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Nachdem ich hier seit Jahren mitlese und Inspirationen hole, möchte ich nun auch meinen ersten Reisebericht einstellen. Fragen beantworte ich gerne, aber bitte hier im Thread, nicht per PN, dann haben alle was davon.
Gleich vorweg: Der Text wurde (fast) ungekürzt aus meinem Blog übernommen, ich verlinke hier aus Performance-Gründen aber nur wenige Bilder. Wer auf Text steht kann hier weiterlesen, wer mehr Bilder sehen möchte tut dies besser im Blog: Manaslu Umrundung in Nepal

Manaslu (8.163m)
Warum Nepal?
Wer von Bergen fasziniert ist muss schon fast zwangsläufig davon träumen einmal die höchsten Berge der Welt zu sehen. Umgeben sein von (für uns) unerreichbar hohen Gipfeln, dabei in Höhen vorzudringen die es in den Alpen gar nicht gibt, und das ganz ohne Hochtourenausrüstung und -ausbildung. Aber auch kulturell bietet Nepal viel, ich war noch nie zuvor in Asien und wollte die Art zu leben, die sich so von uns Europäern unterscheidet, hautnah erleben. Nachdem ich dann verschiedenste Reiseberichte über Trekking in Nepal gelesen habe stand die Entscheidung fest.
Warum die Manaslu-Umrundung?
Diese Frage stellt man früher oder später allen Trekkern die man unterwegs trifft, und auf der Manaslu-Runde war die Antwort immer (ausnahmslos!): "Weil hier weniger los ist als auf der Annapurna-Runde". Das Annapurna-Gebiet, gemeinhin bekannt als die beliebteste und schönste Trekkingroute der Welt, besuchen jährlich über 20.000 Touristen, im Manaslu-Gebiet sind es ca. 2.000. Da diese Zahl stetig steigt wollten wir unbedingt die Manaslu-Runde gehen bevor sie ebenso überlaufen wird und immer touristischer, oder gar von Straßen erschlossen, wird. Die Annapurna kann man mittlerweile mit Hilfe von Jeep und Flugzeug in 5 Tagen umrunden. Kurz gesagt: Landschaftlich ist sicherlich beides sehr reizvoll, wer auf Komfort verzichten kann und eher "unverdorbene" Kultur erleben will ist am Manaslu besser aufgehoben. Zu beachten ist nur: Am Manaslu benötigt man zwingend einen Guide, andere Treks kann man auch selbstorganisiert gehen.
Nepal nach dem Erdbeben
Als Nepal am 25. April 2015 von einem schweren Erdbeben erschüttert wurde, waren unsere Flüge und die Tour schon längst gebucht. Für uns kam es nicht in Frage zu stornieren, da man nach dem Erdbeben überall gelesen hat dass man das Land am besten unterstützt indem man es bereist und dort Geld ausgibt. Lediglich bei der Routenwahl waren wir uns bis kurz vor Abflug nicht sicher, denn die Manaslu-Runde führt genau durchs Epizentrum des Bebens, die Wege und Brücken waren teils komplett zerstört und die Dörfer von der Außenwelt abgeschnitten. Mit unserer Trekking-Agentur sind wir aber so verbleiben dass wir die Tour machen wenn es möglich ist und ansonsten spontan vor Ort um planen. Letztendlich war es dann ziemlich problemlos. An manchen Stellen wurde der Weg von Erdrutschen blockiert und man musste einen kleinen Umweg gehen, an anderen Stellen waren die Brücken provisorisch ersetzt und etwas abenteuerlicher. Da die Bewohner aber auf die Handelswege angewiesen sind wurden sie auch ziemlich schnell wieder repariert. Schlimmer sieht es in den Dörfern aus: Fast überall ist das Stromnetz der Wasserkraftwerke ausgefallen, die meisten Häuser sind eingestürzt, als erstes wurden Lodges wieder aufgebaut damit die Touristen kommen. Die Situation war also traurig, aber keineswegs gefährlich. Der gesamte Weg war durchgehend leichter zu gehen als ein durchschnittlicher Wanderpfad in den Alpen!
Im Kathmandu-Tal fehlt uns etwas der Vorher-Nachher-Vergleich. In Kathmandu selbst haben wir relativ wenig Zerstörung gesehen. In Thamel sind nur zwei Häuser eingestürzt, am Durbar Square dafür wohl alles zerstört (wir waren nicht dort). Die großen Tempel werden schnellstmöglich repariert und neu angemalt, hier sieht man eigentlich kaum noch etwas. Swayambhunath sah nicht sonderlich betroffen aus als wir dort waren. Anders sieht es dagegen in Bhaktapur aus, dort ist der Durbar Square nicht ganz so stark betroffen, dafür ansonsten der ganze Ort schwer beschädigt und ganze Viertel dem Erdboden gleich gemacht.
Teil 1 der Tour - Von Arughat nach Jagat
Der erste Teil der Manaslu Runde führt uns zunächst mit dem Jeep über sehr abenteuerliche Straßen zum Startpunkt nach Arughat. Die ersten Tage der Tour gehen wir gemeinsam mit Jessy und Marko die ebenfalls die Manaslu-Runde gehen, allerdings noch mit einem Abstecher ins Tsum Valley. Zusammen mit den Guides und Trägern quetschen wir uns also in den Jeep und es geht los. P1040455In Kathmandu scheint es keine Verkehrsregeln zu geben, oder zumindest hält sich keiner daran. Überholt wird eigentlich immer, der Gegenverkehr wird schon ausweichen, Anschnallgurte gibt es nicht ("Nepali Style") und das wichtigste Utensil am Auto ist die Hupe. Nach ca. 2h Fahrt verlassen wir dann die gut ausgebaut Straße und das eigentlich Abenteuer beginnt. Auf dem Weg wechseln sich tiefe Schlaglöcher und riesige Felsbrocken ab, der Jeep rumpelt und wackelt durch die Gegend, dennoch kommen uns hier noch vollbeladene Linienbusse entgegen. Unser Fahrer hat aber alles gut im Griff, und so erreichen wir nach ca. 6h Arughat. In der Lodge haben wir ein schönes Zimmer mit eigenem Bad, das Essen ist lecker und es hat angenehme Temperaturen.
Am nächsten Tag geht es dann richtig los. Ein komisches Gefühl wenn man selbst kaum etwas zu tragen hat weil der Träger alles schleppt. Er macht aber keinen unglücklichen Eindruck und wir versuchen uns daran zu gewöhnen. Bis zum nächsten Ort, Soti Khola, laufen wir entlang der Straße, ab und zu kommt ein Local Bus entgegen. In Soti Khola essen wir etwas und folgen dann dem Pfad weiter, immer am Fluss entlang. Ab hier gibt es keine Straße mehr, alle Güter werden mit Mulis (später mit Yaks) transportiert, immer wieder kommen uns die Tiere auf dem Weg entgegen und wir müssen ausweichen.

