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Mitreisende | |
Reisezeit: August 2016
Das Écrins oder Pelvouxmassiv im Südosten Frankreichs gehört wohl zu
den unberührtesten und wildesten Teilen der Alpen und ist bei deutschen
Wanderern wohl noch nicht so bekannt.
Der Nationalpark ist der größte Frankreichs und beherbergt mit der Barre
des Écrins auch den südlichsten 4000er der Alpen so wie einige nahezu
4000er wie die Meije, den Ailefroide und den Mt. Pelvoux.
Das ganze Gebirge kennzeichnet sich durch gewaltige tief eingeschnittene
Täler und steile Bergflanken und etliche kleine bis mittelgroße
Gletscher.
Der GR 54 ist ein Langstreckenrundweg welcher auf 180 km durch das
Écrinsmassiv führt. Durch die Beschaffenheit des Gebirges gibt es
praktisch kaum längere Kämme und so kommt die doch recht stramme Anzahl
von über 12000 Höhenmetern in Steigung und Abstieg also insgesamt 24000 zusammen.
Ich habe diese Tour mit meinem holländischen Kumpel Mark gemacht, welchen ich in Marokko kennen gelernt habe.
Wir wollen für die Zukunft weitere Wüstentouren zusammen machen, doch um
erst mal zu sehen wie wir jeweils mit dem anderen auskommen haben wir
diese Tour zusammen geplant.
Zwar befindet sich fast der ganze Wanderweg innerhalb des Nationalparks,
doch ist das biwakieren hier zwischen 19-09 Uhr erlaubt, was einem
natürlich ganz andere Freiheiten gibt.
Am 12. August kamen wir über Grenoble in Monetier-le-bains an. Dieses
kleine Dorf liegt direkt am GR-54 theoretisch ließe sich die Tour, da
sie eine Rundtour ist auch an anderne Punkten starten. Wir entschieden
uns für hier.

Stadtzentrum von Monetier mit für die Dauphiné typischen Kirchenform.

inneres der Kirche
Hier beginnt ofiziell der GR 54 für uns.

Direkt geht es mit einer abrupten Steigung in Richtung des Col de Eychauda.

Mein Wanderpartner hat zwar schon einiges gewandert aber noch nie so
etwas langes und mit schwerem Rucksack und Zelt. Daher war der Aufstieg
auf 2450 m des Col d' Eychauda für ihn ungewohnt anstrengend. (Wir
hätten rückblickend betrachtet von La Grave aus starten können. Die
dortige Etappe ist etwas sanfter zum Einstieg)
Durch Lärchenwälder geht es hinauf auf den Col.

Hier ist noch Skigebiet und wir waren noch nicht im Nationalpark. Das sollte sich morgen aber schon ändern.

Ab hier wurde es schon wilder und von Liften und ähnlichem keine Spur
mehr. Da wir heute erst gegen frühen Nachmittag starteten war die
Tagesetappe nur kurz.
Etwas tiefer fanden wir eine gute Lagerstelle für die Nacht.

An der Lagerstelle.

Nächsten Morgen war das nächste Zwischenziel Vallouise.

Hirtenkeller.

Rückblick in das Tal in dem wir die Nacht verbrachten.

Das Dorf Pelvoux

Und der gewaltige Mont Pelvoux (3.946 m)

Hütte im Wald

Kirche von Vallouise. Hier deckten wir uns noch mit Baguettes, Käse und
luftgetrockneter Salami ein bevor es ins Vallon de la Selle ging wo es
dann richtig wild wurde.


Im Tal. Vor der Entre les Aigues, muss man leider ein kleines Stück auf Asphalt laufen. Dies ist aber auch eines der ganz wenigen Asphaltstücke.


Entre les Aigues. Von hier zweigen mehrere Täler ab. Wir gingen ins Vallon de la Selle

"Klein Kanada"

Vallon de la Selle.


Je weiter man ins Tal kommt desto wilder wird das Vallon de la Selle.
Im hinteren Teil des Tales befindet sich eine kleine Hütte der Hirten.
Auch haben die Hirten hier Herdenschutzhunde, da es hier auch Wölfe
gibt.





Hier im hinteren Teil des Tales bauten wir unser Lager auf. Kurz darauf
gesellte sich auch eine Gruppe von 7 jungen Franzosen, die hier auch
zelteten und den GR 54 gingen, wie wir. In den nächsten Tagen sollten
wir uns immer wieder gegenseitig überholen und den einen oder anderen
Zeltplatz miteinander teilen.
Es sind interessanterweise hauptsächliche jüngere Franzosen die diesen
Trail machen. Praktisch alle autark und mit Zelt. Wir haben auch keine
anderen Ausländer auf dem Trail getroffen. Er scheint deutlich weniger
bekannt zu sein als GR 11 oder 22.


