Tourentyp | |
Lat | |
Lon | |
Mitreisende | |
Land: Rumänien
Reisezeit: Juli/August 2010
Region/Kontinent: Südeuropa
edit: Wer sich den Reisebericht lieber ausdruckt, der sei darauf hingewiesen, dass bei www.karpatenwilli.com der Reisebericht als pdf hochgeladen ist.
Nach vielen Reisen schreibe ich nun zum ersten Mal einen Reisebericht.
Ich hoffe er gefällt - für kreative und konstruktive Kritik bin ich offen.
Anfahrt
Am 22. Juli diesen Jahres war es endlich wieder soweit: Auf in die Karpaten.
Nachdem ich in den letzten beiden Jahren wegen Kindern und Arbeit nicht nach Rumänien gefahren bin, konnte ich mir nun 16 Tage arbeits- und kinderfrei aushandeln. Auf dieser siebten Tour ins für mich „heilige Land“ konnte ich meinen Bruder W. mit seinen holden 16 Jahren vom Computer weglocken und meinen Freund C. (24) vom Doppelkopf-Stammtisch überreden, mitzufahren.
Erstes Ziel in diesem Jahr war die Stadt Petrosani, von wo aus wir in das Paring-Gebirge wollten, eines der alpineren Karpatengebirge, allerdings nicht sehr groß. Von dort aus wollten wir in das Capatinii-Gebirge überwechseln und dann, soweit noch Zeit ist, zum Fagaras weiterziehen.
Karten für den Fagaras hatte ich noch vom Dimap-Verlag und für das Paring ließ ich sie mir zuschicken. Um dann allerdings festzustellen, dass sie nur die Gegend zwischen Petrosani und der gebirgsquerenden Straße Transalpina umfasst. Für das Capatinii scheinen keine Karten mehr käuflich erwerbbar zu sein. Nach längerer Recherche fand ich jemand, der sich die Mühe gemacht hat, alle Karten, die anno-dazu-mal in der Reihe „Muntii nostri“ erschienen sind, hochauflösend einzuscannen.
Im CopyShop druckten wir nun diese Scans sowohl für das Paring als auch das Capatinii-Gebirge in der Größe A1 sowie bunt und in Farbe aus und ließen sie mit 25µ-starker Folie laminieren. Zum Glück besitze ich einen 80l-Rucksack, in dem die eingerollten Karten neben dem 3-Mann-Zelt einen wunderbar geschützten Platz fanden.
Für das Paring-Gebirge hatten wir nun zwei Karten dabei: Eine aktuelle und eine ~25-jährige, dafür hatte letztere den Vorteil, dass sie die Umgebung bis Curmatura Oltetului umfasst, von wo aus dann die Capatinii-Karte anschloss. Genauso wenig aktuell, dafür aber immerhin überhaupt etwas in den Händen. Leider wurde damals vergessen, eine Maßstabsangabe aufzudrucken.
Die Fahrt war ganz traditionell mit der guten alten Eisenbahn, doch nun in der Luxusvariante „Schlafwagen“. Keine durchwachten Nächte mehr im Sitzwagen, keine Kamikaze-Fahrer von der Mitfahrgelegenheit und erst recht nicht tagelanges Daumenkühlen an der Autobahn.

Im Schlafwagen nach Rumänien
Nach München ging es schnell und zügig mit dem ICE, dort stiegen wir dann in den Schlafwagen nach Bukarest, den wir etwa 17 Stunden später in Simeria wieder verließen. Da wir einiges an Verspätung hatten, konnten wir auch hier erst einen späteren Zug nehmen, so dass wir erst gegen halb elf in Petrosani eintrafen.

Was wollte uns der Schriftkünstler hiermit sagen???

