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Seit der Rückkehr aus Schweden sind erst wenige Wochen vergangen. Das Erlebte ist also noch recht frisch und darum beginne ich am Besten, auch wenn es gelegentlich ein bisschen Überwindung kostet, mit dem Schreiben des Tourenberichtes. Ab und zu komme ich an den Punkt, dass es eigentlich doch viel bequemer wäre, lediglich die Fotos von der Tour mit einer kurzen Bildunterschrift als Tourenbericht zu veröffentlichen. Bequem, da man die Erlebnisse nicht auch noch in eine Erzählform niederschreiben muss. Erlebbarer macht so einen Reisebericht meines Erachtens aber erst das geschriebene Wort. Entscheiden könnt ihr ja selbst, ob Bilder ausreichen oder das Ganze darüber hinaus auch lesenswert ist.
1. Teil
Hin wandern und los paddeln
Neben dem Paddeln haben Karin und mir das Wandern in den letzten Jahren als Outdooraktivität viel Spannung und unvergessliche Erlebnisse gebracht. Warum also beides nicht mal mit einander verbinden? Als erfahrene Nordlandfahrer fiel es uns nicht schwer, in Schweden ein geeignetes Revier für diese Kombination zu finden. Bedingungen hierfür waren: ein paddelbares Seensystem in dessen Nähe sich Wanderpfade durch die Fjällwelt Skandinaviens ziehen und außerdem sollte das Abenteuer möglichst als Rundtour machbar sein. Zuerst fiel uns da das Rogenseengebiet in Härjedalen ein, aber da waren wir ja bereits 2006 unterwegs. Schöner ist es, hin und wieder etwas Neues zu erkunden, obwohl wir natürlich gerne zu den besonders schönen Plätzen vergangener „Abenteuer“ zurückkehren. Und wir entschieden uns dann auch für eine Region, die in unmittelbarer Nachbarschaft zum Rogenseengebiet liegt.
„Hin wandern und los paddeln“ war das Motto unserer Tour. Natürlich hätten wir uns für das entsprechende „Kleingeld“ auch mit dem Helikopter von Grövelsjön aus einfliegen lassen können. Aber wir wollten uns jeden Meter aus eigener Kraft verdienen.
2x Klick!

Verzögerung beim Aufbruch
Nach einigen Tagen der Akklimatisierung in den Wäldern Värmlands brachen wir an einem herrlich sonnigen und ziemlich warmen Montag im Juli in den Norden der schwedischen Provinz Dalarna auf, um dort unsere Tour zu starten.

unser Camp im Glaskogen, Värmland
Wie wir aus dem Internet erfuhren wurde Deutschland in diesen Tagen mit Temperaturen von 38° C „gar gekocht“. Schön, hier im „kühleren“ Norden zu sein. Gleichzeitig war bei dem Gedanken an die Zukunft in Sachen extremer Wetterereignisse in Deutschland und anderswo aber auch ein unterschwellig flaues Gefühl vorhanden. Die 2-Tagesprognose hinsichtlich der zu erwartenden Niederschlagsmengen in der Zielregion um Grövelsjön sah wirklich nicht besonders ermutigend aus. Im Vertrauen auf die Richtigkeit der Vorhersage entschieden wir, wie sich später zeigte genau richtig, erstmal auf dem Zeltplatz in Idre einen Zwischenstopp einzulegen. Idre (südsamisch: Eajra) ist übrigens im Land der Sami die südlichste Samengemeinde (sameby) in der Rentierwirtschaft betrieben wird. Etwa 2000 Rentiere, Kälber nicht eingerechnet, wandern hier durch die Fjällregionen von Eajra/Idre.
Dienstagmorgen gab es dann wie vorhergesagt ein heftiges Gewitter und am Nachmittag fielen bei einem Starkregen wenigstens 35 mm Niederschlag in einer Dreiviertelstunde. Das ist ganz ordentlich!

