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habe nun mein Tourbuch für meine Skandinavientour fertig gestellt und wollte es euch nicht vorenthalten. Da es sich um eine Tour über 33 Tage handelt ist einiges zusammengekommen
Vorgeplänkel
Da ich es am 16. August des Jahres 2009 vorzog gegen eine Schranke in der Dresdner Heide und nich daran vorbei zu fahren, war ich für ein halbes Jahr nicht im Stande Sport zu treiben. Nachdem ich mich dann im April/ Mai für dreieinhalb Wochen nach Schottland verzog und wieder langsam in Form kam, später dann im Juni mit Tommy nach Irland zog - weniger aktiv aber trotzdem spaßig, musste ich irgendwie noch einmal raus. In den Norden sollte es gehen - aber wie? Wieder zu Fuß oder einen Wohnwagen mieten - hmmm. Da ich im Juli spontan ein neues Rad kaufte, mehr oder weniger gezwungen, da mein altes, mit seinem verbeulten Rahmen, einen Totalschaden darstellte, wuchs in mir die Idee doch mal wieder mit Gepäck auf‘s Rad zu steigen. Gesagt getan, diverse Utensilien noch zusammengetragen und eine Route geplant. Mit der Fähre sollte es nach Schweden gehen um den Hick Hack mit dem Flugzeug zu umgehen. Der erste Plan sah vor von Rostock nach Trelleborg zu fahren und dann direkt in den Norden auf dem Sverigeleden. Später entschied ich mich dazu die Fähre von Kiel nach Göteborg beziehungsweise am Ende von Oslo nach Kiel zurück zu nehmen. Das heist, der Plan sollte im grunde eine Tour von Göteborg nach Oslo darstellen, wobei ich auf dem Sverigeleden nach Norden radeln wollte und dann auf norwegischer Seite zurück nach Oslo. Das alles klappte mehr oder weniger reibungslos.
Da wieder keiner mit wollte zog ich allein hinaus in die Welt und kehrte nach einem fantastischen Erlebnis glücklich und lebendig ohne größere Blessuren heim.
und so lief es ab.....

1. Tag (6,23 km)
Mit Kater und verklebten Augen quälte ich mich aus dem Bett. Angezogen, Zahn geputzt und los ging‘s. Das Rad stand bereits fertig gepackt bereit und musste nur noch das Treppenhaus hinunter getragen werden - eine tolle Tagesaufgabe für ein übermüdetes Individuum wie mich. Nach den ersten 100 m gingen mir die Beinlinge (gekauft am Vortag) durch den Kopf und das jene noch in meinem Rucksack liegen, original verpackt mit Kassenbon in der Globi-Tüte – also zurück, man will sie ja schließlich nicht umsonst gekauft haben. Auf dem Weg zum Bahnhof, fiel natürlich auch meine Wasserbulle (essentiell für einen dehydrierten Trinker!) vom Rad unter einen Transporter, also noch mal kriechen angesagt.
Glücklich im Zug sitzend (ja ich hab‘s geschafft, durch den Verkehr bis zum richtigen Gleis und den richtigen Zug) fiel mir ein anderer Radfahrer auf, der gerade sein Rad abstellte und abschloss – und dann schoss es mir mit geringer Verzögerung durch den Kopf: „wie schließe ich eigentlich mein Rad ab?“ Mein Schloss hab ich griffbereit auf das Gepäck geschnallt, nichts desto trotz hängt aber mein Schlüssel am Schlüsselbund, welches ich wiederum am Vorabend Sven überließ …, schließlich wollte ich nicht unnötig Schlüssel mit mir in Schweden herum schleppen oder gar Haustür und Briefkastenschlüssel vom Bund entfernen. Die Zugfahrt nach Kiel war ziemlich ereignislos, nur im IC hat‘s mich 2 mal gehoben und der Gedanke statt unnötiger Schlüssel nun ein unnötiges Schloss mit zu schleppen bereitete mir weiteres Unbehagen.
