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Endlich ist es soweit! Wir starten mit dem Auto in Richtung Fähre nach Bornholm. Geplant ist eine Umrundung der Insel mit dem Fahrrad. Unsere kleine Tochter (3 Jahre alt) wird im Anhänger sitzen und unsere »Große« (5 Jahre alt) wird selber fahren – so der Plan. Zur Sicherheit habe ich jedoch das Follow-me montiert, so dass ich die Große zur Not ziehen kann, wenn sie nicht mehr kann, oder wenn die Verkehrssituation es erfordert. Angedacht ist eine Umrundung in fünf Etappen. Die restlichen zwei Tage sind als Pausen- oder Reservetage für Schlechtwetter vorgesehen.
10. Juli Anreise nach Rønne (Nordskovens Camping)
Die Überfahrt mit der Fähre dauert eine gefühlte Ewigkeit. Mein Mann und ich versuchen zu schlafen, während unsere Kinder versuchen, uns davon abzuhalten. Nach Ankunft und erfolgreicher Parkplatzsuche werden die Räder abgeladen und bepackt, während die Kinder auf dem Parkplatz herum tollen. »Mama, Papa, wann geht es endlich los?« Wir starten. Für heute haben wir nicht mehr viel vor und fahren nur zum nahe gelegenen Campingplatz.

Leider vergessen wir vor Reisefieber, unterwegs Milch fürs Frühstück einzukaufen. So fährt mein Mann noch einmal alleine los zum Einkaufen. Ich baue das Zelt auf, während die Kinder den Spielplatz in Beschlag nehmen. Mein Mann und ich haben heute Abend keine rechte Lust mehr zu kochen und so genehmigen wir uns auf dem Campingplatz eine Pizza. Danach versuche ich die Kinder ins Bett zu bringen. Die aber sind so aufgeregt, dass an Einschlafen nicht zu denken ist. Und das, wo wir Morgen den hügeligen Nordwesten vor uns haben! Ich mache mir Sorgen bezüglich der Durchhaltefähigkeit unserer Großen am morgigen Tag.
11. Juli Rønne–Vang (Lyngholt Familiecamping) ca. 20km
Am nächsten Morgen sind unsere Beiden noch sehr müde. (Und trotzdem wird die Große schon um 6:15 Uhr wach.) Nach einen Brötchenfrühstück starten wir in den ersten richtigen Fahrtag. Zuerst geht es durch ausgedehnte Kiefernwälder. Die Wege sind zwar breit, aber auch hier ist das ständige Auf-und-ab für unsere Große recht anstrengend. Noch kann sie nicht selber schalten und so muss sie an manchen Hügeln absteigen und schieben. Die Landschaft wird immer schöner. Der Weg schlängelt sich an der steinigen Küste entlang und führt durch kleine malerische Dörfer. Immer wieder kommen wir an vollbehangenen Wildkirschen vorbei, an denen wir nicht selten eine Rast einlegen und Kirschen pflücken. Die Kinder sind mit Begeisterung dabei.
Vor der größten Steigung der ganzen Tour nutzen wir einen Trampelpfad zur Küste hinunter, um dort unsere Mittagsrast einzulegen. Zwischen den ganzen Steinen gibt es einen kleinen Sandstrand. Wir essen unsere mitgenommenen Brote und unsere Kleine versucht, Steine bis ins Meer zu werfen. Wenn ihr das gelingt, ruft sie voller Begeisterung »Es hat geklappt!«. Wenn es nicht gelingt, ruft sie – ebenfalls voller Begeisterung – »Es hat nicht geklappt!«. Damit ist die Kleine die nächste Viertelstunde beschäftigt, während die Große mit ihrem Papa die Steine bis nach vorne ans Wasser erklimmt.
