Tourentyp | |
Lat | |
Lon | |
Mitreisende | |
Prolog:
Aus Gründen, die der aufmerksame Leser hier im Forum nachvollziehen kann, musste unsere Südseereise auf nächste Ostern vertagt werden, daher haben wir als Ausweichplan spontan beschlossen, nochmal nach Griechenland zu reisen.
Nach einiger Recherche haben wir uns für Euböa (griech.: Evia) entschieden. Nach Kreta die größte Insel des Landes, von Athen in anderthalb Stunden mit dem Bus erreichbar und trotzdem in seiner touristischen Entwicklung etwa 30 Jahre zurück. Berge wie im Schwarzwald und kleine Buchten wie an der Adria = wandern und schnorcheln - hörte sich gut an.
Ich habe dann versucht eine konsekutive Routenplanung zu erarbeiten, die uns an den interessanten Landschaftspassagen und möglichst allen der verschiedenen Vegetationszonen vorbeiführt. Wenn man dabei die Höhenmeter im Auge behält und versucht, möglichst jeden oder jeden zweiten Abend an einer Bucht oder einem kleinen Strand anzukommen, ist dies ziemlich tricky. Ich habe zwei Trailkomplexe erstellt, einen auf der Südinsel und einen im Mittelteil mit der Hauptgebirgsregion. Der Norden sollte spontan erkundet werden, der Transfer zwischen den Inselteilen via Bus erfolgen.
Teil I:
Nach der Ankunft am Athener Flughafen begrüßt uns zunächst ein heftiger Wolkenbruch, der sich dann aber zügig verflüchtigt. Den Abend verbringen wir in Rafina, von wo wir am nächsten Morgen mit der Fähre nach Evia übersetzten wollen. Vorher haben wir aber mit unserer Gastgeberin (einer Exilfranzösin, die als Künstlerin und Innenausstatterin arbeitet) und deren Freunden einen feuchtfröhlichen Abend verbracht, so dass wir morgens um 7 ziemlich ermattet die dreieinhalb Kilometer zum Hafen schleichen.
Der leichte Wind auf der Fähre erfrischt uns aber langsam und wir kommen halbwegs regeneriert in Marmari an. Ein Bus nach Karistos, dem Ausgangspunkt unserer Tour, ist nicht in Sicht und fährt offenbar auch heute nicht mehr, daher sehen wir uns gezwungen, ein Taxi zu nehmen.
Gegen halb Zwölf sitzen wir in Karistos im Park vor der Kirche, haben Nahrungsmittel gekauft und bereiten uns mental auf die Besteigung des Mt. Oxi vor, der mit knapp 1400 Metern der dritthöchste Berg der Insel ist.

Das ist leider nur ein vorgelagerter Hügel...

Blick zurück nach Karistos

Relikte eines römischen Steinbruchs


Der Aufstieg läuft trotz etwa 37 Grad und ungünstig getimtem Start in der Mittagszeit ganz gut, nachdem wir die Ortschaft hinter uns gelassen haben, wird der Wind aber immer stärker. Dies ist zunächst angenehm, im weiteren Verlauf der Wanderung wird das gepäckbehaftete Klettern von Stein zu Stein auf dem streckenweise recht anspruchsvollen Pfad aber durch plötzliche Böen nicht einfacher. In jeder Senke steht die Luft, nassgeschwitzt setzt man sich dann mit tränenden Augen wieder dem Wind aus und fängt dabei sogar an, leicht zu frieren.


Nachher erfahren wir, dass die Windstärke unten im Ort zwischen 7 und 8 betrug, oben am Berg mit Sicherheit deutlich mehr. Wir sind deshalb irgendwann recht ermattet und als wir unterhalb des Gipfels eine Berghütte finden, beschließen wir, nach etwa neun Kilometern Aufstieg von 0 auf ca 1270 Meter, für die Nacht hier zu bleiben. Der Gipfel ist komplett in Wolken gehüllt und der Wind ist immer noch stark genug, um volle 1,5-Liter-Wasserflaschen vom Tisch zu fegen, so dass uns diese Entscheidung recht leicht fällt. Die Hütte ist abgeschlossen, wurde aber nach ihrer Fertigstellung offenbar nie in Betrieb genommen (ein Phänomen, dass uns in nächster Zeit noch öfters begegnen wird). Eine Wasserquelle sprudelt vor sich hin und nachdem wir das Zelt an Hütte und Geländer festgebunden haben, wird der Tag mit einem geruhsamen Abendessen und weitem Blick auf die Ägäis beschlossen.




