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Wer glaubt, ich wäre mit dem Klapproller von Hamburg nach München gefahren oder hätte weglos den Mt. Everest bestiegen, der irrt leider. Es wurde: Eine Bahnreise. Aus der Not geboren entwickelte sie sich zu einem grandiosen Erlebnis, an dessen Verlauf ich Euch gerne teilhaben lassen möchte. Im Gepäck: Ein Interrail-Ticket (10 Tage innerhalb von 22 Tagen), ein Klapproller, Zeltgerödel, Reisegerödel und ein Jugendherbergsausweis. Die ersten beiden Übernachtungsstationen waren geplant, wie auch der Besuch in der Schweiz, alles andere ergab sich spontan. Eine Fahrradreise ohne Fahrrad sozusagen. Dafür hatte ich eben die Bahn. Und den Roller.
Warum diese Reise und keine Fahrradtour? Bereits in den ersten Januartagen schwante mir, dass dieses Jahr nicht mein Jahr wird. Meine sorgfältig geplante Klapprodelwanderung scheiterte an dem fehlenden Schnee, während andere zwei Monate später bei besten Schneeverhältnissen ihre Wintertouren durchführten. Aber ich hatte bereits einen neuen Plan: Eine Wanderung in Finnland und Anreise mit dem Motorrad. Dachte ich. Da traf mich ein hinterhältiger, unerwarteteter, schwerer Fall von Obsoleszenz. Obsoleszenz von lateinisch obsolescere, laut wikipedia „sich abnutzen, alt werden“, was bedeutet, dass ein Produkt auf natürliche oder künstliche Art veraltet ist oder altert. Um es kurz zu machen: Meine Knie und mein schon seit einigen Jahren muckendes rechtes Handgelenk entschieden sich, den gewohnten Dienst zu versagen. Wandern? Nicht möglich. Schweres Gewicht tragen? Aua. Fahrradfahren? Tut weh. Motorradfahren? Keine Chance. Streckenweise konnte ich nur mit Mühe ins Zelt krabbeln. Und nun?

Um Ideen bin ich ja nie verlegen und so war klar, dass ich wohl endlich mal die Fahrt nach Kroatien in Angriff nehmen muss. Vielleicht noch Mazedonien? Griechenland? Meine Kollegin aus Mazedonien ist von dieser Idee sehr angetan (und meint, wenn ich gerne in der Hitze verglühen wollen würde, wäre das eine exzellente Wahl – im September ist immer noch mit über 40 Grad zu rechnen), verweist aber zusätzlich auf Rom. Rom sei schön. Hhm. Italien? Eigentlich nicht so mein Fall. Ich entscheide mich für Kroatien (das ich – dies vorweg – wieder nicht erreichen werde). Mit dem Motorrad scheidet aus. Das Auto? Nein, danke. Die Vorstellung, stundenlang im Auto zu sitzen, widert mich an. Warum nicht wieder die Bahn? Interrail, wie in Finnland? Die Vorstellung begeistert mich. Prompt schmiede ich Pläne. Griechenland ist mit dem internationalen Zugverkehr nicht mehr erreichbar, nur noch mit Bussen. Von dort doch nach Italien und über die Schweiz zurück? Und dort Becks und Vegareve besuchen? Ich grübele und beschließe die endgültige Entscheidung zu vertagen. Inzwischen besitze ich einen Roller, der mir beim Muskelaufbau hilft. Aber die Reichweite ist gering, für eine Tour reicht das nicht. Also Bahnfahren und nur einen kleinen Rucksack mitnehmen? Aber ohne Zelt verreisen geht gar nicht. Ich schaue sehnsuchtsvoll auf meinen Klapprodel, der mir so gute Dienste geleistet hatte. Leider wird wohl kein Schnee zu erwarten sein. Vielleicht statt dessen den Rollwagen mitnehmen? Der löst aber das Problem nicht, dass ich längere Strecken nur schwer zu Fuß bewältigen kann. Ein Klapproller wäre dagegen geeignet. Ich informiere mich beim Berliner Tretrollershop und drücke mich um die Entscheidung. Viel Geld für einen Zweitroller. Andererseits wäre dieser auch im Alltag von Nutzen – den gelben Kostka kann ich in der U-Bahn nicht in den Stoßzeiten mitnehmen und schon öfter habe ich mir gewünscht, mich hin setzen zu können.