In Kiel angekommen – kurz orientiert und direkt zur Fähre. Nachdem man noch ‚ne Weile dem Entladeprozess zuschauen durfte (Fähre hatte 3 Stunden Verspätung) gab‘s auch noch Probleme mit meinem Boarding Pass und dem leicht inkompetenten Personal - nutzlos von A nach B geschickt um weiter zu C zu latschen um dann wieder bei A zu landen. Ein Pärchen, welches auch mit dem Rad unterwegs war, kam allerdings während meines hin und herwatschelns auch nicht auf die Fähre - eine Mischung aus Genugtuung und Ernüchterung machte sich bei mir breit. Kurz bevor es dann letztenendlich doch losgehen sollte wollte mir D helfen und schaffte auch nicht mehr als A und C zusammen - naja verwunderlich war das dann auch nicht mehr.
In meiner Kabine war ich dann leider auch nicht allein - ich sollte noch einen schnarchenden Zimmergenossen bekommen, welch freudige Überaschung. Die Fahrt an sich war aber sehr ruhig.
2. Tag (75,11 km, Ø 16,43km/h)
Lieblich von meinem Zimmergenossen, schwedischer Abstammung, geweckt worden (unter anderem auch diverse male in der Nacht durch etaige Toilettengänge) stand ich gegen 6 vor der Kabine und machte mich auf die Suche nach einem gemütlichen Fleckchen um mein Büchle zu schreiben, lesen und das Frühstück zu erwarten. Um 7 Uhr war es dann soweit und ich schlug mir den Magen voll, in Erwartung einen nicht wenig anstrengenden Tag vor mir zu haben. Halb 10 ging‘s dann runter zu Ladebucht und ich belud mein Fahrrad. Ein Kurzer Plausch mit dem Pärchen ergab, dass sie weniger Erfahrung haben und auf den Weg gen Süden an der Küste entlang sind.
Gegen 10 fiel der Startschuss und Ich fuhr irgendwie mehr oder weniger planlos drauflos, im Hinterkopf einen Bankautomaten und grob in Richtung Norden. Irgendwie kam ich dann sogar auf den Sverigeleden und fuhr Stadt einwärts, ein Bankautomat ließ sich auftreiben aber der Sverigeleden war auch bei Zeiten wieder verschwunden. Also kämpfte ich mich weiter irgendwie durch gen Norden, entlang der E 45. Hier und da fuhr ich auf dem Sverigeleden aber ich verlor ihn wieder, weshalb ich mich dann bis Kungälv an die E45 gehalten habe. Eine eher ungemütliche Strecke, auf Grund des Regen Verkehrsaufkommens aber ich hatte nur eins im Sinn „So schnell wie möglich in den Norden der Welt“ und da wird auch in Kauf genommen vorzeitig über den Haufen gefahren zu werden - zumindest an den Stellen ohne Standstreifen.


Ab Kungälv wurde es dann glücklicherweise Abseits der E45 merklich ruhiger, aber irgendwie machte sich jetzt der Wind daran, mein Unterfangen etwas Würze zu verleihen. Man lernte jedes Stückchen Wald schätzen und freute sich auf jedes weitere, welches man am Horizont ausmachen konnte. Dafür verwöhnte mich aber die Sonne mit mehr als angenehmen Temperaturen zum Radfahren zwischen 15 und 20°C. Als meine Beine nach 65 km nicht mehr wirklich wollten und meine Motivation dem Nullpunkt entgegen raste, vorwärts ging‘s schließlich langsamer als erhofft, hielt ich Ausschau nach einem geeigneten Zeltplatz. Nicht so einfach, keine gewöhnlichen Ortschaften nur immer hier und da ein Haus aber keine richtige Nische für mich. Letzten Endes fand ich ein kleines Fleckchen am Waldrand, verdeckt durch ein paar Bäume.
Etwas ungewiss, was mich die nächsten Wochen so erwarten würde, legte ich mich schlafen, nicht ahnend, dass am späteren Abend noch zwei Hirsche aus dem Wald, recht knapp an meinem Zelt vorbei, geschossen kommen würden - naja, dass kann ja was werden ...
