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Vorbemerkung: Vermutlich werde ich nicht über jeden Tag ausführlich schreiben können, weil ich mir unterwegs leider kaum Notizen gemacht habe, und die Fotos sind nur vom iPhone (und ein paar von der Go Pro) - aber vielleicht ist es ja trotzdem für den ein oder Anderen interessant 
Vorgeschichte
Im August 2013 kamen mein Freund und ich auf die brilliante Idee, den geplanten Wanderurlaub in den Pyrenäen abzusagen und anstatt dessen ein bisschen Geld in unsere verstaubten Rennräder zu investieren. Neue Pedale und Schuhe für mich, ein Besuch bei der lokalen Fahrradwerkstatt, ein paar kleine Taschen und schwups, fuhren wir unsere erste klitzekleine Tour nach Freising. 35km hin und 35km zurück, und ich war mir damals nicht sicher, ob ich nicht zurück lieber mit der S-Bahn fahren will. Ich fuhr das 80er Jahre Rennrad meines Vaters, natürlich viel zu groß für mich, aber egal - ich lieb(t)e es. Im Biergarten sitzend stellte ich fest, dass das echt Spaß gemacht hatte, und Ausflüge am Wochenende wurden zur Regel.
Kurz darauf stieß ich hier im Forum auf den Thread zum "Transcontinental Race" von London nach Istanbul. Ich begann darüber zu lesen. Schaute mir zunehmend Fahrräder an, fing an mehr über mein Gefährt zu lernen, las mehr über die Technik. Kaufte mir bald einen Trainingsratgeber. Und dann las ich vom World Cycle Race, war sofort Feuer und Flamme. Zwischendurch bekam ich ein Jobangebot in einer PR-Agentur. Sie wollten mich wirklich gerne haben. Ich sagte ab, mir wurde im Moment der Zusage bewusst, dass ich das nicht wollte. Ich wollte lieber Fahrrad fahren und hatte den Luxus, es mir zumindest für den Moment aussuchen zu können.
Also meldete ich mich für das World Cycle Race an und versuchte in kürzester Zeit so viel wie möglich zu lernen. Ein neues Fahrrad musste her, auf dem Stahlrenner wurden mir die Hände taub.
Mit Hilfe des Forums (und besonders bemme) fand ich ein passendes Rad.
Nach einem fiesen Sturz im Oktober, bei dem ich mir die Schulter verletzte (AC-Gelenk separiert), lud mich Juliana Buhring nach Italien zum trainieren ein. Mein erstes richtiges Rennradtraining und es machte verdammt viel Spaß.
Natürlich kam Alles anders als geplant. Ich startete am 1. März beim World Cycle Race, das konnte man ja sogar hier mitverfolgen. Nach einigen Tagen machte meine Achillessehne schlapp, ich kam nicht mehr in die Schuhe rein, meine Fußgelenke waren ans Äußerste geschwollen. Ich musste aufgeben. Es war keine leichte Entscheidung, ich war am Boden zerstört, aber im Nachhinein betrachtet war es richtig so.
Schon als ich im Zug nach Hause saß, schaute ich mir das Trans-America Race noch mal genauer an… mein Freund hatte bereits geplant, die Strecke zu fahren während ich meine Etappe in den USA fahre, damit wir uns zwischendurch mal sehen. Hmmmmmmm…….. vielleicht wäre das eine Alternative? Die Anmeldung war auch hier kostenlos und da ich schon oft in den USA war, war es mir der Planung nicht ganz so kompliziert (dachte ich jedenfalls). Das es mir dort gefällt wusste ich schon und warum nicht?
Die nächsten Monate verbrachte ich hauptsächlich damit, auf der Couch zu sitzen und zwischen Physiotherapie, Chiropraktiker und Seattle (wo mein Freund grade arbeitete) zu pendeln. Bis Anfang Mai konnte ich eigentlich kaum radeln, Reiten und Laufen durfte ich auch nicht, schwups hatte ich 5kg mehr auf den Rippen aber zumindest viel Zeit zum planen… denn ich musste für meinen Freund mitplanen. Der hatte null Zeit und sein Fahrrad zwar in Seattle dabei, ist aber nur einige wenige Male auch tatsächlich damit gefahren. Und schon gar nicht hatte er Zeit sich über seine Ausrüstung Gedanken zu machen - naja, dafür hat er ja mich!
Das Trans Am war für mich nicht einfach nur eine Radreise, nicht einfach nur ein Radrennen, sondern das Ergebnis einer Sinnsuche. Für einige mag es seltsam klingen, aber ich hatte endlich gefunden, was ich wollte. Sport. Draußen sein. In einer Gemeinschaft von Menschen, die so selbstlos und hilfsbereit sind, das man davon überwältigt wird.
Ich habe mich durch das Fahrrad fahren verändert. Ich wusste nach meinem abgebrochenen Master-Studium nicht, was ich werden soll, WER ich werden soll, und mein Selbstbewusstsein war am Boden. Der Sport hat mich wieder aufgebaut. Ich mag nicht die schnellste, erfolgreichste, beste Radfahrerin sein oder werden, aber es gibt mir mehr als ich je für möglich gehalten hätte. Jetzt bin ich auf dem Weg, meine neu entdeckte Leidenschaft zum Beruf zu machen (nein, keine Sorge, nicht als "professionelle" Sportlerin) und sogar noch mal neu anzufangen zu studieren.
Und das Alles nur weil wir keine Lust hatten, so lange nach Spanien Auto zu fahren…..
Tag 1 - Astoria, OR nach Pacific City, OR - 160km
Der erste Tag beginnt früh - sehr früh. Der Start ist um 5 Uhr, wir stellen uns daher den Wecker auf 4:00 um vorher noch schnell zu duschen und ein halbes Sandwich zu essen. Ganz ohne Essen geht es ja nun auch nicht, auch wenn wir beide recht großzügige Reserven mitbringen…
In unserem Hotel sind viele unserer Mitstreiter untergebracht und so kruschtelt und klingelt es um die Uhrzeit schon an jeder ecke.