Am nächsten morgen wartete wieder ein heftiger und langer Aufstieg auf den Col de Aup Martin. Mit 2761 m. Der höchste Punkt des GR 54. (Man kann aber leicht auf die 3000 kommen wenn man einen der zahlreichen kleineren Gipfel von einem der Cols besteigt)



Auf dem Col de Aup Martin.
Von hier gings direkt wieder an den Abstieg zum Refuge Pré de la
Chaumette also fast 1000 Höhenmeter runter nur um wieder nacher wieder
700 m aufzusteigen.



Abstieg ins Tal


Und direkt wieder Aufstieg.



Unser nächster Lagerplatz. Auch diesen teilten wir uns mit der
Franzosengruppe. Da hier unmittelbar kein Wasser war musste man etwas
weiter runter gehen wo ein kleiner Bach floß. Das war schon nett bei der
großen Waschaktion mit all den Mädels nur in Unterwäsche.
Der nächste Tag begann wie der letzte. Wieder ein knüppelaufstieg auf
den Col de la Valette, darauf wieder Absteig, Aufstieg, Abstieg.



Langsam haben sich bei meinem Tourpartner erste Ermüdungerscheinungen
eingestellt. Wir mussten daher gut auf seine Füße achten und beschlossen
daher alles etwas langsamer angehen zu lassen. Auch entschieden wir,
dass wir uns kurzfristig trennen wenn ich nen Gipfel am Trail machen
will und er weitergeht und wir uns dann an einem verabredeten Punkt
treffen.
So holte ich mir nahe des Col de la Valette noch einen kleinen 3000er?
währen mein Tourpartner am Lac de Vallonpierre auf mich wartete.



Le Sirac (3441 m ) mit Gletscher


Geier hoch über dem Lac Vallonpierre.
Auf dem nächsten Abschnitt wuchsen riesige Mengen sehr reifer
Heidelbeeren. Es waren so viele und so süß, dass man tatsächlich ein
Sättigunggefühl nur durch diese Früchte erreichen konnte.


Abstieg ins Valle de Valgaudemar.

Ab hier läuft man durch einen schönen Hirtenpfad nahe des Talbodens und kleiner Wälder und Wiesen.

Hier kann man einem Berg beim sich Auflösen zuschauen. Offenbar seit
Jahren bröckelt diese Wand und täglich kommen teilweise große Brocken
runter. Hier sieht man immer noch die Staubwolken vom letzten Bergsturz.
Die ganze Vegetation um den Bergsturz ist mit einer dicken Staubschicht
bedeckt.
Folgende Nacht verbrachten wir an einem sehr netten ruhigen Campingplatz in Le Bourg.

Blick zurück ins Valgaudemar wo wir herkamen.
Am nächsten Morgen war das weitere Ziel die Dorf La Chapelle en
Valgaudemar, wo wir uns erstmal wieder mit Vorräten eindeckten. Mein
Essen zum Kochen hatte ich sämtlich von Deutschland mitgebracht und
bestand aus, Nissin Ramen, Instantnudelgerichten von Maggi und Knorr so
wie Instantkartoffelpüree, sowie Gewürzen und getrockneten Pilzen zum
Pimpen der Mahlzeiten.
Fürs Dayfood haben wir immer in den jeweiligen Orten eingekauft damit
wir nicht so viel schleppen mussten. Baguette, Brie, Trockensalami,
Chips und so weiter.
Nach La Chapelle, führte der Weg noch einiges am Talboden entlang bis
wir in Villar Loubiere den nächstne Aufstieg vor uns hatten.

Sehr viele Birken kommen im ganzen Écrinsmassiv vor, was dem ganzen teilweise schon einen nordischen Touch verleiht.
Allerdings machten bei diesem Aufstieg die Achillesfersen meines
Wanderpartners immer größere Probleme, so wie es aussah mussten es
Ermüdungserscheinungen direkt an der Verbindung zwischen Knochen und
Sehnen sein.
Das ist natürlich richtig schlimm, denn das heilt mal eben nicht über
Nacht aus. Sollte es bis morgen nicht besser werden, mussten wir uns
wohl etwas überlegen.
Dazu kam dass dieser Aufsteig es in sich hatte und sich fast unendlich zog durch ewige Serpentinen.

Wie tief wir schon in den Südlichen Alpen waren, zeigte dieser kleine
Buchenwald, welcher auf knapp 1800 Höhenmetern wuchs. In den Nordalpen
wäre da schon Baumgrenze.

Weiter oberhalb schloss sich der für das Écrins übliche Lärchenwald an, welcher an den Südhängen hier schon über 2000 m klettert.

