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Was bedeutet Trekking?
"Trekker sind Leute, die Lebensmittel in abgelegene Regionen tragen, um sie dort zu essen."
Dieser alten Weisheit folgend, machte ich mich Ende Juli 2020 mit 15 kg Proviant auf den Weg in den Sarek Nationalpark in Schweden. Die Route war nur grob geplant - ich wollte einfach einige Wochen in schöner Natur verbringen, ohne dabei auf irgendwelche Hütten zur Versorgung angewiesen zu sein.

Normalerweise reichen mir 15 kg Lebensmittel für 25 Tage Trekking. Der Kalorienverbrauch im Sarek war jedoch geringer, so dass ich am Ende 5 Wochen bleiben konnte, bevor mein Proviant zur Neige ging.
Das Gelände entlang meiner Route war recht einfach. Technische Schwierigkeiten, z.B. steile Schneefelder mit Vereisung oder anspruchsvolle Blockfelder, gab es selten. Es macht deshalb wenig Sinn, mein tägliches Vorankommen im Detail zu beschreiben. Stattdessen möchte ich lieber mehr von der schönen Landschaft zeigen. Die Fotos in meinem Bericht decken einen großen Teil des Nationalparks ab, darunter auch weniger besuchte Gegenden. Am Anfang stehen ein paar typische Landschaften aus den 5 Wochen. Danach zeige ich meine Route ausführlicher in Bildern mit Ortsangaben.
Am Schluss kurz das Wichtigste zu Ausrüstung, Verpflegung und effektivem Mückenschutz. Und ein Fazit, wie sich für mich das Trekking im Sarek vom Trekking in der großen Wildnis unterschieden hat.



Auf den Sarek kam ich eher zufällig: wir hatten eigentlich schon eine brasilianisch-russisch-deutsche Gruppe für eine Trekkingtour in Sibirien gebildet, eine Erstbegehung über 2 Monate. Als Ende Juni klar wurde, dass die Corona-Situation in Russland völlig außer Kontrolle geraten war, mussten wir unsere Pläne jedoch auf bessere Zeiten verschieben. So ging jeder seiner Wege - der eine paddelte in Deutschland, der andere flog von Moskau nach Kamtschatka und dort gleich 2 Wochen in Quarantäne, wieder andere blieben lieber ganz zu Hause. Na und ich fragte Google nach "Europa, Trekking, Wildnis" und stieß so auf den Sarek, auch genannt "Europas letzte Wildnis". Super, passt!









Meine Route (nochmal die Karte): Suorva (30.7.) - Sliehkkojavrre - Nuortap Atjek See - Vuosskelvagge - Pass 1276m/1246m - Guhkesvagge - See 975m - Nijakvagge - Ruohtesvagge - Skarja - Guohpervagge - Nasasvagge - Alggajavrre - Skiejakjavrasj - Njoatsosvagge - Luohttolahko Plateau - Naite - Sarvesvagge - Niejdariehpvagge - Alggavagge - Skarja - Bielavallda - Basstavagge - Rinim - Vassjavagge - Vassjalabbda - Rapadalen Hochroute - Skierffe - Sitojaure - Saltoluokta (5.9.)
Teil 1: Von Suorva über das Ruohtesvagge zum Alggajavrre
Als Startpunkt wählte ich den Staudamm bei Suorva. Von hier kann man eine seltener begangene und landschaftlich sehr schöne Route zum Sarek einschlagen, die durch den Stora Sjöfallets Nationalpark führt. Die Anreise nach Suorva mit Bahn und Bus aus Deutschland ist einfach, die Verbindungen gut.
Die 500 Höhenmeter Direktanstieg vom Staudamm (oben im Bild) aufs Plateau am ersten Tag sind ziemlich anstrengend. Der Körper ist jetzt am schwächsten, der Rucksack noch am schwersten. Der nächste Abschnitt bis zu den Seen im Vuosskelvagge ist dann einfach ("vagge" = Tal).
Nuortap Atjek See

Am Pass zwischen Höhe 1276m und Höhe 1246m erblickt man nach 2-3 Tagen erstmals den Sarek. Es ist eines der schönsten Panoramen im Park.

Das Ahkka Massiv


Als nächstes will ich über den Pass zwischen dem mittleren und dem rechten Berg.

