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Hallo liebe Leute,
im Herbst 2010 – genauer gesagt vom 20. Oktober bis zum 8. November – war ich mit dem Auto von Leipzig nach Tiflis (Georgien) unterwegs. Wer also ein spannendes Wildnisabenteuer erwartet, wird diesmal leider enttäuscht werden: hier geht es um ein kleines Intermezzo in zivilisierten Gegenden, bei dem ich mich auch dementsprechend kurz fassen werde.
Nun zur Vorgeschichte. Wer den Bericht gelesen hat, weiß, dass ich Georgien bereits im Sommer zum Trekking und Bergsteigen besuchte. Land und Leute entsprachen so ziemlich meinem Geschmack und ich versprach einigen Freunden, die ich in der Zeit kennenlernte, bald wiederzukommen. Die Gelegenheit bot sich, als meine einzige universitäre Veranstaltung in diesem Semester mit Anwesenheitspflicht aufgrund der großzügig vergebenen katholischen Feiertage in Österreich zweimal in Folge ausfiel. Ich musste also zwei Wochen und sechs Tage lang nicht in die Uni. Na prima, nichts wie weg hier!
Damit die kurze Reise nicht zu teuer wird, orientierte ich mich bei der Finanzierung am Geschäftsmodell eines Freundes aus Tiflis, dessen Beruf es ist, nach Deutschland zu fliegen, dort einen gerauchten Opel oder Mercedes günstig zu erwerben, in sein Heimatland zu fahren und es dort mit akzeptablem Gewinn wieder zu verkaufen. Meine Mutter wollte ihren Astra sowieso loswerden, also kaufte ich ihr den Wagen ab. Ziel der Reise war Tiflis. Auf dem Weg dahin wollten wir uns Zeit für interessante Orte, ein wenig Kultur und viel Kulinarisches nehmen – etwas, das bei meinen bisherigen Reisen oft zu kurz kam …
Am 20. Oktober erledigte ich morgens bei Leipzig die Umschreibung auf meinen Namen, organisierte das Ausfuhrkennzeichen und fuhr nach Süden. Am Abend kam ich bei Eva in Salzburg an (eine meiner beiden Reisepartner, mit denen ich auch in Alaska war), bei der ich übernachtete und die mich bis Istanbul auf meinem Roadtrip begleiteten würde. Am nächsten Tag ging es weiter über den Brenner an den Gardasee. Ich besuchte die Besitzerin eines großen Weinguts; eine 100-jährige Dame die mich für einige Tage beherbergte, als ich als 17-jähriger mit dem Fahrrad in den Alpen und in Italien unterwegs gewesen bin.
Weiter ging es am nächsten Tag nach Verona, wo wir wieder bei Freunden aus meiner Jugendzeit übernachteten. Ich bin ja eigentlich kein Städtefreund, aber Verona ist doch ganz nett.
In Venedig begaben wir uns dann auf die Fähre und kamen 20 Stunden später in Igoumenitsa, Griechenland an. Wir fuhren ein paar Stunden nach Osten ins Landesinnere und schlugen unser Zelt schließlich an einem tollen Platz im Gebirge auf.
Dann standen die berühmten Meteora-Klöster auf dem Programm. Das Wetter war schlecht, dafür begegneten wir nur relativ wenigen Touristen.
Auf der Halbinsel Sithonia ließen wir uns am nächsten Tag die Sonne auf den Bauch scheinen, badeten im Meer und stellten das Zelt schließlich an einer kleinen Bucht auf.
Als das Wetter wieder schlechter wurde, nutzten wir die Zeit um voranzukommen und genossen die Köstlichkeiten in Alexandropoli – einer Stadt, die unserem ersten Eindruck nach außer hervorragendem Essen nicht all zu viel zu bieten hat.