Nach einer dringend benötigten Pause am Refuge des Souffles und hunderten Heidelbeeren mehr in meinem Magen ging es zu unserem nächsten Ziel dem Col de Vaurze.


Wir erreichten diesen Col allerdings nicht, da mein Partner wirklich
nicht mehr konnte und wir daher ein Lager auf halber Höhe am Hang
errichteten wo eine kleine gerade Fläche verfügbar war.
Hier erreichte uns auch ein mittelschweres Stürmchen. Das Zelt war aber
schon aufgebaut und wir konnten es uns drinnen gemütlich machen. Nach
dem Spektakel machten die Wolken eine bedrohliche und düstere
Landschaft aus den Bergen. Eine nette Abwechslungs zum Sonnenschein und
perfekten Blau, welches Bergen eher etwas ewiges und mystisch,
unnahbares verleiht.

Nächster Morgen begrüßte uns mit perfektem Sonnenschein und für uns ging es nach kurzem Aufstieg wieder weit hinab nach Le Desert en Valjoufray.

Es stellte sich bereits früh heraus, dass mein Freund diese Wanderung
nicht zu Ende würde machen können. Die Schmerzen wurden immer stärker
und das trotz, dass ich am letzten Tag einen großen Teil seines Gepäcks
übernahm und so zwischenzeitlich weit über 20 Kilo durch die Berge
wuchten musste.
So trafen wir leider die Entscheidung uns in Le Desert zu trennen. Er
konnte zum Glück recht schnell per Anhalter von da wegkommen und sich
zurück zum Auto in Monetier le Bains bringen lassen.
Für mich ging es hier am 6. Tag also alleine weiter. Ich mache oft genug
Wanderungen alleine und mir macht das nix aus auch lange Zeit allein zu
wandern. Aber das ist etwas anderes wenn das von vornherein so ist, als
wenn man sich mitten auf Tour ungeplant trennt.
Meine Motivation war also nicht die allerhöchste, aber nach einer Ladung
Fritten ging es mir schon besser. Auch traf ich ich hier wieder meine
französischen Freunde. War also nicht ganz allein.
Nach kurzer Rast und Motivationsboost, gings also weiter. Wie gehabt,
der nächste Aufstieg. Freilich nicht unter 1000 Höhenmetern. So ist das
hier im Écrins.
Die Sonne brannte an diesem Tag wieder mal erbarmungslos und am ganzen
Hang gab es keinerlei Schatten. Aber das war ich ja noch immer recht gut
gewöhnt.

Hinter dem Col côte belle hat der Berg eine erstaunliche Form
angenommen. Die Schieferplatten stehen hier vertikal aus dem Boden und
sehen aus wie Grabsteine oder menschliche Setzungen.



Nach dem nächsten obligatorischen Abstieg fand ich mich am extra für Zeltwanderer eingerichteten Biwakplatz nahe des Dörfchens Valsenestre ein wo auch meine französischen Freunde eintrafen.

Dorfbackofen von Valsenestre
Hier lernte ich auch eine Rumänin kennen die mit einem französischen
Freund den halben GR 54 machte. Wie sich rausstellte wollte er auch
unbedingt in die Wüste. Also hat ich ihm einiges zu erklären und es
wurde ein langer lustiger Abend, französisch,rumänisch, englischen
Sprachwirrwarrs. Es gibt wenige Dinge die einen so schlauchen können als
dauernd die Sprache zu wechseln.
Nach sechs Tagen on Tour und kontinuirlichem Durchziehen sollte ich an Tag sieben erste Erschöpfungserscheinungen bemerken.
Der Aufstieg am nächsten Morgen hatte es wirklich in sich. Wieder einmal ging es 1300 Höhenmeter in einem Ruck herauf.

Dort oben zwischen zwei Bergflanken war der nächste Sattel. (Col de la Muzelle 2660 m)
Ich war ziemlich kaputt, merkte ich schon recht früh. Wahrscheinlich hatte ich gestern zu wenige Kalorien zu mir genommen.
Weitere Gruppen waren alle vom Zeltplatz aufgebrochen. Ich überholte
alle um in meinen Rhytmus zu kommen. Ein Wanderer war etwas schneller
als ich. Er war ein guter Referenzpunkt für meine eigene Geschwindigkeit
und konnte mich gewissermaßen ziehen.
Vor allem das letzte Stück ist sehr anstrengend da es sehr steil über erodierten Schiefer führt.

Kurz vor dem Ziel.
Als dritter komme ich oben an und bin fast am Ende. Auch weht von der
anderen Seite ein eiskalter Wind herüber samt einiger Schneeflöckchen.
Von T-shirt und kurzer Hose wechsle ich sofort zur Komplettmontur mit
Mütze und Handschuhen. Ich musste mich erstmal in eine wingeschützte
Stelle verkriechen und nen Berg Nüsse verdrücken.
Der Abstieg zum Lac de la Muzelle war hingegen recht einfach und nach
einigen hundert Höhenmetern wurde es auch zum Glück wieder warm.

