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Eine kurze Suche hat ergeben, dass Armenien & Georgien hier unter Europa zählt. Soll also dieser Bericht auch so eingeordnet werden. Mehr Bilder hier ...

Es war der dritte Anlauf zu einer Reise in den Kaukasus. Zweimal bin ich an meiner mangelnden Courage gescheitert. Es ging mit dem Flugzeug nach Tiblissi, wo direkt vor dem Flugplatz die Tour begann. Anne und Detlef aus Rudolstadt sowie ich haben in Armenien den Sevan-See umrundet und sind dann wieder zurück über den Kleinen Kaukasus nach Georgien. Höhepunkt war der Aufstieg nach Swanetien.
„Es kommt nicht auf die Leistung, sondern auf das Erlebnis an.“ – Anderl Heckmair
18.6.2016 Georgische Straßenhölle
Alle unsere Fahrräder wurden noch einmal von Bodo Wenzel aus Cumbach in Schuss gebracht, “sie schnurren wie die Kätzchen.” Aber die Räder mussten von uns für den Flugzeugtransport wieder kaputt gemacht werden. Heiner weiß, wovon ich erzähle. Aber alles lief gut, wir brauchten noch nicht einmal Luft aus den Reifen rauszulassen. Anne und Detlef wurden für ihre Kartonverpackung gelobt, mein bisschen Knallfolie um die kritischen Stellen am Rad wurde mit einer speziellen Sperrgepäckwanne gewürdigt. Alles ist gut in Tiblissi angekommen. Es war gegen 5 Uhr in der Früh, die LH 2556 hatte ein bisschen Verspätung, in Düsseldorf war Gewitter. Ein Cabincrew-Mitglied kam deshalb am Startort MUX verspätet an, so hängt eben Alles mit Allen zusammen. Eine sehr kurze Nacht, der Flug dauerte 3 1/2 Stunden.
Endlich rollten wir los. Ich hatte mir in Google-Earth einen schnellen Weg raus aus der Stadt Tiblissi in Richtung Grenzübergang nach Armenien in Sadakhlo erkundet. Der erste Spezialabschnitt eine Eisenbahnbrücke über den Mtkvari-Fluss in Tiblissi fanden wir leicht, der Feldweg parallel zu einer Eisenbahnlinie zu einem Stausee wurde verpasst.

Georgische Straßenhölle bei Kumisi
Wir landeten auf einer Hauptstraße nach Marneuli in der georgischen Straßenhölle. Die Hölle setzte sich aus einer großen Hitze, viel Verkehr mit Abgasen, die jedem VW zur Ehre gereicht hätten. All das macht Durst. Das Hupen war in der Regel ein freundlicher Gruß an den Radler. Mir fällt der stetige Aufstieg extrem schwer, ich brauche bestimmt noch vier Tage, um mich einzurollern. Meine Freunde sind aber sehr tolerant.
Wir sind jetzt noch in Georgien nur 10 km von der Grenze zu Armenien entfernt, aber in Dörfern mit aserbaidschanischer Bevölkerung. In der letzten Kneipe spielten Alle zum schwarzen Tee engagiert Domino. Unser Platz zum Zelten zeichnet sich durch perfekte Logistik aus. Die Aseris bedienen uns auch mit einem Bier zum köstlichen Schaschlik. Wir dürfen die Zelte direkt im Garten aufbauen und die Dusche benutzen. Der Höhepunkt des Abends war der Auftritt eines Gopuz-Spielers in einer Männerrunde an unserem Nachbartisch.

Gopuz-Spieler und großer Sänger
19.6.2016 Armenische Klosterstraße
Die erste Frage an der armenischen Grenzkontrolle durch einen jungen Grenzschützer mit russischer Generalsmütze war: “Kommen sie aus Aserbaidschan?” Ich verstand nur Aschenbecher!

Der Fluss Debed
Wir radeln jetzt in der Schlucht des Debed, der sich mit reißender trüb brauner Strömung präsentiert.
Zwischendurch ein kleiner Regenschauer. Wir fanden Unterstand bei einem Gewerbegelände, der Wächter Agronom Haik holte uns in seine kleine Pförtnerloge und kochte uns einen Espresso. Er war sehr politisch bewandert und interessiert. Deutschland hätte eine wichtige und gute Industrie, nur die Politik der Angela Merkel sei fragwürdig bei den Asylanten.
Hier befinden sich einige berühmte armenische Klöster, leider immer 400 Höhenmeter über dem Fluss auf einer Felsterasse aus erkalteter Lava. In Akhtala wollte keiner von uns Männern hoch zur Burg und dem Kloster, das UNESCO-Weltkulturerbe Haghpat habe nur ich abgewählt. Ich komm’ nicht hoch! Noch nicht. Während Anne und Detlef sich im Kloster geistig erbauen, erforsche ich die Welt der armenischen Käsesorten.

Meine erste Kostprobe der armenischen Küche
Zum Bier bestellte ich eine Käseplatte mit Lavash, dem dünnen Fladenbrot. Es war aber noch ein Bisschen Stör, das Madlotschka sagte “Sterlett”, vom Vorabend übrig … ich durfte kosten. Sehr gut!
Das Städtchen Alaverdi ist geprägt durch die Kupferhütte. Hier wird schon seit über hundert Jahren Kupfer verhüttet. Interessant ist die Verlegung des Fabrikschlots hoch auf den Berg.

Küpferhütte in Alaverdi
In Alaverdi sprach uns ein pisatelj, ein Schriftsteller an. Der kriegte dann einen Anschiss, da er sich mit uns russisch unterhielt. Sonst haben wir aber überhaupt kein Problem, die russische Sprache zur Verständigung zu nutzen. An dem armenischen Wort für “Danke” zerbreche ich mir die Zunge - „շնորհակալություն, schnorrhakalutsjun“.

