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So, liebes Forum,
der Sommer ist vorbei und ich bin wieder zu Hause. Eigentlich komme ich gerade von einer neunwöchigen Alaska-Trekkingreise zurück, doch bevor ich darüber schreibe, möchte ich euch von Georgien erzählen. Denn dort habe ich den Juli zugebracht. Immer schön chronologisch vorgehen …
Prinzipiell werde ich in diesem Bericht nicht ins Detail gehen, sondern nur das Wichtigste erzählen und versuchen, möglichst viele Bilder zu zeigen. Auf alle Nachfragen reagiere ich natürlich gerne.
Okay, beginnen wir mit der Idee: die eigentliche Jahresreise, in welche ich die meiste Planungszeit sowie das meiste „Herzblut“ steckte, sollte in diesem Jahr nach Alaska gehen. Da ich im letzten Jahr schon drei Monate (Juli, August, September) in Nordamerika unterwegs gewesen bin und mir die Moskito-Saison im Juli nicht ganz so gut gefiel, war klar, den Juli diesen Jahres woanders zu verbringen und erst ab August durch Alaska zu tigern. Nun beginnen meine Semesterferien aber nun mal im Juli – was also kann man da machen? Ich wollte in die Berge; der Flug sollte nicht all zu teuer sein; auf die <a target="blank" title="Alpen im Outdoorwiki nachschlagen." class="wikilink" href="http://outdoorseiten.net/wiki/Alpen">Alpen</a> hatte ich auch aufgrund der völligen Erschlossenheit wenig Lust; Skandinavien habe ich schon einige Sommer lang durchstreift… Nach einigen Stunden vor Google Maps zog ich den Kaukasus näher in Betracht. Die georgische Seite schien mir interessanter zu sein als die russische und die Flüge in die Hauptstadt Tiflis (Tbilisi) waren von Frankfurt aus sehr günstig. Georgien ist ein für uns relativ unbekanntes Land mit wenig Touristen, tollen Bergen und niedrigen Preisen: perfekt für mich. Und so stand die Entscheidung fest. Eva war einverstanden und schon war die Suche beendet. Als ich meiner Mutter davon erzählte, meinte sie, dass eine ihrer Arbeitskolleginnen aus Georgien stammte. Nach kurzem Nachfragen und einem Telefonat nach Tiflis hatten wir den Kontakt zu Paul, dem Bruder der Arbeitskollegin hergestellt und wurden auf unbestimmte Zeit zu ihm nach Hause eingeladen. Das war natürlich fein.
Am 5. Juli flogen wir von Frankfurt über Kiev nach Tiflis, wo Paul uns mit einem Schild mit meinem Namen darauf am Flughafen abholte und uns nach einer kleinen Stadtrundfahrt zu sich nach Hause brachte. Wir fanden uns in einer kleinen Wohnung wieder: Elternschlafzimmer, Kinderschlafzimmer (2 Kinder) und ein kleines Esszimmer. Wir wurden direkt im größte Raum, dem Elternschlafzimmer, untergebracht und konnten uns trotz aller Proteste nicht dagegen erwehren, dass Paul und seine Frau für die nächsten drei Nächte bei den Kindern schlafen würden. Das war die georgische Gastfreundschaft, mit der wir in den kommenden Wochen noch vertrauter werden sollten.
Die nächsten beiden Tage verbrachten wir entweder mit Pauls Familie oder in der Innenstadt - vorzugsweise allerdings nicht auf den Hauptstraßen - und verköstigten uns mit gutem Essen sowie unglaublich billigem Bier bei 42°C im Schatten (nachts sank das Thermometer auf 38°C).
Das letzte Bild entstand übrigens kurz bevor Deutschland bei der Fußball-Weltmeisterschaft gegen Spanien verlor.
Am 8. Juli fuhr Paul uns zur Busstation „Didube“ in Tiflis, wo wir in den Bus nach Kazbegi stiegen. Hier ein Bild von Didube.