Roche de la Muzelle und Glacier de la Muzelle.

Lac de la Muzelle.
Am Refuge de la Muzelle musste ich eine kleinere Pause einlegen um
wieder zu Kräften zu kommen. Zum Glück brach auch irgendwann die Sonne
durch und ein Bier kann wahre Wunder bewirken.
Denn ich hatte wieder einen weiteren Aufstieg von fast 500 hm zu überwältigen.
Zum Glück war ich etwas zu mir gekommen und ich lief jetzt im Dauerbrennermodus.
Blick vom Col de Vallon


Weit unten, der Lauvitel, der größte natürliche See im Écrins.

Edelweiß am Wegesrand.
Am Lauvitel angekommen ging es erstmal zum abkühlen in den See.

Ein weiterer Abstieg und eine recht lange Strecke entlang des Flusses
führten mich nach Venosc. Ich spürte aber keine Müdigkeit mehr, konnte
Ewigkeiten laufen und war in einer Art runners High.

Zuerst überlegte ich einfach irgendwo im Wald zu campen aber nach der
Megaetappe von heute hab ich mir ne Nacht auf dem Campingplatz mit ner
heißen Dusche und was zu essen verdient.
Der nächste Morgen begann direkt richtig heiß. Auf der Karte sah es nach
eine einfach Etappe aus. Ich sollte mich gehörig täuschen. In Venosc in
der Kirche erstmal ein Vater unser da gelassen und die obligatorische
Weihwasseraufladung machen und in der teuersten Epicerie in der ich
jemals war, ne Handvoll Süßigkeiten für die nächste Etappe kaufen und
weiter gings.
Der Gr 54 hat mehrere Varianten. In Venosc könnte man nach Le Bourg d'Oisans
laufen aber das ist recht langweilig im flachen Tal, also wählte ich
eine andere Variante welche mich am Hang entlang um die berühmt
berüchtigte Skiresortretortenstadt Les deux Alpes herumführen sollte.
Allerdings war die auf der Karte recht gerade Strecke ein ewiges Hoch
unt runter üer kleine Geröllfelder und Gebüsch. Es gibt nix schlimmeres
wenn man sich eine Etappe ganz anders vorgestellt hat.

Aufgegebene Höfe am Wegesrand.

Ein kleines Teil ist auch Seilversichert.

Blick nach Bourg d'Oisans
Nach ewigem Hoch und runter erreichte ic hdas Dorf Mont de Lans. Hier
ist der wohl blödeste Abschnitt der ganzen Tour, mit Asphaltstraße und
Autoverkehr.

Nach dem Stausee Le Chambon wirds zum Glück ruhiger. Leider aber wieder ein ekelhafter Aufstieg nach Mizoen.

Mizoen
Hier habe ich erhofft noch was zu Essen kaufen zu können, war aber nix zu finden also weiter hoch ins Gebirge.

Die Landschaft hier ist interessant. Nördlich vom Tal der Romanche sind die Berge sanfte Grasberge, welche an die Mongolei oder Teile der Karpaten erinnern, während südlich die von Gletscher umfassten Eisriesen, allen voran die Meije stehen.

Blick nach Süden.

Vergessene Höfe.
Hier in diesem Grasland baute ich mein Zelt auf einer ebenen Fläche auf.

Nachts regnete es und als ich irgendwann aufwachte traute ich meinen
Augen nicht. Am Innenteil des Aussenzeltes waren hunderte! kleine
Nackschnecken. Ich bin eigentlich durch nichts so schnell zum ekel zu
bringen aber das war echt widerlich.
Es hatte sich auch ein Dauerregen eingestellt und ich musste die blöden Mistviecher von meinem Zelt holen.
Zu allem Überfluss waren auch noch etliche davon auf meinen
Trekkingstöcken die ich draussen hab liegen lassen. Lauft mal mit nassen
Trekkingstöcken die voll mit glitschigem Schneckenschleim sind, der
sich praktishc nicht abwischen lässt...
Ich war ziemlich angepisst von Dauerregen (im wahrsten Sinne des Wortes)
und vor allem durchs Nasse hohe Gras laufen was die Schuhe so richtig
durchnässt auch hab ich ziemlich abgebaut durch die letzten Etappen,
dass ich beschloss heute mal etwas kürzer zu treten und nach nur zwei
Stunden laufen zu einer Hütte kam, wo ich dne Rest des Tages verbrachte,
leckere hausgemachte Gerichte aß und Donald Duck Comics au französisch
las.

