Tourentyp | |
Lat | |
Lon | |
Mitreisende | |
[ES] Mallorca - GR 222: Zu Fuß von Artà nach Lluc (+Via Verde)
Vorneweg...
Weitwandern auf Mallorca – da denken die meisten an den GR 221, jenen spektakulären Wanderweg, der die gesamte Tramuntana durchmisst. Zumindest im nördlichen Teil ist er durchgehend markiert und führt über die höchsten Pässe mit phantastischen Aussichten. Es gibt „Refugis“, in denen man günstig übernachten und essen kann. Zu Recht wird er immer beliebter, und in der Hochsaison kann man ihn fast als Wanderautobahn bezeichnen.
Ganz im Schatten des GR 221 steht der andere Weitwanderweg Mallorcas: Der GR 222. Er beginnt in Artà im Osten der Insel, führt im großen Bogen durch den nördlichen Teil des Gebirges Serra de Llevant, dann über die Zentralebene durch Santa Margalida und Inca zum Kloster Lluc, wo er mit dem GR 221 zusammentrifft.
Leider sind bisher nur drei Teilstrecken in der Serra de Llevant und das letzte kurze Stück von Caimari nach Lluc markiert. Besonders in der Zentralebene führt der projektierte Wegverlauf über weite Strecken durch privates Land. Die Eigentümer gewähren kein Durchgangsrecht.
Auch die Übernachtungssituation ist schwierig. Es gibt keine Refugis und fast keine Hotels am Weg. Bis vor kurzem existierte für die Zentralebene nicht mal eine Wanderkarte.
Auf der offiziellen Homepage des GR 222, betrieben vom Consell de Mallorca, wird vom Durchwandern der Zentralebene abgeraten. Auf Nachfrage gibt das Consell auch keinerlei Auskunft zu „legalen Umleitungen“ oder Hilfestellung zur Organisation von Fahrten und Übernachtungen.
Nun ja, ich wollte es trotzdem versuchen. Und nach langer Recherche und Unterstützung aus dem Mallorca-Forum hatte ich mir schließlich einen Plan gebastelt. Viele Taxi- und Busfahrten, Umwege über Asphalt, zum Teil an stark befahrenen Straßen.
Wichtig war das Buch „Wanderführer Mallorca: 60 einfache Wanderungen / 60 easy hikes. GR 221 - GR 222“ aus dem Alpina Verlag. Es enthält Wanderkarten für den gesamten GR 222 sowie eine kurze verbale Beschreibung, wie man legal durch die Zentralebene wandern kann. Auf dem Map Viewer der Alpina Homepage fand ich zudem den genauen Verlauf des projektierten GR 222, also den Wegverlauf wie er einmal gedacht war und realisiert werden sollte.
Sechs Tage hatte ich für die Strecke kalkuliert. Da ich mehr Zeit hatte, schob ich eine Etappe 0 davor, die mir für den Ankunftstag geeignet schien: Einen Teil der Via Verde, der zum Radweg umgestalteten Bahntrasse von Son Carrio nach Artà .
Etappe 0 - 2.10.2015: Son Carrio – Artà

Das ist ein guter Startpunkt für meine Wanderung. Passt zu mir.
Vier kaputte, über und über mit Graffiti beschmierte Triebwagen, die an der riesigen neu gebauten Wartungshalle am ehemaligen Bahnhof von Son Carrio vor sich hin verrotten.
Ein schöner Gegensatz zur piksauberen Via Verde, wo man alles, was noch an die Bahn erinnerte, zu eliminieren versuchte.
Es ist schwülheiß und etwas bedeckt, 12 Uhr mittags, High Noon. Also Rucksack geschultert, das obligatorische Startfoto und los geht’s. Endlich wieder Wandern!
Zwar nur auf dem breiten, ebenen Radweg, aber immerhin.
„Die Via Verde ist das Langweiligste, was ich mir vorstellen kann“, wurde ich im Vorfeld gewarnt. Sicher nicht das, was man sich unter einem Wanderabenteuer vorstellt. Aber die Landschaft ist nett, kein Straßenlärm, keine Orientierungsprobleme. Man kann einfach vor sich hin trotten, ein meditatives Gehen.



