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Hallo zusammen!
Einige von euch haben mitbekommen, dass es mich diesen Sommer nach Alaska gezogen hat.
Ich habe in "meinem" Fotoforum schon einen Bericht dazu eingestellt.
Mir scheint, ich kann den hier quasi hineinkopieren.
Zuerst bin ich einige Tage bei den Lachs fischenden Bären am Brooks River in Katmai am Beginn der Aleuten-Kette gewesen.
Anschließend habe ich eine 6-tägige Solo-Tour durch das nahe Valley Of Ten Thousand Smokes gemacht.
Als dritte Tour bin ich mit ein paar anderen Leuten durch die Wrangell - St. Elias Mountains gelaufen.
Dies hier ist der Bericht zum VTTS.
Ich schreibe keine Packlisten, aber wer Fragen zur Ausrüstung oder Logistik hat, kann mich natürlich gerne fragen.
Nachdem ich also ein paar Tage hauptsächlich fotografiert habe, brauche ich jetzt Bewegung.
Ich packe in meinen Rucksack was man so zum Leben braucht.
Täglich fährt ein kleiner Shuttle Bus mit Tages-Touristen die einzigen 37 miles Schotterstraße in diesem Teil der Welt vom Camp am Fluss zum Valley Of Ten Thousand Smokes rauf.
Ich fahre mit.
Das Valley of Ten Thousand Smokes entstand, als sich hier vor gut 100 Jahren, genauer am 6. Juni 1912, der mächtigste Vulkanausbruch des 20. Jhs. ereignete.
So hat das Valley wohl vor dem Vulkanausbruch ausgesehen:
Im Hintergrund kann man gerade so erkennen, wo heute die Aschewüste beginnt.
Der Ranger, der den Bus fährt, lässt mich ein Stück vor dem Overlook raus, wo ein kleiner Trail hinunter ins Tal führt.
Durch Blumen, die größer sind als ich, bahne ich mir den Weg.
Kurz darauf erreiche ich den Windy Creek, den ersten von einigen Flüssen, die ich in den kommenden Tagen furten muss.
Hier treffe ich unverhofft auf Bekannte, die ich im Brooks Camp kennen gelernt habe. Sie kommen gerade von einem Ausflug ins Valley zurück. Wir tauschen Erfahrungen, Neuigkeiten und Schokolade aus, machen ein paar Fotos und verabreden, dass ich bei ihnen statt im Hostel wohne, wenn ich nach Anchorage zurückkomme. Alaska!
Zum Fotografieren tauschen wir die Kameras aus. So haben sie ein Bild von mir mit meiner Kamera gemacht und umgekehrt.
Nachdem ich das Flüsschen gequert habe und wieder trockenen Fußes in meinen Schuhen stecke, erreiche ich endlich die ersten Ausläufer des Vulkantales.
Der Boden besteht aus Vulkanasche und Bimsstein.
Das Grüne ist die Buttress Range, der ich heute lange folgen werde.
Das Weiße ist der Mount Mageik, zu dem ich in den nächsten Tagen noch wandern werde.
Einen genauen Plan, was ich machen will oder wohin ich wandern will, habe ich nicht. Aber ein paar Ideen.
Einen Weg gibt es nun nicht mehr. Das gefällt mir.
Nach einer Weile erreiche ich den Canyon des River Lethe.
Lethe ist in der griechischen Mythologie einer der Flüsse des Hades, der Unterwelt.
Das passt doppelt gut.
Einmal, weil er sich diesen Canyon innerhalb von nur 100 Jahren in die Tiefe gegraben hat.
Zum anderen, weil man diesen Fluss irgendwo durchqueren muss. Wenn man nicht gut aufpasst landet man mit ihm in der Unterwelt, was durchaus schon ein paarmal hier passiert ist. Man hört schlimme Geschichten.
Leider fehlt hier jeder Maßstab. Der Canyon ist sicher 60 Meter tief, der Lethe unten wohl 10 Meter breit.
Als der Novarupta 1912 ausbrach, schleuderte er in einer gewaltigen Explosion 60 Stunden lang 15 km³ Magma in den Himmel. Der Knall war so heftig, dass er die Menschen im 1000 km entfernten Juneau erschreckt hat.
Auf der nahe gelegenen Insel Kodiak war es wegen des Ascheregens für 3 Tage stockfinster. Blitze zuckten durch die tiefschwarze Finsternis und Donner schien das Ende der Welt anzukündigen.
Es gelangte so viel Asche in die Atmosphäre, dass sie sich bis nach Europa um 2,8 °C abkühlte.
Pyroklastische Ströme bedecken den Talboden und reichen 21 km weit in das Tal des Ukak River hinein. Die Asche füllt das Tal mit einer Mächtigkeit von bis zu 200 m auf!!!