Mieses Wetter...
Am nächsten Morgen wagte sich zum Glück wieder die Sonne heraus.
Das Écrins oder Pelvouxmassiv im Südosten Frankreichs gehört wohl zu
den unberührtesten und wildesten Teilen der Alpen und ist bei deutschen
Wanderern wohl noch nicht so bekannt.
Der Nationalpark ist der größte Frankreichs und beherbergt mit der Barre
des Écrins auch den südlichsten 4000er der Alpen so wie einige nahezu
4000er wie die Meije, den Ailefroide und den Mt. Pelvoux.
Das ganze Gebirge kennzeichnet sich durch gewaltige tief eingeschnittene
Täler und steile Bergflanken und etliche kleine bis mittelgroße
Gletscher.
Der GR 54 ist ein Langstreckenrundweg welcher auf 180 km durch das
Écrinsmassiv führt. Durch die Beschaffenheit des Gebirges gibt es
praktisch kaum längere Kämme und so kommt die doch recht stramme Anzahl
von über 12000 Höhenmetern in Steigung und Abstieg also insgesamt 24000 zusammen.
Ich habe diese Tour mit meinem holländischen Kumpel Mark gemacht, welchen ich in Marokko kennen gelernt habe.
Wir wollen für die Zukunft weitere Wüstentouren zusammen machen, doch um
erst mal zu sehen wie wir jeweils mit dem anderen auskommen haben wir
diese Tour zusammen geplant.
Zwar befindet sich fast der ganze Wanderweg innerhalb des Nationalparks,
doch ist das biwakieren hier zwischen 19-09 Uhr erlaubt, was einem
natürlich ganz andere Freiheiten gibt.
Am 12. August kamen wir über Grenoble in Monetier-le-bains an. Dieses
kleine Dorf liegt direkt am GR-54 theoretisch ließe sich die Tour, da
sie eine Rundtour ist auch an anderne Punkten starten. Wir entschieden
uns für hier.
Stadtzentrum von Monetier mit für die Dauphiné typischen Kirchenform.
inneres der Kirche
Hier beginnt ofiziell der GR 54 für uns.
Direkt geht es mit einer abrupten Steigung in Richtung des Col de Eychauda.
Mein Wanderpartner hat zwar schon einiges gewandert aber noch nie so
etwas langes und mit schwerem Rucksack und Zelt. Daher war der Aufstieg
auf 2450 m des Col d' Eychauda für ihn ungewohnt anstrengend. (Wir
hätten rückblickend betrachtet von La Grave aus starten können. Die
dortige Etappe ist etwas sanfter zum Einstieg)
Durch Lärchenwälder geht es hinauf auf den Col.
Hier ist noch Skigebiet und wir waren noch nicht im Nationalpark. Das sollte sich morgen aber schon ändern.
Ab hier wurde es schon wilder und von Liften und ähnlichem keine Spur
mehr. Da wir heute erst gegen frühen Nachmittag starteten war die
Tagesetappe nur kurz.
Etwas tiefer fanden wir eine gute Lagerstelle für die Nacht.
An der Lagerstelle.
Nächsten Morgen war das nächste Zwischenziel Vallouise.
Hirtenkeller.
Rückblick in das Tal in dem wir die Nacht verbrachten.
Das Dorf Pelvoux
Und der gewaltige Mont Pelvoux (3.946 m)
Hütte im Wald
Kirche von Vallouise. Hier deckten wir uns noch mit Baguettes, Käse und
luftgetrockneter Salami ein bevor es ins Vallon de la Selle ging wo es
dann richtig wild wurde.
Im Tal. Vor der Entre les Aigues, muss man leider ein kleines Stück auf Asphalt laufen. Dies ist aber auch eines der ganz wenigen Asphaltstücke.
Entre les Aigues. Von hier zweigen mehrere Täler ab. Wir gingen ins Vallon de la Selle
"Klein Kanada"
Vallon de la Selle.
Je weiter man ins Tal kommt desto wilder wird das Vallon de la Selle.
Im hinteren Teil des Tales befindet sich eine kleine Hütte der Hirten.
Auch haben die Hirten hier Herdenschutzhunde, da es hier auch Wölfe
gibt.
Hier im hinteren Teil des Tales bauten wir unser Lager auf. Kurz darauf
gesellte sich auch eine Gruppe von 7 jungen Franzosen, die hier auch
