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Vorwort:
Dieser Reisebericht ist kein klassischer Reisebericht. Wer mich kennt, weiß allerdings, dass mein Interesse der Landschaft, den Menschen und den Tieren gilt, wie auch immer ich unterwegs bin. Wer sich also für die gewonnen Einblicke interessiert, den nehme ich gerne mit auf diese Reise. Die Fortbewegungsmittel und Unterkünfte werde ich nur andeutungsweise thematisieren, Nachfragen beantworte ich höchstens per PN. Ganz ohne Zeugnisse urbanen Lebens wird es allerdings nicht gehen, hier bitte ich um Nachsicht. Im Gegenzug gibt es grandiose Naturaufnahmen, die dafür mehr als entschädigen.
Wer sich an dieser Art des Reisens stört, den bitte ich, den Bericht nicht zu lesen und um das Verständnis, dass ich es einfach leid bin. Seit gut 20 Jahren verbringe ich meinen Outdoor-Januar-Jahresurlaub schwerpunktmäßig in irgendwelchen Hotels oder Hostels, weil ich die Tour aufgrund der Wetterbedingungen abbrechen musste, nicht Ski fahren kann, die Campingplätze geschlossen haben. Der letzte Tourabbruch erfolgte letzten Dezember, als die Tretrollertour durch Thüringen aufgrund zuviel Schnee, überfrorenem Schnee, Eisregen und Sturzregen in einem Leipziger Hostel endete. Ich bin zu alt, um derartige Widrigkeiten im Urlaub zu ignorieren und merke mittlerweile ein bisher unbekanntes Bedürfnis, etwas von der Welt zu sehen! Zum Schluss, als ich mich besser auskenne, klappt es dann auch mit klassischem Outdoor.
Einleitung:
Die Dame vom Reisebüro kennt mich noch aus dem letzten Jahr. Ich habe den Einsatz erhöht, er wird nicht reichen. Alleinreisenden wird es schwer gemacht. Kanaren. Pfff, sagt sie, können Sie später auch noch machen, das läuft nicht weg. Sri Lanka. Mit Outdoorwanderungen. Keine Flüge im Reisezeitraum. Und überhaupt die Flugangst. Vereinigte Arabische Emirate. Oh, ne. Und das mit den Frauen. Ach was, sagt die gebürtige Iranerin, da nicht, nur in der Moschee, man ist dort liberal, Frauen dürfen auch arbeiten. Sie klickt und klickt und klickt. Das Wort „Wüste“ fällt. Und mein Herz macht einen klitzekleinen Sprung, so, wie damals, als die Finnin sagte: „Übrigens, Schnee ist hell“. Meinen Sie wirklich? Klar, sagt sie, in dem Hotel war ich schon, das ist sauber, nicht so wie andere in der Preisklasse. Sie schnürt ein Paket. Später werden ich merken: Alle, außer mir, waren da anscheinend schon. Langweilig soll es dort sein. Nichts los. Ja, wunderbar. Ich setze mich einfach in die Wüste und mache nichts. Mir wird schon etwas einfallen. „Wer weiß, wie lange man da noch hinfahren kann“, sagt die Dame. Ein gewichtiges Argument.
Die Reisekosten sprengen das gesetzte Budget um mehr ein Drittel. Egal. Als Kind habe ich am liebsten die Landkarte der Arabischen Halbinsel bis zur Grenze zu Jordanien und Irak gemalt. Spätfolgen von Karl May? Mein Lieblingsland war Kuwait, als kleiner Zipfel am nördlichen Saudi-Arabien, Fischers Weltalmanach vertiefte diese Liebe. Das restliche Gebiet gehörte für mich zu Saudi-Arabien, gestrichelte Linien wiesen vermeintliche Provinzen aus (Südjemen (=Jemen), Oman und Maskat (=Oman), Trucial Oman (sic!), Katar, Bahrein. (Westermann Atlas, 1970). Über diese Länder wusste ich nichts, das wurde auch nicht unterrichtet. Von den Vereinigten Arabischen Emiraten (Trucial Oman) war keine Rede. Ich unterschreibe. Die Reise ist gebucht.