Danach machen wir uns wieder auf den Weg. Gleich zu Beginn der Steigung fragt uns ein entgegenkommender Däne, ob er uns helfen soll. So schiebt der Däne den Fahrradanhänger mit der 3-Jährigen hoch und mein Mann sein Fahrrad mit zwei Packtaschen. Ich starte in Überschätzung meiner Kräfte mit meinem vollbeladenen Fahrrad (vier Packtaschen plus Zelt und Followme) und werfe schon bald sowohl das Zelt als auch die vorderen Packtaschen ab. Die 5-Jährige geht ohne ihr Fahrrad hoch. So können wir also den Hang mehrmals genießen. Die Laune unserer Großen wird immer schlechter. Zusätzlich zu den Steigungen haben wir ziemlich starken Gegenwind. Die Wege sind so sandig, dass ich die Große auch nicht mit dem Followme in Schlepptau nehmen kann. Uns dämmert langsam, dass wir den angepeilten Naturlagerplatz bei Hammershus heute nicht erreichen werden. Zähneknirschend lenke ich ein, den Campingplatz an der Hauptstraße anzupeilen. Dort kommen wir, nach einer weniger schönen Fahrt an der Landstraße, zu einer guten Zeit an. Die Große (»Ich kann nicht mehr!«) nimmt augenblicklich voller Energie die Hüpfkissen in Beschlag. Zum Kochen gehen wir in die Gemeinschaftskochräume. Aufgrund der erhöhten Brandgefahr ist das Kochen am Zelt verboten.
12. Juli Vang–Gudhjem (Sannes Familiecamping) ca. 20km
Morgens nach dem Aufwachen ist so ziemlich der erste Satz unserer Großen »Aber heute will ich nicht Fahrrad fahren!«. Ich sacke vor Schreck wieder in meinen Schlafsack und gehe nicht weiter darauf ein. Als es wenig später darum geht, wie die Brötchen auf dem Campingplatz geholt werden, besteht sie darauf, mit dem Fahrrad zum »Bäcker« zu fahren. So schlimm kann es also nicht sein.
Heute wollen wir bis zu dem als klein und gemütlich beschriebenen Campingplatz Bådstedt fahren. Wir kommen gut voran. Nach einem kurzen Stück Landstraße geht es über Forst- und Feldwege durch eine abwechslungsreiche Landschaft. Dann beginnt die lange Bergabfahrt in Richtung Sandvig. Im Ort essen wir ein kleines Stück Kuchen. Nach dem Spaziergang durch den Hafen und dem Aufsuchen einer öffentlichen Toilette ist es dann auch gleich Zeit für das Mittagessen.
Hinter Sandvig geht die Strecke über Fahrradwege an Landstraßen entlang. Die Pausen zum Kirschenpflücken werden zum Standard, wenn die Laune der Großen mal wieder ein Fortkommen verhindert. Und ich beginne mit meiner Tochter zu singen, sobald die Motivation nachlässt.
Immer wieder mal koppele ich die Große ans Followme, weil die Route 10 direkt über die Landstraße führt. Mein Mann nimmt mir dann das Zelt ab, aber trotzdem komme ich an meine Grenzen, wenn es ordentlich bergauf geht. Wobei ich schnell unterwegs bin und bergauf meinen Mann abhänge. Bergab dagegen bremse ich viel ab, weil mir eine allzu schnelle Fahrt mit meiner Tochter am Followme zu riskant ist. Relativ früh erreichen wir die Gegend, in der der Campingplatz sein muss, aber wir finden ihn nicht. Zuletzt fahren wir auf ein gleich lautendes Anwesen und erfahren dort, dass der Campingplatz letztes Jahr verkauft wurde und wahrscheinlich nicht mehr betrieben wird. Er ist sowohl auf unserer Karte von 2016 als auch auf den Infoseiten von Bornholm noch zu finden. Zelten wir jetzt wild oder fahren wir bis zum nächsten Campingplatz in Gudhjem? Da es noch relativ früh ist, entscheiden wir uns weiter zu fahren. Der Campingplatz in Gudhjem ist ziemlich groß und alles andere als gemütlich. Wir bekommen aber einen schönen Platz direkt an der Küste zwischen anderen Radreisenden zugewiesen. (Ja, zugewiesen. Ab hier können wir uns auf keinem Platz den Zeltplatz selbst aussuchen.) Wir beschließen hier einen Pausentag einzulegen. Nach zwei Tagen scheint unsere Große einen Tag Pause vom Radfahren gut gebrauchen zu können und die Kleine braucht mal Abwechslung vom Sitzen im Anhänger. Wir müssen hoch und heilig versprechen, dass Morgen im »Blauen Meer« gebadet wird. Gemeint ist das Schwimmbad auf dem Platz.
