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1. The Atlantic and you
Sao Miguel, Ponta Delgada Airport, 13.00 Ortszeit, Wetter: bewölkt und windig. Hinter uns liegt eine problemlose Anreise über Ffm, ein kurzer Sonntagabend in der, jetzt in der Nebensaison, wie ausgestorben scheinenden Hauptstadt und eine laute Nacht in der leider ganz und gar nicht wie ausgestorben wirkenden Jugendherberge. Um selbige sollte man tunlichst einen Bogen machen und für weniger Geld stilvoll in einem der vielen Privatzimmerchen nächtigen.
Unser innerinsularer Flug nach Flores ist bis jetzt zum zweiten Mal aus wettertechnischen Gründen verschoben worden, doch wir sind guter Dinge. Denn zu diesem Zeitpunkt wissen wir noch nicht, dass bis fünf Uhr abends sechs weitere Aufschübe auf uns warten, die Neuzuteilung eines Mehretappenfluges quer über die Inseln, die Umleitung desselben nach Terceira, nachdem der ursprüngliche Zwischenhalt Faial dann doch nicht anfliegbar war, weitere Wartezeit dort und schließlich der Rückflug nach Ponta Delgada, da wir bei einer Übernachtung auf Terceira unseren Anschußflug von Faial nach Flores am nächsten Tag zeitlich nicht erreicht hätten. Klingt kompliziert, war es auch. Da die Flores-Problematik nur uns beide betrifft, finden wir uns zusammen mit einem einheimischen Schüler als einzige Passagiere in der Maschine wieder, was uns recht lustig erscheint. Deutlich weniger lustig ist der Landeanflug auf Ponta Delgada, wo der Sturm mittlerweile auch angekommen ist. Kurz vor dem Aufsetzen reißt eine Böe das Flugzeug weit zur Seite, der Pilot muß noch mal hochziehen und den stark verkürzten Bremsweg durch eine Vollbremsung ausgleichen. Auch die Stewards haben nach der Landung gar nicht mehr ihr professionelles Maskenlächeln sondern wirken ganz menschlich und ziemlich erleichtert und machen untereinander Gesten im Sinne von „gerade noch mal gutgegangen“.
Zumindest uns ist die marketingtechnisch nicht unbedingt geglückte Doppeldeutigkeit des Fluglinienslogans ziemlich bewusst geworden: „SATA – The Atlantic and you.“
SATA Air sorgt dann aber gut für uns und wir kommen in ein Riesenloft im Sternehotel mit Hafenblick, dürfen zum chinesischen Diner und auch die Taxifahrten werden anstandslos bezahlt.
Am nächsten Tag klappt dann alles doch noch und wir sitzen mittags um halb zwei in Santa Cruz am Hafen, trinken Wein und essen die erste einer langen Reihe salzig-fettiger, griebendurchsetzter Gichtchorizos.

Santa Cruz Hafen

Blick nach Corvo
Gestärkt aber auch leicht angesäuselt wandern wir von der Hauptstadt südlich an der Ostküste entlang, etwa 9 Kilometer bis Caveira, wo wir unterhalb einer Art Aussichtspunkt auf kleinen, terassenförmig zur Steilküste abfallenden Weideparzellen einen Premiumzeltplatz finden.



Caveira
Später kommt der Besitzer der Weiden, ein rüstiger Mittsiebziger, mit einem holländischen Paar vorbei, welches überlegt, das Grundstück zu kaufen. Der alte Schlingel versucht umgehend, uns in die Verkaufsverhandlungen mit einzubeziehen, um so Konkurrenzdruck zu erzeugen. Uns reicht aber erstmal der Übernachtungsplatz und nachdem der Alte mehrfach seiner Besorgnis Ausdruck verliehen hat, wie waghalsig es doch sei, in einem Zelt bei Wind und Regen draußen zu übernachten, ziehen die drei ihrer Wege, zumindest einer von Ihnen überzeugt, dass wir mindestens dem Tod geweiht sind.

2. Nie den Kanal verlassen
Wir entscheiden uns am nächsten Tag wieder gen Norden zu ziehen, decken uns in Santa Cruz mit Lebensmitteln ein und folgen einer Route aus unserem Wanderführer.




