Siebter Tag, 09.07.2023: Von der Tjäktja-Hütte zu den Alesjaure-Hütten
14 km in 5:30 Stunden
Der Tag begann früh, ich stand um kurz vor zwei Uhr auf, ungeplant, war aber froh, denn bisher hatte ich jede Nacht die Sonne verschlafen. Hier in Tjäktja nachts aufzuwachen, war ein besonderes Ereignis, denn man stand ziemlich hoch über dem Tal nach Norden. Die tiefe Sonne machte interessante Lichtverhältnisse und es war spannend zu beobachten, wie sich das Wetter nachts entwickelt, was man normalerweise verschläft.

Um zehn Uhr ging ich dann los. Die ersten Meter ging ich mit Yannik und Karlchen zusammen, unsere Wege trennten sich nach der Brücke. Portugal war die vollkommen verkehrte Richtung für mich
"Wo geht's hier nach Panama?" Ich ging auf der Ostseite des Flusses noch einmal ganz dicht bis ans Wasser, an den Wasserfall heran. Auf dem Weg quer über die Wiese zurück zum Weg versperrte mir dann ein einzelner Lemming den Weg und versuchte mich mit aggressivem Gebaren zu verscheuchen. Ich erlaubt mir noch, ihn vorsichtig von allen Seiten zu filmen, was er mit einem dynamischen "Komm mir nicht zu nahe!" kommentierte.
Er machte sich lang und markierte wohl die Grasbüschel unter sich und ging zur Tagesordnung über. Ich zog mich wie gewünscht zurück.
Sollte ich ihn mit Studentenfutter anlocken? Komm, wir waren ja nicht im Kindergarten und ich muss auch nicht alles streicheln, was Fell hat. Es war schon grenzwertig übergriffig, überhaupt so nah heranzugehen und ihn zu belauern. Ich wusste ja, dass ich ihn nicht essen wollte, aber er hatte trotz seiner Coolness bestimmt einen Moment lang Panik.
Es ging weiter über erdige Pfade und feine Geröllfelder, ein Flüsschen nach dem anderen ging gut zu überqueren. Während am Vorabend noch unisono berichtet wurde, dass die von Norden Kommenden vier mal ihre Schuhe ausgezogen hätten, um die Gewässer zu durchwaten, war es nach zwei Tagen ohne Regen wieder alles ruhig. Zu schmelzender Schnee machte sich auch langsam rar.
Nach vielleicht anderthalb Stunden kam ich an einem vielleicht 25 m breiten Fluss an, der jedoch ziemlich flach war. Ich wollte nicht lange nach einer passenden Reihe Steinen Ausschau halten und zog direkt meine Schuhe aus. Ich brachte noch die Go Pro auf dem Dreibein-Stick in Position und startete die Aufnahme. Jetzt ging's los, mit Croques und knapp unters Knie gekrempelten Hosenbeinen ins erfrischende Nass. Stapf, stapf, stapf.... platsch, platsch und schon war ich drüben. Das ging prima. Noch im Wasser kam mir eine Frau aus dem asiatischen Raum entgegen, es war wohl eine Wandergruppe, da waren bestimmt über zehn Wanderer aus Fernost und die waren gut drauf, schienen erfahren, wenig Gepäck und strammen Schrittes kamen sie ans Ufer und gingen fast ohne erkundende Blicke scheinbar einfach drauf los. Die Go Pro filmte auch, wie die Frau über die Steine durch die Fluss ging, dann sagte sie etwas neben der Kamera und auf einmal begann sich in der Aufnahme die Erde zu drehen und sie blickte in die Kamera. Da hatte sie doch tatsächlich meine Kamera hochgenommen! Sie redete mit einem anderen Wanderer in einer mir unbekannten Sprache und wurde sich wohl ziemlich schnell bewusst, dass die dort jemand zum Filmen aufgestellt hatte. "Oh sorry, I'm sorry", wiederholte sie immer wieder und versuchte offensichtlich, die Kamera wieder hinzustellen, doch das Dreibein hatte sich wahrscheinlich eingeklappt, sodass sie das auf Anhieb nicht hinbekam.
