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So, dann will ich auch mal. Dies ist der erste von vier Reiseberichten, die meinen diesjährigen Sommer kurz skizzieren und mit ein paar Bildchen dokumentieren werden. Hier geht’s um Indien, die restlichen drei erzählen von Alaska. Auf geht’s!
Obwohl in unseren Breiten viele Menschen noch nie von der Region „Ladakh“ gehört haben, gilt sie unter Trekking- und anderen Individualreisenden eigentlich schon nicht mehr als Geheimtipp. Zumindest bekam ich diesen Eindruck, als ich am 26. Juni in Leh ankam und durch das Backpackerviertel der Stadt marschierte: überall junge Touristen, dabei auffallend viele Israelis. Und an den Straßenseiten tummelten sich die Souvenirläden, Händler und Schuhputzer. Das störte mich nicht weiter, schließlich flog ich den weiten Weg nach Asien nicht, um Urlaub in der Stadt zu machen, sondern um ins Hinterland zu verschwinden; um einmal die Höhenluft des Himalayas einzuatmen. Und ich wusste, dass die Touristendichte stark abnehmen würde, wenn ich einmal da bin, wo ich hin wollte.
Doch zunächst verbrachte ich einen Tag in Leh. Nicht allein, übrigens: ich reiste gemeinsam mit Christian (der auch in meinen anderen Berichten hier hin und wieder auftaucht) und meiner Schwester. Die beiden befanden sich auf einer sechsmonatigen Reise durch Zentralasien – ich begleitete sie sozusagen nur für ein paar Wochen. Für Christian und mich bestand das Hauptziel darin, irgendwo in der Gegend einen 6000’er zu besteigen. Aus diesem Grund brachte ich Teile unserer Bergsteiger-Ausrüstung mit, die wir zuletzt im Vorjahr bei der Besteigung des Kazbek im Kaukasus gebraucht hatten. Doch um überhaupt auch nur in die Nähe der 6000’er Marke zu kommen, bedarf es einiger Akklimatisation, weshalb wir gleich am Tag nach meiner Ankunft auf eine 10-tägige Trekking-Tour starteten.
Leh.
Mit dem Bus fuhren wir frühmorgens nach Lamayuru. Die Fahrt an sich war bereits ein Abenteuer: fünf Stunden lang standen, lehnten oder knieten wir in dem Bus, denn es gab nicht genügend Sitzplätze. Die Straßenverhältnisse waren denkbar schlecht und der Fahrstil unseres Busfahrers ziemlich rabiat, was in dieser Gegend natürlich keine Seltenheit ist. Wie auch immer, wir erreichten unser Ziel am Mittag.
Kurz vor Sonnenaufgang, wir warten auf den Bus.
Im Bus.
Der Ort Lamayuru besteht im Wesentlichen aus einem sehr alten buddhistischen Kloster (Gompa), umgeben von ein paar Häusern. Als wir ankamen, wurde uns bewusst, dass wir offensichtlich einen hervorragenden Zeitpunkt für den Besuch dieses Klosters gewählt hatten: an dem Wochenende fand hier ein Festival statt, das mir erstmalig einen kleinen Einblick in die buddhistischen Traditionen gewährte. Hauptbestandteil der Feierlichkeiten waren die Maskentänze der Mönche, dazu wurde traditionelle Musik gespielt, während das Kloster für jedermann zur Besichtigung offen stand. Hier ein paar Eindrücke.
Am nächsten Morgen starteten wir unsere Tour mit einem Aufstieg von 450 Höhenmetern zu einem Pass. Obwohl ich zwei Tage zuvor erst aus dem in etwa 200 Meter Höhe gelegenen Wien eingeflogen bin, machte mir der Höhenunterschied – inzwischen befanden wir uns auf 4000 Meter – nichts aus, was mir etwas ungewöhnlich erschien. Mental war ich bereits auf ein paar krankheitsbedingte Pausentage eingestellt. Doch im Moment ging es mir noch gut.