Das Zelt hält sich trotz starker Böen hervorragend und relativ erholt starten wir am nächsten Tag gen Gipfel. Die Wolken sind dicht und der Wind nach wie vor heftig, so dass im teilweise weglosen Gelände die zur Markierung errichteten Steinhäufchen oft nur gerade so erkennbar sind.




erster Blick auf die Nordseite

durch den Wind und die Wolken ändert sich die Stimmung rasend schnell - aufgenommen innerhalb von 2 Minuten
Oben sind eine kleine Kapelle und die sogenannten dragon houses zu finden – Relikte eine frühen Kultur, deren Herkunft offenbar nicht zweifelsfrei geklärt ist (prägriechische Hirtenkultur, Arbeitsunterkünfte eines römischen Steinbruchs, Hera-Kultstätte).



Wir stiefeln ein wenig im Nebel umher und machen uns dann auf der anderen Seite an den Abstieg. Geplant ist, durch die Dimosari-Schlucht bis Kaliano-Beach abzusteigen und dort zu übernachten.
Der Abstieg eröffnet sehenswerte Panoramen und bald wechselt die Landschaft von eher kargen Felsen- und Buschregionen zu einer engen und gewundenen Schlucht, welche vor allem mit Platanen, Esskastanien und Steineichen bewachsen ist.




Dimosari-Schlucht
Am Eingang der Schlucht findet sich ein monumentales Steinportal, welches mit Bildtafel auf den Wanderweg hinweist (welcher auch durchgängig gut markiert ist). Wie auch am Vortag - und wie bei allen weiteren Wanderungen auf der Insel - treffen wir unterwegs außer ein paar Ziegen und Kleingetieren kein einziges Lebewesen. Der Grieche an sich wandert nicht, so sprach das Internet und es schien recht zu haben. Und da die Insel zu 95% nur von griechischen Festlandtouristen besucht wird, die sich vornehmlich in den häßlichen kleinen Badeorten an der (Süd-)Ostküste aufhalten, und August ohnehin nicht unbedingt die optimale Wandersaison ist, wandert hier halt auch sonst niemand. Wir begrüßen das natürlich.
Ein kleiner Fluß begleitet den Pfad und ergießt sich über Wasserfälle immer wieder in kleine Pools,
so dass die Wasserversorgung gesichert ist. Aufgrund der Ziegen (die auch in Skelettform am und im Wasser anzutreffen sind) entkeimen wir das Wasser, das ansonsten direkt aus dem Berg kommt und ziemlich sauber sein dürfte.


Blick zurück







„Kaliano Beach“ ist ein häßlicher Streifen schattenlosen Strandes ohne Trinkwasser und mit ziemlich viel Müll. Der Fluß, an dem wir tagsüber entlanggewandert sind, endet in einer schaumigen Sumpffläche neben einer Pferdekoppel und verspricht viel Spaß mit Mücken, so dass wir uns nach einem Bad im Meer und einer kleinen Rast widerwillig noch einmal aufrappeln um uns auf den Weg zur nächsten Bucht zu machen.
Schinodavlia Beach, von wo wir morgen die Dimitrios-Schlucht hinaufwandern wollen, liegt etwa 5km und einen knackigen Aufstieg entfernt, aber die Piste, welche die einzige Verbindung darstellt, ist wenigstens so gut wie nicht befahren.

da unten werden wir heute übernachten
Schinodavlia Beach erwartet uns erfreulicherweise auch mit einem kleinen Büdchen, an welchem wir zunächst ein paar eiskalte Biere zu uns nehmen und mit einem schnürsenkelverrückten Labrador-Welpen spielen, um dann doch recht ermattet zum Strand zu schleichen.

kalt und köstlich

Im Flussbecken finden sich neben allerlei Fischen auch Schildkröten

Hier stehen bereits ein paar Zelte (natürlich mit direkt daneben geparktem SUV), aber es ist genug Platz und weiter hinten gibt es sogar ein Toilettenhäuschen und einen Wasserhahn.