Angekommen in Kazbegi marschierten wir weiter bis kurz vor den Grenzübergang nach Russland, von wo aus wir eigentlich unseren ersten 12-tägigen Trip starten wollten (Essen dafür kauften wir vorher in Tiflis ein). Die Soldaten dort schickten uns allerdings zurück und verdeutlichten mit den Worten „NO!“ und „SHOOT!“, dass dieses Gebiet aufgrund der Nähe zu Tschetschenien wohl nicht passierbar sei. Also ging es zurück nach Kazbegi und noch ein paar Kilometer weiter südlich in das „Sno-Valley“, von wo aus wir dann wirklich starteten. Auch hier mussten wir eine gründliche Inspizierung und viele Anweisungen vom georgischen Militär über uns ergehen lassen, konnten den Posten jedoch schließlich mit irgendeinem Sonderdokument passieren. Auf dem Feldweg nach Djuta sahen wir einige, teilweise verlassene Dörfer und genossen erneut die georgische Gastfreundschaft. In Djuta endet der Weg: die folgenden 10 Tage verbrachten wir in den unbewohnten Tälern zwischen und um Djuta bzw. Roshka, passierten mehrere Pässe und trafen nur sehr wenige (ausschließlich in der Gegend lebende) Menschen, die auf die selben Pfade angewiesen waren, da viele kleine Dörfer in den Bergen Georgiens nicht durch Straßen verbunden sind und man deshalb viel zu Fuß unterwegs ist.
Als wir später nach Sno zurückkehrten fanden, wir uns überraschenderweise auf einem richtigen Volksfest wieder. Eine Statue wurde eingeweiht, was einen großen Teil der religiösen Führer des Landes und sogar den Patriarchen selbst in die Berge brachte. Aufgrund meiner Deutschlandfahne am <a target="blank" title="Rucksack im Outdoorwiki nachschlagen." class="wikilink" href="http://outdoorseiten.net/wiki/Rucksack">Rucksack</a> wurde ich von einem Priester namens Mamuka angesprochen, der in Deutschland studierte, jetzt in Tiflis lebt und den Ausflug nach Sno im Rahmen der deutsch-georgischen Freundschaft (eine winzige Organisation mit 13 Mitgliedern aus der Hauptstadt) organisierte. Mit diesen Leuten verbrachten wir den ganzen Tag an verschiedenen Stationen und lernten viel über den Glauben, die Traditionen und die Kultur des Landes.
Am Abend bauten wir unser <a target="blank" title="Zelt im Outdoorwiki nachschlagen." class="wikilink" href="http://outdoorseiten.net/wiki/Zelt">Zelt</a> in einem kleinen Waldstück in Kazbegi auf, wo wir auf die nächsten extrovertierten Georgier trafen, die einfach zu viel Nahrung (vor allem aber Vodka) bei sich hatten.
Kazbegi.
Später stießen Christian, mit dem ich im letzten Jahr schon in Nordamerika war, und meine Schwester zu uns - die beiden sind später als wir nach Georgien geflogen. Gemeinsam machten wir uns auf in ein Tal südwestlich von Kazbegi, von dem wir wussten, dass es nach Südossetien führen würde. Wir hatten nur wenig Zeit, wollten aber zumindest einen Blick hinein werfen. Schon am zweiten Tag unseres Marsches durch dieses Tal standen wir erneut dem georgischen Militär gegenüber, von wir zurückgeschickt wurden. Niemand darf nach Südossetien. Macht aber nichts: wir sind dafür ein wenig in den angrenzenden Bergen umhergestiegen und haben in den Tälern lustige Ziegen beobachtet.