Im Mai entscheide ich mich dann doch, den Mibo Folding Master zu bestellen. Er fährt sich gut. Die Idee ist geboren. Es gibt sogar einen Gepäckhalter dafür, doch diesen bestelle ich nicht. Ich entscheide mich, den Aufsatz meines Rollwagens mit zu nehmen. Er ist zugleich ein Rucksack. Kein Leichtgewicht, aber er lässt sich an den Lenker hängen und kann das Zeltgerödel aufnehmen. Die Elektronik, die Wäsche und der Hygienebeutel sowie das Futter kommen in den Vaude Rock 25, den ich sonst auch auf dem Fahrrad immer mitnehme. Robust, wasserdicht und ziemlich diebstahlsicher (er hat keine Fronttaschen).

Dominik meldet sich und will nun doch ein Forumscamp im Angriff nehmen. Im August ist er noch da. Ich nehme eine Deutschlandkarte zur Hand und sehe, dass die Mitte von Deutschland ungefähr bei Erfurt liegt. Thüringen – warum nicht? Ich schlage die Gruppenhausseite auf und das fünfte Bild zeigt eine Hütte auf einer Wiese. Mein Herz macht „hüpf“ und ich weiß, das ist es. Pflichtbewusst schaue ich mir noch weitere 45 Objekte an, aber nichts sagt mir zu. Ich frage Ende August an (vor meinem Urlaub), hoffe aber, dass es September wird (nach meinem Urlaub). Der Platz ist Ende August frei, die anderen Termine sind schon belegt. Damit ist es entschieden. Leutenberg in Thüringen wird meine erste Station. Als Rhodan76 schreibt, dass wir uns keine schlechte Gegend für das Forumscamp ausgesucht haben, fällt mir ein Stein vom Herzen. Vor lauter Freude buche ich meine zweite Station: Wien. Da ich von Leutenberg schlecht wegkomme, plane ich eine Zwischenübernachtung in München. Der Preis für die Jugendherberge ist fett: 31 Euro im 6-Bett-Zimmer. Ich lege 10 Euro für ein Einzelzimmer drauf, falls ich das Zelt trocknen muss. Auf ODS Treffen regnet es ja bekanntlich in Strömen. Die Bahnfahrkarten sind ebenfalls schnell gebucht: HH-Leutenberg kostet 24 Euro, München 21 Euro und Wien ebenfalls 21 Euro. Damit kann ich leben. Ab Wien habe ich dann das Interrail-Ticket (Anmerkung: Interrail heißt, dass man nicht im Heimatland fahren darf) zur Verfügung.
Am Wochenende vor meinem Urlaub – bis dahin habe ich der Sache noch nicht ganz getraut, wer weiß, ob ich wirklich in Urlaub fahren kann, bei meinem Glück – rollere ich zum Bahnhof und kaufe das Interrail-Ticket. Eigentlich soll es ein 15 Tage Ticket werden und ich halte es schon in der Hand. Da erklärt mir die Bahnmitarbeiterin, dass ich auch damit die Züge dokumentieren muss. Wie doof. Ich frage, ob ich umbuchen kann und sie lacht: Wenn ich es jetzt sofort mache, kein Problem. Gesagt, getan. Ich buche auf 10 Tage in 22 Tagen um, spare dadurch 42 Euro und kann sogar länger unterwegs sein. Mehr Tage brauche ich sowieso nicht, ich bin ja nicht auf der Flucht, sondern will auch ein wenig Outdoor sein und mich umsehen. Beglückt rollere ich heimwärts und merke, dass mein linker Fuß ziept. Vielleicht habe ich mal wieder zuviel Temperament gezeigt, aber ich bin zuversichtlich, dass sich das morgen wieder geben wird. Denke ich. Es wird sich als schwerwiegende Verletzung entpuppen. Glückskind eben. Als Schuhe nehme ich meine Hanwag Alaska mit, die etwas mehr Stabilität geben als die leichten Sommerschuhe. Mittwoch Abend wird gepackt – es dauert nur kurz, ich weiß blind, was ich brauche. Das kleine Dragonfly XT kommt mit. In Kroatien kann es windig sein, da will ich Stabilität. Das ist mir 2 kg wert. Der Footprint kann als Tarp dienen. Und am nächsten Morgen geht es dann los.