Sonnenaufgang...
Am nächsten Tag wird die Agios Dimitrios-Schlucht in Angriff genommen, ein imposantes Tal, welchem wir auf einem kleinen Pfad auf ca. 50-100 Meter Höhe am nördlichen Hang folgen. Auf der anderen Schluchtseite führt eine neugebaute Straße entlang. Die Fotos geben - wie so oft - die Weite und Tiefe der Schlucht leider nur sehr unzureichend wieder...
Hier soll es neben verschiedenen seltenen Schlangen- und Insektenarten auch Adler und Geier geben, wir sehen allerdings nichts dergleichen. Die Mittagshitze überbrücken wir auf einem kleinen Felsen im Schatten und erreichen etwa gegen drei Uhr den Ort Agios Dimitrios. Vorher waschen wir uns im eiskalten Fluß und füllen vorsichtshalber unsere Wasservorräte noch einmal auf.


irgendwo da oben verstecken sich die Geier...




Baden zwischen Kaulquappen

Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo)
Nach kurzem Scouting steht fest: es gibt keinen Laden im Ort. Nach längerwierigen Kommunikationsversuchen steht einige Zeit später weiterhin fest: die Ortschaft wird von keinem Bus angefahren. Dies ist insofern schlecht, als dass wir unsere Route eigentlich im mittleren Inselteil fortsetzten wollen. So bleibt nur die Wahl zwischen einer ca 16km-Wanderung durch karges Inselinneres zurück nach Marmari und einer Taxifahrt. In der Dorftaverne gelingt es uns, letzteren Wunsch verständlich zu machen und eine befreundete Taxifahrerin wird angerufen. Es erstaunt uns immer wieder auf Evia, dass sogar die jungen Leute häufig gar kein Wort englisch sprechen (also nicht einmal basics wie yes, no, bus oder water verstehen) – und das, obwohl sie ja auch irgendeine Form der Schulbildung genossen haben müssen und die ganze Zeit unsynchronisierte Ami-Serien im Fernsehen schauen. Aber zumindest guter Wille ist meistens da und so üben wir uns im Griechischen.
Die 25km-Taxifahrt nach Marmari bestätigt uns in der Entscheidung, nicht zurück gelaufen zu sein, die Landschaft hier im flacheren Inselinneren sieht aus wie die Wastelands aus Fallout 3 (ich hatte diesen Track im Vorfeld vorsichtshalber ausgearbeitet, aber schon die Google-Earth-Fotos ließen vermuten, dass man sich diese Region eher schenken sollte).
Eine weitere Ernüchterung folgt durch unsere Erkundigungen nach Busverbindungen gen Norden – es fahren zwei Busse von Marmari ab (5h morgens und 1h Mittags), beide erstmal zurück nach Karistos im Süden, von da dann nach Erétria. Von da soll nach ungewisser Zeit ein Bus nach Kymi fahren. Geschätzte Dauer laut Dame im Fährbüro: mindestens 6 Stunden reine Fahrtzeit.
Wir übernachten also in Marmari und verbringen den Rest des Tages damit, einen Mietwagen zu organisieren. Nicht nur, weil wir keine Lust haben, einen ganzen Tag mit Transfer zu verbringen und die ständigen Taxifahrten ziemlich ins Geld gehen - ich habe mir am ersten Tag beim Aufstieg eine Blase an der Ferse zugezogen, die ich jetzt, drei Tage später, beim besten Willen nicht mehr ignorieren kann. Kleinere Behandlungsmaßnahmen haben nicht gefruchtet und das Ding hat sich zu einer schwärenden, fünfmarkstückgroßen Masse rohen Fleisches verwandelt, der ich gerne ein wenig Ruhe gönne würde. Etwa neun Telefonanrufe später (seitens des Wohnungsvermieters, der Dame am Hafenbüro, von uns und von der Verkäuferin eines Trödelladens, in dem wir nach xy Fragen sollten) habe wir die vage Hoffnung, am nächsten Morgen einen Wagen zu bekommen. Wie wir später feststellen, mündeten die verschiedenen Nummern offenbar über Umwege alle bei der selben und einzigen Mietagentur der Südinsel...
Damit und mit einem Abendessen an der Promenade endet die Etappe Südevia und auch die Fortführung unserer ursprünglich geplanten Wanderroute.
Aus Gründen, die der aufmerksame Leser hier im Forum nachvollziehen kann, musste unsere Südseereise auf nächste Ostern vertagt werden, daher haben wir als Ausweichplan spontan beschlossen, nochmal nach Griechenland zu reisen.
Nach einiger Recherche haben wir uns für Euböa (griech.: Evia) entschieden. Nach Kreta die größte Insel des Landes, von Athen in anderthalb Stunden mit dem Bus erreichbar und trotzdem in seiner touristischen Entwicklung etwa 30 Jahre zurück. Berge wie im Schwarzwald und kleine Buchten wie an der Adria = wandern und schnorcheln - hörte sich gut an.
Ich habe dann versucht eine konsekutive Routenplanung zu erarbeiten, die uns an den interessanten Landschaftspassagen und möglichst allen der verschiedenen Vegetationszonen vorbeiführt. Wenn man dabei die Höhenmeter im Auge behält und versucht, möglichst jeden oder jeden zweiten Abend an einer Bucht oder einem kleinen Strand anzukommen, ist dies ziemlich tricky. Ich habe zwei Trailkomplexe erstellt, einen auf der Südinsel und einen im Mittelteil mit der Hauptgebirgsregion. Der Norden sollte spontan erkundet werden, der Transfer zwischen den Inselteilen via Bus erfolgen.
Teil I:
Nach der Ankunft am Athener Flughafen begrüßt uns zunächst ein heftiger Wolkenbruch, der sich dann aber zügig verflüchtigt. Den Abend verbringen wir in Rafina, von wo wir am nächsten Morgen mit der Fähre nach Evia übersetzten wollen. Vorher haben wir aber mit unserer Gastgeberin (einer Exilfranzösin, die als Künstlerin und Innenausstatterin arbeitet) und deren Freunden einen feuchtfröhlichen Abend verbracht, so dass wir morgens um 7 ziemlich ermattet die dreieinhalb Kilometer zum Hafen schleichen.
Der leichte Wind auf der Fähre erfrischt uns aber langsam und wir kommen halbwegs regeneriert in Marmari an. Ein Bus nach Karistos, dem Ausgangspunkt unserer Tour, ist nicht in Sicht und fährt offenbar auch heute nicht mehr, daher sehen wir uns gezwungen, ein Taxi zu nehmen.
Gegen halb Zwölf sitzen wir in Karistos im Park vor der Kirche, haben Nahrungsmittel gekauft und bereiten uns mental auf die Besteigung des Mt. Oxi vor, der mit knapp 1400 Metern der dritthöchste Berg der Insel ist.