Im Anschluss daran stand die Besteigung des Kazbek – mein erster 5000er - auf dem Programm, für den sich allerdings nur Christian und ich begeistern konnten, da sich ja auch HIER niemand gefunden hat. Die Mädchen würden also nicht mit auf den Gipfel kommen. In Kazbegi holten wir einige Informationen ein: ein Führer für zwei Personen sollte 450 Euro kosten. Da wir unsere Alpin-Ausrüstung (Steigeisen, Pickel, Gurt, Seil und Karabiner) dabei hatten, entschieden wir, nach einer weiteren Nacht hinter der „Sameba“ (die berühmte Kirche über Kazbegi) einfach mal hoch zum Basecamp zu gehen und zu schauen, ob wir uns mit irgendjemandem zusammentun können. Das Basecamp, eine frühere meteorologische Station, liegt auf 3600 Meter. Bis dahin wollten unsere Frauen mitkommen. Also ging es hinauf. In der Station zu übernachten hätte uns 15 Lari pro Nacht und Nase gekostet: wir entschieden uns also trotz des heftigen Windes für die Zelte. Auf dem Weg nach oben trafen wir den Franzosen Ben, der passenderweise nach einer Seilschaft Ausschau hielt und im Bergsteigen schon mehr Erfahrung vorweisen konnte, als wir. Wir würden den Gipfel also zu dritt besteigen. Nach der ersten Nacht im Camp akklimatisierten wir uns bei leichtem Gehen über den Gletscher; auch um am nächsten Morgen im Dunkeln zu wissen, wo es hingehen soll.
Dann der Gipfeltag. Wir starteten um 3.30 Uhr und das Wetter war perfekt… bis zu dem Zeitpunkt, als wir die Spitze des Berges erreichten. Trotzdem hat uns der Kazbek sehr viel Spaß gemacht. Probleme gab es eigentlich keine, obwohl die letzten Höhenmeter sehr steil waren (45°, stellenweise 50° wurde uns in Kazbegi erzählt).
Am folgenden Tag stiegen wir ab und verbrachten eine weitere Nacht vor der Kirche Sameba, die ein Wahrzeichen Georgiens darstellt. Das folgende Bild ist eines meiner Lieblingsbilder: es zeigt die Kirche im Schatten des Kazbek vor dem Hintergrund des Gebirgszuges, der ein paar Kilometer weiter nördlich Georgien von Russland trennt.
Das Ende der Reise kam näher. Noch ein paar Bier in Kazbegi, eine weitere Tageswanderung in einem Tal nah am Krisengebiet Tschetschenien (das Militär ließ uns passieren, verbot allerdings strengstens, Fotos vom Gebirgszug der nördlichen Talseite zu machen; dort hätten sie Snipers stationiert) und schließlich ging es im Bus zurück nach Tiflis
Am Flughafen angekommen mussten wir mit Erschrecken feststellen, dass unser Flug um sechs Stunden vorverlegt wurde und wir ihn gerade verpasst hatten. Nach langem Verhandeln mit Ukraine Airlines mussten die Damen und Herren einsehen, dass es sich um einen Fehler ihrerseits handelte und wir tatsächlich nicht benachrichtigt wurden. Wir bekamen einen neuen Flug: als Konsequenz verbrachten wir zwei Nächte hinter dem Flughafengebäude und drei von uns (nämlich Christian, Eva und ich) hatten die Angst im Nacken, zu spät in Frankfurt anzukommen. Denn durch die Änderungen blieben uns genau 50 Minuten Zeit zum Umsteigen in unseren Flieger nach Alaska. Letztendlich hatten wir keine Probleme: unser Gepäck wurde direkt durchgecheckt und der Flug nach Anchorage hatte 4 Stunden Verspätung.
Jetzt ist Oktober. Angesichts dessen, was ich in den letzten beiden Monaten in Alaska erlebte, ist mir Georgien schon gar nicht mehr so präsent. Aber ich kann und muss dieses Land als hervorragendes Reiseziel deklarieren, welches durch wunderschöne und vergleichsweise unberührte Natur, hohe Berge, durch die Gastfreundschaft der Menschen, niedrige Preise, gute Reisebedingungen und den für Vorderasien so typischen Charakter besticht, so dass es in Zukunft sicher noch eine Menge Abenteurer, Individualreisende und Neugierige in diese Gegend ziehen wird. Ich selbst werde am 20. Oktober mit dem Auto zu einem kleinen Roadtrip von Deutschland nach Georgien aufbrechen, wo ich es gut verkaufen kann. Meinen Rückflug von Tiflis nach München habe ich gestern Abend für den 8. November gebucht: 148 Euro.
Kommentare sind wie immer gerne gesehen, Fragen versuche ich umgehend zu beantworten.