Im Canon des Debed
20.6.2016 Die Gegend um Wanadsor
Die heutige Etappe war zünftig, sie führte nach Wanadsor und einige weitere hundert Höhenmeter zu einem Gartenrestaurant, wo wir zelten dürfen. Es sind nur 49 km zusammen gekommen.

Die Schwarze Kirche, die Gottesmutterkirche (Սուրբ Աստվածածին) in Wandsor
Der Besuch einer armenischen Kirche in Wanadsor mit der Spende von ein paar Kerzen für unsere gute Reise war ein weiterer kultureller Höhepunkt. Es war die „Schwarze Kirche“, gewidmet der Mutter Gottes. Bis 1828 bestand in Wanadsor eine Schwarze Kirche, an deren Stelle 1831 dieser Neubau errichtet wurde.

Kaffeehändler
Detlef legt großen Wert auf seinen morgendlichen Kaffee. Hier entdeckten wir einen Händler, der frische Bohnen uns auf die hiesige Art ganz fein als Pulver mahlte und verkaufte. Die Armenier sind als Kaffeehändler berühmt. Johannes Theodat (auch Johannes Diodato, eigentlich Owanes Astouatzatur) (* um 1640 in Istanbul; † 1725 in Wien) war ein armenischer Handelsmann und Kurier. Er war der Besitzer des ersten Wiener Kaffeehauses. Carl Tchilling-Hiryan (eigentlich Tchilinghiryan, * 1910; † 1987 in Hamburg) war ein Kaufmann und Unternehmer armenischer Abstammung. Gemeinsam mit Max Herz gründete er 1949 die Firma „Frisch-Röst-Kaffee Carl Tchilling GmbH“, den heutigen Tchibo-Konzern.

Sie brennen für das Heil unserer Reise
Am Ortsausgang hat uns ein ein mächtiges Gewitter mit Hagel erwischt, durch die pomana in der Schwarzen Kirche in Form von einigen Kerzen aber mit guter Logistik in Form eines Minimarkts. Dorthin flüchteten auch die Bauarbeiter, die von der letzten Überschwemmung die Reste von Schlamm und Geröll von der Straße weg schaufelten. Alles für die Katz, nach nur einer Minute tat sich wieder eine Sintflut auf und spülte neuen Schlamm und Steine auf die A330, eine wichtige Fernverkehrsstraße in Armenien. Nach einer Stunde konnten wir weiter strampeln bis zu unserem jetzigen hervorragendem Platz zum Zelten, der uns mit diversen Köstlichtkeiten wie hausgemachte Sahne überrascht hat. Wir durften die Schaschlikküche Armeniens gut ausprobieren. Kurz vor Vanadzor bei einer jungen Familie gab es einen Lammschaschlyk mit diversen Gemüsen. Hier bekamen wir was vom Schwein, für jeden ein kleines Kotelett und Rippchen. Dazu hat der russische Wodka mit dem Namen “Unser Wodka, eure Lieder” sehr gut geschmeckt.

Die Anlage, wo unsere Zelte standen
21.6.2016 Die erste Herausforderung
Wir sind immer noch am Aufstieg zum armenischen Hochland rund um den Sevan-See. Der liegt auf knapp 2000 m Höhe. Die Straße führte uns schon einmal auf eine solche Hochebene mit grünen Matten. Es ist eine Viehzüchtergegend.

Die Gegend um Lermontovo
Einige der Dörfer tragen russische Namen wie Lermontovo oder Semjonovka, laut Reiseführer sollen es Molokaner sein. Die Molokanen (rus. Молока́не, arm. Մոլոկաններ), übersetzt Milchtrinker, weil sie an den Fastentagen Milch zu sich nehmen, sind eine Gemeinschaft des spirituellen Christentums, die sich von der Russisch-Orthodoxen Kirche getrennt hat.

Am Sevan-Pass (2114 m)
Unsere größte Herausforderung war die Passauffahrt von Dilidschan (armenisch Դիլիջան, auch Dilijan) aus, ca. 7 % über 20 km. Wir haben uns verabredet, dass wir am Pass zelten werden. Ich war fix&fertig oben, noch nicht einmal der domaschno wino hat mir geschmeckt. Vom Pass aus kann man den Sevan-See sehen, besonders beeindruckend beim Pullern nachts im Mondenschein. Ich war aber zu schwach, die Photoausrüstung für Nachtaufnahmen aufzubauen.

Dorf der Molokaner

Die Umrundung des Sewan ist gestartet
Was bei uns das schlimmste Unkraut ist, diese hohen Dolden aus dem Kaukasus, die diverse allergische Reaktionen auf der Haut hervor rufen, die Strunke der Pflanzen nutzen die Armenier hier zum Einlegen in eine milde Essigessenz und wir kriegen das hier immer als Gemüsebeilage. Man kann es aber nur durchkauen, die Strunke sind wie sehr holziger Spargel.

Die Strunke sind wie sehr holziger Spargel
22.6.2016 Am Sevan-See: Der Wind kommt von vorn
Es musste passieren, wir haben uns getrennt. Mit meinen 60 Jahren muss ich keinen asketischen Zelturlaub machen, wo das Land Armenien so viele schöne Spezereien bereithält. Ich hatte schon im Plan mir das gute Hotel “Tufenkian Avan Marak Tsapatagh Hotel” ausgesucht, um den Aufstieg zur blauen Perle von Armenien gebührend zu feiern. Ich habe mir hier für knapp 50€ ein Zimmer genommen und spektakulär gut gegessen. Ich werde sicher die Umrundung des Sevan-Sees fortsetzen und dann auch wieder zelten.