Es ist kalt, die Daunenweste kommt direkt zum Einsatz. Kurz vor dem Start packt Thomas, der älteste Teilnehmer mit 73 Jahren, eine Flasche Sekt aus und wir stossen unter Gejubel auf unser bevorstehendes Abenteuer an.
Los gehts! Der Peloton rollt. Die Favoriten schiessen direkt davon (...und verfahren sich dann mal gleich), wir halten uns mit etwas Herzklopfen hinten und geniessen den Trubel.
Es beginnt nach 5 Minuten erst mal zu regnen, aber ich will nicht absteigen um meine Daunenweste auszuziehen... Am Anfang haben wir alle etwas Probleme mit dem Garmin, der uns ab und zu falsch leiten will weil der Track nicht ganz akkurat ist. Aber noch ist man nie allein. Tobi verliere ich schnell aus den Augen, er franst sich mit Cynthia aus Seattle durch, ich fahre mit Bruce aus Florida und ein paar anderen Leuten. Hügel hoch, Hügel runter.. Nach 45 min fährt Mike Hall an mir vorbei, es wird das letzte mal sein das ich ihn sehe. Er hatte den falschen Weg genommen und musste zurück. Tja, so schnell kanns gehen...

In Seaside nach einer Stunde Fahrt suche ich nach einem Kaffee. Es ist 6 uhr morgens. Ich sehe Tobi mit zwei anderen Fahrern an einer Tankstelle stehen, gut, das wir uns so schnell wiedergefunden haben. Ein schneller Kaffee, ein Biss ins Sandwich, weiter gehts.
Wir treffen immer wieder auf Mistreiter. In Manzanita finden wir ein Cafe und gehen erst mal ausgiebig frühstücken. Zu fünft. Die Sonne ist rausgekommen und meine Klamotten trocknen - nur meine Füsse werden wohl nicht mehr trocken heute.
Lecker ist es, und frisch gestärkt fahren wir weiter. Es geht an der Küste entlang und die Aussicht ist fantastisch! Nebelschwaden hängen über dem Meer, die Sonne scheint. So gefällt mir das.


Kurz vor dem Cape Lookout State Park fährt mir plötzlich jemand entgegen. 'Hey Francesca!' Es ist Olaf, der extra anlässlich des Rennens hier zeltet und alle Fahrer begrüsst, total cool! Wir fahren ein Stückchen zusammen und dann lässt er mich alleine den nächsten Berg hochkraxeln.
Über den Hügel drüber kommen wir an einem wahnsinnig langen Sandstrand an. Wir beschließen das hier ein guter Ort ist, um den Wheel Dip zu machen. Eric trifft noch dazu und wir schleppen unsere Räder durch den Sand bis ans Meer. Schwupps, ein wenig Pazifikwasser auf den Reifen.