Transit durch Ungarn ... es ist immer noch flach wie ein Holzbrett

Rumänien aus dem Zugfenster

Erste Berge!
Diese Stadt haben wir ohne viel Federlesens schnell wieder verlassen: Der erste Taxifahrer, den wir fragten, bot an, uns für 10,-€ zum Hotel Rusu zu bringen. Dankbar nahmen wir an und schon ging es bergauf und hinein in das Paring. Gegen 23:00 Uhr erreichen wir das Hotel Rusu. Ab hier gilt offiziell dann ein Fahrverbot für Autos und der Weg bergauf ist nur mehr ein Feldweg. Da wir nicht im Hotel nächtigen wollen, aber auch nicht direkt davor unser Zelt aufschlagen wollen, ziehen wir los: Bergan in Richtung Cabana I.E.F.S
Es ist klarer Sternenhimmel, der Vollmond scheint und Thymian & Oregano duften. Die Wegzeichen sind sofort gefunden – endlich wieder auf dem roten Band unterwegs! Ganz klassisch rumänisch geht der Wanderweg auch den kürzesten, d.h. steilsten Weg: Immer unter der Seilbahn entlang. Nach einer Stunden sind stehen wir dann kurz vor der Siedlung, die inzwischen um die Cabana entstanden ist, und stellen das Zelt auf.
1. Tag
Morgens als wir aus dem Zelt klettern, geniessen wir den Ausblick und das Frühstück, dass uns von nun an die nächsten 16 Tage begleiten wird: Milchpulver, Schokomüsli und Kaffee bzw. wahlweise Tee. Ebenso wie auch die folgenden Urlaubstage bereite ich das Frühstück vor, bevor ich die beiden Jungspunde aus den Schlafsäcken bekommen.

Erster Morgen im Paring
Frühstücken, Zelt einpacken und dann starten wir zum Paringul Mare, mit 2519 m der höchste Berg des Paring und der dritthöchste Berg Rumäniens. In der Cabana I.E.F.S lassen wir uns noch einmal die Wasserflaschen nachfüllen, dann steigen wir weiter ins Gebirge hinauf.
Leider macht sich nun die Fußsohle meines Bruders bemerkbar, die er sich zwei Tage vorher am Sprungbrett im Freibad aufgeschnitten hat. Nicht tief, dafür aber die komplette Länge zwischen Zehballen und Ferse. Die nächsten drei Tage wird es mit Wunddesinfektionsspay sauber gehalten und mit einer Kompresse und sowie Tape abgedeckt. Tatsächlich verheilt es dann irgendwann. Leider verdirbt es W. damit aber doch etwas die Freude am Wandern.
Der Kollege vom Doko-Stammtisch bemerkt nach einigen hundert Höhenmetern, dass sein Rucksack nicht richtig sitzt. Wir packen um, wir stellen im die Nackengurte enger. Nichts hilft so richtig, es zieht immer mehr im Nacken und schnürt ihm dann irgendwann auch die Schulterblätter ab.
Erst bei diesem Hinweis komme ich darauf, dass er vielleicht seinen Tragegurt lockern sollte, wenn der Rucksack so stramm sitzt. Dies ginge nicht, die hat er doch festgenäht. … Gut, so wird die die Näharbeit wieder rückgängig gemacht und danach ist der Tragekomfort doch um einiges höher.
Warum er diesen Tipp, den es irgendwo im Internet oder bei seinen Buni-Freunden gab, anwendete, ist mir bis heute ein Rätsel. Aber so waren wir um eine Erfahrung reicher: Nähe niemals Deine Rucksacktrageriemen fest!
Dass das Tragesystem eines von Miltec nachgebauten Armeerucksacks nicht wirklich komfortabel ist, begleitet uns aber noch den gesamten Urlaub.
So schufteten wir uns an diesem Tag erst den Cirja (2405 m) hoch, bevor es weiter zum Paring Mare geht. Es ist nun doch schon später am Tage, als eingeplant. Aber die Gesamtfitness der Gruppe kann halt, wenn man nicht in einer Gegend wohnt und vorher nicht gemeinsam unterwegs gewesen ist, erst „on tour“ getestet werden. Kurz vor dem Cirja in der Nähe der Schutzhütte gibt es Mittagessen: Knäckebrot und Speck. Eine Kombination, die sich gut bewährt hat.

Auf dem Weg zum Paringul Mare
Ab diesem Zeitpunkt zieht es leider immer mehr zu und in der Ferne ist auch erstes Gewittergrollen zu hören. So treibe ich meine Wanderkollegen etwas an, da ich keine Lust habe, ein Gewitter-Notbiwak irgendwo auf dem Berg zu machen, sondern gerne noch bis zum Lacul Mindra unterhalb und etwas nord-westlich des Paring Mare kommen möchte. Beliebt mache ich ich damit aber nicht unbedingt.