Fortsetzung: Reisebericht Alaska
der Sommer ist vorbei und ich bin wieder zu Hause. Eigentlich komme ich gerade von einer neunwöchigen Alaska-Trekkingreise zurück, doch bevor ich darüber schreibe, möchte ich euch von Georgien erzählen. Denn dort habe ich den Juli zugebracht. Immer schön chronologisch vorgehen …
Prinzipiell werde ich in diesem Bericht nicht ins Detail gehen, sondern nur das Wichtigste erzählen und versuchen, möglichst viele Bilder zu zeigen. Auf alle Nachfragen reagiere ich natürlich gerne.
Okay, beginnen wir mit der Idee: die eigentliche Jahresreise, in welche ich die meiste Planungszeit sowie das meiste „Herzblut“ steckte, sollte in diesem Jahr nach Alaska gehen. Da ich im letzten Jahr schon drei Monate (Juli, August, September) in Nordamerika unterwegs gewesen bin und mir die Moskito-Saison im Juli nicht ganz so gut gefiel, war klar, den Juli diesen Jahres woanders zu verbringen und erst ab August durch Alaska zu tigern. Nun beginnen meine Semesterferien aber nun mal im Juli – was also kann man da machen? Ich wollte in die Berge; der Flug sollte nicht all zu teuer sein; auf die <a target="blank" title="Alpen im Outdoorwiki nachschlagen." class="wikilink" href="http://outdoorseiten.net/wiki/Alpen">Alpen</a> hatte ich auch aufgrund der völligen Erschlossenheit wenig Lust; Skandinavien habe ich schon einige Sommer lang durchstreift… Nach einigen Stunden vor Google Maps zog ich den Kaukasus näher in Betracht. Die georgische Seite schien mir interessanter zu sein als die russische und die Flüge in die Hauptstadt Tiflis (Tbilisi) waren von Frankfurt aus sehr günstig. Georgien ist ein für uns relativ unbekanntes Land mit wenig Touristen, tollen Bergen und niedrigen Preisen: perfekt für mich. Und so stand die Entscheidung fest. Eva war einverstanden und schon war die Suche beendet. Als ich meiner Mutter davon erzählte, meinte sie, dass eine ihrer Arbeitskolleginnen aus Georgien stammte. Nach kurzem Nachfragen und einem Telefonat nach Tiflis hatten wir den Kontakt zu Paul, dem Bruder der Arbeitskollegin hergestellt und wurden auf unbestimmte Zeit zu ihm nach Hause eingeladen. Das war natürlich fein.
Am 5. Juli flogen wir von Frankfurt über Kiev nach Tiflis, wo Paul uns mit einem Schild mit meinem Namen darauf am Flughafen abholte und uns nach einer kleinen Stadtrundfahrt zu sich nach Hause brachte. Wir fanden uns in einer kleinen Wohnung wieder: Elternschlafzimmer, Kinderschlafzimmer (2 Kinder) und ein kleines Esszimmer. Wir wurden direkt im größte Raum, dem Elternschlafzimmer, untergebracht und konnten uns trotz aller Proteste nicht dagegen erwehren, dass Paul und seine Frau für die nächsten drei Nächte bei den Kindern schlafen würden. Das war die georgische Gastfreundschaft, mit der wir in den kommenden Wochen noch vertrauter werden sollten.
Die nächsten beiden Tage verbrachten wir entweder mit Pauls Familie oder in der Innenstadt - vorzugsweise allerdings nicht auf den Hauptstraßen - und verköstigten uns mit gutem Essen sowie unglaublich billigem Bier bei 42°C im Schatten (nachts sank das Thermometer auf 38°C).
Das letzte Bild entstand übrigens kurz bevor Deutschland bei der Fußball-Weltmeisterschaft gegen Spanien verlor.
Am 8. Juli fuhr Paul uns zur Busstation „Didube“ in Tiflis, wo wir in den Bus nach Kazbegi stiegen. Hier ein Bild von Didube.