zelteten und den GR 54 gingen, wie wir. In den nächsten Tagen sollten
wir uns immer wieder gegenseitig überholen und den einen oder anderen
Zeltplatz miteinander teilen.
Es sind interessanterweise hauptsächliche jüngere Franzosen die diesen
Trail machen. Praktisch alle autark und mit Zelt. Wir haben auch keine
anderen Ausländer auf dem Trail getroffen. Er scheint deutlich weniger
bekannt zu sein als GR 11 oder 22.
Am nächsten morgen wartete wieder ein heftiger und langer Aufstieg auf den Col de Aup Martin. Mit 2761 m. Der höchste Punkt des GR 54. (Man kann aber leicht auf die 3000 kommen wenn man einen der zahlreichen kleineren Gipfel von einem der Cols besteigt)
Auf dem Col de Aup Martin.
Von hier gings direkt wieder an den Abstieg zum Refuge Pré de la
Chaumette also fast 1000 Höhenmeter runter nur um wieder nacher wieder
700 m aufzusteigen.
Abstieg ins Tal
Und direkt wieder Aufstieg.
Unser nächster Lagerplatz. Auch diesen teilten wir uns mit der
Franzosengruppe. Da hier unmittelbar kein Wasser war musste man etwas
weiter runter gehen wo ein kleiner Bach floß. Das war schon nett bei der
großen Waschaktion mit all den Mädels nur in Unterwäsche.
Der nächste Tag begann wie der letzte. Wieder ein knüppelaufstieg auf
den Col de la Valette, darauf wieder Absteig, Aufstieg, Abstieg.
Langsam haben sich bei meinem Tourpartner erste Ermüdungerscheinungen
eingestellt. Wir mussten daher gut auf seine Füße achten und beschlossen
daher alles etwas langsamer angehen zu lassen. Auch entschieden wir,
dass wir uns kurzfristig trennen wenn ich nen Gipfel am Trail machen
will und er weitergeht und wir uns dann an einem verabredeten Punkt
treffen.
So holte ich mir nahe des Col de la Valette noch einen kleinen 3000er?
währen mein Tourpartner am Lac de Vallonpierre auf mich wartete.
Le Sirac (3441 m ) mit Gletscher
Geier hoch über dem Lac Vallonpierre.
Auf dem nächsten Abschnitt wuchsen riesige Mengen sehr reifer
Heidelbeeren. Es waren so viele und so süß, dass man tatsächlich ein
Sättigunggefühl nur durch diese Früchte erreichen konnte.
Abstieg ins Valle de Valgaudemar.
Ab hier läuft man durch einen schönen Hirtenpfad nahe des Talbodens und kleiner Wälder und Wiesen.
Hier kann man einem Berg beim sich Auflösen zuschauen. Offenbar seit
Jahren bröckelt diese Wand und täglich kommen teilweise große Brocken
runter. Hier sieht man immer noch die Staubwolken vom letzten Bergsturz.
Die ganze Vegetation um den Bergsturz ist mit einer dicken Staubschicht
bedeckt.
Folgende Nacht verbrachten wir an einem sehr netten ruhigen Campingplatz in Le Bourg.
Blick zurück ins Valgaudemar wo wir herkamen.
Am nächsten Morgen war das weitere Ziel die Dorf La Chapelle en
Valgaudemar, wo wir uns erstmal wieder mit Vorräten eindeckten. Mein
Essen zum Kochen hatte ich sämtlich von Deutschland mitgebracht und
bestand aus, Nissin Ramen, Instantnudelgerichten von Maggi und Knorr so
wie Instantkartoffelpüree, sowie Gewürzen und getrockneten Pilzen zum
Pimpen der Mahlzeiten.
Fürs Dayfood haben wir immer in den jeweiligen Orten eingekauft damit
wir nicht so viel schleppen mussten. Baguette, Brie, Trockensalami,
Chips und so weiter.
Nach La Chapelle, führte der Weg noch einiges am Talboden entlang bis
wir in Villar Loubiere den nächstne Aufstieg vor uns hatten.
Sehr viele Birken kommen im ganzen Écrinsmassiv vor, was dem ganzen teilweise schon einen nordischen Touch verleiht.
Allerdings machten bei diesem Aufstieg die Achillesfersen meines
Wanderpartners immer größere Probleme, so wie es aussah mussten es