Dass dabei nicht mehr als eine Handvoll Menschen gestorben sind, liegt alleine daran, dass diese Gegend so dünn besiedelt ist. (Anchorage gab es damals noch gar nicht.)
Nach dem Ausbruch war die Umgebung auf Jahrzehnte unbewohnbar.
Ein Grund hierfür war das Verschwinden des Wassers. Die Ascheschicht legte sich über Seen, Meeresarme und Flüsse. Der Wasserdampf der Flüsse dieses Tales suchte sich undichte Stellen in der Staubschicht und entwich hier.
Als 1918 Robert Griggs seine erste Expedition nach dem Vulkanausbruch in dieses Gebiet führte und über den Katmai Pass kam, staunte er, dass aus dem Talboden tausende Rauchsäulen aufstiegen. So kam das Tal zu seinem Namen. Erst später stellte man fest, dass das Wasserdampf ist und keine vulkanischen Dämpfe. Der Boden war immer noch heiß.
Diese Bilder versuche ich mir vorzustellen, während ich weiter wandere. Man erkennt noch die Fumarolen im Boden, Dampf gibt es aber keinen mehr.
So komme ich zum 6 Mile Camp.
Dieser Platz ist ein Magnet für Wanderer, wie eine Oase in der Wüste. Denn hier gibt es Frischwasser. Ein kostbares Gut!
Hier treffe ich daher auch die einzigen Menschen im ganzen Tal.
Es ist noch früh, die Tage sind lang, ich habe Lust noch weiterzulaufen, obwohl ich schon 6 Meilen durch diese Asche hinter mir habe und eine ziemlich dunkle Wolkenfront über die Berge rollt.
Ich fülle meine Wasserbehälter auf und nach dem üblichen Austausch unter Hikern mache ich mich wieder auf den Weg.
Es wird spannend, ich muss den Lethe durchqueren. Die Leute am 6 Mile haben das nicht gemacht. Sie wissen also nichts über geeignete Stellen und die aktuellen Bedingungen. Die Lethe-Querung gilt als der Knackpunkt bei Wanderungen hier im Valley. Nach starkem Regen oder bei Schneeschmelze ist er unpassierbar.
Ich folge dem Canyon bis zu einer Stelle, wo er sich öffnet und man an die Flussufer kommt. Ich laufe auf und ab. Das gefällt mir hier nicht.
Ich ziehe weiter in der Hoffnung, dass ich eine andere Furt finde.
Die hier sieht machbar aus, auch wenn man in dem milchigen Wasser nicht viel sehen kann.
Fotoapparat und alles andere wasserdicht verpacken und rein ins Gletscherwasser.
Es war viel einfacher als erwartet.
Allerdings beginnt es nun zu regnen. Erst ein leichtes Nieseln, dann eine Art Powerniesel. Gerade soviel, dass ich ständig schwanke zwischen "schwitzen in der Regenjacke" oder "einfach nass werden". Kalt ist es nicht.
Und so weit sieht es auch nicht mehr aus. Also einfach durch.
Ich will auf den Staubhügel ganz rechts im Bild. Hier soll es irgendwo eine offene Holzkiste geben, die von Vulkanologen als Unterkunft benutzt wird.
Ich wandere, latsche, schleppe mich noch ein paar Stunden durch losen Sand. Ich habe es immer gehasst durch Sand zu stiefeln. Aber ich will in dieses Valley.
Kein Anhaltspunkt um die Entfernungen zu schätzen. Es ist weiter als es aussieht.
Zu fotografieren gibt es nichts.
Am Ende kommt auch noch Nebel auf. Ich gebe alle meine Reserven, um vor ihm die Hütte zu finden, denn ich weiß, dass sie schwer zu finden ist, wenn man noch nie dort war. Zur Not habe ich mein Zelt dabei.
Der Nebel ist schneller als ich. Glücklicherweise finde ich fast verwehte alte Spuren, erst von Bären, dann von Menschen, die den Berg hinauf führen. Da oben muss die Kiste sein.
Mittlerweile regnet es ziemlich und ein ordentlicher Wind bläst. Ich will nur noch ankommen.
Und dann - geschafft!
In einem Nebelloch sehe ich sie vor mir auftauchen! Heureka!
Kennt ihr das Gefühl, wenn so eine schiefe, undichte Kiste euch vorkommt wie ein Palast?
Ich liebe das!
Und würde diese löchrige Kiste gegen kein *****-Hotel der Welt tauschen wollen.
Ich schaue mich ein wenig um, ziehe mir eine warme, trockene Schicht über, koche mir ein heißes Abendessen und bin glücklich.
Draußen stürmt es mittlerweile ziemlich und es tropft durchs Dach. Aber mein Schlafplatz ist trocken und mein Schlafsack warm und ich schlafe hervorragend.