Angekommen in Kazbegi marschierten wir weiter bis kurz vor den Grenzübergang nach Russland, von wo aus wir eigentlich unseren ersten 12-tägigen Trip starten wollten (Essen dafür kauften wir vorher in Tiflis ein). Die Soldaten dort schickten uns allerdings zurück und verdeutlichten mit den Worten „NO!“ und „SHOOT!“, dass dieses Gebiet aufgrund der Nähe zu Tschetschenien wohl nicht passierbar sei. Also ging es zurück nach Kazbegi und noch ein paar Kilometer weiter südlich in das „Sno-Valley“, von wo aus wir dann wirklich starteten. Auch hier mussten wir eine gründliche Inspizierung und viele Anweisungen vom georgischen Militär über uns ergehen lassen, konnten den Posten jedoch schließlich mit irgendeinem Sonderdokument passieren. Auf dem Feldweg nach Djuta sahen wir einige, teilweise verlassene Dörfer und genossen erneut die georgische Gastfreundschaft. In Djuta endet der Weg: die folgenden 10 Tage verbrachten wir in den unbewohnten Tälern zwischen und um Djuta bzw. Roshka, passierten mehrere Pässe und trafen nur sehr wenige (ausschließlich in der Gegend lebende) Menschen, die auf die selben Pfade angewiesen waren, da viele kleine Dörfer in den Bergen Georgiens nicht durch Straßen verbunden sind und man deshalb viel zu Fuß unterwegs ist.
Als wir später nach Sno zurückkehrten fanden, wir uns überraschenderweise auf einem richtigen Volksfest wieder. Eine Statue wurde eingeweiht, was einen großen Teil der religiösen Führer des Landes und sogar den Patriarchen selbst in die Berge brachte. Aufgrund meiner Deutschlandfahne am <a target="blank" title="Rucksack im Outdoorwiki nachschlagen." class="wikilink" href="http://outdoorseiten.net/wiki/Rucksack">Rucksack</a> wurde ich von einem Priester namens Mamuka angesprochen, der in Deutschland studierte, jetzt in Tiflis lebt und den Ausflug nach Sno im Rahmen der deutsch-georgischen Freundschaft (eine winzige Organisation mit 13 Mitgliedern aus der Hauptstadt) organisierte. Mit diesen Leuten verbrachten wir den ganzen Tag an verschiedenen Stationen und lernten viel über den Glauben, die Traditionen und die Kultur des Landes.
Am Abend bauten wir unser <a target="blank" title="Zelt im Outdoorwiki nachschlagen." class="wikilink" href="http://outdoorseiten.net/wiki/Zelt">Zelt</a> in einem kleinen Waldstück in Kazbegi auf, wo wir auf die nächsten extrovertierten Georgier trafen, die einfach zu viel Nahrung (vor allem aber Vodka) bei sich hatten.
Kazbegi.
Später stießen Christian, mit dem ich im letzten Jahr schon in Nordamerika war, und meine Schwester zu uns - die beiden sind später als wir nach Georgien geflogen. Gemeinsam machten wir uns auf in ein Tal südwestlich von Kazbegi, von dem wir wussten, dass es nach Südossetien führen würde. Wir hatten nur wenig Zeit, wollten aber zumindest einen Blick hinein werfen. Schon am zweiten Tag unseres Marsches durch dieses Tal standen wir erneut dem georgischen Militär gegenüber, von wir zurückgeschickt wurden. Niemand darf nach Südossetien. Macht aber nichts: wir sind dafür ein wenig in den angrenzenden Bergen umhergestiegen und haben in den Tälern lustige Ziegen beobachtet.