Der Wind kommt von vorn
Es ist eine verkehrsarme ordentlich asphaltierte Straße durch eine blühende Steppe bisher, aber mit großem Gegenwind. Hier im Hotel ist ein älteres Paar aus den Niederlanden. Die Holländer besuchen, wie jedes Jahr, auf einer Rundreise durchs Land ihre 16 armenischen Patenkinder. Der Mann sagte aber, dass die gefällige Straße bald vorüber sei, sie würden mit einem Lada für die nächsten 30 km 50 min brauchen. Einige der 3000er Berge, die den Sevan-See umkränzen, tragen noch Schnee.
23.6.2016 Die Steppe blüht

Die Steppe blüht: Das Wardenisgebirge (armenisch Վարդենիսի լեռնաշղթա)
Rund um den Sevan-See ist alles eine blühende Steppe. Der Sevan ist Nationalpark, wirklich nur der See. Direkt am Ufer, was dann auch die Nationalparkgrenze ist, gibt es ein paar Kieferngestrüppe. Ein wenig in der Struktur des Bewuchses sind noch die Felder des Kolchos zu erkennen, aber praktisch sind die Felder verwildert. Ganz hinten bei Geghamasar sind noch ein paar Mähhechsler aus der DDR im Einsatz, machen wohl aber nur ein Bisschen Heu. Doch die vielen Stauden von bunten Blüten beeindrucken den gegen den Wind kämpfenden Radler. Er kann so immer mal wieder zum Bilder machen verschnaufen.

Die Erzbahn
Immer wieder ist hier hinten Militär unterwegs. In Geghamasar komme ich beim Bier mit den Soldaten ins Gespäch. „Wir sind hier im Krieg!“ Die Grenze zu Berg-Karabach ist von hier nur 40 km weg. Der Erzzug fährt zu einem Goldbergwerk oben am Zod-Pass, das ist die Grenze zu Azerbaidshan – Bergkarabach. Nach einigen Schleifen durch das arme Dorf Norakert erreiche ich wieder eine halbwegs asphaltierte Straße an einer Tankstelle bei Tsovak.

Die Straßen sind hier rauh
Die Säulen haben bereits ausgedient. Doch es gibt einen Tankwart, der hört gerade in seiner Bude von Queen “We will rock you”, als ein 1500er Moskvich vorfährt. Hinten sitzen drei Generationen Frauen, vorn zwei kernige Kaukasier. Sie erhalten nach meiner Schätzung 10 Liter vom Kessel in eine Kanne gezapft. Die werden mit einem Trichter in den Benzineinlass hinter dem Nummernschild am Heck eingelassen. Der nächste Kunde dieser “Tankstelle” lädt mich in sein Restaurant um die Ecke ein. Es wird Fisch geben.

Ausgedient
24.6.2016 Dreimal gehupt, ist auch gebetet
Hinter Martuni konnte ich einen schönen Kiefernhain zum Boofen finden. Die unzähligen Mücken schienen aber nicht stechen zu wollen. Es sind hier einige europäische Reiseradler unterwegs. Gestern habe ich drei Österreicher getroffen, die Martuni über den Selim-Pass erreicht haben. Sie hätten unten im Araks-Tal schon 46 Grad gehabt. Wir trafen schon drei Polen und zwei deutsche Hotel-Radler.

Die Fischer sind am Morgen draußen
Am Morgen sind einige Fischer auf dem See unterwegs, um ihre Reusen einzuholen. Die endemische Sewan-Forelle (Salmo ischchan, armenisch Ischchan իշխան) dürfen sie nicht fangen, sie steht im Nationalpark unter Schutz.

Kirchlein bei Lanjaghbyur Լանջաղբյուր
Ich wunderte mich bisher, dass es praktisch keine Dorfkirchen gibt. Jetzt konnte ich ein klitze kleine Kirche am Wegesrand besuchen, überaus ausgeschmückt mit vielen Votivgaben in Form von Bildern.

Die nötige Demut wird vom Besucher durch den niedrigen Zugang abgefordert. Der moderne Armenier hupt im Vorbeifahren dreimal. Die berühmten Sevan-Klöster z.B. Hayravank sind schon seit dem 19. Jhdt. aufgelöst, dort scheint es keine Gottesdienste oder ähnliches zu geben.

Rundherum viele Chatschkare
Ein Chatschkar ist eine Stele, ein Monolith mit eingravierten Kreuzen, Weintrauben, Ranken und Schriftzeichen. Chatschkare sind Gedächtnis-Monumente und künstlerische Objekte ganz besonderer Art. Besonders reich mit solchen Gedächtnissteinen ist der große antike Friedhof von Noratus ausgestattet.

Chatschkare am Kloster Hayrvank (Հայրավանք)
Jetzt kurz vor Sevan habe ich meine Freunde zum Mittagsmahl wieder getroffen. Wir werden das Gebiet des Sevan verlassen und auf unterschiedlichen Wegen den weiten Weg zur georgischen Grenze suchen. Das sind aber bestimmt noch vier Tagesetappen. In Tsaghkunk hat die Pannenhexe mich erwischt. Die drei Groschen für die Kerzen in Hayravank waren wohl zu knapp im Auge des Herrn. Doch hier gibt es feines kleines Hotel.
Es war ein ganz kleines zartes Lämmchen, immer nur ein Bisschen an den Rippen und am Kotelett, aber wunderbar. Es war zubereitet nach Art des Ortes Tsaghkunk mit diversen gegrillten Gemüsen und Gewürzen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich in diesem edlen Restaurant diese Köstlichkeit korrekt mit den Fingern zu mir nehmen durfte. Aber es gilt wie immer, hier kennt mich ja keiner. Dazu trank ich einen trockenen weißen Wein (domaschno vino), großartig. Der Abschluss ist gerade ein Cognac, auch hier meinte der junge Kellner, dieses göttliche Getränk sei domaschno.
25.6.2016 Auf kleinen Straßen
Ich konnte gestern noch mit zwei avantgardistischen Polen, Darek & Robert, Segler und Reisende überall auf der Welt, die allgemeinen Weltengänge diskutieren. Der Ausgangspunkt war ihre Frage nach meiner Meinung zum Brexit. Ich wusste da noch nix vom Ergebnis des Referendums. Statt “Es fügt sich!” viel mir in Englisch nur ein “I have no idea.” Darek schenkte immer wieder vom guten Roten ein, der ließ uns den Diskussionsfaden immer weiter spinnen. Zum Abschluss konnte ich sie noch zu dem göttlichen hausgemachten Cognac überreden. Es war ein schöner Abend.