Ich hatte unter dess meinen Rucksack auf der anderen Seite abgelegt und war den Rückweg angetreten und sah das Drama.

Sie ordnete mich der Kamera zu und begann, sich bedauernd zu entschuldigen, sie tat mir schon richtiggehend leid. Ich versuchte sie zu beruhigen: "Thank you, you're welcome!" Sie entschuldigte sich mehrmals und ich hoffte , dass zumindest ein Teil meiner Überquerung aufgenommen wurde und so war es auch. Nun hatte ich zusätzlich auch noch ein Dokument über ein sicher gut gemeintes und etwas tollpatschiges Verhalten, das zum Glück keinen Schaden verursacht hat und worüber ich großzügig hinwegschauen konnte. Nun noch zurück zum Rucksack (hoffentlich hatte mir den jetzt keiner nachgetragen :-DDD, dann war ich wirklich gut erfrischt nach drei Runden Wassertreten.
Weiter ging es auf nur ganz leicht hügeligem Weg mit sehr angenehm zu gehenden Abschnitten. Ich hörte wieder den Ruf eines Fjällabb "piäää, piäää", blieb stehen und hielt nach ihm Ausschau. Oft flog bis dahin einer auf, ein paar Meter weiter und setzte sich wieder, piepte dabei die ganze Zeit, als ob er einen weglocken wollte. Diesmal war der Ruf stationär, ich trat einen halben Schritt neben den Weg, da veränderte sich der Ruf und er wechselte zwischen "piäää" und "piuuu", wurde eindringlicher, vielleicht warnend und dann stieg er in etwa zwanzig Metern Entfernung auch schon auf und flog auf mich zu. Zuerst hob ich schützend die Arme, doch in zwei Metern Entfernung blieb er in der Luft flatternd stehen und rief jetzt wohl, dass ich mich verziehen sollte. Er drehte ab, flog eine Runde und kam wieder und versuchte mich wegzudrängen. Nach einem Moment kam der Zweite hinzu und sie flogen mich teils zugleich, teils abwechselnd an.

Sie waren sehr elegant und mutig, setzten sich bestimmt für ihr Gelege ein. Wie angewurzelt vor Faszination blieb ich einen Moment stehen, bis ich wieder den halben Schritt zurück auf den Weg machte und mich orientierte. Der erste flog dorthin, wo er aufgestiegen war und besetzte wohl wieder sein Gelege, der andere flog noch zwei mal in einem großen Kreis um mich herum, bis er sich etwas abgesetzt vom Ersten niederließ. Beeindruckt ging ich weiter.
Es war wirklich warm und die Menschen passten ihre Kleidung an. :-D
Eine Nacktwandergruppe ist mir jedoch nicht begegnet.
Landschaft, Landschaft, Landschaft.
Ein Pärchen kam mir entgegen und trat einen kleinen Moment früher zur Seite, um mich passieren zu lassen. Ich grüßte sie "Hej" und sie lachten ziemlich deutsch beim Erwidern des Grußes, doch nein, ich wünschte Ihnen "Have a save trip!"
Dann wieder Steinmännchen, diesmal ganz besondere, Makro-Steinmännchen, aber sehr fein ausbalanciert. Höhe etwa 7 und 4 cm.


