[COL] - Überwintern in Kolumbien

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  • Intihuitana
    Fuchs
    • 19.06.2014
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    • Meine Reisen

    #41


    Der Wald der Affen

    Unser letzter Fluss sollte sowohl der längste, schönste und interessanteste sein.

    Nach anderthalb Tagen am großen Strom fanden wir die Mündung des Flusses. Hier im Mündungsbereich hatten wir gerade die Angel ausgeworfen vom Boot aus, als wir eine sehr schön Begegnung hatten und ein (oder mehrere) Amazonasdelfine regelmäßig um unser Boot auftauchten.

    Tatsächlich ist es recht schwer, so Einen mal zu fotografieren, da sie nur sehr kurze Zeit auftauchen und dann immer woanders. Versuche sie anzufüttern, haben leider nicht gefruchtet. Ich denke, die Tiere müssen schon eine längerfristige Bindung aufbauen, dass sie dann letztlich zu einem kommen.

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    Das beste, was wir von dem Delfin zu sehen bekamen

    Hier gelang es uns auch noch einen netten Wels zu fangen, der ein tolles Abendessen abgeben sollte.

    Wieder fuhren wir den breiten Schwarzwasserfluss, praktisch ohne jede Strömung hinauf. Die Tierwelt war hier schon deutlich reicher als in den anderen Flussläufen. Etliche male sahen wir Aras verschiedener Farben, Tukane und auch einen Adler. Ebenso merkte man im Wasser mehr Bewegung.

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    Riesiges Wespennest

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    Schwarzbussard (Buteogallus urubitinga)

    Allerdings sind die Ufer hier schwierig, da es schlammige Steilhänge sind, die auch ordentlich bewachsen waren, also mussten wir für unser Camp erst mal schwer mit der Machete einen Weg frei schlagen und dann die Ausrüstung Stück für Stück hochhieven, teilweise mit dem Seil hochziehen. Das Boot blieb für diese Nacht in einem ausgetrockneten Nebenarm versteckt.
    Hier blieben wir nur eine Nacht, hatten aber das mit Abstand köstlichste Fischmahl von allen. Dieser Wels hatte ein zartes buttriges Fleisch und wir konnten ihn am Stück braten, nachdem wir aus Ästen einen provisorischen Grillrost anfertigten.

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    Am kommenden Tag hatten wir einige großartige Tierbegegnungen angefangen mit einigen Schildkröten und einem versteckten Kaiman.
    Sehr kurios war das Riesengürteltier, welches wir aufspürten.
    Als wir den Fluss weiter hoch fuhren, hörten wir plötzlich ein lautes Scharren und auch durch die Gegen fliegende Erde aus einer Uferböschung.
    Als wir näher kamen, entdeckten wir ein riesiges Gürteltier, das in aller Seelenruhe dabei war, einen Bau in die weiche Erde zu bauen.
    Es war derart mit seiner Arbeit beschäftigt, dass es uns absolut nicht bemerkte und wir ruhig daneben stehen konnten, fotografieren und sogar noch reden konnten.
    Wären wir Bösewichte gewesen, hätten wir das Gürteltier ohne große Probleme fangen und schlachten können.

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    Nachdem das Gürteltier endgültig in seinem neuen Bau verschwunden war, haben wir uns weiter auf den Weg gemacht und paddelten so weit, bis die Strömung im Oberlauf kein vorankommen mehr zuließ. Hier ließen wir uns wieder ein bisschen runter treiben, denn wir wollten zu einer schönen Sandbank, die perfekt für das nächste Lager wäre.

    Die Routinen waren hier schon gut eingespielt und Feuer sowie Camp standen in Windeseile.
    Wir verbrachten den nächsten Tag damit, die unmittelbare Umgebung zu erkunden und zu fischen. Ich war mit Istvan wieder im Wald und Fabian versuchte sich am Fischen.
    Der amüsanteste Moment des Tages war mit Sicherheit der, als wir zum Camp zurück kamen und Fabian vergeblich, den ganzen Tag über versucht hatte irgendwas zu fangen und ich die Angel in die Hand nahm und halbherzig auswarf und Sekunden später einen riesen Piranha am Haken hatte.

    Ich habe das dann mit meiner Lebensphilosophie erklärt, :”Man darf einfach nicht wollen und dann kommt das Glück von selbst”

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    Unser Basecamp von der anderen Seite aus gesehen

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    Warum gucke ich so böse ? Ich weiß es nicht

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    Da will man keinen Finger drin verlieren

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    Piranha mit Stockbrot

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    Ab diesem Zeitpunkt bissen auch die Viecher, aber verglichen mit dem Rio Tunia von unserer ersten Tour, war das Angeln schon mühseliger. Das liegt zuerst an der Jahreszeit, denn je höher der Wasserstand, desto schwieriger ist das klassische Fischen mit Rute, Haken und Köder/Blinker. Die Fische sind weiter verteilt und das Angebot an Nahrung ist sehr viel höher, aber auch daran, dass dieser Fluss zwar abgelegen ist, aber dennoch regelmäßig Indios herkommen und eine gewisse Gewöhnung an die Fischerei existiert.
    Der Rio Tunia wird so gut wie nie mit Booten befahren und die Natur befindet sich dort noch in einem nahezu jungfräulichen Zustand. Otter und Affen scheren sich nicht um die seltsamen Menschen in ihren Booten und Fische, gerade Piranhas beißen geradezu im Minutentakt.
    Von diesem Unterschied von, regelmäßig von Menschen frequentierter Wildnis und “absoluter Wildnis” liest man immer wieder aus allen Teilen der Welt.

    In diesen Wäldern hörten wir mit Abstand die meisten Brüllaffen und so beschlossen wir uns explizit auf die Suche zu machen und wir führten in den kommenden Tagen mehrere Expeditionen an beiden Ufern aus.
    Dem Brüllaffen Geschrei folgend, stießen wir auf unserem ersten Ausflug allerdings zuerst auf Totenkopfäffchen.

    Gerade die kleinen Affenarten in der neuen Welt hält man beim unaufmerksamen Vorbeigehen oft für Vögel, weil ihr Gezwitscher sehr an Vögel erinnert. Beim zweiten Blick entdeckt man aber die ungewöhnliche Bewegung in den Ästen. Kein Vogel würde die Äste beim Abfliegen so biegen und solche Geräusche erzeugen.
    Hat man den ersten entdeckt, dann sieht man es plötzlich und mehr und mehr tauchen aus dem Astwerk auf.
    Auch die Äffchen stellten sich offenbar langsam auf uns ein und je länger wir verweilen, desto näher kamen sie an uns heran, vollführten tollkühne Stunts, oder liefen um uns herum durch das Astwerk.
    Wir waren regelrecht von einer ganzen Totenkopf Affenbande umzingelt.