Auf der anderen Seite des Passes führte uns der Weg auf eine schmale Straße, der wir nach Süden in Richtung Phonjila folgten. Unterwegs legten wir in Wanla noch einen letzten Restaurantbesuch ein. Als ich sah, wie der Koch die Zutaten in den unsauberen Topf warf, an dessen Rand noch die Essensreste vom Vortag (oder wer weiß von wann...) klebten, konnte ich meine daraus resultierenden Magenbeschwerden bereits vorraussagen. Meine beiden Reisepartner lachten nur und meinten: jeden Neuankömmling wird es treffen, versuche erst gar nicht, den fiesen Bakterien zu entkommen! Also aß ich, die Suppe schmeckte prima.
Christian beim Essen.
Am nächsten Tag setzten wir unseren Weg nach Süden fort und ich spürte, wie ich mich von Stunde zu Stunde schwächer fühlte. Gegen Mittag konnte ich kaum noch einen Schritt gehen. Wir bauten unser <a target="blank" title="Zelt im Outdoorwiki nachschlagen." class="wikilink" href="http://outdoorseiten.net/wiki/Zelt">Zelt</a> auf und es dauert nicht lange, bis ich mich das erste mal übergeben musste. Übelkeit, Durchfall, Schwäche, das ganze Programm... willkommen in Indien! Die mitgebrachten Kohletabletten färbten den wässrigen Stuhlgang schwarz, änderten aber nichts an der Tatsache, dass ich mindestens einmal pro Stunde das <a target="blank" title="Zelt im Outdoorwiki nachschlagen." class="wikilink" href="http://outdoorseiten.net/wiki/Zelt">Zelt</a> verlassen musste. Am nächsten Tag ging es mir kaum besser, weshalb wir für eine weitere Nacht an diesem Ort blieben. Tja, darauf war ich vorbereitet, deshalb machte mir die Sache nicht allzu viel aus.
Am Morgen darauf fühlte ich mich besser und es ging weiter nach Phonjila und dann in Richtung Südwesten. Bevor wir am 3. Juli Photogskar erreichten, sahen wir in diesen Tagen keine weiteren Reisenden. Photogskar ist eine Siedlung, die mittlerweile auch mit Geländewagen zu erreichen ist und daher gelegentlich von Touristen besucht wird. Nachdem wir uns in dem Ort umgesehen und ein paar Bilder von den neugierigen Kindern gemacht haben, schlugen wir unser <a target="blank" title="Zelt im Outdoorwiki nachschlagen." class="wikilink" href="http://outdoorseiten.net/wiki/Zelt">Zelt</a> neben einer Reisegruppe auf, die mit Führern, Koch, Pferden und Eseln unterwegs waren. Das ist nebenbei erwähnt die üblichere Art des Trekkens in dieser Gegend: kaum jemand ist dort wie wir völlig eigenverantwortlich auf Tour, die meisten nehmen Guides in Anspruch. Angesichts der Höhenlage Ladakhs, der zu bewältigenden Höhenmeter auf Tour und der niedrigen Preise für organiserte Trekkingreisen kann ich die Präferenz für diese Variante gut nachvollziehen.
Wir überquerten einen 4800 Meter hohen Pass nordwestlich von Photogskar dem tagsdarauf ein weiterer Pass mit 5200 Metern über dem Meeresspiegel folgte. Als wir auch diesen bewältigt hatten, folgten wir einem Fluss, der uns zurück bis fast nach Lamayuru brachte. Laut unserer Karte sollte parallel zum Fluss ein Weg verlaufen, dieser war offensichtlich nicht mehr vorhanden. Nichtsdestotrotz trafen wir am 8. Juli wieder in Lamayuru ein und nahmen den Bus zurück nach Leh.