Einige von euch haben mitbekommen, dass es mich diesen Sommer nach Alaska gezogen hat.
Ich habe in "meinem" Fotoforum schon einen Bericht dazu eingestellt.
Mir scheint, ich kann den hier quasi hineinkopieren.
Zuerst bin ich einige Tage bei den Lachs fischenden Bären am Brooks River in Katmai am Beginn der Aleuten-Kette gewesen.
Anschließend habe ich eine 6-tägige Solo-Tour durch das nahe Valley Of Ten Thousand Smokes gemacht.
Als dritte Tour bin ich mit ein paar anderen Leuten durch die Wrangell - St. Elias Mountains gelaufen.
Dies hier ist der Bericht zum VTTS.
Ich schreibe keine Packlisten, aber wer Fragen zur Ausrüstung oder Logistik hat, kann mich natürlich gerne fragen.
Nachdem ich also ein paar Tage hauptsächlich fotografiert habe, brauche ich jetzt Bewegung.
Ich packe in meinen Rucksack was man so zum Leben braucht.
Täglich fährt ein kleiner Shuttle Bus mit Tages-Touristen die einzigen 37 miles Schotterstraße in diesem Teil der Welt vom Camp am Fluss zum Valley Of Ten Thousand Smokes rauf.
Ich fahre mit.
Das Valley of Ten Thousand Smokes entstand, als sich hier vor gut 100 Jahren, genauer am 6. Juni 1912, der mächtigste Vulkanausbruch des 20. Jhs. ereignete.
So hat das Valley wohl vor dem Vulkanausbruch ausgesehen:
Im Hintergrund kann man gerade so erkennen, wo heute die Aschewüste beginnt.
Der Ranger, der den Bus fährt, lässt mich ein Stück vor dem Overlook raus, wo ein kleiner Trail hinunter ins Tal führt.
Durch Blumen, die größer sind als ich, bahne ich mir den Weg.
Kurz darauf erreiche ich den Windy Creek, den ersten von einigen Flüssen, die ich in den kommenden Tagen furten muss.
Hier treffe ich unverhofft auf Bekannte, die ich im Brooks Camp kennen gelernt habe. Sie kommen gerade von einem Ausflug ins Valley zurück. Wir tauschen Erfahrungen, Neuigkeiten und Schokolade aus, machen ein paar Fotos und verabreden, dass ich bei ihnen statt im Hostel wohne, wenn ich nach Anchorage zurückkomme. Alaska!
Zum Fotografieren tauschen wir die Kameras aus. So haben sie ein Bild von mir mit meiner Kamera gemacht und umgekehrt.
Nachdem ich das Flüsschen gequert habe und wieder trockenen Fußes in meinen Schuhen stecke, erreiche ich endlich die ersten Ausläufer des Vulkantales.
Der Boden besteht aus Vulkanasche und Bimsstein.
Das Grüne ist die Buttress Range, der ich heute lange folgen werde.
Das Weiße ist der Mount Mageik, zu dem ich in den nächsten Tagen noch wandern werde.
Einen genauen Plan, was ich machen will oder wohin ich wandern will, habe ich nicht. Aber ein paar Ideen.
Einen Weg gibt es nun nicht mehr. Das gefällt mir.
Nach einer Weile erreiche ich den Canyon des River Lethe.
Lethe ist in der griechischen Mythologie einer der Flüsse des Hades, der Unterwelt.
Das passt doppelt gut.
Einmal, weil er sich diesen Canyon innerhalb von nur 100 Jahren in die Tiefe gegraben hat.
Zum anderen, weil man diesen Fluss irgendwo durchqueren muss. Wenn man nicht gut aufpasst landet man mit ihm in der Unterwelt, was durchaus schon ein paarmal hier passiert ist. Man hört schlimme Geschichten.
Leider fehlt hier jeder Maßstab. Der Canyon ist sicher 60 Meter tief, der Lethe unten wohl 10 Meter breit.
Als der Novarupta 1912 ausbrach, schleuderte er in einer gewaltigen Explosion 60 Stunden lang 15 km³ Magma in den Himmel. Der Knall war so heftig, dass er die Menschen im 1000 km entfernten Juneau erschreckt hat.
Auf der nahe gelegenen Insel Kodiak war es wegen des Ascheregens für 3 Tage stockfinster. Blitze zuckten durch die tiefschwarze Finsternis und Donner schien das Ende der Welt anzukündigen.
Es gelangte so viel Asche in die Atmosphäre, dass sie sich bis nach Europa um 2,8 °C abkühlte.
Pyroklastische Ströme bedecken den Talboden und reichen 21 km weit in das Tal des Ukak River hinein. Die Asche füllt das Tal mit einer Mächtigkeit von bis zu 200 m auf!!!