Canon des Hrazdan-Flusses bei Karenis
Ich habe mich entschieden nun auf kleinen Straßen im Tal des Hrazdan meinen Weg zu finden. Das funktionierte auch recht gut, bis ich die Talstraße in der Stadt Hrazdan (armenisch Հրազդան) verpasste. Im Dörfchen Solak zeigte mir dann endlich Einer den schmalen Hirtenpfad tief hinunter in die Schlucht zu einer kleinen Brücke über den Hrazdan-Fluss. Er meinte: “Eto Problem!” Ich bin dann noch eine gute halbe Stunde durch die Gässchen im Dorf geschoben, um wieder zurück zur Dorfstraße zu gelangen. Diese Landstraße führte dann durch einen armenischen Garten mit Erdbeer- und Gemüsefeldern permanent bergab, es war eine Lust zu pedalieren. An einer Kreuzung fragte ich den Chef einer Bäckerei, ob die gigantische Fabrik oben am Berg noch produziere. “Da, armatury.” Diese Fabrik muss wohl zu Sowjetzeiten die Armaturen für das ganze Reich produziert haben.

Zone zur Erhohlung - es dubelt der Schaschlik-Grill
Ashtarak (Աշտարակ) liegt zu beiden Seiten einer recht tiefen Schlucht, die der Fluss Kasakh in das Lava-Gestein gefräst hat. Es gibt eine alte Steinbrücke über den Fluss. Diese älteste und im Mittelalter einzige Brücke der Stadt aus dem Jahr 1664 besteht aus drei unterschiedlich hohen Spitzbögen und liegt an einer scharfen Flussbiegung, wo sie vor hohen Fluten geschützt war. Dort an der schönsten Stelle der Stadt befindet sich eine “Zone zur Erholung”, ohne Kommerz - unglaublich. Die Leute bringen ihr Fleisch, überall brennen die Schaschlyk-Roste, es wird Domino und Schach gespielt. Einer versucht aus dem recht reißendem Fluss mit einem kleinen Netz an einer Angel Fische zu fangen, ich konnte keinen Erfolg beobachten.

Angler am Flus Kassagh (armenisch Քասաղ)
26.6.2016 Die Steppe ist verblüht

Das Wahrzeichen - der Berg Ararat
In Ashtarak fand ich ein wunderbares Privatquartier. Die Gastfamilie verabschiedete mich herzlich mit einem großen Beutel voll Aprikosen. Diese Aprikosen sind hier eine große Köstlichkeit. Die Aprikose war in Armenien schon in der Antike bekannt und wird dort schon so lange angebaut, dass häufig angenommen wird, dass dies ihre ursprüngliche Heimat sei. Nicht umsonst steht das Orange in der Nationalflagge Armeniens für diese typische Frucht des Landes, „das kreative Talent und die hart arbeitende Natur der armenischen Bevölkerung“ (Zitat aus der Verfassung Armeniens).
Gestern Abend im Fernsehen wurde eine armenisch-römische Kirchenfeier ausgestrahlt, wenn ich es richtig verstand, ist gerade der Papst Franziskus in Armenien zu Besuch. Der Konvoi aus lauter schneeweißen G-Klasse-Modellen mit Polizeischutz war wohl der Konvoi des Papstes auf dem Weg nach Giumri (Գյումրի). Beim Wiedertreffen auf ihrem Rückweg habe ich meine Mütze gezogen, die Fahrer haben den Pilger zumindest mit einem freundlichen Hupen respektiert.

Denkmal für den Aufstand von Van 1915: Dieses Denkmal wurde in den 80igern von der reichen armenischen Diaspora gestiftet. Die andere Hälfte soll in den USA stehen.
Seit heute morgen ist kein Wölkchen am Himmel. Vom westlichen Himmel grüßt der Ararat-Gipfel. Die Straße nach Giumri (Գյումրի) führt permanent und schnurgerade bergauf. Rechts und links gibt es eine Reihe von antiken und modernen Denkmalen.

Eine alte Karawanserei an der Seidenstraße - im Hintergrund immer noch der Gipfel des Ararat
Zum Glück weht ein leichtes Lüftchen, doch schon bald merke ich - das wird so nichts. Ich muss mir morgen einen Transport mit einem Autobus oder ähnlichem besorgen. Ich bin jetzt wieder ca. 1600 m hoch, weiter unten ist die Steppe schon trocken, gelb und verblüht.
27.6.2016 Die Steppe blüht wieder

Hier erbarmte sich der Op' meiner
Die Herausforderungen setzen sich fort, hinüber nach Maralik (Մարալիկ) , über einen Bergzug knapp an die 2000m-Marke Aber ein Op’ mit seinem Shiguli erkannte meine Sachlage und schnallte mein Rad auf sein Dach und schaffte mich auf den Berg. Mir war aber klar, dass ich es weiter nicht schaffen werde. So war ich froh, als ich an einer Raststätte in Maralik eine georgische Marschrutka nach Akhakalaki (georg. ახალქალაქი) fand. Ruck zuck schnallte der Chauffeur mein Rad wieder auf das Dach seines FORD Transit und ich war Teil des Teams für einen Wahnsinnsritt über die Piste nach Georgien. Einer der Passagiere machte an der Grenze Probleme wegen 50$, ich habe keine Idee, was die Lösung war und was er büßen musste … nach knapp einer Stunde ging es weiter. Mich kostete diese Fahrt 20 Georgische Lari (entspricht ca. 5€).
Das war der Abschnitt in Armenien. Demnächst weiter in Georgien ... bleibt neugierig!