Wir biegen gelegentlich falsch ab, folgen aber im Großen und Ganzen der skizzierten Route, die nördlich von Santa Cruz ins Inland führt und von dort durch die Fazenda de Santa Cruz bis nach Baia de Alagoa.
Der Weg führt zwischen Weideflächen und Bauerngärten entlang, gesäumt von Mauern, Lorbeerbäumen und kleineren Bächen.
In den steilen Schluchten wird die bukolische Atmosphäre eher zum Dschungelfeeling und nachdem wir schon eine Weile den teilweise kaum existenten Wartungspfad neben einem etwa meterbreiten Wasserkanal entlang gelaufen sind, müssen wir langsam einsehen, dass der schon seit längerem genährte Verdacht, sich keineswegs mehr auf der beschriebenen Wanderroute zu befinden, wohl gerechtfertigt war. (Eine Erfahrung die wir auf dieser Reise nicht zum letzten Mal gemacht haben werden.) Ist aber nicht weiter schlimm, oben sind die Berge, unten der Atlantik und der Kanal führt mit mildem Gefälle talwärts. Wir passieren verwilderte Gärten, die mit großen Orangenbäumen bestanden sind. Die geernteten Früchte riechen und schmecken köstlich. Ich lege mir einige der Schalen in meinen Wassersack, wo sie eine dezent erfrischende Note erzeugen - zumindest solange, bis sie nach einigen Tagen zu gären anfangen. Nach kurzer Überlegung habe ich sie dann trotzdem entsorgt…
Irgendwann verlassen wir den uns mittlerweile lieb gewordenen Kanal und folgen der Küstenstraße. Der Himmel zieht sich mehr und mehr zu, der Wind wird stärker und nach einem steilen Abstieg, der uns ziemlich klar macht, das wir am nächsten Morgen schon recht früh wieder ins Schwitzen kommen werden, erreichen wir Baia de Alagoa, eine kleine Bucht mit bizarren Felsenfingern im Wasser und einem Picknickareal mit Sanitäranlagen und Grillstellen am Ufer.

Dieses ist natürlich menschenleer, da es außer uns und einem anderen, sporadisch unseren Weg kreuzenden Trekkerpärchen zur Zeit anscheinend keine Touristen auf der Insel gibt.
3. Enter Arkadia
Dem schon gefasst entgegengeblickten Aufstieg zur Straße fügt sich dann noch ein mindestens ebensolcher hoch nach Cedros hinzu, doch das Wetter ist uns wohlgesonnen und versucht, uns mit Wind und immer stärkeren Regenböen abzukühlen. Die Ansammlung der Handvoll verteilter und nur teilweise bewohnter Häuser, die man sich nicht gescheut hat, mit einem Ortsnamen zu versehen, ist infrastrukturell entsprechend schwach aufgestellt, kein Laden, kein Café, nur eine Bushaltestelle ohne Fahrplan. In der versuchen wir, im strömenden Regen mittlerweile ziemlich naß und missmutig geworden, uns aufzuwärmen. Wir beschließen, erstmal per Anhalter weiter zu reisen, aber leider kommen nur sehr selten Autos vorbei, so dass es eine Weile dauert. Am späten Nachmittag hat uns ein netter Arbeiter durch die Regenhölle bis nach Ponta Delgada (sic - da man allem, was aus mehr als drei Häusern besteht, einen Ortsnamen gibt, sind diese ziemlich knapp, daher verwendet man sie gerne doppelt oder dreifach auf den Inseln…) mitgenommen. Dort gibt es eine kleine Bar und einen Supermercado. Bis der wieder aufmacht, orientieren wir uns an den einheimischen Herren in der Bar und frönen der Tradition des nachmittäglichen Herrengedecks, bestehend aus einem Espresso und einem Whiskey (zusammen für 2,50€). Rückblickend muß man sagen, dass wir uns diesbezüglich ganz vorbildlich assimilierten und nachdem wir diese Praktik durch stetige Übung noch etwas verfestigt hatten, erschien es uns schon nach kurzer Zeit ganz natürlich, als erstes nachdem man in einen Ort kommt, die Bar aufzusuchen.
So gegen fünf brechen wir wieder auf, fast ganz getrocknet und die Rucksäcke mit Lebensmitteln für die nächsten Tage gefüllt. Wir haben vor, an der Nordküste entlang nach Faja Grande zu wandern und der gesamte nördliche Teil der Insel ist unbewohnt. Wir suchen bald nach einem geeigneten Lagerplatz und da wir mittlerweile trocken sind, fängt es noch einmal energisch an zu regnen, und hört dann entsprechend - kurz nachdem wir das Zelt auf einer Schafsweide unter einem großen Feigenbaum aufgebaut haben - sofort wieder auf. Ich überlege kurz, ob es sinnvoll war, nur eine Hose mitzunehmen…
Wir erkunden noch ein wenig die Umgebung - neben einem recht breiten Bach findet sich die Ruine einer alten Wassermühle und die Hirtenidylle erscheint uns angesichts der taugesäumten Weidelandschaft noch ein bisschen idyllischer.