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    Erkundung des Regenwaldes

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    Humboldt Totenkopfäffchen (Saimiri cassiquiarensis)​


    Weit oben im Geäst bewegte sich aber noch etwas größeres, schwereres. Dies war kein Totenkopfäffchen, sondern es stellte sich als Wollaffe heraus und er war nicht alleine, sondern es war eine Mutter mit Jungtier. Diese Affen sind noch weitaus seltener und auch heimlicher als die recht verspielten Totenkopfaffen oder die lauten Brüllaffen.

    Dass wir diese Mutter hier erwischen konnten, war mit Sicherheit einer der schönsten Momente der ganzen Tour.

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    Brauner Klammeraffe (Lagothrix lagotricha)​

    Die Brüllaffen, wegen derer wir eigentlich ursprünglich hierher kamen, haben sich aber nicht gezeigt, sondern man hörte sie nur in weiter Ferne.

    Enttäuscht mussten wir uns aber keinesfalls zeigen, denn was Tierbegegnungen angeht, war dies der beste Tag bisher. Dennoch wollten wir auch noch die Brüllaffen aufspüren, was sich tatsächlich als die schwierigste Aufgabe herausstellte.

    Zwar machen die Männchen einen Mordslärm, einen der lautesten im ganzen Tierreich und man müsste daher meinen, dass sie leicht aufzuspüren sind, aber tatsächlich sind diese Affen die vorsichtigsten, die ich kennengelernt habe. Zumindest in Zonen, in denen sie regelmäßig Kontakt mit Menschen haben.

    Wann immer man sich den Affen nähert, bemerken sie einen, die Männchen verstummen und wechseln rasch die Bäume. Wir müssten schon ausgesprochen langsam und unauffällig am Boden schleichen, um ihnen im Schneckentempo näher zu kommen.

    Letztlich haben wir es dann doch geschafft, einer Familie so nah zu kommen, dass wir schöne Fotos und Filmaufnahmen machen könnten. Da sie uns eine ganze Weile nicht bemerkten, konnten wir einiges an ihrem Familienleben mitbekommen. Weibchen, die ihre Jungtiere säugten, andere tobten durch das Astwerk, während das große Männchen von einer erhöhten Position aus den Überblick über all die anderen Tiere der Gruppe hatte.

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    Die Brüllaffen im Geäst
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    Das dominante Männchen

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    Wir wurden auch beobachtet

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    Im Wald entdeckten wir dann noch einen der größten Bäume, die wir jemals sahen. Es handelte sich um einen riesigen Kapokbaum (Ceiba Petandra) und vor allem die Kronenweite war enorm. Das muss ein halbes Fußballfeld gewesen sein.

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    Leider zeigen sich die Dimensionen auf Fotos schlecht

    Zwar wäre es toll gewesen, auch noch einen der großen Drei, Jaguar, Anakonda oder Tapir zu erwischen, aber auch so hatten wir nun mitlerweile einige großartige Tiererlebnisse und das ist nun mal auch der Unterschied, wenn man auf eine Safari geht oder sich die ganzen Tiere selbst “erarbeiten” und zweiteres macht mir sehr viel mehr Spaß und es sind Erlebnisse, die sich viel tiefer einprägen.
    Nun ging es nach fast einer Woche an diesem Camp langsam wieder zurück.
    Wir paddelten auf den Hauptstrom und dort Stromaufwärts um ein kleines Indiodorf zu erreichen, wo wir uns auf unserem Hinweg schon angekündigt hatten und von wo wir einen Lift zurück nach Aracuara kriegen könnten.
    Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

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    • agricolina
      Erfahren
      • 05.05.2016
      • 265
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      • Meine Reisen

      #42
      1+
      Ich hatte auch den Anfang schon gelesen und habe jetzt erst die Fortsetzung entdeckt. Es gibt doch noch Abenteurer. Danke fürs Mitnehmen in diese fantastische Welt und auch für die Erläuterungen. Als Mensch fühle ich mich nach solchen Eindrücken und Bildern aufs rechte Maß zurückgestutzt. Hoffentlich kommt noch was.
      Zuletzt geändert von agricolina; 15.07.2024, 06:41.

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      • lina
        Freak

        Vorstand
        Liebt das Forum
        • 12.07.2008
        • 43707
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        • Meine Reisen

        #43
        Zitat von agricolina Beitrag anzeigen
        Es gibt doch noch Abenteurer. Danke fürs Mitnehmen in diese fantastische Welt und auch die Erläuterungen.
        [+1] :-)

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        • Mika Hautamaeki
          Alter Hase
          • 30.05.2007
          • 3993
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          • Meine Reisen

          #44
          bitte schnell weiterschreiben....hab shcon Entzug ;)
          So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
          A. v. Humboldt.

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          • Intihuitana
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            #45

            Das Ritual


            Die Strömung des Rio Caquetá war selbst nah am Ufer wirklich stark und wir kamen kaum von der Stelle. Wir mussten wirklich kampfpaddeln um von der Stelle zu kommen und in dieser Geschwindigkeit, würden wir etwa 3 Tage bis zur nächsten Siedlung brauchen.

            Wir versuchten daher, zum nächstgelegenen Einzelhaus zu kommen und dort nach einem Transport mit dem Motorboot zu fragen. Bis dahin hieß es, Zähne zusammenbeißen und flussaufwärts zu paddeln, immer ganz nah am Ufer wo am wenigsten Strömung ist und überhängende Äste auch noch etwas Schatten bieten.

            Zum Glück wurden wir am frühen Nachmittag erlöst, denn es kam ein Indio mit Motorboot vorbei und wir konnten aushandeln, dass er uns zum Dorf Villa Azul bringt. Die Summe, die wir ihm zahlen mussten, war allerdings recht fürstlich. Sprit ist ohnehin sehr teuer hier und für Gringos in der Not gibt es dann vermutlich noch ein paar hundert Prozent Aufschlag extra.
            So haben wir also in einer recht abenteuerlichen Improvisation das Faltboot quer über das Boot gelegt, während unsere ganze Habe im Boot verteilt wurde.

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ID: 3269699

            In Villa Azul begrüßte uns eine Dame, die für das Gesundheitsministerium arbeitet und hier eine winzige medizinische Station führt, aber auch den Dorfladen betreibt.
            Man war freilich überrascht über unseren Besuch, aber verhielt sich recht freundlich und auch offener, als ich das bei Indigenen sonst erlebt habe.
            In einem winzigen, halb verfallenen Haus konnten wir übernachten und unsere Hängematten an den Balken aufbauen.
            Danach hieß es zur Maloka, dem großen Stammeshaus gehen und uns bei den Ältesten vorstellen.