Das ist natürlich nur suboptimal wenn man Felgenbremsen hat, alles ist voll mit Sand. Ich verbrauche fast mein gesamtes Wasser um den Kram abzuspülen. Es ist auch nicht mehr weit bis die 160km voll sind.
Kaum 5min später beschließt Tobi, seine Sattelstütze etwas fester zu ziehen, weil diese komische Geräusche von sich gibt. Es kommt, wie es kommen muss….. die Schraube dreht durch. Genau das Gleiche war mir beim World Cycle Race passiert. Verdammt! (später erfahre ich übrigens, das Juliana genau das Gleiche passiert ist, sie fährt das Rad das mein Freund auch hat. Canyon hat ihr das Rad gestellt, es kann also nicht pure Blödheit des Radlers gewesen sein…)
Damit ist das Teil nicht fahrbar, und ein Fahrradladen ist natürlich nicht in Sicht. Ich fahre schon mal vor, um im nächsten Ort (wo wir auch übernachten wollen) rauszufinden ob es nicht doch irgendwo einen Laden gibt.
Auf dem Weg wäscht grade jemand draußen sein Auto und ich schnorre mir eine Flasche voll Wasser. Nun muss ich wenigstens nicht mehr Durst leiden.
In Pacific City gibt es leider keinen Fahrradladen, dafür einen Ace Hardware, bei dem ich nach passenden Schrauben schaue. Mit dem Besitzer des Ladens tüftele ich eine Lösung aus, die sich als totaler Quatsch herausstellt, als Tobi endlich ankommt (schneller als ich dachte) und der Kerl das Problem in Augenschein nimmt.
Schlussendlich bohrt er die Sattelklemme einfach durch und fixiert die Sattelstütze mit einer dicken Schraube mit Flügelmutter. Es hält leidlich, aber leidlich ist besser als gar nicht! Der nächste Laden ist immerhin nur eine knappe Tagesetappe entfernt. Wir verteilen unser Gewicht neu, so das ich nun alle schweren Teile in der Taschen habe.
Mit dem frisch reparierten Rad gehen wir auf Campingplatzssuche. Der County Campground kostet 28$, nebenan ist ein RV-Campground der 33$ kostet, dafür aber einen Whirlpool hat. Die Entscheidung fällt uns nicht schwer.
Zum Abendessen gibt es direkt nebenan Pizza und Spaghetti, und davon reichlich. Mir fallen im Zelt sofort die Augen zu.


Tag 2 - Pacific City, OR nach Eugene, OR - 210km
Auch heute klingelt der Wecker wieder früh. Mein Freund steht gerne früh auf. Ich nicht so, aber naja.
Es gibt kalte Pizza zum Frühstück, Kaffee wird es wohl erst bei der ersten Pause geben…
Als erstes geht es na klar einen Hügel hoch, da werden die Beine wenigstens schnell warm. Nach nicht mal 20km brauche ich definitiv einen kleinen Snack und wir stoppen an einem Aussichtspunkt, um kurz was zu essen und eine Schicht Klamotten auszuziehen.

Eine Stunde später gibt es Frühstück bei einem kleinen Espresso-Shack.

Der heutige Tag ist geprägt von sanften Hügeln und Grün. Die Küste haben wir jetzt verlassen. Noch kommen uns sogar diese lächerlichen Anstiege wahnsinnig anstrengend vor; zudem ist es recht heiß. Sobald es flacher wird, lasse ich meinen Freund immer wieder zurück und warte dann später auf ihn, kein Wunder, schließlich war ich mal echt fit bis März, er dagegen hat quasi überhaupt nicht trainiert. Mir macht es aber nichts aus, zu warten, das war auch so abgemacht.
Heute treffen wir immer wieder auf Jason, der nicht zum ersten Mal quer durch die USA fährt. Er ist etwas jünger als wir und unterrichtet in Florida an einer Universität, kommt aber eigentlich aus Idaho. Netter Typ. Wir essen zusammen an einer Tankstelle etwas zu mittag.
Zwischendurch ruft Tobi den Fahrradladen in Corvallis an und erfragt die Öffnungszeiten - ups, die haben nur bis 17 Uhr auf. Na gut, jetzt heißt es Gas geben, und ich bin definitiv grade nicht mehr dazu in der Lage. Tobi fährt voraus und ich mache noch ein bisschen Pause…
Kurz vor Corvallis geht es dann noch mal steil bergauf und mir fehlt jegliche Kraft in den Beinen. Ich fahre quasi gegen die Wand, ein Hungerast holt mich ein. Oben angekommen hocke ich mich in den Schatten, schiebe einen halb zerflossenen LUNA Riegel quasi im Ganzen in den Mund und warte, bis der Zucker ankommt.