Anreise:
Es ist nasskalt in Hamburg. Ich bekämpfe meine Flugangst mit einem Cheeseburger. Henkersmahlzeit. Die Gepäckwaage konstatiert für den großen Rucksack 15 kg, für den Handrucksack 5 kg. Das sind zwar 17 kg unter der Grenze, aber dennoch unbefriedigende UH Kategorie. Es besteht Änderungsbedarf. Okay, ich hab keine Ahnung, was ich einpacken soll. Business? Sommer? Hochsommer? Kalte Nächte? Ich hatte Übernachtung in der Wüste gebucht. Und hoffe auf eine Paddeltour. Ich packe von allem etwas, 6 paar Schuhe alleine, die Eleganz und die warmen Hausschuhe hätte ich weglassen können, hinterher ist man schlauer. Schals auch. Paddelhose und Paddelschuhe habe ich übrigens auch dabei.
Ein Mann stopft eine Palette Underberg Duty free in seinen Handkoffer. Der Flieger ist riesig, ich sitze am Gang. Ich suche mir einen beruhigenden Blues aus, aber die Dateien sind gelöscht. Kein Abspielen ohne Internetempfang. Ich werde wahnsinnig. Die anderen Alben: Das gleiche Spiel. Die Datenwiederherstellung von gestern hat die Songs gelöscht. Ich finde ein Unbekanntes Album, meine Rettung. Eine CD, selbst auf das Handy kopiert. Das Flugzeug setzt sich mit röhrenden Motoren in Gang. Olavi Virta oder Eero Aven. Ich weiß es nicht. Ich haue den Regler nach oben. Finnischer Tango. Und während sich das Flugzeug aufmacht, meine in mühsamen Jahren erradelte positive CO2 Bilanz zu vernichten, wiegt sich mein Körper und Geist in finnischer Musik, und katapultiert mich auf die Fähre nach Helsinki. Und in völliger Klarheit sehe ich noch einmal das im kalten Licht der Bar aufreizend Tango tanzende, betrunkene finnische Paar, während etwas weiter links eine syrische Flüchtlingsfamilie die Kinder und die im Rollstuhl sitzende Tochter mit Keksen und Softdrinks füttert. Was für ein Start.
Sieben Stunden später lande ich in Dubai. Es ist Ortszeit kurz nach zwölf (MEZ 21.00 Uhr), der Zeitunterschied beträgt drei Stunden. Der Flughafen ist riesig, Schilder fehlen, einfach geradeaus, der wenigen anderen nach. Die Halle dagegen voll. Eine lange Schlange, einreihen. Angespannte Stimmung. Unglaublich. Noch nie habe ich so viele unterschiedliche Nationalitäten auf einem Haufen gesehen, die Menschen mit weißer Hautfarbe fallen auf, sie sind in der Minderheit. Asien. Ich bin in Asien, auch das hatte ich in den letzten Tagen gelernt, eigentlich klar, neben Afrika ist Asien, aber Arabien, das war doch nicht Asien, sondern Arabien. Asien ist China oder Indien. Gegenüber von Dubai, auf der anderen Seite des Persischen Golfes, liegt Iran, von Oman aus drei Stunden mit dem Schiff. Ferne Länder, plötzlich so nah. Der Mann mit dem Underberg ist vor mir, hallo, Herr Underberg, sage ich scherzhaft, um irgendwie anknüpfen zu können, an meiner abendländischen Existenz, er schüttelt wütend den Kopf.
Man spürt die Kameras, überall sind Augen, hier wird nicht gelacht, schnell, schnell, alle warten. Ein Einheimischer an der Passstelle, hier, im sicherheitsrelevanten öffentlichen Sektor sind es Einheimische, das weiße Gewand, mit den schwarzen Ringen auf dem Kopf, Polizisten patroullieren. Der Reisepass. Klack, ein Stempel. Ohne Visum geht nichts. Flließbandarbeit. Gepäckkontrolle. Der Mann mit dem Underberg wird herausgewinkt. Eine lange, unendliche scheinenden Halle. Der 65 Literrucksack sitzt, ich spurte. Wo ist der Reiseveranstalter, ich werde abgeholt. Ich finde das Schild nicht und spreche ohne Hemmungen die herumstehenden Fahrer an. Endlich das Schild. Okay, ich komme. Ich verlasse den internen Bereich und stürme auf ihn zu. Sind Sie? Ja! (Ich muss schlafen, denke ich, das sage ich natürlich nicht). That´s your driver. Okay. Der Mann schaut, als hätte er einen Erscheinung, nein, nein, nicht das Gepäck abnehmen, der Rucksack ist schwer. Gut, das Handgepäck. Wir eilen zum Auto. Vor der Tür erschlägt mich die Wärme. Eine Flut von weißen Autos, Taxis oder nicht, vierspurig. Ein Deja-Vu. JFK Airport, die Sirenen der Polizei, der Verkehr. „You are in New York....“. Der junge Autoverleiher, der mit unseren Preisvorstellungen nicht übereinstimmte, Jahre her. Ich bin heilfroh, mich nicht selbst um alles kümmern zu müssen. Die Autos hopsen über die Zebrastreifen, aber es hat System, anscheinend hat man eine Chance, wir schlängeln uns zum Auto, die Rucksäcke in den Kofferraum. Ich hatte den Direktflug nach Dubai gewählt, es geht nach Abu Dhabi.