29.08. bis 2.9.2013 Leutenberg und München
Die Zugfahrt nach Leutenberg in IC und Regionalzug funktioniert gut. Ich klappe den Roller ein und verberge ihn in einer Rucksackhülle, die im Winter bereits meinen Klapprodel getarnt hatte. Gegen halb fünf treffe ich in Leutenberg ein. Mein Fuß tut weh und vorsichtig rollere ich vom Bahnhof Richtung Zeltplatz. Der Weg ist nicht ganz eben und der Rollwagenrucksack gibt dem Roller Frontlast. Solange ich drauf stehe, kein Problem, aber Absteigen sollte ich besser nicht. Die Wiese vor dem Gruppenhaus ist huckelig und äußerste Sorgfalt ist vonnöten, kurz, der Roller schlackert ganz schön. Schwerer Geländeeinsatz ist nicht zu empfehlen. Mein Fuß schmerzt, aber ich bleibe tapfer. Auf der Kräuterwanderung geht das Laufen ganz gut, aber als ich dann den Ehrgeiz habe, auch die geführte Wanderung mit zu machen, merke ich a) meinen Fuß und b) die Schwäche im Knie. Das hält mich nicht davon ab, den „Gipfel“ zu erklimmen und mich auf dem Rückweg voll auf die Schnauze – besser – aufs Knie zu legen. Eine Schürfwunde am linken Knie und ein fettes Loch in meiner Reisehose sind das Resultat. Schlimmer kann es nun nicht werden. Eher besser. Die anderen fragen nett nach meinem Befinden und ich komme mir vor wie ein Greis. Wo soll das enden.
Am Sonntag ist Abreise und lina fährt mich netterweise zum nächsten Bahnhof (Kaulsdorf / Saale), damit ich nicht umsteigen muss. Wir fragen in einer Seitenstraße nach dem Weg und in der Kurve steht ein Herr mit Kappe, der mir irgendwie bekannt vor kommt. Aber das kann natürlich nicht sein. Oder kenne ich den aus dem Fernsehen? Als er den Kopf zu uns wendet, kommt mir ein leiser Verdacht und ich winke schüchtern. Auch der Herr schaut erstaunt auf das Auto und tritt näher. Tatsächlich: Es ist Göga! Er fotografiert ein Schloss. Lina wendet das Auto und schwungvoll kommt von vorne ein Kennzeichen aus NRW. Ein Betrieb hier! Es sind rumtreiberin und Sabine38. Der Ort wird dank ODS schlagartig zum Zentrum touristischen Lebens!
Wir finden den Bahnhof und kombinieren, welches Gleis richtig ist. In Nürnberg muss ich in den ICE umsteigen und kann mich eines kleinen Triumphes nicht erwehren, dass ich mit einem zweirädrigen Gefährt in einen ICE einsteigen kann. Dann bin ich recht schnell in München. Ich lasse es mir nicht nehmen, zur Jugendherberge zu rollern und es geht erstaunlich gut. Meinem Fuß empfehle ich, sich ruhig zu halten. Die JH ist ein älteres Gebäude und ich soll ein Zimmer im 7. Stock beziehen. Einen Aufzug gibt es nicht. Ich bitte um Gnade und erhalte ein Zimmer im Nebengebäude im 2. Stock. Der Roller wiegt 9 kg und die Ausrüstung ca. 13 kg, das muss ich nicht in den 7. Stock transportieren. Es ist ein lauer Abend und ich humpele ein wenig auf der Straße herum. Das Restaurant mit bayrischer Küche ist geschlossen, aber ich finde ein nettes vietnamesisches Restaurant. Bei einem guten Essen klingt der Tag aus.