Christian und ich schmiedeten inzwischen Pläne für unsere Bergbesteigung: wir entschieden uns für den Chamser Kangri, der mit einer Höhe von 6600 Metern über dem Tsomoriri Lake thront. Diese Gegend schien uns relativ abgelegen zu sein – die recht oft bestiegenen 6000’er in der Nähe (Kang Yatse, Stok Kangri...) wollten wir meiden, gleichzeitig sollte uns der Berg keine großen technischen Schwierigkeiten bereiten. Also nahmen wir den Bus nach Mahe, wo wir nach sieben Stunden anstrengender Fahrt ankamen und weiter zum Tsomoriri Lake trampten. Unterwegs hielten wir mir an einem See namens Kyagar Tso, wo die Inder, die uns mitnahmen, Schafswolle von den dort lebenden Viehnomaden kauften. Um uns langsam an die Höhe zu gewöhnen, nahmen wir uns drei Tage Zeit, um auf 6000 Meter aufzusteigen, wo wir unser Hochlager errichteten und einen Tag zur Akklimatisation nutzten. Bis dahin kam meine Schwester übrigens mit – zum Erstaunen von Christian und mir, die wir mit so viel Kondition ihrerseits gar nicht gerechnet hatten.
Metzgerei.
Indus.
Dann versuchten Christian und ich, den Gipfel zu erreichen. Leider war der Zeitpunkt denkbar ungünstig: obwohl sonst meistens die Sonne schien, war der Himmel an diesem Tag bedeckt und so kehrten wir auf einer Höhe von etwa 6400 Metern und sehr schlechten Sichtverhältnissen um. Für „echte Bergsteiger“, denen es vielleicht primär um das Erreichen des Gipfels geht, mag das kein Hindernis sein, aber da es uns vor allem um die Aussicht und das Naturerlebnis geht, entschieden wir uns für den Abstieg.
Am späten Nachmittag, als wir uns von der Strapaze erholt hatten, verlagerten wir unser Camp zu einem kleinen, in 5800 Meter Höhe gelegenen See – zu dem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, ob wir von hier aus ganz absteigen oder den Gipfel erneut in Angriff nehmen würden. Gegen Abend klarte es auf und als wir am nächsten Morgen unter einem blauen Himmel erwachten, schnallten wir die Steigeisen erneut an die Stiefel und marschierten bergauf. Wir gingen die meiste Zeit über einen verhältnismäßig steilen Gletscher an der Nordseite des Gipfels - die „Normalroute“ war das nicht. Aber wie bereits erwähnt ist der Chamser Kangri im Grunde genommen ein recht einfach zu besteigender Berg, so hatten wir zumindest einen gewissen Anspruch bei der Sache. Die Höhe und das Sauerstoffproblem ist natürlich nie zu vernachlässigen, ganz egal, wie steil oder technisch schwierig ein Berg ist. Die letzten 200 Höhenmeter machten mir ordentlich zu schaffen, aber wir erreichten den Gipfel – und das bei gutem Wetter und bester Gesundheit!
Der Abstieg zurück zur Schotterpiste dauerte drei Tage. Unterwegs trafen wir auf eine Art „rituelle Stätte“: verfallene Steinmauern und verzierte Gräber, im Hintergrund immer der überaus fotogene Tsomoriri Lake. Bevor wir die Gegend verließen, blieben wir für zwei Nächte in (am gegenüberliegenden Seeufer gelegenen) Korzok und traten dann die Rückreise nach Leh an.
Viehnomaden in ihren Zelten.
Christian sucht nach dem passenden Hut.
Mir blieben noch zwei Tage in Ladakh, dann verabschiedete ich mich von meinen beiden Reisepartnern, ließ die Berge hinter mir und flog für weitere drei Tage nach Delhi. Dort war es heiß und feucht - wenig überraschend, schließlich war Monsunzeit. Trotz des Klimaumschwungs besuchte ich einige interessante Ecken der Stadt, beobachtete Menschen und aß in billigen Restaurants. Vielleicht in zu billigen Restaurants, denn einige Tage später – in Alaska, wo ich meine Reise fortsetzte – litt ich erneut unter ziemlich starken Magenbeschwerden. Doch davon gibt es an anderer Stelle mehr zu lesen.
Meine Zeit in Indien war jedenfalls großartig. Als jemand, der eher an die niederen Lagen sowie die starke Vegetation Nordamerikas gewöhnt ist, bot mir das Hochgebirge Zentralasiens eine äußerst interessante Abwechslung. Gleiches trifft auf die tibetische Kultur zu, die mir bis dahin eigentlich völlig unbekannt war. Das war ganz sicher nicht meine letzte Himalaya-Reise.