Blick zurück
Irgendwann stehen wir dann tatsächlich auf dem Berg, geniessen Bananenchips und die Aussicht, soweit es im aufwallenden Nebel möglich ist, bevor es im Eiltempo bergab geht.

Auf dem Paringul Mare
Am Sattel Gruiu ist dann aber endgültig die Puste raus. Den Abstieg von 200m zum See verweigern die beiden Wanderkumpanen, insbesondere da auf dem Sattel schon eine Zeltstelle hergerichtet ist. Mein Hinweis auf die exponierte Lage bei dem aufziehenden Gewitter kommt leider wegen der müden Beine und schmerzenden Füsse kein Gehör.
So erbarme ich mich und steige allein zum See, um Wasser für das Abendessen zu holen. Bei der Gelegenheit wasche ich mich nach der langen Zugfahrt und dem ersten Wandertag ausführlich und horche dabei auf das Donnergrummeln. Oben am Sattel wieder angekommen wird noch Abendessen gekocht, ein paar Runden Skat gespielt und Tee getrunken, danach geht es ins Bett. Zwischenzeitlich begrüßen wir noch zwei andere Wandersleut, die aber noch zum See absteigen.

Still ruht der See ... Lacul Mindra

Blick vom Lacul Mindra hinauf zum Sattel Gruiul
Pünktlich zum Einschlafen legt auch das Gewitter los. Etwa zwei Stunden später gegen 23:00 Uhr halten wir es im Zelt nicht mehr aus. Mittlerweile ist es mehrmals nur einige hunder Meter entfernt in den Paringul Mare eingeschlagen, ebenso in den See unterhalb. Das drei Meter neben unserem Zelt ein eiserner Wegweiser steht, gibt uns auch nicht gerade mehr Sicherheit. Vor lauter Elektrizität in der Luft stehen die Haare zu Berge.
So ziehen wir die Regensachen an und steigen im strömenden Regen, bei kräftigen Gewitterblitzen und Donnergrollen die 200m zum See hinab. Leider habe wir nur eine Taschenlampe im Durcheinander gefunden, so dass der Abstieg etwas länger dauert. Unten angekommen kriechen wir unter die großen Steinbrocken, die durch andere Wetter- und Witterungsereignisse en masse im Tal liegen.
Nach einiger Zeit beginnt W. allerdings aufgrund fehlener Unterbekleidung zu zittern und zu bibern. So klopfe bei den beiden Wandersleut am Zelt an und bitte für ihn um Obdach. Sie rutschen in ihrer Dackelhütte zusammen, geben ihm trockene Kleidung und Unterkunft. C. Und ich ziehen uns wieder unter die Steine zurück. Gegen zwei Uhr sind auch wir dann endgültig durchgeweicht und -gefroren. Das Gewitter ist inzwischen etwas weitergezogen, aber immer noch beeindrucken uns die Blitze und das Donnergrollen runterherum. So holen wir W. aus dem Zelt der beiden rumänischen Ungarn und erhalten zusammen mit ihm noch 300 ml von Opas gutem Selbstgebrannten. Die anderen 200 ml sind schon die Kehlen der drei heruntergflossen, um aufzuwärmen und aufzulockern. Den Gesprächen und Gelächter, das aus dem Zelt erschall, waren die drei aber durchaus gut vergnügt. Nun steigen wir wieder zu unserem Zelt auf und verkriechen uns in unsere Schlafsäcke.
Leider zeigt sich nun, das auch klitzekleine Senken bei Gewittergüssen mit Wasser volllaufen können. Doch zum Glück gibt es außer etwas feuchten Thermarest-Matten, da das Wasser zwischen Unterplane und Zeltboden gelaufen ist, keinen nennenswerten Wasserschäden. Dafür aber ausreichend Schlamm im Vorzelt. Doch das ist uns in diesem Moment erst einmal egal. Eingerollt, auf den Donner gelauscht und eingeschlafen...
OT: Weiter geht es, sobald ich wieder Zeit finde
Reisezeit: Juli/August 2010
Region/Kontinent: Südeuropa