Ich stieß auf eine deutsche Dreier-Gruppe. Er saß am Boden und war neben seinem riesengroßen Rucksack kaum zu sehen, dabei war er selbst ein Hüne von einem Mann. Neben ihm standen zwei Frauen, allesamt zwischen 25 und 30. Er war ziemlich fertig und hatte Schmerzen im Knie. Rucksack wog wohl 30 kg und er hatte großes vor. Sie gehörten nicht zusammen, die Frauen waren nur stehen geblieben, als sie ihn fast kläglich, fast resigniert am Boden neben dem Weg sitzen sahen. Seine Idee war der Weg nach Hemavan. Knie schmerzte, er war viel zu warm angezogen mit Kapuzenpulli, langem warmen Bart, klitschnass geschwitzt, Rucksack untragbar schwer, er selber ein sehr großer und schwerer Mensch, ich glaube fast auch mit Blasen an den Füßen, die Schuhe waren glaube nicht eingelaufen und er war an diesem Tag schon ganz früh von Abiskojaure gekommen, also vielleicht schon 25 km unterwegs. Sie überlegten, wie sie mit ihm umgehen sollten. Auf alle Fälle ging das so nicht weiter mit ihm. Er zog seinen Pullover aus. Wir überlegten, wie er sein Rucksackgewicht reduzieren könnte. Er hatte viele Lebensmittel dabei und Kleidung für viel kältere Witterung. Wir schlugen vor, dass er einen Teil in der nächsten Hütte verschenken sollte und sich mehr auf die wichtigsten Dinge fokussieren sollte. Er sagte, dass er sich auch unterwegs Nahrung kaufen könnte. Auf jeden Fall brauchte er eine Pause und Wasser. Beides stand zur Verfügung und wir kamen zu dem Schluss, dass ich weiter gehen könnte.
Als nächstes traf ich das deutsche Pärchen, dem ich von ihm erzählte und dass er im Moment eine Menge Motivation bräuchte, um seinen Plan umzusetzen... tja, was einem so einfiel den Moment. Der Mann hat mich schon bewegt. Ich dachte auch an den wortkargen Lehrer aus Stockholm, den wir in 2019 in einigen Hütten getroffen hatten, der in Trailrunners, Radlerhose, T-Shirt, Funktionsjacke, Zelt, Wasserflasche, vielleicht auch Kocher, ein Bisschen Nahrung, einem vielleicht 25 l Rucksack und Kreditkarte seit zwei Wochen unterwegs war... von Hemavan! Und es war damals ja etwas frischer. In Abisko trafen wir ihn dann wieder in frischer Jeans, Shirt und frisch rasiert... er hatte das schon einmal gemacht.
Dann tauchte auch schon der Alesjaure am Horizont auf und das Ziel war zu sehen. Ach so, Pause wollte ich ja auch noch machen, es lief so gut bisher und ich hatte Zeit für süßen Kaffee und Studentenfutter. Vor dem Alesjaure begann sich der Fluss schon zu mehreren kleinen Seen zu stauen, der Weg ging über einige gletschergehobelte Felskuppen und kurz vor der Brücke zur Hütte auch durch menschhohes Gestrüpp rechts und links des Weges. Es lagen teilweise zwei mal zwei Bohlen in Radstandentfernung und es war eine Quadschneise durchs Gebüsch gefräst. Hütte wieder erkannt, gleicher Schlafraum, anderes Bett. Nancy und Catherine kamen auch bald und die Hütte füllte sich. Sauna, Wäsche waschen, Essen kochen. Stugvärd David war auch da, er hatte vier Wochen die Sälka-Hütten betreut und war nun auf dem Weg nach Abisko und nach Hause. Wir berieten uns für meine Tour vor Ort am nächsten Tag. Ich wollte ins Visttasvaggi um den Berg Unna Visttascohkka herum und durchs Unna Visttasvaggi wieder zurück. Das wären 20 km mit leichtem Gepäck gewesen, wenn ich am Südostrand des Berges über den Fluss gekommen wäre. Wenn nicht, wäre ich wieder zurück gegangen, was auch schön zu sein versprach. Bis zur Brücke an der Visttasstugan wollte ich nicht gehen, das wären noch einmal 7 km Umweg gewesen. Er fragte sich noch bei den anderen durch und meinte, es könnte möglich zu gehen sein, aber es blieb ungewiss. Sicher war es auch nur eine Frage von Wasserscheue, denn der Fluss war an der Stelle nur als blauer Strich eingezeichnet, durchwaten bestimmt möglich. Doch wenn sich der mit auf der Karte angedeutetem dichten Buschwerk paarte, sollte es mühsam werden.