Es war der dritte Anlauf zu einer Reise in den Kaukasus. Zweimal bin ich an meiner mangelnden Courage gescheitert. Es ging mit dem Flugzeug nach Tiblissi, wo direkt vor dem Flugplatz die Tour begann. Anne und Detlef aus Rudolstadt sowie ich haben in Armenien den Sevan-See umrundet und sind dann wieder zurück über den Kleinen Kaukasus nach Georgien. Höhepunkt war der Aufstieg nach Swanetien.
„Es kommt nicht auf die Leistung, sondern auf das Erlebnis an.“ – Anderl Heckmair
18.6.2016 Georgische Straßenhölle
Alle unsere Fahrräder wurden noch einmal von Bodo Wenzel aus Cumbach in Schuss gebracht, “sie schnurren wie die Kätzchen.” Aber die Räder mussten von uns für den Flugzeugtransport wieder kaputt gemacht werden. Heiner weiß, wovon ich erzähle. Aber alles lief gut, wir brauchten noch nicht einmal Luft aus den Reifen rauszulassen. Anne und Detlef wurden für ihre Kartonverpackung gelobt, mein bisschen Knallfolie um die kritischen Stellen am Rad wurde mit einer speziellen Sperrgepäckwanne gewürdigt. Alles ist gut in Tiblissi angekommen. Es war gegen 5 Uhr in der Früh, die LH 2556 hatte ein bisschen Verspätung, in Düsseldorf war Gewitter. Ein Cabincrew-Mitglied kam deshalb am Startort MUX verspätet an, so hängt eben Alles mit Allen zusammen. Eine sehr kurze Nacht, der Flug dauerte 3 1/2 Stunden.
Endlich rollten wir los. Ich hatte mir in Google-Earth einen schnellen Weg raus aus der Stadt Tiblissi in Richtung Grenzübergang nach Armenien in Sadakhlo erkundet. Der erste Spezialabschnitt eine Eisenbahnbrücke über den Mtkvari-Fluss in Tiblissi fanden wir leicht, der Feldweg parallel zu einer Eisenbahnlinie zu einem Stausee wurde verpasst.

Georgische Straßenhölle bei Kumisi
Wir landeten auf einer Hauptstraße nach Marneuli in der georgischen Straßenhölle. Die Hölle setzte sich aus einer großen Hitze, viel Verkehr mit Abgasen, die jedem VW zur Ehre gereicht hätten. All das macht Durst. Das Hupen war in der Regel ein freundlicher Gruß an den Radler. Mir fällt der stetige Aufstieg extrem schwer, ich brauche bestimmt noch vier Tage, um mich einzurollern. Meine Freunde sind aber sehr tolerant.
Wir sind jetzt noch in Georgien nur 10 km von der Grenze zu Armenien entfernt, aber in Dörfern mit aserbaidschanischer Bevölkerung. In der letzten Kneipe spielten Alle zum schwarzen Tee engagiert Domino. Unser Platz zum Zelten zeichnet sich durch perfekte Logistik aus. Die Aseris bedienen uns auch mit einem Bier zum köstlichen Schaschlik. Wir dürfen die Zelte direkt im Garten aufbauen und die Dusche benutzen. Der Höhepunkt des Abends war der Auftritt eines Gopuz-Spielers in einer Männerrunde an unserem Nachbartisch.

Gopuz-Spieler und großer Sänger
19.6.2016 Armenische Klosterstraße
Die erste Frage an der armenischen Grenzkontrolle durch einen jungen Grenzschützer mit russischer Generalsmütze war: “Kommen sie aus Aserbaidschan?” Ich verstand nur Aschenbecher!

Der Fluss Debed
Wir radeln jetzt in der Schlucht des Debed, der sich mit reißender trüb brauner Strömung präsentiert.
Zwischendurch ein kleiner Regenschauer. Wir fanden Unterstand bei einem Gewerbegelände, der Wächter Agronom Haik holte uns in seine kleine Pförtnerloge und kochte uns einen Espresso. Er war sehr politisch bewandert und interessiert. Deutschland hätte eine wichtige und gute Industrie, nur die Politik der Angela Merkel sei fragwürdig bei den Asylanten.
Hier befinden sich einige berühmte armenische Klöster, leider immer 400 Höhenmeter über dem Fluss auf einer Felsterasse aus erkalteter Lava. In Akhtala wollte keiner von uns Männern hoch zur Burg und dem Kloster, das UNESCO-Weltkulturerbe Haghpat habe nur ich abgewählt. Ich komm’ nicht hoch! Noch nicht. Während Anne und Detlef sich im Kloster geistig erbauen, erforsche ich die Welt der armenischen Käsesorten.

Meine erste Kostprobe der armenischen Küche
Zum Bier bestellte ich eine Käseplatte mit Lavash, dem dünnen Fladenbrot. Es war aber noch ein Bisschen Stör, das Madlotschka sagte “Sterlett”, vom Vorabend übrig … ich durfte kosten. Sehr gut!
Das Städtchen Alaverdi ist geprägt durch die Kupferhütte. Hier wird schon seit über hundert Jahren Kupfer verhüttet. Interessant ist die Verlegung des Fabrikschlots hoch auf den Berg.

Küpferhütte in Alaverdi
In Alaverdi sprach uns ein pisatelj, ein Schriftsteller an. Der kriegte dann einen Anschiss, da er sich mit uns russisch unterhielt. Sonst haben wir aber überhaupt kein Problem, die russische Sprache zur Verständigung zu nutzen. An dem armenischen Wort für “Danke” zerbreche ich mir die Zunge - „շնորհակալություն, schnorrhakalutsjun“.