Kalt und glitzernd die Silhouette der Hochhäuser. So groß ist die Stadt gar nicht, aber lang, ewig lang. Der Fahrer verweist auf die Sehenswürdigkeiten, vor zwanzig Jahren war hier noch Wüste. Ist das alles ein Computerspiel, eine virtuelle Realität? Ich kann mich nicht entscheiden. Blinken, Glitzern, seelenlos, Fassade. Partnerstadt von Frankfurt am Main. Das sieht man, denke ich. Die Einheimischen wohnen hier nicht, sagt er, die haben Häuser. Wer heiratet bekommt vom Staat ein Haus (gilt aber nur für die Heirat mit der ersten Frau, weshalb Vielehen nicht mehr so häufig sind). Er kommt aus Pakistan, keine Frau, keine Kinder, aber eine Mutter. Deutschland ist ein tolles Land, ein Freund hat eine deutsche Frau geheiratet und durfte bleiben. Dann darf es aber keine Scheinehe sein, ich erkläre ein wenig, er seufzt, sowieso zu weit weg und teuer. Hier sind die Regeln klar. Ein Leben auf Zeit, die Emiratis heiraten nur untereinander und Eigentum kann nur erwerben, wer viel Geld hat, auch nur Nutzungsrecht, meistens. Familiennachzug muss man sich leisten können, die meisten können noch nicht mal die Miete zahlen, man teilt sich zu fünft ein Appartement. Wer alt ist, muss gehen, kaum alte Leute im Straßenbild. Er schätzt mich zwanzig Jahre jünger, schmeichelhaft, aber das werde ich öfter hören, hier altert man schneller, die Sonne, die harte Arbeit, schlechte Ernährung. Der Weg zieht sich endlos, ab und zu huschen Häuserzeilen vorbei, alles sieht gleich aus. Was habe ich getan?
Abu Dhabi. Reicher als Dubai. Dezenter. Hochhäuser, aber nicht so viele. Abu Dhabi ist eine Insel. Kleine Sternchen blinken, das Dach des Louvre. Es ist jetzt 3 Uhr (MEZ 00.00 Uhr), ich bin aufgedreht und müde zugleich. Ein glänzender Palast, ist das Marmor auf der Straße? Lichterfontainen. Irreal. Völlig irreal. Er biegt ab. Ihr Hotel. Ich bin zu müde, um Eindrücke aufzunehmen. Elegant, Funktionell. 5 Euro für den Fahrer. Zuviel? Zuwenig? Okay, sagt die Rezeptionistin. Der Fahrer wohnt in Dubai, die gleiche Strecke wieder zurück.
Es ist menschenleer in der Lobby. Touristensteuer, ich habe Dirham, zahle bar. Orientierungsschwierigkeiten, das Klima, die lange Flugzeit (Symptome von Höhenkrankheit habe ich auch bei Flügen), ich schwanke zum Hotelzimmer. Die Karte funktioniert nicht. Nochmal, Nochmal. Ich höre Stimmen. Kinder? Ich versuche wieder zu öffnen, irgendwas läuft hier nicht richtig, ich wecke irgendwelche Leute auf. Zurück. Ein Mensch. Wie schön. Ich habe eine 1 übersehen. Ein riesiges Zimmer. Ein luxuriöses Bad. Mein Gepäck ist bereits da. Ich hätte auch ein Zelt genommen. Das erste Mal, dass ich keins dabei habe.
Die Balkontür. Wasser und ein Lichtermeer der Stadt. Aha, das nennt man hier Meerblick. Auf künstlichen Inseln ist Baustelle. Ich greife zum Tele. Der Mond geht gerade auf. Er hängt schief.