Mulis, die besten Schwerlastträger in den Bergregionen
Unterwegs kommen wir immer wieder durch kleine Dörfer. Die Bewohner sind uns gegenüber ziemlich gleichgültig, nur die Kinder kommen auf uns zu und betteln ("Give me Sweets", "Give me Pen"). Überall sieht man die Auswirkungen des Erdbebens, viele Häuser wurden notdürftig mit Planen und Wellblech gegen den Monsun geschützt, Strom gibt es fast nirgends da die Leitungn zerstört wurden. Dafür haben fast alle Häuser kleine Solarpanels auf den Dächern, damit werden Autobatterien geladen die dann wiederum abends Glühbirnen betreiben. In der Lodge in Lapubesi lernen wir erstmals die anderen Trekker kennen die mit uns die Manaslu-Runde laufen. Da es nur wenige Lodges gibt, und alle dasselbe Tagespensum laufen, treffen wir die anderen jeden Abend wieder, auch wenn wir tagsüber unser eigenes Tempo gehen. Vier Engländer sind bereits zum siebten Mal in Nepal und tragen all ihre Sachen selbst, und zwei Rumänen haben professionelle Fotoausrüstung dabei und bleiben dauernd zum fotografieren stehen, dazu wir zwei und Jessy und Marko. Das war es auch schon, 10 Leute, soviel zur Frage wie überlaufen der Manasu-Trek wohl ist.
Das Wort "Berge" hat in Nepal eine andere Bedeutung als bei uns, es bezeichnet grob alles über 5.000m. Die 3.000er die uns hier bereits umgeben haben weder Namen noch Bezeichnungen, wenn sie flach genug sind werden sie zum Reisanbau genutzt, ansonsten interessiert sich keiner dafür. Im Ort Machkakhola sehen wir zum erstenmal Berge die den Namen auch verdient haben: Ganesh Himal (wir sehen Ganesh II, 7.118m). Wenn man nicht genau hinschaut erkennt man gar nicht dass es keine Wolken sind. Abends erreichen wir Khorlabeshi, nur 10km vom Epizentrum des Erdbebens entfernt und von allen Dörfern am heftigsten betroffen. Hier steht wirklich gar nichts mehr, das erste was aufgebaut wurde war das Guesthouse, damit die Touristen kommen können... Es ist sehr schön hier und warm genug um draußen zu sitzen, Dipendra und Manoj bringen uns ein nepalesisches Kartenspiel bei.
Weiter geht es über Tatopani, dort gibt es heiße Quellen (tato = heiß, pani = Wasser), nach Dobhan. Der Ort liegt wunderschön oberhalb des Flusses und hat vom Erdbeben gar nichts abbekommen. Es ist das erste Dorf was ordentlich aussieht, alles ist aufgeräumt und gepflegt. Es gibt hier außerdem eine Schule, und nachdem wir freundlich gefragt haben dürfen wir die Schüler im Klassenzimmer besuchen. Ein schönes Erlebnis, die Kinder haben sich gefreut und wir haben dafür eine Spende dagelassen.