Am nächsten Morgen ist meine Fußsohle dick geschwollen und ich besorge Beinwellsalbe in der Apotheke. Außerdem erstehe ich beim Kaffeeröster ein neues Portemonnaie, da mein altes einen Reißverschlussdefekt hat. Dann rollere ich vorsichtig zum Bahnhof. Das Viertel sieht nett aus. Auf dem Bahnhof spricht mich ein Mann auf den Roller an. Er macht Fahrradtouren, findet die Idee mit einem Klapproller allerdings sehr interessant. Der Zug fährt nach Budapest und viele Ungarn stehen am Bahnsteig. Ich klappe den Roller zusammen und los geht es. Die nächste Station ist Wien. Ich habe für zwei Tage ein Zimmer im Hostel vorgebucht. Sie kosten weniger als eine Nacht München.
Warum diese Reise und keine Fahrradtour? Bereits in den ersten Januartagen schwante mir, dass dieses Jahr nicht mein Jahr wird. Meine sorgfältig geplante Klapprodelwanderung scheiterte an dem fehlenden Schnee, während andere zwei Monate später bei besten Schneeverhältnissen ihre Wintertouren durchführten. Aber ich hatte bereits einen neuen Plan: Eine Wanderung in Finnland und Anreise mit dem Motorrad. Dachte ich. Da traf mich ein hinterhältiger, unerwarteteter, schwerer Fall von Obsoleszenz. Obsoleszenz von lateinisch obsolescere, laut wikipedia „sich abnutzen, alt werden“, was bedeutet, dass ein Produkt auf natürliche oder künstliche Art veraltet ist oder altert. Um es kurz zu machen: Meine Knie und mein schon seit einigen Jahren muckendes rechtes Handgelenk entschieden sich, den gewohnten Dienst zu versagen. Wandern? Nicht möglich. Schweres Gewicht tragen? Aua. Fahrradfahren? Tut weh. Motorradfahren? Keine Chance. Streckenweise konnte ich nur mit Mühe ins Zelt krabbeln. Und nun?

Um Ideen bin ich ja nie verlegen und so war klar, dass ich wohl endlich mal die Fahrt nach Kroatien in Angriff nehmen muss. Vielleicht noch Mazedonien? Griechenland? Meine Kollegin aus Mazedonien ist von dieser Idee sehr angetan (und meint, wenn ich gerne in der Hitze verglühen wollen würde, wäre das eine exzellente Wahl – im September ist immer noch mit über 40 Grad zu rechnen), verweist aber zusätzlich auf Rom. Rom sei schön. Hhm. Italien? Eigentlich nicht so mein Fall. Ich entscheide mich für Kroatien (das ich – dies vorweg – wieder nicht erreichen werde). Mit dem Motorrad scheidet aus. Das Auto? Nein, danke. Die Vorstellung, stundenlang im Auto zu sitzen, widert mich an. Warum nicht wieder die Bahn? Interrail, wie in Finnland? Die Vorstellung begeistert mich. Prompt schmiede ich Pläne. Griechenland ist mit dem internationalen Zugverkehr nicht mehr erreichbar, nur noch mit Bussen. Von dort doch nach Italien und über die Schweiz zurück? Und dort Becks und Vegareve besuchen? Ich grübele und beschließe die endgültige Entscheidung zu vertagen. Inzwischen besitze ich einen Roller, der mir beim Muskelaufbau hilft. Aber die Reichweite ist gering, für eine Tour reicht das nicht. Also Bahnfahren und nur einen kleinen Rucksack mitnehmen? Aber ohne Zelt verreisen geht gar nicht. Ich schaue sehnsuchtsvoll auf meinen Klapprodel, der mir so gute Dienste geleistet hatte. Leider wird wohl kein Schnee zu erwarten sein. Vielleicht statt dessen den Rollwagen mitnehmen? Der löst aber das Problem nicht, dass ich längere Strecken nur schwer zu Fuß bewältigen kann. Ein Klapproller wäre dagegen geeignet. Ich informiere mich beim Berliner Tretrollershop und drücke mich um die Entscheidung. Viel Geld für einen Zweitroller. Andererseits wäre dieser auch im Alltag von Nutzen – den gelben Kostka kann ich in der U-Bahn nicht in den Stoßzeiten mitnehmen und schon öfter habe ich mir gewünscht, mich hin setzen zu können.
