon fast bereit, auf deutscher Seite zu nächtigen (NSG Mittlere Oder). Hier ist das Ufer fast 400m vom Deich entfernt.
Aber dann schaue ich nochmal aufs Luftbild und entdecke 500m stromab ein paar Sandbänke auf polnischer Seite, die einladend aussehen. Hier lassen wir uns auf einer Buhne nieder. Natürlich haben auch hier wieder die Angler die Vorarbeit geleistet.
Im nahen Wald finden wir genügend Feuerholz. Zwei Feuerholzbündel packe ich an den Rand des Fahrweges, der zum Deich führt. Eigentlich sind sie nicht zu übersehen, aber zwei jungen Kerle, die mit ~80km/h über den einspurigen Betonplattenweg brettern, rasseln voll über das Holz. Glück gehabt, dass nichts weiter passiert ist. Vor dem zweiten Stapel können sie noch stoppen und werfen ihn in den Wald, wo ich das Holz wenig später wieder zusammensammeln kann.
Die beiden Raser setzen sich auf einen Buhnenkopf oberhalb zum Angeln, fahren dann aber bei Dunkelheit wieder nach Hause.
In der Nacht und am nächsten Morgen regnet es wieder, zT in kurzen, kräftigen Schauern.
Ziehende Wildgänse, Blick über die Oder in Richtung Eisenhüttenstadt und das Stahlwerk ArcelorMittal.
Auch Kraniche und Rote Milane sind häufig in der Nähe zu sehen und zu hören.
Schon gestern Abend und auch heute Abend sehe ich übrigens in Richtung Guben(?) gar nicht so weit weg eine Kraftwerksfahne, die ich aber auch nach Recherche nicht sicher zuordnen kann. Eigentlich müsste ein Braunkohlekraftwerk doch zu finden sein, nur hier gelingt mir das nicht. In Frage käme höchstens das Braunkohlekraftwerk Jänschwalde, aber das wären 35km vom gestrigen Übernachtungsplatz und sogar 43km vom heutigen.
Solche Polizeiboote wie “WSP 7” verursachen den allerheftigsten Wellenschlag an der Oder:
Zum Glück sind wir zu diesem Zeitpunkt bereits am polnischen Oderufer angelandet und damit ist die deutsche Polizei nicht mehr zuständig. Ich habe nämlich zurzeit keinen amtlichen Namen mehr am Boot. Das wäre teuer geworden.

Ansonsten beobachten wir nur ganz wenige Boote der Oberflussmeisterei, die irgendwelche Ausbesserungen an den Buhnen vornehmen. Alles in allem ein riesen Aufwand, den die wenigen Binnenschiffe, die hier tatsächlich verkehren, niemals rechtfertigen können. Wir haben ja zZ einen für die Binnenschifffahrt hervorragend geeigneten Wasserstand (vor allem nicht zu niedrig), aber dennoch sehen wir die meisten Tage kein einziges Binnenschiff verkehren (insgesamt ware es in 5 Tagen 2 Binnenschiffe).
Wenn es dann mal eine Ausnahme gibt, dann ist die natürlich ein Foto wert:
Es ist ganz klar, dass sich der Aufwand für das bisschen Binnenschiffahrt genau wie an der Elbe nicht lohnt. Dennoch wollen vor allem die Polen auch jetzt noch weitere Anläufe unternehmen, die Oder in ganz großem Stil zu einer “jederzeit” befahrbaren Wasserstraße umzugestalten. Zum Teil firmiert das unter dem Deckmantel des Hochwasserschutzes, natürlich überwiegend bezahlt von der EU und damit von uns. 2023 soll es losgehen.
Das Rekordjahr der Binnenschifffahrt auf der Oder war bereits 1913! Damals wurden 15 Mio Tonnen Güter auf der Oder bewegt. Seitdem geht es bergab. Ok, 1937 gab es einen 2. Peak mit 8 Mio t. Seit Kriegsende ist aber dann endgültig Ebbe.
½1 starten wir heute von unserer Buhne. Die Wolkendecke ist wieder dicht, die Sonne höchstens ausnahmsweise mal zu sehen.
Kiebitze sammeln sich zum Herbstzug:
Bild einer idealen Raststelle an der Oder:
Sandstrand, Feuerholzbaum, Windschutz, alles da!

Einziges Manko: NSG!
Nach 8km gelangen wir uh von Aurith/Urad an die Mündung der Pleiske/Pliszka (="Bachstelze"). Die Pleiske ist ein ~60km langer kleiner rechter Nebenfluss der Oder, der überwiegend durch große Wälder fließt und keine größeren Ortschaften an seinen Ufern aufweist (Mapy). Ich habe schon länger mal vor, diesen Fluss solo zu befahren, 3, 4 oder 5 Tage in reiner Natur, aber mit etwas Kampf gegen die vielen Baumhindernisse (Filmschnipsel von einer Fahrt im Januar 2012). Darauf warte ich aber, bis der Wasserstand im Frühjahr wieder hoch genug ist und die Dürre der letzten Jahre überwunden.