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ID: 3269702
            Die Maloka

            Die Maloka ist das größte Gebäude im gesamten Dorf und noch als einziges im traditionellen Stammesstil erbaut, während die Wohnhäuser schon Bretterbuden mit Wellblech sind.

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ID: 3269704
            Wir wurden also zu Eduardo, dem Kaziken, also Häuptling des Dorfes gebracht. Wir stellten uns vor und erklärten, was wir hier tun würden und auch von unserer Reise. Eduardo war etwas überrascht, weil Gringos hier nur höchst selten auftauchen und dann natürlich niemals auf eigene Faust so eine Unternehmung machen würden.
            Aber auch er war uns, wie alle Anderen auch, freundlich gesinnt und erlaubte uns nicht nur ein paar Tage zu bleiben, sondern uns wurde auch die Ehre zuTeil an einem Stammesritual teilzunehmen, welches genau heute Nacht stattfinden sollte.
            So viel Glück muss man erst mal haben.
            Es stellte sich heraus dass die Bewohner dieser Dorfes dem Volk der Muinane angehören, einer Untergruppe der Huitoto, aber es gibt auch immer mal wieder einzelne Andoke oder Tukanos und es scheint, dass Vermischung zumindest in diesem Teil des Amazonas recht häufig vorkommt.
            Das Ritual würde ein Initiationsritual für die nachfolgende Generation an Häuptlingen sein.
            Zuerst wurden wir aber zum Essen eingeladen und es gab traditionelle Amazonasküche. Es gab Zwergameisenbär, den man wohl ein paar Tage vorher im Dschungel geschossen hatte, mit Yucabrot, einem Brot aus Maniokmehl, welches in Kolumbien Yuca heißt.
            Dazu gab es als Delikatesse Mojojoi, das sind riesige Käferlarven, die gegrillt oder gekocht werden und nach einer Mischung aus Vanille und Nüssen schmecken. Leider haben wir von diesem Spektakel keine Fotos gemacht.

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ID: 3269706
            Villa Azul von oben



            Wir verbrachten den Rest des Tages damit, im Dorf umherzustreifen, unsere modrig werdenden Sachen zu trocknen und uns auszuruhen.
            Gegen Nachmittag trafen eine Menge Boote ein, denn der Stamm lebt verteilt über etliche Dörfer und Weiler in der Umgebung und so kam es zu Familientreffen und das kleine Dorf füllte sich mit Menschen.

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ID: 3269708

            Zur Dämmerung ging es für uns also in die riesige Maloka.
            Interessanterweise schien es keinen fest geplanten Ablauf zu geben. Vielmehr waren die Leute in Gespräche vertieft, manche lagen in ihren Hängematten und ihren Handys während andere aßen.
            Die Häuptlinge saßen in ihrer Ecke und beobachteten und redeten und nahmen Mambe.

            Mambe ist ein Pulver, welches aus der Kokapflanze und einer ganz speziellen Asche als Katalysator hergestellt wird und von den einheimischen Männern genossen wird. Der Gebrauch von Koka ist im ganzen tropischen Südamerika weit verbreitet und die Pflanze gilt fast allen Völkern als heilige Pflanze der Götter. Ich habe Koka auf anderen Reisen in Peru bereits kennen gelernt und mich gerade bei Andenwanderungen immer wieder damit eingedeckt.
            Das Mambe im Amazonas funktioniert ganz ähnlich. Man behält es im Mund und lässt es in den Backentaschen wirken, bis ein leichtes Taubheitsgefühl auftritt. Der Effekt, der sich einstellt, ist ein aufputschendes und wachmachendes Gefühl. Gerade bei körperlicher Anstrengung und großer Höhe hilft es. Im Gegensatz zum daraus synthetisierten Kokain, macht es nicht süchtig und schadet dem Körper nicht. Für die Schamanen ist es ein wichtiges Instrument um mit den Göttern und Geistern zu kommunizieren, genau so wie das Ayahuasca (Hier Yagé), die Liane der Götter, welche stark psychoaktiv wirkt und den Schamanen ihrer Geistreisen und Tierverwandlungen ermöglichen.
            Auch wir wurden eingeladen, Mambe zu nehmen, was auch bitter nötig war, denn wir waren alle sterbensmüde und ohne das Pulver wären wir wohl einfach im Sitzen eingenickt.

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            Wir dürfen als Ehrengäste auch vom Mambe nehmen

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ID: 3269710
            Eduardo und die anderen Ältesten

            Das Ritual war dann letztlich ein Tanz im Kreis im Inneren der Maloka, wo sich die Männer mit großen grünen Trieben ausstatten und im Kreis tanzen und die immer gleichen Worte auf Muinane wiederholen.
            Die Frauen stimmen ein und stehen ihnen gegenüber.
            So eine “Runde” dauerte etwa zehn Minuten und dann beschäftigten sich wieder alle mit dem, was sie vorher gemacht haben.
            Irgendwann ging es dann wieder los. Es gab aber keine regelmäßigen Abstände zwischen den Tänzen und wir haben kein wirkliches Muster entdeckt. Irgendwann fing meistens ein Ältester an, nahm sich einen Trieb, ging in die Mitte und fing an zu tanzen und in kürzester Zeit folgte fast die ganze Maloka.

            Dieses Ritual ging so die ganze Nacht immer weiter und trotz des Mambe konnte ich irgendwann einfach nicht mehr und verabschiedete mich zuerst ganz förmlich bei den Ältesten und bedankte mich für die Einladung.
            Fabian war letztlich der Einzige, der die ganze Nacht durchgehalten hat.