Bis zur Stilllegung 1977 rollten hier Züge. 2010 sollte die Strecke wieder aufgebaut werden. Es wurden Bahnhöfe renoviert, Wartungshallen gebaut. Wie so oft, die Kosten explodierten. Die neue Regierung stoppte das Projekt, investierte jedoch weitere 4,3 Millionen Euro für den Umbau in die Via Verde. Ich laufe auf dem teuersten Radweg der Welt!
Laut Mallorca Magazin wurden 4800 Bäume und 15200 Pflanzen entlang der Strecke gesetzt. Dazu sechs Ruhe- und Picknickzonen gestaltet.
Eine davon erreiche ich gerade. Nett eingerichtet mit Fahrradständern und Tischen und Bänken. Aber, oh Gott, dieser und auch die folgenden Rastplätze sind - mitten in der Pampa - video-überwacht! Klar, die Terroristen sind überall.

Rastplatz mit Video-Überwachung

Weiter geradeaus

Immer wieder weisen Informationstafeln auf Pflanzen und Tiere hin, die in dieser Gegend vorkommen sollen. Neben dem Igel und einigen Vögeln ist auch die griechische Landschildkröte genannt, die ich nur allzu gern mal „in freier Wildbahn“ sehen würde.

In Son Servera habe ich die Hälfte meines Weges geschafft. Nun führt die Strecke für knapp zehn Kilometer weitab von Straßen und Dörfern nach Artà. Radfahrer kommen mir mehrfach entgegen, Wanderer sehe ich keine. Kurz vor dem Ziel passiere ich die zweite große Wartungshalle, verloren in der Landschaft. Im Gegensatz zu der in Son Carrio ist sie im Rohbau stecken geblieben. Ob noch jemals etwas damit geschieht?
Nach 17,5 Kilometer und genau drei Stunden Laufzeit erreiche ich den alten Bahnhof von Artà . Ich laufe durch die Fußgängerzone Richtung Rathaus, wo ich mein Hotel für die nächsten drei Nächte finde.
Die freundliche deutschsprachige Chefin erwartet mich schon. Im Vorfeld hatte ich sie gefragt, ob sie mir bei der Organisation der Taxifahrten helfen könne, was sie sofort zugesagt hatte.
Nachdem ich mein Zimmer bezogen habe kommt der Taxifahrer Pep vorbei, und wir besprechen die Routen. Mit der Chefin als Dolmetscher klappt das wie am Schnürchen. Ich habe ein gutes Gefühl für die nächsten Tage.
Nach der Dusche genieße ich den spektakulären Blick von der Dachterrasse des Hotels auf Artà bevor ich mir eine Pizza in der wuseligen Altstadt gönne.
Vorneweg...
Weitwandern auf Mallorca – da denken die meisten an den GR 221, jenen spektakulären Wanderweg, der die gesamte Tramuntana durchmisst. Zumindest im nördlichen Teil ist er durchgehend markiert und führt über die höchsten Pässe mit phantastischen Aussichten. Es gibt „Refugis“, in denen man günstig übernachten und essen kann. Zu Recht wird er immer beliebter, und in der Hochsaison kann man ihn fast als Wanderautobahn bezeichnen.
Ganz im Schatten des GR 221 steht der andere Weitwanderweg Mallorcas: Der GR 222. Er beginnt in Artà im Osten der Insel, führt im großen Bogen durch den nördlichen Teil des Gebirges Serra de Llevant, dann über die Zentralebene durch Santa Margalida und Inca zum Kloster Lluc, wo er mit dem GR 221 zusammentrifft.
Leider sind bisher nur drei Teilstrecken in der Serra de Llevant und das letzte kurze Stück von Caimari nach Lluc markiert. Besonders in der Zentralebene führt der projektierte Wegverlauf über weite Strecken durch privates Land. Die Eigentümer gewähren kein Durchgangsrecht.
Auch die Übernachtungssituation ist schwierig. Es gibt keine Refugis und fast keine Hotels am Weg. Bis vor kurzem existierte für die Zentralebene nicht mal eine Wanderkarte.
Auf der offiziellen Homepage des GR 222, betrieben vom Consell de Mallorca, wird vom Durchwandern der Zentralebene abgeraten. Auf Nachfrage gibt das Consell auch keinerlei Auskunft zu „legalen Umleitungen“ oder Hilfestellung zur Organisation von Fahrten und Übernachtungen.
Nun ja, ich wollte es trotzdem versuchen. Und nach langer Recherche und Unterstützung aus dem Mallorca-Forum hatte ich mir schließlich einen Plan gebastelt. Viele Taxi- und Busfahrten, Umwege über Asphalt, zum Teil an stark befahrenen Straßen.
Wichtig war das Buch „Wanderführer Mallorca: 60 einfache Wanderungen / 60 easy hikes. GR 221 - GR 222“ aus dem Alpina Verlag. Es enthält Wanderkarten für den gesamten GR 222 sowie eine kurze verbale Beschreibung, wie man legal durch die Zentralebene wandern kann. Auf dem Map Viewer der Alpina Homepage fand ich zudem den genauen Verlauf des projektierten GR 222, also den Wegverlauf wie er einmal gedacht war und realisiert werden sollte.
Sechs Tage hatte ich für die Strecke kalkuliert. Da ich mehr Zeit hatte, schob ich eine Etappe 0 davor, die mir für den Ankunftstag geeignet schien: Einen Teil der Via Verde, der zum Radweg umgestalteten Bahntrasse von Son Carrio nach Artà .
Etappe 0 - 2.10.2015: Son Carrio – Artà