Im Mai entscheide ich mich dann doch, den Mibo Folding Master zu bestellen. Er fährt sich gut. Die Idee ist geboren. Es gibt sogar einen Gepäckhalter dafür, doch diesen bestelle ich nicht. Ich entscheide mich, den Aufsatz meines Rollwagens mit zu nehmen. Er ist zugleich ein Rucksack. Kein Leichtgewicht, aber er lässt sich an den Lenker hängen und kann das Zeltgerödel aufnehmen. Die Elektronik, die Wäsche und der Hygienebeutel sowie das Futter kommen in den Vaude Rock 25, den ich sonst auch auf dem Fahrrad immer mitnehme. Robust, wasserdicht und ziemlich diebstahlsicher (er hat keine Fronttaschen).

Dominik meldet sich und will nun doch ein Forumscamp im Angriff nehmen. Im August ist er noch da. Ich nehme eine Deutschlandkarte zur Hand und sehe, dass die Mitte von Deutschland ungefähr bei Erfurt liegt. Thüringen – warum nicht? Ich schlage die Gruppenhausseite auf und das fünfte Bild zeigt eine Hütte auf einer Wiese. Mein Herz macht „hüpf“ und ich weiß, das ist es. Pflichtbewusst schaue ich mir noch weitere 45 Objekte an, aber nichts sagt mir zu. Ich frage Ende August an (vor meinem Urlaub), hoffe aber, dass es September wird (nach meinem Urlaub). Der Platz ist Ende August frei, die anderen Termine sind schon belegt. Damit ist es entschieden. Leutenberg in Thüringen wird meine erste Station. Als Rhodan76 schreibt, dass wir uns keine schlechte Gegend für das Forumscamp ausgesucht haben, fällt mir ein Stein vom Herzen. Vor lauter Freude buche ich meine zweite Station: Wien. Da ich von Leutenberg schlecht wegkomme, plane ich eine Zwischenübernachtung in München. Der Preis für die Jugendherberge ist fett: 31 Euro im 6-Bett-Zimmer. Ich lege 10 Euro für ein Einzelzimmer drauf, falls ich das Zelt trocknen muss. Auf ODS Treffen regnet es ja bekanntlich in Strömen. Die Bahnfahrkarten sind ebenfalls schnell gebucht: HH-Leutenberg kostet 24 Euro, München 21 Euro und Wien ebenfalls 21 Euro. Damit kann ich leben. Ab Wien habe ich dann das Interrail-Ticket (Anmerkung: Interrail heißt, dass man nicht im Heimatland fahren darf) zur Verfügung.
Am Wochenende vor meinem Urlaub – bis dahin habe ich der Sache noch nicht ganz getraut, wer weiß, ob ich wirklich in Urlaub fahren kann, bei meinem Glück – rollere ich zum Bahnhof und kaufe das Interrail-Ticket. Eigentlich soll es ein 15 Tage Ticket werden und ich halte es schon in der Hand. Da erklärt mir die Bahnmitarbeiterin, dass ich auch damit die Züge dokumentieren muss. Wie doof. Ich frage, ob ich umbuchen kann und sie lacht: Wenn ich es jetzt sofort mache, kein Problem. Gesagt, getan. Ich buche auf 10 Tage in 22 Tagen um, spare dadurch 42 Euro und kann sogar länger unterwegs sein. Mehr Tage brauche ich sowieso nicht, ich bin ja nicht auf der Flucht, sondern will auch ein wenig Outdoor sein und mich umsehen. Beglückt rollere ich heimwärts und merke, dass mein linker Fuß ziept. Vielleicht habe ich mal wieder zuviel Temperament gezeigt, aber ich bin zuversichtlich, dass sich das morgen wieder geben wird. Denke ich. Es wird sich als schwerwiegende Verletzung entpuppen. Glückskind eben. Als Schuhe nehme ich meine Hanwag Alaska mit, die etwas mehr Stabilität geben als die leichten Sommerschuhe. Mittwoch Abend wird gepackt – es dauert nur kurz, ich weiß blind, was ich brauche. Das kleine Dragonfly XT kommt mit. In Kroatien kann es windig sein, da will ich Stabilität. Das ist mir 2 kg wert. Der Footprint kann als Tarp dienen. Und am nächsten Morgen geht es dann los.