3. Tag (85,35 km, Ø 17,51 km/h)
Ein feuchtes Erwachen, alles nass - aber egal, Zusammengepackt und los geht‘s, man will ja schließlich weiter und wenn möglich weiter als gestern. Schnell noch ein paar Äpfel vom Baum nebenan geschnappt und das Frühstück um ein paar Vitamine ergänzt. Subjektiv gestärkt ging es weiter auf dem Sverigeleden (auf dem ich mich unwissend befand), welcher mich weiter über Flachland mit viel Wald führte. Die Städte links liegen gelassen und heil froh ohne großes Verfahren wieder entronnen zu sein, ging‘s hinter Vänersborg kurzzeitig auf einem schönen Waldweg weiter gen Norden. Ich verlor mich in dem Gedanken solch Waldwege weiter zu fahren, wurde aber durch die Beschilderung viel zu verfrüht aus den Träumen gerissen und musste zurück auf Asphalt, was letztenendes auch nicht schlimm war. Nachdem ich mich an die Apfelbäume in Privatbesitz nicht herantraute wartete am Ende meiner heutigen Tour ein prall gefüllter Apfelbaum mit unzähligen rötlich schimmernden Äpfeln auf mich.
Dies war nun also meiner Chance mich etwas einzudecken. Wie sich später zeigte, war ich zu gierig und lies hier und da ein paar Äpfel für die Nachwelt zurück.
Das Nachtlager schlug ich erneut am Waldrand etwas abseits der Kiesstaße auf - wurde aber nicht vom Viehzeug, wenigstens aber vom knapp an mir vorbeirauschenden Rotwild verschont.



4. Tag (90,6 km, Ø 17,91 km/h)
Ich musste mir heute leider eingestehen, dass meine Knie mir mehr Probleme bereiteten als ich annahm und eventuell mein Pensum von angestrebten 100 km pro Tag nicht schaffen werde. Vom eigentlichen Plan nach Puls und somit fitness orientiert zu fahren konnte ich mich dann im selben Atemzug verabschieden. Auch das quietschen meiner Kette machte mich mehr und mehr wuschig. Ölen half nicht aber ein Malerischer See bot zumindest mir ein schönes Panorama. Und so ließ ich die Seele beim Fotografieren baumeln. Wenn dass so weiter geht, dann lässt es sich hier doch wunderbar aushalten.
Danach wartete Schweden mit seiner kanadischen Seite auf mich. Nadelwälder auf Felsigem Untergrund überzogen mit Moss und kleinen Sträuchern. Ein weiterer See zwang mich dann auch noch zu einer weiteren Pause - welch ein Leben, man kommt zwar nicht voran aber zumindest kann man genial abspannen (die zweite Pause innerhalb der ersten 25 km). Nachdem mich meine Beine bis nach Amal getragen haben und ein Netto etwas frischen Nachschub (Studentenfutter, Pringles, Toblerone, Bananen) brachte, ging‘s weiter als ich erwartet hätte. Auf der Suche nach einem geeigneten Zeltplatz gingen schätzungsweise 20 km ins Land. Da ich nicht wieder mit Mücken kämpfen wollte bog ich schlussendlich in einen Waldweg ein. Dieser brachte mich auch unweit der Straße auf eine Lichtung im Wald - ohne lästiges Viehzeug, welches mich ins Zelt vertrieben hätte. Zwar hatte ich wenig Hoffnung auf Sonne für den nächsten morgen, aber zumindest konnte ich noch die Abendsonne genießen.

5. Tag (100 km, Ø 19,10 km/h)
Während ich auf die Sonne wartete um mein Zelt zu trocknen (unerwarteter Weise schlängelte sich die Morgensonne durch die Bäume), nutzte ich die Zeit um mein Rad etwas zu putzen (insbesondere die Kette). Gegen 9 war Abfahrt und ich konnte sogar 2 Tourenradler begrüßen - es sollten die einzigen während meiner 4 ½ Wochen bleiben und jene waren zudem auf den Weg nach Süden.