In Istanbul angekommen, musste ich mich zunächst an den Verkehr und die Eigenheiten der Fahrer gewöhnen. Es wurde nicht geblinkt, nur gehupt. Man wechselte spontan und ohne Vorwarnung die Spur, nahm kaum Rücksicht auf Fußgänger und hatte es anscheinend immer eilig. Wir fanden den Weg zu unserem vorher gebuchten Hostel und verbrachten einige Tage in dieser Metropole zwischen Europa und Asien. Bosporus-Schifffahrt, durch Basare schlendern, Hamam-Besuch, gute türkische Küche, tanzende Derwische, Moscheen, Chai an jeder Ecke, ein Gläschen Raki… das ganze Programm.
Aus Zeitgründen flog Eva dann von Istanbul zurück in die Heimat, ich setzte meine Reise allein fort. Unterwegs quer durch die Türkei nahm ich viele Tramper mit und nachdem die Grenzbeamten mein Auto ausreichend inspizierten und mir alle nötigen Dokumente ausstellten, kam ich endlich in Georgien an. Auf dem Weg nach Tiflis nahm ich zunächst die falsche Straße: was auf meiner Karte mit zwei roten Linien als „Bundesstraße“ gekennzeichnet war, stellte sich als besserer Feldweg heraus und war aufgrund der Schneemengen im Gebirge schon vor dem Pass unpassierbar. Also zurück und einen Umweg wählen - acht Stunden und ein paar Liter Benzin waren verloren.
Irgendwann erreichte ich dann doch noch die Hauptstadt Georgiens und wurde von meinen Freunden aufs Herzlichste empfangen. Nach den obligatorischen Willkommensmahlzeiten und ein paar Gläsern „Cha Cha“ ließ ich mein Auto gründlich reinigen und fuhr es am nächsten Tag auf den Autobasar, wo es nach zwei Stunden des Verhandelns verkauft wurde. Allerdings bestand der Käufer darauf, mit mir in eine Werkstatt zu fahren und das Auto blitzschnell durchchecken zu lassen. Kein Problem, mein Wagen war in gutem Zustand. Und so gehört mein erstes und bisher einziges Auto nun dem Friseur des georgischen Präsidenten! Der Preis, den er dafür zahlte, war für mich okay: alles in allem kostete mich die gesamte Reise einschließlich aller Vorbereitungen, Einkäufe und Rückreise 200 Euro. Für drei Wochen ist das akzeptabel, wie ich finde … Natürlich lud mich der Käufer noch auf ein Abendessen in einem gehobenen Restaurant der Stadt ein, bei dem zu später Stunde vor allem der Alkoholkonsum im Mittelpunkt stand – es gibt scheinbar nichts Lustigeres, als einen Europäer abzufüllen!
Am nächsten Tag machte ich mich auf, um einen weiteren Freund zu besuchen: Vater Mamuka, orthodoxer Priester. Wir trafen uns in einem kleinen Kloster abseits der Stadt, wo er eine Trauung zu leiten hatte. Auf dem Weg dahin kam ich an einer mobilen Fleischerei vorbei. Wie das erste Bild zeigt, wird das Fleisch direkt von der Plastikplane aus dem Auto serviert; fein zugeschnitten mit dem Beil auf dem Holzklotz!
Vom Kloster aus sah man in der Ferne den Kazbek, der mit seinen 5033 Metern hoch über dem Kaukasus thront. Es war ja erst ein paar Monate her, dass ich auf dem Gipfel stand…
Mamuka und ich wurden zur abendlichen Hochzeitsfeier eingeladen. Die Gastfreundschaft dieser Menschen war mal wieder überragend und so kam ich in den Genuss eines sehr unterhaltsamen Abends mit traditionellen Tänzen, interessanten Persönlichkeiten und – natürlich! – ausgezeichnetem Essen.
Der Heimflug am nächsten Morgen beendete meinen fast dreiwöchigen Kurzurlaub. Obwohl ich diesmal an Straßen und Zivilisation gebunden war, konnte ich die Zeit doch sehr genießen. Und da ich mein Zimmer in Wien für diese Zeit untervermietete, kam ich sogar reicher zurück, als ich ging. Schon toll, was zwei katholische Feiertage mitten im Semester für Möglichkeiten bieten. Nicht wahr?
im Herbst 2010 – genauer gesagt vom 20. Oktober bis zum 8. November – war ich mit dem Auto von Leipzig nach Tiflis (Georgien) unterwegs. Wer also ein spannendes Wildnisabenteuer erwartet, wird diesmal leider enttäuscht werden: hier geht es um ein kleines Intermezzo in zivilisierten Gegenden, bei dem ich mich auch dementsprechend kurz fassen werde.