Das ist leider nur ein vorgelagerter Hügel...

Blick zurück nach Karistos

Relikte eines römischen Steinbruchs


Der Aufstieg läuft trotz etwa 37 Grad und ungünstig getimtem Start in der Mittagszeit ganz gut, nachdem wir die Ortschaft hinter uns gelassen haben, wird der Wind aber immer stärker. Dies ist zunächst angenehm, im weiteren Verlauf der Wanderung wird das gepäckbehaftete Klettern von Stein zu Stein auf dem streckenweise recht anspruchsvollen Pfad aber durch plötzliche Böen nicht einfacher. In jeder Senke steht die Luft, nassgeschwitzt setzt man sich dann mit tränenden Augen wieder dem Wind aus und fängt dabei sogar an, leicht zu frieren.


Nachher erfahren wir, dass die Windstärke unten im Ort zwischen 7 und 8 betrug, oben am Berg mit Sicherheit deutlich mehr. Wir sind deshalb irgendwann recht ermattet und als wir unterhalb des Gipfels eine Berghütte finden, beschließen wir, nach etwa neun Kilometern Aufstieg von 0 auf ca 1270 Meter, für die Nacht hier zu bleiben. Der Gipfel ist komplett in Wolken gehüllt und der Wind ist immer noch stark genug, um volle 1,5-Liter-Wasserflaschen vom Tisch zu fegen, so dass uns diese Entscheidung recht leicht fällt. Die Hütte ist abgeschlossen, wurde aber nach ihrer Fertigstellung offenbar nie in Betrieb genommen (ein Phänomen, dass uns in nächster Zeit noch öfters begegnen wird). Eine Wasserquelle sprudelt vor sich hin und nachdem wir das Zelt an Hütte und Geländer festgebunden haben, wird der Tag mit einem geruhsamen Abendessen und weitem Blick auf die Ägäis beschlossen.