Das Quietschen war immer noch mein steter Begleiter und bei einer Pause fiel mir zufällig meine Scheibenbremse auf - zwei, drei mal justiert und schon ging‘s in atemberaubender Stille weiter. Einzig das Surren meiner Reifen hallte durch die Luft. Die Laune stieg und ich genoss merklich entspannter die weitere Fahrt.
Gegen 13 Uhr kam ich in Karlstadt an - was für ein Wirrwar an schildern - links, rechts, rechts, links ..... Ein kurzer Stopp inkl. Blick auf die Karte half weiter. Ein älterer Herr mit Hund und Kater von der letzten Nacht half zudem, trug auch seinen Teil dazu bei - da fiel mir unweigerlich ein Auschschnitt von Rasta Knast ein - „swedisch punks are always drunk“.
Hinter Karlstadt warteten dann auf 88 km Radweg bis nach Radá auf mich- ziemlich flach aber angenehm zu fahren, so richtig schön zum heizen. Bei 27 km/h konnte ich den einen oder anderen locker überholen. Das Wetter war wie die letzten Tage schon fabelhaft, die Kilometer flogen nur so davon und so machte ich an einer Feldwiese halt in der Hoffnung morgen in aller Frische noch etwas vom Radweg zu haben. Die Wiese schaute auf den ersten Blick ideal aus, war aber vom Bewuchs her doch üppiger als ich annahm. Auf dem hinteren Teil der Wiese angekommen, Gepäck abgeschnallt. Und als hätten die Mücken nur darauf gewartet, stürzten sie sich just in diesem Moment auf mich. Da ich nun in der Zwickmühle saß - zwischen wieder zusammenpacken und zurück bzw. weiter auspacken und ab ins Zelt musste ich mich zügig entscheiden. Die Faulheit siegte und so beeilte ich mich so gut ich konnte beim Zeltaufbau, wischte das feuchte Zelt nur notdürftig aus und stieg in meine Sauna, triefend vor Schweiß (denn die Sonne prallte direkt auf das Zelt) konnte ich mich wenigstens über den effektiven Mückenschutz freuen.




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Vorgeplänkel
Da ich es am 16. August des Jahres 2009 vorzog gegen eine Schranke in der Dresdner Heide und nich daran vorbei zu fahren, war ich für ein halbes Jahr nicht im Stande Sport zu treiben. Nachdem ich mich dann im April/ Mai für dreieinhalb Wochen nach Schottland verzog und wieder langsam in Form kam, später dann im Juni mit Tommy nach Irland zog - weniger aktiv aber trotzdem spaßig, musste ich irgendwie noch einmal raus. In den Norden sollte es gehen - aber wie? Wieder zu Fuß oder einen Wohnwagen mieten - hmmm. Da ich im Juli spontan ein neues Rad kaufte, mehr oder weniger gezwungen, da mein altes, mit seinem verbeulten Rahmen, einen Totalschaden darstellte, wuchs in mir die Idee doch mal wieder mit Gepäck auf‘s Rad zu steigen. Gesagt getan, diverse Utensilien noch zusammengetragen und eine Route geplant. Mit der Fähre sollte es nach Schweden gehen um den Hick Hack mit dem Flugzeug zu umgehen. Der erste Plan sah vor von Rostock nach Trelleborg zu fahren und dann direkt in den Norden auf dem Sverigeleden. Später entschied ich mich dazu die Fähre von Kiel nach Göteborg beziehungsweise am Ende von Oslo nach Kiel zurück zu nehmen. Das heist, der Plan sollte im grunde eine Tour von Göteborg nach Oslo darstellen, wobei ich auf dem Sverigeleden nach Norden radeln wollte und dann auf norwegischer Seite zurück nach Oslo. Das alles klappte mehr oder weniger reibungslos.
Da wieder keiner mit wollte zog ich allein hinaus in die Welt und kehrte nach einem fantastischen Erlebnis glücklich und lebendig ohne größere Blessuren heim.
und so lief es ab.....