edit: Wer sich den Reisebericht lieber ausdruckt, der sei darauf hingewiesen, dass bei www.karpatenwilli.com der Reisebericht als pdf hochgeladen ist.
Nach vielen Reisen schreibe ich nun zum ersten Mal einen Reisebericht.
Ich hoffe er gefällt - für kreative und konstruktive Kritik bin ich offen.
Anfahrt
Am 22. Juli diesen Jahres war es endlich wieder soweit: Auf in die Karpaten.
Nachdem ich in den letzten beiden Jahren wegen Kindern und Arbeit nicht nach Rumänien gefahren bin, konnte ich mir nun 16 Tage arbeits- und kinderfrei aushandeln. Auf dieser siebten Tour ins für mich „heilige Land“ konnte ich meinen Bruder W. mit seinen holden 16 Jahren vom Computer weglocken und meinen Freund C. (24) vom Doppelkopf-Stammtisch überreden, mitzufahren.
Erstes Ziel in diesem Jahr war die Stadt Petrosani, von wo aus wir in das Paring-Gebirge wollten, eines der alpineren Karpatengebirge, allerdings nicht sehr groß. Von dort aus wollten wir in das Capatinii-Gebirge überwechseln und dann, soweit noch Zeit ist, zum Fagaras weiterziehen.
Karten für den Fagaras hatte ich noch vom Dimap-Verlag und für das Paring ließ ich sie mir zuschicken. Um dann allerdings festzustellen, dass sie nur die Gegend zwischen Petrosani und der gebirgsquerenden Straße Transalpina umfasst. Für das Capatinii scheinen keine Karten mehr käuflich erwerbbar zu sein. Nach längerer Recherche fand ich jemand, der sich die Mühe gemacht hat, alle Karten, die anno-dazu-mal in der Reihe „Muntii nostri“ erschienen sind, hochauflösend einzuscannen.
Im CopyShop druckten wir nun diese Scans sowohl für das Paring als auch das Capatinii-Gebirge in der Größe A1 sowie bunt und in Farbe aus und ließen sie mit 25µ-starker Folie laminieren. Zum Glück besitze ich einen 80l-Rucksack, in dem die eingerollten Karten neben dem 3-Mann-Zelt einen wunderbar geschützten Platz fanden.
Für das Paring-Gebirge hatten wir nun zwei Karten dabei: Eine aktuelle und eine ~25-jährige, dafür hatte letztere den Vorteil, dass sie die Umgebung bis Curmatura Oltetului umfasst, von wo aus dann die Capatinii-Karte anschloss. Genauso wenig aktuell, dafür aber immerhin überhaupt etwas in den Händen. Leider wurde damals vergessen, eine Maßstabsangabe aufzudrucken.
Die Fahrt war ganz traditionell mit der guten alten Eisenbahn, doch nun in der Luxusvariante „Schlafwagen“. Keine durchwachten Nächte mehr im Sitzwagen, keine Kamikaze-Fahrer von der Mitfahrgelegenheit und erst recht nicht tagelanges Daumenkühlen an der Autobahn.
Im Schlafwagen nach Rumänien
Nach München ging es schnell und zügig mit dem ICE, dort stiegen wir dann in den Schlafwagen nach Bukarest, den wir etwa 17 Stunden später in Simeria wieder verließen. Da wir einiges an Verspätung hatten, konnten wir auch hier erst einen späteren Zug nehmen, so dass wir erst gegen halb elf in Petrosani eintrafen.
Was wollte uns der Schriftkünstler hiermit sagen???
Transit durch Ungarn ... es ist immer noch flach wie ein Holzbrett
Rumänien aus dem Zugfenster
Erste Berge!
Diese Stadt haben wir ohne viel Federlesens schnell wieder verlassen: Der erste Taxifahrer, den wir fragten, bot an, uns für 10,-€ zum Hotel Rusu zu bringen. Dankbar nahmen wir an und schon ging es bergauf und hinein in das Paring. Gegen 23:00 Uhr erreichen wir das Hotel Rusu. Ab hier gilt offiziell dann ein Fahrverbot für Autos und der Weg bergauf ist nur mehr ein Feldweg. Da wir nicht im Hotel nächtigen wollen, aber auch nicht direkt davor unser Zelt aufschlagen wollen, ziehen wir los: Bergan in Richtung Cabana I.E.F.S