Wir kochen unser Abendessen direkt am Zelt und fallen bald alle ins »Bett«.

13. Juli Pausentag
Der Pausentag gehört ganz den Kindern und so spielt er sich v.a. im Schwimmbad und auf dem Spielplatz ab. Nebenbei wird Wäsche gewaschen. Ich unterhalte mich mit der heute startenden Gruppe aus zwei Familien, die die Insel in umgekehrter Richtung umrundet haben. Sie haben sich 14 Tage Zeit dazu genommen und daher auch einige Ausflüge unternommen. Mein Mann und ich ärgern uns ein bisschen, dass wir die Gegend rund um Hammershus nicht erkundet haben. Und ich hadere etwas mit dem Umstand, dass wir jetzt weder auf dem Naturlagerplatz, noch auf dem kleinen, gemütlichen Campingplatz übernachten konnten. Die kleinen, einfachen Campingplätze scheinen sich nicht zu halten.
Am Abend machen wir mit den Kindern noch einen kleinen Spaziergang am steinigen Strand und ich fotografiere endlich Mal ausgiebig.




14. Juli Gudhjem–Svaneke (Svaneke Familiecamping Møllebakken) ca. 25km
Am nächsten Tag geht es wieder los in Richtung Svaneke. Wir entscheiden uns für den Umweg über Østerlars mit seiner Kirche, die die älteste Rundkirche von Bornholm ist. Gegenüber trinken wir einen Kaffee in einem urigen Café. Anschließend schlagen wir uns im Landesinnere durch, bis wir wieder auf die Route 10 treffen. Unterwegs treffen wir eine weitere Familie, die mit zwei Kindern unterwegs ist. Der Kleinste war jedoch schon etwas älter als unsere große Tochter. Sie erzählen uns, dass sie vor zwei Jahren schon Mal mit dem Rad auf Bornholm waren und ihr Jüngster damals auch noch nicht selber schalten konnte. Allerdings haben sie damals noch nicht die Umrundung gemacht.
Anschließend führt der Weg ganz idyllisch längs eines Baches unter Bäumen. Hier werden wir von einigen Radfahrern überholt. Man merkt die Nähe zu Svaneke. In Svaneke angekommen, suchen wir vergeblich den ersten der beiden, auf der Karte vermerkten, Campingsplätze. Als wir schließlich auf dem zweiten landen, erfahren wir, dass es den ersten nicht mehr gibt. Überall das gleiche, ob es nun um kleine Ladengeschäfte oder Campingplätze geht, denke ich mir. Zu allem Überfluss werden wir auf dem Platz von laut dröhnender Musik empfangen. Heute sei Strandparty, wurde uns verlautbart. Meine Stimmung sinkt auf einen Tiefpunkt. Zum Glück wird uns ein Platz weit ab vom Strand zugewiesen. Das Kochen am Zelt ist auch auf diesem Platz wegen der Brandgefahr verboten. Meinen Mann stört das kein bisschen, mich dagegen sehr. Ich suche bei solch einer Tour die Ruhe und Abgeschiedenheit. Davon ist jetzt natürlich keine Spur. Neben uns werden Unmengen an gegrilltem Fleisch verspeist. Überhaupt scheint bei den Dänen Camping und Grillen zusammen zu gehören.
15. Juli Svaneke–Dueodde (Bornholms Familiecamping Dueodde) ca. 20km
Von Svaneke aus fahren wir lange so eine Art Uferpromenade entlang. Das erste Stück stinkt es unglaublich, weil am Strand der Tang verfault. Bald verläuft der Weg nicht mehr direkt an der Küste, sondern weiter im Landesinneren. Er ist immer noch gut befahren. Als wir an einem Tisch mit Bänken vorbeikommen, machen wir Mittagspause. Bald darauf führt die Route 10 auf einem Fahrradweg entlang der Landstraße weiter. Eigentlich wollte ich in Dueodde ein zweites Mal auf einem Naturlagerplatz übernachten, aber da klar ist, dass wieder ein Pausentag fällig ist, macht das keinen rechten Sinn. Ich finde mich damit ab. Der Campingplatz in Dueodde ist der schönste auf unser gesamten Tour. Wir bekommen einen Zeltplatz ganz nah am Strand. Auch hier ist das Kochen am Zelt aber verboten.