Nun zur Vorgeschichte. Wer den Bericht gelesen hat, weiß, dass ich Georgien bereits im Sommer zum Trekking und Bergsteigen besuchte. Land und Leute entsprachen so ziemlich meinem Geschmack und ich versprach einigen Freunden, die ich in der Zeit kennenlernte, bald wiederzukommen. Die Gelegenheit bot sich, als meine einzige universitäre Veranstaltung in diesem Semester mit Anwesenheitspflicht aufgrund der großzügig vergebenen katholischen Feiertage in Österreich zweimal in Folge ausfiel. Ich musste also zwei Wochen und sechs Tage lang nicht in die Uni. Na prima, nichts wie weg hier!
Damit die kurze Reise nicht zu teuer wird, orientierte ich mich bei der Finanzierung am Geschäftsmodell eines Freundes aus Tiflis, dessen Beruf es ist, nach Deutschland zu fliegen, dort einen gerauchten Opel oder Mercedes günstig zu erwerben, in sein Heimatland zu fahren und es dort mit akzeptablem Gewinn wieder zu verkaufen. Meine Mutter wollte ihren Astra sowieso loswerden, also kaufte ich ihr den Wagen ab. Ziel der Reise war Tiflis. Auf dem Weg dahin wollten wir uns Zeit für interessante Orte, ein wenig Kultur und viel Kulinarisches nehmen – etwas, das bei meinen bisherigen Reisen oft zu kurz kam …
Am 20. Oktober erledigte ich morgens bei Leipzig die Umschreibung auf meinen Namen, organisierte das Ausfuhrkennzeichen und fuhr nach Süden. Am Abend kam ich bei Eva in Salzburg an (eine meiner beiden Reisepartner, mit denen ich auch in Alaska war), bei der ich übernachtete und die mich bis Istanbul auf meinem Roadtrip begleiteten würde. Am nächsten Tag ging es weiter über den Brenner an den Gardasee. Ich besuchte die Besitzerin eines großen Weinguts; eine 100-jährige Dame die mich für einige Tage beherbergte, als ich als 17-jähriger mit dem Fahrrad in den Alpen und in Italien unterwegs gewesen bin.
Weiter ging es am nächsten Tag nach Verona, wo wir wieder bei Freunden aus meiner Jugendzeit übernachteten. Ich bin ja eigentlich kein Städtefreund, aber Verona ist doch ganz nett.
In Venedig begaben wir uns dann auf die Fähre und kamen 20 Stunden später in Igoumenitsa, Griechenland an. Wir fuhren ein paar Stunden nach Osten ins Landesinnere und schlugen unser Zelt schließlich an einem tollen Platz im Gebirge auf.
Dann standen die berühmten Meteora-Klöster auf dem Programm. Das Wetter war schlecht, dafür begegneten wir nur relativ wenigen Touristen.
Auf der Halbinsel Sithonia ließen wir uns am nächsten Tag die Sonne auf den Bauch scheinen, badeten im Meer und stellten das Zelt schließlich an einer kleinen Bucht auf.
Als das Wetter wieder schlechter wurde, nutzten wir die Zeit um voranzukommen und genossen die Köstlichkeiten in Alexandropoli – einer Stadt, die unserem ersten Eindruck nach außer hervorragendem Essen nicht all zu viel zu bieten hat.