Das ist ein guter Startpunkt für meine Wanderung. Passt zu mir.
Vier kaputte, über und über mit Graffiti beschmierte Triebwagen, die an der riesigen neu gebauten Wartungshalle am ehemaligen Bahnhof von Son Carrio vor sich hin verrotten.
Ein schöner Gegensatz zur piksauberen Via Verde, wo man alles, was noch an die Bahn erinnerte, zu eliminieren versuchte.
Es ist schwülheiß und etwas bedeckt, 12 Uhr mittags, High Noon. Also Rucksack geschultert, das obligatorische Startfoto und los geht’s. Endlich wieder Wandern!
Zwar nur auf dem breiten, ebenen Radweg, aber immerhin.
„Die Via Verde ist das Langweiligste, was ich mir vorstellen kann“, wurde ich im Vorfeld gewarnt. Sicher nicht das, was man sich unter einem Wanderabenteuer vorstellt. Aber die Landschaft ist nett, kein Straßenlärm, keine Orientierungsprobleme. Man kann einfach vor sich hin trotten, ein meditatives Gehen.



Bis zur Stilllegung 1977 rollten hier Züge. 2010 sollte die Strecke wieder aufgebaut werden. Es wurden Bahnhöfe renoviert, Wartungshallen gebaut. Wie so oft, die Kosten explodierten. Die neue Regierung stoppte das Projekt, investierte jedoch weitere 4,3 Millionen Euro für den Umbau in die Via Verde. Ich laufe auf dem teuersten Radweg der Welt!
Laut Mallorca Magazin wurden 4800 Bäume und 15200 Pflanzen entlang der Strecke gesetzt. Dazu sechs Ruhe- und Picknickzonen gestaltet.
Eine davon erreiche ich gerade. Nett eingerichtet mit Fahrradständern und Tischen und Bänken. Aber, oh Gott, dieser und auch die folgenden Rastplätze sind - mitten in der Pampa - video-überwacht! Klar, die Terroristen sind überall.

Rastplatz mit Video-Überwachung

Weiter geradeaus

Immer wieder weisen Informationstafeln auf Pflanzen und Tiere hin, die in dieser Gegend vorkommen sollen. Neben dem Igel und einigen Vögeln ist auch die griechische Landschildkröte genannt, die ich nur allzu gern mal „in freier Wildbahn“ sehen würde.

In Son Servera habe ich die Hälfte meines Weges geschafft. Nun führt die Strecke für knapp zehn Kilometer weitab von Straßen und Dörfern nach Artà. Radfahrer kommen mir mehrfach entgegen, Wanderer sehe ich keine. Kurz vor dem Ziel passiere ich die zweite große Wartungshalle, verloren in der Landschaft. Im Gegensatz zu der in Son Carrio ist sie im Rohbau stecken geblieben. Ob noch jemals etwas damit geschieht?
Nach 17,5 Kilometer und genau drei Stunden Laufzeit erreiche ich den alten Bahnhof von Artà . Ich laufe durch die Fußgängerzone Richtung Rathaus, wo ich mein Hotel für die nächsten drei Nächte finde.
Die freundliche deutschsprachige Chefin erwartet mich schon. Im Vorfeld hatte ich sie gefragt, ob sie mir bei der Organisation der Taxifahrten helfen könne, was sie sofort zugesagt hatte.
Nachdem ich mein Zimmer bezogen habe kommt der Taxifahrer Pep vorbei, und wir besprechen die Routen. Mit der Chefin als Dolmetscher klappt das wie am Schnürchen. Ich habe ein gutes Gefühl für die nächsten Tage.
Nach der Dusche genieße ich den spektakulären Blick von der Dachterrasse des Hotels auf Artà bevor ich mir eine Pizza in der wuseligen Altstadt gönne.
Kommentar