Im Canon des Debed
20.6.2016 Die Gegend um Wanadsor
Die heutige Etappe war zünftig, sie führte nach Wanadsor und einige weitere hundert Höhenmeter zu einem Gartenrestaurant, wo wir zelten dürfen. Es sind nur 49 km zusammen gekommen.

Die Schwarze Kirche, die Gottesmutterkirche (Սուրբ Աստվածածին) in Wandsor
Der Besuch einer armenischen Kirche in Wanadsor mit der Spende von ein paar Kerzen für unsere gute Reise war ein weiterer kultureller Höhepunkt. Es war die „Schwarze Kirche“, gewidmet der Mutter Gottes. Bis 1828 bestand in Wanadsor eine Schwarze Kirche, an deren Stelle 1831 dieser Neubau errichtet wurde.

Kaffeehändler
Detlef legt großen Wert auf seinen morgendlichen Kaffee. Hier entdeckten wir einen Händler, der frische Bohnen uns auf die hiesige Art ganz fein als Pulver mahlte und verkaufte. Die Armenier sind als Kaffeehändler berühmt. Johannes Theodat (auch Johannes Diodato, eigentlich Owanes Astouatzatur) (* um 1640 in Istanbul; † 1725 in Wien) war ein armenischer Handelsmann und Kurier. Er war der Besitzer des ersten Wiener Kaffeehauses. Carl Tchilling-Hiryan (eigentlich Tchilinghiryan, * 1910; † 1987 in Hamburg) war ein Kaufmann und Unternehmer armenischer Abstammung. Gemeinsam mit Max Herz gründete er 1949 die Firma „Frisch-Röst-Kaffee Carl Tchilling GmbH“, den heutigen Tchibo-Konzern.

Sie brennen für das Heil unserer Reise
Am Ortsausgang hat uns ein ein mächtiges Gewitter mit Hagel erwischt, durch die pomana in der Schwarzen Kirche in Form von einigen Kerzen aber mit guter Logistik in Form eines Minimarkts. Dorthin flüchteten auch die Bauarbeiter, die von der letzten Überschwemmung die Reste von Schlamm und Geröll von der Straße weg schaufelten. Alles für die Katz, nach nur einer Minute tat sich wieder eine Sintflut auf und spülte neuen Schlamm und Steine auf die A330, eine wichtige Fernverkehrsstraße in Armenien. Nach einer Stunde konnten wir weiter strampeln bis zu unserem jetzigen hervorragendem Platz zum Zelten, der uns mit diversen Köstlichtkeiten wie hausgemachte Sahne überrascht hat. Wir durften die Schaschlikküche Armeniens gut ausprobieren. Kurz vor Vanadzor bei einer jungen Familie gab es einen Lammschaschlyk mit diversen Gemüsen. Hier bekamen wir was vom Schwein, für jeden ein kleines Kotelett und Rippchen. Dazu hat der russische Wodka mit dem Namen “Unser Wodka, eure Lieder” sehr gut geschmeckt.

Die Anlage, wo unsere Zelte standen
21.6.2016 Die erste Herausforderung
Wir sind immer noch am Aufstieg zum armenischen Hochland rund um den Sevan-See. Der liegt auf knapp 2000 m Höhe. Die Straße führte uns schon einmal auf eine solche Hochebene mit grünen Matten. Es ist eine Viehzüchtergegend.

Die Gegend um Lermontovo
Einige der Dörfer tragen russische Namen wie Lermontovo oder Semjonovka, laut Reiseführer sollen es Molokaner sein. Die Molokanen (rus. Молока́не, arm. Մոլոկաններ), übersetzt Milchtrinker, weil sie an den Fastentagen Milch zu sich nehmen, sind eine Gemeinschaft des spirituellen Christentums, die sich von der Russisch-Orthodoxen Kirche getrennt hat.

Am Sevan-Pass (2114 m)
Unsere größte Herausforderung war die Passauffahrt von Dilidschan (armenisch Դիլիջան, auch Dilijan) aus, ca. 7 % über 20 km. Wir haben uns verabredet, dass wir am Pass zelten werden. Ich war fix&fertig oben, noch nicht einmal der domaschno wino hat mir geschmeckt. Vom Pass aus kann man den Sevan-See sehen, besonders beeindruckend beim Pullern nachts im Mondenschein. Ich war aber zu schwach, die Photoausrüstung für Nachtaufnahmen aufzubauen.

Dorf der Molokaner

Die Umrundung des Sewan ist gestartet
Was bei uns das schlimmste Unkraut ist, diese hohen Dolden aus dem Kaukasus, die diverse allergische Reaktionen auf der Haut hervor rufen, die Strunke der Pflanzen nutzen die Armenier hier zum Einlegen in eine milde Essigessenz und wir kriegen das hier immer als Gemüsebeilage. Man kann es aber nur durchkauen, die Strunke sind wie sehr holziger Spargel.

Die Strunke sind wie sehr holziger Spargel
22.6.2016 Am Sevan-See: Der Wind kommt von vorn
Es musste passieren, wir haben uns getrennt. Mit meinen 60 Jahren muss ich keinen asketischen Zelturlaub machen, wo das Land Armenien so viele schöne Spezereien bereithält. Ich hatte schon im Plan mir das gute Hotel “Tufenkian Avan Marak Tsapatagh Hotel” ausgesucht, um den Aufstieg zur blauen Perle von Armenien gebührend zu feiern. Ich habe mir hier für knapp 50€ ein Zimmer genommen und spektakulär gut gegessen. Ich werde sicher die Umrundung des Sevan-Sees fortsetzen und dann auch wieder zelten.