Da war ja noch das alte steinerne Rengärde auf dem Doaresoaivi direkt gegenüber der Hütten, von dem Barbara in Sälka schon erzählt hatte. Nancy und Catherine wollten am Folgetag auch dort hin. Ich schlief eine Nacht drüber.
14 km in 5:30 Stunden
Der Tag begann früh, ich stand um kurz vor zwei Uhr auf, ungeplant, war aber froh, denn bisher hatte ich jede Nacht die Sonne verschlafen. Hier in Tjäktja nachts aufzuwachen, war ein besonderes Ereignis, denn man stand ziemlich hoch über dem Tal nach Norden. Die tiefe Sonne machte interessante Lichtverhältnisse und es war spannend zu beobachten, wie sich das Wetter nachts entwickelt, was man normalerweise verschläft.
Um zehn Uhr ging ich dann los. Die ersten Meter ging ich mit Yannik und Karlchen zusammen, unsere Wege trennten sich nach der Brücke. Portugal war die vollkommen verkehrte Richtung für mich

Er machte sich lang und markierte wohl die Grasbüschel unter sich und ging zur Tagesordnung über. Ich zog mich wie gewünscht zurück.
Sollte ich ihn mit Studentenfutter anlocken? Komm, wir waren ja nicht im Kindergarten und ich muss auch nicht alles streicheln, was Fell hat. Es war schon grenzwertig übergriffig, überhaupt so nah heranzugehen und ihn zu belauern. Ich wusste ja, dass ich ihn nicht essen wollte, aber er hatte trotz seiner Coolness bestimmt einen Moment lang Panik.
Es ging weiter über erdige Pfade und feine Geröllfelder, ein Flüsschen nach dem anderen ging gut zu überqueren. Während am Vorabend noch unisono berichtet wurde, dass die von Norden Kommenden vier mal ihre Schuhe ausgezogen hätten, um die Gewässer zu durchwaten, war es nach zwei Tagen ohne Regen wieder alles ruhig. Zu schmelzender Schnee machte sich auch langsam rar.
Nach vielleicht anderthalb Stunden kam ich an einem vielleicht 25 m breiten Fluss an, der jedoch ziemlich flach war. Ich wollte nicht lange nach einer passenden Reihe Steinen Ausschau halten und zog direkt meine Schuhe aus. Ich brachte noch die Go Pro auf dem Dreibein-Stick in Position und startete die Aufnahme. Jetzt ging's los, mit Croques und knapp unters Knie gekrempelten Hosenbeinen ins erfrischende Nass. Stapf, stapf, stapf.... platsch, platsch und schon war ich drüben. Das ging prima. Noch im Wasser kam mir eine Frau aus dem asiatischen Raum entgegen, es war wohl eine Wandergruppe, da waren bestimmt über zehn Wanderer aus Fernost und die waren gut drauf, schienen erfahren, wenig Gepäck und strammen Schrittes kamen sie ans Ufer und gingen fast ohne erkundende Blicke scheinbar einfach drauf los. Die Go Pro filmte auch, wie die Frau über die Steine durch die Fluss ging, dann sagte sie etwas neben der Kamera und auf einmal begann sich in der Aufnahme die Erde zu drehen und sie blickte in die Kamera. Da hatte sie doch tatsächlich meine Kamera hochgenommen! Sie redete mit einem anderen Wanderer in einer mir unbekannten Sprache und wurde sich wohl ziemlich schnell bewusst, dass die dort jemand zum Filmen aufgestellt hatte. "Oh sorry, I'm sorry", wiederholte sie immer wieder und versuchte offensichtlich, die Kamera wieder hinzustellen, doch das Dreibein hatte sich wahrscheinlich eingeklappt, sodass sie das auf Anhieb nicht hinbekam.
Ich hatte unter dess meinen Rucksack auf der anderen Seite abgelegt und war den Rückweg angetreten und sah das Drama.