Dass dabei nicht mehr als eine Handvoll Menschen gestorben sind, liegt alleine daran, dass diese Gegend so dünn besiedelt ist. (Anchorage gab es damals noch gar nicht.)
Nach dem Ausbruch war die Umgebung auf Jahrzehnte unbewohnbar.
Ein Grund hierfür war das Verschwinden des Wassers. Die Ascheschicht legte sich über Seen, Meeresarme und Flüsse. Der Wasserdampf der Flüsse dieses Tales suchte sich undichte Stellen in der Staubschicht und entwich hier.
Als 1918 Robert Griggs seine erste Expedition nach dem Vulkanausbruch in dieses Gebiet führte und über den Katmai Pass kam, staunte er, dass aus dem Talboden tausende Rauchsäulen aufstiegen. So kam das Tal zu seinem Namen. Erst später stellte man fest, dass das Wasserdampf ist und keine vulkanischen Dämpfe. Der Boden war immer noch heiß.
Diese Bilder versuche ich mir vorzustellen, während ich weiter wandere. Man erkennt noch die Fumarolen im Boden, Dampf gibt es aber keinen mehr.
So komme ich zum 6 Mile Camp.
Dieser Platz ist ein Magnet für Wanderer, wie eine Oase in der Wüste. Denn hier gibt es Frischwasser. Ein kostbares Gut!
Hier treffe ich daher auch die einzigen Menschen im ganzen Tal.
Es ist noch früh, die Tage sind lang, ich habe Lust noch weiterzulaufen, obwohl ich schon 6 Meilen durch diese Asche hinter mir habe und eine ziemlich dunkle Wolkenfront über die Berge rollt.
Ich fülle meine Wasserbehälter auf und nach dem üblichen Austausch unter Hikern mache ich mich wieder auf den Weg.
Es wird spannend, ich muss den Lethe durchqueren. Die Leute am 6 Mile haben das nicht gemacht. Sie wissen also nichts über geeignete Stellen und die aktuellen Bedingungen. Die Lethe-Querung gilt als der Knackpunkt bei Wanderungen hier im Valley. Nach starkem Regen oder bei Schneeschmelze ist er unpassierbar.
Ich folge dem Canyon bis zu einer Stelle, wo er sich öffnet und man an die Flussufer kommt. Ich laufe auf und ab. Das gefällt mir hier nicht.
Ich ziehe weiter in der Hoffnung, dass ich eine andere Furt finde.
Die hier sieht machbar aus, auch wenn man in dem milchigen Wasser nicht viel sehen kann.
Fotoapparat und alles andere wasserdicht verpacken und rein ins Gletscherwasser.
Es war viel einfacher als erwartet.
Allerdings beginnt es nun zu regnen. Erst ein leichtes Nieseln, dann eine Art Powerniesel. Gerade soviel, dass ich ständig schwanke zwischen "schwitzen in der Regenjacke" oder "einfach nass werden". Kalt ist es nicht.
Und so weit sieht es auch nicht mehr aus. Also einfach durch.
Ich will auf den Staubhügel ganz rechts im Bild. Hier soll es irgendwo eine offene Holzkiste geben, die von Vulkanologen als Unterkunft benutzt wird.
Ich wandere, latsche, schleppe mich noch ein paar Stunden durch losen Sand. Ich habe es immer gehasst durch Sand zu stiefeln. Aber ich will in dieses Valley.
Kein Anhaltspunkt um die Entfernungen zu schätzen. Es ist weiter als es aussieht.
Zu fotografieren gibt es nichts.
Am Ende kommt auch noch Nebel auf. Ich gebe alle meine Reserven, um vor ihm die Hütte zu finden, denn ich weiß, dass sie schwer zu finden ist, wenn man noch nie dort war. Zur Not habe ich mein Zelt dabei.
Der Nebel ist schneller als ich. Glücklicherweise finde ich fast verwehte alte Spuren, erst von Bären, dann von Menschen, die den Berg hinauf führen. Da oben muss die Kiste sein.
Mittlerweile regnet es ziemlich und ein ordentlicher Wind bläst. Ich will nur noch ankommen.
Und dann - geschafft!
In einem Nebelloch sehe ich sie vor mir auftauchen! Heureka!
Kennt ihr das Gefühl, wenn so eine schiefe, undichte Kiste euch vorkommt wie ein Palast?
Ich liebe das!
Und würde diese löchrige Kiste gegen kein *****-Hotel der Welt tauschen wollen.
Ich schaue mich ein wenig um, ziehe mir eine warme, trockene Schicht über, koche mir ein heißes Abendessen und bin glücklich.
Draußen stürmt es mittlerweile ziemlich und es tropft durchs Dach. Aber mein Schlafplatz ist trocken und mein Schlafsack warm und ich schlafe hervorragend.
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