Ermüdungserscheinungen direkt an der Verbindung zwischen Knochen und
Sehnen sein.
Das ist natürlich richtig schlimm, denn das heilt mal eben nicht über
Nacht aus. Sollte es bis morgen nicht besser werden, mussten wir uns
wohl etwas überlegen.
Dazu kam dass dieser Aufsteig es in sich hatte und sich fast unendlich zog durch ewige Serpentinen.
Wie tief wir schon in den Südlichen Alpen waren, zeigte dieser kleine
Buchenwald, welcher auf knapp 1800 Höhenmetern wuchs. In den Nordalpen
wäre da schon Baumgrenze.
Weiter oberhalb schloss sich der für das Écrins übliche Lärchenwald an, welcher an den Südhängen hier schon über 2000 m klettert.
Nach einer dringend benötigten Pause am Refuge des Souffles und hunderten Heidelbeeren mehr in meinem Magen ging es zu unserem nächsten Ziel dem Col de Vaurze.
Wir erreichten diesen Col allerdings nicht, da mein Partner wirklich
nicht mehr konnte und wir daher ein Lager auf halber Höhe am Hang
errichteten wo eine kleine gerade Fläche verfügbar war.
Hier erreichte uns auch ein mittelschweres Stürmchen. Das Zelt war aber
schon aufgebaut und wir konnten es uns drinnen gemütlich machen. Nach
dem Spektakel machten die Wolken eine bedrohliche und düstere
Landschaft aus den Bergen. Eine nette Abwechslungs zum Sonnenschein und
perfekten Blau, welches Bergen eher etwas ewiges und mystisch,
unnahbares verleiht.
Nächster Morgen begrüßte uns mit perfektem Sonnenschein und für uns ging es nach kurzem Aufstieg wieder weit hinab nach Le Desert en Valjoufray.
Es stellte sich bereits früh heraus, dass mein Freund diese Wanderung
nicht zu Ende würde machen können. Die Schmerzen wurden immer stärker
und das trotz, dass ich am letzten Tag einen großen Teil seines Gepäcks
übernahm und so zwischenzeitlich weit über 20 Kilo durch die Berge
wuchten musste.
So trafen wir leider die Entscheidung uns in Le Desert zu trennen. Er
konnte zum Glück recht schnell per Anhalter von da wegkommen und sich
zurück zum Auto in Monetier le Bains bringen lassen.
Für mich ging es hier am 6. Tag also alleine weiter. Ich mache oft genug
Wanderungen alleine und mir macht das nix aus auch lange Zeit allein zu
wandern. Aber das ist etwas anderes wenn das von vornherein so ist, als
wenn man sich mitten auf Tour ungeplant trennt.
Meine Motivation war also nicht die allerhöchste, aber nach einer Ladung
Fritten ging es mir schon besser. Auch traf ich ich hier wieder meine
französischen Freunde. War also nicht ganz allein.
Nach kurzer Rast und Motivationsboost, gings also weiter. Wie gehabt,
der nächste Aufstieg. Freilich nicht unter 1000 Höhenmetern. So ist das
hier im Écrins.
Die Sonne brannte an diesem Tag wieder mal erbarmungslos und am ganzen
Hang gab es keinerlei Schatten. Aber das war ich ja noch immer recht gut
gewöhnt.
Hinter dem Col côte belle hat der Berg eine erstaunliche Form
angenommen. Die Schieferplatten stehen hier vertikal aus dem Boden und
sehen aus wie Grabsteine oder menschliche Setzungen.
Nach dem nächsten obligatorischen Abstieg fand ich mich am extra für Zeltwanderer eingerichteten Biwakplatz nahe des Dörfchens Valsenestre ein wo auch meine französischen Freunde eintrafen.
Dorfbackofen von Valsenestre
Hier lernte ich auch eine Rumänin kennen die mit einem französischen
Freund den halben GR 54 machte. Wie sich rausstellte wollte er auch
unbedingt in die Wüste. Also hat ich ihm einiges zu erklären und es
wurde ein langer lustiger Abend, französisch,rumänisch, englischen
Sprachwirrwarrs. Es gibt wenige Dinge die einen so schlauchen können als
dauernd die Sprache zu wechseln.