Danach rolle ich in den Ort rein und suche den Fahrradladen. Dadrin ist es kühl und sie konnten Tobi's Sattelklemme reparieren, zwar nicht optimal aber es hält bombenfest, mehr braucht es auch nicht. Puh, gut, dass das gelöst ist.
Nun brauchen wir erst Mal was zu Essen. Man empfiehlt uns den Burrito-Laden nebenan - gesund, günstig und lecker. Eine perfekte Kombination.
Beim Essen diskutieren wir, wo wir heute übernachten sollen. Im Fahrradladen hatten wir auf die Karte schauen dürfen (und alle haben mal geguckt, wo denn die anderen Fahrer so sind mittlerweile) und man sagte uns, Eugene sei quasi nur geradeaus, sogar leicht bergab, und eine wirklich tolle Strecke. Hmmm… 150km sind wir schon gefahren, 60km wären es noch mal.
Wir entscheiden uns dafür, schliesslich ist es erst 19 Uhr.
Während Tobi und Jason es langsam angehen, kann mich nichts mehr halten. Es ist wunderbar. Die Luft kühlt ab, die Strecke ist wirklich wunderschön, die Sonne geht unter, im Ohr habe ich gute Musik und es macht einfach Spaß.

Kaum mehr als 2h brauche bis Eugene und finde kurz vor Schluss der Öffnungszeiten noch was zu essen. Tobi ist etwa eine Stunde hinter mir und hat keinen Bock mehr.
Im Armitage County Park schlage ich unser Zelt auf und setze mich schon mal rein (die Matten hat Tobi) und warte. Er kommt, vollkommen fertig, und wir gehen schnell ins Bett, nach einem Snack von Nudelsalat und Thunfisch.
Fortsetzung folgt.