Es ist klarer Sternenhimmel, der Vollmond scheint und Thymian & Oregano duften. Die Wegzeichen sind sofort gefunden – endlich wieder auf dem roten Band unterwegs! Ganz klassisch rumänisch geht der Wanderweg auch den kürzesten, d.h. steilsten Weg: Immer unter der Seilbahn entlang. Nach einer Stunden sind stehen wir dann kurz vor der Siedlung, die inzwischen um die Cabana entstanden ist, und stellen das Zelt auf.
1. Tag
Morgens als wir aus dem Zelt klettern, geniessen wir den Ausblick und das Frühstück, dass uns von nun an die nächsten 16 Tage begleiten wird: Milchpulver, Schokomüsli und Kaffee bzw. wahlweise Tee. Ebenso wie auch die folgenden Urlaubstage bereite ich das Frühstück vor, bevor ich die beiden Jungspunde aus den Schlafsäcken bekommen.
Erster Morgen im Paring
Frühstücken, Zelt einpacken und dann starten wir zum Paringul Mare, mit 2519 m der höchste Berg des Paring und der dritthöchste Berg Rumäniens. In der Cabana I.E.F.S lassen wir uns noch einmal die Wasserflaschen nachfüllen, dann steigen wir weiter ins Gebirge hinauf.
Leider macht sich nun die Fußsohle meines Bruders bemerkbar, die er sich zwei Tage vorher am Sprungbrett im Freibad aufgeschnitten hat. Nicht tief, dafür aber die komplette Länge zwischen Zehballen und Ferse. Die nächsten drei Tage wird es mit Wunddesinfektionsspay sauber gehalten und mit einer Kompresse und sowie Tape abgedeckt. Tatsächlich verheilt es dann irgendwann. Leider verdirbt es W. damit aber doch etwas die Freude am Wandern.
Der Kollege vom Doko-Stammtisch bemerkt nach einigen hundert Höhenmetern, dass sein Rucksack nicht richtig sitzt. Wir packen um, wir stellen im die Nackengurte enger. Nichts hilft so richtig, es zieht immer mehr im Nacken und schnürt ihm dann irgendwann auch die Schulterblätter ab.
Erst bei diesem Hinweis komme ich darauf, dass er vielleicht seinen Tragegurt lockern sollte, wenn der Rucksack so stramm sitzt. Dies ginge nicht, die hat er doch festgenäht. … Gut, so wird die die Näharbeit wieder rückgängig gemacht und danach ist der Tragekomfort doch um einiges höher.
Warum er diesen Tipp, den es irgendwo im Internet oder bei seinen Buni-Freunden gab, anwendete, ist mir bis heute ein Rätsel. Aber so waren wir um eine Erfahrung reicher: Nähe niemals Deine Rucksacktrageriemen fest!
Dass das Tragesystem eines von Miltec nachgebauten Armeerucksacks nicht wirklich komfortabel ist, begleitet uns aber noch den gesamten Urlaub.
So schufteten wir uns an diesem Tag erst den Cirja (2405 m) hoch, bevor es weiter zum Paring Mare geht. Es ist nun doch schon später am Tage, als eingeplant. Aber die Gesamtfitness der Gruppe kann halt, wenn man nicht in einer Gegend wohnt und vorher nicht gemeinsam unterwegs gewesen ist, erst „on tour“ getestet werden. Kurz vor dem Cirja in der Nähe der Schutzhütte gibt es Mittagessen: Knäckebrot und Speck. Eine Kombination, die sich gut bewährt hat.
Auf dem Weg zum Paringul Mare
Ab diesem Zeitpunkt zieht es leider immer mehr zu und in der Ferne ist auch erstes Gewittergrollen zu hören. So treibe ich meine Wanderkollegen etwas an, da ich keine Lust habe, ein Gewitter-Notbiwak irgendwo auf dem Berg zu machen, sondern gerne noch bis zum Lacul Mindra unterhalb und etwas nord-westlich des Paring Mare kommen möchte. Beliebt mache ich ich damit aber nicht unbedingt.