Okay, das war das Wichtigste in Kürze. Kommentare und Kritik sind wie immer willkommen, Fragen werde ich so schnell wie möglich beantworten.
Edit: Und hier gehts weiter nach Alaska.
Obwohl in unseren Breiten viele Menschen noch nie von der Region „Ladakh“ gehört haben, gilt sie unter Trekking- und anderen Individualreisenden eigentlich schon nicht mehr als Geheimtipp. Zumindest bekam ich diesen Eindruck, als ich am 26. Juni in Leh ankam und durch das Backpackerviertel der Stadt marschierte: überall junge Touristen, dabei auffallend viele Israelis. Und an den Straßenseiten tummelten sich die Souvenirläden, Händler und Schuhputzer. Das störte mich nicht weiter, schließlich flog ich den weiten Weg nach Asien nicht, um Urlaub in der Stadt zu machen, sondern um ins Hinterland zu verschwinden; um einmal die Höhenluft des Himalayas einzuatmen. Und ich wusste, dass die Touristendichte stark abnehmen würde, wenn ich einmal da bin, wo ich hin wollte.
Doch zunächst verbrachte ich einen Tag in Leh. Nicht allein, übrigens: ich reiste gemeinsam mit Christian (der auch in meinen anderen Berichten hier hin und wieder auftaucht) und meiner Schwester. Die beiden befanden sich auf einer sechsmonatigen Reise durch Zentralasien – ich begleitete sie sozusagen nur für ein paar Wochen. Für Christian und mich bestand das Hauptziel darin, irgendwo in der Gegend einen 6000’er zu besteigen. Aus diesem Grund brachte ich Teile unserer Bergsteiger-Ausrüstung mit, die wir zuletzt im Vorjahr bei der Besteigung des Kazbek im Kaukasus gebraucht hatten. Doch um überhaupt auch nur in die Nähe der 6000’er Marke zu kommen, bedarf es einiger Akklimatisation, weshalb wir gleich am Tag nach meiner Ankunft auf eine 10-tägige Trekking-Tour starteten.
Leh.
Mit dem Bus fuhren wir frühmorgens nach Lamayuru. Die Fahrt an sich war bereits ein Abenteuer: fünf Stunden lang standen, lehnten oder knieten wir in dem Bus, denn es gab nicht genügend Sitzplätze. Die Straßenverhältnisse waren denkbar schlecht und der Fahrstil unseres Busfahrers ziemlich rabiat, was in dieser Gegend natürlich keine Seltenheit ist. Wie auch immer, wir erreichten unser Ziel am Mittag.
Kurz vor Sonnenaufgang, wir warten auf den Bus.
Im Bus.
Der Ort Lamayuru besteht im Wesentlichen aus einem sehr alten buddhistischen Kloster (Gompa), umgeben von ein paar Häusern. Als wir ankamen, wurde uns bewusst, dass wir offensichtlich einen hervorragenden Zeitpunkt für den Besuch dieses Klosters gewählt hatten: an dem Wochenende fand hier ein Festival statt, das mir erstmalig einen kleinen Einblick in die buddhistischen Traditionen gewährte. Hauptbestandteil der Feierlichkeiten waren die Maskentänze der Mönche, dazu wurde traditionelle Musik gespielt, während das Kloster für jedermann zur Besichtigung offen stand. Hier ein paar Eindrücke.
Am nächsten Morgen starteten wir unsere Tour mit einem Aufstieg von 450 Höhenmetern zu einem Pass. Obwohl ich zwei Tage zuvor erst aus dem in etwa 200 Meter Höhe gelegenen Wien eingeflogen bin, machte mir der Höhenunterschied – inzwischen befanden wir uns auf 4000 Meter – nichts aus, was mir etwas ungewöhnlich erschien. Mental war ich bereits auf ein paar krankheitsbedingte Pausentage eingestellt. Doch im Moment ging es mir noch gut.