1. Tag (6,23 km)
Mit Kater und verklebten Augen quälte ich mich aus dem Bett. Angezogen, Zahn geputzt und los ging‘s. Das Rad stand bereits fertig gepackt bereit und musste nur noch das Treppenhaus hinunter getragen werden - eine tolle Tagesaufgabe für ein übermüdetes Individuum wie mich. Nach den ersten 100 m gingen mir die Beinlinge (gekauft am Vortag) durch den Kopf und das jene noch in meinem Rucksack liegen, original verpackt mit Kassenbon in der Globi-Tüte – also zurück, man will sie ja schließlich nicht umsonst gekauft haben. Auf dem Weg zum Bahnhof, fiel natürlich auch meine Wasserbulle (essentiell für einen dehydrierten Trinker!) vom Rad unter einen Transporter, also noch mal kriechen angesagt.
Glücklich im Zug sitzend (ja ich hab‘s geschafft, durch den Verkehr bis zum richtigen Gleis und den richtigen Zug) fiel mir ein anderer Radfahrer auf, der gerade sein Rad abstellte und abschloss – und dann schoss es mir mit geringer Verzögerung durch den Kopf: „wie schließe ich eigentlich mein Rad ab?“ Mein Schloss hab ich griffbereit auf das Gepäck geschnallt, nichts desto trotz hängt aber mein Schlüssel am Schlüsselbund, welches ich wiederum am Vorabend Sven überließ …, schließlich wollte ich nicht unnötig Schlüssel mit mir in Schweden herum schleppen oder gar Haustür und Briefkastenschlüssel vom Bund entfernen. Die Zugfahrt nach Kiel war ziemlich ereignislos, nur im IC hat‘s mich 2 mal gehoben und der Gedanke statt unnötiger Schlüssel nun ein unnötiges Schloss mit zu schleppen bereitete mir weiteres Unbehagen.
In Kiel angekommen – kurz orientiert und direkt zur Fähre. Nachdem man noch ‚ne Weile dem Entladeprozess zuschauen durfte (Fähre hatte 3 Stunden Verspätung) gab‘s auch noch Probleme mit meinem Boarding Pass und dem leicht inkompetenten Personal - nutzlos von A nach B geschickt um weiter zu C zu latschen um dann wieder bei A zu landen. Ein Pärchen, welches auch mit dem Rad unterwegs war, kam allerdings während meines hin und herwatschelns auch nicht auf die Fähre - eine Mischung aus Genugtuung und Ernüchterung machte sich bei mir breit. Kurz bevor es dann letztenendlich doch losgehen sollte wollte mir D helfen und schaffte auch nicht mehr als A und C zusammen - naja verwunderlich war das dann auch nicht mehr.
In meiner Kabine war ich dann leider auch nicht allein - ich sollte noch einen schnarchenden Zimmergenossen bekommen, welch freudige Überaschung. Die Fahrt an sich war aber sehr ruhig.
2. Tag (75,11 km, Ø 16,43km/h)
Lieblich von meinem Zimmergenossen, schwedischer Abstammung, geweckt worden (unter anderem auch diverse male in der Nacht durch etaige Toilettengänge) stand ich gegen 6 vor der Kabine und machte mich auf die Suche nach einem gemütlichen Fleckchen um mein Büchle zu schreiben, lesen und das Frühstück zu erwarten. Um 7 Uhr war es dann soweit und ich schlug mir den Magen voll, in Erwartung einen nicht wenig anstrengenden Tag vor mir zu haben. Halb 10 ging‘s dann runter zu Ladebucht und ich belud mein Fahrrad. Ein Kurzer Plausch mit dem Pärchen ergab, dass sie weniger Erfahrung haben und auf den Weg gen Süden an der Küste entlang sind.