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            Auch den nächsten Tag verbrachten wir im Dorf und redeten auch noch lange mit Eduardo, welcher uns viel über den Regenwald und das Leben hier erzählte.
            Auch er erzählte uns von Chiribiquete und der Bedeutung, welche es übergreifend für alle Stämme hat. Es ist der bei weitem heiligste Ort, den die Indigenen haben und auch Sie besuchen sie nur selten und wenn, dann nur unter sehr strikten Voraussetzungen. Man darf sich dort nur vegetarisch ernähren, keinen Fisch und kein Tier im heiligen Land töten und man muss in speziellen Ritualen die Götter des Waldes um Erlaubnis bitten.
            Auch erzählte er von den verlorenen Stämmen der Carihona.
            Die Carihona waren ein Volk, welches früher recht zahlreich im Bereich von Rui Caqetá und Putumayo lebte, aber dann durch Krankheiten und den Kautschukboom beinahe ausgerottet wurde und deren Mitglieder sich jetzt mit den anderen Bevölkerungen vermischt haben und ihre Sprache verloren haben.
            Aber die Indigenen im Umkreis wissen von unkontaktierten Gruppen tief in den Wäldern im Norden von Aracuara. Eduardo ist zwei mal auf sie gestoßen auf Jagdausflügen in den Oberläufen und man geht sehr davon aus, dass es sich um die verlorenen Stämme handelt, welche sich den Spaniern und Kautschukbaronen entzogen haben und tief in der Wildnis überdauert haben.
            Man weiß auch, dass unkontaktierte Gruppen in Chiribiquete leben und nach wie vor die Felszeichnungen für Kulthandlungen aufsuchen und eventuell sogar nach wie vor Felszeichnungen anfertigen. Dies würde bedeuten, dass in Chiribiquete die längsten kontinuierlichen Kulthandlungen der Welt stattfinden. Von der Steinzeit bis heute.
            Schaudern mussten wir, als wir erfuhren, dass eines der Gebiete, wo die Unkontaktierten gesehen wurde, genau der Oberlauf unseres letzten Flusses war. Es wäre also durchaus möglich gewesen, dass man morgens in der Hängematte am Waldrand, einige schemenhafte Silhouetten mit Speeren in der Hand erblickt hätte.
            Der Gedanke daran, dass in dieser immensen Wildnis und den uralten Kultstätten eine immer noch lebendige, uralte und von der Aussenwelt völlig abgeschiedene Kultur existiert, gibt der ganzen Sache noch sehr viel mehr Tiefe und macht es noch wichtiger dieses Welterbe zu erhalten.

            Für uns war der Besuch in Villa Azul eine sehr prägende Erfahrung. Den Geschichten von Eduardo und den Ältesten hätten wir noch ewig zuhören können und für mich ist klar, dass ich unbedingt wieder in diese Region kommen muss. Dann eventuell alleine und in meinem eigenen Tempo. Im modrigen Zwielicht des Waldes scheint es noch eine Menge Geheimnisse zu geben, die gelüftet werden wollen.Und eines Tages werde ich es hoffentlich endlich nach Chiribiquete schaffen und das zu Ende bringen was ich angefangen habe.

            Es war aber an der Zeit wieder den Rückweg anzutreten und wir organisierten einen Motorboot Transport (wieder sündhaft teuer) zurück nach Aracuara, von wo wir nach einigen Tagen die nächste verfügbare Maschine zurück nach San José del Guaviare nehmen genommen haben und von dort aus weiter nach Bogota reisten.

            Hier trennten sich dann unsere Wege. Meine beiden Begleiter traten wieder den Rückweg nach Deutschland an, während ich zurück nach Cali fuhr um die Weihnachtszeit mit meiner Freundin zu verbringen und weitere Abenteuer in den Anden in der Karibik und am Pazifik zu planen…

            Aus dieser Tour ist letzlich ein Reisedokumentarfilm entstanden, welcher jetzt endlich fertig ist und bei einigen Festivals vorgestellt wird. Sollte da mehr draus werden, im Sinne einer Veröffentlichung werde ich das natürlich zeigen.
            Ich habe aber auch noch genug Eigenmaterial und werde vielleicht noch ein Youtube Video erstellen.
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            • codenascher

              Lebt im Forum
              • 30.06.2009
              • 5048
              • Privat

              • Meine Reisen

              #46
              Danke für den interessanten Bericht! Bin auf deine Erzählungen über die Abenteuer in den Anden in der Karibik und am Pazifik gespannt.

              Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

              meine Weltkarte

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              • Intihuitana
                Fuchs
                • 19.06.2014
                • 2092
                • Privat

                • Meine Reisen

                #47
                agricolina Vielen Dank. Ja wenn man ein wenig die weite Welt bereist, dann sieht man überhaupt wie viel "Landschaft" eigentlich noch da ist und wie viel es noch zu sehen gibt. Gerade der Flug über den Amazonas hat mir mal die Dimensionen aufgezeigt, wie groß die ganze Geschichte überhaupt ist.

                codenascher Danke auch dir. Ja in Kürze geht es weiter mit Regionen, dessen Klima den meisten hier im Forum wohl angenehmer sein wird.

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                • Intihuitana
                  Fuchs
                  • 19.06.2014
                  • 2092
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #48


                  Zwischenstation - Cali Stadt des Salsa, Stadt des ewigen Sommers.

                  Nun hätte man mich vorher gefragt, ob ich freiwillig Monate in einer riesigen tropischen Metropole verbringen will, hätte ich sicher niemals Ja gesagt, aber wo die Liebe so hinfällt, verändert sich plötzlich alles. So konnte ich also Cali aus einer ganz anderen Perspektive erleben.
                  Gegründet am 25. Juli 1536 von dem spanischen Konquistador Sebastián de Belalcázar, entwickelte sich die Stadt rasch zu einem wichtigen Handelszentrum in der Region und ist das wirtschaftliche Zentrum des Valle del Cauca, eines der fruchtbarsten Täler der Erde und Hauptanbaugebiet für Zuckerrohr.
                  Cali ist auch die Großstadt Kolumbiens mit der größten afrokolumbianischen Bevölkerung, was an seiner Nähe zur Pazifikküste, liegt, wo der Großteil der Bevölkerung Schwarze sind, ehemalige Sklaven, welche an der unzugänglichen Küste in Sicherheit vor Spaniern und anderen Sklaventreibern waren.
                  Die Bevölkerung der Stadt ist also ein buntes Gemisch, aus Mesticios, Schwarzen, Indigenen und allen erdenklichen Mischungen und mit den schönsten Frauen, die ich jemals gesehen habe.
                  Subjektiv habe ich eine starke Solidarität durch fast alle Bevölkerungsschichten, wahrgenommen

                  Cali ist auch die Hauptstadt des Salsa, welcher hier wirklich allgegenwärtig ist und jeder, aber wirklich jeder Caleno, beherrscht es und selbst Leute, die für Cali Verhältnisse als schlecht anzusehen sind, würden in Deutschland noch jeden fortgeschrittenen Kurs überspringen.
                  Von Natur aus mit einer strammen europäischen Hüfte ausgestattet, hatte ich also eine steile Lernkurve zu bestreiten. Zum Glück ist meine Freundin nicht allzu verrückt danach und wir mussten nicht dauernd die Hüften schwingen.
                  Da Kolumbien ausgesprochen günstig ist, konnte ich es mir leisten, dort einen ganzen Winter mit meinem Ersparten zu verbringen. (Ein Erbe kam dazu noch als Bonus drauf)

                  Wie bereits beschrieben bin ich eigentlich kein Stadtmensch, aber ich kann mich auch sehr schnell in neue Lebensverhältnisse anpassen und daher habe ich mich schnell eingelebt und die zum Großteil schönen aber auch dunklen Seiten der Stadt mitbekommen.
                  Denn vermutlich werden die meisten Cali wenn überhaupt mit dem berüchtigten Cali Kartell in Verbindung bringen, welche durch die Netflix Serie “Narcos”jetzt auch popkulturell bekannt wurde.
                  Leider mögen es die Kolumbianer gar nicht, nur mit der dunklen Zeit der “Violencia”, Escobar und der großen Kartelle in Verbindung gebracht zu werden. Kann man, denke ich, gerade als Deutscher mehr als verstehen.