Auf der anderen Seite des Passes führte uns der Weg auf eine schmale Straße, der wir nach Süden in Richtung Phonjila folgten. Unterwegs legten wir in Wanla noch einen letzten Restaurantbesuch ein. Als ich sah, wie der Koch die Zutaten in den unsauberen Topf warf, an dessen Rand noch die Essensreste vom Vortag (oder wer weiß von wann...) klebten, konnte ich meine daraus resultierenden Magenbeschwerden bereits vorraussagen. Meine beiden Reisepartner lachten nur und meinten: jeden Neuankömmling wird es treffen, versuche erst gar nicht, den fiesen Bakterien zu entkommen! Also aß ich, die Suppe schmeckte prima.
Christian beim Essen.
Am nächsten Tag setzten wir unseren Weg nach Süden fort und ich spürte, wie ich mich von Stunde zu Stunde schwächer fühlte. Gegen Mittag konnte ich kaum noch einen Schritt gehen. Wir bauten unser <a target="blank" title="Zelt im Outdoorwiki nachschlagen." class="wikilink" href="http://outdoorseiten.net/wiki/Zelt">Zelt</a> auf und es dauert nicht lange, bis ich mich das erste mal übergeben musste. Übelkeit, Durchfall, Schwäche, das ganze Programm... willkommen in Indien! Die mitgebrachten Kohletabletten färbten den wässrigen Stuhlgang schwarz, änderten aber nichts an der Tatsache, dass ich mindestens einmal pro Stunde das <a target="blank" title="Zelt im Outdoorwiki nachschlagen." class="wikilink" href="http://outdoorseiten.net/wiki/Zelt">Zelt</a> verlassen musste. Am nächsten Tag ging es mir kaum besser, weshalb wir für eine weitere Nacht an diesem Ort blieben. Tja, darauf war ich vorbereitet, deshalb machte mir die Sache nicht allzu viel aus.
Am Morgen darauf fühlte ich mich besser und es ging weiter nach Phonjila und dann in Richtung Südwesten. Bevor wir am 3. Juli Photogskar erreichten, sahen wir in diesen Tagen keine weiteren Reisenden. Photogskar ist eine Siedlung, die mittlerweile auch mit Geländewagen zu erreichen ist und daher gelegentlich von Touristen besucht wird. Nachdem wir uns in dem Ort umgesehen und ein paar Bilder von den neugierigen Kindern gemacht haben, schlugen wir unser <a target="blank" title="Zelt im Outdoorwiki nachschlagen." class="wikilink" href="http://outdoorseiten.net/wiki/Zelt">Zelt</a> neben einer Reisegruppe auf, die mit Führern, Koch, Pferden und Eseln unterwegs waren. Das ist nebenbei erwähnt die üblichere Art des Trekkens in dieser Gegend: kaum jemand ist dort wie wir völlig eigenverantwortlich auf Tour, die meisten nehmen Guides in Anspruch. Angesichts der Höhenlage Ladakhs, der zu bewältigenden Höhenmeter auf Tour und der niedrigen Preise für organiserte Trekkingreisen kann ich die Präferenz für diese Variante gut nachvollziehen.
Wir überquerten einen 4800 Meter hohen Pass nordwestlich von Photogskar dem tagsdarauf ein weiterer Pass mit 5200 Metern über dem Meeresspiegel folgte. Als wir auch diesen bewältigt hatten, folgten wir einem Fluss, der uns zurück bis fast nach Lamayuru brachte. Laut unserer Karte sollte parallel zum Fluss ein Weg verlaufen, dieser war offensichtlich nicht mehr vorhanden. Nichtsdestotrotz trafen wir am 8. Juli wieder in Lamayuru ein und nahmen den Bus zurück nach Leh.
Christian und ich schmiedeten inzwischen Pläne für unsere Bergbesteigung: wir entschieden uns für den Chamser Kangri, der mit einer Höhe von 6600 Metern über dem Tsomoriri Lake thront. Diese Gegend schien uns relativ abgelegen zu sein – die recht oft bestiegenen 6000’er in der Nähe (Kang Yatse, Stok Kangri...) wollten wir meiden, gleichzeitig sollte uns der Berg keine großen technischen Schwierigkeiten bereiten. Also nahmen wir den Bus nach Mahe, wo wir nach sieben Stunden anstrengender Fahrt ankamen und weiter zum Tsomoriri Lake trampten. Unterwegs hielten wir mir an einem See namens Kyagar Tso, wo die Inder, die uns mitnahmen, Schafswolle von den dort lebenden Viehnomaden kauften. Um uns langsam an die Höhe zu gewöhnen, nahmen wir uns drei Tage Zeit, um auf 6000 Meter aufzusteigen, wo wir unser Hochlager errichteten und einen Tag zur Akklimatisation nutzten. Bis dahin kam meine Schwester übrigens mit – zum Erstaunen von Christian und mir, die wir mit so viel Kondition ihrerseits gar nicht gerechnet hatten.