Schule in Dobhan
Der weitere Weg nach Jagat war dann wieder von Zerstörung geprägt. Zunächst mussten wir einen riesigen Erdrutsch queren der den Weg mitgerissen hat. Danach war ein Umweg notwendig da der Fluss nach dem Monsun den Pfad unterspült hat. Die Dorfbewohner waren schon fleißig dabei eine Brücke zu bauen um den Weg an den geänderten Flusslauf anzupassen. Abends erreichten wir dann Jagat kurz bevor es anfing heftig zu regnen. Wir verbrachten den letzten gemeinsamen Abend zusammen mit Marko und Jessy, gingen aber früh schlafen da es jetzt abends doch schnell kalt wurde.
Teil 2 der Tour - Von Jagat nach Samagaon
Nachdem es abends teils heftig geregnet hatte, begrüßt uns der Morgen mit sonnigem Wetter. Am Schnee auf den umliegenden Hängen sieht man aber, dass es langsam dem Winter entgegen geht. Zu Beginn der Tour haben wir hauptsächlich Strecke gemacht und sind in den letzten drei Tagen lediglich von 600m auf 1.300m aufgestiegen. Das ändert sich nun, es wird merklich steiler, auch wenn Dipendra immer sagt es wäre flach („Nepali Flat“). Der Blick wird auch immer besser, der Shringi Himal (7.161m) dominiert das Tal, bald werden wir den Manaslu zu Gesicht bekommen.

Auf dem Weg nach Philim sehen wir den ersten wilden Affen, Mittagessen gibt’s in Ekle Bhatti. Kurz darauf erreichen wir die Abzweigung zum Tsum Valley und damit heißt es endgültig Abschied nehmen von Jessy und Marko. Alle sind ein bisschen traurig, wir haben uns gut verstanden und auch Guides und Träger hatten viel Spaß miteinander. Für uns geht es weiter nach Deng, wo wir in einer zugigen Lodge mit eiskalter Dusche unterkommen. Es wird die letzte Nacht werden die wir im Schlafsack ohne extra Decken auskommen, denn bei sternenklarem Himmel kühlt es jetzt nachts extrem ab.
Der nächste Tag beginnt mit strahlendem Sonnenschein und herrlichem Blick auf den Lapchun Himal. Die letzte längere Etappe steht an, bevor das Tagespensum es aufgrund der Akklimatisierung etwas gedrosselt wird. Die Dörfer werden nun immer weniger, dafür merkt man aber immer mehr den tibetanischen Einfluss. Überall gibt es Stupas und „Mani Walls“, hoch geschichtete Steinhaufen aus Gebetstafeln. In Ghap machen wir Mittagspause, genießen den schönen Garten mit tollem Blick auf die umliegenden 6.000er Gebirgsketten und unterhalten uns ausgiebig mit unseren rumänischen Mitreisenden. Danach geht es weiter durchs immer tiefer eingeschnittene Tal in Richtung Namrung.