Gegen 10 fiel der Startschuss und Ich fuhr irgendwie mehr oder weniger planlos drauflos, im Hinterkopf einen Bankautomaten und grob in Richtung Norden. Irgendwie kam ich dann sogar auf den Sverigeleden und fuhr Stadt einwärts, ein Bankautomat ließ sich auftreiben aber der Sverigeleden war auch bei Zeiten wieder verschwunden. Also kämpfte ich mich weiter irgendwie durch gen Norden, entlang der E 45. Hier und da fuhr ich auf dem Sverigeleden aber ich verlor ihn wieder, weshalb ich mich dann bis Kungälv an die E45 gehalten habe. Eine eher ungemütliche Strecke, auf Grund des Regen Verkehrsaufkommens aber ich hatte nur eins im Sinn „So schnell wie möglich in den Norden der Welt“ und da wird auch in Kauf genommen vorzeitig über den Haufen gefahren zu werden - zumindest an den Stellen ohne Standstreifen.


Ab Kungälv wurde es dann glücklicherweise Abseits der E45 merklich ruhiger, aber irgendwie machte sich jetzt der Wind daran, mein Unterfangen etwas Würze zu verleihen. Man lernte jedes Stückchen Wald schätzen und freute sich auf jedes weitere, welches man am Horizont ausmachen konnte. Dafür verwöhnte mich aber die Sonne mit mehr als angenehmen Temperaturen zum Radfahren zwischen 15 und 20°C. Als meine Beine nach 65 km nicht mehr wirklich wollten und meine Motivation dem Nullpunkt entgegen raste, vorwärts ging‘s schließlich langsamer als erhofft, hielt ich Ausschau nach einem geeigneten Zeltplatz. Nicht so einfach, keine gewöhnlichen Ortschaften nur immer hier und da ein Haus aber keine richtige Nische für mich. Letzten Endes fand ich ein kleines Fleckchen am Waldrand, verdeckt durch ein paar Bäume.
Etwas ungewiss, was mich die nächsten Wochen so erwarten würde, legte ich mich schlafen, nicht ahnend, dass am späteren Abend noch zwei Hirsche aus dem Wald, recht knapp an meinem Zelt vorbei, geschossen kommen würden - naja, dass kann ja was werden ...
3. Tag (85,35 km, Ø 17,51 km/h)
Ein feuchtes Erwachen, alles nass - aber egal, Zusammengepackt und los geht‘s, man will ja schließlich weiter und wenn möglich weiter als gestern. Schnell noch ein paar Äpfel vom Baum nebenan geschnappt und das Frühstück um ein paar Vitamine ergänzt. Subjektiv gestärkt ging es weiter auf dem Sverigeleden (auf dem ich mich unwissend befand), welcher mich weiter über Flachland mit viel Wald führte. Die Städte links liegen gelassen und heil froh ohne großes Verfahren wieder entronnen zu sein, ging‘s hinter Vänersborg kurzzeitig auf einem schönen Waldweg weiter gen Norden. Ich verlor mich in dem Gedanken solch Waldwege weiter zu fahren, wurde aber durch die Beschilderung viel zu verfrüht aus den Träumen gerissen und musste zurück auf Asphalt, was letztenendes auch nicht schlimm war. Nachdem ich mich an die Apfelbäume in Privatbesitz nicht herantraute wartete am Ende meiner heutigen Tour ein prall gefüllter Apfelbaum mit unzähligen rötlich schimmernden Äpfeln auf mich.
Dies war nun also meiner Chance mich etwas einzudecken. Wie sich später zeigte, war ich zu gierig und lies hier und da ein paar Äpfel für die Nachwelt zurück.
Das Nachtlager schlug ich erneut am Waldrand etwas abseits der Kiesstaße auf - wurde aber nicht vom Viehzeug, wenigstens aber vom knapp an mir vorbeirauschenden Rotwild verschont.



4. Tag (90,6 km, Ø 17,91 km/h)
Ich musste mir heute leider eingestehen, dass meine Knie mir mehr Probleme bereiteten als ich annahm und eventuell mein Pensum von angestrebten 100 km pro Tag nicht schaffen werde. Vom eigentlichen Plan nach Puls und somit fitness orientiert zu fahren konnte ich mich dann im selben Atemzug verabschieden. Auch das quietschen meiner Kette machte mich mehr und mehr wuschig. Ölen half nicht aber ein Malerischer See bot zumindest mir ein schönes Panorama. Und so ließ ich die Seele beim Fotografieren baumeln. Wenn dass so weiter geht, dann lässt es sich hier doch wunderbar aushalten.