Metzgerei.
Indus.
Dann versuchten Christian und ich, den Gipfel zu erreichen. Leider war der Zeitpunkt denkbar ungünstig: obwohl sonst meistens die Sonne schien, war der Himmel an diesem Tag bedeckt und so kehrten wir auf einer Höhe von etwa 6400 Metern und sehr schlechten Sichtverhältnissen um. Für „echte Bergsteiger“, denen es vielleicht primär um das Erreichen des Gipfels geht, mag das kein Hindernis sein, aber da es uns vor allem um die Aussicht und das Naturerlebnis geht, entschieden wir uns für den Abstieg.
Am späten Nachmittag, als wir uns von der Strapaze erholt hatten, verlagerten wir unser Camp zu einem kleinen, in 5800 Meter Höhe gelegenen See – zu dem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, ob wir von hier aus ganz absteigen oder den Gipfel erneut in Angriff nehmen würden. Gegen Abend klarte es auf und als wir am nächsten Morgen unter einem blauen Himmel erwachten, schnallten wir die Steigeisen erneut an die Stiefel und marschierten bergauf. Wir gingen die meiste Zeit über einen verhältnismäßig steilen Gletscher an der Nordseite des Gipfels - die „Normalroute“ war das nicht. Aber wie bereits erwähnt ist der Chamser Kangri im Grunde genommen ein recht einfach zu besteigender Berg, so hatten wir zumindest einen gewissen Anspruch bei der Sache. Die Höhe und das Sauerstoffproblem ist natürlich nie zu vernachlässigen, ganz egal, wie steil oder technisch schwierig ein Berg ist. Die letzten 200 Höhenmeter machten mir ordentlich zu schaffen, aber wir erreichten den Gipfel – und das bei gutem Wetter und bester Gesundheit!
Der Abstieg zurück zur Schotterpiste dauerte drei Tage. Unterwegs trafen wir auf eine Art „rituelle Stätte“: verfallene Steinmauern und verzierte Gräber, im Hintergrund immer der überaus fotogene Tsomoriri Lake. Bevor wir die Gegend verließen, blieben wir für zwei Nächte in (am gegenüberliegenden Seeufer gelegenen) Korzok und traten dann die Rückreise nach Leh an.
Viehnomaden in ihren Zelten.
Christian sucht nach dem passenden Hut.
Mir blieben noch zwei Tage in Ladakh, dann verabschiedete ich mich von meinen beiden Reisepartnern, ließ die Berge hinter mir und flog für weitere drei Tage nach Delhi. Dort war es heiß und feucht - wenig überraschend, schließlich war Monsunzeit. Trotz des Klimaumschwungs besuchte ich einige interessante Ecken der Stadt, beobachtete Menschen und aß in billigen Restaurants. Vielleicht in zu billigen Restaurants, denn einige Tage später – in Alaska, wo ich meine Reise fortsetzte – litt ich erneut unter ziemlich starken Magenbeschwerden. Doch davon gibt es an anderer Stelle mehr zu lesen.
Meine Zeit in Indien war jedenfalls großartig. Als jemand, der eher an die niederen Lagen sowie die starke Vegetation Nordamerikas gewöhnt ist, bot mir das Hochgebirge Zentralasiens eine äußerst interessante Abwechslung. Gleiches trifft auf die tibetische Kultur zu, die mir bis dahin eigentlich völlig unbekannt war. Das war ganz sicher nicht meine letzte Himalaya-Reise.
Okay, das war das Wichtigste in Kürze. Kommentare und Kritik sind wie immer willkommen, Fragen werde ich so schnell wie möglich beantworten.
Edit: Und hier gehts weiter nach Alaska.
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