Mittagspause in Ghap
Namrung wird uns schon seit mehreren Tagen groß angepriesen, weil es dort Strom gibt und die Zimmer schön sind. Voller Vorfreude erhoffen wir uns Licht, warmes Wasser und die Möglichkeit den Kamera-Akku zu laden. Immerhin zwei Punkte davon werden erfüllt, leider gehört das warme Wasser nicht dazu... Trotzdem hält die Lodge was uns versprochen wurde, wir wohnen in einem gemütlichen Cottage. Die Wände sind sogar dicht, d.h. man kann zumindest nicht durch die Ritzen nach draußen schauen (man lernt die kleinen Dinge zu schätzen). Besonders hervorheben muss man allerdings den Koch: Der wird in der Trekking-Saison extra angestellt und macht einen hervorragenden Job, das Essen in Namrung war mit das Beste! Die Guides freuen sich besonders über den Fernseher mit Satellitenempfang, können sich aber nicht auf eine Sendung einigen und schauen daher, durch ständiges umschalten, fünf auf einmal (unter anderem eine Teenie-Dating-Show auf MTV).

"Nepali Style"
Am nächsten Tag lassen wir uns Zeit, wir sind jetzt auf 2.600m und steigern die Schlafhöhe um maximal 500m pro Tag, daher sind die Etappen nun kurz. Nach guten 2h erreichen wir Sho, und dann geschieht es um uns, der Manaslu zieht uns in seinen Bann. Bisher hielten wir die 6.000er um uns herum für hohe Berge, aber als wir den Manaslu sehen scheint alles andere winzig. 8.163m, gletscherbedeckt und windumweht, das ist beeindruckend und wunderschön! Von hier aus zeigt sich der Berg von seiner schönsten Seite, erscheint durch die vorgelagerte Felsnadel wie ein Doppelgipfel.

Manaslu - Berg der Seele
In Lho angekommen beziehen wir unsere Lodge. Wieder ein freistehendes Cottage, umgeben von einem schönen Garten und mit unverstelltem Blick auf „Big Manaslu“. Die Lage ist ein Traum, definitiv meine Lieblingslodge auf der ganzen Tour! Von hier starten wir noch eine kleine Akklimatisierungstour zum nahegelegenen Kloster auf einem Hügel über dem Ort. Leider wurde es beim Erdbeben sehr stark zerstört, die Mönche mussten im Tal eine Zeltstadt errichten, da die Klostergebäude einsturzgefährdet sind. Mit dem Wiederaufbau wurde bereits begonnen, hoffentlich lässt sich noch etwas retten…
Morgens werden wir um 6Uhr geweckt, zum Glück nicht ohne Grund: Die Sonne geht auf, und zwar am Manaslu! Also schnell warm angezogen und raus, und WOW! Der beeindruckende Berg wird, von der Morgensonne angestrahlt, noch beeindruckender. Nachdem ich gefühlte tausend Bilder gemacht habe beginnen wir zu packen. Eine Schwierigkeit dabei: Die zum trocknen aufgehängten Klamotten sind über Nacht gefroren. Die Sonne kümmert sich aber schnell darum und wir machen uns auf den Weg nach Samagaon.

Sonnenaufgang am Manaslu
Kurz nach Lho geht es steil bergauf, wir lassen den Fluss nun unter uns, und wir merken dass die Höhe langsam die Leistung mindert. So hoch wie jetzt waren wir noch nie zuvor aus eigener Kraft. Doch nach dem knackigen Aufstieg entschädigt der Ort Shyala mit dem schönsten Panorama der Tour, 360° Berge, natürlich dominiert vom Manaslu dessen gesamtes Massiv man von hier sieht. Leider schmeckt der Tee im Teahouse überhaupt nicht, aber das ist nur ein sehr kleiner Minuspunkt. Nach Samagaon sind es nun nur noch 1,5h, dort beziehen wir die sehr spartanische Lodge (kein fließendes Wasser, Strom sowieso nicht) und bekämpftes leichtes Kopfweh mit einem Spaziergang zum nahegelegenen Birendra Tal (ein grüner Gletschersee). Abends essen wir im eiskalten Aufenthaltsraum und gehen durchgefroren ins Bett

