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Land: Portugal
Reisezeit: Oktober 2008 und März/April 2009
Reiseart: Weitwanderungen
Ganz im Westen
Zwei Wanderungen entlang der portugiesischen Atlantikküste

Eine Einleitung
Einen Reisebericht mit einer Warnung anzufangen ist nicht ganz üblich, aber in diesem Fall wohl unvermeidlich. Nicht, dass irgendwann jemand aufschreit und einen richtigen Wanderbericht einfordert. Den wird es nicht geben, denn meine Frau und ich sind nicht gewandert, wir sind zu Fuß gegangen. Folglich werden Wanderwege, Trampelpfade, „Traumrouten“ eine marginale Rolle spielen, um es freundlich zu sagen.
Straßen haben die Hauptrollen gespielt. Mit dabei, sozusagen in den Nebenrollen, waren ein paar Staubpisten, jede Menge konditionsmordende Sandwege, ein Bahngleis, der Betonrand eines Bewässerungskanals und und und. Aber Straßen, die hatten wir in allen Variationen, von der Schlaglochpiste bis zur Standspur 4-spuriger Schnellstraßen, von „Wenig Verkehr hier“ bis „Na, will heute kein Auto kommen?“.
Noch eine Einleitung (die muss man nicht lesen)
Weil ich ein klein wenig faul bin und dieser Reisebericht zusätzlich zur Einleitung eine Erklärung braucht, wie man auf der Straße landet, habe ich kurzerhand den Anfang für einen Wanderbericht genommen, der irgendwann auf der Homepage vom Netzwerk Weitwandern auftauchen wird.
Weichkochen kann dauern. Tage, Wochen, Monate. Für unsere „Wanderungen“ entlang der portugiesischen Westküste hat es Jahre gebraucht. Es war ein langer Weg vom Trampelpfad durch dunkle heimische Tann bis auf die Seitenstreifen 4-spuriger Schnellstraßen unter südlicher Sonne.
Angefangen hat das Weichkochen 2004. Nach Süden, hinunter nach Frankreich, wollte ich. Die ganze Strecke über Wanderwege. Der E1, die Jurahöhenwege in der Schweiz, der GR65 in Frankreich. Bekannt, beschrieben, markiert und schön. Nur wenige Straßen, dafür von anderen ausgedacht und vorgekaut.
Die Sache mit dem Weichkochen hat auf eben dieser Wanderung ein alter Mann in Gang gesetzt. Südlich von Frankfurt, war das. Wir waren beide auf dem E1 unterwegs. Er in Richtung Norden und im Gegensatz zu mir hatte der keine Wanderkarten im Gepäck. Ihm reichte eine Straßenkarte, die gute alte Generalkarte. Dass er auf dem E1 gestoßen war sei purer Zufall gewesen. Solange die Markierung ihn nach Norden führe würde er dem Fernwanderweg folgen. Ansonsten sei ihm die Sache mit den Wanderwegen wurscht. Das Weitwandern auf Wanderrouten hätte er schon seit 20 Jahren aufgeben. Heute reiche ihm eine Straßenkarte. Erwischt er zufällig eine Wanderstrecke ist es gut, muss er auf kleine Straßen passt es auch. Spinner, habe ich damals gedacht. Jedoch hatte der keinen kiloschweren Packen Wanderkarten im Rucksack wie ich. Und ihn „zwang“ keine Markierung wie mich.
Einen Tag später traf ich im Odenwald auf einen jungen Schweizer aus Zürich. Der wollte bis Frankfurt und dort nach Dresden abbiegen. Auch der hatte keine Wanderkarten, war auch mit einer Straßenkarte unterwegs. Noch so einer, der den Autoverkehr liebt, dachte ich.
Mitgekocht hat auch Wolfgang Büscher mit seinem Buch „Berlin–Moskau Eine Reise zu Fuß“. Einfach losgehen, nur die großen Straßen und der direkte Weg nach Osten als grobe Richtschnur, das hat schon etwas Faszinierendes.
Richtig Dampf beim Kochen hat der Rothaarsteig gemacht. Sechs graue, nasse und dunkle Herbsttage durch Wald, Wald und nochmals Wald. Man sieht nichts vom Land, läuft vorbei an den Menschen und kann sich nur über sinnlose Installationen am Weg wundern.
Ein paar Gewürze hat Hamish Fulton mit seinen „Walks“ über Europas Straßen drunter gemischt. Turnschuhe an und ab auf die Straße. Nicht immer, aber oft haben ihm die gereicht.
Und dann gab es auch die Tage, an denen eine Bemerkung des Alten vom E1 auflebte. Wandern, hatte er gesagt, lässt sich auch da wo keine Wanderwege sind, sonst bleibt ein Teil der Welt für Wanderer unentdeckt.