16. Juli Pausentag
Nach einem ausgiebigen Strandvormittag machen wir eine kleine Radtour zur nächstgelegenen Ortschaft mit Supermarkt. Die Kleine fängt beim Losfahren furchtbar an zu weinen, wir sollen ihre Kuschelente mitnehmen. Ich fahre die paar Meter wieder zurück und hole sie. Als ich wiederkomme, weint sie, weil ihre Trinkflasche fehlt. Etwas genervt fahren wir dennoch los. Worum es ihr da ging, wird uns klar, als sie bei unserer Rückkehr entsetzt feststellt: »Wir haben das Zelt vergessen!« Erstaunlich, wie schnell sich die Kinder an diesen neuen Rhythmus gewöhnt haben.
17. Juli Dueodde–Rønne ca. 30km
Die Strecke von Dueodde nach Rønne ist landschaftlich nicht sonderlich aufregend. Da heute 30km zu bewältigen sind, habe ich unsere Große größtenteils angekoppelt. In Rønne übernachten wir dieses Mal im Vandrerhjem, weil am nächsten Morgen um 8 Uhr schon die Fähre ablegt.
Mein Fazit:
Alles in allem hat die Tour gut geklappt. Für unsere Große war es zeitweise recht anstrengend, aber sie hat sich gut geschlagen. Für mich war es schön, endlich wieder auch mit Kindern unterwegs zu sein, also stets weiter zu ziehen. Schon als Zwölfjährige habe ich versucht, meine Eltern davon zu überzeugen, beim gemeinsamem Kajak-Urlaub doch mal von Zeltplatz zu Zeltplatz zu paddeln – allerdings ohne Erfolg. Was mir gefehlt hat, war die Abgeschiedenheit und Einfachheit. Vielleicht kriege ich meinen Mann nach diesem ersten Test ja dazu, beim nächsten Urlaub mehr Abgeschiedenheit mit den Kindern zu wagen.
10. Juli Anreise nach Rønne (Nordskovens Camping)
Die Überfahrt mit der Fähre dauert eine gefühlte Ewigkeit. Mein Mann und ich versuchen zu schlafen, während unsere Kinder versuchen, uns davon abzuhalten. Nach Ankunft und erfolgreicher Parkplatzsuche werden die Räder abgeladen und bepackt, während die Kinder auf dem Parkplatz herum tollen. »Mama, Papa, wann geht es endlich los?« Wir starten. Für heute haben wir nicht mehr viel vor und fahren nur zum nahe gelegenen Campingplatz.
Leider vergessen wir vor Reisefieber, unterwegs Milch fürs Frühstück einzukaufen. So fährt mein Mann noch einmal alleine los zum Einkaufen. Ich baue das Zelt auf, während die Kinder den Spielplatz in Beschlag nehmen. Mein Mann und ich haben heute Abend keine rechte Lust mehr zu kochen und so genehmigen wir uns auf dem Campingplatz eine Pizza. Danach versuche ich die Kinder ins Bett zu bringen. Die aber sind so aufgeregt, dass an Einschlafen nicht zu denken ist. Und das, wo wir Morgen den hügeligen Nordwesten vor uns haben! Ich mache mir Sorgen bezüglich der Durchhaltefähigkeit unserer Großen am morgigen Tag.