Der große Regen am 23. August hat auch das gesamte Pleiske-Einzugsgebiet voll getroffen. Leider hatte ich aber keine Gelegenheit, an den Tagen nach dem Regen dort zu paddeln.
Aber nun, wo wir an der Mündung der Pleiske angekommen sind, wollen wir uns wenigstens einen kurzen Abschnitt oberhalb der Mündung ansehen.
Aufnahmen von der Pleiske:
Langsam paddeln wir gegen die Strömung hoch. Durch die umliegenden Bäume ist es im Gegensatz zur Oder windstill und ruhig.
An dieser Stelle machen wir kehrt, 670m oh der Mündung:
Blick auf die Mündung der Pleiske in die Oder:
Alles in allem ein hübscher Fluss, und wie wir sehen im Gegensatz zur Obra auch im September 2021 mit sehr sauberem, klaren Wasser!!!
Weiter geht es auf der Oder. Gesperrtes Buhnenfeld:
Auf deutscher Seite die “Steile Wand von Lossow”, die höchste durch natürliche Erosion entstandene Mergelwand Brandenburgs:
Hier ist es genau so wie im Faltboot-Wiki beschrieben: “Nun wird die rund um die Uhr sehr stark befahrene, voraus liegende Bahnlinie immer lauter. Da sie über die "Steile Wand von Lossow" führt, breitet sich der Lärm weit über die Oder aus, besonders die schweren Güterzüge dröhnen durch die Natur”. Und ich frage mich, ob dieser Mergel-Hang bei genügend Durchfeuchtung und einem schweren Güterzug darauf nicht auch mal abrutschen könnte.
Der gleich unterhalb der Wand stehende Wasserwegweiser verrät uns, dass wir von Crossen 62km zurückgelegt haben und bis zum Ziel in Frankfurt noch weitere 6km vor uns liegen.
2km weiter erreichen wir bei Schwetig/Świecko die Mündung der Eilang/Ilanka. Dieses Flüsschen ist etwas kleiner als die Pleiske und durchquert auch zwei Kleinstädte, was auf eine geringere Wasserqualität als in der Pleiske schließen lässt (trotzdem natürlich immer noch viel besser als die Wasserqualität in der Oder!).
Auch hier machen wir einen kleinen Abstecher stromauf. Aber wir erkennen schnell, dass dieser Fluss im Bereich der Mündung nicht annähernd so naturnah ist wie die Pleiske und so kehren wir schon nach 260m um.
LKW-Stau auf der Autobahnbrücke der A2, Autobahn der Freiheit/Autostrada Wolności:
Dahinter ist bereits die Eisenbahnbrücke erkennbar, und dahinter ist man bereits im Stadtgebiet von Frankfurt/Oder. Wir bleiben auf der bewaldeten polnischen Seite und schlagen unser Lager um ½5 genau am selben Ort auf, an dem wir 2016 genächtigt haben. Paddelstrecke heute: 26km.
Die Eichen, welche bereits 2016 vom Biber angegriffen und entrindet, aber immer noch belaubt waren, sind jetzt mausetot. So richtig trauen wir uns nicht, unter all den toten Ästen zu zelten. Ist auch gut so, denn in der Nacht frischt auch noch der Wind auf.
Gegenüber leuchtet der Oderturm in der Dämmerung:
Im trüben Herbstwetter ist auch keine “strahlende “Skyline“ von Slubice in der Abendsonne” auszumachen. Ein ganz anderes Bild als vor 5 Jahren.
Bald fängt es an zu regnen und wir verschwinden im Zelt. Übrigens waren während der gesamten Tour die Mücken am Abend sehr präsent, außerdem musste man immer schauen, wo sich die Massen von Nacktschnecken (Spanische Wegschnecke?) niedergelassen haben. Also immer schön die Stiefel kontrollieren, sonst gibt es Matsch.
Am letzten Tag liegen nur noch 2km Paddelstrecke vor uns. Wir frühstücken diesmal etwas spartanischer und sind schon gegen 9 auf dem Wasser.
Am linken Ufer liegt Frankfurt, oft schon wieder schön restauriert:
Frankfurt links und die Dammvorstadt/Słubice rechts, verbunden durch die Stadtbrücke:
Die 2002 neu gebaute Stadtbrücke/Most Graniczny:
Außerdem sieht man die Türme der Friedenskirche und das hohe Dach der Konzerthalle Carl Philipp Emanuel Bach.