Irgendwann waren wir reif fürs Wandern ohne Wanderwege, ohne Wanderkarten, ohne Wanderführer. Portugal sollte es werden. Immer die lange Atlantikküste entlang. Ein Packen Militärkarten, ein Packen ausgedruckte Satellitenfotos, eine Straßenkarte und ein Reiseführer sollten reichen, denn brauchbare Infos übers Weitwandern in diesem Land waren nicht zu bekommen. Meine E-Mails an die entsprechenden Stellen blieben unbeantwortet, die Infos im Internet drehten und drehen sich immer um Spaziergänge in der Algarve. Einzig der Wanderführer „Algarve“ von Ulrich Enzel aus dem Bergverlag Rother sollte den Einstieg und das Vertrautwerden erleichtern. Denn so’n bisschen hasenfüßig bin ich dann doch, wenn’s um was ganz Neues in einem fremden Land geht.
So ausgerüstet stieg ich im Frühjahr 2008 aus dem Flugzeug in Faro, machte eine Etappe vom Flughafen weg am Strand entlang nach Quarteira, noch eine bis Albufeira und hatte die Nase voll. Drei Tage später war ich wieder bei meiner Familie. Eine Woche später stand ich in Pamplona, um den Camino bis Santiago zu gehen, und wieder vier Wochen später in Porto. Erneut war Santiago das Ziel, nun über den Caminho Português, da war meine Frau dabei.
Von Portugal waren wir begeistert. Auf uns wirkte das Land etwas verschlafen, nicht so geschäftig wie sein großer Nachbar. Nur zwei Dinge störten: unsere Landsleute und dass wir mal wieder einer Markierung und einem Buch hinterherliefen. Mangels Karten waren wir beiden ausgeliefert. Aber wir wollten wiederkommen, das Land für uns entdecken. Meine abgebrochene Wanderung vom Frühjahr bot sich an. Aus Zeitgründen mussten wir die Küstentour auf zwei große Etappen á 3 Wochen aufteilen: im Oktober 2008 von Lagos nach Lissabon, im März/April 2009 von Lissabon bis Porto. Zusammen gut 620 Kilometer.
Auf beiden Reisen haben wir gefunden, wonach wir gesucht haben, auch wenn wir dafür ein paar hundert Kilometer Straße gehen mussten. An einigen Tagen haben wir Wanderwege gesehen oder kurz unter den Füßen gehabt. Manchmal haben wir die sogar gemieden, weil wir über keinerlei Wissen verfügten wohin die wenigen markierten Wege überhaupt führen. Die lokalen Tourismusbüros übrigens auch nicht, jedenfalls nicht, wenn die Wege über die Gemeindegrenze hinausgehen.
Bis auf die oben erwähnten Karten gab es keine Planung. Doch, eins haben wir vorher gemacht: wir haben die Lage der Jugendherbergen und Campingplätze in die Militärkarten übertragen. Jeden Abend, hin und wieder erst beim morgendlichen Aufbruch haben wir uns Gedanken über die anstehende Etappe gemacht. Nach mehreren Irrwegen und Sackgassen hatte eine halbwegs gesicherte Wegführung Vorrang vor der Suche nach naturbelassenen Wegen. Hauptsache nach Norden, war die Devise, und so nahe an der Küste wie möglich. Und mehr als einmal hat der Zufall den Weg bestimmt. Sei es, dass wir uns verlaufen hatten, auf der Suche nach einer Bar eh schon auf einer anderen Straße gelandet waren oder der geplante Weg versperrt war.
So, das war’s mit der Rechtfertigung und Selbstbeweihräucherung. Wer jetzt noch auf Beschreibungen für Wanderwege hofft, darf sich zu den Optimisten zählen.
Resteverwertung?
Das ist dann schon die einzige Gemeinsamkeit mit dem Bericht fürs Netzwerk, der Bericht hier wird etwas anders, eher das was hängen geblieben ist. Fußgängeralltagsgeschichten eben, und das auch noch in zufälliger Sortierung.
Es gibt nur eine Trennung zwischen der Herbst- und der Frühjahrstour, sonst keinen chronologischen Ablauf. Sicherlich könnte man auch Resteverwertung dazu sagen.
Nur die Fotos sind ab hier nach Etappen geordnet und bleiben somit leider oft auch ohne Bezug zum Text.
Bevor ich es vergesse: Gedanken wegen Massenandrang, dem Vermeiden beliebter Wege oder um die optimale menschenauflaufkategorischauschließende Wanderzeit haben wir uns nicht machen müssen. Wo nix is, is halt nix, waren wir uns sicher. So war es denn auch. Auf mehr als 600 Kilometer haben wir keine Wanderer getroffen, nur einmal eine junge Frau und ein junger Mann mit Fahrrädern.