Sie ordnete mich der Kamera zu und begann, sich bedauernd zu entschuldigen, sie tat mir schon richtiggehend leid. Ich versuchte sie zu beruhigen: "Thank you, you're welcome!" Sie entschuldigte sich mehrmals und ich hoffte , dass zumindest ein Teil meiner Überquerung aufgenommen wurde und so war es auch. Nun hatte ich zusätzlich auch noch ein Dokument über ein sicher gut gemeintes und etwas tollpatschiges Verhalten, das zum Glück keinen Schaden verursacht hat und worüber ich großzügig hinwegschauen konnte. Nun noch zurück zum Rucksack (hoffentlich hatte mir den jetzt keiner nachgetragen :-DDD, dann war ich wirklich gut erfrischt nach drei Runden Wassertreten.
Weiter ging es auf nur ganz leicht hügeligem Weg mit sehr angenehm zu gehenden Abschnitten. Ich hörte wieder den Ruf eines Fjällabb "piäää, piäää", blieb stehen und hielt nach ihm Ausschau. Oft flog bis dahin einer auf, ein paar Meter weiter und setzte sich wieder, piepte dabei die ganze Zeit, als ob er einen weglocken wollte. Diesmal war der Ruf stationär, ich trat einen halben Schritt neben den Weg, da veränderte sich der Ruf und er wechselte zwischen "piäää" und "piuuu", wurde eindringlicher, vielleicht warnend und dann stieg er in etwa zwanzig Metern Entfernung auch schon auf und flog auf mich zu. Zuerst hob ich schützend die Arme, doch in zwei Metern Entfernung blieb er in der Luft flatternd stehen und rief jetzt wohl, dass ich mich verziehen sollte. Er drehte ab, flog eine Runde und kam wieder und versuchte mich wegzudrängen. Nach einem Moment kam der Zweite hinzu und sie flogen mich teils zugleich, teils abwechselnd an.
Sie waren sehr elegant und mutig, setzten sich bestimmt für ihr Gelege ein. Wie angewurzelt vor Faszination blieb ich einen Moment stehen, bis ich wieder den halben Schritt zurück auf den Weg machte und mich orientierte. Der erste flog dorthin, wo er aufgestiegen war und besetzte wohl wieder sein Gelege, der andere flog noch zwei mal in einem großen Kreis um mich herum, bis er sich etwas abgesetzt vom Ersten niederließ. Beeindruckt ging ich weiter.
Es war wirklich warm und die Menschen passten ihre Kleidung an. :-D
Eine Nacktwandergruppe ist mir jedoch nicht begegnet.
Landschaft, Landschaft, Landschaft.
Ein Pärchen kam mir entgegen und trat einen kleinen Moment früher zur Seite, um mich passieren zu lassen. Ich grüßte sie "Hej" und sie lachten ziemlich deutsch beim Erwidern des Grußes, doch nein, ich wünschte Ihnen "Have a save trip!"
Dann wieder Steinmännchen, diesmal ganz besondere, Makro-Steinmännchen, aber sehr fein ausbalanciert. Höhe etwa 7 und 4 cm.
Ich stieß auf eine deutsche Dreier-Gruppe. Er saß am Boden und war neben seinem riesengroßen Rucksack kaum zu sehen, dabei war er selbst ein Hüne von einem Mann. Neben ihm standen zwei Frauen, allesamt zwischen 25 und 30. Er war ziemlich fertig und hatte Schmerzen im Knie. Rucksack wog wohl 30 kg und er hatte großes vor. Sie gehörten nicht zusammen, die Frauen waren nur stehen geblieben, als sie ihn fast kläglich, fast resigniert am Boden neben dem Weg sitzen sahen. Seine Idee war der Weg nach Hemavan. Knie schmerzte, er war viel zu warm angezogen mit Kapuzenpulli, langem warmen Bart, klitschnass geschwitzt, Rucksack untragbar schwer, er selber ein sehr großer und schwerer Mensch, ich glaube fast auch mit Blasen an den Füßen, die Schuhe waren glaube nicht eingelaufen und er war an diesem Tag schon ganz früh von Abiskojaure gekommen, also vielleicht schon 25 km unterwegs. Sie überlegten, wie sie mit ihm umgehen sollten. Auf alle Fälle ging das so nicht weiter mit ihm. Er zog seinen Pullover aus. Wir überlegten, wie er sein Rucksackgewicht reduzieren könnte. Er hatte viele Lebensmittel dabei und Kleidung für viel kältere Witterung. Wir schlugen vor, dass er einen Teil in der nächsten Hütte verschenken sollte und sich mehr auf die wichtigsten Dinge fokussieren sollte. Er sagte, dass er sich auch unterwegs Nahrung kaufen könnte. Auf jeden Fall brauchte er eine Pause und Wasser. Beides stand zur Verfügung und wir kamen zu dem Schluss, dass ich weiter gehen könnte.