                  Und so hat sich die Stadt in den letzten Jahrzehnten sehr zum positiven Entwickelt und man versucht den Schatten der Vergangenheit abwerfen, mit all der lateinamerikanischen Vitalität, die einen oft ins Staunen versetzt, wo pure Feier und Lebensfreude, verschwenderischer Luxus und Elend und Gewalt so nah beieinander sind.

                  Da wir immer noch ODS sind, will ich natürlich nicht allzu viel Zeit mit dieser urbanen Etappe verlieren, aber dennoch ein paar Bilder sprechen lassen.
                  Was Cali zudem für Outdoorer und Naturfreunde interessant macht, ist, dass die Westkordillere der Anden praktisch vor der Haustür beginnt und mit einem der artenreichsten Ökoysteme des Planeten aufwartet.
                  Der Pafizik ist auch nur zwei Stunden entfernt und in die Zentralkordillere kommt man auch recht schnell.
                  So hatte ich tatsächlich doch einiges zu entdecken in den Bergen in und um Cali, was dann im nächsten Abschnitt genauer behandelt wird.

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                  Blick auf den Stadtberg Cerro de las trés cruces. Den bin ich mindestens zwei mal die Woche hochgelaufen zum Training. Oben gibt es noch ei tolles Freiluftgym

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                  Graffiti sind in kolumbianischen Städten allgegenwärtig und tragen oft politische Botschaften oder behandeln soziale Themen

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                  Plaza Caicedo in der Innenstadt, benannt nach dem Schriftsteller Andrés Caicedo

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                  San Antonio Kirche, eines der ältesten Gebäude der Stadt

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                  In der Innenstadt

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                  Chontaduroverkäuferin. Diese Palmfrüchte sind typisch für den "Pacifico" und schmecken ein wenig wie gekochter Mais und werden mit Salz und Honig gegessen.

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                  • Intihuitana
                    Fuchs
                    • 19.06.2014
                    • 2092
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #49


                    Farralones de Cali - Die Berge in den Wolken

                    Schon bei meinem ersten Besuch in Cali ist mir diese gewaltige Bergwand, die sich aus den Wolken, hinter den Hügeln von Cali erhebt, aufgefallen und hat natürlich direkt meine Neugierde geweckt.
                    Die Farallones de Cali sind ein Hochgebirge, dass sich direkt westlich von den Toren der Stadt auf über 4100 m. erhebt und die höchste Erhebung der Westkordillere darstellt.
                    Die Anden teilen sich in Kolumbien in drei Arme auf, die westliche, die an den Pazifik angrenzt, die zentrale, die vor allem durch gewaltige Vulkane dominiert wird und die östliche, welche nach Osten ins Amazonasgebiet und die Llanos ausläuft.

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                    Da wollte ich hoch

                    Kolumbien gilt nach Brasilien als eines der artenreichsten Länder der Erde und ist bei Vogelarten sogar auf Nummer Eins. Durch die komplexe Topografie mit seinen drei Andenketten, der Lage am Äquator und den verschiedenen Mikrobiomen, hat sich eine schier unglaubliche Anzahl an endemischen Arten entwickelt und die Farallones de Cali schießen dahingehend nochmal den Vogel ab.
                    Durch die Höhe werden fast alle tropischen Höhenstufen abgedeckt, vom tropischen Trockenwald auf der Ostseite, über die Bergregenwälder, Nebelwälder und den Paramo über der Baumgrenze und dann tropischen Tieflandregenwald und Mangroven auf der Westseite am Pazifik kommen fast alle Klimazonen vor.

                    Darüber Hinaus liegen die Farallones de Cali auch im Tumbes-Chocó-Magdalena Biodiversitäts Hotspot, einem der Megadiversitätshotspots unserer Erde. Mehr Artenvielfalt pro km² geht nicht.
                    Mehr Regen übrigens auch nicht. Die Regenwälder des Chocó sind mit bis zu 11.000 mm. Jahresniederschlag auch eine der regnerischsten Regionen der Erde. Und so sind die hohen Gipfel der Farallones fast das ganze Jahr in mysteriöse Wolken gehüllt, während es unten in Cali glutheiß ist.
                    Kein Wunder also, dass diese Berge schon in den 60ern als Nationalpark ausgeschrieben wurden, auch um ihn vor dem Einfluss der nahen Metropole zu schützen.

                    In diesem Bericht werde ich also von mehreren Touren in verschiedene Teile der Farallones berichten.

                    Für mich war jedenfalls von Anfang an klar, dass ich da rauf musste, was sich aber gar nicht als so einfach erwies, denn ich fand niemanden, der dort schon oben war und auch meine Freundin kannte niemanden aus ihrer Familie oder Freundeskreis, der dort schon oben gewesen ist.
                    Dabei ist Wandern und noch viel mehr das Fahrradfahren in Kolumbien durchaus beliebt und einige der kleineren Berge und Wasserfälle sind beliebte Trekkingziele, aber im hohen Paramo treiben sich deutlich weniger Leute herum.
                    Es hieß also erstmal recherchieren und mich herumfragen.
                    Die Eingangspforte zu den Farallones ist das kleine Dörfchen Pueblito Pance, welches nur eine Stunde Busfahrt vom Stadtzentrum entfernt ist.
                    Hier kam ich also erst mal zum Erkunden hin und mietete mich auf einem der Campingplätze ein, um den Regenwald zu erkunden.
                    Der Rio Pance ist an den Wochenenden das kostenlose Freibad für halb Cali. An schönen Tagen ist es hier am Fluss unglaublich voll und Familien flüchten vor der Gluthitze der Stadt, baden, grillen oder kochen Sancocho am Feuer, ein typisches Gericht aus Cali, eine Hühnersuppe mit Kochbananen und Yucca, je nach Familienrezept.
                    Unter der Woche ist es allerdings still im Pueblito Pance und man glaubt kaum, dass man sich so nah an einer riesigen Metropole befindet.
                    Bereits vom Bus aus sieht man die gewaltigen Steilhänge der Farallones, Wasserfälle und dichten Bergregenwald.
                    Im Dörfchen trifft man Campesinos Poncho tragend auf ihren Pferden durchs Dorf traben und auch einige Indigene.