Reisezeit: Oktober 2008 und März/April 2009
Reiseart: Weitwanderungen
Ganz im Westen
Zwei Wanderungen entlang der portugiesischen Atlantikküste

Eine Einleitung
Einen Reisebericht mit einer Warnung anzufangen ist nicht ganz üblich, aber in diesem Fall wohl unvermeidlich. Nicht, dass irgendwann jemand aufschreit und einen richtigen Wanderbericht einfordert. Den wird es nicht geben, denn meine Frau und ich sind nicht gewandert, wir sind zu Fuß gegangen. Folglich werden Wanderwege, Trampelpfade, „Traumrouten“ eine marginale Rolle spielen, um es freundlich zu sagen.
Straßen haben die Hauptrollen gespielt. Mit dabei, sozusagen in den Nebenrollen, waren ein paar Staubpisten, jede Menge konditionsmordende Sandwege, ein Bahngleis, der Betonrand eines Bewässerungskanals und und und. Aber Straßen, die hatten wir in allen Variationen, von der Schlaglochpiste bis zur Standspur 4-spuriger Schnellstraßen, von „Wenig Verkehr hier“ bis „Na, will heute kein Auto kommen?“.
Noch eine Einleitung (die muss man nicht lesen)
Weil ich ein klein wenig faul bin und dieser Reisebericht zusätzlich zur Einleitung eine Erklärung braucht, wie man auf der Straße landet, habe ich kurzerhand den Anfang für einen Wanderbericht genommen, der irgendwann auf der Homepage vom Netzwerk Weitwandern auftauchen wird.
Weichkochen kann dauern. Tage, Wochen, Monate. Für unsere „Wanderungen“ entlang der portugiesischen Westküste hat es Jahre gebraucht. Es war ein langer Weg vom Trampelpfad durch dunkle heimische Tann bis auf die Seitenstreifen 4-spuriger Schnellstraßen unter südlicher Sonne.
Angefangen hat das Weichkochen 2004. Nach Süden, hinunter nach Frankreich, wollte ich. Die ganze Strecke über Wanderwege. Der E1, die Jurahöhenwege in der Schweiz, der GR65 in Frankreich. Bekannt, beschrieben, markiert und schön. Nur wenige Straßen, dafür von anderen ausgedacht und vorgekaut.
Die Sache mit dem Weichkochen hat auf eben dieser Wanderung ein alter Mann in Gang gesetzt. Südlich von Frankfurt, war das. Wir waren beide auf dem E1 unterwegs. Er in Richtung Norden und im Gegensatz zu mir hatte der keine Wanderkarten im Gepäck. Ihm reichte eine Straßenkarte, die gute alte Generalkarte. Dass er auf dem E1 gestoßen war sei purer Zufall gewesen. Solange die Markierung ihn nach Norden führe würde er dem Fernwanderweg folgen. Ansonsten sei ihm die Sache mit den Wanderwegen wurscht. Das Weitwandern auf Wanderrouten hätte er schon seit 20 Jahren aufgeben. Heute reiche ihm eine Straßenkarte. Erwischt er zufällig eine Wanderstrecke ist es gut, muss er auf kleine Straßen passt es auch. Spinner, habe ich damals gedacht. Jedoch hatte der keinen kiloschweren Packen Wanderkarten im Rucksack wie ich. Und ihn „zwang“ keine Markierung wie mich.
Einen Tag später traf ich im Odenwald auf einen jungen Schweizer aus Zürich. Der wollte bis Frankfurt und dort nach Dresden abbiegen. Auch der hatte keine Wanderkarten, war auch mit einer Straßenkarte unterwegs. Noch so einer, der den Autoverkehr liebt, dachte ich.
Mitgekocht hat auch Wolfgang Büscher mit seinem Buch „Berlin–Moskau Eine Reise zu Fuß“. Einfach losgehen, nur die großen Straßen und der direkte Weg nach Osten als grobe Richtschnur, das hat schon etwas Faszinierendes.
Richtig Dampf beim Kochen hat der Rothaarsteig gemacht. Sechs graue, nasse und dunkle Herbsttage durch Wald, Wald und nochmals Wald. Man sieht nichts vom Land, läuft vorbei an den Menschen und kann sich nur über sinnlose Installationen am Weg wundern.
Ein paar Gewürze hat Hamish Fulton mit seinen „Walks“ über Europas Straßen drunter gemischt. Turnschuhe an und ab auf die Straße. Nicht immer, aber oft haben ihm die gereicht.
Und dann gab es auch die Tage, an denen eine Bemerkung des Alten vom E1 auflebte. Wandern, hatte er gesagt, lässt sich auch da wo keine Wanderwege sind, sonst bleibt ein Teil der Welt für Wanderer unentdeckt.