Gebetsmühlen in Samagaon
Gleich vorweg: Der Text wurde (fast) ungekürzt aus meinem Blog übernommen, ich verlinke hier aus Performance-Gründen aber nur wenige Bilder. Wer auf Text steht kann hier weiterlesen, wer mehr Bilder sehen möchte tut dies besser im Blog: Manaslu Umrundung in Nepal

Manaslu (8.163m)
Warum Nepal?
Wer von Bergen fasziniert ist muss schon fast zwangsläufig davon träumen einmal die höchsten Berge der Welt zu sehen. Umgeben sein von (für uns) unerreichbar hohen Gipfeln, dabei in Höhen vorzudringen die es in den Alpen gar nicht gibt, und das ganz ohne Hochtourenausrüstung und -ausbildung. Aber auch kulturell bietet Nepal viel, ich war noch nie zuvor in Asien und wollte die Art zu leben, die sich so von uns Europäern unterscheidet, hautnah erleben. Nachdem ich dann verschiedenste Reiseberichte über Trekking in Nepal gelesen habe stand die Entscheidung fest.
Warum die Manaslu-Umrundung?
Diese Frage stellt man früher oder später allen Trekkern die man unterwegs trifft, und auf der Manaslu-Runde war die Antwort immer (ausnahmslos!): "Weil hier weniger los ist als auf der Annapurna-Runde". Das Annapurna-Gebiet, gemeinhin bekannt als die beliebteste und schönste Trekkingroute der Welt, besuchen jährlich über 20.000 Touristen, im Manaslu-Gebiet sind es ca. 2.000. Da diese Zahl stetig steigt wollten wir unbedingt die Manaslu-Runde gehen bevor sie ebenso überlaufen wird und immer touristischer, oder gar von Straßen erschlossen, wird. Die Annapurna kann man mittlerweile mit Hilfe von Jeep und Flugzeug in 5 Tagen umrunden. Kurz gesagt: Landschaftlich ist sicherlich beides sehr reizvoll, wer auf Komfort verzichten kann und eher "unverdorbene" Kultur erleben will ist am Manaslu besser aufgehoben. Zu beachten ist nur: Am Manaslu benötigt man zwingend einen Guide, andere Treks kann man auch selbstorganisiert gehen.
Nepal nach dem Erdbeben
Als Nepal am 25. April 2015 von einem schweren Erdbeben erschüttert wurde, waren unsere Flüge und die Tour schon längst gebucht. Für uns kam es nicht in Frage zu stornieren, da man nach dem Erdbeben überall gelesen hat dass man das Land am besten unterstützt indem man es bereist und dort Geld ausgibt. Lediglich bei der Routenwahl waren wir uns bis kurz vor Abflug nicht sicher, denn die Manaslu-Runde führt genau durchs Epizentrum des Bebens, die Wege und Brücken waren teils komplett zerstört und die Dörfer von der Außenwelt abgeschnitten. Mit unserer Trekking-Agentur sind wir aber so verbleiben dass wir die Tour machen wenn es möglich ist und ansonsten spontan vor Ort um planen. Letztendlich war es dann ziemlich problemlos. An manchen Stellen wurde der Weg von Erdrutschen blockiert und man musste einen kleinen Umweg gehen, an anderen Stellen waren die Brücken provisorisch ersetzt und etwas abenteuerlicher. Da die Bewohner aber auf die Handelswege angewiesen sind wurden sie auch ziemlich schnell wieder repariert. Schlimmer sieht es in den Dörfern aus: Fast überall ist das Stromnetz der Wasserkraftwerke ausgefallen, die meisten Häuser sind eingestürzt, als erstes wurden Lodges wieder aufgebaut damit die Touristen kommen. Die Situation war also traurig, aber keineswegs gefährlich. Der gesamte Weg war durchgehend leichter zu gehen als ein durchschnittlicher Wanderpfad in den Alpen!
Im Kathmandu-Tal fehlt uns etwas der Vorher-Nachher-Vergleich. In Kathmandu selbst haben wir relativ wenig Zerstörung gesehen. In Thamel sind nur zwei Häuser eingestürzt, am Durbar Square dafür wohl alles zerstört (wir waren nicht dort). Die großen Tempel werden schnellstmöglich repariert und neu angemalt, hier sieht man eigentlich kaum noch etwas. Swayambhunath sah nicht sonderlich betroffen aus als wir dort waren. Anders sieht es dagegen in Bhaktapur aus, dort ist der Durbar Square nicht ganz so stark betroffen, dafür ansonsten der ganze Ort schwer beschädigt und ganze Viertel dem Erdboden gleich gemacht.
Teil 1 der Tour - Von Arughat nach Jagat
Der erste Teil der Manaslu Runde führt uns zunächst mit dem Jeep über sehr abenteuerliche Straßen zum Startpunkt nach Arughat. Die ersten Tage der Tour gehen wir gemeinsam mit Jessy und Marko die ebenfalls die Manaslu-Runde gehen, allerdings noch mit einem Abstecher ins Tsum Valley. Zusammen mit den Guides und Trägern quetschen wir uns also in den Jeep und es geht los. P1040455In Kathmandu scheint es keine Verkehrsregeln zu geben, oder zumindest hält sich keiner daran. Überholt wird eigentlich immer, der Gegenverkehr wird schon ausweichen, Anschnallgurte gibt es nicht ("Nepali Style") und das wichtigste Utensil am Auto ist die Hupe. Nach ca. 2h Fahrt verlassen wir dann die gut ausgebaut Straße und das eigentlich Abenteuer beginnt. Auf dem Weg wechseln sich tiefe Schlaglöcher und riesige Felsbrocken ab, der Jeep rumpelt und wackelt durch die Gegend, dennoch kommen uns hier noch vollbeladene Linienbusse entgegen. Unser Fahrer hat aber alles gut im Griff, und so erreichen wir nach ca. 6h Arughat. In der Lodge haben wir ein schönes Zimmer mit eigenem Bad, das Essen ist lecker und es hat angenehme Temperaturen.
Am nächsten Tag geht es dann richtig los. Ein komisches Gefühl wenn man selbst kaum etwas zu tragen hat weil der Träger alles schleppt. Er macht aber keinen unglücklichen Eindruck und wir versuchen uns daran zu gewöhnen. Bis zum nächsten Ort, Soti Khola, laufen wir entlang der Straße, ab und zu kommt ein Local Bus entgegen. In Soti Khola essen wir etwas und folgen dann dem Pfad weiter, immer am Fluss entlang. Ab hier gibt es keine Straße mehr, alle Güter werden mit Mulis (später mit Yaks) transportiert, immer wieder kommen uns die Tiere auf dem Weg entgegen und wir müssen ausweichen.