Danach wartete Schweden mit seiner kanadischen Seite auf mich. Nadelwälder auf Felsigem Untergrund überzogen mit Moss und kleinen Sträuchern. Ein weiterer See zwang mich dann auch noch zu einer weiteren Pause - welch ein Leben, man kommt zwar nicht voran aber zumindest kann man genial abspannen (die zweite Pause innerhalb der ersten 25 km). Nachdem mich meine Beine bis nach Amal getragen haben und ein Netto etwas frischen Nachschub (Studentenfutter, Pringles, Toblerone, Bananen) brachte, ging‘s weiter als ich erwartet hätte. Auf der Suche nach einem geeigneten Zeltplatz gingen schätzungsweise 20 km ins Land. Da ich nicht wieder mit Mücken kämpfen wollte bog ich schlussendlich in einen Waldweg ein. Dieser brachte mich auch unweit der Straße auf eine Lichtung im Wald - ohne lästiges Viehzeug, welches mich ins Zelt vertrieben hätte. Zwar hatte ich wenig Hoffnung auf Sonne für den nächsten morgen, aber zumindest konnte ich noch die Abendsonne genießen.

5. Tag (100 km, Ø 19,10 km/h)
Während ich auf die Sonne wartete um mein Zelt zu trocknen (unerwarteter Weise schlängelte sich die Morgensonne durch die Bäume), nutzte ich die Zeit um mein Rad etwas zu putzen (insbesondere die Kette). Gegen 9 war Abfahrt und ich konnte sogar 2 Tourenradler begrüßen - es sollten die einzigen während meiner 4 ½ Wochen bleiben und jene waren zudem auf den Weg nach Süden.
Das Quietschen war immer noch mein steter Begleiter und bei einer Pause fiel mir zufällig meine Scheibenbremse auf - zwei, drei mal justiert und schon ging‘s in atemberaubender Stille weiter. Einzig das Surren meiner Reifen hallte durch die Luft. Die Laune stieg und ich genoss merklich entspannter die weitere Fahrt.
Gegen 13 Uhr kam ich in Karlstadt an - was für ein Wirrwar an schildern - links, rechts, rechts, links ..... Ein kurzer Stopp inkl. Blick auf die Karte half weiter. Ein älterer Herr mit Hund und Kater von der letzten Nacht half zudem, trug auch seinen Teil dazu bei - da fiel mir unweigerlich ein Auschschnitt von Rasta Knast ein - „swedisch punks are always drunk“.
Hinter Karlstadt warteten dann auf 88 km Radweg bis nach Radá auf mich- ziemlich flach aber angenehm zu fahren, so richtig schön zum heizen. Bei 27 km/h konnte ich den einen oder anderen locker überholen. Das Wetter war wie die letzten Tage schon fabelhaft, die Kilometer flogen nur so davon und so machte ich an einer Feldwiese halt in der Hoffnung morgen in aller Frische noch etwas vom Radweg zu haben. Die Wiese schaute auf den ersten Blick ideal aus, war aber vom Bewuchs her doch üppiger als ich annahm. Auf dem hinteren Teil der Wiese angekommen, Gepäck abgeschnallt. Und als hätten die Mücken nur darauf gewartet, stürzten sie sich just in diesem Moment auf mich. Da ich nun in der Zwickmühle saß - zwischen wieder zusammenpacken und zurück bzw. weiter auspacken und ab ins Zelt musste ich mich zügig entscheiden. Die Faulheit siegte und so beeilte ich mich so gut ich konnte beim Zeltaufbau, wischte das feuchte Zelt nur notdürftig aus und stieg in meine Sauna, triefend vor Schweiß (denn die Sonne prallte direkt auf das Zelt) konnte ich mich wenigstens über den effektiven Mückenschutz freuen.




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