Mehr hätte es nicht werden dürfen.
Weil wir wegen der Startverzögerung schon ganz kribbelig waren, wurden am Abend die Rucksäcke gepackt. Unser Elan beim Packen war nicht besonders überschwänglich, denn irgendwie ist man bei solch einem Outdoorurlaub immer am Einpacken, Auspacken, Zurückpacken und Umsortieren. Wirklich Spaß macht das nicht.
Von Fehlprognosen, netten Bekanntschaften und einem Happyend
Eigentlich sollte der Mittwoch laut Wetterbericht ein Tag sein, an dem sich Sonne und Wolken am Himmel abwechseln. Auf der Fahrt rauf in die Fjällwelt ist davon aber keine Spur zu sehen. Düsterer Himmel und trübes Nieselwetter sind unsere Begleiter. Tief hingen die Wolken und verdeckten die Berge ringsum. Uns wurde wie schon so oft klar, worin tatsächlich die Bedeutung einer Wetterprognose besteht.
In Grövelsjön angekommen bogen wir vor der Fjällstation Richtung Sjöstugan ab, parkten dort das Auto, schmissen uns die Rucksäcke auf die Rücken und brachen ohne weiteres Zögern auf.

Der Aufstiegsweg ins Fjäll ist bei der Anfahrt gut zu erkennen.

Jeder von uns muss seine Last zum Gelingen der Tour tragen.
Das Tagesziel ist das 9 oder 10 km entfernte Sylen. Kontinuierlich aber moderat geht es zunächst etwa zweidrittel des Weges von ca. 760 m auf 1060 m ü. NN bergan. Einige Tagestouristen kommen uns entgegen, von denen viele einen Hund dabei haben. Da unsere Laika-Hündin in letzter Zeit auf ihre Weise recht dominant auf fremde Artgenossen reagiert, heißt es für mich: Achtung, Abstand halten!
Bald beginnt es zu nieseln, was den Einsatz von Regenjacken und Rucksackregenhüllen erfordert. Oben am Pass, zwischen den Bergen Sjöhöjden und Salsfjellet angekommen, begegnen uns drei taffe Herren aus dem südschwedischen Småland. Das geschätzte Gesamtalter der drei liegt bestimmt über der Marke von 190 Jahren. Zwischen uns entflammt ein Gespräch über Gott und die Welt, von Henning Mankell, Stieg Larsson, Anne Holt, schwedischen Schauspielern wie Noomi Rapace, Mikael Nyqvist, Reiseziele der Schweden, Outdoorausrüstung, schwedische Nationalparks bis hin zur Wolfslizenzjagd in Schweden. Letzteres hat mich als bekennender Wolfsfreund natürlich besonders interessiert (www.AmarokTV.de).

Smalltalk am Pass, Englisch, Schwedisch, Deutsch – man versteht sich gut.
Nach der überaus unterhaltsamen Smalltalkpause geht es mental und physisch gestärkt Sylen entgegen. Bald eröffnete sich uns der Blick hinab auf den Bergbauernhof „Ryvang Gård“ in Sylen und auf den norwegischen Teil des Sees Grövelsjön. Vor dem Etappenziel gibt es einen steinigen und einigermaßen steilen Abstieg zurück auf die Ausgangshöhe von 760 m.
2x Klick!

Blick auf das Nordende des Grövelsjön und Sylen
Am Nordende des Grövelsjön finden wir in exklusiver Seelage einen akzeptablen Stellplatz fürs Zelt. Nach kulinarischer Stärkung durch eine Waldpilzsuppe und Polarbröd belohnt uns der erste Tourentag mit blauem Himmel und tief stehender Abendsonne, die das einzigartige Licht des Nordens bringt. Das kann man wohl Happyend des Tages nennen.

am Grövelsjön

Zeltplatz mit Fjällpanorma, Blickrichtung nach Süden

Zeltplatz mit Fjällpanorma, Blickrichtung nach Norden

Prachttaucher aus Nahdistanz

nach dem Auftauchen
Fortsetzung folgt!
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