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                    Von hier erkundete ich den Rio Pance und den angrenzenden Bergregenwald auf mehreren kleinen Touren.
                    Schnell zu gehen lohnt sich hier in diesen unglaublich artenreichen Wäldern überhaupt nicht, denn es gibt hinter jeder Ecke unglaublich viel zu entdecken. Und so schlich ich langsam und mit Tele bewaffnet durch den Wald und am Fluss entlang.
                    Es gibt hier einen kleinen Pfad, der, wie ich später herausfinden sollte, bis nach oben in den Paramo führt.
                    So habe ich nach und nach einige abgelegene Nebenläufe und auch Wasserfälle entdeckt und einiges an seinen tierischen und pflanzlichen Bewohnern erkundet.

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                    Am Rio Pance

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                    Die hohen Gipfel schälen sich nur selten aus den Wolken

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                    Morgenammer (Zonotrichia capensis)

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                    Orchidee

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                    Schwarzkinn-Barttanager (Anisognathus notabilis)

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                    Ein Baumsteiger, ich vermute (Xiphorhynchus susurrans)

                    Ganz besonders erwacht der Regenwald nachts zum Leben. Ich bin mit der Kopflampe nachts des öfteren die großen Blätter und Stämme abgegangen und habe so einiges entdeckt

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                    Gespenstschrecke

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                    Ungiftige Baumnatter, aber ich weiß immer noch nicht welche Art

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                    Im nächtlichen Dschungel verbergen sich die seltsamsten Geschöpfe

                    Ich freundete mich mit dem Besitzer des Camping Anahuac an und er erzählte mir noch einiges über die Gegend hier. Davon dass diese Gipfel, heilige Berge für die Indigenen sind und waren, Vom Indigenen Stamm der Pance, nachdem dieser Fluss seinen Namen hat, deren Gold noch immer in diesen Bergen liegen soll und davon dass große Teile dieser Berge noch komplett unerforscht sind, vor allem die pazifische Seite.
                    Das hat man auch nicht häufig, dass so nah an einer riesigen Metropole Täler existieren, die wohl noch nie von Menschen betreten worden sind.

                    Möglich macht es das wirklich extreme Gelände mit undurchdringlichen Regenwäldern, steilen Schluchten und Bäche, die zu gewaltigen Monstern anschwellen können und die riesigen Regenmengen.
                    Ich las später in einem Buch, dass es in den 80ern die erste und einzige Expedition gegeben hat, wo versucht wurde, vom Pazifik aus die Quelle des Rio Cajambre und weiterhin die Westflanke der Farallones zu erreichen. Der Autor berichtet dort von einer völlig jungfräulichen Natur, wo die Tiere noch nie Menschen zu Gesicht bekamen und keinerlei Anstalten machten zu fliehen. Diese Expedition scheiterte aber an den extremen Bedingungen und schließlich einem Todesfall.
                    Mein Abenteuergeist war nun sowas von geweckt. Auch wenn die ganz große Durchquerung wohl noch warten müsste, wollte ich zumindest bis ins Hochland vordringen, was auch schon eine ordentliche Aufgabe sein soll.
                    Allerdings erhielt ich von meinem neuen Freund einen raschen Dämpfer. “Der Paramo ist gesperrt", sagte er mir.
                    Die Nationalparkverwaltung hatte offenbar seit ein paar Jahren den Zugang eingeschränkt, weil sich an den überfüllten Wochenenden immer wieder Leute in Stadtkleidung auf dem Weg in den Paramo gemacht haben und sich verletzten oder im Dschungel verloren gingen.
                    Kann man schon verstehen, man muss sich nur überlegen, was los wäre, wenn der Mont Blanc direkt neben Berlin läge.
                    Aber ich habe auch andere Stimmen gehört, dass es Probleme mit illegalen Goldgräbern oder auch versprengten Gruppen der ELN gebe.
                    Zwar habe ich den Plan zuerst aufs Eis gelegt, aber nach einigen Wochen in Cali lachten mich die Farallones eines Morgens wieder derart Frech im strahlenden Sonnenschein an, dass ich mir dachte, Ist mir jetzt egal, ich will da rauf.
                    Bei meinen bisherigen Besuchen stellte ich fest, dass die Leute vom Nationalpark nur an den Wochenenden an der Brücke Wache stehen, also nahm ich an einem Wochentag im allerersten Morgenlicht den Aufstieg über den kleinen Bergpfad am Rio Pance entlang.
                    An diesem war ich schon ein Stück hochgestiegen, aber nur bis zu einem Aussichtspunkt. Vom Aussichtspunkt ging nun in einen in den Wolken liegenden, über und über bewuchterten Bergregenwald.

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                    In den Nebelwald

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ID: 3280079
                    Aracaea

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ID: 3280080


                    Es gab zwar diesen durchgängigen Pfad bis hinaus zum Paramo, aber da hier lange keiner mehr gewesen ist, habe ich zur Sicherheit trotzdem meine Machete mitgenommen und es war die richtige Entscheidung.
                    Der immer enger werdende Weg schlängelte sich also entlang der Bergflanke entlang. Es wurde nun schon spürbar kühler und da ich bereits seit ein paar Monaten in den Tropen war und keine Temperaturen unter 20 °C mehr gewöhnt war, wurde mir richtig kalt.
                    Je höher man allerdings steigt, desto dichter wird der Bewuchs, während gleichzeitig die Bäume immer niedriger und auch deutlich krummer und verzweigter wachsen. Im Gegensatz zum Tieflandregenwald, wo die Bäume kerzengerade gen Sonne streben.
                    Für den Kolibri und Epiphytenfreund ist das recht angenehm, denn die Baumkronen reichen immer tiefer und durch die starke Hangneigung kann man oft in die Baumkronen hineinblicken und dort spielt sich ja der Großteil des Blütenreigens ab.