Das Zelt hält sich trotz starker Böen hervorragend und relativ erholt starten wir am nächsten Tag gen Gipfel. Die Wolken sind dicht und der Wind nach wie vor heftig, so dass im teilweise weglosen Gelände die zur Markierung errichteten Steinhäufchen oft nur gerade so erkennbar sind.




erster Blick auf die Nordseite

durch den Wind und die Wolken ändert sich die Stimmung rasend schnell - aufgenommen innerhalb von 2 Minuten
Oben sind eine kleine Kapelle und die sogenannten dragon houses zu finden – Relikte eine frühen Kultur, deren Herkunft offenbar nicht zweifelsfrei geklärt ist (prägriechische Hirtenkultur, Arbeitsunterkünfte eines römischen Steinbruchs, Hera-Kultstätte).



Wir stiefeln ein wenig im Nebel umher und machen uns dann auf der anderen Seite an den Abstieg. Geplant ist, durch die Dimosari-Schlucht bis Kaliano-Beach abzusteigen und dort zu übernachten.
Der Abstieg eröffnet sehenswerte Panoramen und bald wechselt die Landschaft von eher kargen Felsen- und Buschregionen zu einer engen und gewundenen Schlucht, welche vor allem mit Platanen, Esskastanien und Steineichen bewachsen ist.




Dimosari-Schlucht
Am Eingang der Schlucht findet sich ein monumentales Steinportal, welches mit Bildtafel auf den Wanderweg hinweist (welcher auch durchgängig gut markiert ist). Wie auch am Vortag - und wie bei allen weiteren Wanderungen auf der Insel - treffen wir unterwegs außer ein paar Ziegen und Kleingetieren kein einziges Lebewesen. Der Grieche an sich wandert nicht, so sprach das Internet und es schien recht zu haben. Und da die Insel zu 95% nur von griechischen Festlandtouristen besucht wird, die sich vornehmlich in den häßlichen kleinen Badeorten an der (Süd-)Ostküste aufhalten, und August ohnehin nicht unbedingt die optimale Wandersaison ist, wandert hier halt auch sonst niemand. Wir begrüßen das natürlich.
Ein kleiner Fluß begleitet den Pfad und ergießt sich über Wasserfälle immer wieder in kleine Pools,
so dass die Wasserversorgung gesichert ist. Aufgrund der Ziegen (die auch in Skelettform am und im Wasser anzutreffen sind) entkeimen wir das Wasser, das ansonsten direkt aus dem Berg kommt und ziemlich sauber sein dürfte.


Blick zurück







„Kaliano Beach“ ist ein häßlicher Streifen schattenlosen Strandes ohne Trinkwasser und mit ziemlich viel Müll. Der Fluß, an dem wir tagsüber entlanggewandert sind, endet in einer schaumigen Sumpffläche neben einer Pferdekoppel und verspricht viel Spaß mit Mücken, so dass wir uns nach einem Bad im Meer und einer kleinen Rast widerwillig noch einmal aufrappeln um uns auf den Weg zur nächsten Bucht zu machen.
Schinodavlia Beach, von wo wir morgen die Dimitrios-Schlucht hinaufwandern wollen, liegt etwa 5km und einen knackigen Aufstieg entfernt, aber die Piste, welche die einzige Verbindung darstellt, ist wenigstens so gut wie nicht befahren.

da unten werden wir heute übernachten
Schinodavlia Beach erwartet uns erfreulicherweise auch mit einem kleinen Büdchen, an welchem wir zunächst ein paar eiskalte Biere zu uns nehmen und mit einem schnürsenkelverrückten Labrador-Welpen spielen, um dann doch recht ermattet zum Strand zu schleichen.

kalt und köstlich

Im Flussbecken finden sich neben allerlei Fischen auch Schildkröten

Hier stehen bereits ein paar Zelte (natürlich mit direkt daneben geparktem SUV), aber es ist genug Platz und weiter hinten gibt es sogar ein Toilettenhäuschen und einen Wasserhahn.