11. Juli Rønne–Vang (Lyngholt Familiecamping) ca. 20km
Am nächsten Morgen sind unsere Beiden noch sehr müde. (Und trotzdem wird die Große schon um 6:15 Uhr wach.) Nach einen Brötchenfrühstück starten wir in den ersten richtigen Fahrtag. Zuerst geht es durch ausgedehnte Kiefernwälder. Die Wege sind zwar breit, aber auch hier ist das ständige Auf-und-ab für unsere Große recht anstrengend. Noch kann sie nicht selber schalten und so muss sie an manchen Hügeln absteigen und schieben. Die Landschaft wird immer schöner. Der Weg schlängelt sich an der steinigen Küste entlang und führt durch kleine malerische Dörfer. Immer wieder kommen wir an vollbehangenen Wildkirschen vorbei, an denen wir nicht selten eine Rast einlegen und Kirschen pflücken. Die Kinder sind mit Begeisterung dabei.
Vor der größten Steigung der ganzen Tour nutzen wir einen Trampelpfad zur Küste hinunter, um dort unsere Mittagsrast einzulegen. Zwischen den ganzen Steinen gibt es einen kleinen Sandstrand. Wir essen unsere mitgenommenen Brote und unsere Kleine versucht, Steine bis ins Meer zu werfen. Wenn ihr das gelingt, ruft sie voller Begeisterung »Es hat geklappt!«. Wenn es nicht gelingt, ruft sie – ebenfalls voller Begeisterung – »Es hat nicht geklappt!«. Damit ist die Kleine die nächste Viertelstunde beschäftigt, während die Große mit ihrem Papa die Steine bis nach vorne ans Wasser erklimmt.
Danach machen wir uns wieder auf den Weg. Gleich zu Beginn der Steigung fragt uns ein entgegenkommender Däne, ob er uns helfen soll. So schiebt der Däne den Fahrradanhänger mit der 3-Jährigen hoch und mein Mann sein Fahrrad mit zwei Packtaschen. Ich starte in Überschätzung meiner Kräfte mit meinem vollbeladenen Fahrrad (vier Packtaschen plus Zelt und Followme) und werfe schon bald sowohl das Zelt als auch die vorderen Packtaschen ab. Die 5-Jährige geht ohne ihr Fahrrad hoch. So können wir also den Hang mehrmals genießen. Die Laune unserer Großen wird immer schlechter. Zusätzlich zu den Steigungen haben wir ziemlich starken Gegenwind. Die Wege sind so sandig, dass ich die Große auch nicht mit dem Followme in Schlepptau nehmen kann. Uns dämmert langsam, dass wir den angepeilten Naturlagerplatz bei Hammershus heute nicht erreichen werden. Zähneknirschend lenke ich ein, den Campingplatz an der Hauptstraße anzupeilen. Dort kommen wir, nach einer weniger schönen Fahrt an der Landstraße, zu einer guten Zeit an. Die Große (»Ich kann nicht mehr!«) nimmt augenblicklich voller Energie die Hüpfkissen in Beschlag. Zum Kochen gehen wir in die Gemeinschaftskochräume. Aufgrund der erhöhten Brandgefahr ist das Kochen am Zelt verboten.
12. Juli Vang–Gudhjem (Sannes Familiecamping) ca. 20km
Morgens nach dem Aufwachen ist so ziemlich der erste Satz unserer Großen »Aber heute will ich nicht Fahrrad fahren!«. Ich sacke vor Schreck wieder in meinen Schlafsack und gehe nicht weiter darauf ein. Als es wenig später darum geht, wie die Brötchen auf dem Campingplatz geholt werden, besteht sie darauf, mit dem Fahrrad zum »Bäcker« zu fahren. So schlimm kann es also nicht sein.
Heute wollen wir bis zu dem als klein und gemütlich beschriebenen Campingplatz Bådstedt fahren. Wir kommen gut voran. Nach einem kurzen Stück Landstraße geht es über Forst- und Feldwege durch eine abwechslungsreiche Landschaft. Dann beginnt die lange Bergabfahrt in Richtung Sandvig. Im Ort essen wir ein kleines Stück Kuchen. Nach dem Spaziergang durch den Hafen und dem Aufsuchen einer öffentlichen Toilette ist es dann auch gleich Zeit für das Mittagessen.