Mulis, die besten Schwerlastträger in den Bergregionen
Unterwegs kommen wir immer wieder durch kleine Dörfer. Die Bewohner sind uns gegenüber ziemlich gleichgültig, nur die Kinder kommen auf uns zu und betteln ("Give me Sweets", "Give me Pen"). Überall sieht man die Auswirkungen des Erdbebens, viele Häuser wurden notdürftig mit Planen und Wellblech gegen den Monsun geschützt, Strom gibt es fast nirgends da die Leitungn zerstört wurden. Dafür haben fast alle Häuser kleine Solarpanels auf den Dächern, damit werden Autobatterien geladen die dann wiederum abends Glühbirnen betreiben. In der Lodge in Lapubesi lernen wir erstmals die anderen Trekker kennen die mit uns die Manaslu-Runde laufen. Da es nur wenige Lodges gibt, und alle dasselbe Tagespensum laufen, treffen wir die anderen jeden Abend wieder, auch wenn wir tagsüber unser eigenes Tempo gehen. Vier Engländer sind bereits zum siebten Mal in Nepal und tragen all ihre Sachen selbst, und zwei Rumänen haben professionelle Fotoausrüstung dabei und bleiben dauernd zum fotografieren stehen, dazu wir zwei und Jessy und Marko. Das war es auch schon, 10 Leute, soviel zur Frage wie überlaufen der Manasu-Trek wohl ist.
Das Wort "Berge" hat in Nepal eine andere Bedeutung als bei uns, es bezeichnet grob alles über 5.000m. Die 3.000er die uns hier bereits umgeben haben weder Namen noch Bezeichnungen, wenn sie flach genug sind werden sie zum Reisanbau genutzt, ansonsten interessiert sich keiner dafür. Im Ort Machkakhola sehen wir zum erstenmal Berge die den Namen auch verdient haben: Ganesh Himal (wir sehen Ganesh II, 7.118m). Wenn man nicht genau hinschaut erkennt man gar nicht dass es keine Wolken sind. Abends erreichen wir Khorlabeshi, nur 10km vom Epizentrum des Erdbebens entfernt und von allen Dörfern am heftigsten betroffen. Hier steht wirklich gar nichts mehr, das erste was aufgebaut wurde war das Guesthouse, damit die Touristen kommen können... Es ist sehr schön hier und warm genug um draußen zu sitzen, Dipendra und Manoj bringen uns ein nepalesisches Kartenspiel bei.
Weiter geht es über Tatopani, dort gibt es heiße Quellen (tato = heiß, pani = Wasser), nach Dobhan. Der Ort liegt wunderschön oberhalb des Flusses und hat vom Erdbeben gar nichts abbekommen. Es ist das erste Dorf was ordentlich aussieht, alles ist aufgeräumt und gepflegt. Es gibt hier außerdem eine Schule, und nachdem wir freundlich gefragt haben dürfen wir die Schüler im Klassenzimmer besuchen. Ein schönes Erlebnis, die Kinder haben sich gefreut und wir haben dafür eine Spende dagelassen.