Der Wind kommt von vorn
Es ist eine verkehrsarme ordentlich asphaltierte Straße durch eine blühende Steppe bisher, aber mit großem Gegenwind. Hier im Hotel ist ein älteres Paar aus den Niederlanden. Die Holländer besuchen, wie jedes Jahr, auf einer Rundreise durchs Land ihre 16 armenischen Patenkinder. Der Mann sagte aber, dass die gefällige Straße bald vorüber sei, sie würden mit einem Lada für die nächsten 30 km 50 min brauchen. Einige der 3000er Berge, die den Sevan-See umkränzen, tragen noch Schnee.
23.6.2016 Die Steppe blüht

Die Steppe blüht: Das Wardenisgebirge (armenisch Վարդենիսի լեռնաշղթա)
Rund um den Sevan-See ist alles eine blühende Steppe. Der Sevan ist Nationalpark, wirklich nur der See. Direkt am Ufer, was dann auch die Nationalparkgrenze ist, gibt es ein paar Kieferngestrüppe. Ein wenig in der Struktur des Bewuchses sind noch die Felder des Kolchos zu erkennen, aber praktisch sind die Felder verwildert. Ganz hinten bei Geghamasar sind noch ein paar Mähhechsler aus der DDR im Einsatz, machen wohl aber nur ein Bisschen Heu. Doch die vielen Stauden von bunten Blüten beeindrucken den gegen den Wind kämpfenden Radler. Er kann so immer mal wieder zum Bilder machen verschnaufen.

Die Erzbahn
Immer wieder ist hier hinten Militär unterwegs. In Geghamasar komme ich beim Bier mit den Soldaten ins Gespäch. „Wir sind hier im Krieg!“ Die Grenze zu Berg-Karabach ist von hier nur 40 km weg. Der Erzzug fährt zu einem Goldbergwerk oben am Zod-Pass, das ist die Grenze zu Azerbaidshan – Bergkarabach. Nach einigen Schleifen durch das arme Dorf Norakert erreiche ich wieder eine halbwegs asphaltierte Straße an einer Tankstelle bei Tsovak.

Die Straßen sind hier rauh
Die Säulen haben bereits ausgedient. Doch es gibt einen Tankwart, der hört gerade in seiner Bude von Queen “We will rock you”, als ein 1500er Moskvich vorfährt. Hinten sitzen drei Generationen Frauen, vorn zwei kernige Kaukasier. Sie erhalten nach meiner Schätzung 10 Liter vom Kessel in eine Kanne gezapft. Die werden mit einem Trichter in den Benzineinlass hinter dem Nummernschild am Heck eingelassen. Der nächste Kunde dieser “Tankstelle” lädt mich in sein Restaurant um die Ecke ein. Es wird Fisch geben.

Ausgedient
24.6.2016 Dreimal gehupt, ist auch gebetet
Hinter Martuni konnte ich einen schönen Kiefernhain zum Boofen finden. Die unzähligen Mücken schienen aber nicht stechen zu wollen. Es sind hier einige europäische Reiseradler unterwegs. Gestern habe ich drei Österreicher getroffen, die Martuni über den Selim-Pass erreicht haben. Sie hätten unten im Araks-Tal schon 46 Grad gehabt. Wir trafen schon drei Polen und zwei deutsche Hotel-Radler.

Die Fischer sind am Morgen draußen
Am Morgen sind einige Fischer auf dem See unterwegs, um ihre Reusen einzuholen. Die endemische Sewan-Forelle (Salmo ischchan, armenisch Ischchan իշխան) dürfen sie nicht fangen, sie steht im Nationalpark unter Schutz.

Kirchlein bei Lanjaghbyur Լանջաղբյուր
Ich wunderte mich bisher, dass es praktisch keine Dorfkirchen gibt. Jetzt konnte ich ein klitze kleine Kirche am Wegesrand besuchen, überaus ausgeschmückt mit vielen Votivgaben in Form von Bildern.

Die nötige Demut wird vom Besucher durch den niedrigen Zugang abgefordert. Der moderne Armenier hupt im Vorbeifahren dreimal. Die berühmten Sevan-Klöster z.B. Hayravank sind schon seit dem 19. Jhdt. aufgelöst, dort scheint es keine Gottesdienste oder ähnliches zu geben.

Rundherum viele Chatschkare
Ein Chatschkar ist eine Stele, ein Monolith mit eingravierten Kreuzen, Weintrauben, Ranken und Schriftzeichen. Chatschkare sind Gedächtnis-Monumente und künstlerische Objekte ganz besonderer Art. Besonders reich mit solchen Gedächtnissteinen ist der große antike Friedhof von Noratus ausgestattet.

Chatschkare am Kloster Hayrvank (Հայրավանք)
Jetzt kurz vor Sevan habe ich meine Freunde zum Mittagsmahl wieder getroffen. Wir werden das Gebiet des Sevan verlassen und auf unterschiedlichen Wegen den weiten Weg zur georgischen Grenze suchen. Das sind aber bestimmt noch vier Tagesetappen. In Tsaghkunk hat die Pannenhexe mich erwischt. Die drei Groschen für die Kerzen in Hayravank waren wohl zu knapp im Auge des Herrn. Doch hier gibt es feines kleines Hotel.
Es war ein ganz kleines zartes Lämmchen, immer nur ein Bisschen an den Rippen und am Kotelett, aber wunderbar. Es war zubereitet nach Art des Ortes Tsaghkunk mit diversen gegrillten Gemüsen und Gewürzen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich in diesem edlen Restaurant diese Köstlichkeit korrekt mit den Fingern zu mir nehmen durfte. Aber es gilt wie immer, hier kennt mich ja keiner. Dazu trank ich einen trockenen weißen Wein (domaschno vino), großartig. Der Abschluss ist gerade ein Cognac, auch hier meinte der junge Kellner, dieses göttliche Getränk sei domaschno.
25.6.2016 Auf kleinen Straßen
Ich konnte gestern noch mit zwei avantgardistischen Polen, Darek & Robert, Segler und Reisende überall auf der Welt, die allgemeinen Weltengänge diskutieren. Der Ausgangspunkt war ihre Frage nach meiner Meinung zum Brexit. Ich wusste da noch nix vom Ergebnis des Referendums. Statt “Es fügt sich!” viel mir in Englisch nur ein “I have no idea.” Darek schenkte immer wieder vom guten Roten ein, der ließ uns den Diskussionsfaden immer weiter spinnen. Zum Abschluss konnte ich sie noch zu dem göttlichen hausgemachten Cognac überreden. Es war ein schöner Abend.