Sodann wird gekocht und eine nicht unerhebliche Menge des lokal üblichen Aguardientes verkonsumiert.
Sao Miguel, Ponta Delgada Airport, 13.00 Ortszeit, Wetter: bewölkt und windig. Hinter uns liegt eine problemlose Anreise über Ffm, ein kurzer Sonntagabend in der, jetzt in der Nebensaison, wie ausgestorben scheinenden Hauptstadt und eine laute Nacht in der leider ganz und gar nicht wie ausgestorben wirkenden Jugendherberge. Um selbige sollte man tunlichst einen Bogen machen und für weniger Geld stilvoll in einem der vielen Privatzimmerchen nächtigen.
Unser innerinsularer Flug nach Flores ist bis jetzt zum zweiten Mal aus wettertechnischen Gründen verschoben worden, doch wir sind guter Dinge. Denn zu diesem Zeitpunkt wissen wir noch nicht, dass bis fünf Uhr abends sechs weitere Aufschübe auf uns warten, die Neuzuteilung eines Mehretappenfluges quer über die Inseln, die Umleitung desselben nach Terceira, nachdem der ursprüngliche Zwischenhalt Faial dann doch nicht anfliegbar war, weitere Wartezeit dort und schließlich der Rückflug nach Ponta Delgada, da wir bei einer Übernachtung auf Terceira unseren Anschußflug von Faial nach Flores am nächsten Tag zeitlich nicht erreicht hätten. Klingt kompliziert, war es auch. Da die Flores-Problematik nur uns beide betrifft, finden wir uns zusammen mit einem einheimischen Schüler als einzige Passagiere in der Maschine wieder, was uns recht lustig erscheint. Deutlich weniger lustig ist der Landeanflug auf Ponta Delgada, wo der Sturm mittlerweile auch angekommen ist. Kurz vor dem Aufsetzen reißt eine Böe das Flugzeug weit zur Seite, der Pilot muß noch mal hochziehen und den stark verkürzten Bremsweg durch eine Vollbremsung ausgleichen. Auch die Stewards haben nach der Landung gar nicht mehr ihr professionelles Maskenlächeln sondern wirken ganz menschlich und ziemlich erleichtert und machen untereinander Gesten im Sinne von „gerade noch mal gutgegangen“.
Zumindest uns ist die marketingtechnisch nicht unbedingt geglückte Doppeldeutigkeit des Fluglinienslogans ziemlich bewusst geworden: „SATA – The Atlantic and you.“
SATA Air sorgt dann aber gut für uns und wir kommen in ein Riesenloft im Sternehotel mit Hafenblick, dürfen zum chinesischen Diner und auch die Taxifahrten werden anstandslos bezahlt.
Am nächsten Tag klappt dann alles doch noch und wir sitzen mittags um halb zwei in Santa Cruz am Hafen, trinken Wein und essen die erste einer langen Reihe salzig-fettiger, griebendurchsetzter Gichtchorizos.

Santa Cruz Hafen

Blick nach Corvo
Gestärkt aber auch leicht angesäuselt wandern wir von der Hauptstadt südlich an der Ostküste entlang, etwa 9 Kilometer bis Caveira, wo wir unterhalb einer Art Aussichtspunkt auf kleinen, terassenförmig zur Steilküste abfallenden Weideparzellen einen Premiumzeltplatz finden.



Caveira
Später kommt der Besitzer der Weiden, ein rüstiger Mittsiebziger, mit einem holländischen Paar vorbei, welches überlegt, das Grundstück zu kaufen. Der alte Schlingel versucht umgehend, uns in die Verkaufsverhandlungen mit einzubeziehen, um so Konkurrenzdruck zu erzeugen. Uns reicht aber erstmal der Übernachtungsplatz und nachdem der Alte mehrfach seiner Besorgnis Ausdruck verliehen hat, wie waghalsig es doch sei, in einem Zelt bei Wind und Regen draußen zu übernachten, ziehen die drei ihrer Wege, zumindest einer von Ihnen überzeugt, dass wir mindestens dem Tod geweiht sind.

2. Nie den Kanal verlassen
Wir entscheiden uns am nächsten Tag wieder gen Norden zu ziehen, decken uns in Santa Cruz mit Lebensmitteln ein und folgen einer Route aus unserem Wanderführer.