Sonnenaufgang...
Am nächsten Tag wird die Agios Dimitrios-Schlucht in Angriff genommen, ein imposantes Tal, welchem wir auf einem kleinen Pfad auf ca. 50-100 Meter Höhe am nördlichen Hang folgen. Auf der anderen Schluchtseite führt eine neugebaute Straße entlang. Die Fotos geben - wie so oft - die Weite und Tiefe der Schlucht leider nur sehr unzureichend wieder...
Hier soll es neben verschiedenen seltenen Schlangen- und Insektenarten auch Adler und Geier geben, wir sehen allerdings nichts dergleichen. Die Mittagshitze überbrücken wir auf einem kleinen Felsen im Schatten und erreichen etwa gegen drei Uhr den Ort Agios Dimitrios. Vorher waschen wir uns im eiskalten Fluß und füllen vorsichtshalber unsere Wasservorräte noch einmal auf.


irgendwo da oben verstecken sich die Geier...




Baden zwischen Kaulquappen

Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo)
Nach kurzem Scouting steht fest: es gibt keinen Laden im Ort. Nach längerwierigen Kommunikationsversuchen steht einige Zeit später weiterhin fest: die Ortschaft wird von keinem Bus angefahren. Dies ist insofern schlecht, als dass wir unsere Route eigentlich im mittleren Inselteil fortsetzten wollen. So bleibt nur die Wahl zwischen einer ca 16km-Wanderung durch karges Inselinneres zurück nach Marmari und einer Taxifahrt. In der Dorftaverne gelingt es uns, letzteren Wunsch verständlich zu machen und eine befreundete Taxifahrerin wird angerufen. Es erstaunt uns immer wieder auf Evia, dass sogar die jungen Leute häufig gar kein Wort englisch sprechen (also nicht einmal basics wie yes, no, bus oder water verstehen) – und das, obwohl sie ja auch irgendeine Form der Schulbildung genossen haben müssen und die ganze Zeit unsynchronisierte Ami-Serien im Fernsehen schauen. Aber zumindest guter Wille ist meistens da und so üben wir uns im Griechischen.
Die 25km-Taxifahrt nach Marmari bestätigt uns in der Entscheidung, nicht zurück gelaufen zu sein, die Landschaft hier im flacheren Inselinneren sieht aus wie die Wastelands aus Fallout 3 (ich hatte diesen Track im Vorfeld vorsichtshalber ausgearbeitet, aber schon die Google-Earth-Fotos ließen vermuten, dass man sich diese Region eher schenken sollte).
Eine weitere Ernüchterung folgt durch unsere Erkundigungen nach Busverbindungen gen Norden – es fahren zwei Busse von Marmari ab (5h morgens und 1h Mittags), beide erstmal zurück nach Karistos im Süden, von da dann nach Erétria. Von da soll nach ungewisser Zeit ein Bus nach Kymi fahren. Geschätzte Dauer laut Dame im Fährbüro: mindestens 6 Stunden reine Fahrtzeit.
Wir übernachten also in Marmari und verbringen den Rest des Tages damit, einen Mietwagen zu organisieren. Nicht nur, weil wir keine Lust haben, einen ganzen Tag mit Transfer zu verbringen und die ständigen Taxifahrten ziemlich ins Geld gehen - ich habe mir am ersten Tag beim Aufstieg eine Blase an der Ferse zugezogen, die ich jetzt, drei Tage später, beim besten Willen nicht mehr ignorieren kann. Kleinere Behandlungsmaßnahmen haben nicht gefruchtet und das Ding hat sich zu einer schwärenden, fünfmarkstückgroßen Masse rohen Fleisches verwandelt, der ich gerne ein wenig Ruhe gönne würde. Etwa neun Telefonanrufe später (seitens des Wohnungsvermieters, der Dame am Hafenbüro, von uns und von der Verkäuferin eines Trödelladens, in dem wir nach xy Fragen sollten) habe wir die vage Hoffnung, am nächsten Morgen einen Wagen zu bekommen. Wie wir später feststellen, mündeten die verschiedenen Nummern offenbar über Umwege alle bei der selben und einzigen Mietagentur der Südinsel...
Damit und mit einem Abendessen an der Promenade endet die Etappe Südevia und auch die Fortführung unserer ursprünglich geplanten Wanderroute.
Kommentar