Irgendwann waren wir reif fürs Wandern ohne Wanderwege, ohne Wanderkarten, ohne Wanderführer. Portugal sollte es werden. Immer die lange Atlantikküste entlang. Ein Packen Militärkarten, ein Packen ausgedruckte Satellitenfotos, eine Straßenkarte und ein Reiseführer sollten reichen, denn brauchbare Infos übers Weitwandern in diesem Land waren nicht zu bekommen. Meine E-Mails an die entsprechenden Stellen blieben unbeantwortet, die Infos im Internet drehten und drehen sich immer um Spaziergänge in der Algarve. Einzig der Wanderführer „Algarve“ von Ulrich Enzel aus dem Bergverlag Rother sollte den Einstieg und das Vertrautwerden erleichtern. Denn so’n bisschen hasenfüßig bin ich dann doch, wenn’s um was ganz Neues in einem fremden Land geht.
So ausgerüstet stieg ich im Frühjahr 2008 aus dem Flugzeug in Faro, machte eine Etappe vom Flughafen weg am Strand entlang nach Quarteira, noch eine bis Albufeira und hatte die Nase voll. Drei Tage später war ich wieder bei meiner Familie. Eine Woche später stand ich in Pamplona, um den Camino bis Santiago zu gehen, und wieder vier Wochen später in Porto. Erneut war Santiago das Ziel, nun über den Caminho Português, da war meine Frau dabei.
Von Portugal waren wir begeistert. Auf uns wirkte das Land etwas verschlafen, nicht so geschäftig wie sein großer Nachbar. Nur zwei Dinge störten: unsere Landsleute und dass wir mal wieder einer Markierung und einem Buch hinterherliefen. Mangels Karten waren wir beiden ausgeliefert. Aber wir wollten wiederkommen, das Land für uns entdecken. Meine abgebrochene Wanderung vom Frühjahr bot sich an. Aus Zeitgründen mussten wir die Küstentour auf zwei große Etappen á 3 Wochen aufteilen: im Oktober 2008 von Lagos nach Lissabon, im März/April 2009 von Lissabon bis Porto. Zusammen gut 620 Kilometer.
Auf beiden Reisen haben wir gefunden, wonach wir gesucht haben, auch wenn wir dafür ein paar hundert Kilometer Straße gehen mussten. An einigen Tagen haben wir Wanderwege gesehen oder kurz unter den Füßen gehabt. Manchmal haben wir die sogar gemieden, weil wir über keinerlei Wissen verfügten wohin die wenigen markierten Wege überhaupt führen. Die lokalen Tourismusbüros übrigens auch nicht, jedenfalls nicht, wenn die Wege über die Gemeindegrenze hinausgehen.
Bis auf die oben erwähnten Karten gab es keine Planung. Doch, eins haben wir vorher gemacht: wir haben die Lage der Jugendherbergen und Campingplätze in die Militärkarten übertragen. Jeden Abend, hin und wieder erst beim morgendlichen Aufbruch haben wir uns Gedanken über die anstehende Etappe gemacht. Nach mehreren Irrwegen und Sackgassen hatte eine halbwegs gesicherte Wegführung Vorrang vor der Suche nach naturbelassenen Wegen. Hauptsache nach Norden, war die Devise, und so nahe an der Küste wie möglich. Und mehr als einmal hat der Zufall den Weg bestimmt. Sei es, dass wir uns verlaufen hatten, auf der Suche nach einer Bar eh schon auf einer anderen Straße gelandet waren oder der geplante Weg versperrt war.
So, das war’s mit der Rechtfertigung und Selbstbeweihräucherung. Wer jetzt noch auf Beschreibungen für Wanderwege hofft, darf sich zu den Optimisten zählen.
Resteverwertung?
Das ist dann schon die einzige Gemeinsamkeit mit dem Bericht fürs Netzwerk, der Bericht hier wird etwas anders, eher das was hängen geblieben ist. Fußgängeralltagsgeschichten eben, und das auch noch in zufälliger Sortierung.
Es gibt nur eine Trennung zwischen der Herbst- und der Frühjahrstour, sonst keinen chronologischen Ablauf. Sicherlich könnte man auch Resteverwertung dazu sagen.
Nur die Fotos sind ab hier nach Etappen geordnet und bleiben somit leider oft auch ohne Bezug zum Text.
Bevor ich es vergesse: Gedanken wegen Massenandrang, dem Vermeiden beliebter Wege oder um die optimale menschenauflaufkategorischauschließende Wanderzeit haben wir uns nicht machen müssen. Wo nix is, is halt nix, waren wir uns sicher. So war es denn auch. Auf mehr als 600 Kilometer haben wir keine Wanderer getroffen, nur einmal eine junge Frau und ein junger Mann mit Fahrrädern.
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