Vorgeschichte
Im August 2013 kamen mein Freund und ich auf die brilliante Idee, den geplanten Wanderurlaub in den Pyrenäen abzusagen und anstatt dessen ein bisschen Geld in unsere verstaubten Rennräder zu investieren. Neue Pedale und Schuhe für mich, ein Besuch bei der lokalen Fahrradwerkstatt, ein paar kleine Taschen und schwups, fuhren wir unsere erste klitzekleine Tour nach Freising. 35km hin und 35km zurück, und ich war mir damals nicht sicher, ob ich nicht zurück lieber mit der S-Bahn fahren will. Ich fuhr das 80er Jahre Rennrad meines Vaters, natürlich viel zu groß für mich, aber egal - ich lieb(t)e es. Im Biergarten sitzend stellte ich fest, dass das echt Spaß gemacht hatte, und Ausflüge am Wochenende wurden zur Regel.
Kurz darauf stieß ich hier im Forum auf den Thread zum "Transcontinental Race" von London nach Istanbul. Ich begann darüber zu lesen. Schaute mir zunehmend Fahrräder an, fing an mehr über mein Gefährt zu lernen, las mehr über die Technik. Kaufte mir bald einen Trainingsratgeber. Und dann las ich vom World Cycle Race, war sofort Feuer und Flamme. Zwischendurch bekam ich ein Jobangebot in einer PR-Agentur. Sie wollten mich wirklich gerne haben. Ich sagte ab, mir wurde im Moment der Zusage bewusst, dass ich das nicht wollte. Ich wollte lieber Fahrrad fahren und hatte den Luxus, es mir zumindest für den Moment aussuchen zu können.
Also meldete ich mich für das World Cycle Race an und versuchte in kürzester Zeit so viel wie möglich zu lernen. Ein neues Fahrrad musste her, auf dem Stahlrenner wurden mir die Hände taub.
Mit Hilfe des Forums (und besonders bemme) fand ich ein passendes Rad.
Nach einem fiesen Sturz im Oktober, bei dem ich mir die Schulter verletzte (AC-Gelenk separiert), lud mich Juliana Buhring nach Italien zum trainieren ein. Mein erstes richtiges Rennradtraining und es machte verdammt viel Spaß.
Natürlich kam Alles anders als geplant. Ich startete am 1. März beim World Cycle Race, das konnte man ja sogar hier mitverfolgen. Nach einigen Tagen machte meine Achillessehne schlapp, ich kam nicht mehr in die Schuhe rein, meine Fußgelenke waren ans Äußerste geschwollen. Ich musste aufgeben. Es war keine leichte Entscheidung, ich war am Boden zerstört, aber im Nachhinein betrachtet war es richtig so.
Schon als ich im Zug nach Hause saß, schaute ich mir das Trans-America Race noch mal genauer an… mein Freund hatte bereits geplant, die Strecke zu fahren während ich meine Etappe in den USA fahre, damit wir uns zwischendurch mal sehen. Hmmmmmmm…….. vielleicht wäre das eine Alternative? Die Anmeldung war auch hier kostenlos und da ich schon oft in den USA war, war es mir der Planung nicht ganz so kompliziert (dachte ich jedenfalls). Das es mir dort gefällt wusste ich schon und warum nicht?
Die nächsten Monate verbrachte ich hauptsächlich damit, auf der Couch zu sitzen und zwischen Physiotherapie, Chiropraktiker und Seattle (wo mein Freund grade arbeitete) zu pendeln. Bis Anfang Mai konnte ich eigentlich kaum radeln, Reiten und Laufen durfte ich auch nicht, schwups hatte ich 5kg mehr auf den Rippen aber zumindest viel Zeit zum planen… denn ich musste für meinen Freund mitplanen. Der hatte null Zeit und sein Fahrrad zwar in Seattle dabei, ist aber nur einige wenige Male auch tatsächlich damit gefahren. Und schon gar nicht hatte er Zeit sich über seine Ausrüstung Gedanken zu machen - naja, dafür hat er ja mich!
Das Trans Am war für mich nicht einfach nur eine Radreise, nicht einfach nur ein Radrennen, sondern das Ergebnis einer Sinnsuche. Für einige mag es seltsam klingen, aber ich hatte endlich gefunden, was ich wollte. Sport. Draußen sein. In einer Gemeinschaft von Menschen, die so selbstlos und hilfsbereit sind, das man davon überwältigt wird.
Ich habe mich durch das Fahrrad fahren verändert. Ich wusste nach meinem abgebrochenen Master-Studium nicht, was ich werden soll, WER ich werden soll, und mein Selbstbewusstsein war am Boden. Der Sport hat mich wieder aufgebaut. Ich mag nicht die schnellste, erfolgreichste, beste Radfahrerin sein oder werden, aber es gibt mir mehr als ich je für möglich gehalten hätte. Jetzt bin ich auf dem Weg, meine neu entdeckte Leidenschaft zum Beruf zu machen (nein, keine Sorge, nicht als "professionelle" Sportlerin) und sogar noch mal neu anzufangen zu studieren.
Und das Alles nur weil wir keine Lust hatten, so lange nach Spanien Auto zu fahren…..
Tag 1 - Astoria, OR nach Pacific City, OR - 160km
Der erste Tag beginnt früh - sehr früh. Der Start ist um 5 Uhr, wir stellen uns daher den Wecker auf 4:00 um vorher noch schnell zu duschen und ein halbes Sandwich zu essen. Ganz ohne Essen geht es ja nun auch nicht, auch wenn wir beide recht großzügige Reserven mitbringen…
In unserem Hotel sind viele unserer Mitstreiter untergebracht und so kruschtelt und klingelt es um die Uhrzeit schon an jeder ecke.