Dieser Reisebericht ist kein klassischer Reisebericht. Wer mich kennt, weiß allerdings, dass mein Interesse der Landschaft, den Menschen und den Tieren gilt, wie auch immer ich unterwegs bin. Wer sich also für die gewonnen Einblicke interessiert, den nehme ich gerne mit auf diese Reise. Die Fortbewegungsmittel und Unterkünfte werde ich nur andeutungsweise thematisieren, Nachfragen beantworte ich höchstens per PN. Ganz ohne Zeugnisse urbanen Lebens wird es allerdings nicht gehen, hier bitte ich um Nachsicht. Im Gegenzug gibt es grandiose Naturaufnahmen, die dafür mehr als entschädigen.
Wer sich an dieser Art des Reisens stört, den bitte ich, den Bericht nicht zu lesen und um das Verständnis, dass ich es einfach leid bin. Seit gut 20 Jahren verbringe ich meinen Outdoor-Januar-Jahresurlaub schwerpunktmäßig in irgendwelchen Hotels oder Hostels, weil ich die Tour aufgrund der Wetterbedingungen abbrechen musste, nicht Ski fahren kann, die Campingplätze geschlossen haben. Der letzte Tourabbruch erfolgte letzten Dezember, als die Tretrollertour durch Thüringen aufgrund zuviel Schnee, überfrorenem Schnee, Eisregen und Sturzregen in einem Leipziger Hostel endete. Ich bin zu alt, um derartige Widrigkeiten im Urlaub zu ignorieren und merke mittlerweile ein bisher unbekanntes Bedürfnis, etwas von der Welt zu sehen! Zum Schluss, als ich mich besser auskenne, klappt es dann auch mit klassischem Outdoor.
Einleitung:
Die Dame vom Reisebüro kennt mich noch aus dem letzten Jahr. Ich habe den Einsatz erhöht, er wird nicht reichen. Alleinreisenden wird es schwer gemacht. Kanaren. Pfff, sagt sie, können Sie später auch noch machen, das läuft nicht weg. Sri Lanka. Mit Outdoorwanderungen. Keine Flüge im Reisezeitraum. Und überhaupt die Flugangst. Vereinigte Arabische Emirate. Oh, ne. Und das mit den Frauen. Ach was, sagt die gebürtige Iranerin, da nicht, nur in der Moschee, man ist dort liberal, Frauen dürfen auch arbeiten. Sie klickt und klickt und klickt. Das Wort „Wüste“ fällt. Und mein Herz macht einen klitzekleinen Sprung, so, wie damals, als die Finnin sagte: „Übrigens, Schnee ist hell“. Meinen Sie wirklich? Klar, sagt sie, in dem Hotel war ich schon, das ist sauber, nicht so wie andere in der Preisklasse. Sie schnürt ein Paket. Später werden ich merken: Alle, außer mir, waren da anscheinend schon. Langweilig soll es dort sein. Nichts los. Ja, wunderbar. Ich setze mich einfach in die Wüste und mache nichts. Mir wird schon etwas einfallen. „Wer weiß, wie lange man da noch hinfahren kann“, sagt die Dame. Ein gewichtiges Argument.
Die Reisekosten sprengen das gesetzte Budget um mehr ein Drittel. Egal. Als Kind habe ich am liebsten die Landkarte der Arabischen Halbinsel bis zur Grenze zu Jordanien und Irak gemalt. Spätfolgen von Karl May? Mein Lieblingsland war Kuwait, als kleiner Zipfel am nördlichen Saudi-Arabien, Fischers Weltalmanach vertiefte diese Liebe. Das restliche Gebiet gehörte für mich zu Saudi-Arabien, gestrichelte Linien wiesen vermeintliche Provinzen aus (Südjemen (=Jemen), Oman und Maskat (=Oman), Trucial Oman (sic!), Katar, Bahrein. (Westermann Atlas, 1970). Über diese Länder wusste ich nichts, das wurde auch nicht unterrichtet. Von den Vereinigten Arabischen Emiraten (Trucial Oman) war keine Rede. Ich unterschreibe. Die Reise ist gebucht.