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ID: 3280081
                    Inkahäher (Cyanocorax yncas)

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ID: 3280082
                    Es wird immer dichter

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ID: 3280083
                    Ein Fest des Artenreichtums

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ID: 3280084
                    Der Pfad an einer seiner besseren Stellen

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ID: 3280085
                    Blauscheitelmotmot (momotus momota)


                    Ich hatte zwar einen steilen Aufstieg zu bewältigen, aber es gab so viel zu sehen, dass ich nicht allzu sehr hetzte und die Kamera immer im Anschlag, wenn es etwas Interessantes zu sehen gab.
                    Auf einem kleinen Sattel überholte ich eine Gruppe Kolumbianer, die auch auf dem Weg ins Paramo waren. Der Führer war ein halb Indigener, der auch sonst als Guide in diesen Bergen arbeitet, aber in diesem Fall mit einer Gruppe Freunde da war. Ihm passte es nicht, dass die Leute einfach von den Bergen ausgesperrt wurden und so ging er so wie ich trotzdem. Wir waren nun also Partner in Crime, wobei die kolumbianer sowas auch nicht wirklich ernst nehmen.

                    Nach einem kurzen Plausch und Pause zog ich weiter und das Gelände wurde immer schwieriger. Ich kam jetzt an die 3000 m. und war nun völlig im Nebelwald. Dieses völlig krumme und schief gewachsene Gewirr aus Stämmen, Moosen und Flechten ließ einen manchmal nur noch auf allen Vieren in Tunneln durch das Gewirr krabbeln. An vielen Stellen war es schon zugewachsen. Wo es gar nicht mehr ging, holte ich die Machete raus und machte sauber. Da würde sich sicher auch die Gruppe vor mir freuen.
                    An einer Stelle, an der ich gerade sauber machte, wuchs eine junge Bergpalme. Da konnte ich mir direkt noch einen schnellen Snack rausoperieren und nahm das Palmherz raus, welches sehr lecker und knackig schmeckt. Ähnlich wie Bambussprossen oder roher Babymais.
                    Ich meinte auch, dass die Vögel hier oben schon weniger scheu waren als weiter unten. Einige ließen mich ziemlich nah kommen.

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ID: 3280086

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                    Ein schwieriges Gekraxel

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                    Der weitere Aufstieg kurz vor der Baumgrenze gestaltete sich wirklich als ziemlich kräftezehrend. Man kann sich das so vorstellen, als ob man auf knapp 3700 m. durch und unter Krüppelkiefern durchkämpfen muss.
                    Dann musste noch eine Felswand “La Pared” überwunden werden, die recht schwer war und ich meinen Rucksack nachher mit dem Fixseil, welches dort angebracht war, nachziehen musste.
                    Hier kam ich also in den Paramo, das Andine Hochland, welches sich in den Hochlagen von Venezuela bis Zentralperu zieht und das Äquivalent zu unserem hochalpinen Grasland ist.

                    Gewisser Weise ist der Paramo ein riesiger Sumpf. Die tiefen Torfböden und Moore speichern riesige Mengen an Wasser und dienen als wichtige Trinkwasserspeicher für die Bevölkerung im Tiefland. Auch ihre ökologische Bedeutung ist gewaltig, denn teils isolierten Paramos Südamerikas zeichnen sich durch eine sehr hohe Zahl an Endemiten aus.
                    Das größte Tier, welches man hier antreffen könnte, wären die Brillenbären, deren natürlicher Lebensraum Paramos und Bergwälder der tropischen Anden sind.
                    Lapplandfreunde würden sich im Paramo wie zuhause fühlen. Es ist nass, kalt, sumpfig und neblig. Kommt die Sonne allerdings mal raus, brennt sie wie nix vergleichbares und in kürzester Zeit ist es 20 Grad wärmer.

                    Der Paramo der Farallones de Cali zeichnet sich durch eine Besonderheit aus, dass es hier keine Frailejones (Espeletia spec.) gibt, welche die auffälligste Paramopflanze überhaupt ist und die Wappenpflanze der kolumbianischen Anden. Waru ist bis heute nicht klar, es kann am extrem steilen und felsigen Gelände liegen, oder der Isolation dieses Hochlands von all den anderen Gebirgen.
                    Frailejones sollte ich danach noch mehr als genug sehen.

                    Auch ohne die Frailejones ist das Hochland hier eine bizarre und mysteriöse Landschaft mit exotischen Puya und Bodenlebenden Bromelien, verkrüppelten Lorbeerbäumen und seltsamen Blüten und den steilen Felsklippen der Gipfel, die nebelverhangen, wirklich nach verlorener Welt aussehen.
                    Kaum zu glauben, dass der Großstadtmoloch Cali nur 20 km. Luftlinie entfernt ist.

                    An solchen Orten wird einem sehr schnell klar wieso die Völker die hier lebten, solche Orte als heilige Orte ansehen. Man fühlt sich wirklich entrückt vom Rest der Welt. Ein Gefühl, dass sich ja allgemein sehr schnell auf Bergen einstellt. Hier kam aber noch dazu, dass man nach Osten hin wirklich wie aus einem Flugzeugfenster wirklich “in den Wolken” war. Durch die sehr steilen Hänge, branden die tropischen Wolkentürme direkt an die Berghänge und geben einem ein Gefühl in den Wolken zu sein, stärker als ich es bisher auf irgendeinem anderen Berg erlebte.

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                    Lorbeerwald auf ca. 3600 m.

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                    Endlich im Paramo

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                    Puya, eine der Hauptnahrungsquellen der Brillenbären

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                    Ich erreichte nach einigen riskanten Passagen aus spiegelglatten Granitplatten einen “Balcones” (Balkone) genannten Orte. Es ist einer der ganz wenigen Orte in diesem steilen Gelände an denen man Zelte aufstellen kann, denn es gibt einige kleine Plattformen.
                    Mein erstes Problem war aber in der Tat Wasser, denn obwohl ich hier an einem der feuchtesten Orte der Erde war, führt der Pfad entlang eines Bergrückens an dem keine Quellen vorkommen, zumindest nicht jetzt in der Trockenzeit. So musste ich halt die 2500 Höhenmeter nur mit 1.5 l Wasser aufsteigen und entsprechend durstig war ich auch.
                    Zum Glück gibt es hier eine kleine Quelle.
                    Als ich beim Zeltaufbau war, trafen auch die anderen ein. Wir unterhielten uns eine Weile und dann ging jeder ans Camp aufbauen.