29.08. bis 2.9.2013 Leutenberg und München
Die Zugfahrt nach Leutenberg in IC und Regionalzug funktioniert gut. Ich klappe den Roller ein und verberge ihn in einer Rucksackhülle, die im Winter bereits meinen Klapprodel getarnt hatte. Gegen halb fünf treffe ich in Leutenberg ein. Mein Fuß tut weh und vorsichtig rollere ich vom Bahnhof Richtung Zeltplatz. Der Weg ist nicht ganz eben und der Rollwagenrucksack gibt dem Roller Frontlast. Solange ich drauf stehe, kein Problem, aber Absteigen sollte ich besser nicht. Die Wiese vor dem Gruppenhaus ist huckelig und äußerste Sorgfalt ist vonnöten, kurz, der Roller schlackert ganz schön. Schwerer Geländeeinsatz ist nicht zu empfehlen. Mein Fuß schmerzt, aber ich bleibe tapfer. Auf der Kräuterwanderung geht das Laufen ganz gut, aber als ich dann den Ehrgeiz habe, auch die geführte Wanderung mit zu machen, merke ich a) meinen Fuß und b) die Schwäche im Knie. Das hält mich nicht davon ab, den „Gipfel“ zu erklimmen und mich auf dem Rückweg voll auf die Schnauze – besser – aufs Knie zu legen. Eine Schürfwunde am linken Knie und ein fettes Loch in meiner Reisehose sind das Resultat. Schlimmer kann es nun nicht werden. Eher besser. Die anderen fragen nett nach meinem Befinden und ich komme mir vor wie ein Greis. Wo soll das enden.
Am Sonntag ist Abreise und lina fährt mich netterweise zum nächsten Bahnhof (Kaulsdorf / Saale), damit ich nicht umsteigen muss. Wir fragen in einer Seitenstraße nach dem Weg und in der Kurve steht ein Herr mit Kappe, der mir irgendwie bekannt vor kommt. Aber das kann natürlich nicht sein. Oder kenne ich den aus dem Fernsehen? Als er den Kopf zu uns wendet, kommt mir ein leiser Verdacht und ich winke schüchtern. Auch der Herr schaut erstaunt auf das Auto und tritt näher. Tatsächlich: Es ist Göga! Er fotografiert ein Schloss. Lina wendet das Auto und schwungvoll kommt von vorne ein Kennzeichen aus NRW. Ein Betrieb hier! Es sind rumtreiberin und Sabine38. Der Ort wird dank ODS schlagartig zum Zentrum touristischen Lebens!
Wir finden den Bahnhof und kombinieren, welches Gleis richtig ist. In Nürnberg muss ich in den ICE umsteigen und kann mich eines kleinen Triumphes nicht erwehren, dass ich mit einem zweirädrigen Gefährt in einen ICE einsteigen kann. Dann bin ich recht schnell in München. Ich lasse es mir nicht nehmen, zur Jugendherberge zu rollern und es geht erstaunlich gut. Meinem Fuß empfehle ich, sich ruhig zu halten. Die JH ist ein älteres Gebäude und ich soll ein Zimmer im 7. Stock beziehen. Einen Aufzug gibt es nicht. Ich bitte um Gnade und erhalte ein Zimmer im Nebengebäude im 2. Stock. Der Roller wiegt 9 kg und die Ausrüstung ca. 13 kg, das muss ich nicht in den 7. Stock transportieren. Es ist ein lauer Abend und ich humpele ein wenig auf der Straße herum. Das Restaurant mit bayrischer Küche ist geschlossen, aber ich finde ein nettes vietnamesisches Restaurant. Bei einem guten Essen klingt der Tag aus.

Am nächsten Morgen ist meine Fußsohle dick geschwollen und ich besorge Beinwellsalbe in der Apotheke. Außerdem erstehe ich beim Kaffeeröster ein neues Portemonnaie, da mein altes einen Reißverschlussdefekt hat. Dann rollere ich vorsichtig zum Bahnhof. Das Viertel sieht nett aus. Auf dem Bahnhof spricht mich ein Mann auf den Roller an. Er macht Fahrradtouren, findet die Idee mit einem Klapproller allerdings sehr interessant. Der Zug fährt nach Budapest und viele Ungarn stehen am Bahnsteig. Ich klappe den Roller zusammen und los geht es. Die nächste Station ist Wien. Ich habe für zwei Tage ein Zimmer im Hostel vorgebucht. Sie kosten weniger als eine Nacht München.
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