Schule in Dobhan
Der weitere Weg nach Jagat war dann wieder von Zerstörung geprägt. Zunächst mussten wir einen riesigen Erdrutsch queren der den Weg mitgerissen hat. Danach war ein Umweg notwendig da der Fluss nach dem Monsun den Pfad unterspült hat. Die Dorfbewohner waren schon fleißig dabei eine Brücke zu bauen um den Weg an den geänderten Flusslauf anzupassen. Abends erreichten wir dann Jagat kurz bevor es anfing heftig zu regnen. Wir verbrachten den letzten gemeinsamen Abend zusammen mit Marko und Jessy, gingen aber früh schlafen da es jetzt abends doch schnell kalt wurde.
Teil 2 der Tour - Von Jagat nach Samagaon
Nachdem es abends teils heftig geregnet hatte, begrüßt uns der Morgen mit sonnigem Wetter. Am Schnee auf den umliegenden Hängen sieht man aber, dass es langsam dem Winter entgegen geht. Zu Beginn der Tour haben wir hauptsächlich Strecke gemacht und sind in den letzten drei Tagen lediglich von 600m auf 1.300m aufgestiegen. Das ändert sich nun, es wird merklich steiler, auch wenn Dipendra immer sagt es wäre flach („Nepali Flat“). Der Blick wird auch immer besser, der Shringi Himal (7.161m) dominiert das Tal, bald werden wir den Manaslu zu Gesicht bekommen.

Auf dem Weg nach Philim sehen wir den ersten wilden Affen, Mittagessen gibt’s in Ekle Bhatti. Kurz darauf erreichen wir die Abzweigung zum Tsum Valley und damit heißt es endgültig Abschied nehmen von Jessy und Marko. Alle sind ein bisschen traurig, wir haben uns gut verstanden und auch Guides und Träger hatten viel Spaß miteinander. Für uns geht es weiter nach Deng, wo wir in einer zugigen Lodge mit eiskalter Dusche unterkommen. Es wird die letzte Nacht werden die wir im Schlafsack ohne extra Decken auskommen, denn bei sternenklarem Himmel kühlt es jetzt nachts extrem ab.
Der nächste Tag beginnt mit strahlendem Sonnenschein und herrlichem Blick auf den Lapchun Himal. Die letzte längere Etappe steht an, bevor das Tagespensum es aufgrund der Akklimatisierung etwas gedrosselt wird. Die Dörfer werden nun immer weniger, dafür merkt man aber immer mehr den tibetanischen Einfluss. Überall gibt es Stupas und „Mani Walls“, hoch geschichtete Steinhaufen aus Gebetstafeln. In Ghap machen wir Mittagspause, genießen den schönen Garten mit tollem Blick auf die umliegenden 6.000er Gebirgsketten und unterhalten uns ausgiebig mit unseren rumänischen Mitreisenden. Danach geht es weiter durchs immer tiefer eingeschnittene Tal in Richtung Namrung.