Nach sechs Tagen on Tour und kontinuirlichem Durchziehen sollte ich an Tag sieben erste Erschöpfungserscheinungen bemerken.
Der Aufstieg am nächsten Morgen hatte es wirklich in sich. Wieder einmal ging es 1300 Höhenmeter in einem Ruck herauf.
Dort oben zwischen zwei Bergflanken war der nächste Sattel. (Col de la Muzelle 2660 m)
Ich war ziemlich kaputt, merkte ich schon recht früh. Wahrscheinlich hatte ich gestern zu wenige Kalorien zu mir genommen.
Weitere Gruppen waren alle vom Zeltplatz aufgebrochen. Ich überholte
alle um in meinen Rhytmus zu kommen. Ein Wanderer war etwas schneller
als ich. Er war ein guter Referenzpunkt für meine eigene Geschwindigkeit
und konnte mich gewissermaßen ziehen.
Vor allem das letzte Stück ist sehr anstrengend da es sehr steil über erodierten Schiefer führt.
Kurz vor dem Ziel.
Als dritter komme ich oben an und bin fast am Ende. Auch weht von der
anderen Seite ein eiskalter Wind herüber samt einiger Schneeflöckchen.
Von T-shirt und kurzer Hose wechsle ich sofort zur Komplettmontur mit
Mütze und Handschuhen. Ich musste mich erstmal in eine wingeschützte
Stelle verkriechen und nen Berg Nüsse verdrücken.
Der Abstieg zum Lac de la Muzelle war hingegen recht einfach und nach
einigen hundert Höhenmetern wurde es auch zum Glück wieder warm.
Roche de la Muzelle und Glacier de la Muzelle.
Lac de la Muzelle.
Am Refuge de la Muzelle musste ich eine kleinere Pause einlegen um
wieder zu Kräften zu kommen. Zum Glück brach auch irgendwann die Sonne
durch und ein Bier kann wahre Wunder bewirken.
Denn ich hatte wieder einen weiteren Aufstieg von fast 500 hm zu überwältigen.
Zum Glück war ich etwas zu mir gekommen und ich lief jetzt im Dauerbrennermodus.
Blick vom Col de Vallon
Weit unten, der Lauvitel, der größte natürliche See im Écrins.
Edelweiß am Wegesrand.
Am Lauvitel angekommen ging es erstmal zum abkühlen in den See.
Ein weiterer Abstieg und eine recht lange Strecke entlang des Flusses
führten mich nach Venosc. Ich spürte aber keine Müdigkeit mehr, konnte
Ewigkeiten laufen und war in einer Art runners High.
Zuerst überlegte ich einfach irgendwo im Wald zu campen aber nach der
Megaetappe von heute hab ich mir ne Nacht auf dem Campingplatz mit ner
heißen Dusche und was zu essen verdient.
Der nächste Morgen begann direkt richtig heiß. Auf der Karte sah es nach
eine einfach Etappe aus. Ich sollte mich gehörig täuschen. In Venosc in
der Kirche erstmal ein Vater unser da gelassen und die obligatorische
Weihwasseraufladung machen und in der teuersten Epicerie in der ich
jemals war, ne Handvoll Süßigkeiten für die nächste Etappe kaufen und
weiter gings.
Der Gr 54 hat mehrere Varianten. In Venosc könnte man nach Le Bourg d'Oisans
laufen aber das ist recht langweilig im flachen Tal, also wählte ich
eine andere Variante welche mich am Hang entlang um die berühmt
berüchtigte Skiresortretortenstadt Les deux Alpes herumführen sollte.
Allerdings war die auf der Karte recht gerade Strecke ein ewiges Hoch
unt runter üer kleine Geröllfelder und Gebüsch. Es gibt nix schlimmeres
wenn man sich eine Etappe ganz anders vorgestellt hat.
Aufgegebene Höfe am Wegesrand.
Ein kleines Teil ist auch Seilversichert.
Blick nach Bourg d'Oisans
Nach ewigem Hoch und runter erreichte ic hdas Dorf Mont de Lans. Hier
ist der wohl blödeste Abschnitt der ganzen Tour, mit Asphaltstraße und
Autoverkehr.
Nach dem Stausee Le Chambon wirds zum Glück ruhiger. Leider aber wieder ein ekelhafter Aufstieg nach Mizoen.
Mizoen
Hier habe ich erhofft noch was zu Essen kaufen zu können, war aber nix zu finden also weiter hoch ins Gebirge.
Die Landschaft hier ist interessant. Nördlich vom Tal der Romanche sind die Berge sanfte Grasberge, welche an die Mongolei oder Teile der Karpaten erinnern, während südlich die von Gletscher umfassten Eisriesen, allen voran die Meije stehen.
Blick nach Süden.
Vergessene Höfe.
Hier in diesem Grasland baute ich mein Zelt auf einer ebenen Fläche auf.
Nachts regnete es und als ich irgendwann aufwachte traute ich meinen
Augen nicht. Am Innenteil des Aussenzeltes waren hunderte! kleine
Nackschnecken. Ich bin eigentlich durch nichts so schnell zum ekel zu
bringen aber das war echt widerlich.
Es hatte sich auch ein Dauerregen eingestellt und ich musste die blöden Mistviecher von meinem Zelt holen.
Zu allem Überfluss waren auch noch etliche davon auf meinen
Trekkingstöcken die ich draussen hab liegen lassen. Lauft mal mit nassen
Trekkingstöcken die voll mit glitschigem Schneckenschleim sind, der
sich praktishc nicht abwischen lässt...
Ich war ziemlich angepisst von Dauerregen (im wahrsten Sinne des Wortes)
und vor allem durchs Nasse hohe Gras laufen was die Schuhe so richtig
durchnässt auch hab ich ziemlich abgebaut durch die letzten Etappen,
dass ich beschloss heute mal etwas kürzer zu treten und nach nur zwei
Stunden laufen zu einer Hütte kam, wo ich dne Rest des Tages verbrachte,
leckere hausgemachte Gerichte aß und Donald Duck Comics au französisch
las.
Mieses Wetter...
Am nächsten Morgen wagte sich zum Glück wieder die Sonne heraus.
Kommentar