Im Anschluss daran stand die Besteigung des Kazbek – mein erster 5000er - auf dem Programm, für den sich allerdings nur Christian und ich begeistern konnten, da sich ja auch HIER niemand gefunden hat. Die Mädchen würden also nicht mit auf den Gipfel kommen. In Kazbegi holten wir einige Informationen ein: ein Führer für zwei Personen sollte 450 Euro kosten. Da wir unsere Alpin-Ausrüstung (Steigeisen, Pickel, Gurt, Seil und Karabiner) dabei hatten, entschieden wir, nach einer weiteren Nacht hinter der „Sameba“ (die berühmte Kirche über Kazbegi) einfach mal hoch zum Basecamp zu gehen und zu schauen, ob wir uns mit irgendjemandem zusammentun können. Das Basecamp, eine frühere meteorologische Station, liegt auf 3600 Meter. Bis dahin wollten unsere Frauen mitkommen. Also ging es hinauf. In der Station zu übernachten hätte uns 15 Lari pro Nacht und Nase gekostet: wir entschieden uns also trotz des heftigen Windes für die Zelte. Auf dem Weg nach oben trafen wir den Franzosen Ben, der passenderweise nach einer Seilschaft Ausschau hielt und im Bergsteigen schon mehr Erfahrung vorweisen konnte, als wir. Wir würden den Gipfel also zu dritt besteigen. Nach der ersten Nacht im Camp akklimatisierten wir uns bei leichtem Gehen über den Gletscher; auch um am nächsten Morgen im Dunkeln zu wissen, wo es hingehen soll.
Dann der Gipfeltag. Wir starteten um 3.30 Uhr und das Wetter war perfekt… bis zu dem Zeitpunkt, als wir die Spitze des Berges erreichten. Trotzdem hat uns der Kazbek sehr viel Spaß gemacht. Probleme gab es eigentlich keine, obwohl die letzten Höhenmeter sehr steil waren (45°, stellenweise 50° wurde uns in Kazbegi erzählt).
Am folgenden Tag stiegen wir ab und verbrachten eine weitere Nacht vor der Kirche Sameba, die ein Wahrzeichen Georgiens darstellt. Das folgende Bild ist eines meiner Lieblingsbilder: es zeigt die Kirche im Schatten des Kazbek vor dem Hintergrund des Gebirgszuges, der ein paar Kilometer weiter nördlich Georgien von Russland trennt.
Das Ende der Reise kam näher. Noch ein paar Bier in Kazbegi, eine weitere Tageswanderung in einem Tal nah am Krisengebiet Tschetschenien (das Militär ließ uns passieren, verbot allerdings strengstens, Fotos vom Gebirgszug der nördlichen Talseite zu machen; dort hätten sie Snipers stationiert) und schließlich ging es im Bus zurück nach Tiflis
Am Flughafen angekommen mussten wir mit Erschrecken feststellen, dass unser Flug um sechs Stunden vorverlegt wurde und wir ihn gerade verpasst hatten. Nach langem Verhandeln mit Ukraine Airlines mussten die Damen und Herren einsehen, dass es sich um einen Fehler ihrerseits handelte und wir tatsächlich nicht benachrichtigt wurden. Wir bekamen einen neuen Flug: als Konsequenz verbrachten wir zwei Nächte hinter dem Flughafengebäude und drei von uns (nämlich Christian, Eva und ich) hatten die Angst im Nacken, zu spät in Frankfurt anzukommen. Denn durch die Änderungen blieben uns genau 50 Minuten Zeit zum Umsteigen in unseren Flieger nach Alaska. Letztendlich hatten wir keine Probleme: unser Gepäck wurde direkt durchgecheckt und der Flug nach Anchorage hatte 4 Stunden Verspätung.
Jetzt ist Oktober. Angesichts dessen, was ich in den letzten beiden Monaten in Alaska erlebte, ist mir Georgien schon gar nicht mehr so präsent. Aber ich kann und muss dieses Land als hervorragendes Reiseziel deklarieren, welches durch wunderschöne und vergleichsweise unberührte Natur, hohe Berge, durch die Gastfreundschaft der Menschen, niedrige Preise, gute Reisebedingungen und den für Vorderasien so typischen Charakter besticht, so dass es in Zukunft sicher noch eine Menge Abenteurer, Individualreisende und Neugierige in diese Gegend ziehen wird. Ich selbst werde am 20. Oktober mit dem Auto zu einem kleinen Roadtrip von Deutschland nach Georgien aufbrechen, wo ich es gut verkaufen kann. Meinen Rückflug von Tiflis nach München habe ich gestern Abend für den 8. November gebucht: 148 Euro.
Kommentare sind wie immer gerne gesehen, Fragen versuche ich umgehend zu beantworten.
Fortsetzung: Reisebericht Alaska
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