Mittagspause in Ghap
Namrung wird uns schon seit mehreren Tagen groß angepriesen, weil es dort Strom gibt und die Zimmer schön sind. Voller Vorfreude erhoffen wir uns Licht, warmes Wasser und die Möglichkeit den Kamera-Akku zu laden. Immerhin zwei Punkte davon werden erfüllt, leider gehört das warme Wasser nicht dazu... Trotzdem hält die Lodge was uns versprochen wurde, wir wohnen in einem gemütlichen Cottage. Die Wände sind sogar dicht, d.h. man kann zumindest nicht durch die Ritzen nach draußen schauen (man lernt die kleinen Dinge zu schätzen). Besonders hervorheben muss man allerdings den Koch: Der wird in der Trekking-Saison extra angestellt und macht einen hervorragenden Job, das Essen in Namrung war mit das Beste! Die Guides freuen sich besonders über den Fernseher mit Satellitenempfang, können sich aber nicht auf eine Sendung einigen und schauen daher, durch ständiges umschalten, fünf auf einmal (unter anderem eine Teenie-Dating-Show auf MTV).

"Nepali Style"
Am nächsten Tag lassen wir uns Zeit, wir sind jetzt auf 2.600m und steigern die Schlafhöhe um maximal 500m pro Tag, daher sind die Etappen nun kurz. Nach guten 2h erreichen wir Sho, und dann geschieht es um uns, der Manaslu zieht uns in seinen Bann. Bisher hielten wir die 6.000er um uns herum für hohe Berge, aber als wir den Manaslu sehen scheint alles andere winzig. 8.163m, gletscherbedeckt und windumweht, das ist beeindruckend und wunderschön! Von hier aus zeigt sich der Berg von seiner schönsten Seite, erscheint durch die vorgelagerte Felsnadel wie ein Doppelgipfel.

Manaslu - Berg der Seele
In Lho angekommen beziehen wir unsere Lodge. Wieder ein freistehendes Cottage, umgeben von einem schönen Garten und mit unverstelltem Blick auf „Big Manaslu“. Die Lage ist ein Traum, definitiv meine Lieblingslodge auf der ganzen Tour! Von hier starten wir noch eine kleine Akklimatisierungstour zum nahegelegenen Kloster auf einem Hügel über dem Ort. Leider wurde es beim Erdbeben sehr stark zerstört, die Mönche mussten im Tal eine Zeltstadt errichten, da die Klostergebäude einsturzgefährdet sind. Mit dem Wiederaufbau wurde bereits begonnen, hoffentlich lässt sich noch etwas retten…
Morgens werden wir um 6Uhr geweckt, zum Glück nicht ohne Grund: Die Sonne geht auf, und zwar am Manaslu! Also schnell warm angezogen und raus, und WOW! Der beeindruckende Berg wird, von der Morgensonne angestrahlt, noch beeindruckender. Nachdem ich gefühlte tausend Bilder gemacht habe beginnen wir zu packen. Eine Schwierigkeit dabei: Die zum trocknen aufgehängten Klamotten sind über Nacht gefroren. Die Sonne kümmert sich aber schnell darum und wir machen uns auf den Weg nach Samagaon.

Sonnenaufgang am Manaslu
Kurz nach Lho geht es steil bergauf, wir lassen den Fluss nun unter uns, und wir merken dass die Höhe langsam die Leistung mindert. So hoch wie jetzt waren wir noch nie zuvor aus eigener Kraft. Doch nach dem knackigen Aufstieg entschädigt der Ort Shyala mit dem schönsten Panorama der Tour, 360° Berge, natürlich dominiert vom Manaslu dessen gesamtes Massiv man von hier sieht. Leider schmeckt der Tee im Teahouse überhaupt nicht, aber das ist nur ein sehr kleiner Minuspunkt. Nach Samagaon sind es nun nur noch 1,5h, dort beziehen wir die sehr spartanische Lodge (kein fließendes Wasser, Strom sowieso nicht) und bekämpftes leichtes Kopfweh mit einem Spaziergang zum nahegelegenen Birendra Tal (ein grüner Gletschersee). Abends essen wir im eiskalten Aufenthaltsraum und gehen durchgefroren ins Bett

Gebetsmühlen in Samagaon
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