Es ist kalt, die Daunenweste kommt direkt zum Einsatz. Kurz vor dem Start packt Thomas, der älteste Teilnehmer mit 73 Jahren, eine Flasche Sekt aus und wir stossen unter Gejubel auf unser bevorstehendes Abenteuer an.
Los gehts! Der Peloton rollt. Die Favoriten schiessen direkt davon (...und verfahren sich dann mal gleich), wir halten uns mit etwas Herzklopfen hinten und geniessen den Trubel.
Es beginnt nach 5 Minuten erst mal zu regnen, aber ich will nicht absteigen um meine Daunenweste auszuziehen... Am Anfang haben wir alle etwas Probleme mit dem Garmin, der uns ab und zu falsch leiten will weil der Track nicht ganz akkurat ist. Aber noch ist man nie allein. Tobi verliere ich schnell aus den Augen, er franst sich mit Cynthia aus Seattle durch, ich fahre mit Bruce aus Florida und ein paar anderen Leuten. Hügel hoch, Hügel runter.. Nach 45 min fährt Mike Hall an mir vorbei, es wird das letzte mal sein das ich ihn sehe. Er hatte den falschen Weg genommen und musste zurück. Tja, so schnell kanns gehen...

In Seaside nach einer Stunde Fahrt suche ich nach einem Kaffee. Es ist 6 uhr morgens. Ich sehe Tobi mit zwei anderen Fahrern an einer Tankstelle stehen, gut, das wir uns so schnell wiedergefunden haben. Ein schneller Kaffee, ein Biss ins Sandwich, weiter gehts.
Wir treffen immer wieder auf Mistreiter. In Manzanita finden wir ein Cafe und gehen erst mal ausgiebig frühstücken. Zu fünft. Die Sonne ist rausgekommen und meine Klamotten trocknen - nur meine Füsse werden wohl nicht mehr trocken heute.
Lecker ist es, und frisch gestärkt fahren wir weiter. Es geht an der Küste entlang und die Aussicht ist fantastisch! Nebelschwaden hängen über dem Meer, die Sonne scheint. So gefällt mir das.


Kurz vor dem Cape Lookout State Park fährt mir plötzlich jemand entgegen. 'Hey Francesca!' Es ist Olaf, der extra anlässlich des Rennens hier zeltet und alle Fahrer begrüsst, total cool! Wir fahren ein Stückchen zusammen und dann lässt er mich alleine den nächsten Berg hochkraxeln.
Über den Hügel drüber kommen wir an einem wahnsinnig langen Sandstrand an. Wir beschließen das hier ein guter Ort ist, um den Wheel Dip zu machen. Eric trifft noch dazu und wir schleppen unsere Räder durch den Sand bis ans Meer. Schwupps, ein wenig Pazifikwasser auf den Reifen.

Das ist natürlich nur suboptimal wenn man Felgenbremsen hat, alles ist voll mit Sand. Ich verbrauche fast mein gesamtes Wasser um den Kram abzuspülen. Es ist auch nicht mehr weit bis die 160km voll sind.
Kaum 5min später beschließt Tobi, seine Sattelstütze etwas fester zu ziehen, weil diese komische Geräusche von sich gibt. Es kommt, wie es kommen muss….. die Schraube dreht durch. Genau das Gleiche war mir beim World Cycle Race passiert. Verdammt! (später erfahre ich übrigens, das Juliana genau das Gleiche passiert ist, sie fährt das Rad das mein Freund auch hat. Canyon hat ihr das Rad gestellt, es kann also nicht pure Blödheit des Radlers gewesen sein…)
Damit ist das Teil nicht fahrbar, und ein Fahrradladen ist natürlich nicht in Sicht. Ich fahre schon mal vor, um im nächsten Ort (wo wir auch übernachten wollen) rauszufinden ob es nicht doch irgendwo einen Laden gibt.
Auf dem Weg wäscht grade jemand draußen sein Auto und ich schnorre mir eine Flasche voll Wasser. Nun muss ich wenigstens nicht mehr Durst leiden.
In Pacific City gibt es leider keinen Fahrradladen, dafür einen Ace Hardware, bei dem ich nach passenden Schrauben schaue. Mit dem Besitzer des Ladens tüftele ich eine Lösung aus, die sich als totaler Quatsch herausstellt, als Tobi endlich ankommt (schneller als ich dachte) und der Kerl das Problem in Augenschein nimmt.
Schlussendlich bohrt er die Sattelklemme einfach durch und fixiert die Sattelstütze mit einer dicken Schraube mit Flügelmutter. Es hält leidlich, aber leidlich ist besser als gar nicht! Der nächste Laden ist immerhin nur eine knappe Tagesetappe entfernt. Wir verteilen unser Gewicht neu, so das ich nun alle schweren Teile in der Taschen habe.
Mit dem frisch reparierten Rad gehen wir auf Campingplatzssuche. Der County Campground kostet 28$, nebenan ist ein RV-Campground der 33$ kostet, dafür aber einen Whirlpool hat. Die Entscheidung fällt uns nicht schwer.
Zum Abendessen gibt es direkt nebenan Pizza und Spaghetti, und davon reichlich. Mir fallen im Zelt sofort die Augen zu.