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ID: 3280096
                    Auf den Balcones

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                    Cali liegt tief unten im Tal

                    Es war auch nicht mehr lange bis zum Sonnenuntergang, Nebel zog auch und ich begann richtig zu frieren. Der Aufstieg war in der Tat ziemlich brutal und hatte mich geschlaucht.
                    Ich hielt mich aber noch so lange es geht draußen auf. Zuerst wegen der einzigartigen Stimmung und dazu kam noch, dass der Indio irgendwo in den Büschen saß und ein traditionelles Lied auf seiner Flöte spielte. Und wie der Klang der Flöte an den Felswänden und Hängen widerhallte, kombiniert mit der unvergleichlichen Kulisse, war das einer dieser Momente, wo Zeitalter aufeinandertreffen und miteinander verschwimmen.
                    Tief im Tal hinter mir die Lichter der modernen Metropole und hier oben in einer anderen Welt, dieses Lied, welches seit was weiß ich welcher Ewigkeit hier gespielt wird und von den heiligen Bergen erzählt und im dunkel hinter den Gipfeln, die verlorene Welt der Westhänge, die vielleicht noch nie ein Sterblicher gesehen hat.

                    Etwas später in der Dunkelheit schälte ich mich noch aus dem Schlafsack, denn die anderen hatten ein kleines Lagerfeuer geschürt. Ein Lagerfeuer in der Kälte hat dann doch noch eine andere Wirkung als im heißen Amazonasregenwald.

                    In der Nacht brach eines der gewaltigsten Gewitter über uns herein, welche ich jemals erlebt hatte und langsam begann meine kleine Plattform mit Wasser vollzulaufen. Ich machte mir langsam Gedanken, dass das Zelt es nicht aushalten würde und bereitete schon alles vor, den Platz zu verlassen, doch es hielt (Gut gemacht Nature Hike) und nun der Regen ließ nach und so konnte ich dennoch eine halbwegs ruhige Nacht haben.

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ID: 3280099
                    Der Tag begann mit Nebel

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ID: 3280100
                    Doch es klarte sich auf



                    Tiefer Nebel begrüßte mich am nächsten Morgen. Eigentlich war das Ziel noch den höchsten Gipfel Pico Pance zu besteigen, aber die anderen rieten mir davon ab. Die ohnehin schon rutschigen Granitplatten und Passagen wurden nun zur tödlichen Rutschpartie und kleine Bäche rannen den Berg herunter.
                    Also war absteigen angesagt.Ich ließ mir aber noch recht viel Zeit, da ich noch möglichst viel Zeit hier oben verbringen wollte.

                    Ich macht mir schon Gedanken, ob es eventuell Erdrutsche gegeben habe und ob ich nach diesem Regen die Felswand noch herunter konnte, doch es ging doch alles gut. Ausser dass der Pfad jetzt die reinste Schlammschlacht war, kam ich recht gut voran.
                    Erstaunt war ich von der Tatsache, dass der Gewitter nur die hohen Lagen heimgesucht hatte.
                    als ich wieder unten am Rio Pance ankam, war alles trocken wie zuvor. Der Abstieg hatte es wie der Aufstieg in sich und gerade über 2000 Höhenmeter dauernd zu rutschen und sich aufzufangen bescherte mir an den nächsten Tagen einen meiner schlimmsten Muskelkater.

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                    Noch ein par Fotos vom Abstieg

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ID: 3280102

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ID: 3280101

                    Ich war also wieder unten in der Welt der Menschen und wusch mich im Fluss. Zwar kehrte ich nach Cali zurück, aber diese Tour beschäftigte mich noch eine ganze Weile. Das war obwohl recht kurz, vermutlich eine der schönsten und einprägsamsten Touren, die ich jemals gemacht habe.
                    Die Farallones de Cali haben wirklich meine Fantasie beflügelt und der Gedanke, dass hinter diesen Bergen noch eine völlig unerforschte Welt liegt, lässt mich bis heute nicht los.
                    Eines schönen Tages will ich wirklich mal eine Erstdurchquerung in Angriff nehmen.

                    Neben den Fotos habe ich auch ein Video gemacht, wo sich ein paar Dinge eventuell besser zeigen.




                    Im nächsten Teil geht es dann noch höher hinaus in die Cordillera Central.
                    Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

                    Kommentar


                    • ronaldo
                      Freak
                      Moderator
                      Liebt das Forum
                      • 24.01.2011
                      • 12432
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #50
                      wie immer!

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                      • blauloke

                        Lebt im Forum
                        • 22.08.2008
                        • 8791
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #51
                        Danke für die Eindrücke aus einer nicht bekannten Landschaft.
                        Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

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                        • dominik_bsl
                          Erfahren
                          • 13.02.2006
                          • 313
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #52
                          Oh wow, das liest sich spannend!

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                          • codenascher

                            Lebt im Forum
                            • 30.06.2009
                            • 5048
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #53
                            Ich bin schwer begeistert. Partner in crime freue mich auf die nächsten Ausflüge, absolut interessant.

                            Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

                            meine Weltkarte

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                            • berniehh
                              Fuchs
                              • 31.01.2011
                              • 2470
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #54
                              Ein unglaublich interessanter Bericht mit unglaublich schönen Fotos
                              Da ich selber gerade seit längerem auf Tour bin habe ich hier das erste Mal seit Monaten wieder reingeschaut und einiges nachgelesen. Den Rest werde ich zu Hause lesen und dabei einige deiner beschriebenen Gegenden auf Google Earth genauer unter die Lupe nehmen.
                              www.trekking.magix.net

                              Kommentar


                              • Intihuitana
                                Fuchs
                                • 19.06.2014
                                • 2092
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #55
                                Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
                                Ein unglaublich interessanter Bericht mit unglaublich schönen Fotos
                                Da ich selber gerade seit längerem auf Tour bin habe ich hier das erste Mal seit Monaten wieder reingeschaut und einiges nachgelesen. Den Rest werde ich zu Hause lesen und dabei einige deiner beschriebenen Gegenden auf Google Earth genauer unter die Lupe nehmen.
                                Cool, danke dass es gefällt.
                                An all die anderen natürlich auch.

                                Am Ende aller Reisebericht werde ich auch ein kleines Fazit schreiben, über die Outdoortauglichkeit von Kolumbien bzw. wie es sich von den klassischen Trekkingdestinationen unterscheidet und was man beachten muss.
                                Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

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                                • berniehh
                                  Fuchs
                                  • 31.01.2011
                                  • 2470
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #56
                                  Zitat von Intihuitana Beitrag anzeigen

                                  Am Ende aller Reisebericht werde ich auch ein kleines Fazit schreiben, über die Outdoortauglichkeit von Kolumbien bzw. wie es sich von den klassischen Trekkingdestinationen unterscheidet und was man beachten muss.
                                  Das interessiert mich natürlich ganz besonders
                                  www.trekking.magix.net

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