Wir biegen gelegentlich falsch ab, folgen aber im Großen und Ganzen der skizzierten Route, die nördlich von Santa Cruz ins Inland führt und von dort durch die Fazenda de Santa Cruz bis nach Baia de Alagoa.
Der Weg führt zwischen Weideflächen und Bauerngärten entlang, gesäumt von Mauern, Lorbeerbäumen und kleineren Bächen.
In den steilen Schluchten wird die bukolische Atmosphäre eher zum Dschungelfeeling und nachdem wir schon eine Weile den teilweise kaum existenten Wartungspfad neben einem etwa meterbreiten Wasserkanal entlang gelaufen sind, müssen wir langsam einsehen, dass der schon seit längerem genährte Verdacht, sich keineswegs mehr auf der beschriebenen Wanderroute zu befinden, wohl gerechtfertigt war. (Eine Erfahrung die wir auf dieser Reise nicht zum letzten Mal gemacht haben werden.) Ist aber nicht weiter schlimm, oben sind die Berge, unten der Atlantik und der Kanal führt mit mildem Gefälle talwärts. Wir passieren verwilderte Gärten, die mit großen Orangenbäumen bestanden sind. Die geernteten Früchte riechen und schmecken köstlich. Ich lege mir einige der Schalen in meinen Wassersack, wo sie eine dezent erfrischende Note erzeugen - zumindest solange, bis sie nach einigen Tagen zu gären anfangen. Nach kurzer Überlegung habe ich sie dann trotzdem entsorgt…
Irgendwann verlassen wir den uns mittlerweile lieb gewordenen Kanal und folgen der Küstenstraße. Der Himmel zieht sich mehr und mehr zu, der Wind wird stärker und nach einem steilen Abstieg, der uns ziemlich klar macht, das wir am nächsten Morgen schon recht früh wieder ins Schwitzen kommen werden, erreichen wir Baia de Alagoa, eine kleine Bucht mit bizarren Felsenfingern im Wasser und einem Picknickareal mit Sanitäranlagen und Grillstellen am Ufer.

Dieses ist natürlich menschenleer, da es außer uns und einem anderen, sporadisch unseren Weg kreuzenden Trekkerpärchen zur Zeit anscheinend keine Touristen auf der Insel gibt.
3. Enter Arkadia
Dem schon gefasst entgegengeblickten Aufstieg zur Straße fügt sich dann noch ein mindestens ebensolcher hoch nach Cedros hinzu, doch das Wetter ist uns wohlgesonnen und versucht, uns mit Wind und immer stärkeren Regenböen abzukühlen. Die Ansammlung der Handvoll verteilter und nur teilweise bewohnter Häuser, die man sich nicht gescheut hat, mit einem Ortsnamen zu versehen, ist infrastrukturell entsprechend schwach aufgestellt, kein Laden, kein Café, nur eine Bushaltestelle ohne Fahrplan. In der versuchen wir, im strömenden Regen mittlerweile ziemlich naß und missmutig geworden, uns aufzuwärmen. Wir beschließen, erstmal per Anhalter weiter zu reisen, aber leider kommen nur sehr selten Autos vorbei, so dass es eine Weile dauert. Am späten Nachmittag hat uns ein netter Arbeiter durch die Regenhölle bis nach Ponta Delgada (sic - da man allem, was aus mehr als drei Häusern besteht, einen Ortsnamen gibt, sind diese ziemlich knapp, daher verwendet man sie gerne doppelt oder dreifach auf den Inseln…) mitgenommen. Dort gibt es eine kleine Bar und einen Supermercado. Bis der wieder aufmacht, orientieren wir uns an den einheimischen Herren in der Bar und frönen der Tradition des nachmittäglichen Herrengedecks, bestehend aus einem Espresso und einem Whiskey (zusammen für 2,50€). Rückblickend muß man sagen, dass wir uns diesbezüglich ganz vorbildlich assimilierten und nachdem wir diese Praktik durch stetige Übung noch etwas verfestigt hatten, erschien es uns schon nach kurzer Zeit ganz natürlich, als erstes nachdem man in einen Ort kommt, die Bar aufzusuchen.
So gegen fünf brechen wir wieder auf, fast ganz getrocknet und die Rucksäcke mit Lebensmitteln für die nächsten Tage gefüllt. Wir haben vor, an der Nordküste entlang nach Faja Grande zu wandern und der gesamte nördliche Teil der Insel ist unbewohnt. Wir suchen bald nach einem geeigneten Lagerplatz und da wir mittlerweile trocken sind, fängt es noch einmal energisch an zu regnen, und hört dann entsprechend - kurz nachdem wir das Zelt auf einer Schafsweide unter einem großen Feigenbaum aufgebaut haben - sofort wieder auf. Ich überlege kurz, ob es sinnvoll war, nur eine Hose mitzunehmen…
Wir erkunden noch ein wenig die Umgebung - neben einem recht breiten Bach findet sich die Ruine einer alten Wassermühle und die Hirtenidylle erscheint uns angesichts der taugesäumten Weidelandschaft noch ein bisschen idyllischer.



Sodann wird gekocht und eine nicht unerhebliche Menge des lokal üblichen Aguardientes verkonsumiert.
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