Blick zurück
Irgendwann stehen wir dann tatsächlich auf dem Berg, geniessen Bananenchips und die Aussicht, soweit es im aufwallenden Nebel möglich ist, bevor es im Eiltempo bergab geht.
Auf dem Paringul Mare
Am Sattel Gruiu ist dann aber endgültig die Puste raus. Den Abstieg von 200m zum See verweigern die beiden Wanderkumpanen, insbesondere da auf dem Sattel schon eine Zeltstelle hergerichtet ist. Mein Hinweis auf die exponierte Lage bei dem aufziehenden Gewitter kommt leider wegen der müden Beine und schmerzenden Füsse kein Gehör.
So erbarme ich mich und steige allein zum See, um Wasser für das Abendessen zu holen. Bei der Gelegenheit wasche ich mich nach der langen Zugfahrt und dem ersten Wandertag ausführlich und horche dabei auf das Donnergrummeln. Oben am Sattel wieder angekommen wird noch Abendessen gekocht, ein paar Runden Skat gespielt und Tee getrunken, danach geht es ins Bett. Zwischenzeitlich begrüßen wir noch zwei andere Wandersleut, die aber noch zum See absteigen.
Still ruht der See ... Lacul Mindra
Blick vom Lacul Mindra hinauf zum Sattel Gruiul
Pünktlich zum Einschlafen legt auch das Gewitter los. Etwa zwei Stunden später gegen 23:00 Uhr halten wir es im Zelt nicht mehr aus. Mittlerweile ist es mehrmals nur einige hunder Meter entfernt in den Paringul Mare eingeschlagen, ebenso in den See unterhalb. Das drei Meter neben unserem Zelt ein eiserner Wegweiser steht, gibt uns auch nicht gerade mehr Sicherheit. Vor lauter Elektrizität in der Luft stehen die Haare zu Berge.
So ziehen wir die Regensachen an und steigen im strömenden Regen, bei kräftigen Gewitterblitzen und Donnergrollen die 200m zum See hinab. Leider habe wir nur eine Taschenlampe im Durcheinander gefunden, so dass der Abstieg etwas länger dauert. Unten angekommen kriechen wir unter die großen Steinbrocken, die durch andere Wetter- und Witterungsereignisse en masse im Tal liegen.
Nach einiger Zeit beginnt W. allerdings aufgrund fehlener Unterbekleidung zu zittern und zu bibern. So klopfe bei den beiden Wandersleut am Zelt an und bitte für ihn um Obdach. Sie rutschen in ihrer Dackelhütte zusammen, geben ihm trockene Kleidung und Unterkunft. C. Und ich ziehen uns wieder unter die Steine zurück. Gegen zwei Uhr sind auch wir dann endgültig durchgeweicht und -gefroren. Das Gewitter ist inzwischen etwas weitergezogen, aber immer noch beeindrucken uns die Blitze und das Donnergrollen runterherum. So holen wir W. aus dem Zelt der beiden rumänischen Ungarn und erhalten zusammen mit ihm noch 300 ml von Opas gutem Selbstgebrannten. Die anderen 200 ml sind schon die Kehlen der drei heruntergflossen, um aufzuwärmen und aufzulockern. Den Gesprächen und Gelächter, das aus dem Zelt erschall, waren die drei aber durchaus gut vergnügt. Nun steigen wir wieder zu unserem Zelt auf und verkriechen uns in unsere Schlafsäcke.
Leider zeigt sich nun, das auch klitzekleine Senken bei Gewittergüssen mit Wasser volllaufen können. Doch zum Glück gibt es außer etwas feuchten Thermarest-Matten, da das Wasser zwischen Unterplane und Zeltboden gelaufen ist, keinen nennenswerten Wasserschäden. Dafür aber ausreichend Schlamm im Vorzelt. Doch das ist uns in diesem Moment erst einmal egal. Eingerollt, auf den Donner gelauscht und eingeschlafen...
OT: Weiter geht es, sobald ich wieder Zeit finde

Kommentar