Canon des Hrazdan-Flusses bei Karenis
Ich habe mich entschieden nun auf kleinen Straßen im Tal des Hrazdan meinen Weg zu finden. Das funktionierte auch recht gut, bis ich die Talstraße in der Stadt Hrazdan (armenisch Հրազդան) verpasste. Im Dörfchen Solak zeigte mir dann endlich Einer den schmalen Hirtenpfad tief hinunter in die Schlucht zu einer kleinen Brücke über den Hrazdan-Fluss. Er meinte: “Eto Problem!” Ich bin dann noch eine gute halbe Stunde durch die Gässchen im Dorf geschoben, um wieder zurück zur Dorfstraße zu gelangen. Diese Landstraße führte dann durch einen armenischen Garten mit Erdbeer- und Gemüsefeldern permanent bergab, es war eine Lust zu pedalieren. An einer Kreuzung fragte ich den Chef einer Bäckerei, ob die gigantische Fabrik oben am Berg noch produziere. “Da, armatury.” Diese Fabrik muss wohl zu Sowjetzeiten die Armaturen für das ganze Reich produziert haben.

Zone zur Erhohlung - es dubelt der Schaschlik-Grill
Ashtarak (Աշտարակ) liegt zu beiden Seiten einer recht tiefen Schlucht, die der Fluss Kasakh in das Lava-Gestein gefräst hat. Es gibt eine alte Steinbrücke über den Fluss. Diese älteste und im Mittelalter einzige Brücke der Stadt aus dem Jahr 1664 besteht aus drei unterschiedlich hohen Spitzbögen und liegt an einer scharfen Flussbiegung, wo sie vor hohen Fluten geschützt war. Dort an der schönsten Stelle der Stadt befindet sich eine “Zone zur Erholung”, ohne Kommerz - unglaublich. Die Leute bringen ihr Fleisch, überall brennen die Schaschlyk-Roste, es wird Domino und Schach gespielt. Einer versucht aus dem recht reißendem Fluss mit einem kleinen Netz an einer Angel Fische zu fangen, ich konnte keinen Erfolg beobachten.

Angler am Flus Kassagh (armenisch Քասաղ)
26.6.2016 Die Steppe ist verblüht

Das Wahrzeichen - der Berg Ararat
In Ashtarak fand ich ein wunderbares Privatquartier. Die Gastfamilie verabschiedete mich herzlich mit einem großen Beutel voll Aprikosen. Diese Aprikosen sind hier eine große Köstlichkeit. Die Aprikose war in Armenien schon in der Antike bekannt und wird dort schon so lange angebaut, dass häufig angenommen wird, dass dies ihre ursprüngliche Heimat sei. Nicht umsonst steht das Orange in der Nationalflagge Armeniens für diese typische Frucht des Landes, „das kreative Talent und die hart arbeitende Natur der armenischen Bevölkerung“ (Zitat aus der Verfassung Armeniens).
Gestern Abend im Fernsehen wurde eine armenisch-römische Kirchenfeier ausgestrahlt, wenn ich es richtig verstand, ist gerade der Papst Franziskus in Armenien zu Besuch. Der Konvoi aus lauter schneeweißen G-Klasse-Modellen mit Polizeischutz war wohl der Konvoi des Papstes auf dem Weg nach Giumri (Գյումրի). Beim Wiedertreffen auf ihrem Rückweg habe ich meine Mütze gezogen, die Fahrer haben den Pilger zumindest mit einem freundlichen Hupen respektiert.

Denkmal für den Aufstand von Van 1915: Dieses Denkmal wurde in den 80igern von der reichen armenischen Diaspora gestiftet. Die andere Hälfte soll in den USA stehen.
Seit heute morgen ist kein Wölkchen am Himmel. Vom westlichen Himmel grüßt der Ararat-Gipfel. Die Straße nach Giumri (Գյումրի) führt permanent und schnurgerade bergauf. Rechts und links gibt es eine Reihe von antiken und modernen Denkmalen.

Eine alte Karawanserei an der Seidenstraße - im Hintergrund immer noch der Gipfel des Ararat
Zum Glück weht ein leichtes Lüftchen, doch schon bald merke ich - das wird so nichts. Ich muss mir morgen einen Transport mit einem Autobus oder ähnlichem besorgen. Ich bin jetzt wieder ca. 1600 m hoch, weiter unten ist die Steppe schon trocken, gelb und verblüht.
27.6.2016 Die Steppe blüht wieder

Hier erbarmte sich der Op' meiner
Die Herausforderungen setzen sich fort, hinüber nach Maralik (Մարալիկ) , über einen Bergzug knapp an die 2000m-Marke Aber ein Op’ mit seinem Shiguli erkannte meine Sachlage und schnallte mein Rad auf sein Dach und schaffte mich auf den Berg. Mir war aber klar, dass ich es weiter nicht schaffen werde. So war ich froh, als ich an einer Raststätte in Maralik eine georgische Marschrutka nach Akhakalaki (georg. ახალქალაქი) fand. Ruck zuck schnallte der Chauffeur mein Rad wieder auf das Dach seines FORD Transit und ich war Teil des Teams für einen Wahnsinnsritt über die Piste nach Georgien. Einer der Passagiere machte an der Grenze Probleme wegen 50$, ich habe keine Idee, was die Lösung war und was er büßen musste … nach knapp einer Stunde ging es weiter. Mich kostete diese Fahrt 20 Georgische Lari (entspricht ca. 5€).
Das war der Abschnitt in Armenien. Demnächst weiter in Georgien ... bleibt neugierig!
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