Als nächstes traf ich das deutsche Pärchen, dem ich von ihm erzählte und dass er im Moment eine Menge Motivation bräuchte, um seinen Plan umzusetzen... tja, was einem so einfiel den Moment. Der Mann hat mich schon bewegt. Ich dachte auch an den wortkargen Lehrer aus Stockholm, den wir in 2019 in einigen Hütten getroffen hatten, der in Trailrunners, Radlerhose, T-Shirt, Funktionsjacke, Zelt, Wasserflasche, vielleicht auch Kocher, ein Bisschen Nahrung, einem vielleicht 25 l Rucksack und Kreditkarte seit zwei Wochen unterwegs war... von Hemavan! Und es war damals ja etwas frischer. In Abisko trafen wir ihn dann wieder in frischer Jeans, Shirt und frisch rasiert... er hatte das schon einmal gemacht.
Dann tauchte auch schon der Alesjaure am Horizont auf und das Ziel war zu sehen. Ach so, Pause wollte ich ja auch noch machen, es lief so gut bisher und ich hatte Zeit für süßen Kaffee und Studentenfutter. Vor dem Alesjaure begann sich der Fluss schon zu mehreren kleinen Seen zu stauen, der Weg ging über einige gletschergehobelte Felskuppen und kurz vor der Brücke zur Hütte auch durch menschhohes Gestrüpp rechts und links des Weges. Es lagen teilweise zwei mal zwei Bohlen in Radstandentfernung und es war eine Quadschneise durchs Gebüsch gefräst. Hütte wieder erkannt, gleicher Schlafraum, anderes Bett. Nancy und Catherine kamen auch bald und die Hütte füllte sich. Sauna, Wäsche waschen, Essen kochen. Stugvärd David war auch da, er hatte vier Wochen die Sälka-Hütten betreut und war nun auf dem Weg nach Abisko und nach Hause. Wir berieten uns für meine Tour vor Ort am nächsten Tag. Ich wollte ins Visttasvaggi um den Berg Unna Visttascohkka herum und durchs Unna Visttasvaggi wieder zurück. Das wären 20 km mit leichtem Gepäck gewesen, wenn ich am Südostrand des Berges über den Fluss gekommen wäre. Wenn nicht, wäre ich wieder zurück gegangen, was auch schön zu sein versprach. Bis zur Brücke an der Visttasstugan wollte ich nicht gehen, das wären noch einmal 7 km Umweg gewesen. Er fragte sich noch bei den anderen durch und meinte, es könnte möglich zu gehen sein, aber es blieb ungewiss. Sicher war es auch nur eine Frage von Wasserscheue, denn der Fluss war an der Stelle nur als blauer Strich eingezeichnet, durchwaten bestimmt möglich. Doch wenn sich der mit auf der Karte angedeutetem dichten Buschwerk paarte, sollte es mühsam werden.
Da war ja noch das alte steinerne Rengärde auf dem Doaresoaivi direkt gegenüber der Hütten, von dem Barbara in Sälka schon erzählt hatte. Nancy und Catherine wollten am Folgetag auch dort hin. Ich schlief eine Nacht drüber.
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