Uferstraße, im Hintergrund der Turm der St. Marienkirche:
Hinter der Stadtbrücke suchen wir rechts auf polnischer Seite einen geeigneten Abbauplatz. Wir hatten die Stelle etwa so in Erinnerung: Luftbild.
Aber was wir heute vorfinden, überrascht uns mal wieder. Die gesamte Frontseite der Dammvorstadt in Richtung Oder ist zZ Großbaustelle. Genau wie in Crossen wird hier eine groß angelegte Hochwasserschutzanlage gebaut.
Wir können zwar am Ufer gut abbauen, aber dann muss ich zum Busbahnhof in die Stadt die Baustelle durchqueren. Ist aber kein Problem, die polnischen Vermesser stören sich nicht an uns. Hoffentlich klappt das dann mit dem Auto genauso problemlos.
Andrea bleibt jetzt hier bei Boot und Gepäck, und ich mache mich kurz vor ½11 auf zum Busbahnhof.
Kilometerlange Baustelle mit Spundwand:
Für über 125Mio Złoty (~27Mio €) werden bis Ende 2022 mindestens 13km Dämme in dieser Art neu gebaut (Spundwände, Betonköpfe, Promenaden). Ich habe den Eindruck, dass die Dämme hier auf polnischer Seite ein paar Zentimeter höher werden als auf deutscher Seite.
Ich laufe also frohgemuts in Richtung des mir bereits von 2016 bekannten Busbahnhofs in Słubice. Nach einer ¼h bin ich angekommen, kann jedoch keinen Busbahnhof entdecken. Dabei habe ich doch noch auf die aktuelle Openstreetmap geschaut, um mich über den Standort zu vergewissern (Mapy). Da waren etwa 7 Bushaltestellen auf engstem Raum in einer Reihe eingezeichnet, also eindeutiges Zeichen für einen Busbahnhof.
Vor Ort allerdings keine Spur eines Busbahnhofs. Stattdessen steht auf dem Gelände jetzt eine Autowaschanlage. Tja, was nun? Der Bus fährt um 11 Uhr. Ich frage also einen Passanten nach dem dworzec autobusowy und habe Glück, er weist mir den Weg. 500m geradeaus, und dann nach rechts, weitere 300m. Um sicherzugehen, frage ich später nochmals und die dann angesprochene Dame begleitete mich bis um die richtige Ecke. In Wirklichkeit waren es dann nur 300m geradeaus.
Oh was war ich froh, als ich ¾11 tatsächlich den Busbahnhof gefunden hatte:
Der war neugebaut, und besaß zudem die gerade dringend benötigte Toilette. Alles in Bestzustand. Eröffnet am 1. September 2016.
Alles weitere war simpel. Für 16Zł (3.48€) bekomme ich im Bus ein Ticket nach Crossen (Preis 2016 war 13.40Zł), und komme 1h später dort an. Das Auto steht noch unbehelligt am Platz und ich tuckere zurück.
½2 bin ich wieder am Abbauplatz in Słubice und fahre den ziemlich steilen und zerfahrenen Baustellenweg runter ins Deichvorland. Das Gepäck ist schnell verpackt und wir verschwinden von der Baustelle, ohne behelligt worden zu sein.
Nach dem Einkaufen und Tanken schauen wir uns noch eine mögliche alternative Abbaustelle an. Gleich oh der Stadtbrücke geht es rechts in den Stadthafen von Słubice. Der hat auch eine schräge Rampe, über die man an Land kommen kann:
Allerdings ist das Gelände abgeschlossen, mit dem Auto käme man nicht so einfach drauf. Im Haus sitzt so etwas wie die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung der Polen. Ich frage nach der prinzipiellen Möglichkeit, hier abzubauen, bekomme aber vom diensthabenden Angestellten bzw seinem Chef, den er dazu anruft, eine abschlägige Antwort. Nein, das sei hier nicht möglich.
Glauben kann ich das nicht ganz. Immerhin wirbt der Hafen mit der “Gelben Welle” wie viele Orte in Brandenburg auch um Wassertouristen. Wobei der Anlegebereich mit der “Gelben Welle” (rechts) vom übrigen Gelände (links) noch mal mit einem Zaun abgetrennt ist (bezogen auf dieses Foto), und eigentlich nur für Motorboote geeignet ist.
Von dort aus müsste man auch nicht zum 1½km entfernten Busbahnhof laufen, um nach Crossen zurückzufahren, sondern der Bus hält kurz nach 11 auch 270m entfernt, genau hier.
Kurz vor 4 geht es über die Stadtbrücke und weitere 93km in Richtung Heimat.
So, das war es. Eine schöne ruhige Herbsttour, bei der nur der ÖPNV für vereinzelte Abenteuermomente gesorgt hat.
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