Hinter Sandvig geht die Strecke über Fahrradwege an Landstraßen entlang. Die Pausen zum Kirschenpflücken werden zum Standard, wenn die Laune der Großen mal wieder ein Fortkommen verhindert. Und ich beginne mit meiner Tochter zu singen, sobald die Motivation nachlässt.
Immer wieder mal koppele ich die Große ans Followme, weil die Route 10 direkt über die Landstraße führt. Mein Mann nimmt mir dann das Zelt ab, aber trotzdem komme ich an meine Grenzen, wenn es ordentlich bergauf geht. Wobei ich schnell unterwegs bin und bergauf meinen Mann abhänge. Bergab dagegen bremse ich viel ab, weil mir eine allzu schnelle Fahrt mit meiner Tochter am Followme zu riskant ist. Relativ früh erreichen wir die Gegend, in der der Campingplatz sein muss, aber wir finden ihn nicht. Zuletzt fahren wir auf ein gleich lautendes Anwesen und erfahren dort, dass der Campingplatz letztes Jahr verkauft wurde und wahrscheinlich nicht mehr betrieben wird. Er ist sowohl auf unserer Karte von 2016 als auch auf den Infoseiten von Bornholm noch zu finden. Zelten wir jetzt wild oder fahren wir bis zum nächsten Campingplatz in Gudhjem? Da es noch relativ früh ist, entscheiden wir uns weiter zu fahren. Der Campingplatz in Gudhjem ist ziemlich groß und alles andere als gemütlich. Wir bekommen aber einen schönen Platz direkt an der Küste zwischen anderen Radreisenden zugewiesen. (Ja, zugewiesen. Ab hier können wir uns auf keinem Platz den Zeltplatz selbst aussuchen.) Wir beschließen hier einen Pausentag einzulegen. Nach zwei Tagen scheint unsere Große einen Tag Pause vom Radfahren gut gebrauchen zu können und die Kleine braucht mal Abwechslung vom Sitzen im Anhänger. Wir müssen hoch und heilig versprechen, dass Morgen im »Blauen Meer« gebadet wird. Gemeint ist das Schwimmbad auf dem Platz.
Wir kochen unser Abendessen direkt am Zelt und fallen bald alle ins »Bett«.
13. Juli Pausentag
Der Pausentag gehört ganz den Kindern und so spielt er sich v.a. im Schwimmbad und auf dem Spielplatz ab. Nebenbei wird Wäsche gewaschen. Ich unterhalte mich mit der heute startenden Gruppe aus zwei Familien, die die Insel in umgekehrter Richtung umrundet haben. Sie haben sich 14 Tage Zeit dazu genommen und daher auch einige Ausflüge unternommen. Mein Mann und ich ärgern uns ein bisschen, dass wir die Gegend rund um Hammershus nicht erkundet haben. Und ich hadere etwas mit dem Umstand, dass wir jetzt weder auf dem Naturlagerplatz, noch auf dem kleinen, gemütlichen Campingplatz übernachten konnten. Die kleinen, einfachen Campingplätze scheinen sich nicht zu halten.
Am Abend machen wir mit den Kindern noch einen kleinen Spaziergang am steinigen Strand und ich fotografiere endlich Mal ausgiebig.
14. Juli Gudhjem–Svaneke (Svaneke Familiecamping Møllebakken) ca. 25km
Am nächsten Tag geht es wieder los in Richtung Svaneke. Wir entscheiden uns für den Umweg über Østerlars mit seiner Kirche, die die älteste Rundkirche von Bornholm ist. Gegenüber trinken wir einen Kaffee in einem urigen Café. Anschließend schlagen wir uns im Landesinnere durch, bis wir wieder auf die Route 10 treffen. Unterwegs treffen wir eine weitere Familie, die mit zwei Kindern unterwegs ist. Der Kleinste war jedoch schon etwas älter als unsere große Tochter. Sie erzählen uns, dass sie vor zwei Jahren schon Mal mit dem Rad auf Bornholm waren und ihr Jüngster damals auch noch nicht selber schalten konnte. Allerdings haben sie damals noch nicht die Umrundung gemacht.