In Istanbul angekommen, musste ich mich zunächst an den Verkehr und die Eigenheiten der Fahrer gewöhnen. Es wurde nicht geblinkt, nur gehupt. Man wechselte spontan und ohne Vorwarnung die Spur, nahm kaum Rücksicht auf Fußgänger und hatte es anscheinend immer eilig. Wir fanden den Weg zu unserem vorher gebuchten Hostel und verbrachten einige Tage in dieser Metropole zwischen Europa und Asien. Bosporus-Schifffahrt, durch Basare schlendern, Hamam-Besuch, gute türkische Küche, tanzende Derwische, Moscheen, Chai an jeder Ecke, ein Gläschen Raki… das ganze Programm.
Aus Zeitgründen flog Eva dann von Istanbul zurück in die Heimat, ich setzte meine Reise allein fort. Unterwegs quer durch die Türkei nahm ich viele Tramper mit und nachdem die Grenzbeamten mein Auto ausreichend inspizierten und mir alle nötigen Dokumente ausstellten, kam ich endlich in Georgien an. Auf dem Weg nach Tiflis nahm ich zunächst die falsche Straße: was auf meiner Karte mit zwei roten Linien als „Bundesstraße“ gekennzeichnet war, stellte sich als besserer Feldweg heraus und war aufgrund der Schneemengen im Gebirge schon vor dem Pass unpassierbar. Also zurück und einen Umweg wählen - acht Stunden und ein paar Liter Benzin waren verloren.
Irgendwann erreichte ich dann doch noch die Hauptstadt Georgiens und wurde von meinen Freunden aufs Herzlichste empfangen. Nach den obligatorischen Willkommensmahlzeiten und ein paar Gläsern „Cha Cha“ ließ ich mein Auto gründlich reinigen und fuhr es am nächsten Tag auf den Autobasar, wo es nach zwei Stunden des Verhandelns verkauft wurde. Allerdings bestand der Käufer darauf, mit mir in eine Werkstatt zu fahren und das Auto blitzschnell durchchecken zu lassen. Kein Problem, mein Wagen war in gutem Zustand. Und so gehört mein erstes und bisher einziges Auto nun dem Friseur des georgischen Präsidenten! Der Preis, den er dafür zahlte, war für mich okay: alles in allem kostete mich die gesamte Reise einschließlich aller Vorbereitungen, Einkäufe und Rückreise 200 Euro. Für drei Wochen ist das akzeptabel, wie ich finde … Natürlich lud mich der Käufer noch auf ein Abendessen in einem gehobenen Restaurant der Stadt ein, bei dem zu später Stunde vor allem der Alkoholkonsum im Mittelpunkt stand – es gibt scheinbar nichts Lustigeres, als einen Europäer abzufüllen!
Am nächsten Tag machte ich mich auf, um einen weiteren Freund zu besuchen: Vater Mamuka, orthodoxer Priester. Wir trafen uns in einem kleinen Kloster abseits der Stadt, wo er eine Trauung zu leiten hatte. Auf dem Weg dahin kam ich an einer mobilen Fleischerei vorbei. Wie das erste Bild zeigt, wird das Fleisch direkt von der Plastikplane aus dem Auto serviert; fein zugeschnitten mit dem Beil auf dem Holzklotz!
Vom Kloster aus sah man in der Ferne den Kazbek, der mit seinen 5033 Metern hoch über dem Kaukasus thront. Es war ja erst ein paar Monate her, dass ich auf dem Gipfel stand…
Mamuka und ich wurden zur abendlichen Hochzeitsfeier eingeladen. Die Gastfreundschaft dieser Menschen war mal wieder überragend und so kam ich in den Genuss eines sehr unterhaltsamen Abends mit traditionellen Tänzen, interessanten Persönlichkeiten und – natürlich! – ausgezeichnetem Essen.
Der Heimflug am nächsten Morgen beendete meinen fast dreiwöchigen Kurzurlaub. Obwohl ich diesmal an Straßen und Zivilisation gebunden war, konnte ich die Zeit doch sehr genießen. Und da ich mein Zimmer in Wien für diese Zeit untervermietete, kam ich sogar reicher zurück, als ich ging. Schon toll, was zwei katholische Feiertage mitten im Semester für Möglichkeiten bieten. Nicht wahr?
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