Anreise:
Es ist nasskalt in Hamburg. Ich bekämpfe meine Flugangst mit einem Cheeseburger. Henkersmahlzeit. Die Gepäckwaage konstatiert für den großen Rucksack 15 kg, für den Handrucksack 5 kg. Das sind zwar 17 kg unter der Grenze, aber dennoch unbefriedigende UH Kategorie. Es besteht Änderungsbedarf. Okay, ich hab keine Ahnung, was ich einpacken soll. Business? Sommer? Hochsommer? Kalte Nächte? Ich hatte Übernachtung in der Wüste gebucht. Und hoffe auf eine Paddeltour. Ich packe von allem etwas, 6 paar Schuhe alleine, die Eleganz und die warmen Hausschuhe hätte ich weglassen können, hinterher ist man schlauer. Schals auch. Paddelhose und Paddelschuhe habe ich übrigens auch dabei.
Ein Mann stopft eine Palette Underberg Duty free in seinen Handkoffer. Der Flieger ist riesig, ich sitze am Gang. Ich suche mir einen beruhigenden Blues aus, aber die Dateien sind gelöscht. Kein Abspielen ohne Internetempfang. Ich werde wahnsinnig. Die anderen Alben: Das gleiche Spiel. Die Datenwiederherstellung von gestern hat die Songs gelöscht. Ich finde ein Unbekanntes Album, meine Rettung. Eine CD, selbst auf das Handy kopiert. Das Flugzeug setzt sich mit röhrenden Motoren in Gang. Olavi Virta oder Eero Aven. Ich weiß es nicht. Ich haue den Regler nach oben. Finnischer Tango. Und während sich das Flugzeug aufmacht, meine in mühsamen Jahren erradelte positive CO2 Bilanz zu vernichten, wiegt sich mein Körper und Geist in finnischer Musik, und katapultiert mich auf die Fähre nach Helsinki. Und in völliger Klarheit sehe ich noch einmal das im kalten Licht der Bar aufreizend Tango tanzende, betrunkene finnische Paar, während etwas weiter links eine syrische Flüchtlingsfamilie die Kinder und die im Rollstuhl sitzende Tochter mit Keksen und Softdrinks füttert. Was für ein Start.
Sieben Stunden später lande ich in Dubai. Es ist Ortszeit kurz nach zwölf (MEZ 21.00 Uhr), der Zeitunterschied beträgt drei Stunden. Der Flughafen ist riesig, Schilder fehlen, einfach geradeaus, der wenigen anderen nach. Die Halle dagegen voll. Eine lange Schlange, einreihen. Angespannte Stimmung. Unglaublich. Noch nie habe ich so viele unterschiedliche Nationalitäten auf einem Haufen gesehen, die Menschen mit weißer Hautfarbe fallen auf, sie sind in der Minderheit. Asien. Ich bin in Asien, auch das hatte ich in den letzten Tagen gelernt, eigentlich klar, neben Afrika ist Asien, aber Arabien, das war doch nicht Asien, sondern Arabien. Asien ist China oder Indien. Gegenüber von Dubai, auf der anderen Seite des Persischen Golfes, liegt Iran, von Oman aus drei Stunden mit dem Schiff. Ferne Länder, plötzlich so nah. Der Mann mit dem Underberg ist vor mir, hallo, Herr Underberg, sage ich scherzhaft, um irgendwie anknüpfen zu können, an meiner abendländischen Existenz, er schüttelt wütend den Kopf.
Man spürt die Kameras, überall sind Augen, hier wird nicht gelacht, schnell, schnell, alle warten. Ein Einheimischer an der Passstelle, hier, im sicherheitsrelevanten öffentlichen Sektor sind es Einheimische, das weiße Gewand, mit den schwarzen Ringen auf dem Kopf, Polizisten patroullieren. Der Reisepass. Klack, ein Stempel. Ohne Visum geht nichts. Flließbandarbeit. Gepäckkontrolle. Der Mann mit dem Underberg wird herausgewinkt. Eine lange, unendliche scheinenden Halle. Der 65 Literrucksack sitzt, ich spurte. Wo ist der Reiseveranstalter, ich werde abgeholt. Ich finde das Schild nicht und spreche ohne Hemmungen die herumstehenden Fahrer an. Endlich das Schild. Okay, ich komme. Ich verlasse den internen Bereich und stürme auf ihn zu. Sind Sie? Ja! (Ich muss schlafen, denke ich, das sage ich natürlich nicht). That´s your driver. Okay. Der Mann schaut, als hätte er einen Erscheinung, nein, nein, nicht das Gepäck abnehmen, der Rucksack ist schwer. Gut, das Handgepäck. Wir eilen zum Auto. Vor der Tür erschlägt mich die Wärme. Eine Flut von weißen Autos, Taxis oder nicht, vierspurig. Ein Deja-Vu. JFK Airport, die Sirenen der Polizei, der Verkehr. „You are in New York....“. Der junge Autoverleiher, der mit unseren Preisvorstellungen nicht übereinstimmte, Jahre her. Ich bin heilfroh, mich nicht selbst um alles kümmern zu müssen. Die Autos hopsen über die Zebrastreifen, aber es hat System, anscheinend hat man eine Chance, wir schlängeln uns zum Auto, die Rucksäcke in den Kofferraum. Ich hatte den Direktflug nach Dubai gewählt, es geht nach Abu Dhabi.