Tag 2 - Pacific City, OR nach Eugene, OR - 210km
Auch heute klingelt der Wecker wieder früh. Mein Freund steht gerne früh auf. Ich nicht so, aber naja.

Als erstes geht es na klar einen Hügel hoch, da werden die Beine wenigstens schnell warm. Nach nicht mal 20km brauche ich definitiv einen kleinen Snack und wir stoppen an einem Aussichtspunkt, um kurz was zu essen und eine Schicht Klamotten auszuziehen.

Eine Stunde später gibt es Frühstück bei einem kleinen Espresso-Shack.

Der heutige Tag ist geprägt von sanften Hügeln und Grün. Die Küste haben wir jetzt verlassen. Noch kommen uns sogar diese lächerlichen Anstiege wahnsinnig anstrengend vor; zudem ist es recht heiß. Sobald es flacher wird, lasse ich meinen Freund immer wieder zurück und warte dann später auf ihn, kein Wunder, schließlich war ich mal echt fit bis März, er dagegen hat quasi überhaupt nicht trainiert. Mir macht es aber nichts aus, zu warten, das war auch so abgemacht.
Heute treffen wir immer wieder auf Jason, der nicht zum ersten Mal quer durch die USA fährt. Er ist etwas jünger als wir und unterrichtet in Florida an einer Universität, kommt aber eigentlich aus Idaho. Netter Typ. Wir essen zusammen an einer Tankstelle etwas zu mittag.
Zwischendurch ruft Tobi den Fahrradladen in Corvallis an und erfragt die Öffnungszeiten - ups, die haben nur bis 17 Uhr auf. Na gut, jetzt heißt es Gas geben, und ich bin definitiv grade nicht mehr dazu in der Lage. Tobi fährt voraus und ich mache noch ein bisschen Pause…
Kurz vor Corvallis geht es dann noch mal steil bergauf und mir fehlt jegliche Kraft in den Beinen. Ich fahre quasi gegen die Wand, ein Hungerast holt mich ein. Oben angekommen hocke ich mich in den Schatten, schiebe einen halb zerflossenen LUNA Riegel quasi im Ganzen in den Mund und warte, bis der Zucker ankommt.

Danach rolle ich in den Ort rein und suche den Fahrradladen. Dadrin ist es kühl und sie konnten Tobi's Sattelklemme reparieren, zwar nicht optimal aber es hält bombenfest, mehr braucht es auch nicht. Puh, gut, dass das gelöst ist.
Nun brauchen wir erst Mal was zu Essen. Man empfiehlt uns den Burrito-Laden nebenan - gesund, günstig und lecker. Eine perfekte Kombination.
Beim Essen diskutieren wir, wo wir heute übernachten sollen. Im Fahrradladen hatten wir auf die Karte schauen dürfen (und alle haben mal geguckt, wo denn die anderen Fahrer so sind mittlerweile) und man sagte uns, Eugene sei quasi nur geradeaus, sogar leicht bergab, und eine wirklich tolle Strecke. Hmmm… 150km sind wir schon gefahren, 60km wären es noch mal.
Wir entscheiden uns dafür, schliesslich ist es erst 19 Uhr.
Während Tobi und Jason es langsam angehen, kann mich nichts mehr halten. Es ist wunderbar. Die Luft kühlt ab, die Strecke ist wirklich wunderschön, die Sonne geht unter, im Ohr habe ich gute Musik und es macht einfach Spaß.

Kaum mehr als 2h brauche bis Eugene und finde kurz vor Schluss der Öffnungszeiten noch was zu essen. Tobi ist etwa eine Stunde hinter mir und hat keinen Bock mehr.
Im Armitage County Park schlage ich unser Zelt auf und setze mich schon mal rein (die Matten hat Tobi) und warte. Er kommt, vollkommen fertig, und wir gehen schnell ins Bett, nach einem Snack von Nudelsalat und Thunfisch.
Fortsetzung folgt.
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