Im Guhkesvagge. Die Furt über den Fluss ist hier am Oberlauf nicht schwierig.
See 975m mit dem Berg Nijak ganz rechts
Mein Weg führt unter der Wand des Nijak vorbei und weiter über den Pass.
Furt über den Suottasjjahka. Insgesamt gab es auf meiner Tour 17 Flussüberquerungen, die beim jeweils angetroffenen Wasserstand alle einfach waren. Zum Durchwaten benutzte ich Trailrunningschuhe.
Am Nijak. Im Bild oben erscheint mein Zelt winzig klein vor der Ostwand des Berges.
Hier traf ich nach 6 Tagen zum ersten mal auf einen anderen Wanderer. Hinter dem Nijak Pass wurde es dann weniger einsam. Dort verläuft im Ruohtesvagge die Sarek-Autobahn, auf der die meisten Touristen den Park durchqueren. Der Aufstieg zum Pass führt über ein steiles, vereistes Schneefeld. Gute Spikes für steiles Gelände wären hier hilfreich gewesen.
Im Nijakvagge beim Abstieg vom Pass. Diesen Bergbach brauchte ich nicht zu furten, da ich nach längerem Suchen eine Schneebrücke fand, die stabil genug aussah. Einige Wochen später war das schon ganz anders: häufig benutzte Schneebrücken waren inzwischen eingestürzt, andere sahen sehr angefressen aus. Ich gehe in solchen Fällen kein Risiko ein. Zusammen mit dem Rucksack hatte ich immerhin mehr als 150 kg Gewicht rüberzubringen.
Im Ruohtesvagge. Hier verläuft der große Trampelpfad durch den Sarek.
Man trifft häufig auf Wandergruppen. Einige Schweden, die in meiner Nähe zelteten, schimpften über die Mückenplage. Mir kamen die Mücken im Sarek eigentlich nicht sehr schlimm vor. Genauer gesagt: falls dieses Jahr typisch war, dann ist der Sarek im August ein mückenarmes Paradies und die schwedischen Mücken sind echte Waschlappen!

Auf dem Trampelpfad läuft es sich unangenehmer als auf Naturboden. Trotzdem sollte man ihn nutzen, sonst sieht's im Sarek irgendwann aus wie auf dem Kungsleden mit immer neuen Parallelspuren.
Skarja, das Herz des Sarek, mit der Brücke und der Notfallhütte. Der einzige Ort, an dem ich auf meiner Tour später noch ein zweites Mal vorbeikommen sollte (und dabei Zeuge eines Notfalls wurde).
In Skarja musste ich mich entscheiden: nach Osten (oben im Bild) oder nach Westen? Hier wie dort sah die Landschaft super aus. Ich entschied mich, zuerst nach Westen ins Guohpervagge zu gehen.
Ein Wort zur Orientierung: Ich benutzte die hervorragende Calazo 1:100.000 Karte. Man kann sich die Gegend auch noch zusätzlich in 1:20.000 aufs Handy laden, um die eigene Position im Zweifelsfall exakt zu bestimmen. Aber generell stellt die Orientierung im Sarek kein Problem dar. Außerdem hatte ich das Buch von Claes Grundsten über Trekking im Sarek mitgenommen. Das hat sich für mich definitiv gelohnt, es enthält viele nützliche Infos zu Furten und Anstiegsrouten auf die Gipfel.


Das Alggavagge (links) und das Guohpervagge, wohin mein Weg führt.
Blick zurück auf das obere Rapadalen
Der markante Berge rechts ist der Guohper, der dem Tal den Namen gibt.
Der Vattendelar Gletscher
Mit Glöckchengebimmel ziehen die ersten Rentiere vorbei. Ab hier sah ich dann täglich welche.
Rentier-Kungsleden
Vor dem Berg im Schatten führt mein Weg vom Guohpervagge links hoch ins Nasasvagge.
Im Nasasvagge
Vor meinem Camp liegt das Alggavagge, dahinter das Sarvesvagge. Noch weiter hinten kann man rechts der Mitte den dunklen Einschnitt des Njoatsosvagge erkennen - mein nächstes Ziel.
Blick über den Padjelanta NP auf die schneebedeckten Berge Norwegens, 50 km entfernt. Ich hatte eine Menge norwegischer Karten kopiert, falls es mir im Sarek langweilig würde. Die Quarantäneregeln für Einreisen aus Schweden waren jedoch bis dahin nicht gelockert worden, und außerdem gefiel es mir im Sarek immer besser. Seit ich den Trampelpfad verlassen hatte, wurde die Landschaft interessanter und auch wieder etwas einsamer. Andere Wanderer sah ich jetzt 1-2 mal am Tag.
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