Kalt und glitzernd die Silhouette der Hochhäuser. So groß ist die Stadt gar nicht, aber lang, ewig lang. Der Fahrer verweist auf die Sehenswürdigkeiten, vor zwanzig Jahren war hier noch Wüste. Ist das alles ein Computerspiel, eine virtuelle Realität? Ich kann mich nicht entscheiden. Blinken, Glitzern, seelenlos, Fassade. Partnerstadt von Frankfurt am Main. Das sieht man, denke ich. Die Einheimischen wohnen hier nicht, sagt er, die haben Häuser. Wer heiratet bekommt vom Staat ein Haus (gilt aber nur für die Heirat mit der ersten Frau, weshalb Vielehen nicht mehr so häufig sind). Er kommt aus Pakistan, keine Frau, keine Kinder, aber eine Mutter. Deutschland ist ein tolles Land, ein Freund hat eine deutsche Frau geheiratet und durfte bleiben. Dann darf es aber keine Scheinehe sein, ich erkläre ein wenig, er seufzt, sowieso zu weit weg und teuer. Hier sind die Regeln klar. Ein Leben auf Zeit, die Emiratis heiraten nur untereinander und Eigentum kann nur erwerben, wer viel Geld hat, auch nur Nutzungsrecht, meistens. Familiennachzug muss man sich leisten können, die meisten können noch nicht mal die Miete zahlen, man teilt sich zu fünft ein Appartement. Wer alt ist, muss gehen, kaum alte Leute im Straßenbild. Er schätzt mich zwanzig Jahre jünger, schmeichelhaft, aber das werde ich öfter hören, hier altert man schneller, die Sonne, die harte Arbeit, schlechte Ernährung. Der Weg zieht sich endlos, ab und zu huschen Häuserzeilen vorbei, alles sieht gleich aus. Was habe ich getan?
Abu Dhabi. Reicher als Dubai. Dezenter. Hochhäuser, aber nicht so viele. Abu Dhabi ist eine Insel. Kleine Sternchen blinken, das Dach des Louvre. Es ist jetzt 3 Uhr (MEZ 00.00 Uhr), ich bin aufgedreht und müde zugleich. Ein glänzender Palast, ist das Marmor auf der Straße? Lichterfontainen. Irreal. Völlig irreal. Er biegt ab. Ihr Hotel. Ich bin zu müde, um Eindrücke aufzunehmen. Elegant, Funktionell. 5 Euro für den Fahrer. Zuviel? Zuwenig? Okay, sagt die Rezeptionistin. Der Fahrer wohnt in Dubai, die gleiche Strecke wieder zurück.
Es ist menschenleer in der Lobby. Touristensteuer, ich habe Dirham, zahle bar. Orientierungsschwierigkeiten, das Klima, die lange Flugzeit (Symptome von Höhenkrankheit habe ich auch bei Flügen), ich schwanke zum Hotelzimmer. Die Karte funktioniert nicht. Nochmal, Nochmal. Ich höre Stimmen. Kinder? Ich versuche wieder zu öffnen, irgendwas läuft hier nicht richtig, ich wecke irgendwelche Leute auf. Zurück. Ein Mensch. Wie schön. Ich habe eine 1 übersehen. Ein riesiges Zimmer. Ein luxuriöses Bad. Mein Gepäck ist bereits da. Ich hätte auch ein Zelt genommen. Das erste Mal, dass ich keins dabei habe.
Die Balkontür. Wasser und ein Lichtermeer der Stadt. Aha, das nennt man hier Meerblick. Auf künstlichen Inseln ist Baustelle. Ich greife zum Tele. Der Mond geht gerade auf. Er hängt schief.

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