Anschließend führt der Weg ganz idyllisch längs eines Baches unter Bäumen. Hier werden wir von einigen Radfahrern überholt. Man merkt die Nähe zu Svaneke. In Svaneke angekommen, suchen wir vergeblich den ersten der beiden, auf der Karte vermerkten, Campingsplätze. Als wir schließlich auf dem zweiten landen, erfahren wir, dass es den ersten nicht mehr gibt. Überall das gleiche, ob es nun um kleine Ladengeschäfte oder Campingplätze geht, denke ich mir. Zu allem Überfluss werden wir auf dem Platz von laut dröhnender Musik empfangen. Heute sei Strandparty, wurde uns verlautbart. Meine Stimmung sinkt auf einen Tiefpunkt. Zum Glück wird uns ein Platz weit ab vom Strand zugewiesen. Das Kochen am Zelt ist auch auf diesem Platz wegen der Brandgefahr verboten. Meinen Mann stört das kein bisschen, mich dagegen sehr. Ich suche bei solch einer Tour die Ruhe und Abgeschiedenheit. Davon ist jetzt natürlich keine Spur. Neben uns werden Unmengen an gegrilltem Fleisch verspeist. Überhaupt scheint bei den Dänen Camping und Grillen zusammen zu gehören.
15. Juli Svaneke–Dueodde (Bornholms Familiecamping Dueodde) ca. 20km
Von Svaneke aus fahren wir lange so eine Art Uferpromenade entlang. Das erste Stück stinkt es unglaublich, weil am Strand der Tang verfault. Bald verläuft der Weg nicht mehr direkt an der Küste, sondern weiter im Landesinneren. Er ist immer noch gut befahren. Als wir an einem Tisch mit Bänken vorbeikommen, machen wir Mittagspause. Bald darauf führt die Route 10 auf einem Fahrradweg entlang der Landstraße weiter. Eigentlich wollte ich in Dueodde ein zweites Mal auf einem Naturlagerplatz übernachten, aber da klar ist, dass wieder ein Pausentag fällig ist, macht das keinen rechten Sinn. Ich finde mich damit ab. Der Campingplatz in Dueodde ist der schönste auf unser gesamten Tour. Wir bekommen einen Zeltplatz ganz nah am Strand. Auch hier ist das Kochen am Zelt aber verboten.


16. Juli Pausentag
Nach einem ausgiebigen Strandvormittag machen wir eine kleine Radtour zur nächstgelegenen Ortschaft mit Supermarkt. Die Kleine fängt beim Losfahren furchtbar an zu weinen, wir sollen ihre Kuschelente mitnehmen. Ich fahre die paar Meter wieder zurück und hole sie. Als ich wiederkomme, weint sie, weil ihre Trinkflasche fehlt. Etwas genervt fahren wir dennoch los. Worum es ihr da ging, wird uns klar, als sie bei unserer Rückkehr entsetzt feststellt: »Wir haben das Zelt vergessen!« Erstaunlich, wie schnell sich die Kinder an diesen neuen Rhythmus gewöhnt haben.
17. Juli Dueodde–Rønne ca. 30km
Die Strecke von Dueodde nach Rønne ist landschaftlich nicht sonderlich aufregend. Da heute 30km zu bewältigen sind, habe ich unsere Große größtenteils angekoppelt. In Rønne übernachten wir dieses Mal im Vandrerhjem, weil am nächsten Morgen um 8 Uhr schon die Fähre ablegt.
Mein Fazit:
Alles in allem hat die Tour gut geklappt. Für unsere Große war es zeitweise recht anstrengend, aber sie hat sich gut geschlagen. Für mich war es schön, endlich wieder auch mit Kindern unterwegs zu sein, also stets weiter zu ziehen. Schon als Zwölfjährige habe ich versucht, meine Eltern davon zu überzeugen, beim gemeinsamem Kajak-Urlaub doch mal von Zeltplatz zu Zeltplatz zu paddeln – allerdings ohne Erfolg. Was mir gefehlt hat, war die Abgeschiedenheit und Einfachheit. Vielleicht kriege ich meinen Mann nach diesem ersten Test ja dazu, beim nächsten Urlaub mehr Abgeschiedenheit mit den Kindern zu wagen.
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