Hey Bikevagabond,
erstmal vielen Dank für den großartigen Bericht! Phantastische Bilder und super spannender Text, die einen richtig weit weg entführen.
Zu der schwierigen Situation mit Njurgun muss ich aber etwas loswerden:
Ich bin Osteuropäerin und kenne beide Seiten, wobei ich selbst erst in Deutschland mit Outdooraktivitäten angefangen habe. Trotzdem war es für mich nicht einfach, mit Russischsprachigen unterwegs zu sein - ich war z.B. vor wenigen Jahren in Tadschikistan mit zwei mir nicht bekannten Russen verabredet.
Die knappe Kalkulation des Essens und anderer Ausrüstung sowie die Einbeziehung der Jagd ist normal. Manchmal geht man so weit, wie wir, Westler, es uns nicht vorstellen können. Es funktioniert trotzdem! Genauso schwer ist es für die andere Seite nachzuvollziehen, warum wir nicht jagen wollen. Auch ist es üblich, das Essen zu teilen. (Beispiel: In Tadschikistan sollten die beiden für mich vorab einkaufen, meine Bitte lautete "550-600g/Tag". Eingekauft wurde für alle zusammen, umgerechnet etwa 400g/Tag. Auf der Tour hat man entsprechend wenig gegessen).
Schlechtere und schwerere Ausrüstung wird mit Zähigkeit und langsamerer Geschwindigkeit kompensiert. Wie in den Alpen jemand gesagt hat: " Bis ich Russen kennen lernte wusste ich nicht, dass man bei so schlechtem Wetter und so langsam so schwere Touren gehen kann". S.o. - es funktioniert trotzdem. Die 56km barfuß beeindrucken mich zwar sehr, sie wundern mich aber nicht. Beispiele würden hier Deinen Thread zuspammen.
Touristen ohne Geld bzw. Vagabunden, die keinen festen Wohnort haben, sind in der (krassen) Touristenszene normal. Meine Mutter warnte mich immer davor, so einen zu heiraten 😀
Die muffeligen Hütten zu benutzen anstatt frei zu zelten ist ebenfalls normal und hat vermutlich mit (früher) schlechteren Zelten zu tun. (In Dushanbe stimmte ich zu, in der bescheidenen Wohnung eines befreundeten Bergsteigers zu übernachten, wo wohl häufiger solche Zwischenlager statt finden. Es war kostenlos und u.a. deswegen (auch wegen einer Art Coolness bzw. Szenenzugehörigkeit) für meine Begleitung attraktiv. Wie sehr hätte ich mir da ein Hostelzimmer gewünscht! Trotzdem natürlich eine großzügige Geste vom Gastgeber.
Das waren nur wenige Punkte. Insgesamt finde ich das Verhalten von Njurgun im Wesentlichen nicht verwunderlich und nicht von der russischen Tradition abweichend. Eine starke Persönlichkeit, wie ein Einzelgeher sie nun mal hat, macht die Sache natürlich nicht einfacher. Daher finde ich es super, dass Du Dich mit Deinen Urteilen zurückhälst. Denn schließlich sind wir Gäste und die "komischen Westler", nicht sie Einheimischen - oder, wie man im Russischen sagt, "man geht nicht mit eigenen Regeln in einen fremden Kloster".
erstmal vielen Dank für den großartigen Bericht! Phantastische Bilder und super spannender Text, die einen richtig weit weg entführen.
Zu der schwierigen Situation mit Njurgun muss ich aber etwas loswerden:
Ich bin Osteuropäerin und kenne beide Seiten, wobei ich selbst erst in Deutschland mit Outdooraktivitäten angefangen habe. Trotzdem war es für mich nicht einfach, mit Russischsprachigen unterwegs zu sein - ich war z.B. vor wenigen Jahren in Tadschikistan mit zwei mir nicht bekannten Russen verabredet.
Die knappe Kalkulation des Essens und anderer Ausrüstung sowie die Einbeziehung der Jagd ist normal. Manchmal geht man so weit, wie wir, Westler, es uns nicht vorstellen können. Es funktioniert trotzdem! Genauso schwer ist es für die andere Seite nachzuvollziehen, warum wir nicht jagen wollen. Auch ist es üblich, das Essen zu teilen. (Beispiel: In Tadschikistan sollten die beiden für mich vorab einkaufen, meine Bitte lautete "550-600g/Tag". Eingekauft wurde für alle zusammen, umgerechnet etwa 400g/Tag. Auf der Tour hat man entsprechend wenig gegessen).
Schlechtere und schwerere Ausrüstung wird mit Zähigkeit und langsamerer Geschwindigkeit kompensiert. Wie in den Alpen jemand gesagt hat: " Bis ich Russen kennen lernte wusste ich nicht, dass man bei so schlechtem Wetter und so langsam so schwere Touren gehen kann". S.o. - es funktioniert trotzdem. Die 56km barfuß beeindrucken mich zwar sehr, sie wundern mich aber nicht. Beispiele würden hier Deinen Thread zuspammen.
Touristen ohne Geld bzw. Vagabunden, die keinen festen Wohnort haben, sind in der (krassen) Touristenszene normal. Meine Mutter warnte mich immer davor, so einen zu heiraten 😀
Die muffeligen Hütten zu benutzen anstatt frei zu zelten ist ebenfalls normal und hat vermutlich mit (früher) schlechteren Zelten zu tun. (In Dushanbe stimmte ich zu, in der bescheidenen Wohnung eines befreundeten Bergsteigers zu übernachten, wo wohl häufiger solche Zwischenlager statt finden. Es war kostenlos und u.a. deswegen (auch wegen einer Art Coolness bzw. Szenenzugehörigkeit) für meine Begleitung attraktiv. Wie sehr hätte ich mir da ein Hostelzimmer gewünscht! Trotzdem natürlich eine großzügige Geste vom Gastgeber.
Das waren nur wenige Punkte. Insgesamt finde ich das Verhalten von Njurgun im Wesentlichen nicht verwunderlich und nicht von der russischen Tradition abweichend. Eine starke Persönlichkeit, wie ein Einzelgeher sie nun mal hat, macht die Sache natürlich nicht einfacher. Daher finde ich es super, dass Du Dich mit Deinen Urteilen zurückhälst. Denn schließlich sind wir Gäste und die "komischen Westler", nicht sie Einheimischen - oder, wie man im Russischen sagt, "man geht nicht mit eigenen Regeln in einen fremden Kloster".
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